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2. August 2008, 15:32   #1
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
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GEZ-Denunzianten - Jeder 5. Ossi würde einen Schwarzseher verraten

... da fragt man sich dann doch, wieviel Stasi- bzw. IM-Mentalität noch immer in unseren Brüdern und Schwestern aus der Ostzone steckt, wenn tatsächlich 21 Prozent von ihnen dazu bereit wären, ihre Nachbarn zu verpfeifen. Und das fast zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall.

Der Unterschied zu den Wessis ist beträchtlich, da sich in den alten Bundesländern nur gerade mal 9 Prozent als freiwillige Spitzel zur Verfügung stellen würden, obwohl ich meine, daß auch das schon zu viel ist. Aber der GEZ-Gebührentopf - derzeit über 7 Milliarden Euro - will halt immer randvoll gefüllt sein. Und deshalb freut man sich jetzt natürlich bei ARD und ZDF über die von der "Bild am Sonntag" in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Emnid-Instituts:

12% würden „Schwarzseher“ bei GEZ anzeigen

Petzen bei GEZ: Jeder achte Bundesbürger würde Schwarzseher denunzieren

Dieselben Leute würden wohl auch Hartz-IV-Empfänger denunzieren, wenn sich diese nicht ganz ordnungsgemäß verhalten sollten. Also, wen es betrifft: Seht zu, daß Ihr Euren Ferrari lieber ein paar Straßen weiter parkt ;-)

Obwohl mir eigentlich das Lachen im Halse stecken bleibt, denn einen so großen Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern hätte ich dann doch nicht erwartet.

Gruß Ben
 
2. August 2008, 16:08   #2
Boomer
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Registriert seit: January 2001
Beiträge: 2.007
Tja, Ben-99, auch wenn dir jetzt der Geifer im Gesicht gefriert: ich teile deine Meinung.

Für mich stellt sich aber die grundsätzliche Frage, was -offensichtlich- immer mehr Menschen zum Denunziantentum treibt. Denn es geht meiner Meinung nach ja nicht nur um GEZ-Gebühren oder dem Verhalten von Hartz-IV Empfängern.

Ob der Hausflur nicht geputzt, der Müll nicht richtig entsorgt, daß Auto des Nachbarn falsch geparkt, u.s.w., u.s.w. Möglichkeiten, andere anzuschwärzen, gibt es zuhauf.

Doch was bewegt die Menschen dazu? Ich habe für das denunziante Verhalten keine wirkliche Erklärung.
 
2. August 2008, 17:00   #3
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... der Hang zum Denunzieren ist den meisten Menschen bereits in die Wiege gelegt worden. Bei manchen ist es Mißgunst oder purer Neid, andere erhoffen sich Vorteile durch ihr unterwürfiges Verhalten gegenüber das, was sie als "Obrigkeit" empfinden. Das fängt schon im Schulalter an, wenn man dem Lehrer gern die Tasche trägt. Dieselben Leute lachen später dann auch am lautesten, wenn ihr Chef mal einen Witz gemacht hat. Und natürlich freut er sich, wenn man ihm ein paar vertrauliche Infos über die Kollegen zusteckt.

Das ist nicht schön, aber längst bekannt. Und genau deshalb interessiert mich auch viel mehr, warum es zwischen Ossis und Wessis in dieser Hinsicht so große Unterschiede gibt. Mich hätte das Ergebnis nicht gewundert, wenn die Umfrage kurz nach der Wiedervereinigung in Auftrag gegeben worden wäre. Damals waren die Menschen in den neuen Bundesländern quasi noch nicht reif für eine Demokratie und glaubten ja auch zum Beispiel an die Märchen eines Helmut Kohl, der ihnen "blühende Landschaften" zum Nulltarif versprach, damit er als Kanzler wiedergewählt wird.

Aber allmählich müßten sich die Deutschen aus Ost und West doch eigentlich angeglichen haben. Schließlich hatten wir alle dafür 19 Jahre Zeit. Doch wie man sieht, ist die Realität ganz anders. Und wer weiß, auf welchen Gebieten sich Deutsche sonst noch unterscheiden, wenn sie nicht im selben politischen System aufgewachsen sind.

Gruß Ben
 
2. August 2008, 17:22   #4
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
1. Ich finde Denunzianten prinzipiell - Scheisse - und ich würden keinen Schwarzseher anzeigen.

2. trotzdem gibts einen Punkt, über den es sich lohnt, zu diskutieren:

Ist es wirklich verwerflich, gegen Steuerhintezieher, Schwarzseher, Schwarzfahrer, Korruption, Vetternwirtschaft usw. zu sein?

Oder haben wir ein Staatsverständnis, das Solidarität als Grundlage dieses Gemeinwesens akzeptiert. Daraus würde nämlich folgen, es zum "guten Benehmen" gehörig zu empfinden, nicht aus einer Solidargemeinschaft auszuscheren.

Wer z.B. gegen diese elenden Zwangsgebühren ist und sich der Zahlung entzieht, nimmt billigend in Kauf, dass andere für ihn mitzahlen. Ob das nun der richtige Weg ist?

Vielleicht haben Ossies ja nur ein anderes Solidaritätsverständnis..... vielleicht sogar ein besseres, als ich!

tschao

jupp11
 
2. August 2008, 17:34   #5
Boomer
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Registriert seit: January 2001
Beiträge: 2.007
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
Mich hätte das Ergebnis nicht gewundert, wenn die Umfrage kurz nach der Wiedervereinigung in Auftrag gegeben worden wäre.
Mich auch nicht, wobei der Unterschied von gerade mal 3% nicht als dramatisch zu bezeichnen ist.

Zitat:
Aber allmählich müßten sich die Deutschen aus Ost und West doch eigentlich angeglichen haben.
Eigentlich schon, hätten sie nicht das Recht, dem Wunsch des Gedanken nicht zu folgen.

Zitat:
Und wer weiß, auf welchen Gebieten sich Deutsche sonst noch unterscheiden, wenn sie nicht im selben politischen System aufgewachsen sind.
Arme Kinder sind auf reiche neidisch, reiche Kinder auf arme. Es kommt auf den Blickwinkel an. Hinsichtlich Mißgunst und Denunziatentum meine ich, daß das politische System nicht zwingend die Grundlage ist.
 
2. August 2008, 17:51   #6
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... wohl eher selten, Boomer, daß reiche Kinder auf arme neidisch sind. Und es ist doch wohl ein großer Unterschied, Jupp, ob man prinzipiell gegen Vetternwirtschaft, Korruption, Steuerhinterziehung, Schwarzfahren, etc. ist oder ob man auch selbst aktiv wird, indem man diese Mitbürger an die staatlichen Stellen verrät. Bei Steuersündern klappt das übrigens auch prima anonym. Aber die haben ja dann noch Zeit, sich selbst anzuzeigen, um somit straffrei auszugehen.

Gerade dies zeigt doch, wie erbärmlich korrupt unser Justizsystem in dieser Hinsicht ist. Denn man ist nur auf die Kohle dieser kriminellen Millionäre scharf und läßt sie danach laufen, während man immer öfter arme Schweine ins Gefängnis steckt, weil sie beim Schwarzfahren in der U-Bahn erwischt worden sind und hinterher die Geldstrafe nicht bezahlen können. Wirklich tolle "Solidargemeinschaft".

Die müßte auch für alle Firmen gleich gelten - zum Beispiel auch für die Konzerne der Unterhaltungsindustrie, die mit Musik-CDs und Movie-DVDs ihr Geld verdienen. Ich behaupte, daß jeder von uns mindestens einen Mitbürger kennt, der sich schon mal Musik und Filme für lau aus dem Netz gezogen hat. Wenn man diese Leute denunzieren würde, könnte man dann sogar noch stolz darauf sein, einen wichtigen Beitrag für die "Grundlage des Gemeinwesens" geleistet zu haben?

Gruß Ben
 
2. August 2008, 20:35   #7
Sacki
Dummschwätzer
 
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Beiträge: 3.365
Der übelste Typ im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant.

Eine ganz besondere Gattung sind Hausmeister, Pförtner, pensionierte Polizisten, Frührentner, Jungesellen und Witwer.

Wobei auf die meisten Hausmeister auch heute noch der Begriff "Blockwart" zutreffen würde.
 
2. August 2008, 23:11   #8
Grahid
 
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Beiträge: 17
Vielleicht kommt es ein ganz kleines bisschen auch darauf an, wer warum von wem denunziert wird!

In dem Zusammenhang möglicherweise auch ein kleiner Blick darauf, dass (fast) jeder Müll den Einer anrichtet von Anderen weggeschafft werden muss!

Das ist zumindest eine Überlegung wert!
 
3. August 2008, 05:07   #9
Boomer
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Beiträge: 2.007
Zitat:
Aber allmählich müßten sich die Deutschen aus Ost und West doch eigentlich angeglichen haben.
Dazu ist mir noch eingefallen, daß eine Angleichung bis zum Endziel Gleichheit eigentlich gar nicht (mehr) möglich ist; zumindest nicht auf absehbare Zeit.

Denn allmonatlich wird mir bei Betrachtung meiner Gehaltsabrechnung klar, daß der Osten Deutschlands wohl ein bischen gleicher ist, denn nach wie vor zahlen wir einen Solidaritätszuschlag Ost. Einen Solidaritätszuschlag, der ursprünglich auf 10 Jahre festgelegt war und dem Aufbau Ost dienen sollte.

Das hat er sicherlich auch getan, doch heute erfüllt er nur noch den Zweck, die mittlerweile herunter gewirtschafteten Haushaltskassen (o.k., hier erkenne ich eine Angleichung zum Westen) aufzubessern.
 
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