Skats

Datenschutzerklärung Letzten 7 Tage (Beiträge) Stichworte Fussball Tippspiel Sakniff Impressum
Zurück   Skats > Interessant & Kontrovers > Das Leben
Registrieren Hilfe Benutzerliste Kalender Alle Foren als gelesen markieren


 
 
30. April 2006, 14:37   #151
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
30. April 1916: Deutschland führt als weltweit erstes Land die Sommerzeit ein

Die Sommerzeit ist die im Sommerhalbjahr meist um eine Stunde vorgestellte Uhrzeit einer Zeitzone.

Begriff

Der offizielle Ausdruck „Normalzeit“ (auch „Echtzeit“) wird umgangssprachlich auch als Winterzeit bezeichnet. Aber nur die Sommerzeit stellt mit ihrer Verschiebung zur normalen Zeit eine Besonderheit dar und wird als solche bezeichnet.

Mitteleuropäische Sommerzeit

In den Staaten Mitteleuropas gilt die mitteleuropäische Sommerzeit (Zeitzonenbezeichnung MESZ) vom letzten Sonntag des Monats März bis zum letzten Sonntag des Monats Oktober jeweils 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) (welches 3 Uhr MESZ entspricht). Um die doppelt erscheinenden Stunden von 2 bis 3 Uhr am Ende der Sommerzeit unterscheiden zu können, wird die Stunde vor der Zeitumstellung mit 2A Uhr, die Stunde nach der Umstellung mit 2B Uhr bezeichnet.

Geschichte

Eingeführt wurde die Zeitumstellung erstmals 1916 in Irland. Die Bezeichnung, die man dort für die Zeitumstellung fand, „Daylight Saving Time“ (wörtl. übersetzt: "Tageslicht sparende Zeit"), beschreibt den Zweck, nämlich die Stundenzahl mit nutzbarem Tageslicht zu vergrößern. Das erste Land der Welt, welches jedoch tatsächlich die Uhren umstellte, war am 30. April 1916, 3 Wochen vor den Iren, Deutschland.

Deutschland

In den Ländern der Europäischen Union wurde die Zeitumstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit im Jahr 1980 wieder eingeführt. Als wichtiger Grund galt die Überzeugung, durch eine bessere Nutzung des Tageslichts Energie sparen zu können. Diese Überlegung war insbesondere noch eine Nachwirkung aus der Zeit der Ölkrise in Deutschland 1973. Ein weiterer Grund war zudem die Anpassung an Nachbarländer, die diese Regelung schon früher eingeführt hatten. Die Bundesrepublik und die DDR führten die Sommerzeit zugleich ein, dies sollte einer Harmonisierung dienen. In der DDR regelte die Verordnung über die Einführung der Sommerzeit vom 31. Januar 1980 die Umstellung.

In Deutschland wird die Zeitumstellung durch das Zeitgesetz geregelt. Die mitteleuropäische Sommerzeit beginnt jeweils am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Zum Zeitpunkt des Beginns der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Die Sommerzeit endet jeweils am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Zum Zeitpunkt des Endes der Sommerzeit wird die Stundenzählung um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.

Für die technische Umsetzung der Zeitumstellungen ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Die PTB programmiert die impulsgebenden Atomuhren in Braunschweig. Diese gleicht die Atomuhrzeit mit der Uhr am Langwellensender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt (Main) ab, der von dort Zeitsignale ausstrahlt. Sie gehen an alle öffentlichen und privaten Funkuhren, an die Steuertechnik von Kraft- und Umspannwerken, Anlagen der Flugsicherung und rund 50.000 Verkehrsampeln.

Die Zeitdifferenz zur Weltzeit UTC (früher Greenwich Mean Time GMT) beträgt während der Sommerzeit +2 Stunden, während der Normalzeit +1 Stunde.

Liste aller Staaten mit Sommerzeit

Die folgenden Listen basieren auf Daten von 2004.
Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (außer Island)
Staaten, in denen eine Sommerzeit im selben Zeitraum wie in der Europäischen Union gilt:
Albanien, Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Georgien, Kasachstan (ab 2005 abgeschafft), Kirgisistan, Kroatien, Libanon, Liechtenstein, Mazedonien, Moldawien, Norwegen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien und Montenegro, Türkei, Ukraine
Staaten, in denen eine Sommerzeit in einem anderen Zeitraum gilt:
Afghanistan, Ägypten, Australien (teilweise), Bahamas, Bermuda, Brasilien, Chile, Iran, Israel, Kanada (teilweise), Kuba, Mexiko, Mongolei (teilweise), Namibia, Neuseeland, Pakistan, Palästinensische Autonomiegebiete, Paraguay, Syrien, USA (teilweise)

Pro und Kontra

Das ursprünglich verfolgte Ziel der Energieeinsparung konnte durch die Sommerzeit laut Expertenaussagen in Deutschland nicht erreicht werden. Demnach fällt die Energiebilanz sogar negativ aus (Vorteil für die Energielieferanten und Vorteil für den Staat durch höhere Steuereinnahmen), da durch das verschobene Aufstehen die Heizperiode verlängert wird und allerlei Aufwände für die Umstellungsprozeduren anfallen. Trotzdem wurde die Sommerzeit nach Ablauf der „Probezeit“ beibehalten, da ein Teil der Bevölkerung die (scheinbar) längere Helligkeit der Sommerabende befürwortet. Der Anteil der Befürworter in der Bevölkerung ist seit mehreren Jahren rückläufig und liegt zur Zeit bei ca. 51%. In den USA wurde während einer Probephase mit früherem Beginn der Sommerzeit 1974-1975 ein 1%-iger Rückgang des gesamten Elektrizitätsverbrauches gemessen.

Während Befürworter der Sommerzeit argumentieren, es sei für Menschen natürlich, eher abends das Leben zu genießen, wodurch ihre Produktivität erhöht wird, argumentieren die Gegner, die Anpassung an den neuen Tagesrhythmus dauere mehrere Tage, sei gesundheitsschädlich und verringere während der Umstellungsphase die Produktivität. Der durch die Umstellung entstehende Aufwand sei zu hoch, um die Vorteile zu rechtfertigen. Nicht wenige befürworten deshalb, die Sommerzeit zur Normalzeit zu erklären, um so das längere Abendlicht genießen zu können, ohne sich umstellen zu müssen. Es ist unwahrscheinlich, dass die EU sich darauf einigen können wird.

Als Nachteil ist zusätzlich zu bemerken, dass sich die Zeit nicht mehr am Stand der Sonne orientiert (Ortszeit). Durch die Normierung der Zeit in den Zeitzonen kommt es zu Abweichungen von der Ortszeit im Minutenbereich: durch die Sommerzeit zu einer Verschiebung um eine Stunde, die sich in Deutschland allen Orten westlich von Görlitz der Abweichung von der Sonnenzeit aufaddiert.

Der alte Mittag teilte den Tag symmetrisch: so wie die Sonne bis zu Mittag auf ihren höchsten Stand steigt, hob sich der Zeiger der Uhr, und sank dann wieder, wie die Sonne sich senkt. Wenn die Sonne um 7:00 Uhr morgens aufgeht, geht sie um 17:00 Uhr unter, wenn sie um 8:00 aufgeht, um 16:00 usw. usf. (Zumindest gilt das für den 15. Längengrad, auf den sich die MEZ bezieht.) Durch die Sommerzeit wird das Zeitempfinden von diesen Vorstellungen abgekoppelt, da die Sonne dann erst um 13:00 Uhr (+ die Minuten der Abweichung von der Ortszeit, siehe Zeitgleichung) ihren höchsten Stand erreicht und die "Spiegelung" bzw. Teilung in die erste und zweite Tageshälfte um 13:00 Uhr erfolgt, d.h. wenn die Sonne um 6:00 Uhr aufgeht, geht sie um 20:00 Uhr unter (nach der Sonnenzeit geht sie um 5:00 auf und 19:00 unter).

Weiteres
 
1. May 2006, 12:02   #152
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
1. Mai 1890: Der Erste Mai wird im Gedenken an die Haymarket Riot erstmals begangen

Am 1. Mai 1886 begann in Chicago (Illinois, USA) ein mehrtägiger, von den Gewerkschaften organisierter Streik, um eine Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden durchzusetzen. Die mit diesem und den darauf folgenden Tagen verbundenen Ereignisse begründeten die Tradition der internationalen Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften, den 1. Mai zum „Kampftag der Arbeiterklasse“ zu erklären.

Als am 3. Mai die Polizei einschritt, um eine Versammlung von Streikenden nahe dem McCormick Erntemaschinen-Betrieb aufzulösen, wurden sechs Arbeiter getötet und einige weitere verletzt. In der folgenden Nacht versammelte sich eine Menge von mehreren tausend Streikenden und marschierte zum Haymarket-Square. Wiederum versuchte die Polizei, auch unter dem Eindruck der gewalttätigen Auseinandersetzungen zuvor, die Versammlung aufzulösen. Der Protestmarsch wurde aber fortgesetzt und verlief friedlich. Auch der Bürgermeister der Stadt, Carter Harrison Sr., ging, nachdem er die Lage überprüft hatte, früh nach Hause.

Die Lage eskalierte am nächsten Tag, dem 4. Mai, als jemand eine Bombe in die Menge warf, die sich wieder am Haymarket-Square versammelt hatte. Zwölf Menschen starben, der Polizist Mathias J. Degan noch am Ort des Geschehens, und sieben weitere Polizisten erlagen später ihren Verletzungen. Die Polizei eröffnete daraufhin das Feuer und tötete und verletzte eine unbekannte Zahl von Protestierenden. Da einige der Redner dieses Tages Anarchisten gewesen waren, ging man davon aus, dass ein Anarchist die Bombe geworfen hatte. Ein Beweis für eine solche Verbindung konnte allerdings nicht erbracht werden.

Obgleich niemand überhaupt den Bombenwerfer erkannt hatte, wurden acht Männer, welche den Streik mitorganisiert hatten, angeklagt und für schuldig befunden. Es gab keine Beweise für eine Verbindung der Angeklagten zu dem Bombenanschlag. Vielmehr argumentierte Richter Joseph Gary, dass der Bombenwerfer auf Grund der Ideen der Männer gehandelt hatte und diese damit ebenso schuldig wären, als hätten sie selbst den Anschlag verübt. Albert Parsons, August Spies, George Engel und Adolph Fischer wurden gehängt. Louis Lingg beging in seiner Zelle Selbstmord mit einer geschmuggelten Stange Dynamit, durch die er sich selbst enthauptete (Eine Quelle spricht von einer Revolverpatrone, welche zwischen die Zähne geklemmt, mittels einer Kerze zur Explosion gebracht wurde). Oscar Neebe wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Todesurteile von Michael Schwab und Samuel Fielden wurden von Gouverneur Richard James Oglesby in lebenslange Haft umgewandelt.

Die Verurteilungen führten zu einem Aufschrei in internationalen Arbeiterkreisen und Protesten rund um die Welt.

August Spies wird weiterhin mit den Worten zitiert:
„Die Zeit wird kommen, wo unser Schweigen stärker ist, als die Stimmen, die Sie heute erdrosseln.“

Am 26. Juni 1893 erließ der Gouverneur von Illinois John Peter Altgeld einen Gnadenerlass für Samuel Fielden, Oscar Neebe und Michael Schwab. Altgelds Gnadenerlass gab nicht nur die drei restlichen Männer frei, es besiegelte auch sein eigenes politisches Ende.

1889 wurde eine 9 Fuß (2,74 m) hohe Bronzestatue eines Chicagoer Polizisten nahe dem Ursprungsort des Aufstands aufgestellt. Die Statue war ein Thema, über das lange debattiert wurde. Die Errichtung wurde als Akt der Provokation betrachtet. Nachdem sie von ihrer ursprünglichen Position verschoben worden war, wurde sie mindestens zweimal gesprengt, bevor sie in der Vorhalle des Polizeihauptquartiers aufgestellt wurde.

Am ursprünglichen Aufstellungsort wurde eine quadratförmige Bronzeplakette angebracht, auf der zu lesen ist:
„A decade of strife between labor and industry culminated here in a confrontation that resulted in the tragic death of both workers and policemen. On May 4, 1886, spectators at a labor rally had gathered around the mouth of Crane's Alley. A contingent of police approaching on DesPlaines Street were met by a bomb thrown from just south of the alley. The resultant trial of eight activists gained worldwide attention for the labor movement, and initiated the tradition of „May Day“ labor rallies in many cities.“
„Ein Jahrzehnt des Streits zwischen Arbeitern und Industrie gipfelte hier in einer Konfrontation, die zum tragischen Tod von Arbeitern und Polizisten führte. Am 4. Mai 1886 hatten sich Zuschauer an einer Arbeiterversammlung am Anfang der Crane's Alley eingefunden. Ein Kontingent der Polizei, von der DesPlaines Street kommend, wurde durch eine Bombe getroffen, die aus dem Süden der Gasse geworfen wurde. Das darauf folgende Verfahren gegen acht Aktivisten gewann weltweite Aufmerksamkeit für die Arbeiterbewegung und leitete die Tradition des „Ersten Mai“ mit seinen Arbeiterversammlungen in vielen Städten ein.“

gewidmet am 25. März 1992
Bürgermeister Richard M. Daley

Weiteres
 
2. May 2006, 08:29   #153
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
2. Mai 1936: Peter und der Wolf von Prokofjew wird in Moskau uraufgeführt

Peter und der Wolf ist ein musikalisches Märchen von Sergej Prokofjew, das am 2. Mai 1936 uraufgeführt wurde.

Die handelnden Personen werden durch verschiedene Instrumente dargestellt. Es handelt von dem Jungen Peter (Streicher), der zusammen mit seinem Großvater (Fagott) am Rand eines Waldes wohnt. Neben Peter und seinem Großvater spielen verschiedene Tiere eine Rolle, mit denen beide sprechen können. Seine Freunde, Katze, Vogel und Ente werden durch Klarinette, Querflöte und Oboe dargestellt.

Kurzhandlung
Eines Tages vergisst Peter trotz der Ermahnungen seines Großvaters die Gartentür zu schließen, und der Wolf (Hörner) schleicht sich aus dem Wald und frisst die Ente, weil er hungrig ist. Am liebsten würde er Peter zu seinem Hauptgericht machen, aber Peter klettert auf einen Baum und fängt den Wolf, indem der Vogel ihn ablenkt und er ihm eine Schlinge um den Schwanz wirft und bringt ihn zusammen mit einigen Jägern (Pauken), dem Vogel und seinem Großvater in den Zoo.


Weiteres
Geschichte mit Tonbeispielen
 
3. May 2006, 07:56   #154
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
3. Mai 1731: Erste Losung in Herrnhut - später Herrnhuter Losungsbuch

In Herrnhut wird zum ersten Mal eine „Losung“ für den folgenden Tag in den damals 32 Häuser des Ortes verteilt. In der Folge wird 1731 das erste „Herrnhuter Losungsbuch“ herausgegeben und danach bis heute ununterbrochen veröffentlicht werden

Die Herrnhuter Losungen bestehen aus einer Sammlung von kurzen Bibeltexten des alten Testamentes. Durch Auslosen wird für jeden Tag des Jahres einer dieser Verse festgelegt, der dem Leser als Leitwort oder guter Gedanke für den Tag dienen kann.

Aus dem neuen Testament wird durch einen Mitarbeiter der Herrnhuter Brüdergemeine ein so genannter "Lehrtext" gewählt, der üblicherweise in direktem oder thematischen Bezug zu dem gewählten Vers steht.

Ebenfalls wird durch die Mitarbeiter ein passendes Lied oder Gebet, der "Dritte Text" ausgesucht.

Zusätzlich angefügt sind

eine Lesung die sich auf das Kirchenjahr bezieht
eine fortlaufende Bibellese
Für Sonntage und kirchliche Festtage sind noch der jährlich wiederkehrende Wochenspruch, der Wochenpsalm und der Predigttext angegeben.

Die Losungen werden seit 1731 jährlich in Herrnhut gezogen. Sie erscheinen in verschiedenen Druckausgaben und auf elektronischen Medien. Es gibt auch kostenlose Versionen der Losungen für die Verwendung auf unterschiedlichsten Computer-Betriebssystemen, darunter Linux, Mac OS und mehrere PDA-Systeme, beispielsweise Palm Pilot.

Die Losungen sind in der gesamten Christenheit weltweit verbreitet und werden in viele Sprachen übersetzt (2004 in 50 Sprachen). Dabei werden die Bibeltexte wenn möglich aus den Bibelausgaben in der jeweiligen Sprache ausgesucht. Der Dritte Text wird aus dem Liedgut und der Frömmigkeit des jeweiligen Kulturkreises gewählt. In manchen Ausgaben gibt es noch zwei Liedverse (je einen zur Losung und zum Lehrtext).

Die Jahreslosung - ein biblisches Wort für das ganzes Jahr - wird zwar in der Losung vermeldet, entstammt aber nicht der Tradition der Brüdergemeine. Sie wird von der "Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen" festgelegt und verantwortet.

Literatur
Evangelische Bruder-Unität: Die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine. Geschichte - Entstehung - Verbreitung - Gebrauch; Herrnhut: Comenius Buchhandlung, ISBN 3-9807197-0-7; Basel: Friedrich Reinhardt Verlag, ISBN 3-7245-1253-8; 22003

Link
 
4. May 2006, 02:30   #155
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
4. Mai 1646: Kauf von Manhatten durch Peter Minuit - weiterer Boom von Neu-Amsterdam

Nieuw Amsterdam (deutsch Neu-Amsterdam) war von 1624 bis 1664 Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie Nieuw Nederland (Neu-Niederland) auf dem weitläufigen Gebiet rund um das heutige Manhattan und wurde nach der Eroberung durch die Briten in New York umbenannt.

Geschichte

Anfänge der niederländischen Besiedlung

Henry Hudson erkundete 1609 die heutige New York Bay, und erkannte die wirtschaftliche Bedeutung des Gebietes, das ihm durch seinen Pelzreichtum auffiel. Zwischen den Jahren 1611 und 1614 erforschten u.a. die Niederländer Adriaen Block und Hendrick Christiansz den Küstenstreifen. Mit der Zeit entwickelte sich dort die Siedlung Nieuw Amsterdam, die sich zur wichtigsten Siedlung Nieuw Nederlands entwickelte.

Minuits Kauf von Manhattan

1625 und 1626 erreichte der in den Diensten der Niederländischen Westindien-Kompanie (WIC) stehende Peter Minuit, ein in Wesel geborener Geschäftsmann und Sohn wallonischer Glaubensflüchtlinge, Nieuw Nederland. In seiner Funktion als Direktor der Kolonie kaufte er 1626 den Eingeborenen, vielleicht ein Zweig der Lenni Lenape Indianer, die sie „Manna-hatta“ (hügelige Insel) nannten, das Eiland für 60 Gulden ab. Diese Zahl stammt aus einem Brief von Peter Schagen an die Westindien Kompanie: die überlieferte Umrechnung in 24 US-Dollar, die einen Umrechnungskurs aus dem 19. Jahrhundert benutzten, sind nicht besonders aussagekräftig. Man kann den Preis nicht ohne weiteres in unsere Zeit portieren, denn die Indianer hätten mit 60 Gulden nichts anfangen können, sie wurden also mit Waren im Wert von 60 Gulden bezahlt.

Wirtschaft und weitere Entwicklung

Um die Selbstversorgung der Siedlung mit Lebensmitteln zu verbessern, wurden außerhalb der Stadtgrenzen, nördlich der heutigen Wallstreet Bauernhöfe (niederländisch: bouwerie) angelegt, von denen sich der Name des New Yorker Stadtviertels Bowery herleitet. Am 2. Februar 1653 erhielt Nieuw Amsterdam Stadtrechte.

Einnahme der Stadt durch die Briten

Im Jahr 1664, kurz vor Ausbruch des zweiten englisch-niederländischen Seekriegs, wurde Nieuw Amsterdam von den Briten erobert. Gegen den Willen Petrus Stuyvesants, möglicherweise aufgrund seiner Unbeliebtheit, ergaben sich die Niederländer kampflos. Nachdem die Kolonie Jakob, Herzog von York, einem Bruder des Englischen Königs Karl II., zugesprochen worden war, wurde Nieuw Amsterdam in New York umbenannt.

Weiteres mit Kartenmaterial
 
5. May 2006, 09:29   #156
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
5. Mai 1995: Ray Santilli veröffentlicht einen Film über eine Alien-Autopsie

Der Santilli-Film erlangte dadurch Bekanntheit, dass er die "angebliche" Autopsie eines Außerirdischen im Jahre 1947 dokumentiert. Heute ist nachgewiesen, dass es sich bei dem Film um eine Fälschung handelt (siehe Fazit).

Hintergrund
Am 5. Mai 1995 präsentierte Ray Santilli, ein Filmproduzent aus London, den Film zum ersten Mal öffentlich vor Vertretern der Presse und einigen UFO-Forschern. Das Filmmaterial wird daher nach ihm als so genannter Santilli-Film oder Santilli-Footage (dt. Santilli-Filmmaterial) bezeichnet. Santilli behauptet, er habe den Film von einem ehemaligen amerikanischen Militärkameramann erworben. Durch den Santilli-Film wurde die allgemeine Diskussion um Außerirdische und UFOs neu angeheizt und erstmalig erhielt die breite Öffentlichkeit Beweismaterial.

Der in schwarzweiß gedrehte, etwa 16 Minuten lange Film stellt die Autopsie einer Leiche (nachfolgend Außerirdischer genannt) dar, der im Jahre 1947 bei einer angeblichen UFO - Havarie wenige Wochen nach dem UFO-Absturz von Roswell vorgefunden worden sein soll. Der Außerirdische sei daraufhin vermutlich in ein Labor in Fort Worth, Texas gebracht und dort untersucht und obduziert worden. Laut Ray Santilli wurde der Film Anfang Juni 1947 gedreht. Der Kameramann hatte sich Sicherheitskopien des Materials gemacht, die er Jahrzehnte später an den Briten verkaufte.

Inhalt
Der "humanoide Außerirdische" hat die Größe eines etwa 12-jährigen Kindes, sein Körper ist völlig unbehaart und er weist keine offensichtlichen Geschlechtsorgane auf. Seine Extremitäten wirken im Vergleich zum Körper unproportioniert und er besitzt sowohl sechs Finger als auch sechs Zehen an Händen bzw. Füßen. Der Schädel ist verlängert, die Ohren stehen tief, die Ohrläppchen sind nur im Ansatz erkenntlich und die Nasenwurzel ist flach. Die Augen sind klein, stehen aber weit auseinander und liegen in tiefen Augenhöhlen. Sie sind mit Tränensäcken unterlaufen und wirken eingefallen. Der Mund mit sehr schmalen Lippen steht offen, Zähne sind nicht zu sehen. Insgesamt wirkt der Gesichtsausdruck nach menschlichem Eindruck "schmerzverzerrt". Das rechte Bein des Außerirdischen weist bereits zu Beginn des Filmes über dem Knie eine große Öffnung auf. Es geht aus dem Film nicht hervor, ob diese Verletzung bei der Autopsie geschah oder vorher. Nachdem zuerst zwei Seiten des Raums sowie der Außerirdische auch mit einigen Nahaufnahmen gefilmt worden sind, betreten zwei Pathologen das Labor und untersuchen daraufhin die Leiche, indem sie diese leicht betasten, das Armgelenk leicht drehen, in den Mund schauen sowie das verletzte Knie eingehend begutachten und dann das Kniegelenk mehrfach bewegen und anwinkeln. Später setzen sie mit dem Skalpell einige Schnitte im Halsbereich an, öffnen anschließend den Bauch und entnehmen einige Organe. Dann werden die Augen untersucht und eine Hornhaut oder Linse wird entfernt. Zum Schluss wird der Kopf untersucht, die Schädeldecke aufgesägt und das Gehirn entnommen.

Debatte
Der Film löste eine breite Debatte darüber aus, ob die vorgestellte Autopsie eines Außerirdischen realistisch sei, oder ob es sich lediglich um eine hervorragend gemachte Fälschung handle.

Zum einen wird in Frage gestellt, ob die im Film dargestellten Materialien sowie die Raumausstattung bereits im Jahre 1947 existiert haben können. Besonders wird dabei über ein schwarzes Wandtelefon diskutiert, welches im Hintergrund zu sehen ist und offensichtlich über ein gezwirbeltes Kabel verfügt. Recherchen der Befürworter des Materials ergaben jedoch, dass sowohl das Telefon wie auch das Spiralkabel 1947 bereits auf dem Markt waren. Der Kameramann, der die ganze Zeit um den Tisch herumgeht, um die Arbeit der Pathologen zu filmen, vermeidet jede Nahaufnahme der Ärzte sowie jede Aufnahme der anderen beiden Seiten des Raums. Die Belichtung im Raum ist schlecht und die Aufnahmen teilweise unscharf. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass die amateurhaft wirkenden Aufnahmen, das kleine Labor sowie die Tatsache, dass das Ärzteteam nur aus zwei Mann besteht, für eine Forschungsarbeit von so einmaliger und elementarer Bedeutung für die Menschheit unangemessen wirken. Andererseits ist der Aspekt der strikten Geheimhaltung zu beachten. Erstaunlich ist auch, dass die beiden Ärzte Strahlenschutzanzüge mit kleinen Glassichtfenstern tragen, obwohl am Fundort in Roswell keine radioaktive Verseuchung gemessen wurde. Als Schutz vor einer virologischen Verseuchung erscheinen die Anzüge ebenfalls unpassend, denn dafür hätten die Ärzte zusätzlich ein Atmungsgerät tragen müssen.

Des Weiteren wird die obduzierte "Leiche" selbst in Frage gestellt. Dabei könnte es sich einerseits um die echte Leiche eines Menschen handeln, der allerdings an einem genetischen Schaden wie z. B. C-Syndrom, Polydaktylie, Progerie oder dem Turner-Syndrom litt, dessen optische Krankheitsmerkmale dem Aussehen des dargestellten Außerirdischen sehr nahe kommen. Andererseits kommt auch eine hervorragend gemachte Filmattrappe in Frage. Letzteres wäre allerdings kaum denkbar, sollte der Santilli-Film tatsächlich in den 1940er Jahren gedreht worden sein, da zu diesem Zeitpunkt die Filmtricktechnik noch nicht so weit entwickelt war. Darüber hinaus wurden auch Pathologen zu Rate gezogen, um die Arbeit der im Film gezeigten Ärzte zu beurteilen. Die Experten kamen dabei zu dem Schluss, dass die "Filmärzte" alle üblichen Formen und Abläufe einer konventionell sowie einer wissenschaftlich durchgeführten Autopsie missachteten und eher unprofessionell vorgingen. Unterstützt werden die Zweifler auch dadurch, dass der Santilli-Film an allen wesentlichen Stellen der Obduktion wie z. B. der Bauchöffnung oder der Kopföffnung des vermeintlichen Außerirdischen Filmschnitte aufweist, die den flüssigen Ablauf der Obduktion nicht darstellen können und somit genügend Spielraum für Veränderungen an einer potentiellen Attrappe erlauben. Außerdem fehlt bis heute eine abschließende Analyse des gesamten Santilli-Filmmaterials auf den Zeitpunkt der Herstellung und Film-Entwicklung. Zwar wurden Teile des Filmes bereits von Kodak geprüft und auf die 1940er Jahre datiert, doch handelte es sich dabei ausnahmslos um Zelluloid-Fragmente, die weder den Autopsie-Raum noch die Leiche des Außerirdischen ablichteten. Ray Santilli verweigert jede Herausgabe des Original-Filmmaterials mit Aufnahmen der Autopsie zur Untersuchung durch Kodak und eine unabhängige Kommission.

Hinzu kommt die ethische Diskussion darüber, ob - wenn es sich tatsächlich um einen Außerirdischen handelt - der im Film gezeigte Umgang mit dem fremden Wesen angemessen ist. Einige Pathologen gehen einen Schritt weiter und behaupten, dass es sich um eine Straftat handelt, wenn es kein Außerirdischer ist, sondern tatsächlich ein Mensch, der an einer der beschriebenen Krankheiten leidet. Diese Krankheitsfälle kommen extrem selten vor und nahezu alle diese Fälle sind medizinisch dokumentiert und archiviert. Daher müsste - so die breite Meinung unter der Ärzteschaft - der im Film gezeigte Mensch nur aus Gründen der Herstellung eines Filmes, der einzig zur Täuschung der Menschheit produziert wurde, illegal obduziert worden sein, da in keinem Fall weder auf den Patienten, noch auf die im Film auftretenden Ärzte zurückgegriffen werden kann. Außerdem geht auch nirgends hervor woher die Aufnahmen stammen, wo sie entstanden sind und wer sie gedreht hat.

Fazit
Abschließend kann festgehalten werden, dass der Santilli-Film eine Fälschung ist, denn am 4. April 2006 zeigte der englische Fernsehsender Sky One eine Dokumentation, in der sich Ray Santilli, der Produzent des Films, dazu bekannte, den Film 1995 gedreht zu haben. Das Alienmodell wurde von John Humphreys, einem Experten für Spezialeffekte beim Film, hergestellt. Dieser gestand ferner, auch einen der Autopsie-Ärzte im Film gespielt zu haben. Ray Santilli behauptet allerdings, dass es sich bei dem Projekt um eine Nachfilmung einer real stattgefundenen Autopsie handle, deren Filmmaterial er und sein Partner Gary Shoefield 1992 fanden und welches stark zersetzt war. Deshalb baten sie John Humphrey um Unterstützung, indem er das, was sie ihm vorführten, interpretieren und auf Basis dessen ein entsprechendes Autopsie-Modell für ihren Film anfertigten sollte.

Weiteres
 
6. May 2006, 13:34   #157
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
6. Mai 1889: Der Eiffelturm wird zur Pariser Weltausstellung offiziell eröffnet

Der Eiffelturm (frz.: Tour Eiffel [tuʀɛˈfɛl]) ist das wohl bekannteste Wahrzeichen von Paris und steht weltweit als Symbol für Frankreich. Der Stahlfachwerkturm ist nach seinem Erbauer Alexandre Gustave Eiffel benannt. Er ist eine der größten Touristenattraktionen mit mehr als 6 Millionen Besuchern jährlich. Im Jahr 2002 wurde der insgesamt 200-millionste Besucher empfangen.

Geschichte

Der Turm wurde zwischen 1887 und 1889 von Eiffels Firma, der Gustave Eiffel & Cie, für die Weltausstellung anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Französischen Revolution erbaut. Gustave Eiffel war jedoch nicht der Architekt des Turms, sondern Stephen Sauvestre, der den Turm im Auftrag des Schweizers Maurice Koechlin konzipierte. Dieser hatte mit seinem Kollegen Emile Nouguier zusammen die Idee und fertigte die ersten Entwürfe. Die Baukosten des Eiffelturms beliefen sich exakt auf 7.739.401 Francs und 31 Centimes und waren damit etwa eine Million Francs höher als von Gustave Eiffel prognostiziert. In den letzten fünf Monaten des Eröffnungsjahres 1889 besuchten jedoch 1,9 Millionen Menschen die neue Attraktion, so dass bis Ende des Jahres bereits drei Viertel der Gesamtkosten eingenommen waren. Damit wurde der Eiffelturm zu einem gewinnträchtigen Unternehmen.

3000 Metallarbeiter fügten in nur 26 Monaten 18.038 vorgefertigte Einzelteile aus Eisen mit 2,5 Millionen Nieten zusammen. In Anbetracht der damaligen Sicherheitsstandards ist es erstaunlich, dass es während des Baus keine Todesfälle unter den Arbeitern gab.

Zunächst stieß der Eiffelturm auf Widerstand in der Pariser Bevölkerung, die ihn für einen Schandfleck hielt, im Rest Frankreichs konnte man die Aufregung in der Hauptstadt größtenteils nicht nachvollziehen. Empörte Künstler nannten ihn „tragische Straßenlaterne“ und empfanden den „düsteren Fabrikschornstein“ als Entehrung von Paris. Es fanden in Künstler- und Literatenkreisen regelrechte Kampagnen statt, in deren Rahmen sogar von mehreren namhaften Künstlern unterzeichnete Flugblätter produziert wurden. Heute gilt der Eiffelturm jedoch allgemein als eines der schönsten Architekturbeispiele in der Welt. Und auch die Pariser nennen ihn inzwischen liebevoll „Eiserne Dame“.

Ursprünglich hatte Eiffel nur die Genehmigung, den Turm für zwanzig Jahre stehen zu lassen; er sollte also 1909 wieder abgerissen werden. Als er sich aufgrund seiner Höhe jedoch als wertvoll für die Kommunikation herausstellte und die ersten transatlantischen Funkverbindungen des neuen Jahrhunderts ermöglichte, durfte er weiterhin stehen bleiben.

Der Eiffelturm als Werbeträger

Ab dem 4. Juli 1925 trug der Eiffelturm den Leuchtschriftzug C-I-T-R-O-E-N. Für den Schriftzug wurden rund 200.000 Glühbirnen und 33 Kilometer Kabel verwendet. Der Schriftzug blieb bis zum 26. Mai 1936.

Technische Daten

Der Turm ist 300 Meter hoch. Die Fernsehantenne auf seiner Spitze beträgt weitere 27 Meter. Er besteht aus Eisen, das im Puddelverfahren verarbeitet wurde, nicht aus Stahl im heute üblichen Sinn, was zu seiner Haltbarkeit bis heute beigetragen hat.

Ca. alle 7 Jahre muss der Eiffelturm (200.000 Quadratmeter Fläche) mit etwa 60 Tonnen Farbe angestrichen werden. Diese Aufgabe erledigen etwa 25 Maler in ungefähr 15 Monaten. Sie nutzen dafür 1500 Pinsel, 5000 Schleifpapierscheiben und 1500 Arbeitsanzüge. Um sich zu sichern, verwenden die Maler 50 Kilometer Sicherungsseile und ca. 20.000 Quadratmeter Schutznetz. Der Anstrich kostet etwa 3 Millionen Euro. Die Farbe des Turms wechselte im Laufe der Zeit von rotbraun zu ockergelb, später zu kastanienbraun und letztlich zu dem heutigen Bronzeton. Der Turm wird in drei Farbschattierungen angemalt: Die hellste Farbe an der Spitze und die dunkelste am Boden.

Leider war der Turm auch Anlaufstelle für eine Reihe von Selbstmördern, bislang waren es etwa 400, die sich vom Mythos Eiffelturm angezogen fühlten. Inzwischen wurden Ausgänge und Plattformen vergittert, um weitere Selbstmorde zu verhindern.

Am 22. Juli 2003 entstand durch einen Kurzschluss ein Brand auf der Spitze des Eiffelturms, direkt über der obersten Besucherplattform. Es wurden keine Personen verletzt, und die Feuerwehr konnte den Brand bereits nach einer Stunde löschen.

Nach Aussage von Philips werden die Nachtlampen des Turms von diesem Unternehmen geliefert, welche die "unglaublich hohe Stromrechnung" um 30 Prozent senken konnten.

Aussichtsplattformen

Für die Öffentlichkeit zugängliche Plattformen befinden sich auf 57 m, 115 m sowie 276 m Höhe.

Aussichtsplattform

Mittels dreier Fahrstuhlgondeln kann man über den Nord-, West- und Ostpfeiler des Eiffelturms auf die ersten beiden Aussichtsplattformen gelangen. In der ersten wie in der zweiten Etage befinden sich jeweils Restaurants. Außerdem findet man im ersten Stock eine Ausstellung über die Geschichte des Eiffelturms. Will man zur höchsten Plattform gelangen, so muss man in der zweiten Etage umsteigen und auf einen anderen Fahrstuhl wechseln. Die höchste Plattform verfügt sowohl über einen überdachten Bereich als auch einen Freiluftbereich.

Nach der Eröffnung der Eiffelturms standen zwei hydraulisch betriebene Doppeldeckeraufzüge zur Verfügung, die bis zur ersten Plattform fünfzig Personen befördern konnten. Die dafür notwendigen hydraulischen Pressen wurden in die sechzehn Säulen eingebaut. Vom Nordpfeiler aus gelangte man mit einem Otis-Aufzug direkt in die zweite Etage. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Adolf Hitler durch einen mysteriösen Betriebsschaden daran gehindert, den Aufzug zu benutzen. Er musste das Bauwerk zu Fuß besteigen.

Im Jahr 1983 wurden zwischen der zweiten und dritten Etage vier neue, orangefarbene Fahrstühle eingebaut, welche die alte etwa 1000 t schwere Wendeltreppe ersetzten. Diese Wendeltreppe hat 654 Stufen und ist 3 Meter breit.

Architektur

Wiewohl der Eiffelturm mit seinen vorgefertigten Eisenteilen in einer industriell zu nennenden Bauweise aus Einzelmodulen zusammengesetzt wurde, ist das seiner architektonischen Gestaltung zugrundeliegende Prinzip ein klassisches - das Fachwerk. Ähnlich wie der Kristallpalast von Joseph Paxton erzielten die Konstrukteure des Eiffelturms eine Synthese aus klassischer Bauweise und modernen industriellen Fertigungsverfahren.

Ähnliches Projekt in London

In London gab es nach der Errichtung des Eiffelturms auch ein Projekt zur Errichtung eines ähnlichen Bauwerks. Der Bau dieses Turms, der den Namen Watkins Tower trug, wurde 1891 begonnen, er blieb allerdings nur ein Stumpf, der 1907 abgerissen wurde.

Maßstabsgetreue Nachbauten
Hotel Paris Las Vegas, 165 Meter hoch
Shenzhen, China, 105,7 Meter hoch
King Island Park, Ohio, 105,7 Meter hoch
Paramount Park Kings Dominion, Virginia, 84 Meter hoch
Slobozia, Rumänien, 54 Meter hoch
Nachbauten im Disney-Land, 31,7 Meter (?) hoch
Minimundus Modellpark, Kärnten, Österreich, 1:25 (12,8 m)
Auf dem Dach eines Industriegebäudes in Satteldorf
im russischen Dorf Paris als Sendeturm für Mobilfunk

Weiteres
 
7. May 2006, 13:42   #158
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
7. Mai 1998: Daimler-Benz AG und Chrysler Corp. fusionieren zu DaimlerChrysler

Die DaimlerChrysler AG ist ein deutsch-amerikanischer Hersteller von PKW und Nutzfahrzeugen für zivilen und militärischen Einsatz sowie Finanzdienstleistungen mit Hauptsitz in Stuttgart und Auburn Hills, Michigan (USA). Die Firma entstand 1998 durch die Fusion der Chrysler Corporation (USA) mit der Daimler-Benz AG (Deutschland) zu einer Aktiengesellschaft nach deutschem Recht.

Kennzahlen

Mit 382.724 Mitarbeitern erzielte DaimlerChrysler im Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von 149,8 Mrd Euro. Im Jahr 2005 wurden 4.029.800 Personenwagen und 824.900 Nutzfahrzeuge abgesetzt. Wichtigste Märkte sind die Vereinigten Staaten von Amerika sowie die Länder der Europäischen Union (45,2 bzw. 33,4 Prozent des Konzernumsatzes).

Marken

Die DaimlerChrysler AG bzw. ihre Konzerntöchter entwickeln, produzieren und vertreiben Pkw der Marken
Mercedes Car Group:
Mercedes-Benz
smart
Maybach
Chrysler Group:
Chrysler
Dodge
Jeep
Die Chrysler Group ist weiterhin im Besitz weiterer Marken, die sie im Augenblick nicht aktiv vertreibt u.a. finden sich darunter:
DeSoto (bis 1961)
Plymouth (bis 2001)

Folgende Nutzfahrzeug-Marken gehören zu der DaimlerChrysler AG:
Mercedes-Benz (Lkw, Transporter, Busse und Unimog)
Setra (vormals Firma Kässbohrer)
Freightliner
Sterling Trucks
Western Star Trucks
American LaFrance bis Dezember 2005
FUSO (ehemalige Nutzfahrzeug Marke des strategischen Partners Mitsubishi Motor Corporation)

außerdem werden
Panzer-, Schiffs-, und Flugzeugmotoren, Getriebe und Achsen hergestellt

Im Bereich der Telematik für Nutzfahrzeuge ist DaimlerChrysler mit der Marke FleetBoard vertreten.

Zudem liefert DaimlerChrysler über die Marke Mercedes-Benz die Motoren für den Formel 1-Rennstall
McLaren Mercedes.

Auch der Dienstleistungsbereich spielt für DaimlerChrysler eine wichtige Rolle. Zu DaimlerChrysler zählen die Banken
DaimlerChrysler Financial Services
DaimlerChrysler Bank

Aktiengesellschaft

DaimlerChrysler Aktien werden an der Deutschen Börse unter dem Kürzel DCX, WKN 710000, an den internationalen Börsen (ISIN DE0007100000) als auch im Dax notiert.

Vorstandsvorsitzender ist seit dem 1. Januar 2006 Dieter Zetsche, Aufsichtsratsvorsitzender ist seit dem Jahr 1997 Hilmar Kopper.
Den größten Aktienanteil am Unternehmen hielt bis zum 28. Juli 2005 die Deutsche Bank. An diesem Tag stieß die Bank innerhalb von einer halben Stunde 35 Millionen DaimlerChrysler-Aktien im Wert von 1,4 Mrd. Euro an institutionelle Anleger ab und reduzierte so den Anteil von 10,4 auf 6,9 %. Größter Anteilseigner ist jetzt das Emirat Kuwait mit 7,5 %.
Am 22. November 2005 verkaufte die Deutsche Bank weitere 25 Millionen Aktien zu 42,86 EUR je Stück. Damit ist der Großaktionär heute nur noch zu 4,4 % an DaimlerChrysler beteiligt. Neben 7,5 % in Kuwait befinden sich weitere 2,2 % in den Händen von Dubai International Capital (Stand: 23. November 2005), der restliche Anteil (85,9 %) der Aktien befindet sich im Streubesitz.

Beteiligungen
33,2 % EADS, Europäisches Luft- und Raumfahrtunternehmen, Mutterfirma u. a. von Airbus und Eurocopter (Januar 2006)
45 % Toll Collect GmbH (mittels der DaimlerChrysler Financial Services AG)
sowie zahlreiche weitere.

Geschichte von DaimlerChrysler ab 1998

1998 fusionierten die beiden Unternehmen in einer "Merger of Equals" ("Fusion unter Gleichen") zur neuen DaimlerChrysler AG. Das neue Unternehmen hat seinen Sitz zwar in Stuttgart, der Vorstand (zunächst paritätisch von beiden Konzernteilen besetzt) tagt jedoch wechselnd in Stuttgart und Auburn Hills.

Nach zwei Jahren erklärte der Co-Vorsitzende Robert Eaton seinen Rücktritt, so dass Jürgen Schrempp zum alleinigen Vorstandsvorsitzenden wurde. Allerdings hat Jürgen Schrempp seine Amt am 1. Januar 2006 an Dieter Zetsche weitergegeben. Nach und nach verschob sich auch das Stimmenverhältnis im Vorstand immer mehr zugunsten der deutschen Mitglieder.

Produktionsstätten

DaimlerChrysler unterhält Produktionsstätten in 17 Ländern: Deutschland, Österreich, USA, Kanada, Mexiko, Frankreich, Spanien, Türkei, China, Indien, Indonesien, Argentinien, Brasilien, Venezuela, Ägypten, Südafrika (DaimlerChrysler South Africa), Australien.

DaimlerChrysler plante für 2006 den Bau der ersten Produktionsstätte in Russland. In St. Petersburg sollten C- und E-Klasse-Modelle und auch Chrysler-Modelle produziert werden. Die Entscheidung wurde aufgrund steuerlicher Nachteile durch die unterschiedlichen Zölle für Teil- und Komplettmontage vorerst vertagt. Die Gespräche mit der russischen Regierung werden indes fortgesetzt.


Weiteres
 
8. May 2006, 08:06   #159
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
8. Mai 1886: In Atlanta wird erstmalig die spätere Coca-Cola verkauft

Coca-Cola ist der als Warenzeichen eingetragene Name für ein koffein- und kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk. Es ist die weltweit erste und umsatzstärkste Cola-Marke. Inhaber ist The Coca-Cola Company aus Atlanta in den USA, der größte Softdrinkhersteller weltweit.

Der „Coca-Cola“-Schriftzug ist eines der bekanntesten Embleme der Welt und Ikone des westlichen Lebensstils.

Geschichte

Der Anfang unter Pemberton

Der Coca-Cola-Erfinder John Stith PembertonErfunden wurde Coca-Cola von John Stith Pemberton. Der Kriegsveteran und Pharmazeut aus Atlanta braute mit Wein, Kolanüssen, Damiana und einem Extrakt aus den Blättern der Kokapflanze einen Sirup als Mittel gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen, das er Pemberton's French Wine Coca nannte. Vorbild hierfür war der beliebte Vin Mariani. Sein Ziel war es, durch das enthaltene Kokain einen Ersatz für das damals beliebte, aber mit Nebenwirkungen behaftete Morphium zu finden. Nachdem am 25. November 1885 Atlanta und Fulton County beschlossen hatten, die Prohibition am 1. Juli 1886 versuchsweise für zwei Jahre einzuführen, war Pemberton gezwungen, den Wein aus dem Getränk zu nehmen und so Coca-Cola zu erfinden.

Mit Sodawasser gemischt wurde der Sirup erstmals am 8. Mai 1886 als Getränk in Jacob's Pharmacy in Atlanta für 5 Cent pro Glas verkauft. Es wurde damals nicht als Erfrischungsgetränk, sondern als Medizin verkauft. In Apotheken und den damals beliebten Soda-Bars vertrieben, verkaufte man am Anfang täglich im Durchschnitt nur 13 Gläser.

Der Aufstieg unter Candler

Nachdem Pemberton, vermutlich um sich Geld für seine Morphiumsucht zu beschaffen, das Rezept und die Rechte an Coca-Cola mehrfach verkauft hatte, verschaffte sich nach mehreren Irrungen und vermutlich auch Betrügereien am 30. August 1888, kurz nach dem Tod des Erfinders, der Apothekengroßhändler Asa Griggs Candler die legale Mehrheit an der Marke. Insgesamt hatte er $2.300 für die gesamten Rechte bezahlt. 1892 gründete er The Coca-Cola Company. Ein Jahr später ließ Candler Coca-Cola als Marke schützen und vermarktete sein Produkt schon 1895 in den gesamten USA und seit 1896 auch im benachbarten Ausland. Einer seiner Partner war Frank M. Robinson, Pembertons Buchhalter, der aus Enttäuschung darüber, von Pemberton beim Verkauf der Coca-Cola-Rechte übergangen worden zu sein, Candler erst das Rezept zukommen ließ und später die Produktion und vor allem Werbung von Coca-Cola organisierte. Da in den USA in immer mehr Bundesstaaten die Prohibition galt, hatte Coca-Cola es nicht schwer, sich mit seinem Verkaufspreis von einem Nickel (5 Cent) als „Ersatzdroge“ durchzusetzen.

Nachdem seit Mitte des Jahrzehnts Coca-Cola schon vereinzelt unter Verwendung des Sirups in Flaschen abgefüllt wurde, kam das Geschäft damit erst 1899, nach der Einführung von Kronkorken, richtig in Fahrt. In der Annahme, Coca-Cola sei hauptsächlich für Soda-Bars bestimmt, gab Candler die Rechte zur Abfüllung praktisch zum Nulltarif an Franklin Thomas und Joseph Brown Whitehead ab. Diese gründeten die Coca-Cola Bottling Co. und belieferten bald die gesamten Vereinigten Staaten. Coca-Cola wurde bald nicht mehr nur von der urbanen Oberschicht in Soda-Bars, sondern vor allem auch von der Landbevölkerung und Schwarzen getrunken.

Der gesellschaftliche Erfolg unter Woodruff
Im Januar 1916 übergab Asa Candler die Führung des Geschäfts an seinen Sohn Howard. An Weihnachten des Jahres vermachte Asa Candler seinen Verwandten seine 90 % der stimmberechtigten Aktien bis auf sieben Stück. Jedoch schon 1919 verkaufte Howard Candler hinter dem Rücken des Vaters die Coca-Cola-Company an ein Konsortium um Ernest Woodruff und Eugene Stetson für 25 Mio. $ weiter.

1923 trat Robert W. Woodruff, der Sohn von Ernest Woodruff, seinen Job als neuer Präsident der Coca-Cola-Company an. Unter seiner Führung sollten die Firma und ihre Coca-Cola das werden, was der Journalist William Allen White später das „sublimierte Wesen Amerikas“ nennen sollte. Sein Ziel war es, dass Coca-Cola nie mehr als „eine Armeslänge von der Lust“ entfernt sein dürfe, und es weltweit zu verbreiten, wofür 1926 das Foreign Sales Department – später The Coca-Cola Export Corporation – gründete.

Während des 2. Weltkrieges wurde in den USA Zucker rationiert. Trotzdem versprach der damalige Chef Robert Woodruff für jeden Soldaten eine Coke für 5 Ct. Das war der Anfang einer engen Beziehung zwischen dem Militär und der Coca-Cola Company. So wurden in der Folgezeit auf Befehl des amerikanischen Generals Eisenhower („Eisenhower Cable“) 64 Abfüllanlagen in Übersee errichtet und 248 Coca-Cola-Angestellte abgestellt, die, ohne dass sie gedient haben mussten, zu Offizieren ernannt wurden, um die Versorgung mit Coca-Cola sicherzustellen, das als Rückgrat der Moral der Soldaten galt. Diese Angestellten hatten den Rang eines „Technical Officers“, ein Begriff, der für Panzer-Techniker geschaffen wurde. So kam es auch, dass im Krieg drei Coca-Cola-Techniker starben, vermutlich da ihr Flugzeug abgeschossen wurde. Für das Militär füllte man Coca-Cola 1950 auch zum ersten Mal in Dosen ab.

Vermarktung

Die Erfindung des Namens Coca-Cola, abgeleitet aus den Zutatenlieferanten Kokablatt (engl. coca leaves) und Kolanuss (engl. cola nut) und des ersten Logos, wird Pembertons Buchhalter Frank M. Robinson zugeschrieben, der der Ansicht gewesen sein soll, die beiden geschwungenen Cs seien gut für die Werbung geeignet. Die rote Farbe soll von roten Fässern kommen, die Pemberton damals zum Abfüllen benutzt haben soll. Die erste Zeitungsanzeige erschien bereits am 29. Mai 1886 im Atlanta Journal.

Unter Pemberton wurde Coca-Cola anfangs als Medizin beworben und verkauft. Es richtete sich vor allem an städtische Intellektuelle, die unter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depressionen, Impotenz oder der Modekrankheit Neurasthenie litten.

Weiteres
 
9. May 2006, 07:45   #160
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
9. Mai 1671: Aus dem Londoner Tower werden die britischen Kronjuwelen gestohlen

Die Britischen Kronjuwelen gelten als die wertvollste und beeindruckendste Sammlung von Diamanten und Juwelen und werden im Tower von London aufbewahrt. Der dort ausgestellte Teil der Kronjuwelen ist jedoch nur ein kleiner Teil des gesamten Schatzes.

Zu den Kronjuwelen gehören, unter anderem, verschiedene Kronen, Zepter (entweder mit einem Kreuz oder einer Taube), Reichsäpfel, Schwerter, Sporen und Ringe. Zusätzlich werden auch verschiedene Kleidungsstücke, wie die königliche Robe, zu den Kronjuwelen gezählt.

Die Kronjuwelen werden nur zu besonderen Anlässen getragen, insbesondere während der Krönungszeremonie eines neuen Monarchen und zur alljährlichen Parlamentseröffnung.

1216 gingen die englischen Kronjuwelen unter Johann Ohneland verloren. Seitdem wurden sie nicht mehr im Tross des Königs mitgeführt, sondern in der Abtei von Westminster aufbewahrt. Seit 1303 werden sie im Tower von London aufbewahrt, nachdem sie aus der Abtei von Westminster gestohlen worden waren. Nach der Krönung von Charles II. wurden sie weggeschlossen und konnten nur nach Bezahlung einer Gebühr an einen Verwalter (den „Jewel Keeper“) besichtigt werden. Dieses Verfahren wurde abgeschafft, nachdem der in Irland gebürtige Colonel Thomas Blood am 9. Mai 1671 den Verwalter überwältigte und die Juwelen stahl. Danach wurden die Juwelen im so genannten „Jewel House“ des Towers unter strenger militärischer Bewachung aufbewahrt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Juwelen nach einer Geheimaktion in den Gewölben der Sun Life Insurance Company in Montreal, Kanada ausgelagert, zusammen mit dem Goldschatz der Bank von England.

Star of Africa
Der Great Star of Africa ist mit 530,2 Karat der größte geschliffene Diamant der Welt. Er wurde 1905 aus dem größten jemals gefunden Rohdiamanten, dem Cullinan geschliffen und befindet sich im Krönungszepter. Aus dem Cullinan entstanden neben dem Great Star of Africa noch der Lesser Star of Africa mit 317,4 Karat sowie 103 weitere Diamanten zwischen vier und 98 Karat. Diese Diamanten sind in weitere Schmuckstücken der britischen Kronjuwelen eingearbeitet, darunter die Imperial State Crown.

Koh-i-Noor
Der Koh-i-Noor ("Berg des Lichtes") gehört mit 108,93 Karat sicherlich nicht zu den größten, aufgrund seines besonderen Schliffs aber dennoch zu den wertvollsten Diamanten der Welt. Um ihn ranken sich zudem viele Legenden, da seine Herkunft unbekannt ist. Der Legende nach soll der Koh-i-Noor ein Teil des legendären 240-karätigen Großmogul-Diamanten sein, der seit rund 200 Jahren spurlos verschwunden ist. Eine weitere Legende besagt, dass der die Welt beherrschen werde, der den Koh-i-Noor in der Krone trägt. Geht man von den beiden Personen aus, die den Koh-i-Noor bisher in ihren Kronen trugen, kann man an die Geschichte glauben: Königin Victoria, die mächtigste Frau aller Zeiten, und Königin Elisabeth (Queen Mum), die letzte Kaiserin des britischen Empire.

Der Koh-i-Noor soll sich einst im Besitz des afghanischen Barakzai-Stammes befunden haben. Aus dem Barakzai-Stamm ging der Mohammadzai-Clan hervor. Der Überlieferung nach soll der Koh-i-Noor einst den Turban von Dost Mohammad Khan geschmückt haben. Nachdem Dost Mohammad Khan nach dem ersten Anglo-Afghanischen Krieg ins indische Exil gehen musste, verschwand auch der Koh-i-Noor aus dem Besitz des Mohammadzai-Clans.

Replikate
Insgesamt gibt es zwei komplette Sätze von Kopien der Kronjuwelen. Einer von ihnen befindet sich in Fort Catherine auf Bermuda, der andere wird in London verwahrt und war bereits weltweit bei Ausstellungen zu bewundern. Wann die Duplikate angefertigt wurden, weiß niemand genau. Bekannt ist, dass nach einem Anschlag der IRA am 17. Juli 1974 auf den Tower von London die Originale gegen Kopien ausgetauscht wurden, für den Fall eines weiteren Anschlags. Seit Mitte der 1990er Jahre sollen sich jedoch wieder die Originale im Tower befinden.

Imperial State Crown
Die Imperial State Crown ist eine der Königskronen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und als solche Bestandteil der britischen Kronjuwelen.

In ihrer Form ähnelt sie der Edwardskrone. Über dem Reif, der die Basis bildet, erheben sich abwechselnd vier diamantenbesetzte Tatzenkreuze (mit so stark verbreiterten Kreuzarmen, dass sie fast wie Quadrate wirken) und vier ebenfalls mit Diamanten besetzte heraldische Lilien (Fleur-de-Lis). Überwölbt wird die Krone von zwei gekreuzten Bügeln, die von den Tatzenkreuzen ausgehen. Auf dem Kreuzungspunkt der Bügel befindet sich eine Kugel und darüber ein weiteres Tatzenkreuz. Die violette Samthaube im Inneren der Krone trägt an ihrem unteren Rand einen Saum aus Hermelin. Die Krone ist mit zahlreichen Juwelen besetzt, darunter 2868 Diamanten, 273 Perlen, 17 Saphiren, elf Smaragden und fünf Rubinen. Einige dieser Juwelen sind besonders berühmt: Im Zentrum des Kreuzes auf der Spitze befindet sich der St. Edward-Saphir, der aus dem Ring (oder der Krone) Eduard des Bekenners stammen soll, im Zentrum des vorderen Tatzenkreuzes der „Rubin des Schwarzen Prinzen“ und unmittelbar darunter in der Vorderseite des Reifs der Cullinan II, mit 317,4 Karat einer der größten Diamanten der Welt, auch unter dem Namen „Kleiner Stern von Afrika“ bekannt.

Die Imperial State Crown wird üblicherweise am Ende der Krönungszeremonie beim Auszug des Monarchen aus der Westminster Abbey getragen, während für die eigentliche Krönung die Edwardskrone verwendet wird. Königin Victoria und Eduard VII. benutzten sie wegen ihres geringeren Gewichts aber auch bei der Krönung, da ihnen die Edwardskrone zu schwer war. Die Königin trägt die Imperial State Crown bei der alljährlichen feierlichen Parlamentseröffnung. Die Krone und die übrigen bei der Zeremonie benötigten Kronjuwelen werden, bevor die Königin den Buckingham Palace verlässt, in einer eigenen Kutsche zum Parlamentsgebäude gebracht. Erst dort legt die Königin im „Robing Room“ die königlichen Gewänder an und setzt die Krone auf.

Da die Imperial State Crown die am häufigsten benutzte der englischen Königskronen ist, braucht sie auch die meiste Pflege und Reparatur und wurde aufgrund von Beschädigungen, ihres Gewichts oder Wandlungen des Zeitgeschmacks am häufigsten erneuert. Die Fassungen der früheren Kronen (unter anderem von Georg I., Georg IV. und Königin Victoria) werden im Londoner Tower aufbewahrt. Die derzeitige Krone wurde für die Krönung Georgs VI. im Jahre 1937 angefertigt. Sie ist eine genaue Kopie der für Königin Victoria gefertigten Krone, aber mit 910 g Gewicht wesentlich leichter als diese und daher angenehmer zu tragen. Wegen ihres immer noch erheblichen Gewichts trugen die Monarchen die Krone am Morgen des Tages der Parlamentseröffnung häufig für einige Stunden in ihren Wohnräumen, um sich daran zu gewöhnen. Königin Elisabeth soll einmal bei der morgendlichen Zeitungslektüre am Frühstückstisch mit der Krone auf dem Kopf beobachtet worden sein.

Wenn sie nicht für Zeremonien benötigt wird, ist die Imperial State Crown zusammen mit den anderen Kronjuwelen im Juwelenhaus des Tower of London ausgestellt und kann dort besichtigt werden.


Britische_Kronjuwelen

Imperial_State_Crown
 
10. May 2006, 12:28   #161
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
10. Mai 1960: Geburtstag Paul David Hewson (Bono Vox)

Paul David Hewson (* 10. Mai 1960 in Dublin), besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bono, ist der Sänger der irischen Rockband U2 und ein bekannter politischer Aktivist.

Leben
In der Schule wurde Hewson von seinen Freunden Bono Vox genannt (lateinisch bona vox für „gute Stimme“, nach einem Hörgeräteladen in der Dubliner Innenstadt), was er später auf Bono kürzte und bis heute sein Künstlername geblieben ist. Als Paul 14 Jahre alt war, starb seine Mutter. Über ihren Tod sagte Bono einmal: „...home was no longer home, just a house.“ Später widmete er ihr den Song Tomorrow. Bono ist seit August 1982 mit Alison Stewart verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Töchter (Jordan Lena und Memphis Eve) sowie zwei Söhne (Elijah Bob Patricus Guggi Quincy und John Abraham).

Musik
Mit 15 entdeckte er seine Neigung zur Musik und zum Gitarrespielen. Inspiriert wurde er durch die Musik von Bands wie der Patti Smith Group, Thin Lizzy oder den Ramones. 1976 meldet er sich auf einen Aushang eines gewissen Larry Mullen Junior in der Mount Temple School, der Musiker suchte, um eine Rock-Band zu gründen. Aus dieser Band wurde nach mehreren Namenswechseln 1978 die Band U2. Er wurde von der Band erst als Leadgitarrist, Sänger und Songwriter vorgesehen, dann sollte er statt der Lead Guitar die Rhythm Guitar spielen, dann nur noch singen und zum guten Schluss sollte er die Band nur managen. Bono sträubte sich und blieb, zur Freude der Fans, Frontmann der Gruppe.

Politisches und soziales Engagement
Bono versucht seine Bekanntheit sehr stark für politische und soziale Zwecke zu nutzen. Seine Hauptanliegen dabei sind die Bekämpfung von Aids in Afrika und ein Schuldenerlass für Länder der Dritten Welt. Zudem engagierte er sich für die Opfer des Krieges in Bosnien-Herzegowina, so u. a. 1991 mit einer Live-Satelliten-Schaltung während eines Konzertes in London zur eingekesselten bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Mit der Zeit wurde er zu einem ernst zu nehmenden gesellschaftlichen Aktivisten, der zahlreiche andere Menschen von seinen Ansichten überzeugte oder zum Nachdenken brachte. So nahm U2 auf seine Anregung hin am Live-Aid-Konzert (zur Bekämpfung der Hungersnot in Äthiopien) im Juli 1985 und an der Conspiracy of Hope-Tour für Amnesty International teil.

Bono war an der Kampagne Jubilee 2000 beteiligt, die dafür warb, den Jahrtausendwechsel als Anlass zu nehmen, den ärmsten Ländern unbezahlbare Schulden zu erlassen und ihnen damit neue Entwicklungschancen zu ermöglichen. Zusammen mit einigen anderen Aktivisten dieser Kampagne und dem Ehepaar Bill und Melinda Gates gründete er dann 2002 die Organisation „Debt, AIDS, Trade in Africa“ (DATA), die sich für Schuldenerlass, freien Handel und die Bekämpfung von Aids in Afrika einsetzt. Derzeit engagiert sich DATA hauptsächlich innerhalb eines gemeinsamen Zusammenschlusses von mehreren Hilfsorganisationen mit dem Namen „Make Poverty History“ (Macht Armut zur Vergangenheit).

2005 organisierte Bono zusammen mit Bob Geldof die Wiederauflage von Live Aid unter dem Namen Live 8. Dies war ein weltumspannendes Rockkonzert unter dem Motto „Make Poverty History“, das am 2. Juli 2005 gleichzeitig an zehn Orten der G8-Mitgliedstaaten sowie in Südafrika stattfand. Die Konzerte sollten den Druck auf die führenden Politiker der reichen Staaten verstärken, einen Schuldenerlass für die Dritte-Welt-Länder zu beschließen.

Auf Initiative des US-Finanzminister John W. Snow wurde Bono im März 2005 als neuer Präsident der Weltbank ins Gespräch gebracht. Durch seine „bestimmte Weise ... sei er ein... Rockstar der Dritten Welt“, so John Snow. Daher sei er als Kandidat nicht auszuschließen, erklärte Snow dem US-Sender ABC.

Auszeichnungen
Neben diversen Auszeichnungen als Bandmitglied der Gruppe U2 erhielt Bono als Person wegen seines politischen und sozialen Engagements noch folgende Anerkennungen:

Free Your Mind Award (im Rahmen des MTV Europe Music Awards 1999)
Europäer des Jahres 2001 (Auszeichnung des Magazins "European Voice")
Ehrendoktorwürde der University of Pennsylvania (18. Mai 2004)
Nominierung für den Friedensnobelpreis 2003, 2004 und 2005
TEDPrize 2005
Deutscher Medienpreis 2005
Person of the Year 2005 (zusammen mit dem Ehepaar Bill und Melinda Gates)
Bono ist der einzige Mensch, der in seinem Leben für den Oscar, den Grammy, den Golden Globe und den Friedensnobelpreis nominiert war.


Daten
 
12. May 2006, 07:56   #162
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
11. Mai 1931: Uraufführung [I]M - Eine Stadt sucht ihren Mörder[/I] in Berlin

M (so der Originaltitel von 1931 - der Zusatz "eine Stadt sucht einen Mörder" wurde erst später hinzugefügt) ist Fritz Langs erster Tonfilm, den er 1931 mit Peter Lorre in der Hauptrolle inszenierte.

Eindrucksvoll wird das Klima einer Großstadt dargestellt, die von einem Kindermörder terrorisiert wird, aber auch der Einfluss der modernen Massenmedien (Zeitung) auf die Stimmungslage der Bevölkerung. Dieser Aspekt der Handlung hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Der Film gibt Einblicke sowohl in die Arbeit der Polizei und in das kriminelle Milieu der Stadt als auch in die psychologische Triebhaftigkeit des Kindermörders.

Die Länge des Films betrug ursprünglich ca. 117 Minuten, Teile des Films gelten heute jedoch als verschollen. Zur Berlinale 2001 wurde eine 107-minütige restaurierte Langfassung des Films vorgestellt.

Handlung des Films
Ein Kindermörder (Peter Lorre) ängstigt die Bewohner Berlins, narrt die Polizei und versetzt die Unterwelt in Aufregung, denn die ständigen Razzien und Kontrollen halten die Kriminellen von ihrer „Arbeit“ ab. Unter Führung des Schränkers (Gustaf Gründgens) und mit Hilfe der Bettler gelingt es ihnen schließlich, den Mörder zu fangen. Aber auch Kriminalkommissar Karl Lohmann (Otto Wernicke) ist dem Mörder auf der Spur, in letzter Minute kann er verhindern, dass er von einem makabren Unterwelttribunal gelyncht wird.

„Immer muß ich durch Straßen gehen und immer spür ich, es ist einer hinter mir her. Das bin ich selber! Manchmal ist mir, als ob ich selbst hinter mir herliefe! Aber ich kann nicht! Kann mir nicht entkommen!“ Mit diesem Monolog in der bedeutungsvollen Schlussszene des Films, als der Kindermörder vor einem Unterwelttribunal seine zwiegespaltene Persönlichkeit beschreibt, wurde Peter Lorre weltberühmt. Eindrucksvoll ist auch das Entsetzen in seinen Augen, als er das M bemerkt, mit dem die Bettler ihn gekennzeichnet haben. Damit ist er gebrandmarkt.

Kritiken
Fritz Langs erster Tonfilm gehört zu den Meisterwerken des deutschen Vorkriegskinos. Verweise auf das gesellschaftliche Klima der Weimarer Republik am Vorabend des Nationalsozialismus sind augenfällig: Obrigkeit und Unterwelt erscheinen als gleichartige Organisationen, die den „Abartigen“ im Namen des „gesunden Volksempfindens“ gemeinsam zur Strecke bringen. Langs sarkastische Schilderungen von Menschenjagd und Massenhysterie sowie Peter Lorres geniale Interpretation des Mörders als Täter und Opfer zugleich wurden von den Nationalsozialisten später nicht ohne Grund als subversiv empfunden. (Lexikon des internationalen Films)

Bemerkungen
Der Film beeindruckt durch seine formale Gestaltung, den Einsatz des Tons sowie die überzeugende Schnitttechnik. So kündigt etwa das leitmotivisch eingesetzte Pfeifen (Grieg: Peer-Gynt-Suite No. 1, „In der Halle des Bergkönigs“) jeweils eine neue Bedrohung an, und die Konferenzen der Polizei und der Verbrecher werden durch akustische wie optische Unterschneidung geschickt miteinander verbunden. Der – bis auf das Pfeifen – völlige Verzicht auf Filmmusik ist für Tonfilme der Zeit nicht ungewöhnlich.

Für den Export wurden neben dem Schlussmonolog, den Peter Lorre auch in englischer und französischer Sprache darstellte, auch einzelne Szenen mit französischen und englischen Darstellern nachgedreht.

Fritz Lang setzte in diesem Film u. a. dem berühmten Berliner Kriminalbeamten Ernst Gennat (1880–1939) ein Denkmal, da der unkonventionelle Kriminalkommissar Karl Lohmann ihm nachempfunden ist.

Peter Lorre, der 1933 vor den Nazis nach Paris flüchtete, begründete 1934 – nicht zuletzt durch die darstellerische Leistung in M – eine Hollywood-Karriere.

1950 stellte der Produzent der ursprünglichen Fassung, Seymour Nebenzal, in den USA ein Remake des Films unter der Regie von Joseph Losey her, Hauptdarsteller war David Wayne. 2003 bearbeitete Michael Farin für den Bayerischen Rundfunk den Stoff für ein Hörspiel-Remake.

1985 spielte Falco in seinem Video zu dem Lied Jeanny (Part I) auf den Film an. Falco trägt ein aufgemaltes „F“ auf dem Rücken, auch der blinde Ballonverkäufer wird gezeigt.

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.

Die Geschichte des Films basiert in großen Teilen auf dem Kriminalfall des Serienmörders Peter Kürten, auch bekannt als der „Vampir von Düsseldorf“. Übernommen wurde etwa die Selbstbezichtigung des Täters in Form eines Bekennerschreibens, das in den Zeitungen abgedruckt wird. Kürten wurde im Mai 1930, nach Fertigstellung des Drehbuchs, verhaftet; sein Prozess fand unter enormer Medienaufmerksamkeit statt. Die Premiere von M war am 11. Mai 1931 in Berlin, drei Wochen nachdem Kürten zum Tode verurteilt worden war. Auch der Fall Fritz Haarmann diente als Vorbild.

2003 erschien das Album "Schwan" der Flensburger Punkband Turbostaat mit dem Titel "M-eine Stadt sucht ihren Mörder"

Restaurierung
Der ursprüngliche Film M von 1931 war 3.208 Meter lang und hatte eine Laufzeit von 117 Minuten. Im Mai 1931 wurde er nach der Zensur gekürzt auf 3.100 Meter und lief dann 111 Minuten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam eine Filmfassung mit nur noch 2.693 Meter und einer Spieldauer von 99 Minuten in die Kinos. Im März 1960 erhielt der Film zuerst den Titel M - Dein Mörder sieht Dich an und wurde später umbenannt in den heute verwendeten Titel.

Für eine DVD-Veröffentlichung im Jahr 2003 wurden alle verfügbaren Filmteile zusammengesucht, um möglichst nah an die ursprüngliche Fassung heranzukommen. Im Bundesarchiv-Filmarchiv fanden sich 2.623 Meter der Zensurfassung vom Mai 1931, allerdings in relativ schlechtem Zustand. Weitere Filmteile wurden bei der Cinematheque Suisse in Lausanne und beim Nederlands Filmmuseum gefunden. Nach Zusammenfügen aller verfügbaren Teile war der Film mit 3.024 Metern und 105 Minuten Laufzeit am dichtesten an der ursprünglichen Fassung. Alle Filmteile mussten einer intensiven digitalen Nachbearbeitung unterzogen werden. Bei vorhergehenden Veröffentlichungen wurden zum Beispiel das ursprüngliche Filmformat von 1:1,9 nicht eingehalten, sondern auf 4:3 (Fernsehformat) heraufgesetzt. Dadurch fehlten am oberen und unteren Rand Bildteile. Außerdem mussten zahlreiche Beschädigungen, die Graustufen, Schärfe, der wackelige Bildstand und der Ton nachbearbeitet werden.

Weiteres
 
12. May 2006, 08:02   #163
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
12. Mai 1973: Im 3. Fernsehprogr. (WDR ) startet die Serie „Ein Herz und eine Seele“

Ein Herz und eine Seele ist eine deutsche Fernsehserie, die in den 70er Jahren vom WDR produziert wurde.

Autor der Serie ist Wolfgang Menge, bekannt unter anderem durch die Fernsehserie Stahlnetz. Menge hat das englische Vorbild Till Death Us Do Part auf deutsche Verhältnisse übertragen.

Handlung
Die Serie zeigt stark überspitzt das Zusammenleben einer typisch deutschen Familie in einem Arbeiterviertel in Bochum.

Alfred Tetzlaff (Ekel Alfred), die Hauptfigur, ist der typische reaktionäre bundesdeutsche Spießer. Sein chauvinistisches bis frauenverachtendes Auftreten, Ausfälle gegen die SPD-Regierung, seinen Schwiegersohn und vieles mehr zielen dabei auf die zeitgenössischen kleinbürgerlichen Stammtischpolitiker.

Else Tetzlaff, geb. Böteführ, ist das einfältige Hausmütterchen, versteht nichts von Politik und bringt Alfred damit immer wieder auf die Palme. Worauf sie von ihm immer wieder als "dusselige Kuh" bezeichnet wird.

Rita Graf, geb. Tetzlaff, die Tochter des Hauses, ist von Beruf Verkäuferin, mit Michael verheiratet und wohnt zusammen mit ihm bei ihren Eltern. Sie muss regelmäßig die Launen ihres Vater ertragen.

Michael Graf, Alfreds Schwiegersohn, verkörpert den legeren, von den 68ern geprägten links stehenden Mittzwanziger und wird deshalb vom Familienoberhaupt regelmäßig als "Sozi", "Komsomolze" usw. bezeichnet. Er stammt aus der DDR.

Erfolg der Serie
"Ein Herz und eine Seele" wurde von Wolfgang Menge nach dem Vorbild der US-amerikanischen Serie "All in the Family" (1971-1979) - die wiederum auf die britische Serie "Till Death Us Do Part" (1965-1975) zurückgeht - den deutschen Verhältnissen (SPD-Regierung, Nachwehen der Studentenrevolte) entsprechend entwickelt. Menge übernahm sogar die Namen aus "Till Death Us Do Part": Alfred heißt im Original Alf, Michael heißt Mike, Else und Rita haben exakt den gleichen Namen. Fernsehgeschichtlich bedeutsamer war indes die Übernahme des Sitcom-Formats ins deutsche Programm.

Es war die erste Fernsehserie, die sich auch mit dem politischen Geschehen der damaligen Zeit auseinander setzte. Vor allem dem schwarzen Humor und der hervorragenden schauspielerischen Leistung der Darsteller sowie den intelligent gestrickten Dialogen ist der Erfolg zu verdanken.

Die derbe Sprache und zotigen Gags, sowie die ideologische Polarisierung der Protagonisten mit Anspielungen auf die aktuelle politische Situation waren für das Fernsehen einerseits noch ungewohnt, gelangten andererseits nach anfänglicher Kritik schnell zu großer Beliebtheit. Paradoxerweise stellte die Serie ungeachtet ihrer innewohnenden Gesellschaftskritik einen maßgeblichen Schritt auf die angelsächsische Ästhetik der Soaps und Sitcoms dar, die in einem kammerspielartig (oder volksbühnenartig) reduzierten Setting mit einem Minimum an Personen arbeiteten und sowohl in der Aufnahmetechnik als auch in der Storyline und Sprache ein Höchstmaß an Rationalität darstellten.

Die ersten 11 Folgen der 1. Staffel wurden noch in Schwarz/Weiß gedreht. Gerade diese Folgen sind heute Kult. Die 12. Folge (Sylvesterpunsch) wird zu Silvester - ähnlich wie Dinner for One - immer wieder ausgestrahlt. Es war zudem die erste Folge in Farbe. Die Folge Besuch aus der Ostzone enthält aus heutiger Sicht eine besondere Ironie, da bei der Fußball-WM 1974 die DDR-Auswahl, über die sich Alfred im Gespräch mit Michaels Vater lustig macht, gegen die DFB-Auswahl mit 1:0 gewann.

Die 2. Staffel wurde nach nur 4 Folgen eingestellt, da das Zuschauerinteresse stark zurückging. Dieser Rückgang wurde der geänderten Besetzung zugeschrieben. Ein Grund war wohl auch der aktuelle Bezug und die kompromißlose Lagermentalität der Protagonisten, deren Argumentationslinien in dem Maß als unzeitgemäß erscheinen mussten, als die politische Landschaft mehr und mehr von Kompromissen bestimmt wurde.

Nach dem Mauerfall schrieb Wolfgang Menge die Serie Motzki, die sich um den pensionierten Fahrlehrer Friedhelm Motzki aus West-Berlin drehte, der laufend über die Zonendödel schimpft (motzt). Heinz Schubert drehte in der zweiten Hälfte der 90er Jahre mehrere Folgen von Mit einem Bein im Grab, als er den Rentner Viktor Bölkhoff spielte.

Episoden
Staffel 1 (1973-1974)

1. Das Hähnchen [15.1.1973]
Gäste: Renate Schubert, Willi Pelser, Barbara Nüsse
2. Der Fernseher [29.1.1973]
Gäste: Tillmann Rörig
3. Besuch aus der Ostzone [12.2.1973]
Gäste: Rosemarie Kühn, Robert Rathke, Wolfgang Grönebaum, Hans-Joachim Zenker
4. Die Beerdigung [26.2.1973]
Gäste: Jochen Stern, Otty Ottmar, Renate Schubert, Wolfgang Grönebaum, Friedrich Theuring, Wilfried Szubries
5. Die Bombe [12.3.1973]
Gäste: Werner Meyer, M. Nabi Kiani
6. Hausverkauf [26.3.1973]
Gäste: Lutz Moik
7. Silberne Hochzeit [9.4.1973]
Gäste: Axel Ganz, Karin David
8. Urlaubsvorbereitung [30.4.1973]
Gäste: Barbara Nüsse, Renate Schubert, Rudolf Brand, Jürgen Kraft, Jochen Stern, Marie-Luise Marjan
9. Erntedankfest [1.10.1973]
Gäste: Edda Seippel, Wolfgang Feige
10. Eine schwere Erkrankung [29.10.1973]
Gäste: Hans Mahnke, Franz Gesien, Gottfried Herbe
11. Der Sittenstrolch [26.11.1973]
Gäste: Renate Schubert, Jürgen Kraft
12. Sylvesterpunsch [31.12.1973]
13. Der Ofen ist aus [28.1.1974]
Gäste: Eva Böttcher, Uta Cremer, Gisela Gotthardt, Heinz-Günter Kilian
14. Rosenmontagszug [25.2.1974]
Gäste: Jochen Stern, Gabi Go, Eva Böttcher, Karl-Heinz Walther
15. Frühjahrsputz [18.3.1974]
16. Selbstbedienung [13.4.1974]
Gäste: Alfons Höckmann, Renate Becker
17. Besuch aus der Ostzone (Farbfassung) [17.6.1974]
Gäste: Rosemari Kühn, Nikolaus Schilling, Oskar Werner Engartner
18. Urlaubsvorbereitung (Farbfassung) [15.7.1974]
Gäste: Marie Luise Marijan, Gundy Brand, Jürgen Kraft, Winfried Lünemann, Bert Stevens, Joachim Stern
19. Tapetenwechsel [12.8.1974]
Gäste: Ingrid Kelemen
20. Der Staatsfeind [9.9.1974]
Gäste: Jochen Stern, Winfried Lünemann, Gisela Keiner
21. Der Sittenstrolch (Farbfassung) [4.11.1974]
Gäste: Irmgard Riessen, Helmut Oesen

Staffel 2 (1976)

22. Telefon! [31.5.1976]
Gäste: Tana Schanzara, Gerhard Olschewski, Anton Strnad, Gisela Zülch
23. Massage [5.7.1976]
Gäste: Benno Hoffmann, Christine Schuberth
24. Modell Tetzlaff [27.9.1976]
Gäste: Alfons Höckmann, Olaf Ploetz, Eberhard Steib
25. Schlußwort [22.11.1976]
Gäste: Konrad Georg, Hans-Rudolf Fuchs

Eine DVD-Box mit 21 der 25 Folgen wurde im April 2005 veröffentlicht. Die fehlenden Folgen (1./3./18./21.) erschienen am 12. September 2005 als Spezial-DVD.

Lange Zeit war nicht klar, ob Folge 21 wirklich nochmal in Farbe gedreht wurde, oder ob es sich um eine Wiederholung der s/w Version handelte, die fälschlich als Farbfassung angekündigt wurde. Im Archiv des WDR ließen sich keine Hinweise - geschweige denn ein Sendeband - zu dieser Folge finden. Erst im Juni 2005 wurde die Folge bei Recherchen des Magazins Digital-Movie.de unter Mithilfe von zuschauerpost.de im Archiv des SWR wiedergefunden. Offenbar wurde sie als einzige Folge der Serie vom SDR statt vom WDR produziert, weshalb sie nicht im WDR-Archiv geführt wurde. Dafür spricht auch die Copyrightangabe auf der Spezial-DVD, die explizit den damaligen Süddeutschen Rundfunk, heute Südwestrundfunk, als Urheber nennt.

Weiteres
 
28. May 2006, 16:37   #164
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
13. Mai 1951: Jacqueline Auriol durchbricht als erste Frau die Schallmauer

Jacqueline Marie-Thérèse Suzanne Auriol-Douet (* 5. November 1917 in Challans en Vendée; † 11. Februar 2000 in Paris) war eine französische Pilotin, durchbrach als erste Frau die Schallmauer und trug mehrmals den Titel "Schnellste Frau der Welt".

Leben

Jacqueline Douet war die Tochter eines Holzhändlers. 20-jährig heiratete sie im Februar 1938 Paul Auriol und hatte mit ihm zwei Kinder, Jean-Paul und Jean-Claude. Ihr Mann arbeitete als Sekretär seines Vaters, des französischen Präsidenten Vincent Auriol und Jacqueline fielen vor allem repräsentative Aufgaben im Palais du Président zu. Mit diesen Aufgaben war sie nicht ausgelastet und als sie 1947 dem französischen Flieger Raymonde Guilleaume begegnete, beschloss sie, selbst fliegen zu lernen.

Ihr Mann war von der Idee begeistert und unterstützte sie, wo er nur konnte. Zwischen 1948 und 1954 erwarb Jacqueline Auriol sechs Pilotenscheine für alle Flugzeugtypen sowie den Segel- und den Kunstflugschein. Bald arbeitete sie als Testpilotin und flog in einer Staffel von 20 Luftakrobaten an Airshows mit. Im Juli 1949 stürzte sie, als Co-Pilotin eines Wasserflugzeugs, ab und überlebte mit sehr schweren Verletzungen und Verbrennungen.

Ans Bett gefesselt und durch ihre Verbrennungen entstellt, studierte Jacqueline Auriol Aeronautik, Algebra und Trigonometrie. Im Laufe der nächsten drei Jahre unterzog sie sich 22 Operationen und gleich nach der letzten Operation in den USA, machte sie ihr Diplom als Hubschrauberpilotin. Während ihres US-Aufenthaltes lernte sie die damalige "Schnellste Frau der Welt", Jackie Cochran kennen und die beiden späteren Konkurrentinnen wurden gute Freundinnen. Am 13. Mai 1951 luchste sie Jackie Cochran erstmals deren Geschwindigkeitsrekord ab: mit einem Düsenjäger vom Typ "Vampire" erreichte sie in Paris eine Geschwindigkeit von 818.181km/h. Im September 1952 bekam sie für "herausragende fliegerische Leistungen" das französische Kreuz der Ehrenlegion verliehen und zwei Monate später von Harry S. Truman die Internationale Hermon-Trophäe. Im Dezember desselben Jahres stellte sie dann erneut einen Weltrekord für Frauen auf, als sie mit einer "Mistral" zwischen Avignon und Istres eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 856km/h flog.

Im Sommer 1953 erreichte Jacqueline Auriol als erste Frau Überschallgeschwindigkeit: Mit einem Düsenjäger des Typs "Mystère" durchbrach sie die Schallmauer und erreichte 1195km/h. Ein nächster Rekord folgte im Juni 1955, als sie mit einer "Mystère IV" 1200km/h flog und damit Jackie Cochran erneut auf die Ränge verwies. In den Jahren 1959, 1963, 1963 und 1964 gelangen ihr weitere Geschwindigkeitsweltrekorde, der schnellste lag bei 2150km/h in einer "Mirage III".

Insgesamt hatte Jacqueline Auriol über 4'000 Flugstunden absolviert. Sie starb im Jahr 2000 mit 82 Jahren in ihrer Wohnung in Paris.

Klick
 
28. May 2006, 16:42   #165
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
14. Mai 1927: Stapellauf der Cap Arcona

Die Cap Arcona war ein Luxusdampfer der Hamburg-Südamerika-Linie, die nach dem Kap Arkona auf der Insel Rügen benannt war. Das Schiff mit 206 Metern Länge und 27.500 BRT Raummaß lief am 14. Mai 1927 vom Stapel und galt als eines der schönsten Schiffe seiner Zeit. Der Dampfer beförderte sowohl Luxusreisende als auch Auswanderer, vorwiegend nach Südamerika. Ein berühmter Passagier war 1928 der Luftfahrt-Pionier Alberto Santos-Dumont.

Ab 1940 wurde die Cap Arcona von der deutschen Kriegsmarine verwendet und verblieb in der Ostsee. Ab Ende 1944 wurde sie zum Transport von Flüchtlingen aus Ostpreußen nach Westen eingesetzt, danach von der Kriegsmarine aufgegeben. Ab 26. April 1945 wurde die Cap Arcona mit Häftlingen aus dem KZ Neuengamme und den Überlebenden des Todesmarsches aus dem KZ Fürstengrube und anderen schlesischen Lagern beladen und zusammen mit zwei kleineren Schiffen, der Thielbek und der Athen, in die Lübecker Bucht gebracht in der Absicht, Spuren der KZ-Verbrechen zu vernichten.

Am 3. Mai 1945 trieben die Cap Arcona, die Thielbek, die Athen und die Deutschland IV schutzlos in der Lübecker Bucht zwischen Neustadt (Holstein) und Scharbeutz. Sie wurden von alliierten Fliegern in Brand geschossen und versanken später. Rund 7.000 bis 8.000 KZ-Insassen verbrannten oder ertranken.

Die britischen Nachrichten vom 3. Mai 1945 vergeudeten wenig Raum für die Katastrophe:
"... es kann nur als hervorragender Angriff beschrieben werden, dass 9 Flugzeuge der 198. Staffel ein 12.000-Tonnen-Schiff und ein 1.500-Tonnen-Frachtschiff zerstörten... Wie gemeldet, hat der 12.000-Tonner nachdem er verlassen worden war, vom Steven bis zum Achterschiff gebrannt. Aufgrund der Beobachtung der Menschenballen die aus ihnen quollen und aufgrund der Verhältnisse kann davon ausgegangen werden, dass viele Hunnen die Ostsee heute sehr kalt gefunden haben. ..."

Cap Arcona-Denkmal auf dem Ehrenfriedhof in Neustadt/Holstein

Die Versenkung gehört mit denen der Wilhelm Gustloff und der Goya (ebenfalls 1945) in der Ostsee zu den drei verlustreichsten Schiffsuntergängen der Geschichte. Zu den Überlebenden der Tragödie gehörte Erwin Geschonneck, der später zu den erfolgreichsten Schauspielern in der DDR zählen sollte.

Die ausgebrannten Wracks der Cap Arcona und der Deutschland lagen nach dem Krieg noch Jahre in der Lübecker Bucht. Erst ab 1950 begannen Taucher mit der Zerlegung der Schiffskörper, die Stahlteile wurden anschließend verschrottet. Nur die Thielbek wurde geborgen und wieder instandgesetzt.

Bis in die späten 1960er Jahre wurden von Strandurlaubern noch Knochenteile der Opfer im Sand gefunden. Viele Leichen wurden über die Ostsee bis an die Strände der Insel Poel getrieben. Hier wurden die Toten auf dem nahen Inselfriedhof Kirchdorf begraben. Heute befindet sich nahe dem Strand eine kleine Gedenkstätte, die im Gegensatz zur Gedenkstätte bei Haffkrug etwas mehr über dieses Ereignis informiert.

Klick
 
28. May 2006, 16:46   #166
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
15. Mai 1851: Mongkut (Rama IV.) wird feierlich zum König von Siam gekrönt

Rama IV. Mongkut (* 18. Oktober 1804 in Bangkok, Thailand; † 18. Oktober 1868 in Bangkok) war König von Siam von 1851 bis 1868.

Leben

Kindheit

Prinz Mongkut war der Enkel des Begründers der Chakri-Dynastie Phra Puddha Yodfa (Rama I.) und der Sohn von König Rama II. und dessen erster Gemahlin Königin Sri Suriyendra. Der erste Sohn des Königspaars war bei der Geburt 1801 gestorben. Prinz Mongkut war fünf Jahre alt, als sein Vater im Jahre 1809 zum König gekrönt wurde. Nach dessen Tod hätte gemäß der Erbfolge eigentlich Prinz Mongkut Thronfolger sein sollen, aber sein einflussreicher Halbbruder Nangklao wurde vom Thronrat bevorzugt und als Rama III. gekrönt. Daher entschied Prinz Mongkut, Mönch zu werden.

Die Zeit als buddhistischer Mönch

Im Alter von 20 Jahren wurde Prinz Mongkut, wie es die Tradition verlangte, im Wat Samorai (wörtlich „Kloster mit den Ankersteinen“) zum Mönch ordiniert. Als er nach 3-jährigem Studium die Abschlußprüfung der Pali-Sprache mit Auszeichnung absolvierte, wurde er vom König zum Leiter des Pali-Prüfungsgremiums ernannt. Bei ausgedehnten Pilgerfahrten besuchte er die alten Hauptstädte Ayutthaya und Sukhothai, wo er die Stein-Stele fand, auf der König Ram Khamhaeng die Erfindung der Thai-Schrift bekanntgegeben hatte. In Nakhon Pathom entdeckte er die vom Dschungel überwucherte Phra Pathom Chedi. Er lernte das ganze Land sozusagen „von unter her“ kennen. Später, nachdem er zum Abt des Wat Bowonniwet berufen worden war, gründete er den Thammayut-Orden. In seiner Klosterzeit lernte er Latein und Englisch und setzte sich intensiv mit der europäischen Wissenschaft (besonders der Astronomie) und Kultur auseinander. Zu seinen Gesprächspartnern zählten z. B. der französische Bischof Pallegoix und die protestantischen amerikanischen Missionare Dr. Caswell und Dr. Bradley. In diesem Zusammenhang ist von Prinz Monkut dieser Kommentar zum Christentum überliefert: „Was ihr die Leute lehrt zu tun, ist bewundernswert. Was ihr sie aber lehrt zu glauben, ist töricht.“

Krönung zum König von Siam

Als König Rama III. 1851 starb, wurde Prinz Mongkut von seinem Amt als Abt abberufen und am 15. Mai um 7.30 Uhr in einer grandiosen Zeremonie als Phrabaht Somdet Phra Chom Klao Chaoyuhua (in Thai: พระบาทสมเด็จพระจอมเกล้าเจ้าอยู่หัว, im Westen bekannt als „Rama IV.“) zum König von Siam gekrönt. Er bestieg den Thron als ein Mann, der sowohl sein eigenes Land als auch das Ausland gut kannte.

Die Politik von Rama IV.

Rama IV. führte eine alte Tradition aus Ayutthaya fort, indem er seinen jüngeren Bruder Chuta Mani als Uparatcha (etwa: „Zweiter König“) einsetzte, der als König Pin Klao für die Verteidigung und das Militär zuständig war.

Bildungspolitik

Rama IV. führte ein modernes Bildungssystem ein; die Schüler wurden angehalten, die englische Sprache zu erlernen. Seine Kinder wurden von der englischen Gouvernante Anna Leonowens erzogen.
Stichwort: Anna und der König von Siam

1855 gründete er im Dusit-Palast eine erste Druckerei, in der das Amtsblatt "Government Gazette" hergestellt wurde.

Wirtschaftspolitik

Für die Stabilisierung der Wirtschaft sorgten mehrere Handelsabkommen (mit England, den USA, Dänemark und Frankreich) sowie die Errichtung der Königlichen Münze. Die starke Erweiterung des Handelsvolumens sorgte für die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Hauptstadt, Bangkok wuchs deshalb kräftig und musste um Kanäle und Straßen (u.a. die Silom Road) erweitert werden.

Außenpolitik

Es ist erstaunlich, wie geschickt die thailändische Diplomatie mit den europäischen Mächten spielte und die Unabhängigkeit des Landes wahren konnte, obwohl vielfältige Anreize bestanden, Siam zu erobern. Jedenfalls setzte Rama IV. die seit König Narai bewährte Schaukelpolitik gegenüber den Kolonialmächten erfolgreich fort.

Rama IV. als Autor und Wissenschaftler

Kulturgeschichte

König Rama IV. Mongkut (1851-1868)

Wie seine Vorgänger verfasste Rama IV. auch selbst Bücher, vor allem zur Geschichte und zu den Sitten des Landes, aber auch über die Legende des Smaragd-Buddha, der im Wat Phra Kaeo in Bangkok seinen Platz gefunden hatte. Er führte auch das Urheberrecht in Siam ein.

Astronomie

Seine Liebe zur Wissenschaft brachte ihm wohl indirekt den Tod: er konnte eine Sonnenfinsternis zum 18. August 1868 bei Prachuap Khiri Khan (99° 42’ östl. Länge, 11° 39’ nördl. Breite) vorhersagen, zu deren Beobachtung er u.a. den Gouverneur von Singapur, Sir Henry Orde, einlud. Sie mussten dazu in ein Sumpfgebiet eindringen, das voller Moskitoschwärme war. Die Sonnenfinsternis fand exakt so statt, wie der König es berechnet hatte. Während seines Aufenthalts zog er sich jedoch die Malaria zu, an der er am 18. Oktober 1868, seinem 64. Geburtstag, in Bangkok verstarb.

Zum Nachfolger wurde sein ältester Sohn Chulalongkorn bestimmt, der den Herrschernamen Phrabaht Somdet Phra Chula Chomklao Chaoyuhua (in Thai: พระบาทสมเด็จพระจุลจอมเกล้าเจ้าอยู่หัว) annahm.

Klick
 
28. May 2006, 16:52   #167
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
16. Mai 1981: Karl-Heinz Böhm formuliert seine legendäre Wette

Menschen für Menschen

Am 16. Mai 1981 formulierte Karlheinz Böhm in der ZDF-Sendung "Wetten dass..?" eine legendäre Wette:
"Ich wettete also, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer am Bildschirm einen Franken, eine Mark oder sieben Schilling für die Ärmsten der Welt spenden werde. Als Verlierer, sagte ich, würde ich selber in die Sahelzone gehen, um das hautnah zu erleben. Natürlich habe ich die Wette haushoch gewonnen. Von den geschätzten 18 Millionen Zuschauern sind "nur" gerade 1,2 Millionen DM gespendet worden..."

Damit nahm Böhms Leben eine dramatische Wende. Im Oktober 1981 flog er erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 in Deutschland die Hilfsorganisation "Menschen für Menschen", die er seitdem leitet. Mehrere Monate pro Jahr lebt Böhm in einfachsten Verhältnissen in Äthiopien, die restliche Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen und wohnt in seinem Haus in Grödig (Salzburg).

Das erste Projekt in Äthiopien widmete sich der Ansiedlung von 2100 Halbnomaden, die im Zuge der Kriegswirren in Flüchtlingslagern dahinvegetierten und elend zu Grunde zu gehen drohten. Gemeinsam mit diesen Menschen wurden im Erer-Tal vier neue Dörfer erbaut. Im Dezember 1984 erklärte sich Böhm bereit, für die Verteilung der in Deutschland eingegangenen Spenden für Bob Geldofs Band Aid-Projekt zu sorgen.

Klick


Karlheinz Böhm (* 16. März 1928 in Darmstadt) ist ein österreichischer Schauspieler und Gründer der Organisation „Menschen für Menschen“ (MfM), die notleidenden Menschen in Äthiopien hilft.

Böhm wurde als Schauspieler zunächst vor allem durch seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in den Sissi-Filmen an der Seite von Romy Schneider bekannt.

Hilfe für Afrika

1976 wurde Böhm zum ersten Mal mit der Armut in Afrika konfrontiert. Um einen Bronchialkatarrh auszukurieren, empfahlen ihm die Ärzte einen Aufenthalt in Kenia. Dort ließ er sich von einem einheimischen Hotel-Angestellten die Kehrseite der Luxusfassade zeigen. Als Karlheinz Böhm die Hütte des Hotel-Angestellten sah und erfuhr, dass diese Menschen sich nicht einmal einen ganzen Fisch leisten konnten, sondern nur den Kopf eines Fisches, war Böhm erschüttert und konnte diese Armut nicht nachvollziehen. So beschloss er, diesen Menschen zu helfen. Als er wieder nach Deutschland zurückkehrte, wurde er in die Sendung „Wetten dass..?“ eingeladen. Dort wettete er am 16. Mai 1981, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark bzw. sieben Schillinge spenden würde, um notleidenden Menschen in der Sahelzone zu helfen. Er versprach, dass er selbst nach Afrika gehen würde um zu helfen, wenn er diese Wette verlieren würde. Er gewann die Wette, denn es kamen nur rund 1,2 Millionen DM (über 610.000 Euro) zusammen. Nach dieser Sendung im Oktober 1981 flog er dennoch mit dem Geld erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 die Hilfsorganisation Menschen für Menschen.

In Österreich wurde Menschen für Menschen 1983 gegründet und seit 1989 gibt es diese Stiftung auch in der Schweiz. Bis heute hat der 78-Jährige ehemalige, erfolgreiche und berühmte Schauspieler, der äthiopischer Ehrenbürger ist, mit seiner Stiftung rund 230 Millionen Euro Spendengelder in das Land investiert. In dieser Stiftung sind 668 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter nur 7 Europäer, für rund 2,6 Millionen Menschen im Einsatz. Manche fragen sich vielleicht, warum Menschen für Menschen nur Äthiopien hilft, denn es gibt 49 weitere ärmste Länder. Er hatte seine Hilfe ebenfalls dem Tschad und dem Sudan angeboten, doch Äthiopiens Botschafter in Bonn reagierte als erster. Das ist ein Grund, warum er Äthiopien hilft. Zweitens hilft diese Organisation nur einem Land, weil diese Stiftung will, dass Äthiopien als Beispiel genommen wird.

Den armen Menschen zu helfen ist nun seine Lebensaufgabe geworden.

Verteilung der Spendengelder

Böhm hat das Erertal entdeckt, wo vier Dörfer für 2400 Menschen aufgebaut wurden. Seine Organisation hat Lehmhäuser, Wasserstellen und Brunnen mit Handpumpen gebaut. Nachdem alle Flüchtlinge aus den Hungerlagern seiner Dörfer umgesiedelt waren, hat Böhm Lebensmittel, Kleider, Decken und Notnahrungsmittel gekauft. Außerdem wurden Ochsen gekauft und mit den Flüchtlingen alte und nur halb funktionierende Traktoren repariert. Außerdem wurde eine Farm aufgebaut, die an die Bauern übergeben wurde.

Heute sind diese Menschen selbständig und können sich selbst versorgen.

Aufgaben der Organisation Menschen für Menschen

Die Organisation arbeitet inzwischen in vier verschiedenen Projektregionen Äthiopiens, wo sie mit der Basisentwicklung angefangen hat, nämlich einer moderneren Landwirtschaft, die mit den Bauern zusammen erarbeitet wird. Bodenerosionen werden bekämpft, es werden gemeinsam mit den Bauern noch mehr Bewässerungen gebaut und sie haben die soziale Infrastruktur in den Regionen, in denen sie arbeiten, wesentlich verbessert. Die Organisation hat bisher 21 Krankenstationen, 2 Polikliniken, fast 1000 Wasserstellen, 194 Getreidemühlen und 100 Schulen gebaut. Sie haben ebenfalls 39 Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Es werden jetzt auch noch 2 riesige Bezirkskrankenhäuser mit 200 Betten gebaut. Eine der Ursachen für die Armut in Äthiopien sieht Karlheinz Böhm in der sozialen Benachteiligung der Frauen. Er sagt, dass wir endlich begreifen müssen, dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Darum kämpft er für die Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft. Die Arbeit von MfM und vor allem von Karlheinz Böhm in Äthiopien ist zum Inbegriff für wirksame Hilfe geworden. Mittlerweile verbringt Karlheinz Böhm mehrere Monate im Jahr in Äthiopien, besucht die einzelnen Projekte, hält Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort, bespricht mit ihnen die Verteilung der Gelder und kontrolliert den Ausbau der verschiedenen Maßnahmen. Die restliche Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen. - Frage nach Nachahmern seiner Projekte in anderen Ländern. Der Referent klärt, dass so etwas kaum jemand schafft (immer wieder Naturkatastrophen etc. und fast neu anfangen...); um den Schwierigkeitsgrad zu kennzeichnen, erwähnt er Albert Schweitzer.

Ziele

Sein größter Wunsch ist, dass eines Tages ein Vertreter der äthiopischen Regierung zu ihm kommt und sagt: „Karl, jetzt warst du schon solange hier. Vielen Dank. Wir brauchen dich nicht mehr und wir kommen mit unseren Problemen selber zurecht.“ Der jungen Generation im Land wünscht er auch, dass sie mehr existenzielle Sicherheit erlebt, als die Generationen davor.

Klick
 
28. May 2006, 16:55   #168
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
17. Mai 1620: In Philipopel wird das erste Kinderkarussell betrieben

Ein Karussell, früher auch Ringelreiten genannt, ist ein sich drehendes Fahrgeschäft. Es ist in verschiedensten Ausführungen auf jedem Volksfest vertreten. Der Begriff stammt vom französischen Carousel.

Karussell-Typen

Es gibt schnellfahrende und langsamfahrende Karussells.
Langsamfahrende Karussells sind meist mit Fahrzeugen oder Tieren dekoriert, auf denen die Fahrgäste Platz nehmen. Wegen der langsamen Geschwindigkeit besitzen sie keine Sicherheitsbügel und werden auch von Kleinkindern gern gefahren. Traditionelle Karussellfiguren sind hölzerne Pferde, auf denen die Fahrgäste sitzen. Diese Pferde machen, während sie im Kreis fahren, auf manchen Karussells zusätzlich eine Auf-und-Ab-Bewegung, welche ein Galoppieren darstellen soll. So kam das Karussell auch zu seinem Alternativnamen The Gallopper. In anderen Ländern wird das Karussell auch Merry-Go-Round oder Roundabout genannt.
Schnellfahrende Karussells gibt es in verschiedensten Bauarten. Bei manchen wird das Gerät während der Fahrt gekippt oder gedreht. Es gibt auch Modelle, bei denen sich die Kabinen während der Fahrt überschlagen. Schnellfahrende Karussells besitzen stets Sicherheitsbügel und unterliegen zum Schutz der Fahrgäste ebenso wie Langsamfahrende Karussells sehr strengen Sicherheitskontrollen durch den TÜV.

Geschichte

Die frühesten Berichte über Karussells stammen aus dem Byzantinischen Reich: im damals türkischen Philipopel (heute Plowdiw, Bulgarien) wurde das erste Karussell am 17. Mai 1620 präsentiert. Der englische Reisende Peter Munday beschreibt diese von ihm auch skizzierte achtsitzige, von Menschenkraft angetriebene Kuriosität so:
"Es besteht aus einem großen Wagenrad, an dessen äußerer Seite kleine Sitze befestigt sind, worauf die Kinder ihren Platz einnehmen. Dann wird das Rad in Bewegung versetzt, und sie kreisen in horizontaler Richtung herum."

Im 18. Jahrhundert war es an den barocken Höfen Europas üblich, dass Herren wie Damen auf Pferden leichte Geschicklichkeitsübungen vollführten, bei denen zum Beispiel mit einer Lanze versucht werden musste kleine Ringel aufzustecken. Daher auch der deutsche Begriff Ringelreiten. Später wurden die echten Pferde dann durch, von Menschenkraft betriebene, Vorläufer des Karussells ersetzt.

Das erste motorisch angetriebene Karussel wurde am 1. Januar 1863 im englischen Bolton auf einem Töpfereimarkt in Betrieb genommen. Es war von Thomas Bradshaw gebaut worden und wurde von einer Dampfmaschine angetrieben, wahrscheinlich über eine Transmission aus Riemen. Diese Konstruktion verbreitete sich von England aus in ganz Europa und kam 1870 auch erstmals nach Amerika.

Ab 1880 etwa erhielten die Karussellpferde, basierend auf einer Erfindung der Landmaschinenfabrik Savage, die charakteristische Auf- und Abbewegung, die den Eindruck des Reitens besonders verstärkt. In besonders eindringlicher und dramatischer Art wurde dieses Auf und Ab in Zusammenhang mit der unaufhörlichen Drehbewegung von Alfred Hitchcock in der Schlussszene des Krimi-Klassikers Der Fremde im Zug dargestellt.

In Deutschland drehte sich das erste Karussell im Jahre 1830; es war von dem Passauer Schuhmachermeister Engelbert Zirnkilton konstruiert worden.

Klick
 
28. May 2006, 16:57   #169
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
18. Mai 1966: Im Rhein wird der Weißwal Moby Dick gesichtet

Moby Dick war ein Beluga- oder Weißwal, der 1966 entlang des Niederrheines und danach in ganz Deutschland und den Niederlanden viel Aufsehen erregte. Er wurde benannt nach dem Roman Moby Dick von Herman Melville.

Am 18. Mai 1966 meldeten einige Rheinschiffer bei Duisburg der Wasserschutzpolizei einen weißen Wal im Rhein. Diese reagierte - und machte bei den Schiffern erstmal einen Test auf Blutalkohol. Dieser aber verlief negativ - es schwamm wirklich ein weißer Wal im Rhein, 300 Kilometer entfernt vom Meer, und tausende Kilometer entfernt vom üblichen Lebensraum der Belugawale, den arktischen Gewässern.

Wolfgang Gewalt, der Direktor des Duisburger Zoos, versuchte des ungewöhnlichen Gastes im Rhein mit Netzen und Betäubungspfeilen Herr zu werden; was jedoch zu massiven Protesten der Bevölkerung und offiziellen Protesten aus den Niederlanden führte, so dass er diese Versuche einstellen musste.

Zunächst wendete sich der schnell "Moby Dick" genannte Wal wieder meerwärts, stoppte jedoch vor einer eigens für ihn geöffneten Schleuse zum Meer und schwamm wieder rheinaufwärts. Begleitet von zahlreichen Schaulustigen schwamm er bis Bonn, wo sein Auftauchen eine Bundespressekonferenz sprengte. Erst dort drehte er wieder um und wurde bereits drei Tage später, am 16. Juni um 18.42 Uhr, zum letzten Mal beim Erreichen des offenen Meeres bei Hoek van Holland gesehen.

Vielfach wird kolportiert, dass das Erscheinen von Moby Dick im Rhein der eigentliche Beginn der Umweltbewegung in Deutschland gewesen sei. Tatsächlich wurden etwa ab 1966 die ersten wirksamen Umweltschutzgesetze in Deutschland verabschiedet; der Rhein beispielsweise, durch den "Moby Dick" schwamm, wurde damals durchaus begründet als eine Kloake bezeichnet; Abwässer von Städten und Chemieanlagen wurden größtenteils ungefiltert in diesen eingeleitet.

Klick
 
28. May 2006, 17:01   #170
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
19. Mai 1910: Der Halleysche Komet passiert die Erde

Der Komet Halley (Halleyscher Komet) zählt seit langem zu den hellsten und bekanntesten Schweifsternen, weil er alle 76 Jahre wiederkehrt. Zuletzt kam er 1986 in Erdnähe, seine nächste Wiederkehr wird für das Jahr 2061 erwartet.

Bekannter periodischer Komet

„Der Halley“, wie ihn Astronomen auch nennen, ist ein periodischer Komet und kann alle 75 bis 77 Jahre gut mit freiem Auge gesehen werden. Wie andere periodische Kometen - von denen die Mehrzahl eine Umlaufzeit zwischen 3 und 20 Jahren hat - verliert er bei jeder Sonnennähe durch Ausgasen Materie, sodass er zuletzt (1985/86) weniger Helligkeit als erwartet entwickelte.

Er wurde nach dem Physiker Edmond Halley (1656-1742) benannt, der wegen seiner Verdienste um die Bahnbestimmung von Kometen 1720 königlicher Astronom und Leiter der Sternwarte in Greenwich wurde. Während das Auftauchen von Kometen bis zu dieser Zeit noch als unvorhersagbar galt, entdeckte Halley im Jahr 1705, dass der 1682 beobachtete Himmelskörper mit früheren Kometenerscheinungen identisch sein müsse, und sagte eine Wiederkehr für 1759 korrekt voraus. Diese wurde 1758 von Johann Georg Palitzsch und Christian Gärtner zuerst bestätigt.

Rückblickend wurde im Laufe der Zeit erkannt, dass der Komet seit 240 v. Chr. schon mindestens 25 Mal beobachtet worden war, und selbst Beobachtungen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. können möglicherweise diesem Kometen zugeordnet werden. Eine der ersten bildlichen Darstellungen des Kometen findet sich auf dem Teppich von Bayeux (um 1070), die bekannteste ist vielleicht jene des Malers Giotto di Bondone (1266-1337), der den Kometen 1301 gesehen hat und ihn als Stern von Betlehem in seinem dem Fresko Anbetung der Könige darstellte.

Der Halleysche Komet war 1985 das Ziel von fünf Raumsonden der ESA, Japans und der Sowjetunion, teilweise in internationaler Absprache. Von diesen Sonden war die Giotto-Mission (benannt nach dem oben erwähnten mittelalterlichen Maler) die erfolgreichste, der erstmals die direkte Beobachtung eines Kometenkerns gelang.


Kometenbahn und Geschichte der Erforschung

„Halley“ hat eine sehr langgestreckte Ellipsenbahn, die sich vom sonnennächsten Punkt (Perihel) mit 0,586 AE zwischen den Bahnen der Planeten Merkur und Venus bis zum sonnenfernsten Punkt (Aphel) mit 35,082 AE im Bereich der Uranusbahn erstreckt. Die Bahnneigung seiner Umlaufbahn gegen die Ekliptik beträgt 162,262°. Die Umlaufzeit variiert zwischen 75 und 77 Jahren, weil die Bahn zeitweilig vom Jupiter deutlich beeinflusst wird.

Der englische Astronom Edmund Halley wies 1705 nach, dass der Komet von 1682 mit früheren Erscheinungen in den Jahren 1607 und 1531 identisch sein müsse, die Johannes Kepler und Petrus Apianus beschrieben hatten, und sagte seine Wiederkehr für 1759 voraus. Nachdem andere Forscher seine Berechnungen überprüften, erhielt der Schweifstern den Namen „Halley“. Wie vorausgesagt kehrte der Halleysche Komet rund 17 Jahre nach dem Tod Halleys zurück und wurde am 25. Dezember 1758 vom sächsischen Amateurastronomen Johann Georg Palitzsch aufgefunden.

Noch bei seiner Wiederkehr im Jahre 1910 versetzte der Komet viele Menschen in Angst: Kurz bevor die Erde den Schweif des Kometen am 19. Mai durchquerte, hatten Astronomen darin das giftige Gas Cyan entdeckt: „Während die wissenschaftlichen Beobachtungen, soweit heute bekannt wurde, meist nur negative Ergebnisse lieferten, hat das Volk besonders in den großen Städten den Durchgang in seiner Weise gefeiert, wobei Trinken und Skandal die Hauptsache waren“, berichtete „Sirius, Zeitschrift für populäre Astronomie“ (Heft Juni 1910, S. 129) rückblickend.

Kometenkern und Raumsonden

Vor der letzten Erdnähe des Halleyschen Kometen im Jahre 1986 wurden einige Raumsonden gestartet, um erstmals einen Kometenkern aus der Nähe zu beobachten. Man vermutet, dass sie aus einem Gemisch aus Eis, Gestein und Staub zusammengesetzt sind, das teilweise aus den Anfängen des Sonnensystems stammt. Daher ist die Erforschung dieser Himmelskörper auch zum Interessensgebiet der Kosmogonie und Kosmologie geworden.

Von den Sonden Giotto, Sakigake, Suisei, Vega 1 und Vega 2 war die ESA-Sonde Giotto die erfolgreichste; ihr gelang die direkte Beobachtung des Kerns, der sich auf den Fotos als unregelmäßig geformtes Gebilde mit Abmessungen von etwa 15,3 × 7,2 × 7,2 km zeigte. Das Volumen wurde zu rund 420 km³, und die Dichte zu einem erstaunlich geringen Wert von 0,55 ± 0,25 g/cm³ ermittelt. Die Oberfläche des Kerns ist sehr dunkel (Albedo 0,05) und leicht rötlich (ähnlich einem P-Typ-Asteroiden). Der Kern rotiert mit einer Periode von 3,7 Tagen um eine Achse, die 66° gegen seine Längsachse geneigt ist, und zusätzlich mit einer Periode von 7,1 Tagen um die Längsachse selbst. Die Bilder zeigten auch, dass ein Großteil der Oberfläche inaktiv ist: Nur von einigen abgegrenzten Regionen auf der der Sonne zugewandten Seite des Kerns wurden Gas und Staub in Form von Jets in den Weltraum geschleudert. Auch die Zusammensetzung dieses Materials wurde von Giotto gemessen: Wasser (80% Vol.) und Kohlenmonoxid (10%) dominieren, aber auch Methan, Ammoniak und andere Kohlenwasserstoffe wurden gefunden. Cyan trat nur in geringen Spuren auf.

Nach Forschungen der letzten Jahre besitzen langperiodische Kometen und jene Planetoiden, die außerhalb des Jupiter um die Sonne kreisen, viele Gemeinsamkeiten in Aufbau, Farbe, Dichte und Bahndynamik. Vielleicht ist der Halleysche Komet noch vor 3.000 bis 10.000 Jahren ein derartiger Transneptun gewesen.

Ständiger Verlust an Material

Der Komet ist in Erd- beziehungsweise Sonnennähe mit freiem Auge sichtbar, verliert allerdings im Laufe der Jahrhunderte an Helligkeit. Dies hängt mit der Freisetzung von Gasen und Staub aus dem Kometenkern bei intensiverer Sonnenstrahlung zusammen. Das Material, das in weiterer Folge für die Bildung von Koma und Schweif verantwortlich ist, wird vom Sonnenlicht „weggeblasen“ und geht dem Kometen so unwiederbringlich verloren. Für den Kometen Halley wurde in Sonnennähe ein Materialverlust von 200 Tonnen pro Sekunde ermittelt.

In seiner „geschichtlichen“ Zeit ging dem Halleyschen Kometen daher mit jeder Annäherung an die Sonne ein merklicher Teil seines Materials verloren. Seit einigen Jahrhunderten ist sein „Ruf“ als besonders heller Komet nicht mehr ganz gerechtfertigt. So gab es seit seiner letzten Wiederkehr einige neu entdeckte, langperiodische beziehungsweise nicht-periodische Kometen, die „Halley“ deutlich an Leuchtkraft übertrafen, beispielsweise der Komet Hale-Bopp im Jahre 1997. Allerdings ist der Halleysche Komet noch immer der hellste unter den kurzperiodischen Kometen.

Reste des Halleyschen Kometen sind auch für zwei Meteorströme verantwortlich, nämlich für die Orioniden, die im Oktober eines jeden Jahres auftreten, und die Eta-Aquariden im Mai. Diese nur wenige Milligramm schweren Körnchen haben sich im Laufe der Zeit längs der gesamten Kometenbahn verteilt; wenn die Erde diese Bahn kreuzt, verglühen tausende dieser Körnchen pro Tag in ihrer Atmosphäre als Meteore oder „Sternschnuppen“.

Klick
 
28. May 2006, 17:05   #171
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
20. Mai 1970: Welturaufführung des Musikfilms Let it be

Album

Let It Be ist das letzte erschienene Beatles-Album. Ursprünglich sollte es den Namen Get Back tragen. Obwohl es schon zu großen Teilen vor Abbey Road eingespielt war, erschien es erst danach, am 8. Mai 1970, zum gleichnamigen Film, der wohl auch die Namensänderung begründet. Dieses Album wurde nicht von George Martin produziert, stattdessen wurden alle Songs nach der Studioaufnahme von Phil Spector, der vorher noch nie mit der Band zusammen gearbeitet hatte, überarbeitet. Insbesondere Paul McCartney war mit der Art, wie Spector das Album bearbeitete, nicht einverstanden. Ihm erschienen einige Titel zu sehr von Spectors Orchesterbegeisterung überladen.

Tracklist
Two of Us (Lennon/McCartney)
Dig a Pony (Lennon/McCartney)
Across the Universe (Lennon/McCartney)
I Me Mine (Harrison)
Dig It (Lennon-McCartney-Harrison/Starkey)
Let It Be(Lennon/McCartney)
Maggie Mae (Traditional)
I've Got a Feeling (Lennon/McCartney)
One After 909 (Lennon/McCartney)
The Long and Winding Road (Lennon/McCartney)
For You Blue (Harrison)
Get Back (Lennon/McCartney)

... Naked

Im November 2003 erschien eine neu abgemischte Version des Albums unter dem Titel Let It Be ... Naked

Film

Der Film Let It Be entstand 1970 unter der Regie von Michael Lindsay-Hogg und erhielt einen Oscar für die Filmmusik. Er zeigt die Beatles bei den Proben und der Studioarbeit zum Album in den Saville Row Studios und in Twickenham. Kurz nach dem Erscheinen als VHS in den 1980er Jahren wurde er wieder aus dem Verkehr gezogen. Angeblich wollte George Harrison die Verbreitung seiner Auseinandersetzung mit Paul McCartney unterbinden. Eine Veröffentlichung auf DVD ist seit 2002 angekündigt, bisher aber offiziell nicht erfolgt.

Der letzte Teil des Films besteht aus der Aufzeichnung eines spontanen Konzerts auf dem Dach des Hauptquartiers der Plattenfirma der Beatles, Apple Records. Während des Auftritts werden Reaktionen überraschter Passanten und schliesslich die Beendigung des Konzerts durch die Londoner Polizei gezeigt.

Klick
 
28. May 2006, 17:07   #172
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
21. Mai 1980: In Berlin stürzt die Kongreßhalle (Schwangere Auster) ein

Die Kongreßhalle ist ein Gebäude im Tiergarten in Berlin. Dem Berliner Volksmund wird auch die Bezeichnung Schwangere Auster nachgesagt. Die Kongreßhalle ist seit 1989 Sitz des Veranstalters Haus der Kulturen der Welt.

Sie wurde 1956/57 als Beitrag der USA zur internationalen Architektur-Ausstellung Interbau errichtet und als Geschenk an Berlin übergeben. Der Architekt Hugh Stubbins entwarf sie als eine Konstruktion aus zwei Bögen aus Stahlbeton mit gemeinsamem Fußpunkt, die schräg stehend auseinander geklappt sind und zwischen sich die Dachkonstruktion spannen. Sie sind auf einem flachen, rechteckigen Sockelgeschoss errichtet.

Straßenseitig befindet sich eine Anlage aus mehreren Wasserbecken mit Springbrunnen und einer Plastik von Henry Moore, und spreeseitig liegt ein Garten-Café am Spreeufer.

Am 21. Mai 1980 stürzte die Dachkonstruktion während einer Konferenz des Rings Deutscher Makler teilweise ein, wobei ein Redakteur des Sender Freies Berlin tödlich verletzt wurde. Der Einsturz wurde nicht durch einen Statikfehler verursacht sondern durch eine fehlerhafte Konstruktion und in erster Linie durch Ausführungsmängel. Die ungenügende Verpressung der Hüllrohre der Spannglieder und die dadurch ausgelöste Korrosion des Spannstahls führte zu einem Versagen der Konstruktion. Das Gutachten zum Teileinsturz der Kongresshalle fasste das Geschehen wie folgt zusammen: „Der Einsturz des südlichen Außendaches und Randbogens der Kongresshalle in Berlin wurde durch konstruktive Mängel bei der Planung und Bauausführung der Außendächer und als Folge davon durch korrosionsbedingte Brüche ihrer den Randbogen tragenden Spannglieder verursacht.“ Die Kongreßhalle wurde 1987 unter Leitung der Architekten Hans-Peter Störl und Wolf Rüdiger Borchardt wiederaufgebaut.

Klick
 
28. May 2006, 17:14   #173
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
22. Mai 1946: Geburtstag George Best

George "Georgie" Best (* 22. Mai 1946 in Belfast, Nordirland; † 25. November 2005 in London, Großbritannien) war ein nordirischer Fußballspieler. Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre wurde er zu den weltbesten Fußballern gezählt. Mehr noch: Der legendäre brasilianische Fußballer Pelé, der allgemein als bester Fußballer der Welt gilt, bezeichnete Best als den besten Spieler der Welt.

Leben

Best spielte zwischen 1963 und 1975 als Stürmer mit der legendären Rückennummer „7“ für Manchester United. Er absolvierte 466 Pflichtspiele für Manchester und war in dieser Zeit der Toptorjäger mit 178 Treffern. Auf Druck der Vereinsführung musste er jedoch 1975 zurücktreten, weil er immer öfter vormittags angetrunken zum Training erschien.

Best spielte 37 mal für Nordirland und erzielte 9 Tore. Seinen legendären Ruf als Ausnahmekönner begründete seine Fähigkeit, auf engstem Raum Dribblings mit kurzen Haken und Körpertäuschungen erfolgreich durchzuführen.

1987 widmete ihm die englische Independent-Band The Wedding Present ihr erstes Album.

Zuletzt tauchte er in den Medien vor allem wegen seiner Alkoholkrankheit auf. Im Jahr 2000 hatte er eine Lebertransplantation und 2004 wurde ihm wegen Trunkenheit am Steuer der Führerschein für 20 Monate entzogen. Als Folge seines exzessiven Alkoholkonsums erlitt George Best Ende Oktober 2005 eine schwere Niereninfektion und litt an schweren inneren Blutungen sowie einer Lungenentzündung. Best verstarb am 25. November 2005 infolge von Multiorganversagen.

Vereinsstationen
-1963 - Cregagh Boys Club
1963-1974 - Manchester United: 466 Spiele, 178 Tore
1974-1974 - Jewish Guild of Johannesburg: 5 Spiele
1975-1975 - Dunstable Town
1975-1975 - Stockport County: 3 Spiele, 2 Tore
1976-1976 - Cork Celtic: 3 Spiele, 0 Tore
1976-1976 - Los Angeles Aztecs: 24 Spiele, 15 Tore
1976-1977 - Fulham: 47 Spiele, 10 Tore
1977-1978 - Los Angeles Aztecs: 37 Spiele, 14 Tore
1978-1979 - Fort Lauderdale Strikers: 33 Spiele, 7 Tore
1979-1980 - Hibernian: 22 Spiele, 3 Tore
1980-1981 - San José Earthquakes: 56 Spiele, 21 Tore
1983-1983 - AFC Bournemouth: 5 Spiele, 0 Tore
1983-1983 - Brisbane Lions: 4 Spiele, 0 Tore
1984-1984 - Tobermore United: 1 Spiel, 0 Tore

Im Jahre 1968 schoss er in der Liga 28 Tore und wurde zu Englands Fußballer des Jahres und Europas Fußballer des Jahres gewählt.

Beerdigung

George Best wurde am 3. Dezember 2005 in Belfast beerdigt. Etwa 100.000 Menschen gaben ihm die letzte Ehre, was dieses Begräbnis zu einer der größten Beisetzungen in der Geschichte Großbritannens machte.

Nachtrag: Der Flughafen in Belfast wurde kürzlich in George-Best-Airport umbenannt.


Klick
 
28. May 2006, 17:17   #174
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
23. Mai 1605: Der Roman Don Quijote von Miguel de Cervantes erscheint

Don Quijote [don kiˈxote] (Don Quixote in alter Schreibung; Don Quichotte [kiˈʃɔt] in französischer Orthografie) ist die Hauptfigur von Miguel de Cervantes Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha, übersetzt Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha.

Der Roman wurde 1605 im Spanischen urveröffentlicht. Die erste deutsche Übersetzung erschien 1621 (Don Kichote de la Mantzscha), die 1799 – 1801 erschienene Übersetzung von Ludwig Tieck ist heute die prominenteste.

Inhalt

Don Quijote ist ein kleiner Landadliger – dessen wahrer Name sogar dem Erzähler nicht genau bekannt ist – und lebt „irgendwo“ in der Mancha in Spanien.

Dort verschlingt er einen Ritterroman nach dem anderen, bis er schließlich verrückt wird und glaubt, er selbst müsse sich als fahrender Ritter todesmutig in Gefahren stürzen, um das Unrecht zu bekämpfen. Seinem Klepper verleiht er den wohltönenden Namen Rocinante (span. fue rocín antes [= vorher war's ein Klepper]) und macht obendrein ein Bauernmädel zur Gebieterin seines Herzens, die er nicht weniger wohlklingend Dulcinea von Toboso nennt. So kommt es zu einem ersten Ausritt. Alles, was er sieht, bringt er mit dem Rittertum in Zusammenhang, obschon dieses schon seit Generationen nicht mehr aktuell ist. Eine einfache Schenke wird in seinen Augen zu einer Burg, und die Dirnen, die davorstehen, werden zu Burgfräulein. Nach seinem ersten Ausritt wird er völlig zerschlagen nach Hause geschafft. Barbier und Dorfpfarrer veranstalten dann ein Autodafé, dem – mit Ausnahme des Amadis de Gaula – sämtliche seiner Ritterromane zum Opfer fallen. Er rekrutiert dann einen „Schildknappen“, der ihn während der folgenden Abenteuer begleiten wird. Dieser heißt Sancho Panza (oder „Pansa“, was man als „heiliger Bauch“ verstehen kann), wohnt im selben Dorf und ist (zunächst) nicht der Hellste. In Ermangelung eines Pferdes begleitet er seinen Herrn auf einem Esel, den er gelegentlich mit dem Namen Rucio anspricht, was in einigen Gegenden Spaniens nichts anderes als „Esel“ bedeutet. Sancho Panza spricht häufig in Sprichworten. Erst mit dieser Kontrastfigur bekam der hagere Don Quijote seine universelle Bedeutung.

Dulcinea ist die Angebetete von Don Quijote. Er hat sie zwar nie wirklich gesehen, aber da ein richtiger Ritter eine Angebetete braucht, braucht auch Don Quijote eine solche. Alles, was er tut, tut er für sie. Als er etwa einen Zug von Galeerensträflingen befreit, verlangt er als Dank, dass alle zu Dulcinea gehen und ihr von seinen Taten, die er ihretwegen vollbracht hat, berichten sollen.

Das bekannteste Abenteuer ist zweifellos das, in welchem der Held – trotz der eindringlichen Warnungen seines Knappen – anstelle von Windmühlen Riesen sieht und diese zu bekämpfen versucht, was natürlich nicht glücklich ausgeht. Dass er diesen Kampf verliert, schreibt er bösen Mächten zu. (Der Ausdruck „gegen Windmühlen kämpfen“ geht auf diese Geschichte zurück.) Der in seine Fantasien vernarrte Idealist kämpft auch gegen staubumwölkte Hammelherden, liefert sich mit rotweingefüllten Schläuchen einen „blutigen“ Kampf und erobert noch den „Helm des Mambrin“ – eine Barbierschüssel. Don Quijote gibt sich auf Anregung seines Knappen den Übernamen Der Ritter von der traurigen Gestalt, und als solche kehrt er übel zugerichtet auf dem Ochsenkarren in sein Heim zurück.

Im zweiten Buch nennt er sich dann auch Löwenritter.

Eröffnungssatz
En un lugar de la Mancha, de cuyo nombre no quiero acordarme, no ha mucho tiempo que vivía un hidalgo de los de lanza en astillero, adarga antigua, rocín flaco y galgo corredor.
„An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Junker, einer von jenen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte Tartsche, einen hagern Gaul und einen Windhund zum Jagen haben.“


Der Ausspruch de cuyo nombre no quiero acordarme wurde durch das Buch berühmt. Er ist, wie andere Fragmente des Buches auch, ein gebräuchliches Klischee im modernen Spanisch.

Zwei Teile

Der Roman besteht aus zwei Büchern. Das Werk von Miguel de Cervantes wurde gleich nach der Erstveröffentlichung zu Beginn des Jahres 1605 ein Verkaufsrenner – schon wenige Wochen später liefen drei Raubdrucke um. Das Publikum empfand es als zeitkritischen und zugleich höchst ironischen Roman.

Nach dem Erfolg des ersten Buches schrieb ein anderer Schriftsteller unter dem Namen Alonso Fernández de Avellaneda eine inoffizielle und durch Cervantes nicht genehmigte Fortsetzung (Titel: Segundo tomo del ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha – que contiene la tercera salida, y es la quinta parte de sus aventuras (1614). In Cervantes' späteren Fortsetzung (erschienen 1615 unter dem Titel Segunda parte del ingenioso cavallero Don Quixote de la Mancha) wird bei verschiedenen Gelegenheiten auf diese „unechte“ Fortsetzung angespielt.

Bedeutung

El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha ist zweifellos eines der wichtigsten Bücher der Weltliteratur, ganz zu schweigen von seiner Bedeutung im spanischsprachigen Raum. Dieser Ritter hat bald nach seiner Geburt ein eigenes Leben als literarische Figur entwickelt, die Cervantes, der wohl ursprünglich eine kurze, herbe Parodie auf die damals populären Rittergeschichten schreiben wollte, völlig mitgerissen hat. Jedoch nur vordergründig betrachtet ist der Don Quijote eine Parodie auf Ritterromane. (Das Autodafé-Kapitel ist ein Schnellverriss der zeitgenössischen romanischen Literatur.) Das zentrale Thema Cervantes' ist – wie bei seinem Zeitgenossen William Shakespeare – die Frage, was in unserer Umwelt Wirklichkeit ist und was Traum, der Konflikt zwischen Ideal und Realität. Nicht nur den Sinnen, auch den Worten kann man nicht vertrauen, selbst Namen werden zweideutig. Sogar der Leser bleibt im Zweifel, ob er seinen Helden als versponnenen Idealisten oder aber als lächerlichen Narren einordnen soll. Schließlich wird im zweiten Band aus dem Narren ein Weiser, während sich sein tumber Begleiter zu einem zweiten Salomo mausert.

Don Quijote hat über die Jahrhunderte vielfältige Interpretationen erfahren: So wurde das Werk als Parodie auf die Ritterromane seiner Zeit gesehen, als Darstellung eines heroischen Idealismus, als Traktat über die Ausgrenzung des Autors selbst oder auch als Kritik am spanischen Imperialismus. Vladimir Nabokov und José Ortega y Gasset beispielsweise haben einiges Erhellendes zu dieser Figur und ihrer Geschichte geschrieben. Einige Literaturwissenschaftler – allen voran Leandro Rodriguez – erkannten in zahlreichen Details der Handlung auch Anspielungen auf die Probleme, denen Conversos, von getauften Juden abstammende Familien, in der spanischen Gesellschaft des 16. Jahrhunderts ausgesetzt waren. Deutlichen Anspielungen sowie die Tatsache eines Talmudzitates im Don Quijote führten auch zu der – allerdings nicht gesicherten – These, dass Cervantes selbst aus einer Familie von Conversos gestammt haben mag. Die Dominique Aubier erforschte in mehreren Arbeiten Bezüge zur jüdischen Kabbalistik im Don Quijote.

Viele Künstler haben Gemälde zu Don Quijote und seinen Geschichten angefertigt, unter ihnen Grandville, Vicente Blasco Ibáñez, Gustave Doré, Salvador Dalí und Pablo Picasso. Salvador Dalí hat unter anderem die Illustrationen zu einer Don-Quijote-Ausgabe gezeichnet, die im Original im Pariser Dalí-Museum zu sehen sind.

Kampf gegen die Windmühlen

Heute ist Don Quijotes Kampf gegen die Windmühle(n) die bekannteste Episode des Romans. Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber für die meisten modernen Bearbeitungen dieses Stoffs zentral. Das hat folgenden Grund: Das 19. Jahrhundert war von diesem ausweglosen Kampf des gnädigen Herrn gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante technische Fortschritt damals den Machtverlust der Aristokratie vorantrieb. Die lächerliche Auflehnung des Junkers gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.

Klick
 
28. May 2006, 17:19   #175
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
24. Mai 1889: Der Dt. Reichstag beschließt Gesetz zur Alters- u. Invaliditätsversich.

Die Sozialgesetzgebung bzw. Sozialgesetze waren ein Versuch des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck, auf die - im Zuge der Industrialisierung entstandene - soziale Not der Arbeiterschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert zu reagieren. Er reagierte damit auch auf die Erfolge der Sozialisten und führte neben den repressiven Sozialistengesetzen auch Vorteile für die Arbeiter ein, um der sozialistischen Bewegung die Grundlage zu entziehen. Es lag im Interesse des Staates, die Arbeiterschaft an diesen Staat zu binden und sie optimal in die Gesellschaft zu integrieren.

Im Zuge der Sozialgesetze führte er 1883 die Krankenversicherung für Arbeiter und ab 1884 die Unfallversicherung ein. Nun waren, zunächst nur Arbeiter, zwangsversichert. Beide Gesetze machte die Schaffung von Krankenkassen wie z. B. die AOK unabdingbar, um den Arbeiter bei einer möglichen Arbeitsunfähigkeit vor großer Not zu bewahren. Die Beiträge zur Krankenversicherung (und zur später eingeführten Rentenversicherung) wurden je zur Hälfte von den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern getragen, die Unfallversicherung wurde dagegen komplett durch die Arbeitgeber getragen.

Am 24. Mai 1889 verabschiedete der Reichstag des Deutschen Reiches eine Alters- und Invaliditätsversicherung. Am 1. Januar 1891 wurde die Rentenversicherung schließlich (vgl. RGBl. 1889 I S. 97) eingeführt.

Versicherungsträger waren öffentlich-rechtliche Körperschaften, die nach dem Prinzip der Selbstverwaltung existierten. Sie bestanden aus Vertretern der Versicherten und der Arbeitgeber, welche ihre Posten ehrenamtlich und unter staatlicher Aufsicht bezogen.

Mit der Errichtung dieser Institutionen war Deutschland unter Führung von Bismarck den anderen großen Staaten, in denen die Industralisierung zu vergleichbaren sozialen Problemen führte, um Jahre voraus; sie bilden auch noch heute die Grundlage des deutschen Sozialstaates.

Die zunächst noch geringen Leistungen (Renteneintrittsalter war 71 Jahre) waren nur für die Arbeiterschaft, nicht jedoch für die kaum besserverdienenden Angestelltenschaft vorgesehen. Die Arbeiterbewegung sah in den Bestimmungen auch einen Versuch von ihren politischen und wirtschaftlichen Forderungen abzulenken.

Diese Gesetze wurden letztendlich 1911 in die Reichsversicherungsordnung zusammengefasst, zu der 1911 auch die Angestelltenversicherung gehörte. Später kamen weitere Personengruppen in die gesetzliche Rentenversicherung, z. B. die Landwirte, Handwerker, Künstler.

1922 wurde die Arbeitslosenversicherung eingeführt, 1995 als letzter Zweig der Sozialversicherung die Pflegeversicherung.

Nachdem 1957 mit der dynamisierten Sozialrente, die sich an den aktuellen Lohnsummen orientierte, ein großer Meilenstein der Sozialgesetzgebung vollbracht wurde, wurden in den 60er und 70er Jahren weitere Sozialleistungen eingeführt oder konsolidiert, z. B. 1969 die Ausbildungsförderung (BAFÖG), 1975 das Kindergeld (ab dem 1. Kind), 1980 der Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende. 1986 folgte die Einführung des Erziehungsgeldes und Erziehungsurlaubs (jetzt Elternzeit).

Die Fürsorge wurde 1961 durch das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) ersetzt, hier gab es erstmalig Rechtsansprüche für mittellose Personen. 2003 wurde eine Grundsicherung für alte Menschen und Erwerbsunfähige etabliert.

Seit 1969 hat der Gesetzgeber mit der Konzeption einer Zusammenfassung von zahlreichen Einzelgesetzen zu einem zusammenhängenden Gesetzeswerk begonnen, die inzwischen sehr weit fortgeschritten ist. Das Sozialgesetzbuch enthält sowohl Regelungen über die verschiedenen Zweige der Sozialversicherung, die früher in der Reichsversicherungsordnung kodifiziert waren, als auch über jene Teile des Sozialrechts, die nicht den Charakter einer Versicherung tragen, sondern als Leistungen staatlicher Fürsorge aus Steuermitteln finanziert werden.

In den letzten Jahren sind weite Bereiche des Sozialrechtes durch die schlechte Haushaltslage der öffentlichen Träger Sparmaßnahmen unterworfen worden. Besonders im Bereich der Krankenversicherung und der Rentenversicherung wurden Leistungskürzungen vorgenommen, in Form von Leistungsausschlüssen, Eigenanteilen, Nichtberücksichtigung bestimmter Umstände als Vorversicherungszeiten usw..

Klick
 
Antwort

  Skats > Interessant & Kontrovers > Das Leben

Stichworte
stichtage

Themen-Optionen



Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 07:03 Uhr.


Powered by vBulletin, Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Online seit 23.1.2001 um 14:23 Uhr

Die hier aufgeführten Warenzeichen und Markennamen sind Eigentum des jeweiligen Herstellers.