[Maggi]

Tabula Rasa. Eindeutig. Ich habe ein Problem:

Und zwar sind das diese ominösen Sendungen. Sonntag nachmittags. Oder von Montag bis Freitag. Von drei bis halb fünf.

Ich schreibe das jetzt ins Kulturforum, weil es echt Leute geben soll, die soetwas toll finden. Ich habe mir sagen lassen, manche machen es sogar als Hobby, was ich als Grund für dieses Forum sehe.

Und ich glaube: Meine Oma ist eine von ihnen. Meine Oma haben sie schon geschnappt, und so schnell werden sie nicht wieder loslassen, wie ein Löwe, der sich in eine Antilope festgebissen hat, wie die Schlange, die sich im Australier festgebissen hat, und nicht wieder loskam, weil sie ihren Kiefer nicht weiter auf sperren konnte. Wie eine Biene, deren Stachel im nackten Fuß steckt.

Okay, lange Rede, kurzer Sinn (!). Das Problem, unschwer aus der Überschrift zu erkennen, sind diese Sendungen wie "exklusiv", "blitz", Zeitschriften wie "BUNTE" oder "Bild der Frau" und so weiter. Der Plebs kennt sie unter anderem als "Klatsch".

*Puh*, ich habe es übers Herz gebracht, es zu sagen. Und das öffentlich!

Sah ich doch heute, als ich ferngesehen habe, dass Olli Kahn seine arme Frau hintergangen hat, mit dieser anderen Frau (ich glaube, 21 isse), die ein schreckliches Luderimage hat, und sie haben sich irgendwann im Coupé vom Olli getroffen und dort... und überhaupt, wahrscheinlich stammt sie von Außerirdischen ab, heißt in Wirklichkeit Frank Zappa und entschied das Wembleyspiel Deutschland - England zugunsten Englands.

Der Reporter hatte den puren Abscheu in der Stimme, als er von Ollis neuer Freundin berichtete. Das heilige Band der Ehe habe er gebrochen!

Szenewechsel. Eine etwas ältere Frau, die Wand hinter sich tapeziert mit besagten Zeitschriften, rät Ollis Freundin zu einem Imagewechsel. "Sie sollte endlich von ihrem Luderimage weg. Das ist schlecht für sie und für Oliver." Soso, auf du und du sind sie sich sogar.
Olivers Frau, heißt die nicht Simone, rät sie eine Presseerklärung rauszubringen, im Fernsehen aufzutreten und ein Buch zu schreiben. Alternativ kann sie auch mit Zlatko, Jürgen und den BB-Konsorten einen neuen Song schreiben. Um vom Verliererimage wegzukommen. Ich war erstaunt, wie oft man das Wort "Image" in fünf Minuten sagen kann.

Dann springt die Kamera zu einer anderen Frau. Die Dingsda von Monaco habe sie betrogen, denn sie hätte nicht, wie vom Reporter angedeutet, die Liegen am Pool auf Bequemlichkeit beim Geschlechtsverkehr getestet, sondern ...!

Jetzt hatte mich das Fieber gepackt. Ich legte die Fernbedienung aus der Hand, und mit glänzenden Augen verfolgte ich den Fortlauf der Sendung. Matulla hatte seine neue Freundin mit zu einer Gala genommen, und seine arme Frau zuhause gelassen. Und das ganz selbstverständlich! Nee, oder.

Die Szenewechsel werden immer hektischer, schon sind wir wieder bei Olli. Ein Reporter stellt ihm die Frage, was das sollte, im Coupé mit der neuen Freundin. Da kommt Giovanne (Elber) und motzt den Reporter an: "Wenn du schon fragst, dann frag' was g'scheites."
Die Stimme des Reporters ist so hämisch, dass man husten muss. Der Kavalier schweigt, sagt er, den Dreck müssen die anderen machen und den Kavalier beschützen.

Es geht noch eine ganze Weile so weiter, bis der Reporter schließlich den "Eene, meene, muh"-Abzählreim an den drei Frauen aufzählt. Eine muss gehen, die andere ist die glückliche Gewinnerin. Noch steht der Wind günstig für die jungen, aber was ist, wenn gleicher sich dreht??

Mit diesem fatalen Schlusswort endet die Sendung. Ich keuche, hatte die ganze Zeit über den Atem angehalten. So schnell kriegt ihr mich bestimmt nicht von dieser Serie los, von der informativsten Sendung über die "Welt der Reichen und Schönen."

Und auch hier gilt: Ironie gibt es gratis dazu. Nun aber eine ernsthafte Frage: Was gehen uns alle die Privatleben der "Stars" an? Was ist so toll, so faszinierend daran, die Leute zu beobachten, wie sie das machen, was jeder macht? Um Aufklärung bittet

Maggi

[Darknesz]

wenn du hier was gegen Frank Zappa sagst.....

[sara]

Zitat von Maggi

Und auch hier gilt: Ironie gibt es gratis dazu. Nun aber eine ernsthafte Frage: Was gehen uns alle die Privatleben der "Stars" an? Was ist so toll, so faszinierend daran, die Leute zu beobachten, wie sie das machen, was jeder macht? Um Aufklärung bittet

Maggi

Zoomen wir das doch erstmal ran, damit das auch jeder lesen kann. *g*

Ja, was ist das Tolle daran ? Frag ich mich übrigens nicht nur, wenn ich solche Sendungen konsumiere, mal am Rande bemerkt. Ist eher eine Frage, die ich mir derzeit bei meinen täglichen Boardstreifzügen unentwegt stelle.

Ich las die Tage auf einem anderen Board eine gepastete Zeitungsnotiz, bzgl der Gehaltseinnahmen der Ebay-Chefin, die just verdreifacht wurden. Und irgendwie habe ich mir auch da die Frage gestellt, was ich jetzt damit anfangen soll, außer in bitteres Wehklagen auszubrechen, wenn ich die Zahlen mit denen auf meinem Gehaltszettel vergleiche. *g*

Ich glaube, das ganze hat 2 Seiten. Zuerst beschäftigt man sich gerne mit den Stars dieser Welt, um irgendwie seine eigenen Träumereien von Reichtum und Erfolg wiederzufinden - und um das zu kompensieren, weil Neid, der dadurch ausgelöst wird, einfach weh tut, müssen wir uns dann wieder damit trösten, dass auch diese vermeintlich Erfolgreichen am Ende nur Menschen sind, die so ihre Problemchen versuchen zu lösen.

Das das moralisch bedenklich ist, ist klar. Aber wie mir scheint letztlich menschlich - zumindestens belegen das die einschaltquoten.

[Maggi]

Ich habe auch mit meiner Mutter darüber geredet; Sie meinte, dass die Stars eine Art "Vorbildfunktion" hätten.

Nun aber mal ernst: Wer nimmt sich die Dings von Monaco als Vorbild? Will hier sonst noch wer Prinzessin von Monaco werden (außer Ogino)?

Sorry, aber ich finde: Wer sich solche Vorbilder sucht, ist selber schuld.

Und es ist doch klar, dass auch die "Schönen und Reichen" (ich hasse diese Bezeichnung) nur Menschen sind, und das machen, was menschlich ist, was jeder andere auch macht, oder? Im Moment gehen ugf. 10 Millionen Menschen fremd, allein in den USA und Europa, denke ich. Warum kümmert sich da niemand drum, aber sobald das jemand ist, den man kennt, steht der Welt Moral still, wie kann der sich sowas auch erlauben.
Insofern glaube ich, dass man "Star sein" doch als Arbeit bezeichnen muss, hat man doch ziemlichen Stress mit den Medien.

[binozap]

Ganz direkt gesagt, mir gehen Berichte über die Prominenten Blase gänzlich ab. Wer ist ein "Star" - Kübelbeck ? Das deutsche Pumuckl der Eurovision ? Dem Effenberg seine Ex ? Meine Güte, was sich da so wichtig nimmt und als solches vermarktet wird.

Was die Reichen angeht, so können wir sicher sein, daß die wirklich Reichen nicht den geringsten Wert auf diese Art der Öffentlichkeit legen. Insofern ist etwa Lothar Matthäus kein wirklich Reicher, auch wenn er zehnmal in der Bunten erzählt, wieviel Geld er sich zusammengekickt hat.

Und das Geld nicht glücklich macht, sondern Arbeit und Stress, erzählen selbstverständlich diejenigen, die es haben.

Ein Star ist für mich eine Persönlichkeit wie zum Beispiel Sir Peter Ustinov.

[sara]

Zitat von Maggi

Ich habe auch mit meiner Mutter darüber geredet; Sie meinte, dass die Stars eine Art "Vorbildfunktion" hätten.

Tja, mit den Vorbildern ist das so eine Sache. Ich finde es eh immer schwierig, wenn Menschen sich Menschen als Vorbilder nehmen. Ich meine, es ist völlig erstrebenswert, dass man sich Wertigkeiten oder Eigenschaften zum Vorbild nimmt, bzw. anstrebt, diese zu erreichen. So einen ganzen Mensch als Vorbild - für mich kann ich mir das nicht vorstellen. Schon gar nicht, wenn es sich bspw. um einen Dieter Bohlen handelt. *hust*

Bei meinem Sohn erfahre ich derzeit auch die unglaublichsten Vorbildsanfälle - so dass ich schon mitunter leicht deprimiert gucke. Hm, na ja - vielleicht gibt sich das ja im Laufe der Zeit ...

Peter Ustinov - jaaaa *augenaufleucht* "Der alte Mann und Mr. Smith". Maggi, Du setzt Dich doch andernorts gerade auf sehr spannende Art und Weise mit dem Thema "Bibel und Religion" auseinander. Lies mal das Buch von ihm - so ein subtiler, netter Stil um mit dem Thema umzugehen, ist mir noch nirgends anders begegnet bislang.

[Maggi]

Werde ich machen Danke.