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8. April 2006, 14:10   #126
Jules
 
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05. April 1951: Ethel und Julius Rosenberg werden zum Tode verurteilt

Das Gerichtsverfahren gegen das US-amerikanische jüdische Ehepaar Ethel und Julius Rosenberg erregte Anfang der 1950er weltweites Aufsehen. Ihnen wurde Spionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Obwohl sie die Vorwürfe bestritten, und trotz heftigen nationalen und internationalen Protesten, u. a. von Papst Pius XII, Jean Paul Sartre und Albert Einstein, wurden beide am 5. April 1951 zum Tode verurteilt und am 19. Juni 1953 im Staatsgefängnis Sing Sing in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.

Julius Rosenberg wurde am 12. Mai 1918 in New York geboren, Ethel Rosenberg am 28. September 1915 ebenfalls in New York. Sie lernten sich 1936 in der Young Communist League kennen, bevor sie drei Jahre später heirateten. Die Rosenbergs hatten zwei Söhne: Robert und Michael Rosenberg, die nach der Hinrichtung ihrer Eltern von Abel Meeropol und seiner Frau Anne adoptiert wurden.

Ethel und Julius Rosenberg waren die einzigen US-amerikanischen Zivilisten, die während des Kalten Krieges der Spionage bezichtigt wurden. Ihr Fall bildet seitdem das Herz einer kontroversen Diskussion über den Kommunismus in den USA. Unterstützer sehen in ihm ein herausragendes Beispiel für die Hysterie und Hexenjagd auf Kommunisten unter Senator McCarthy. Die Tatsache, dass die Rosenbergs Juden waren, spielte dabei eine Rolle. Besonders die amerikanischen Juden wurden der Sympathie, wenn nicht gar der Komplizenschaft mit dem Kommunismus verdächtigt, schreibt dazu Enzo Traverso, denn: Im Kalten Krieg wurde die UdSSR zum totalitären Feind erklärt, gegen den alle Energien der freien Welt entfaltet werden mussten. Deshalb bestand die Gefahr, dass die Erinnerung an die Judenvernichtung und die Verbrechen der Nazis die öffentliche Meinung desorientieren. Ethel und Julius Rosenberg machten im Prozess auf Auschwitz aufmerksam.

Nach Aussage des Führungsoffiziers von Julius Rosenberg, Alexander Feklisow, nach Ende des Kalten Krieges und dem neueren Stand der Forschung war dieser tatsächlich an der Weitergabe, allerdings weniger bedeutender, militärischer Informationen an die Sowjets beteiligt. Auch Ethels Bruder David Greenglass arbeitete für den sowjetischen NKWD. Er belastete seine Schwester 1951 in dem Prozess schwer, um seine eigene Familie zu retten. Ethel wurde hingegen von Feklisow weitgehend entlastet und starb vermutlich unschuldig.

Die Weitergabe wichtiger Informationen zum Bau der Atombombe an die Sowjets erfolgte tatsächlich durch Theodore Alvin Hall, einem Wissenschaftler und Doppelagenten in Los Alamos, wie dieser selbst später eingestand.

Wirkung

Der Rosenberg-Prozess wurde in zwei bedeutenden amerikanischen Romanen der siebziger Jahre und einem Epos von Howard Fast in den fünfziger Jahren thematisiert. Auch Charlie Chaplin befasste sich in seinem kapitalismuskritischen Film von 1957 mit dem Rosenberg-Prozess:
E. L. Doctorow The Book of Daniel (1971), deutsch: Das Buch Daniel
Robert Coover The Public Burning (1977), deutsch: Die öffentliche Verbrennung
Ein König in New York (A King in New York) von 1957
 
8. April 2006, 14:17   #127
Jules
 
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06. April 1896: Die ersten olympischen Sommerspiele der Neuzeit beginnen

Die I. Olympischen Sommerspiele fanden vom 6. April bis zum 15. April 1896 in Athen statt.

Es waren die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit, nachdem die Olympischen Spiele der Antike im Jahre 393 durch den römischen Kaiser Theodosius I. wegen der Verehrung heidnischer Götter verboten worden waren.

Obwohl die Spiele auch für damalige Verhältnisse kaum sportliche Leistungen der Spitzenklasse erbrachten, wurden sie allgemein als großer Erfolg angesehen und sorgten maßgeblich dafür, dass die Olympischen Spiele sich dauerhaft etablieren konnten. Es nahmen 241 Athleten teil; Frauen waren nicht zugelassen, durften aber im Gegensatz zu den antiken Spielen immerhin zuschauen. Auch wenn die Olympischen Sommerspiele 1896 verglichen mit heutigen Austragungen sehr klein waren, hatten die Spiele von Athen doch eine bis dahin unbekannte Größe für eine Sportveranstaltung.

Wahl des Austragungsortes

Während des 19. Jahrhunderts hatten in einigen europäischen Ländern kleinere Sportfeste stattgefunden, die nach den Olympischen Spielen der Antike benannt waren, jedoch höchstens eine überregionale Ausstrahlung hatten. Der französische Pädagoge und Historiker Pierre de Coubertin wollte die große Bedeutung der antiken Spiele in die Neuzeit übertragen, wozu jedoch zahlreiche Sportarten und ein internationales Teilnehmerfeld unerlässlich waren. Am 23. Juni 1894 präsentierte er seine Ideen anlässlich eines Kongresses, der in der Sorbonne von Paris stattfand. An dem Kongress nahmen Delegierte von Sportverbänden aus elf Ländern teil.

Nach dem Beschluss, die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen, musste der erste Austragungsort bestimmt werden. De Coubertins Wunschvorstellung war es eigentlich, die ersten Spiele der Neuzeit im Jahr 1900 anlässlich der Weltausstellung in Paris auszutragen. Doch die übrigen Delegierten befürchteten, wegen der langen Wartezeit von sechs Jahren könnte das Interesse wieder abflauen. Sie beschlossen deshalb, die ersten Olympischen Spiele bereits 1896 durchzuführen. Einige Delegierte wünschten London als Austragungsort. Doch nach einem Gespräch mit dem griechischen Delegierten Demetrius Vikelas schlug de Coubertin Athen vor, um Griechenland als Ursprung der Olympischen Spiele zu ehren. Die Delegierten stimmten diesem Vorschlag einstimmig zu und wählten Vikelas zum ersten Präsidenten des neu gegründeten Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Eröffnungsfeier

Am 6. April wurden die 1. Olympischen Spiele offiziell eröffnet. Das Panathinaikon-Stadion war bis auf den letzten Platz gefüllt; unter den Zuschauern war auch die Königsfamilie. Die meisten teilnehmenden Athleten hatten sich im Innenraum versammelt und waren nach Nationalität gruppiert. Nach einer Ansprache des Präsidenten des Organisationskomitees, Kronprinz Konstantin I., eröffnete dessen Vater, König Georg I., die Spiele:

„Ich erkläre die ersten internationalen Olympischen Spiele in Athen für eröffnet. Lang lebe die Nation. Lang lebe das griechische Volk.“

Anschließend trugen neun Marschkapellen und 150 Chorsänger die Olympische Hymne vor, die von Spyros Samara komponiert und von Kostis Palamas getextet worden war. Die Hymne stieß auf Zustimmung und das Publikum forderte eine Zugabe.

Die Eröffnungsfeiern bei Olympischen Spielen beinhalten heute noch Elemente dieser kurzen und schlichten Feier. Das Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes eröffnet noch immer offiziell die Spiele und auch die Olympische Hymne (seit 1958 mit offiziellem Status) wird gespielt. Andere Elemente wie der Einmarsch der Athleten, die Olympische Fackel und der Olympische Eid kamen erst bei späteren Austragungen hinzu.

Wettbewerbe

Fechten
Gewichtheben
Leichtathletik
Radsport
Ringen
Schießen
Schwimmen
Tennis
Turnen

Teilnehmerländer

Das Konzept von nationalen Mannschaften spielte bis zu den Zwischenspielen 1906 in der olympischen Bewegung keine große Rolle. Je nach Quelle nahmen 1896 zehn bis fünfzehn Nationen teil, wobei die meisten Quellen von den folgenden dreizehn Ländern ausgehen:
Ägypten – Einige Quellen bezeichnen den in Alexandria lebenden Dionysios Kasdaglis als Vertreter Ägyptens, andere Quellen jedoch (darunter auch das IOC) als Vertreter Griechenlands.
Australien – Obwohl Australien damals noch ein Teil des Vereinigten Königreichs war, wird Edwin Flack in den Statistiken als Australier geführt.
Griechenland – Einige Quellen bezeichnen den aus Zypern stammenden Anastasios Andreou als Griechen, obwohl die Insel damals ein britisches Protektorat war. Die zwei Athleten aus Smyrna zählen in fast allen Quellen als Griechen.
Großbritannien – Das Vereinigte Königreich Großbritannien und (Nord-)Irland besitzt in vielen Sportarten Verbände für jeden einzelnen Landesteil (England, (Nord-)Irland, Schottland, Wales). Eine bedeutende Ausnahme von dieser Regel stellen die Olympischen Spiele dar, an denen sämtliche britischen Athleten unter der Bezeichnung „Great Britain“ antreten, anstelle der sonst üblichen Kurzform „United Kingdom“.
Österreich – Dieses Land bildete damals einen Teil von Österreich-Ungarn, doch werden die Resultate österreichischer Athleten separat geführt.
Ungarn – Dieses Land wird in den Statistiken von Österreich getrennt geführt, obwohl beide Länder damals formell den Staat Österreich-Ungarn bildeten. Zu den ungarischen Resultaten werden gemäß der damaligen territorialen Ausdehnung Ungarns auch jene von Athleten aus der Vojvodina und der Slowakei hinzugerechnet.
Dänemark
Deutschland
Frankreich
Italien
Schweden
Schweiz
USA

Belgien, Chile und Russland hatten Teilnehmer gemeldet, zogen diese dann jedoch zurück.
 
8. April 2006, 14:21   #128
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07. April 1969: Geburtsstunde des Internet - Das RFC 1 wird veröffentlicht

Die Requests for Comments (kurz RFC; zu deutsch Aufforderung zu Kommentaren) sind eine Reihe von technischen und organisatorischen Dokumenten des RFC-Editor zum Internet (ursprünglich ARPANET), die am 7. April 1969 begonnen wurden. Bei der ersten Veröffentlichung noch im ursprünglichen Wortsinne zur Diskussion gestellt, behalten RFC auch dann ihren Namen, wenn sie sich durch allgemeine Akzeptanz und Gebrauch zum Standard entwickelt haben.

RFC Status

Jeder RFC besitzt einen Status. Hier ein paar Beispiele.
Informational – Hinweis, Idee, Nutzung.
Experimental – Zum Experimentieren
Proposed Standard – Vorschlag für Standard
Draft Standard – Begutachtung von min. 2 unabhängigen Implementierungen
Standard – Offizieller Standard STDn
Historic – Nicht mehr benutzt

Humor in RFC

Zwischen den offiziellen RFC, die Quasi-Standards oder „Best Practices” (derzeit beste Vorgehensweisen) beschreiben, finden sich aber auch immer RFC, die nicht buchstabengetreu genommen werden sollten, oft aus Anlass des 1. April oder weil gerade Weihnachten war.
Das am 1. April 1996 veröffentliche RFC 1925 listet The Twelve Networking Truths auf, die mit dem fundamentalen Grundsatz It Has To Work beginnen...
Weiterhin wird beispielsweise in RFC 2324 ein Hypertext Coffee Pot Control Protocol (HTCPCP) definiert, das der Fernsteuerung und -überwachung von Kaffeemaschinen dient.
Als Parodie auf das Routing-Protokoll MPLS findet sich in RFC 3251 das Mostly Pointless Lamp Switching.
RFC 2795 beschreibt, wie eine unendliche Anzahl von Affen koordiniert werden kann, die die Werke von Shakespeare produzieren soll.
Aber auch echte Kunstwerke lassen sich ausmachen, so z. B. eine Lobeshymne auf das ARPANET (RFC 527) oder The 12 Days of Christmas aus der Sicht eines gestressten Netzwerk-Admins (RFC 1882).
Am 1. April 2001 wurden im RFC 3092 die - einem jeden Programmierer bekannten - Kombinationen von „foo” und „bar” bzw. deren Abarten etymologisch bestimmt.
Am 1. April 2003 wurde ein RFC (RFC 3514) veröffentlicht, das dazu aufruft, bei IP-Paketen, die in irgendeiner Form „Evil” (böse) sind, ein entsprechendes Bit im Header zu setzen, um diese Pakete an Firewalls leichter ausfiltern zu können. Dies rührt daher, dass in IPv4 -Headern ein Bit, das den „Type of Service“ angibt, normalerweise mit 0 gesetzt ist, von einigen modernen Anwendungen jedoch mit 1 gesetzt wird. Einige Firewalls verlassen sich darauf, dass dieses 0 ist und stufen das Paket eben als Böse ein, da es einen nicht-unterstützten Service-Typ darstellt. Für Firewalls ist dies im Grunde unerheblich und zu kleinkariert.
Am 1. April 2004 wurde ein Allwissenheitsprotokoll entwickelt, das der amerikanischen Regierung ermöglichen sollte, alle Formen der Computerkriminalität zu erkennen und zu verhindern (RFC 3751). Nachdem sich die Anforderungen an dieses Protokoll als nicht durchführbar erweisen, endet der Text mit den Worten: „Good luck.”
Am 1. April 2005 wurde ein neuer Standard vorgestellt, welcher moralisch einwandfreies Routing ermöglicht (RFC 4041). Des weiteren wurde das schon sehr in die Jahre gekommene UTF-8 durch UTF-9 ersetzt, welches auf dem Oktalsystem basiert und somit 9 Bits (3×3) pro Byte erlaubt (RFC 4042).

Nicht immer jedoch bleibt es bei RFC zum 1. April bei der Theorie. So wurde am 6. März 2001 eine Implementierung des RFC 1149 A Standard for the Transmission of IP Datagrams on Avian Carriers (die Übertragung von IP-Datagrammen per Brieftaube) vorgestellt. Die durchschnittliche Antwortzeit eines Pings betrug jedoch 45 min, so dass nicht mit einer regelmäßigen Nutzung im Echteinsatz zu rechnen sein wird. Der beliebte Editor Emacs enthält schon seit Jahren eine vollständige Implementierung von RFC 2324 (Hypertext Coffee Pot Control Protocol). Die dazu benötigte Kaffeemaschine wurde 2005 ebenfalls gebaut.

Einige RFC sind zugleich For Your Information (FYI) mit eigener Zählung. So ist der RFC 1462 identisch mit dem FYI 20 FYI on What is the Internet?. Ebenso sind einige RFC auch Best Common Practice (BCP) oder RARE Technical Report (RTR)

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8. April 2006, 14:25   #129
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08. April 1870: Die Deutsche Bank AG nimmt ihren Geschäftsbetrieb auf

Die Deutsche Bank AG ist das größte deutsche Kreditinstitut. Sie hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ist als Universalbank tätig. Wichtige Niederlassungen sind in London und New York City.

Zur Großbank entwickelte sie sich unter anderem durch Übernahmen und Fusionen (1914-1929, 1957) in Deutschland und ab 1989 durch die Übernahme anglo-amerikanischer Banken.
Vorstandsvorsitzender ist seit 2002 Josef Ackermann.
Vorsitzender des Aufsichtsrates ist der frühere Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer. Er wird zum 3. Mai 2006 zurücktreten. Nachfolger soll Clemens Börsig werden.

Gründung

Die Gründungsversammlung der Deutschen Bank als Aktiengesellschaft fand am 22. Januar 1870 in Berlin statt. Das Aktienkapital betrug 5 Millionen Taler (15 Millionen Mark, heutiger Gegenwert ca. 1 Milliarde €). Gründer waren u. a. der Privatbankier Adelbert Delbrück und der Politiker und Bankier Ludwig Bamberger, die eine große Bank – hauptsächlich für den überseeischen Handel – schaffen wollten. Nach Genehmigung des Gründungsstatuts und Erteilung der Konzession durch die Preußische Staatsregierung am 10. März (was als offizielles Gründungsdatum gilt) nahm die Deutsche Bank am 9. April 1870 ihren Geschäftsbetrieb in der Französischen Straße 21 in Berlin auf. Die ersten Direktoren waren Wilhelm Platenius, Georg Siemens und Hermann Wallich. Für das Auslandsgeschäft wurden die ersten Filialen in London (1873), Shanghai (1872) und Yokohama (1872) gegründet. Die Deutsche Bank übernahm 1876 den Berliner Bank-Verein und die Deutsche Union-Bank und überflügelte damit die bis dahin führende Disconto-Gesellschaft als größte Bank im Deutschen Reich.

Führungsstruktur

Zu Beginn wurde das Unternehmen von einem Direktorium geleitet. Der Verwaltungsrat hatte jedoch weitreichende Kontroll- und Entscheidungsrechte. Erst die Aktienrechtsreform von 1884 brachte die heute noch übliche Trennung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Seitdem wurde die Deutsche Bank von einem Vorstandssprecher geleitet, was die Rolle des Primus inter Pares verdeutlichen soll. Die Umbenennung des Verwaltungsrates setzte die Bank erst nach Ausscheiden des langjährigen Vorsitzenden Adelbert Delbrück im Jahr 1889 um.

Im Januar 2002 beschloss die Deutsche Bank eine Änderung ihrer Führungsstruktur. Der Vorstand konzentriert sich seitdem auf Strategie und Kontrolle, während das neue, offiziell unter dem Vorstand angesielte Gremium, das Group Executive Committee (GEC), im operativen Geschäft entscheidet. Dem GEC gehören neben dem Vorstand die Konzernbereichsleiter an, womit insbesondere die für das Investmentbanking und das internationale Geschäft Verantwortlichen Londoner Deutschbanker erheblich an Einfluss gewonnen haben. Dies passt zur der schon unter Hilmar Kopper erdachten Strategie, das Unternehmen von einer deutschen Filialbank zum Global Player umzubauen.

Am 1. Februar 2006 brach die Bank mit der Tradition des Vorstandssprechers und ernannte Josef Ackermann im Rahmen seiner Vertragsverlängerung zum Vorstandsvorsitzenden. Begründung war, dass man sich den allgemeinen Gepflogenheiten anpassen möchte.

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9. April 2006, 13:44   #130
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09. April 1967: Die erste Boeing 737 startet zu ihrem Jungfernflug

Die Boeing 737 ist die erfolgreichste Familie von Düsenflugzeugen, die jemals gebaut wurde. Gefertigt wird das Flugzeug vom US-amerikanischen Hersteller Boeing.

Die erste Maschine dieses Typs hob am 9. April 1967 ab. Seither wurde die 737 über 6000 Mal verkauft (Stand: 03/2006) und fliegt mittlerweile in der 4. Generation.

Die Boeing 737 ist ein klassischer „single aisle“ airliner, d.h., sie besitzt nur einen Mittelgang und ist für Kurz- und Mittelstrecken konstruiert. Ihre Dienstgipfelhöhe beträgt ca. 11.000 Meter (ca. 37.000 Fuß) – bei der Boeing 737 NG 12.500 Meter (ca. 41.000 Fuß). Ihre Reichweite liegt bei ca. 3300 km (1800 Seemeilen), ihre Höchstgeschwindigkeit bei 850 km/h.

Was sie jedoch in Bezug auf die Reichweite zu leisten imstande ist, beweist die Boeing 737 NG (Next Generation). In Form des Boeing Business Jets (BBJ) fliegt sie zum Beispiel nonstop von Frankfurt nach Los Angeles, Singapur oder Tokyo - natürlich nur mit einigen wenigen Passagieren.

Die erste ausgelieferte Boeing 737 war für die Lufthansa bestimmt.

Wie die Boeing 747 („Jumbo“) besitzt auch die Boeing 737 einen international gebräuchlichen Spitznamen. In Fliegerkreisen wird die Boeing 737 „Bobby“ genannt. Der Name, der eher im deutschsprachigen Raum bekannt ist, entstand im Lufthansa-Konzern. Dort gab es für die kleinen Passagiere in der Zeit von 1970 bis 1972 ein Buch, welches „Bobby Boeing's Abenteuer“ hieß.

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10. April 2006, 09:39   #131
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10. April 1883: Die Dt. Edison-Ges. f. angew. Elektrizität (sp. AEG) wird gegründet

Die AEG (Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, anfangs Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft) war ein deutsches Unternehmen.

Die Gesellschaft verdankt ihre Entstehung Emil Rathenau, der 1883 die Patente an den Erfindungen Thomas Alva Edisons zu Glühlampen für Deutschland erwarb und dazu in Berlin eine kleine Studiengesellschaft gründete. Diese Gesellschaft wurde noch im gleichen Jahr zur „Deutschen Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität“ erweitert. 1887 nahm die Gesellschaft dann den Namen „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft“ an, abgekürzt AEG. Von 1883 bis 1889 war der Münchener Ingenieur und Kraftwerkspionier Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums, weiterer Direktor. Emil Rathenau selbst holte 1887 Michail von Dolivo-Dobrowolsky ins Unternehmen, der als Chefingenieur der Drehstromtechnik zur praktischen Anwendung verhalf, indem er den ersten funktionfähigen Drehstrommotor erfand und die erste Fernübertragung elektrischer Energie durchführte, und damit die AEG zum weltweit bekannten Unternehmen machte. 1909 bestellt die AEG den Architekten Peter Behrens zum künstlerischen Berater. Zuständig für die Gestaltung sämtlicher Produkte, der Grafik und Architektur ist er der weltweit erste Corporate Designer.

Die Tätigkeit der Gesellschaft erstreckte sich bald auf alle Gebiete der Starkstromtechnik, insbesondere auf die elektrische Beleuchtung, die elektrische Kraftübertragung, elektrische Bahnen, elektrochemische Anlagen, außerdem auf den Bau von Dampfturbinen, Automobilen, Kabeln und Leitungsmaterialien. In den ersten Jahrzehnten besaß die Gesellschaft zahlreiche Fabriken in und um Berlin:

Maschinenfabrik (Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren)
Apparatefabrik (Bogenlampen, Ausschalter, Sicherungen, Widerstände, Regler, Anlasser, Messinstrumente aller Art)
Kabelwerk (Kupfer- und Metallwerk, Gummifabrikation, Mikanitfabrik)
Glühlampenfabriken (Kohlefaden- und Metallfadenglühlampen, Nernst-Lampen)
Turbinenfabrik (Dampfturbinen)
Für die Funkentelegraphie wurde eine eigene Gesellschaft gegründet, der auch Siemens & Halske ihre Patente übertragen haben. Aus der AEG wurden seinerzeit die Berliner Elektrizitätswerke gegründet, deren Ausrüstung von der Gründerfirma gestellt wurde.

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11. April 2006, 07:35   #132
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11. April 1992: Nahe Paris wird der Vergnügungspark „Euro Disney“ eröffnet

Disneyland Resort Paris, ursprünglich Euro Disney Resort, ist ein Vergnügungspark ca. 30 km östlich von Paris/Frankreich in der Region Marne-la-Vallée, der am 11. April 1992 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet wurde. Disneyland Resort Paris zählt etwa 12 Millionen Besucher jährlich und ist damit das meistbesuchte Touristenziel Europas.

Das Resort, das sich auf einer Fläche von über 600 ha erstreckt (Stand: 1995), untergliedert sich in den ursprünglichen Disneyland Park-Themenpark, den im März 2002 eröffneten Walt Disney Studios Park, den Unterhaltungsbereich Disney Village, die Golfanlage Golf Disney mit 27 Löchern sowie mehrere Hotelkomplexe, darunter eine Ranch.

1994 wurde der ursprüngliche Name Euro Disney in Disneyland Paris umbenannt und mit der Erweiterung 2002 folgte die Namensumbenennung zu Disneyland Resort Paris. Betrieben wird der Park von der Gesellschaft Euro Disney SCA, an der die Walt Disney Company eine Beteiligung von 39 Prozent hält.

Parks und Bereiche im Resort

Disneyland Park
Der Themenpark Disneyland Park ist der älteste Teil und gleichzeitig das Kernstück des Pariser Resorts. Errichtet nach dem Vorbild des Magic Kingdoms aus den amerikanischen Disneyland-Parks unterteilt sich der Park in fünf Themenbereiche, die sich um das klassische Dornröschen-Schloss, Sinnbild des Parks, gruppieren:

Die Mainstreet USA, überwiegend eine Shopping- und Gastronomiemeile, versetzt die Besucher in die USA zur Zeit der Jahrhundertwende.

Das Frontierland mit dem Big Thunder Mountain ist einer typischen Wild-West-Kulisse nachempfunden. Natürlich auch mit dem Geisterhaus "Phantom Manor".

Im Adventureland begeben sich die Besucher auf die Pfade von Piraten und anderen Abenteuern.

Insbesondere auf jüngere Besucher ist das Fantasyland ausgerichtet, in dem Attraktionen rund um bekannte von Disney adaptierte Märchen gestaltet sind.

Im Discoveryland (engl. Entsprechung Tomorrowland) erlebt der Besucher die fiktive Zukunft des Jules Verne. Seit der Eröffnung einer der heutigen Hauptattraktionen des Parkes, dem Space Mountain, wird der Themenbereich zunehmend weg von klassischen Star Wars- und Science-Fiction-Motiven in diese Stilrichtung gebaut. Ebenfalls gibt es eine neue Show im sogenannten 'Videopolis' gegenüber der Space Mountain. Die Show the "Legend of the Lion King" (dt. Die Legende des König der Löwen) ist genauso aufgebaut wie ein Musical und dauert etwa 30 Minuten. Und erst seit April 2005 wurde auch Space Mountain nach mehrmonatigen Schließung wieder geöffnet. Sie wurde umgebaut und ist nun noch aufregender als zuvor: Space Mountain Mission 2.

Walt Disney Studios Park
Weiterhin gibt es seit einigen Jahren den "Walt Disney Studios Park" der direkt an den ursprünglichen Park und das Disney Village angrenzt. In diesem Park, der um einiges kleiner ist, soll man hinter die Kulissen von Filmen schauen können. Zum Beispiel mit der sogenannten "Studio Tram Tour" welche auch in Florida vorhanden ist. Ebenfalls legt Disney viel Wert auf Shows und Paraden. In der Show Cinémagique kann man viele kleine Ausschnitte, verbunden mit einer Liebesgeschichte, sehen. Ein kleines Highlight des Parks ist die Stunt Show (gesponsert von Opel) bei der es immer "heiß" hergeht. In den Studios kann man, wie der Name es schon sagt, einen Blick in das echte Fernsehstudio des Disney Channel werfen. Sogar die Rockband Aerosmith hat sich im Park verewigt indem sie eine Achterbahn namens "Rockn Rollercoaster starring Aerosmith" integriert haben, welche in weniger als 3 Sekunden von 0 auf 92 Stundenkilometer beschleunigt.

Verkehrsanbindung
Das Disneyland Resort ist von der Stadtmitte Paris in etwa einer halben Stunde per RER A (S-Bahn) zu erreichen (Endstation Marne la Vallée). Disneyland Resort Paris ist darüber hinaus über einen eigenen Bahnhof an das TGV-Hochgeschwindigkeits-Netz angeschlossen. Von Deutschland aus erreicht man das Resort über die französische Autobahn A4, es liegt ca. 30 km vor Paris.

Wohnt man in einem der 7 Disney Hotels oder im Holiday Inn, My Travelers Explorer Hotel, Mövenpick Dream Castle Hotel oder Hotel Kyriad so fährt alle 10-20 Minuten ein Pendelbus direkt von der Lobby des Hotels zum Park und wieder zurück. Wohnt man jedoch auf der "Davy Crocket Ranch" dann muss man mit dem Auto den Park besuchen, da keine Busverbindung besteht.

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12. April 2006, 07:37   #133
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12. April 1961: Start der bemannten Raumfahrt - Juri Gagarin umrundet die Erde

Bemannte Raumfahrt ist der Sammelbegriff für alle Weltraummissionen, bei der Menschen in Raumschiffen in den Weltraum vorstoßen und nach Ende der Mission unversehrt zur Erde zurückkehren. Zur bemannten Raumfahrt zählen auch die Langzeitaufenthalte der Raumfahrer auf der russischen Mir-Raumstation und der Internationalen Raumstation (ISS). Sind Raumfahrer gezwungen, außerhalb der schützenden Hülle ihres Raumschiffs oder Raumstation zu arbeiten (Weltraumspaziergang), so müssen sie aufwendige Raumanzüge tragen.

Kalter Krieg - Wettlauf ins All
Im Zeitalter des Kalten Krieges begann ein zwischen den verfeindeten Großmächten USA und der Sowjetunion ein Wettlauf ins All, zuerst mit unbemannten Flügen, später mit bemannten Starts. Am 12. April 1961 umkreiste Juri Gagarin mit einer Wostok-Raumkapsel als erster Mensch die Erde. Die USA konnten wenige Wochen später, am 5. Mai 1961, im Rahmen des Mercury-Programms einen 16-minütigen suborbitalen Flug von Alan Shepard vorweisen.

1968 flogen dann mit Apollo 7 die ersten Menschen im Rahmen des Apollo-Programms ins Weltall, was schließlich in der ersten bemannten Mondlandung 1969 mit Apollo 11 gipfelte. Danach konzentrierte man sich auf den erdnahen Weltraum. Die Raumstationen Saljut, Mir und Skylab boten den Menschen im All ein bescheidenes Zuhause.

Länder
Derzeit gibt es drei Länder, deren Raumfahrtbehörden bemannte Raumfahrtmissionen durchführen können: Russland (Roskosmos), die USA (NASA) und seit kurzem die Volksrepublik China (CNSA). Darüber hinaus sind erste Aktivitäten privater Unternehmen zu beobachten.

Stellenwert in der Berichterstattung
Bemannte Raumfahrtmissionen haben einen relativ hohen Stellenwert in den Medien und es wird daher im Vergleich zu unbemannten Missionen oft darüber berichtet. Trotzdem haben bemannte Missionen heutzutage keine höhere wissenschaftliche Bedeutung als unbemannte, ferngesteuerte Missionen. Fehlschläge und Unfälle, bei der Astronauten gefährdet oder gar getötet wurden, bleiben der Öffentlichkeit lange im Gedächtnis und sorgen für einen langanhaltenden Imageverlust der Beteiligten.

Notwendigkeit bemannter Missionen
Aufgrund des enormen technischen Aufwands wird diskutiert, ob und wann bemannte Missionen sinnvoll sind. Notwendige Lebenserhaltungssysteme und Rettungssysteme, die das Risiko für die Astronauten minimieren sollen, verursachen erhebliche Kosten. Viele Tätigkeiten, die ein Astronaut vollbringen könnte, wären mit einer teilweise ferngesteuerten Sonde ebenso möglich. Zukünftige Fortschritte in der Robotik und der autonomen Steuerung würden beispielsweise eine weiter ausgedehnte, wissenschaftliche Erforschung des Mars erlauben, ohne dass ein Mensch die Erde verlassen müsste. Andererseits können Menschen im Gegensatz zu Maschinen intelligent und intuitiv handeln. Je nach Missionsart und Missionsziel ist das wiederum ein Vorteil.

Bemannte Raumfahrt
 
13. April 2006, 08:34   #134
Jules
 
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13. April 1970: Houston, we've had a problem

Apollo 13 war eine Mission innerhalb des amerikanischen Apollo-Programms. Das Primärziel, eine bemannte Landung auf dem Mond, wurde nicht erreicht. Trotz teilweise dramatischer Vorfälle kehrten alle drei Besatzungsmitglieder lebend zur Erde zurück. Dieser Apolloflug war der einzige, der vorzeitig abgebrochen werden musste.

Besatzung
Am 6. August 1969, kurz nach der erfolgreichen Mondlandung durch Apollo 11, gab die NASA die Mannschaften für die Missionen Apollo 13 und Apollo 14 bekannt.

Als Kommandant von Apollo 13 wurde James Lovell anstatt des ursprünglich vorgesehenen Kommandanten Alan Shepard ausgewählt und unternahm damit nach Gemini 7, Gemini 12 und Apollo 8 als erster Raumfahrer einen vierten Weltraumflug. Shepard übernahm den folgenden Flug Apollo 14.

Als Pilot der Apollokapsel wurde zuerst Ken Mattingly nominiert, als Pilot der Mondlandefähre Fred Haise. Die beiden waren die ersten der fünften Astronautenauswahlgruppe, die für einen Raumflug in die Hauptmannschaft eingeteilt wurden.

Als Kommandant der Ersatzmannschaft wurde John Young eingeteilt. „Jack“ Swigert wurde Ersatzpilot der Apollokapsel und Charles Duke übernahm die Rolle des Ersatzpiloten für die Mondlandefähre.

Die Unterstützungsmannschaft (Support-Crew) bestand aus Jack Lousma, William Pogue und Vance Brand. Alle drei hatten schon Erfahrungen als Support-Crew oder Capcom.

Einige Tage vor dem Start, am 6. April 1970, stellte sich heraus, dass der Ersatzpilot der Mondfähre, Charles Duke mit Röteln infiziert war, und dass Ken Mattingly nicht dagegen immun war. Um das Risiko zu eliminieren, dass Mattingly während des Mondfluges erkrankte, wurde er am 9. April durch den Reservepilot Swigert ersetzt.

Mattingly bekam die Röteln nicht. Später nahm er dann an der Apollo-16-Mission teil, für die eigentlich Swigert vorgesehen war.

Start
Der Start von Apollo 13 erfolgte am 11. April 1970, 19:13:00 GMT in Cape Canaveral, Florida (13:13:00 Uhr im Kontrollzentrum in Houston). Aufgrund starker Vibrationen schaltete das mittlere Triebwerk der zweiten Stufe selbsttätig ab, was die Flugleitung dadurch ausglich, dass sie die verbliebenen vier Triebwerke länger brennen ließ. Auch die dritte Stufe brannte etwas länger. Trotz der unerwarteten Störung war die Abweichung von der geplanten Umlaufbahn minimal. Nach 1,5 Erdumkreisungen wurde die dritte Stufe ein zweites Mal gezündet, um Apollo 13 auf den Weg zum Mond zu bringen.

„Houston, we've had a problem.“
(Houston, wir haben ein Problem.)

55 Stunden und 54 Minuten nach dem Start, schon recht weit auf dem Weg zum Mond, explodierte einer der Sauerstofftanks der „Odyssey“, kurz nachdem ein im Tank befindlicher Ventilator in Betrieb genommen worden war. Der Grund der Explosion war nicht, wie häufig zu lesen, ein zerbrochenes Kabel im Sauerstofftank, sondern ein an zu hohe Spannung angeschlossener Thermostat, in Folge dessen sich die Kontakte des Thermostaten während eines Bodentests zusammenschweißten. Der eingebaute Thermostat war ursprünglich für 28V Gleichspannung spezifiziert und wurde trotz Spezifikationsänderung im Jahr 1965 auf 65V Gleichspannung nicht getauscht. Während des Fluges von Apollo 13 zum Mond erhitzte sich der Sauerstoff aufgrund dieses Fehlers bis auf ca 530°C (nominell sollte der Thermostat die Temperatur des Sauerstoffs auf 26°C halten). Als Jack Swigert nun auf Anweisung der Bodenkontrolle einen Rührer im Sauerstofftank in Gang setzte, explodierte der Sauerstoff, weil die Isolation der Kabel sowie die Motorwicklungen des Rührers durch die viel zu hohe Temperatur im Sauerstofftank beschädigt worden waren.(Siehe auch Apollo 13 Review Board [1].)

In der Folge stellte die Crew einen Abfall in der Stromversorgung und einen weiteren signifikanten Verlust von Sauerstoff fest. Betroffen war auch die Wasserversorgung. Anstelle einer Landung auf dem Mond musste der Kurs so geändert werden, dass die Flugbahn um den Mond herum und wieder zurück zur Erde führte. Das Überleben der Mannschaft war in dem für die Reise ausgerüsteten Servicemodul nicht mehr möglich. Die Versorgung musste von der Mondlandefähre „Aquarius“ übernommen werden.

Das Lebenserhaltungssystem der Fähre war jedoch nicht dafür ausgelegt, drei Personen mehrere Tage am Leben zu erhalten. Während des Fluges musste das überlastete Luftreinigungssystem umgebaut werden, um mit dem Kohlendioxid-Filter der „Odyssey“ arbeiten zu können, der eigentlich mit dem der „Aquarius“ inkompatibel war. Hierzu musste aus an Bord vorhandenen Dingen, wie zum Beispiel Tüten, Klebeband, Flugpläne, usw. ein Adapter gebaut werden. Das Bodenzentrum in Houston erarbeitete eine Prozedur, die an die Crew gefunkt wurde, die dann erfolgreich den Adapter nachbaute.

Landung
Erst kurz vor dem Ende des Fluges wurde die für den Wiedereintritt benötigte Kapsel von der Besatzung bestiegen und von dem restlichen Wrack getrennt. Die Mondlandefähre verglühte in der Erdatmosphäre, ebenso ging die an Bord befindliche ALSEP-Station mit ihrer nuklearbetriebenen Stromversorgung verloren. Jedoch wurde keine freigesetzte Radioaktivität nachgewiesen, da dieser Fall im Design des Behälters eingeplant war und er einen Wiedereintritt schadlos überstehen konnte. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde der Wiedereintritt so gewählt, dass ein Punkt im Pazifik mit einer sehr großen Wassertiefe getroffen wurde. Das so genannte „Blackout“ (=Funkstille beim Wiedereintritt) dauerte länger als die üblichen drei Minuten. Man dachte, es sei alles verloren. Doch am 17. April 1970 um 13:07 Uhr wasserte Apollo 13 im Pazifik, wo die Crew von der USS Iwo Jima (LPH-2) aufgenommen wurde.

Die berühmte Meldung
Viele glauben irrtümlicherweise, der berühmte Satz der Astronauten an Houston hätte gelautet: "Houston, we have a problem"
In Wirklichkeit hieß die Meldung: "Okay, Houston, we've had a problem here" [2], von Swigert an Bodenstation. Lovell machte dann die gleiche Meldung: "Houston, we've had a problem."

Film
Die Mission wurde im Jahr 1995 mit Tom Hanks, Kevin Bacon, Ed Harris, Gary Sinise und Bill Paxton in den Hauptrollen verfilmt. Das Drama kam unter dem Titel Apollo 13 in die Kinos und wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.

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14. April 2006, 10:08   #135
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14. April 1994: Die brandzerstörte (80%) Luzerner Kapellbrücke wird wieder eingeweiht

Die Kapellbrücke ist das Wahrzeichen der Stadt Luzern und eine der bedeutendsten Touristenattraktion. Nach dem Matterhorn ist sie vermutlich das von Touristen meist fotografierte Sujet der Schweiz.

Allgemeines

Die Kapellbrücke ist die älteste und mit 204 m vermutlich längste überdachte Holzbrücke Europas. Sie wurde um 1365 gebaut und verbindet die durch die Reuss getrennte Alt- und Neustadt. Ursprünglich war die Brücke länger und verband zusätzlich die Peterskapelle mit der Hofkirche. Durch die Auffüllung des Ufers wurde dieser Teil, ca. 75 m, um 1835 abgebrochen. Im Giebel der Brücke befinden sich 111 dreieckige Gemälde, die wichtige Szenen der Schweizer Geschichte darstellen.

Wasserturm

Die Kapellbrücke ist die älteste Holzbrücke der Welt.

Brand

Die Brücke fiel am 18. August 1993 einer Feuersbrunst zum Opfer, welche nach Vermutungen durch eine weggeworfene Zigarette ausgelöst wurde. Der Brand zerstörte einen Großteil der Brücke, unter anderem auch 78 der 111 berühmten Bilder. Die Brücke wurde umgehend wiederaufgebaut, restauriert, am 14. April 1994 eingeweiht und für den Fußgängerverkehr wieder geöffnet.


Kapellbrücke
 
15. April 2006, 09:39   #136
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15. April 1955: Gründung der Fastfood-Kette McDonald’s

Gründungsphase

Der Bigmac

Das erste McDonald’s-Restaurant wurde 1940 von den Brüdern Richard und Maurice („Mick&Mack“) McDonald in San Bernardino, Kalifornien eröffnet. Das Restaurant wurde nach 1948 bekannt, als die Brüder eine innovative und rationelle Art, Hamburger zuzubereiten, einführten, und auf Selbstbedienung umstellten. Neil Fox wurde 1953 erster Franchisenehmer der Brüder. Erstmals zierten die „Golden Arches“ sein Restaurant in Phoenix, Arizona. 1954 trat der Milchshake-Mixer-Verkäufer Ray Kroc an die Brüder McDonald mit dem Vorschlag heran, weitere McDonald’s-Restaurants zu eröffnen, da er von der Effizienz des Restaurants beeindruckt war. Er versuchte, Walt Disney, seinen Kameraden aus Kriegstagen, dazu zu bringen, ihm die Eröffnung eines McDonald’s-Schnellrestaurants im damals im Bau befindlichen Disneyland zu erlauben. Als Disney ablehnte, eröffnete Kroc sein erstes eigenes Restaurant in Des Plains, Illinois. Die ersten Franchisenehmer rekrutierte Kroc überwiegend aus seinem näheren Freundes- und Bekanntenkreis. Aufgrund mangelnder Eignung einiger von ihnen und konzeptioneller Fehler, wie z. B. Zusagen zum Gebietsschutz, drohte das nun stark expandierende Unternehmen fast unterzugehen; heute versucht der Konzern in seinen Publikationen diese kritische Periode weitestgehend auszublenden.

Es gelang Kroc schließlich, das heutige Franchisesystem zu entwickeln und zu einem einmaligen Erfolg zu führen. Dieser Erfolg Krocs beruht auf mehreren Faktoren. Zum einen auf einem ausgeklügelten System der Mitbestimmungsrechte seitens der Franchisenehmer bei strategisch bedeutenden Entscheidungen, vor allem im Bereich der geplanten Aktionen auf Restaurantebene, zum anderen auf der Entwicklung eines der lukrativsten Immobilienvermarktungskonzepte der Geschichte. Ein ursprünglich für die Immobilienerschließung zuständiger Mitarbeiter Krocs, Harry Sonneborn, hatte das Konzept entwickelt, Hamburger- und Immobiliengeschäft untrennbar miteinander zu koppeln, indem Franchisenehmer zukünftig umsatzabhängige Pachten zahlen mussten. Strategische Partnerschaften mit anderen Großkonzernen sicherten die für die diese Entwicklung wichtigen „Hamburger-Umsätze“ strategisch ab. Beispiele sind die mit der Coca-Cola-Company entstandene Kooperation und die fast schon symbiotische Beziehung zwischen McDonald’s und Disney. Eine Zusammenarbeit, die sich beispielsweise in den regelmäßigen Kooperationen (filmbezogene Beigaben in den HappyMeals und entsprechendes Werbematerial in den Fillialen) des Hamburgerbraters und des Medienkonzerns zeigt. Zugleich wuchs McDonald’s zum weltweitgrößten Abnehmer von Coke-Produkten auf.

Generell betont ein Großteil der verfügbaren Publikationen, dass man den Erfolg des von Kroc geschaffenen Systems gerade nur dann erfassen kann, wenn man es als integriertes System aus Unternehmen, Lizenznehmern und Lieferanten wahrnimmt. Aus dieser Sicht werden erst im Wechselspiel dieser auf den ersten Blick mit so unterschiedlichen Interessen behafteten Partner die symbiotischen Grundlagen des Unternehmenserfolges gelegt. Der Vertrag mit den McDonald-Brüdern sah vor, dass Kroc für die Expansion der Kette zuständig war, während die Brüder die Kontrolle über die Produktion behielten und an den Gewinnen beteiligt waren. 1961 wurde Kroc zunehmend unzufrieden mit dieser Konstellation. Nach einigen Verhandlungen stimmten die inzwischen wohlhabenden McDonald-Brüder zu, die Rechte an der Marke McDonald’s für 2,7 Mio. US $ an Ray Kroc zu verkaufen. Das Geld hierfür hatte Kroc von mehreren Investoren geliehen, darunter auch ein Investment-Portfolio an dem die Universität Princeton und einige andere amerikanische Elite-Unviversitäten beteiligt waren. Der Vertrag erlaubte den Brüdern, ihr Restaurant weiter The Big M zu nennen. Es blieb geöffnet, bis Kroc die Brüder ausbootete, indem er ein McDonald’s direkt auf der anderen Straßenseite eröffnete. Wenn die Brüder den ursprünglichen Vertrag beibehalten hätten, der ihnen 0,5 % der jährlichen Einnahmen der Kette garantierte, würden sie heute fast 180 Mio. $ pro Jahr erhalten. Krocs Firma hieß ursprünglich McDonald’s Systems Inc. und wurde 1960 in McDonald’s Corporation umbenannt.

International

McDonalds ist ein Unternehmen der Systemgastronomie und betreibt gegenwärtig über 30.000 Restaurants in circa 100 Ländern unter der eigenen Marke. Dazu kommen noch verschiedene aufgekaufte, aber nicht in „McDonald’s“ umbenannte Restaurants verschiedener, vor allem amerikanischer Ketten („Partner-Brands“) sowie eine Minderheitsbeteiligung an der britischen Kette Pret A Manger. 2005 betrug der Umsatz des Konzerns weltweit rund 20,5 Mrd. US-$, der Gewinn belief sich auf ca. 2,6 Mrd. US-$.Die erste europäische Filiale wurde am 21. August 1971 in Zaandam (Niederlande) eröffnet. Gegründet wurde das Unternehmen ursprünglich 1940 von den Brüdern Richard und Maurice („Mick&Mack“) McDonald. Die Grundlagen des heutigen Erfolges legte der Handelsvertreter Ray Kroc, der den Brüdern das Gastronomiekonzept später abkaufte und zum weltweit erfolgreichsten Gastronomiekonzept weiterentwickelte. Anlässlich eines großen Empfangs bereitete der damalige McDonald’s-Präsident Edward Rensi am 20. November 1984, knapp 36 Jahre nach dem Verkauf des ersten McDonald’s-Hamburgers, im Grand Hyatt Hotel New York City den fünfzigmilliardsten Hamburger des Unternehmens zu.

Deutschland

Im Dezember 1971 eröffnete die erste deutsche Filiale (Martin-Luther-Str. 26 in München-Obergiesing). Deutschland ist, neben Großbritannien und Frankreich, einer der drei größten europäischen Nationalmärkte für McDonald’s. In Deutschland firmiert das Unternehmen als McDonald’s Deutschland Inc., einer Gesellschaft nach dem Recht des US-amerikanischen Bundesstaats Delaware. Die meisten durch Franchisenehmer geführten McDonald’s-Restaurants sind hingegen deutsche GmbHs. Seit Mitte der 90er Jahre werden immer mehr Standorte an Franchisenehmer, d.h. eigenständige Unternehmer, die die Marke und das Know-how des Konzerns auf eigene Rechnung gegen die Zahlung von Lizenzgebühren nutzen dürfen, übergeben. Neue Franchisenehmer werden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, zur Zeit nicht mehr aufgenommen. Neue Lizenzen werden fast ausschließlich an die Kinder von Franchisenehmern, Prominente und ehemalige Manager vergeben. Offiziell spricht der Konzern von der „Second Generation“.

Die deutsche Zentrale des amerikanischen Konzerns nach US-Recht befindet sich heute in München. Neben diesem sogenannten Hauptservicecenter (HSC) existieren fünf weitere regionale Service Center in München, Offenbach, Düsseldorf, Hamburg und Berlin. In Frankfurt-Niederrad befindet sich die Testküche, in der McDonald’s Europe Produkttests und -entwicklungen durchführt. In den USA unterhält McDonald’s eine offizielle Trainingseinrichtung für ausgewählte Mitarbeiter, die sogenannte Hamburger University in Oak Brook, Illinois. Diese unternehmensinterne Fortbildungseinrichtung verleiht, ebenso wie ihr deutsches Pendant lediglich unternehmensintern anerkannte Abschlüsse, also gerade keine allgemein anerkannte Hochschulabschlüsse. In Deutschland spielt das in der Münchner Zentrale untergebrachte Gegenstück dieser Einrichtung eine wichtige Rolle bei der Ausbildung zum Berufsbild "Fachmann/frau für Systemgastronomie", einem branchenübergreifend anerkannten Lehrberuf.

Die erste Filiale in den neuen Bundesländern wurde im Sommer 1990 in Plauen (Sachsen) eröffnet. Die umsatzstärkste deutsche Filiale befindet sich am Münchener Karlsplatz (Stachus), sie ist zugleich eine der fünf umsatzstärksten weltweit. Im Geschäftsjahr 2005 standen 1264 Restaurants auf deutschem Boden, welche in diesem Zeitraum von ca. 848 Millionen Gästen besucht wurden. Dies entspricht einem Plus von 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, zugleich sank 2005 der durchschnittlich ausgegebene Betrag Bon auf rund 6 Euro.

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16. April 2006, 00:50   #137
Jules
 
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16. April 1921: Sir Peter Ustinov wird geboren

Sir Peter Alexander (von) Ustinov (* 16. April 1921 in Swiss Cottage, Camden, London; † 28. März 2004 in Genolier (Kanton Waadt/CH)) war 1. ein Schriftsteller, 2. ein Schauspieler und Regisseur, 3. ein politischer Mensch (in dieser Reihenfolge laut seiner eigenen Darstellung). Er war von 1992 bis 2004 Chancellor der renommierten britischen University of Durham.

Peter Ustinov nannte sich einmal einen "praktizierenden Europäer", dabei war er das Musterbeispiel für einen Weltbürger.

Leben

Sir Peter Ustinov entstammte einer internationalen Familie und wuchs viersprachig auf. Seine Mutter (Nadjeschda Leontievna Benois) war eine französische Bühnenbildnerin und Kostümzeichnerin russischer Herkunft, sein Großvater der Architekt Louis Benois. Sein Vater (Jona Ustinov) war Offizier in der zaristischen russischen Armee, aber deutscher Staatsbürger, später Presseattaché der deutschen Botschaft in London und während des 2. Weltkrieges (nach dem Zerwürfnis mit Ribbentrop) britischer Spion. Zu seiner Herkunft sagte Peter Ustinov immer, er sei "in St. Petersburg gezeugt, in London geboren und in Schwäbisch Gmünd getauft". Über seinen Vater ist der Schauspieler übrigens entfernt mit dem schwedischen Tenor Nicolai Gedda verwandt.

Ustinov verließ die ihm verhasste Eliteschule Westminster mit 16 Jahren und absolvierte am London Theatre Studio eine schauspielerische Ausbildung. Mit 17 Jahren trat er in seiner ersten Theaterrolle auf. Doch er beschränkte sich bereits zu dieser Zeit nicht auf die Schauspielerei, sondern schrieb eigene Bühnenstücke. Bereits 1939 wurde sein erstes Werk The Bishop of Limpopoland uraufgeführt. Mit 19 Jahren heiratete er 1940 die Schauspieler-Kollegin Isolde Denham. Im gleichen Jahr folgte eine erste kleine Filmrolle, eine beachtete größere dann 1942 in The Goose Steps Out. Nachdem er von 1942 bis 1945 Soldat war, führte er 1946 bei dem Film School for Secrets zum ersten Mal Regie.

1950 wurde er von Isolde Denham geschieden; 1954 heiratete er die Schauspielerin Suzanne Cloutier, die Mutter seiner Kinder Pavla Ustinov, Igor Ustinov und Andrea Ustinov. Nach der Scheidung 1971 heiratete er die Schriftstellerin Hélène du Lau d'Allemans, mit der er schließlich 31 Jahre lang im eigenen Haus in Bursins am Genfersee zusammenlebte.

Er wurde einem breiten Publikum durch seine Charakterrollen in Quo Vadis, Wir sind keine Engel und Spartacus bekannt. Erfolgreich waren auch die Agatha-Christie-Verfilmungen, in denen er den belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot verkörperte. Zuletzt war er im Oktober 2003 im Film Luther als Friedrich der Weise zu bewundern. Ustinov hatte keine Berührungsängste, für das Fernsehen Rollen zu übernehmen. Ihm persönlich wichtiger war seine Kreativität als Schriftsteller und Drehbuchautor. Er brachte es auf neun Drehbücher, mehr als elf Romane und Erzählbände sowie über 20 Theaterstücke, am bekanntesten "Beethovens Zehnte". Als großer Kenner klassischer Musik inszenierte er Opern in Berlin, Salzburg, London, Paris und Moskau.

Für seine Rolle als sarkastischer Sklavenhändler in Spartacus und für die des Arthur Simpson in der Gauner-Komödie Topkapi erhielt er je einen Oscar als bester Nebendarsteller. Viele weitere Auszeichnungen folgten. 1989 wurde er, als einer von insgesamt 15 Ausländern, in die französische Académie des Beaux Arts (Akademie der schönen Künste) aufgenommen. 1990 wurde er von der britischen Königin Elizabeth II. geadelt. Zuletzt erhielt er Anfang 2004 den Bremer Hansepreis für Völkerverständigung.

Ustinov war als hervorragender Erzähler beliebt. Er verstand es, seine Auftritte, Conférencen und Interviews mit viel Humor und zahlreichen Geschichten zu würzen. Doch neben dem Künstler Ustinov stand stets auch der engagierte Mensch Ustinov. Seit 1968 war er Botschafter der UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF. Schon zuvor, Anfang der 1950er Jahre, trat Ustinov den Weltföderalisten bei und amtierte von 1991 bis zu seinem Tod 2004 als Präsident ihrer internationalen Organisation, dem World Federalist Movement. Laut sagte er seine Meinung zu politischen Fragen, zuletzt im März 2004 als Mitaufrufer zum Ostermarsch der Friedensbewegung im deutschen Ramstein, das einen US-amerikanischen Militärstützpunkt mit vielen "taktischen" atomaren Sprengköpfen beherbergt.

Seit dem Jahr 2000 entstanden auf seine Initiative hin in Budapest und im britischen Durham Institute für Vorurteilsforschung. Gemeinsam mit der Universität und der Stadt Wien gründete er am 11. August 2003 das entsprechende deutschsprachige Sir Peter Ustinov Institut, und hielt dort auch Vorträge. Die Stiftungsprofessur wurde im Sommersemester 2004 erstmals besetzt, und zwar mit Professor Dr. med. Dr. phil. Horst-Eberhard Richter.

Von 1992 bis zu seinem Tode war Peter Ustinov Chancellor der University of Durham wo auch ein College nach ihm benannt wurde.

Ustinov, der seit Jahren an Diabetes und Ischias litt, war zuletzt auf den Rollstuhl angewiesen. Das hinderte ihn keineswegs, wie der Reporter der FAZ berichtete, sehr agil und beweglich seinen "Auftritt" vor dem Medienvertreter zu inszenieren. Er starb am 28. März 2004, im Alter von 82 Jahren, in einer Privatklinik in Genolier bei Genf an Herzversagen.

Aus Nachrufen

Die Münchener Boulevardzeitung "tz" meinte im Nachruf: Am stärksten wird uns das Lächeln im Gedächtnis bleiben. Dieser kleine, listige Gesichtsausdruck, bei dem die Augen immer ein bisschen mehr zu wissen schienen, als der Mund grade sagte. Es war wohl dieser leise, niemals polternde Humor, den die Menschen so geliebt haben am großen Sir Peter Ustinov. Nur nichts allzu ernst nehmen, strahlte er aus... Hat die Zuneigung, die ihm überall entgegenschlug, in Hilfe für andere umgemünzt.

Die FAZ schrieb am 30. März 2004: Er... war einer der raren Allrounder mit europäischer Basis und Hollywood-Überbau: ein an Leibes- und Pointen- und Witzumfang stets zunehmendes Multi-Talent...




Frage: "Was soll einmal auf Ihrem Grabstein stehen?"
Antwort von Peter Ustinov: "Bitte den Rasen nicht betreten."

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16. April 2006, 23:09   #138
Jules
 
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17. April 2001: Der Amerikaner Ron Hornbaker gründet Bookcrossing

Bookcrossing ist eine weltweite Bewegung zur kostenlosen Weitergabe von Büchern an Bekannte, in der Regel aber an unbekannte Personen. Über eine zentrale Datenbank auf der Website des Projekts kann dabei der Weg des Buches von allen vorherigen Besitzern verfolgt werden.

Bookcrossing - die Idee

Die Idee zu Bookcrossing stammt von dem Amerikaner Ron Hornbaker, der am 21. April 2001, inspiriert von Wo ist George (Washington)[1] und Phototag[2], auf die Idee kam, Bücher in die Freiheit zu entlassen und so einen freien Buchclub zu gründen.
[Bearbeiten]

Wie funktioniert es?

Das Profil jedes angemeldeten Benutzers zeigt das „Bücherregal“. Dort sind alle Bücher aufgelistet, die von dem entsprechenden Nutzer registriert wurden, sowie alle, die er gefunden oder geschickt bekommen hat. Bei jedem Buch ist ersichtlich, bei welchem Nutzer es sich gerade befindet oder ob es an einem öffentlich zugänglichen Ort zu finden ist.

Bevor die Bücher in die Freiheit entlassen werden, wird jedes Buch auf der Bookcrossing-Webseite registriert und bekommt eine eigene BCID (BookCrossing-IDentitätsnummer). Nachdem man das Buch dann mit einer handschriftlichen Bemerkung versehen oder es mit einem Label ausgestattet hat, auf dem die BCID eingetragen ist, wird es an Freunde weitergegeben oder irgendwo in der Öffentlichkeit liegengelassen. Empfehlenswert sind dabei wettergeschützte Orte, da manche Bücher über längere Zeit nicht gefunden werden. In der Regel wird dieser "release" auch noch in die Datenbank eingetragen, damit andere Bookcrosser gezielt auf die Suche nach dem Buch gehen können.

Der Finder, der das Buch in der Hand hat, gibt dann die BCID auf der Webseite ein. Dadurch erhält automatisch derjenige, der das Buch registriert hat, per E-Mail eine Nachricht, dass das Buch gefunden wurde. Auf diese Weise können der Werdegang des Buches und die Meinungen der Leser zu diesem im Internet jederzeit nachgesehen werden. Allerdings wird nicht jedes Buch gefunden; manche gelten auch monatelang als verschwunden, bis sie doch wieder mit einem Eintrag auf der Projekt-Website auftauchen.

Das Registrieren von Büchern mit der BCID ist nur den angemeldeten Mitgliedern von BC vorbehalten, einen Eintrag bei BC schreiben kann aber jeder als so genannter „Anonymer Finder“. Darüber hinaus lässt sich auf der Webseite auch jederzeit nachsehen, wo freie Bücher im eigenen Umfeld zu finden sind.

Die Geschichte von BC

Anfangs begeisterten sich nur wenige für die Idee, aber nach einigen Artikeln in großen US-amerikanischen und auch deutschen Zeitungen, unter anderem Der Spiegel, die tageszeitung, Rheinische Post, c't, wuchs die Bewegung. Auch das Fernsehen mit Berichten über das Tübinger Treffen trug zum Anstieg der Mitgliederzahlen bei.

Inzwischen haben weltweit mehr als 450.000 Mitglieder rund 2,8 Mio. Bücher registriert. Damit wurde noch vor dem dreijährigen Jubiläum am 17. April 2004 die 1.000.000-Bücher-Grenze erreicht. Zum fünfjährigen Jubiläum am 17. April 2006 soll die 3.000.000-Bücher-Grenze überschritten werden. So haben es sich jedenfalls die Bookcrosser vorgenommen. In Deutschland gibt es rund 29.000 Bookcrosser, die über 198.000 Bücher registriert haben (Stand: März 2006).

Treffen, OBCZs und Projekte

Auf regionaler Ebene finden regelmäßig Treffen statt (meist einmal im Monat). Ein internationales Treffen in Deutschland gab es erstmals an Pfingsten 2004 in Tübingen. Die nächste derartige Veranstaltung ist für den Zeitraum vom 25.-28. Mai 2006 in Dresden geplant. Wo und wann solche regelmäßigen Treffen stattfinden, kann auf der deutschen Support-Webseite nachgesehen werden.

In Deutschland existieren seit 2003 etliche Bookcrossing-Zonen (OBCZ: Official BookCrossing Zone), in denen man freigelassene Bücher findet. Führend ist derzeit die Stadt Köln mit 6 OBCZs. (Stand März 2006). Diese Zonen sind in der Regel Cafes oder Restaurants, die ein spezielles Regal oder sonst einen Platz für BC-Bücher reserviert haben. Wo sich die OBCZs in Deutschland genau befinden, kann auf der deutschen Support-Webseite nachgesehen werden.

In Stuttgart wurde ein unterstützendes Projekt gestartet, wodurch im Januar 2003 etwa 1.000 Bücher in die Freiheit entlassen wurden. Die so genannte Glasbox war jedoch nur für eine Woche aufgebaut. [1]

Beim Corso der Lichtgestalten, einer Aktion, die auf Analphabetismus in Deutschland aufmerksam machen möchte, reist eine Bookcrossing-Kiste mit.

Deutsche Verlage, die Bookcrossing unterstützen

Der Goldmann Verlag, welcher rund 1000 Bücher des Autors Marc Costello, Paranoia, ausgesetzt hat. Die mit einem Extra-Cover versehenen Exemplare sind allerdings nicht direkt bei Bookcrossing registriert.[3]

Der Betzel Verlag stellt jeweils ein Exemplar seiner Neuerscheinungen für einen Bookring zur Verfügung, der von einem Bookcrossing-Paten betreut wird.[4]

Auch Literareon - der Verlag für Autoren (ein Imprint des Herbert Utz Verlag) in München stellt von allen seinen Neuerscheinungen und vielen Titeln der Backlist ein Exemplar zur Verfügung. Er hat sogar in seinem Foyer eine eigene Bookcrossing Zone dafür eingerichtet. Außerdem wurden im Rahmen der Münchner Bücherschau 2005 111 Exemplare von »Führerschein Jahrgang 1905« des früheren BR-Radiojournalisten Bernhard Ücker ausgesetzt.[5]

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18. April 2006, 07:47   #139
Jules
 
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18. April 1986: Hamburger Premiere des Musicals Cats von Andrew Lloyd Webber

Cats ist ein revueartiges Musical von Andrew Lloyd Webber. Nach seiner Uraufführung am 11. Mai 1981 in Londons Westend im New London Theatre wurde das Musical insgesamt 21 Jahre lang gespielt, nämlich bis zum 11. Mai 2002. Damit war Cats gleichzeitig das am längsten gespielte Werk in der Geschichte des britischen Musicals. Zur Originalbesetzung in London gehörten Elaine Paige, Brian Blessed, Paul Nicholas, Wayne Sleep, Sarah Brightman und Bonnie Langford.

Am 24. September 1983 gelangte Cats unter dem Intendanten Peter Weck im Wiener Theater an der Wien zur deutschsprachigen Erstaufführung. Hier waren die Rollen mit Gordon Bovinet, Angelika Milster, Steve Barton, Ute Lemper, Joachim Kemmer und Vlada Aviks besetzt.

Am 18. April 1986 feierte Webbers Musical in Hamburg seine Deutschland-Premiere. Hamburg war der weltweit neunte Aufführungsort.

Hintergrund
Fast jedem Kind in Großbritannien sind die Katzenverse bekannt, die Thomas Stearns Eliot in seinem 1939 erschienenen Old Possum's Book of Practical Cats veröffentlichte. Verse aus dieser Sammlung benutzte Webber als poetische Vorlage für sein Musical. Durch ein paar neu hinzugefügte Texte stifteten Webber und der Regisseur Trevor Nunn einen gewissen inhaltlichen Zusammenhang.

Erfolg
Zum Hit wurde der Song Memory (deutsch Erinnerung), das Lied der räudigen alten Katze Grizabella. Bekannteste Interpretinnen sind Barbra Streisand und Angelika Milster.

Cats gewann 1983 sieben Tony Awards (Bestes Musical, Bestes Buch, Beste Musik, Beste Regie, Beste Lichtgestaltung, Beste Kostüme und Beste Darstellerin für Betty Buckley als Grizabella) und ist, mit bisher über 50 Millionen Zuschauern, das erfolgreichste Musical der Welt.

Inhalt
In der Dämmerungsstille, die man fast schon hört, wird von Old Deuteronomy schließlich bestimmt, die Katze die wiedergeboren wird...und ein neues Jellicle-Leben beginnt... (aus "Die Einladung zum Jellicle Ball")

1. Akt

In einer klaren Mondnacht trifft sich auf einem Schrottplatz eine große Schar von Katzen, um ihren alljährlichen "Jellicle Ball" ab zu halten. Am Ende dieses Balls wird der Katzenälteste "Old Deuteronomy" eine Katze erwählen die wiedergeboren werden wird, und natürlich möchte jede einzelne der Katzen gerne die Auserwählte sein. Zunächst stellen sich die einzelnen Katzen mit eigenen Songs vor, und jede hat ihren ganz eigenen Charakter. Da ist zum Beispiel die alte Gumbie Katze, die als die typische Hauskatze tagsüber faul herumliegt, aber nachts recht aktiv ist. Nach dem der Rum Tum Tugger, der Katzencasanova, sich ausgiebig aufgeplustert und vorgestellt hat, wird der Ball jäh unterbrochen. Von irgendwo her, taucht plötzlich eine alte, verdreckte Katze auf: Grizabella, die von jedem gemieden wird. Keine der anderen Katzen sieht sie auch nur an. Nachdem Grizabella so schnell wie sie gekommen war wieder verschwunden ist setzen die Katzen ihren Ball fort und schließlich trifft auch "Old Deuteronomy" ein. Die hocherfreuten Katzen lassen es sich nicht nehmen, ihr weises Oberhaupt mit einer Theaterdarbietung zu unterhalten. ("Von der furchtbaren Schlacht zwischen den Pekies und Pollicles..."). Der Jellicle Ball ist im vollen Gange als Grizabella wieder auftaucht und ein Lied voll großer Sehnsucht und Traurigkeit singt. Schließlich verschwindet sie wieder.

2. Akt

Old Deuteronomy versucht den Katzen zu erklären, was die Bedeutung von "wahrem Glück" ist. Doch niemand scheint ihn wirklich zu verstehen. Gus, ein alter Kater, betritt die Bühne und erzählt von seiner Jugend, in der er einmal ein gefeierter Theaterstar war. Es folgt ein Flashback und wir sehen eine Aufführung von "Growltigers letztem Kampf", eines von Gus berühmtesten Stücken. Der quirlige Kater Skimbleshanks reisst die Aufmerksamkeit der anderen an sich und erzählt von seiner Arbeit im Nachtexpresszug. Der Ball wird jäh erneut unterbrochen als Macavity, der Katzenbösewicht, auftaucht und mit seiner Bande "Old Deuteronomy" enführt. Doch Mr. Mistoffelees, der Zauberkater, weiß Rat. Mit einem seiner magischen Tricks zaubert er "Old Deuteronomy" hervor. Grizabella erscheint erneut und erzählt von ihrer Sehnsucht nach nur einer einzigen freundschaftlichen Berührung. Die Katzen erkennen nun, was "wahres Glück" ist und gemeinsam heißen sie Grizabella in ihren Reihen wilkommen, als Old Deuteronomy schließlich entscheidet, dass Grizabella wiedergeboren werden soll. Gemeinsam reisen sie zum "Heavy Side Layer" (in der deutschen Version "Spärischer Raum"), einem besonderen Ort an dem eine Brücke aus Sternen vom Himmel herunter fährt, und auf der Grizabella in den Himmel entschwindet. Nun wendet sich Old Deuteronomy direkt an das Publikum, und erklärt das es so viele unterschiedliche Katzen gibt wie Menschen, und das sie trotz der Unterschiede dem Menschen doch sehr ähnlich sind. Nach dem gutgemeinten Rat wie man eine Katze am besten anspricht, und der Warnung eine Katze niemals mit einem Hund zu verwechseln, verabschieden sich die Katzen in einem großen Finale.

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19. April 2006, 10:57   #140
Jules
 
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19. April 1995: Oklahoma City Bombing

Der Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City am 19. April 1995 (engl.: Oklahoma City Bombing) war bis zu dieser Zeit einer der schwersten Terroranschläge in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Bei der Detonation eines mit Sprengstoff beladenen Lastwagens kamen 168 Menschen ums Leben, das 9-stöckige Alfred P. Murrah Federal Building, der Sitz einer Regierungsbehörde, wurde nahezu vollständig zerstört. Im ersten Stock befand sich ein Kindergarten. Von 30 Kindern überlebten nur sechs.

Die Bombe, ein mit 2,4 Tonnen eines aus Ammoniumnitrat (Kunstdünger) und mehreren hundert Litern Nitromethan (Dragster-Kraftstoff) selbst hergestellten Sprengsatzes (ANNM) beladener Van, detonierte um 9:02 Uhr Ortszeit vor dem Gebäude. Die Kraft der Explosion beschädigte insgesamt 300 Gebäude in der Innenstadt Oklahomas und verletzte über 800 Personen. Die Explosion spürte man noch in 1,5 Kilometern Entfernung.

Am Anschlagsort wurde eine Fahrzeugachse gefunden, die keinem der beschädigten Fahrzeuge zuzuordnen war. Über die eingeschlagene Fahrzeugnummer konnte das zugehörige Fahrzeug ermittelt werden; es handelte sich um einen gelben 1993er Ford-Transporter, der unter dem Namen Robert Klinger bei der Ryder-Autovermietung gemietet wurde. Ein Riesenaufgebot des FBI konnte einen Motelbesitzer ausfindig machen, der sich daran erinnerte, wie jemand mit einem solchen Transporter unter dem Namen Timothy McVeigh abgestiegen war. Die Fahndung nach McVeigh ergab sofort, daß dieser etwa eine Stunde nach dem Anschlag bei einer Verkehrskontrolle wegen eines fehlenden Nummernschildes und Waffenbesitzes festgenommen wurde und noch in Haft war.

Der damals 27-jährige Golfkriegsveteran Timothy McVeigh war gemeinsam mit zwei weiteren Mittätern, Terry Nichols und Michael Fortier, Mitglied der sogenannten "Michigan-Miliz", einer regierungsfeindlichen bewaffneten Vereinigung, die mit der Christian Identity in Verbindung gebracht wird.

Über die Motivation des Anschlags bestehen weiterhin Spekulationen. Die Wahl eines Regierungsgebäudes als Ziel und das Umfeld der Attentäter lassen auf einen regierungsfeindlichen Hintergrund schließen. Offenbar wurde auch das Datum gezielt als zweiter Jahrestag der Räumung des Besitzes der Davidianer-Sekte im texanischen Waco ausgewählt. Außerdem geht man von einer Nachahmung eines in den Turner Diaries, einer rechtsradikalen rassistischen Hetzschrift, beschriebenen Anschlags gegen den amerikanischen Staat aus. Nichols erhielt eine lebenslange Haftstrafe, und Fortier, der als Zeuge ausgesagt hatte, wurde zu zwölf Jahren verurteilt.

Timothy McVeigh wurde von einem Bundesgericht zum Tode verurteilt und am 11. Juni 2001 durch eine Giftspritze hingerichtet. Er hinterließ einen handschriftlichen Brief, in dem er das Gedicht Invictus des englischen Dichters William Ernest Henley zitiert. Er fühlte sich unbesiegt (Invictus) und hatte in diesem Zusammenhang geäußert, es stünde 168 zu 1 für ihn.

Das restliche Alfred P. Murrah Federal Building wurde bereits im Mai 1995 vollständig gesprengt. An seiner Stelle befindet sich heute das Oklahoma City National Memorial, eine Gedenkstätte der Architekten Hans und Torrey Butzer und Sven Berg. Sie besteht aus zwei stilisierten Toren mit, die jeweils die Uhrzeiten "9:01" und "9:03" tragen und einen rechteckigen flachen See flankieren. Seitlich stehen 168 Stühle zugewandt (35° 28' 23" N, 97° 31' 01" W)

2004 wurde ein neues Verwaltungsgebäude errichtet, bei dem besondere architektonische (Stahlplatten als Druckhemmer, splitterfreies Glas) und taktische Maßnahmen (keine unmittelbaren Zufahrtswege) einen vergleichbaren Anschlag verhindern sollen.

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20. April 2006, 08:34   #141
Jules
 
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20. April 1992: The Freddie Mercury Tribute Concert For Aids Awareness

The Freddie Mercury Tribute Concert For Aids Awareness war ein Open-Air-Benefiz-Konzert, das am Ostermontag, dem 20. April 1992, im Londoner Wembley Stadium stattfand und sowohl im Radio als auch im Fernsehen direkt übertragen wurde. Die verbliebenen Mitglieder der Rockband Queen hatten das Konzert zu Ehren ihres im November 1991 an Aids verstorbenen Sängers Freddie Mercury und mit dem Ziel, das Bewusstsein für Aids zu verstärken, organisiert. Mit den Einnahmen wurde der Mercury Phoenix Trust gegründet, eine gemeinnützige Organisation zur Bekämpfung von Aids.

The Freddie Mercury Tribute Concert ist auch der Titel von Queens Video- beziehungsweise DVD-Veröffentlichung dieses Konzerts (1993/2002).

Vorgeschichte
Im Februar 1992 kündigten Roger Taylor und Brian May ein Open-Air-Konzert an, um das Leben von Freddie Mercury zu würdigen. Am folgenden Tag konnte man bereits die Tickets kaufen und alle 72.000 Karten waren nach sechs Stunden ausverkauft, obwohl niemand wusste, wer neben den verbleibenden drei Mitgliedern von Queen auftreten würde.

Auftritte
Folgende Künstler traten auf:

1. Teil

Metallica - Enter Sandman, Sad But True, Nothing Else Matters
Extreme - Queen-Medley (Mustapha, Bohemian Rhapsody, Keep Yourself Alive, I Want To Break Free, Fat Bottomed Girls, Bicycle Race, Another One Bites The Dust, We Will Rock You, Stone Cold Crazy, Radio Ga Ga, Love Of My Life), More Than Words
Def Leppard - Animal, Let's Get Rocked, Now I'm Here (Letzteres mit Brian May)
Bob Geldof - Too Late God
Spinal Tap - The Majesty Of Rock
Guns N' Roses - Paradise City, Knockin' On Heaven's Door
Rede von Elizabeth Taylor

2. Teil - der Auftritt der verbliebenen Queen-Musiker Brian May, Roger Taylor und John Deacon gemeinsam mit Gästen

Queen, Joe Elliot (Def Leppard) und Slash - Tie Your Mother Down
Queen, Roger Daltrey und Tony Iommi - Heaven And Hell (Intro), Pinball Wizard (Intro), I Want It All
Queen und Zucchero - Las Palabras De Amor
Queen und Gary Cherone (Extreme) - Hammer To Fall
Queen und James Hetfield - Stone Cold Crazy
Queen und Robert Plant - Innuendo mit Ausschnitten aus Kashmir, Thank You (Ausschnitt), Crazy Little Thing Called Love
Queen (Brian May mit Spike Edney) - Too Much Love Will Kill You
Queen und Paul Young - Radio Ga Ga
Queen und Seal - Who Wants To Live Forever
Queen und Lisa Stansfield - I Want To Break Free
Queen, David Bowie und Annie Lennox - Under Pressure
Queen, Ian Hunter, Mick Ronson (beide ehemals Mott The Hoople) und David Bowie - All The Young Dudes
Queen, David Bowie und Mick Ronson - Heroes
Queen und George Michael - '39
Queen, George Michael und Lisa Stansfield - These Are The Days Of Our Lives
Queen und George Michael - Somebody To Love
Queen, Elton John und Axl Rose - Bohemian Rhapsody
Queen, Elton John und Tony Iommi - The Show Must Go On
Queen und Axl Rose - We Will Rock You
Queen und Liza Minnelli mit allen Künstlern - We Are The Champions
Als Gastmusiker spielten und sangen Spike Edney, Mike Moran (Keyboards), Josh Macrae (Percussion), Maggie Ryder, Miriam Stockley, Chris Thompson (Backing Vocals) und The London Community Gospel Choir.

Der Song Until The End Of The World von U2 wurde von deren Auftritt in Kalifornien über Satellit gesendet.

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21. April 2006, 07:18   #142
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21. April 1831: Hinrichtung der Serienmörderin Gesche Gottfried

Gesche Margarethe Gottfried, geb. Timm (* 6. März 1785 in Bremen, † 21. April 1831 in Bremen) wurde, nach drei Jahren Haft im 1828 errichteten Detentionshaus (Gefangenenhaus) am Ostertor, am 17. September 1830 zum Tode durch das Schwert verurteilt und am 21. April 1831 in Anwesenheit einer großen Volksmenge auf dem Domshof hingerichtet. Sie war die bekannteste Serienmörderin ihrer Zeit und wurde "der Engel von Bremen" genannt.

Historie
In den Jahren 1813 bis 1827 ermordete sie mit regelmäßigen kleinen Gaben von Arsen 15 Menschen, darunter ihre nächsten Angehörigen: Vater, Mutter, Bruder, drei Kinder, zwei Ehemänner und etliche Freunde – aufopfernd und hingebungsvoll pflegte sie die Dahinsiechenden, bis diese qualvoll verstarben. Nach einem Motiv sucht man seit dieser Zeit vergeblich, wirklich gelöst worden ist das Rätsel bis heute nicht.

Nach der Enthauptung wurden vom Kopf Abdrücke genommen und davon weitere Totenmasken angefertigt, die nach England und Frankreich gelangten. Die Abgüsse dienten zum Studium der Physiognomie von Straftätern, einer zu der Zeit gängigen Praxis. Der Bremer Abguss ging im Verlauf des Zweiten Weltkrieges verloren, so wie der echte Kopf der Gesche Gottfried, der in Formaldehyd eingelegt war. 2005 erhielt das Bremer Focke-Museum (Museum für Kunst- und Kulturgeschichte) eine Kopie der Totenmaske aus dem Bestand des Gefängnisarztes im englischen Wynchester. Sie wird, so der Kurator des Focke-Museums, im Schaumagazin unter "Z" wie "Zu Grabe tragen" ausgestellt. Im Focke-Museum sind auch drei Portraits der Giftmischerin ausgestellt.

Gesche-Gottfried-Stein („Spuckstein“)

Der Spuckstein, ein unscheinbarer Basaltstein mit dem eingekerbten Kreuz, der etwa 20 Meter gegenüber dem Brautportal an der Nordseite des Bremer Doms in den Domshof eingepflastert ist, erinnert an das Ende von Gesche Gottfried. Hier soll das Schafott gestanden haben auf dem sie bei der letzten öffentlichen Hinrichtung in Bremen enthauptet wurde. Eine andere Version besagt, dass an dieser Stelle der heruntergefallene und rollende Kopf der Giftmischerin liegengeblieben sei.

1931 ließ der Senat den Stein herausnehmen und ins Focke-Museum bringen, nachdem Reichsbannerleute das Kreuz zu einem Hakenkreuz verändert hatten. Später wurde der Stein abgeschliffen, mit einem neuen Kreuz versehen und wieder eingesetzt. Noch heute äußern manche Bremer (oder Touristen) ihre Abscheu gegen diese Morde mit Ausspeien auf diesen Stein.

Verfilmungen
Bremer Freiheit (1972), Rainer Werner Fassbinder
Gesche Gottfried (1978), mit Sabine Sinjen
Gesches Gift (1996)

Theaterstück
Bremer Freiheit, Rainer Werner Fassbinder (1971)

Literatur
Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, 2003, ISBN 3-86108-693-X

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22. April 2006, 11:48   #143
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22. April 1401: Klaus Störtebecker wird gestellt

Klaus Störtebeker (* um 1370; † 20. Oktober 1401) war Anführer der Likedeeler („Gleichteiler“) und der wohl bekannteste Seeräuber, der aus den Reihen der Vitalienbrüder hervorging. Sie kämpften lange Zeit erfolgreich gegen die „hanseatischen Pfeffersäcke“. Bundesgenossen Störtebekers und ebenfalls berüchtigte Likedeeler waren die Kapitäne Gödeke Michels, Hennig Wichmann und Magister Wigbold.

Leben

Manche nehmen an, er sei aus der Gegend von Verden, andere meinen, er stamme aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem "Verfestungsbuch" der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Brüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao stortebeker" bezeichnet. Es spricht viel dafür, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.

Es gibt jedoch auch Erkenntnisse, dass Klaus Störtebeker geboren wurde als Klaus von Alkun, verarmter Ritteradel aus der Nähe von Barth (Pommern). Es gibt Literatur dazu (Nachdruck der Chronik der Stadt Barth); auch bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen wird dieser Name genannt.

Ins öffentliche Bewusstsein trat Störtebeker erst nach der Vertreibung der Vitalienbrüder von der Insel Gotland als Kapitän der Likedeeler, nachdem diese sich Mitte der 1390er Jahre als Freibeuter selbstständig gemacht hatten. Die Vitalienbrüder unterstützten ursprünglich König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu auch Seeräuberei in Nord- und Ostsee. Den Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und Lübecker, die auf dänischer Seite standen, folgten bald Überfälle auf andere Schiffe der Hanse. Hierfür hatten die Vitalienbrüder Kaperbriefe erhalten. Damit ausgestattet konnten sie die erbeuteten Waren in Wismar frei auf dem Markt verkaufen.

Ab 1396 hatte Störtebeker auch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet haben soll. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis. Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht von Holland einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Dabei werden acht Hauptleute namentlich genannt, darunter ein Johan Stortebeker. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sich ein weiterer Anführer mit dem Namen Störtebeker in den Vordergrund gedrängt hat. Darum muss angenommen werden, das Klaus Störtebeker nicht wie Gödeke Michels nach Norwegen geflohen ist, sondern sich weiterhin nahe der Nordsee aufgehalten hat.

Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er der Sage nach einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Bier ohne abzusetzen in einem Zug leergetrunken haben.

Störtebeker soll den überlegenen Hamburger Kriegskoggen mit seinen Schiffen immer wieder auf die hohe See entkommen sein. Erst mit Hilfe eines Verräters, der unbemerkt flüssiges Blei in die Steueranlage goss und damit Störtebekers Schiff manövrierunfähig machte oder (alternativ) nach Zerstörung des Hauptmastes durch Geschosse der Bunten Kuh war es schließlich möglich, den Freibeuter zum Kampf zu stellen und gefangen zu nehmen.

Am 22. April 1401 wurde er von einer hamburgischen Flotte unter Simon von Utrecht vor Helgoland gestellt, in der Seeschlacht nach erbittertem Kampf gefangen genommen und auf der Bunten Kuh nach Hamburg gebracht.

Klaus Störtebeker wurde am 20. Oktober 1401 mit rund 30 Gefährten, unter ihnen sein Steuermann Humbert Grobherz, auf dem Grasbrook bei Hamburg durch einen Scharfrichter namens Meister Rosenfeld enthauptet.

Der Legende nach soll Störtebeker vom Bürgermeister der Hansestadt gestattet worden sein, dass all jene Männer überleben durften, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeizugehen vermochte. An elf Männern schritt der Geköpfte vorbei, bevor ihm der Henker den Richtblock vor die Füße warf (lt. einigen Quellen ihm ein Bein stellte). Nach dem Sturz des Piraten brach der Bürgermeister allerdings sein gegebenes Versprechen, und alle 73 Seeräuber wurden enthauptet.

Die Köpfe wurden zur Abschreckung längs der Elbe aufgespießt. Hinterlassenschaften Störtebekers, wie sein berühmter Trinkbecher – von dem er seinen Namen hatte – wurden beim Großen Hamburger Brand 1842 zerstört.

Die Sage will wissen, dass, nachdem Störtebeker das Todesurteil verkündet wurde, er dem Senat für Leben und Freiheit eine goldene Kette anbot, so lang, dass sie um die ganze Stadt reichte - was der Senat aber mit Entrüstung zurückwies. Aber da man den sagenhaften Goldschatz der Likedeeler nicht finden konnte, wurde das Schiff an einen Schiffszimmermann verkauft. Als dieser die Säge ansetzte, um das Schiff zu zerlegen, traf er auf etwas Hartes: In den Masten verborgen war der Schatz, einer mit Gold, der andere mit Silber, und der dritte mit Kupfer angefüllt; und er ließ aus dem Gold eine Krone für den Turm der Hamburger St. Katharinenkirche anfertigen.

Sonstiges

Das häufig fälschlich als Störtebeker-Portrait identifizierte Bildnis des Kunz von der Rosen

Das von Daniel Hopfer geschaffene und oftmals verwendete angebliche Porträt Störtebekers stellt in Wirklichkeit Kunz von der Rosen, den Schalknarren und Berater Kaiser Maximilians dar, der 100 Jahre nach Störtebeker lebte.

Der 1878 von Arbeitern auf dem Grasbrook gefundene und lange Zeit als sogenannter „Störtebeker-Schädel“ im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellte Schädel konnte bisher nicht zweifelsfrei Klaus Störtebeker zugeschrieben werden. Eine DNA-Analyse am Institut für Humanbiologie der Universität Hamburg soll darüber demnächst näher Aufschluss geben.

In Ralswiek auf Rügen werden jährlich auf einer Naturbühne die Störtebeker-Festspiele veranstaltet. Die Stralsunder Brauerei ist dabei ein Sponsor und vertreibt auch verschiedene Biere mit dem Namen Störtebeker. Auch im ostfriesischen Marienhafe wird alle drei Jahre (zuletzt 2005) auf dem Marktplatz ein plattdeutsches Störtebeker-Freilichtspiel aufgeführt.

Störtebeker soll im Kellerverlies des Schlosses Gottesgabe eingesessen haben, seinerzeit im Besitz der Familie seines Vitalienbruders Marquard von Preen.

In der Stubbenkammer auf Rügen soll Klaus Störtebeker der Legende nach einen unermesslichen Schatz versteckt haben.


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24. April 2006, 07:58   #144
Jules
 
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23. April 1516: Erlass des bayerischens Reinheitsgebots für Bier

Das Reinheitsgebot ist eine gesetzliche Regelung über erlaubte Inhaltsstoffe im Bier – vorwiegend im deutschsprachigen Raum. Das Reinheitsgebot lässt sich im Wesentlichen auf folgenden Nenner bringen: „Ins Bier gehören nur Hopfen, Malz und Wasser“.

Geschichte
Das Reinheitsgebot hat eine mittlerweile knapp fünfhundert Jahre alte Geschichte. Im Laufe dieser Zeit hat es drei wesentliche Ausprägungen durchlebt.

Das Bayerische Reinheitsgebot vom 23. April 1516 ist eine der ältesten lebensmittelrechtlichen Regelungen überhaupt, die im Unterschied zu früheren Brauordnungen landesweit verordnet wurde.
Die Übernahme in nationales Recht, insbesondere das Deutsche Reinheitsgebot, ist definiert im deutschen Biersteuergesetz. Dies erfolgte im Jahr 1906 – gegen heftigen Protest der deutschen Brauwirtschaft, die zwar das "Surrogat-Verbot" (das Verbot von Zucker oder unvermälztem Getreide in der Bierherstellung) akzeptierte, sich aber gegen eine reichsweite Harmonisierung der Biersteuer auf das bayerische Niveau sträubte.
Die Überführung in EU-Recht im Zuge der Liberalisierung des EG-Binnenmarktes. Die erlaubten Zusatzstoffe werden in der „Zusatzstoffverordnung“ geregelt, Bier nach „Deutschem Reinheitsgebot“ wird als „traditionelles Lebensmittel“ geschützt.

Brauordnungen
Das bayerische Reinheitsgebot war nicht das erste Gesetz seiner Art: Von folgenden Städten ist ein Erlass überliefert, der die Qualität des Bieres betraf: Augsburg (1156), Nürnberg (1293), Erfurt (1351), München (1363), Landshut (1409), Weißensee in Thüringen (1434), Regensburg (1447), Eichstätt (1507). Einige dieser Verordnungen wurden erst in den letzten Jahrzehnten wieder entdeckt. Es ist wahrscheinlich, dass in vielen Fällen keine Zeugnisse mehr erhalten sind und diese Liste deshalb nur exemplarischen Charakter hat.

In Nürnberg wurde 1293 aufgrund einer Hungersnot erlassen, dass zum Bierbrauen nur Gerste und kein anderes Getreide verwendet werden darf. Im Wirtshausgesetz der Stadt Weißensee wurden 1434 die Bestandteile für das Bierbrauen auf Wasser, Gerstenmalz und Hopfen eingeschränkt. Ab 1453 gab es auch in München eine derartige Verordnung,

Zwischen diesen Stadtverordnungen und dem bald folgenden bayerischen Reinheitsgebot gibt es noch einen wichtigen Zwischenschritt: Herzog Georg der Reiche erließ für das Herzogtum Bayern-Landshut, das alte bayerische Kerngebiet, die Vorschrift, dass die Brauer nur Malz, Hopfen und Wasser verwenden durften „bei Vermeidung von Strafe an Leib und Gut“.

Das Bayerische Reinheitsgebot
Das bayerische Reinheitsgebot wurde am 23. April 1516 von dem bayerischen Herzog Wilhelm IV. (Bayern) in Ingolstadt erlassen. Dieser Erlass regulierte einerseits die Preise, andererseits die Inhaltsstoffe des Bieres. Es galt bis 1998 als das älteste Lebensmittelgesetz:

Originaltext:
Item wir ordnen, setzen und wollen mit Rathe unnser Lanndtschaft das füran allenthalben in dem Fürstenthumb Bayrn auff dem Lande auch in unsern Stettn vie Märckthen da desáhalb hieuor kain sonndere ordnung gilt von Michaelis bis auff Georij ain mass über ainen pfennig müncher werung un von Sant Jorgentag biß auf Michaelis die mass über zwen pfennig derselben werung und derenden der kopff ist über drey haller bey nachgeferter Pene nicht gegeben noch außgeschenckht sol werden. Wo auch ainer nit Merrzn sonder annder pier prawen oder sonst haben würde sol er doch das kains weg häher dann die maß umb ainen pfennig schenken und verkauffen. Wir wollen auch sonderlichhen dass füran allenthalben in unsern stetten märckthen un auf dem lannde zu kainem pier merer stüchh dan allain gersten, hopfen un wasser genommen un gepraucht solle werdn. Welcher aber dise unsere Ordnung wissendlich überfaren unnd nie hallten wurde den sol von seiner gerichtsobrigkait dasselbig vas pier zustraff unnachläßlich so offt es geschieht genommen werden. jedoch wo ain brüwirt von ainem ainem pierprewen in unnsern stettn märckten oder aufm lande jezuzeutn ainen Emer piers zwen oder drey kauffen und wider unnter den gemaynen pawrfuolck ausschenken würde dem selben allain aber sonstnyemandes soldyemaßs oder der kopfpiers umb ainen haller häher dann oben gesetzt ist zugeben un ausschenken erlaube unnd unuerpotn.



Übersetzung:
Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, dass forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die keine besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) eine Maß (bayerische, entspricht 1,069 Liter) oder ein Kopf (halbkugelförmiges Geschirr für Flüssigkeiten nicht ganz eine Maß) Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung und von Georgi bis Michaeli die Maß für nicht mehr als zwei Pfennig derselben Währung, der Kopf für nicht mehr als drei Heller (gewöhnlich ein halber Pfennig) bei Androhung unten angeführter Strafe gegeben und ausgeschenkt werden soll.
Wo aber einer nicht Märzen, sondern anderes Bier brauen oder sonstwie haben würde, soll er es keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und verkaufen. Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.
Wer diese unsere Androhung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtlich weggenommen werden.
Wo jedoch ein Gastwirt von einem Bierbräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder drei Eimer (enthält etwa 60 Liter) Bier kauft und wieder ausschenkt an das gemeinsame Bauernvolk, soll ihm allein und sonst niemand erlaubt und unverboten sein, die Maß oder den Kopf Bier um einen Heller teurer als oben vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken.
Auch soll uns als Landesfürsten vorbehalten sein, für den Fall, dass aus Mangel und Verteuerung des Getreides starke Beschwernis entstünde, nachdem die Jahrgänge auch die Gegend und die Reifezeiten in unserem Land verschieden sind, zum allgemeinen Nutzen Einschränkungen zu verordnen, wie solches am Schluss über den Fürkauf ausführlich ausgedrückt und gesetzt ist.
Einer der Gründe für die Verordnung war neben der Preisregelung wohl wieder die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung: Zum Bierbrauen sollte nur Gerste verwendet werden, der wertvollere Weizen oder Roggen sollte den Bäckern vorbehalten bleiben. Hintergrund dieser Regelung war die Verpflichtung der Grafen und Herzöge, die in ihren Fruchtkästen das Brotgetreide bevorraten mussten, um es bei Missernten und Hungersnöten zu festgesetzten Preisen an die notleidende Bevölkerung abzugeben. Durch das Reinheitsgebot konnte eine künstliche Verknappung ausgeschlossen und der Überschuss der Fruchtkästen gewinnbringend verkauft werden. Zugleich vergaben die bayrischen Herzöge gegen entsprechende Gebühren die Genehmigung zum Brauen von Weißbier, zu dessen Zutaten bekanntlich Weizen gehört.

Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer sieht einen weiteren Grund darin, den beruhigenden und zugleich konservierenden Hopfen zum Brauen zu verwenden und andere „aufmüpfige“ Zutaten, etwa Rosmarin, zu verbieten. Dies führt zu einer weiteren Interpretation, die das Reinheitsgebot als erstes Anti-Drogengesetz sieht, welches psychoaktive Substanzen, wie das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Tollkirsche (Atropa belladonna), Porst oder Gagel, aus dem Brauprozess verbannen sollte. Indiz für diese Ansicht ist die Bezeichnung Pilsener, die sich etymologisch aus der Bezeichnung Bilsenkraut ableiten lässt, übrigens genau wie der Name des für seine Brautradition bekannten tschechischen Ortes Pilsen.

Die Freunde des Gerstensafts waren, wie aus anderen Quellen bekannt, im Mittelalter auf abenteuerliche Ideen gekommen, um ihrem Gebräu einen besonderen Geschmack zu verpassen oder es haltbarer zu machen. Um dunkles Bier zu erhalten, wurde kurzerhand Ruß zugegeben. Auch Kreidemehl kam zum Einsatz, um sauer gewordenes Bier wieder genießbar zu machen. Sogar Fliegenpilze zur "besonderen" Verfeinerung werden überliefert.

Interessanterweise ist bis hier nirgends von Hefe die Rede, obwohl sie für den Brauprozesses als unabdingbar gilt. Als Grund dafür wird häufig angenommen, dass die Existenz derartiger Mikroorganismen schlicht noch unbekannt war. Dies stimmt nur insofern, als nicht bekannt war, dass Hefe aus einer großen Menge von Mikroorganismen besteht, und wie die genaue Wirkungsweise der Hefe bei der alkoholischen Gärung ist. Hefe an sich war bekannt, Brauer gaben einfach das "Zeug" vom letzten Gärvorgang der neu zu vergärenden Bier-Würze zu. Im Münchner Bäcker- und Brauerstreit war es bereits 1481 darum gegangen, ob die Bäcker den Brauern deren bei der Gärung gebildete Überschusshefe nach altem Brauch abkaufen müssen. Streng genommen konnte und kann also Bier nicht nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut werden und Weizen- oder Roggenbier sogar zweimal nicht.

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24. April 2006, 08:01   #145
Jules
 
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24. April 1990: Hubble wird in den Orbit gebracht

Das Hubble-Weltraumteleskop (oder Hubble Space Telescope, HST) ist ein Weltraumteleskop für sichtbares Licht, Ultraviolett- und Infrarotstrahlung, das die Erde in etwa 589 km Höhe innerhalb von 96 Minuten einmal umkreist. Das HST wurde am 24. April 1990 vom Space Shuttle Discovery auf der Mission STS-31 im Rahmen einer Zusammenarbeit von NASA und ESA ausgesetzt und nach dem Astronomen Edwin Hubble benannt.

Der Betrieb eines Teleskopes außerhalb der Erdatmosphäre hat große Vorteile, da deren Filterwirkung auf elektromagnetische Signale bestimmter Wellenlängen, zum Beispiel im Ultraviolett und im Infrarot entfällt. Es treten auch keine Störungen durch Luftbewegung auf, die bei terrestrischen Teleskopen nur mit großem Aufwand ausgeglichen werden können.

Die Bildqualität des Hubble-Weltraumteleskops war in den ersten Betriebsjahren durch einen Herstellungsfehler des Teleskops begrenzt, der 1993 mit Hilfe des COSTAR-Spiegelsystems erfolgreich korrigiert werden konnte. Danach erbrachte es Ergebnisse von großer wissenschaftlicher Bedeutung und starker Wirkung auf die Öffentlichkeit.

Geschichte
Schon der Raketenpionier Hermann Oberth wies auf die Möglichkeiten eines Teleskops im Weltraum hin. Konkretere Formen nahmen diese Vorstellungen mit einem Vorschlag von Lyman Spitzer an, den er 1946 unter dem Eindruck der V2-Raketenentwicklung machte. Spitzer war auch die treibende Kraft hinter Studien aus den 1960er Jahren für ein „Large Space Telescope“ von etwa 3 m Spiegeldurchmesser, die schließlich in das HST-Projekt der NASA mündeten. Die Entwicklung wurde durch den Astrophysiker John Norris Bahcall vorangetrieben. Die ESA übernahm 15 % der Kosten gegen Zusicherung eines entsprechenden Mindestanteils an der Beobachtungszeit für europäische Astronomen.

Startschwierigkeiten
Das Hubble-Weltraumteleskop war nach dem Start zunächst nicht im geplanten Umfang zu gebrauchen, weil es nur unscharfe Bilder zur Erde sandte. Wie sich bald herausstellte, war der Hauptspiegel des Teleskops falsch geschliffen. Dies lag an einer unbemerkt gebliebenen abgeplatzten Farbschicht unter einer Befestigungsschraube an der Testeinrichtung (einem sogenannten Nullkorrektor), mit der die computergesteuerten Schleifmaschinen kalibriert wurden, indem nach jedem Schleifgang der Spiegel vermessen wurde und aufgrund der ermittelten Daten der weitere Schleifvorgang programmiert wurde. Der Spiegel hatte zum Rand hin eine Abweichung von 2,5 µm, die zu deutlichen Bildfehlern („sphärischer Aberration“) führte. Eine nachträgliche Korrektur erfolgte durch das COSTAR-Spiegelsystem, da der Fehler rekonstruiert werden konnte und der Spiegel sehr genau in dieser falschen Form positioniert wurde.

Wartung und Reparatur

Blick auf das Teleskop aus dem Space Shuttle während der Mission STS-61, im Hintergrund die ErdeWährend eines späteren Einsatzes des Shuttles wurde der Spiegelfehler dann mit Hilfe des COSTAR-Spiegelsystems ausgeglichen. Hier zeigten sich die Vorteile des ORU-Konzeptes, das eine Reparatur und Wartung des Teleskops in regelmäßigen Abständen vorsah. Bis heute fanden insgesamt 4 Wartungsmissionen statt. Die entscheidende Spiegelkorrektur fand während der ersten Mission (STS-61) Anfang Dezember 1993 statt. Weiterhin startete u. a. am 17. Dezember 1999 der Space Shuttle Discovery zur Mission (STS-103) und die Astronauten runderneuerten Hubble hierbei während insgesamt 24 Stunden und 33 Minuten im All: Neben neuen Kreiseln erhielt das Weltraumteleskop neue Antennen, neue Bauteile in der Energieversorgung, bessere Sensoren und einen leistungsfähigeren Computer.

Lebensdauer und Ende der Mission
Das Teleskop sollte ursprünglich im Jahr 2006 oder 2007 durch eine neue Service-Mission neue Batterien, Gyroskope zur Lageregelung und Instrumente erhalten und im Jahr 2010 außer Betrieb genommen werden. Diese Mission ist jedoch nach dem Absturz der Raumfähre Columbia mit Verweis auf Sicherheitsrisiken vorerst abgesagt worden. Eine als Ersatz geplante robotische Mission steht im Rahmen der Neuausrichtung der NASA in Bezug auf Flüge zum Mond unter Finanzierungsvorbehalt. Außerdem sind die Experten sich nicht sicher, ob ein Reparaturroboter in einer so kurzen Zeit entwickelt werden kann. Sollte diese nicht durchgeführt werden, dann endet der Betrieb des Teleskops spätestens im Jahr 2007 und es wird später, irgendwann in den Jahren danach, in der Erdatmosphäre verglühen. Ein Nachfolgeprojekt, das James Webb Space Telescope, wird frühestens 2012 starten und nur im Infrarot- und nahem Infrarot-Bereich arbeiten.

Ergebnisse der Hubble-Kommission der amerikanischen Akademie der Wissenschaften: Eine robotische Service-Mission würde etwa 2 Mrd. US$ kosten, bei 54 % Erfolgschance. Eine bemannte Mission kostet etwa 1,6 Mrd. US$. Das Problem ist der neue Ansatz des 'Save Heaven'-ISS, d. h. jedes Shuttle muss in der Lage sein zur ISS auszuweichen, falls ein Fehler auftritt. Da die ISS auf 52° Inklination fliegt, ist ein Shuttle auf Hubble-Service-Mission nicht in der Lage die ISS zu erreichen. Die amerikanische Akademie der Wissenschaften drängt jedoch derzeit massiv auf die Durchführung einer solchen bemannten Mission.

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25. April 2006, 07:59   #146
Jules
 
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26. April 1792: Die Marseillaise wird komponiert

Die Marseillaise ist die Nationalhymne der Französischen Republik.

Die Marseillaise wurde ursprünglich von Rouget de Lisle in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1792 während der Kriegserklärung an Österreich im elsässischen Straßburg komponiert. Sie hatte zunächst den Titel "Chant de guerre pour l'armée du Rhin", d.h. Das Kriegslied der Rheinarmee, und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Grafen Luckner gewidmet.

Am 30. Juli 1792 wurde das Lied von den republikanischen Soldaten aus Marseille beim Einzug in Paris gesungen und es erhielt daher den Namen Marseillaise.

Am 14. Juli 1795 wurde die Marseillaise zur französischen Nationalhymne erklärt.

Während der Restauration war die Marseillaise verboten und wurde erst wieder nach der Revolution von 1830 als Nationalhymne der Dritten Republik eingeführt.

Das Erziehungsministerium hat 1944 das Singen der Nationalhymne in den Schulen verordnet, was aber heute nicht mehr praktiziert wird. Die Verfassungen der Vierten Republik (1946) und der Fünften Republik 1958 hielten an der Marseillaise als Nationalhymne fest (Artikel 2 der französischen Verfassung von 1958).

Im 19. Jahrhundert war die Marseillaise die Hymne vieler Freiheitsbewegungen und auch der Arbeiterbewegung, wobei der Text oft auch für spezielle Anlässe umgedichtet wurden, so beispielsweise zur Arbeiter-Marseillaise. Erst als die Marseillaise zur Nationalhymne wurde, wurde sie als Lied der internationalen Arbeiterbewegung von der Internationale abgelöst.

Die Marseillaise war mit einem eigenem russischen Text "Otretschemsja ot starogo mira" (Lasst uns die alte Welt verdammen) als Марсельеза (Marsel'eza) während der Zeit der Provisorischen Regierung der Februarrevolution 1917 vom Februar bis zum November jenes Jahres auch russische Nationalhymne.


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26. April 2006, 07:17   #147
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26. April 19/86: Katastrophe von Tschernobyl

Am 26. April 1986 ereignete sich im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, Ukraine (damals Sowjetunion) eine katastrophale Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor Tschornobyl Block 4. Der Hergang des Unfalls ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Er gilt als die zweitschwerste nukleare Havarie nach der von Majak und war eine der größten Umweltkatastrophen überhaupt.

Bekannt ist diese Katastrophe unter dem russischen Namen der Nachbarstadt Tschernobyl, da Russisch zum Zeitpunkt der Katastrophe Hauptamtssprache war. Der heute amtliche ukrainische Name der Stadt lautet Tschornobyl. Vereinzelt werden auch die englischen Schreibweisen Chernobyl bzw. Chornobyl verwendet.

Die Katastrophe
Als Ursache gelten neben bauartbedingten Eigenschaften des Kernreaktors (RBMK-1000) und dessen Betrieb in einem unzulässigen Leistungsbereich auch mangelnde Erfahrung und Kompetenz des Betriebspersonals sowie die Verletzung von Betriebsvorschriften. In diesem Zusammenhang war paradoxerweise die manuell eingeleitete Reaktorschnellabschaltung der Auslöser der Katastrophe.

Da Kernkraftwerke Strom nicht nur erzeugen, sondern auch verbrauchen (beispielsweise für den Betrieb der Kühlpumpen, Mess- und Anzeigetechnik) und diesen aus dem Netz entnehmen, muss sichergestellt sein, dass bei einem totalen Stromausfall genügend elektrische Leistung zur Verfügung steht, um den Reaktor sicher abzuschalten.

In einem anstehenden Experiment sollte geprüft werden, ob die Leistung der bei der Abschaltung langsam auslaufenden Turbine die Zeit bis zum Anlaufen von Dieselgeneratoren (etwa 40–60 Sekunden) überbrücken kann. Ein früherer Versuch im Block 3 des Kraftwerks war zuvor gescheitert, weil die Spannung zu schnell absank. Nun sollte der Versuch mit einem verbesserten Spannungsregler wiederholt werden. Diesen erneuten Versuch führte man bei einer Routineabschaltung des Reaktors durch.

25. April 1986, 1:00: Als erster Schritt sollte die Leistung des Reaktors von ihrem Nennwert bei 3.200 Megawatt thermisch (=MWth) auf 1.000 MWth reduziert werden, wie bei einer Regelabschaltung üblich. Um 13:05 wurde auf Anweisung des Lastverteilers in Kiew die Leistung bei 1.600 MWth stabilisiert.

23:10: Die Leistung wurde weiter abgesenkt. Nach dem Schichtwechsel um 24:00 schaltete die neue Mannschaft um 00:28 bei 500 MWth die automatische Reaktorleistungsregelung um. Durch einen Bedienfehler, durch den der Sollwert für die Gesamtleistungsregelung anscheinend nicht richtig eingestellt wurde, oder auf Grund eines technischen Defekts sank die Leistung weiter bis auf nur etwa 30 MW.

Wie nach jeder Leistungsabsenkung erhöhte sich vorübergehend die Konzentration des Isotops Xenon-135 im Reaktorkern („Xe-Vergiftung“). Da Xenon-135 die für die nukleare Kettenreaktion benötigten Neutronen sehr stark absorbiert, nahm aufgrund der Konzentrationszunahme die Leistung des Reaktors immer weiter ab. Als die Betriebsmannschaft am 26. April 1986 um 00:32 Uhr die Leistung des Reaktors durch weiteres Ausfahren von Regelstäben wieder anheben wollte, gelang ihr das infolge der mittlerweile aufgebauten Xe-Vergiftung nur bis zu etwa 200 MW oder 7 % der Nennleistung.

Obwohl der Betrieb auf diesem Leistungsniveau unzulässig war (laut Vorschrift durfte der Reaktor nicht unterhalb von 20 Prozent der Nennleistung betrieben werden) und sich zu diesem Zeitpunkt außerdem viel weniger Regelstäbe im Kern befanden, als für einen sicheren Betrieb notwendig waren, wurde der Reaktor nicht abgeschaltet, sondern das Signal zum Beginn des Testlaufs gegeben.

26. April 1986, 01:03 bzw. 01:07: Um die zusätzliche Last des bei Turbineneinlassventilschließung anfahrenden Kernnotkühlsystems zu simulieren, wurden nacheinander zwei zusätzliche Hauptkühlmittelpumpen in Betrieb genommen. Infolge des erhöhten Kühlmitteldurchsatzes nahm der Dampfblasengehalt im Reaktorkern weiter ab. Die Reaktivitätsabnahme führte zum Herausfahren weiterer Regelstäbe, um die Leistung zu stabilisieren. Dies wäre der letzte Zeitpunkt gewesen, an dem man den Reaktor noch durch eine Notabschaltung hätte retten können.

01:19: Zur Stabilisierung des fallenden Wasserstands in den Dampfseparatoren wurde die Speisewasserzufuhr erhöht. Dies führte jedoch zu weiterer Unterkühlung und Abnahme des Dampfblasengehalts, welches wiederum durch Stabausfahren kompensiert wurde. In den folgenden Minuten versuchten die Operateure durch Regulierung der Speisewasser- und Turbinendampfzufuhr Wasserstand und Druck zu stabilisieren. Beide Parameter hätten zu einer Reaktorschnellabschaltung geführt; entsprechende Warnanzeigen wurden jedoch blockiert. Der Reaktor befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem äußerst instabilen Zustand, in dem jede kleinste Veränderung eines Parameters schwerwiegende Folgen haben konnte.

01:23: Der eigentliche Test begann. Das Haupteinlassventil der Turbine wurde geschlossen und somit dem Generator, dessen Auslaufenergie man messen wollte, die Kraftzufuhr genommen. Dadurch wurde die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor unterbrochen, die Temperatur stieg an und Kühlmittel verdampfte.

Im Gegensatz zu Leichtwasserreaktoren westlicher Bauart, in denen das Kühlmittel gleichzeitig Moderator ist, haben Reaktoren des RBMK-Typs im unteren Leistungsbereich einen positiven so genannten Dampfblasenkoeffizient (Voidkoeffizient). Das bedeutet, dass mit zunehmendem Verdampfen des Kühlmittels die Reaktivität des Reaktors steigt.

Genau das geschah auch hier. Der dadurch wachsende Neutronenfluss bewirkte einen verstärkten Abbau der im Kern angesammelten Neutronengifte (insbesondere Xe-135). Dadurch stiegen Reaktivität und Reaktorleistung immer schneller an, wodurch wieder größere Mengen Kühlmittel verdampften. Die Situation geriet langsam außer Kontrolle. Um 01:23:35 löste der Schichtleiter manuell die Notabschaltung des Reaktors aus.

Dazu wurden alle zuvor aus dem Kern entfernten Steuerstäbe wieder in den Reaktor eingefahren, doch hier zeigte sich ein weiterer Konzeptionsfehler des Reaktortyps: Durch die an den Spitzen der Stäbe angebrachten Graphitblöcke (Graphit war der Hauptmoderator des Reaktors) wurde beim Einfahren eines vollständig herausgezogenen Stabs die Reaktivität kurzzeitig erhöht, bis der Stab tiefer in den Kern eingedrungen war.

Die durch das gleichzeitige Einführen aller Stäbe (über 250) massiv gesteigerte Neutronenausbeute ließ die Reaktivität so weit ansteigen, bis schließlich (um 01:23:44) die prompten Neutronen alleine (also ohne die verzögerten Neutronen) für die Kettenreaktion ausreichten („prompte Kritikalität“) und die Leistung innerhalb von Millisekunden das Hundertfache des Nennwertes überschritt („nukleare Leistungsexkursion“).

Die Hitze verformte die Kanäle der Regelstäbe, so dass diese nicht weit genug in den Reaktorkern eindringen konnten, um ihre volle Wirkung zu erzielen, und sie ließ die Druckröhren reißen und das Zirkonium der Brennstäbe mit dem umgebenden Wasser reagieren. Wasserstoff entstand in größeren Mengen und bildete mit dem Sauerstoff der Luft Knallgas, das sich vermutlich entzündete und zu einer zweiten Explosion (nur Sekunden nach der „nuklearen Exkursion“) führte.

Welche Explosion zum Abheben des über 1.000 Tonnen schweren Deckels des Reaktorkerns führte, ist nicht ganz klar. Außerdem zerstörten die Explosionen das (nur als Wetterschutz ausgebildete) Dach des Reaktorgebäudes, sodass der Reaktorkern nun nicht mehr eingeschlossen war und direkte Verbindung zur Atmosphäre hatte. Der glühende Graphit im Reaktorkern fing sofort Feuer. Insgesamt verbrannten während der folgenden 10 Tage 250 Tonnen Graphit, das sind etwa 15 Prozent des Gesamtinventars.

Große Mengen an radioaktiver Materie wurden durch die Explosionen und den anschließenden Brand des Graphit-Moderators in die Umwelt freigesetzt, wobei die hohen Temperaturen des Graphitbrandes für eine Freisetzung in große Höhen sorgten. Insbesondere die leicht flüchtigen Isotope Iod-131 und Cäsium-137 bildeten gefährliche Aerosole, die in einer radioaktiven Wolke teilweise hunderte oder gar tausende Kilometer weit getragen wurden, bevor sie der Regen aus der Atmosphäre auswusch. Radioaktive Metalle mit höherem Siedepunkt wurden hingegen vor allem in Form von Staubpartikeln freigesetzt, die sich in der Nähe des Reaktors niederschlugen.

Gegen 05:00 waren die Brände außerhalb des Reaktors gelöscht. Block 3 wurde abgeschaltet.

27. April 1986: Die Blöcke 1 und 2 wurden um 01:13 bzw. 02:13 abgeschaltet. Es wurde begonnen, den Reaktor mit Blei, Bor, Dolomit, Sand und Lehm zuzuschütten. Dies verringerte die Spaltproduktfreisetzung und deckte das brennende Graphit im Kern ab.

Am 6. Mai 1986 wurde die Spaltproduktfreisetzung weitgehend unterbunden.

Vergleich zu Reaktoren westlicher Bauart
Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem in Tschornobyl eingesetzten Reaktortyp RBMK und den meisten Reaktoren westlicher Bauart ist, dass in letzteren das Kühlwasser gleichzeitig als Moderator fungiert. Kommt es bei einem der typischen westlichen Reaktoren zum Verdampfen des Kühlmittels, verringert sich gleichzeitig die Moderatorleistung und damit die Neutronenausbeute, sodass die Reaktivität entsprechend verringert wird. Beim Tschornobyl-Typ hingegen ist die Moderationsleistung des Graphits konstant und ein Verdampfen des Kühlwassers steigert die Reaktivität weiter.

Aus diesem Grund muss vor einer Genehmigung moderner Reaktoren bewiesen sein, dass ihr Dampfblasenkoeffizient immer negativ bleibt.

Inzwischen wurden an den Reaktoren des RBMK-Typs weitere Verbesserungen vorgenommen (höhere Uran-Anreicherung, mehr Kontrollstäbe), die den Dampfblasenkoeffizienten in Bereiche bringen, in denen er auch bei niedrigen Leistungen beherrschbar bleibt. Dadurch wurden jedoch einige der ursprünglichen Designziele des Typs ausgehebelt.

Eine letzte Schwäche in der Konstruktion des Kernkraftwerks in Tschornobyl war, dass es nicht wie die meisten modernen Reaktoren in einen massiven Sicherheitsbehälter (Containment) eingebettet war, auch wenn unklar ist, ob ein solches Containment der Wucht der Explosionen bei diesem Unglück standgehalten hätte. So konnten große Mengen an radioaktiven Stoffen in die Atmosphäre entweichen. Das Graphitfeuer, das sich nach dem Absprengen des Daches entzündete und fast 14 Tage brannte, beförderte weitere Mengen radioaktiven Materials in die Luft.

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27. April 2006, 09:19   #148
Jules
 
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27. April 1940: Ende der Abwrackung LZ 127 + LZ 130 gleich Ende der Großluftschiffära

Ein Luftschiff ist ein lenkbares Luftfahrzeug der Kategorie Leichter als Luft, das über einen eigenen Antrieb verfügt. Das Haupteinsatzgebiet heutzutage sind Rundflüge, Luftwerbung, Überwachungsaufgaben und vereinzelt auch Forschungsaufgaben.

Im 19. Jahrhundert und speziell im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hatten Luftschiffe eine weitaus größere Bedeutung. Sie sind die Pioniere des Luftverkehrs, waren Verkehrsmittel der ersten Fluggesellschaft und auch die ersten Fluggeräte, die Passagiere im Liniendienst ohne Zwischenstopp über den Atlantik beförderten. Im Ersten Weltkrieg waren sie Langstreckenaufklärer und die einzigen Fluggeräte, die eine größere Bombenlast tragen konnten, später schützten sie Konvois vor feindlichen U-Booten und überwachten den Luftraum. Die großen Luftschiffe dieser Zeit kamen jedoch auch immer wieder durch Unglücke in die Schlagzeilen.

Der Luftschiffergruß lautet ähnlich wie im Bergbau, aber umgekehrt: „Glück ab!“

Aufbau/Funktion
Luftschiffe bestehen aus einem meist aerodynamisch geformten Auftriebskörper, der das Traggas enthält. An ihm sind je nach Bauart eine oder mehrere Gondeln befestigt. Darin, bei einigen großen Luftschiffen auch innerhalb des Auftriebskörpers, ist Platz für die Besatzung, Passagiere, Frachtgut und die Aggregate. Triebwerke sorgen für eine Vortriebskraft, mit Leitwerken wird gesteuert.

Das Traggas verleiht Luftschiffen ihren statischen Auftrieb, da es eine geringere Dichte als Luft aufweist. Luftschiffe „schwimmen“, ähnlich wie Seeschiffe auf dem Wasser, in der Luft. Daher wird die Fortbewegung von Leichter-als-Luft-Geräten als „Fahren“ und nicht als Fliegen bezeichnet. Als Traggas wird heute Helium verwendet. Früher, vor allem bis zum Ende der 1940er Jahre, kam überwiegend Wasserstoff bzw. Leuchtgas zu Anwendung.

Ihr großes Volumen verleiht ihnen jedoch einen hohen Luftwiderstand. Die Höchstgeschwindigkeiten sind daher auf rund 100 bis 150 km/h begrenzt. Da sich das Traggas mit zunehmender Höhe noch weiter ausdehnt, beträgt die maximale Flughöhe normalerweise nur etwa 2.000-3.000 Meter. Eine Ausnahme bilden die speziell für höhere Luftschichten konstruierten unbemannten Höhenplattformen, die derzeit entwickelt werden und die Kriegsluftschiffe im Ersten Weltkrieg, die höher als die meisten damals verfügbaren Flugzeuge steigen konnten.

Luftschiff


LZ 127 ‚Graf Zeppelin‘ war ein Starrluftschiff aus dem Hause Zeppelin, das am 18. September 1928 nach 21-monatiger Bauzeit in Dienst gestellt wurde. LZ 127 gilt als das erfolgreichste Verkehrsluftschiff dieser Ära.

Um den Bau zu finanzieren, ging Dr. Hugo Eckener mit der Besatzung des LZ 126, der an die USA geliefert worden war, auf eine ausgedehnte Tournee, auf der Lichtbilder von den Fahrten des LZ 126 gezeigt wurden. Diese als Eckener-Spende bekannt gewordene Aktion erbrachte insgesamt 2,5 Millionen Reichsmark an Spenden, was etwa 30 % der Gesamtkosten entsprach. Die Reichsregierung unterstützte den Bau mit einem weiteren Drittel der Kosten. Hieraus ergeben sich Gesamtkosten von ca 8,3 Mio. RM, von denen die Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH selbst ungefähr 3 Mio RM aufbrachte.

LZ 127 wurde am 8. Juli 1928 anlässlich des 90. Geburtstages des mittlerweile verstorbenen Firmengründers Ferdinand Graf von Zeppelins von seiner Tochter Gräfin Hella von Brandstein-Zeppelin getauft.

Ursprünglich als Versuchsschiff gebaut, erwies sich LZ 127 als so zuverlässig, dass es bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten berühmt wurde. Dazu zählen unter anderem die Weltfahrt und Arktisfahrt.

LZ 127


LZ 130 war der letzte große Zeppelin vor dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde nach Graf Ferdinand von Zeppelin „Graf Zeppelin II“ benannt. Den Titel „Graf Zeppelin“ trug bereits der überaus erfolgreiche LZ 127.

LZ 130 war ein Schwesterschiff des LZ 129 „Hindenburg“ und das letzte große Starrluftschiff. Die beiden Schiffe waren in groben Zügen identisch, jedoch wurden bei LZ 130 viele neue Erkenntnisse angewendet. So wurde beispielsweise erstmals bei Zeppelin Ballastwassergewinnungsanlage von vornherein eingebaut. Sie diente dazu, Wasser aus den Abgasen der Motoren zu kondensieren, um den Gewichtsverlust auszugleichen, der durch den Treibstoffverbrauch entstand.

LZ 130


Das Ende
Der Graf Zeppelin befand sich gerade über dem Atlantik, auf der Rückfahrt aus Recife, als der Funker die Nachricht vom Unglück des LZ 129 „Hindenburg“ in Lakehurst empfing. Die Mannschaft wurde von Kapitän von Schiller informiert, den Passagieren die Nachricht jedoch bis zur Ankunft in Friedrichshafen am 8. Mai 1937 vorenthalten. Bis zur Aufklärung des Unglücks beschloss die Deutsche Zeppelin Reederei keine weiteren Passagierfahrten unternehmen. Das Luftschiff wurde am 18. Juni nach Frankfurt gefahren und dort in einer Luftschiffhalle aufgehängt. Dies sollte die letzte Fahrt bleiben. „Graf Zeppelin“ wurde am 19. Juli 1937 außer Dienst gestellt. Nach dem Ablassen des Wasserstoffgases diente er nur noch als Touristenattraktion, die für ein Eintrittsgeld besichtigt werden konnte, wobei die Bevölkerung von dieser Möglichkeit regen Gebrauch machte.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff 1940, obwohl es noch vollständig einsatzfähig war, gemeinsam mit LZ 130 in Frankfurt am Main abgewrackt.

Die Abwrackung wurde vordergründig mit dem Aluminiumbedarf der Luftrüstung begründet. Eine objektive Notwendigkeit für die Sprengung der Luftschiffhallen am 6. Mai 1940 bestand jedoch nicht. Der Reichsluftfahrtminister Hermann Göring hatte schon zuvor keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Luftschiffe gemacht. Bei einem Besuch kurz vor der Zerstörung sprach er von der Führergondel aus zu den versammelten Fotografen: „Photographiert nur, diese Aufnahmen werden Seltenheitswert haben.“
 
28. April 2006, 07:20   #149
Jules
 
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28. April 1330: Gründung Kloster Ettal

Das Kloster Ettal ist ein Barockkloster im oberbayerischen Dorf Ettal, rund 10 km nördlich von Garmisch-Partenkirchen und südöstlich von Oberammergau. Das 1330 gegründete Benediktinerkloster ist heute ein beliebter touristischer Anziehungspunkt. Zum Kloster gehören landwirtschaftliche Betriebe, mehrere Gasthöfe sowie ein Gymnasium mit angeschlossenem Internat. Ebenso ein Kunstverlag, eine Destillerie sowie eine Brauerei.

Gründung
Das Kloster wurde von Kaiser Ludwig dem Bayern im Graswangtal als Teil eines Gelöbnisses gegründet am 28. April 1330, dem Tag des Heiligen Vitalis. Verbunden mit dem Gründungsgelübde waren auch ein Ausbau des Verkehrsweges nach Süden und die Erschließung der Gegend.

Über die wahren Gründungsmotive Ludwigs kann nur spekuliert werden, es ist anzunehmen, dass die Klostergründung neben dem Seelenheil des Kaisers auch der Sicherung des Handelsweges von Augsburg nach Verona dienen sollte.

Ludwig befand sich im Streit mit dem Avignoner Papst Johannes XXII., vordergründig um Glaubensfragen, eigentlich um politische Vorrangstellung. Nachdem sich Ludwig in Rom von Sciarra Colonna zum Kaiser krönen ließ, erklärte der Papst diese Krönung für nichtig, und Ludwig verkündete die Absetzung des Papstes. Aus Geldmangel musste sich Ludwig aus Rom zurückziehen, wo er die Wahl von Papst Nikolaus V. unterstützte. Auf seiner Heimreise von Pisa nach Deutschland kam er auch am Ort des heutigen Klosters vorbei und gründete dort ein Kloster von neuer und unerhörlicher Art (lat. monasterium nove consuetudinis et acentus inaudite), das neben einem Mönchs- und einem Frauenkonvent auch ein Ritterkonvent mit 12 Rittern beherbergte.

Grundstein des Klosters ist ein aus Pisa mitgebrachtes Marienbild, die sogenannte Ettaler Madonna. Schon bald wurde die Madonna zum Ziel von Wallfahrten, insbesondere seit dem barocken Neubau des Klosters. Die Klosterkirche ist der heiligen Maria geweiht: St. Mariä Himmelfahrt.

Entwicklung des Klosters
Zwischen 1330 und 1370 wurde die Klosterkirche auf einem zwölfeckigen Grundriss im Stil der Gotik errichtet. Das Kloster war in den ersten 4 Jahrhunderten seines Bestehens im Vergleich zu den großen altbayerischen Abteien nicht sehr bedeutend. In den Wirren der Reformation fügten Truppen des Kurfürsten Moritz von Sachsen im Mai 1552 dem Kloster große Schäden zu.

Die eigentliche Blüte begann für das Kloster erst unter Abt Placidus II. Seiz ab dem Jahr 1709. 1710 gründete er die "Ritterakademie" und rief damit die schulische Tradition Ettals ins Leben. Bei einem Brand 1744 wurde Kirche und Kloster weitgehend zerstört und in der Folge in den Formen des Hochbarocks vom Münchner Enrico Zuccalli und dem Wessobrunner Josef Schmutzer wieder aufgebaut. Zur Ausstattung zählen u. a. Seitenaltäre und Kanzel von Johann Baptist Straub.

Seine verkehrsgünstige Lage und die Anziehungskraft auf Wallfahrer ließen Ettal zu einem der bedeutendsten Benediktinerklöster im Alpenraum werden.

1790 erhielt die Abtei noch einmal den Blutbann, das heißt die gesamte Gerichtsbarkeit lag beim Abt und seinem Konvent. Nicht nur die Nieder- und Urkundsgerichtsbarkeit, sondern auch die Hohe Gerichtsbarkeit mit der möglichen Verurteilung zur Todesstrafe war dem Kloster Ettal übertragen. Mit der Säkularisierung wurde 1803 das Kloster gegen den entschiedenen Widerstand von Abt Alphons Hafner aufgehoben. Die Gebäude und Besitzungen gingen an das Königreich Bayern über. 1809 ersteigerte Josef von Elbing die Gebäude. 1856 erwarb sie Graf Albert von Pappenheim von Elbings Enkel August Baur Edlem von Breitenfeld. 1874 ließ König Ludwig II. nur rund 10 km entfernt das Schloß Linderhof errichten.

1898 erwarb Baron Theodor von Cramer-Klett die Gebäude und verkaufte sie an das Kloster Scheyern. Ab 1900 wurde das Gebäude wieder als Kloster neu gegründet. In der Tradition der 1710 gegründeten Ritterakademie entwickelten sich seitdem das humanistische und neusprachliche Gymnasium und das Internat zu den wichtigsten Aufgaben der Benediktiner in Ettal. Außerdem betreibt das Kloster eine Brauerei, eine Destillerie (zur Herstellung des Klosterliqueurs), eine Buchhandlung, einen Kunstverlag, ein Hotel und mehrere kleinere Betriebe. Im Jahr 1994 wurde von Ettal aus das alte Augustiner-Chorherrenstift Kloster Wechselburg in Sachsen wiedergegründet. Dort betreiben die Mönche neben der Pfarrseelsorge auch ein größeres Gästehaus. Heute gehören zum Ettaler und Wechselburger Konvent 55 Mitglieder. Das Kloster wird seit 27. Mai 2005 von Abt Barnabas Bögle geleitet.

Äbte des Klosters im 20. Jahrhundert: 1907-1933 Willibald Wolfsteiner, 1933-1951 Angelus Kupfer, 1951-1961 Dr. Johannes M. Hoeck, 1961-1973 Dr. Karl Gross, 1973-2005 Dr. Edelbert Hörhammer, seit 2005 Barnabas Bögle

Seit 1920 trägt die Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt den Ehrentitel Basilika minor.


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29. April 2006, 09:28   #150
Jules
 
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29. April 1967: Das Musical Hair wird am Broadway uraufgeführt

Hair ist ein Musical, die Musik ist von Galt MacDermot, Buch und Liedtexte stammen von Gerome Ragni und James Rado. Die ersten Aufführungen fanden 1967 statt. Die Texte für die "deutsche Originalaufnahme" von 1968 stammen von Walter Brandin. Der Film Hair entstand 1979 unter der Regie von Milos Forman.

Historisches

Das Musical Hair spielt in den USA der 60er Jahre, zur Zeit des Vietnamkrieges. Es beschreibt die Gefühle vieler junger Leute in dieser Zeit, der so genannten „Hippie-Kultur“.

Haare waren damals ein Symbol für den Protest gegen die Gesellschaft. Viele junge Männer ließen sich damals ihre Haare wachsen. Der Protest hatte auch noch einen anderen Hintergrund. Die jungen Männer in den USA mussten zur Zeit des Vietnamkrieges mit ihrer Einberufung rechnen. Die Antwort der Gesellschaft war sehr restriktiv. "Langhaarige" wurden als Nichtstuer und Gammler beschimpft. Viele Arbeitsplätze waren für langhaarige Männer nicht zugänglich, Haarschnitte wurden mit Gewalt erzwungen, Kinder verloren die Liebe ihrer Eltern, weil sie ihre Haare lang wachsen ließen. Dieser Hass und die Liebe auf lange Haare wird in Hair besungen.

Das Musical Hair war weltweit erfolgreich. Es wurde von 1968 - 1972 am Broadway ohne Unterbrechung aufgeführt, in England war es vor Jesus Christ Superstar das erfolgreichste Musical aller Zeiten. Die deutsche Version Haare lief 1 1/2 Jahre. Die deutsche Version hat gegenüber der englischen Version aber im Laufe der Zeit mit der Zunahme von Englischkenntnissen in Deutschland an Bedeutung verloren. Die deutschen Texte sind nicht in allen Teilen direkte Übersetzungen, orientieren sich aber inhaltlich an den englischen Texten.

Die Inhalte unterscheiden sich in verschiedenen Bühnen-Darstellungen und der Verfilmung. In den Theatern wurde Hair in der Regel in zwei Akten aufgeführt. Der erste Teil behandelte das Leben der Hippies, ihre Wünsche, Hoffnungen, Konflikte mit der Gesellschaft, während sich der zweite Teil mit dem Krieg auseinandersetzte.

Heute wirkt das Stück nicht mehr so provokant wie zu Beginn. Die zum Teil sexuellen Andeutungen bei religiösen Handlungen regen fast niemanden mehr auf.

Das Musical

Aufführungen
Off-Broadway-Premiere (Uraufführung): 17. Oktober 1967, “Shakespeare Public Theatre”, New York – 300 Plätze
2. Dezember 1967 - Umzug in den Go-Go/Disko Club “The Cheetah”, New York – 700 Plätze
on-Broadway Premiere: 29. April 1968, „Biltmore Theater“, New York, erst nach Überarbeitung durch Tom O'Horgan, 1472 Ausführungen
27. September 1968 - “Shaftesbury Theatre” in London, 1998 Aufführungen bis Juli 1973 (Dach des Theaters eingestürzt)

Bevor den 100 Off-Broadway Aufführungen 1750 im Biltmore Theater folgen konnten, wurden einige Änderungen vorgenommen. So enthielt beispielsweise die ursprüngliche Fassung keine Nacktszenen, aber dafür eine Szene in der die Bühne von Polizisten erstürmt wird, die versuchen die Aufführung zu verhindern. Außerdem wurden die Autoren in ihrem Recht zu spontanen Änderungen der Texte eingeschränkt.

Inhalt

In den Texten und Tanzszenen wird das Lebensgefühl der Hippies dargestellt, und wie sie auf Krieg und Gewalt reagieren. Zum Beispiel die Erwartung und Hoffnung auf ein neues Zeitalter, das so genannte Wassermannzeitalter. Diese mystischen Erwartungen der Gruppe werden sich nicht erfüllen. Außerdem behandelt das Musical die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Flucht in Träume und den Drogenkonsum.

Die zu Beginn eher positiven Visionen enden in einem Albtraum, in dem die Schrecken des Krieges verdeutlicht werden. Realisiert wird dies durch Darstellungen von Kriegsopfern auf einer Videoleinwand, oder durch Metzeleien auf der Bühne. Hair zeigt auch die Verwandlung der bunt gekleideten Hippies in uniformierte Soldaten, und wie sie auf Zuruf oder aus eigenem Antrieb töten. Am Ende des Stückes stirbt eine der Hauptpersonen, die ein Kriegsgegner ist, aber auf Grund eines unglücklichen Zufalls den Platz eines Freundes zeitweise eingenommen hat und ausgerechnet dann nach Vietnam reisen muss.

Die Bühnenfassung wurde in der originalen Off-Broadway-Produktion workshopartig entwickelt. Auch wenn die spontanen Änderungen mit der Übersiedelung an den Broadway eingeschränkt wurden, gibt es kein feststehendes Libretto. Folgeproduktionen erarbeiteten sich meist selber an die Originalfassung angelehnte Scripts.

Der Film

Der Film von Miloš Forman erzählt die Geschichte von Claude Bukowski, einem jungen Mann aus Oklahoma, der in die Armee einberufen wird. In New York begegnet Claude einer Gruppe von Hippies, angeführt von Berger. Eine Freundschaft entsthet. Claude verliebt sich in Sheila, ein Mädchen aus reicher Familie. Mit Hilfe der Hippie-Gruppe gelingt es Claude, die Aufmerksamkeit von Sheila auf sich zu ziehen. Die beiden werden ein Paar.

Claude muss aber in die Kaserne, um sich auf den Krieg vorzubereiten. Er wird dort hart ausgebildet, unter der Aufsicht eines Generals, der nicht davor zurückschreckt, die Lautsprecher, aus denen Rockmusik spielt, beschießen zu lassen.

Bukowskis großer Wunsch ist, noch einmal Sheila zu sehen, bevor er in den Vietnamkrieg soll. Berger macht diesen Wunsch wahr, indem er für einen Tag mit Claude den Platz in der Kaserne tauscht. Gerade an diesem Tag wird die Truppe nach Vietnam gerufen. Die Szene, in der Berger beim Klang von The Flesh Failures/Let the Sunshine in mit Dutzenden anderen Soldaten in einen dunklen Flugzeugrumpf marschiert, gilt als sehr eindrucksvoll. Anschließend wird gezeigt, wie Bergers Freunde sein Grab besuchen; in der letzten Szene sieht man eine große Antikriegsdemonstration vor dem Weißen Haus.

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