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10. July 2007, 03:25   #1
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Tom Cruise als Stauffenberg

... ich bin kein großer Fan von Tom Cruise, seit er durch einen vom Pentagon finanzierten US-Propaganda-Film berühmt geworden ist ("Top Gun"). Und doch hat er sich später als durchaus talentierter Schauspieler erwiesen. Zum Beispiel in "Rain Man" an der Seite von Dustin Hoffman oder in Stanley Kubricks letztem Meisterwerk "Eyes Wide Shut".

Und natürlich wird mir der Mann auch nicht sympathischer, wenn ich weiß, daß er für eine umstrittene ("Scientologie"-) Sekte wirbt. Aber was hat das mit der Dreh-Genehmigung an Original-Schauplätzen für ein Movie über Stauffenberg zu tun?

Die Welt schaut in diesen Jahren oft entsetzt auf Amerika, weil dort durch George Bush die Demokratie mit Füßen getreten wird. Um so schlimmer finde ich es, wenn wir Deutschen anderen Leuten vorschreiben wollen, welcher Religion sie gefälligst angehören sollten. Und daß eine deutsche Behörde Tom Cruise verbietet, Szenen seines Films im Berliner Bendlerblock zu drehen, halte ich für einen Skandal. Vor allem, weil schon einmal dort eine Film-Crew die Dreh-Genehmigung erhielt. Schließlich konnte auch damals vorher niemand ahnen, daß Jo Baiers deutscher Fernsehfilm über die tragische Figur des Hitler-Attentäters - wieder einmal exzellent von Sebastian Koch gespielt - zu einem Highlight der deutschen Fernseh-Geschichte werden würde.

Was Tom Cruise aus dem brisanten Stoff machen wird, dessen historische Relevanz endlich auch einmal weltweit Beachtung finden sollte, weiß ich nicht. Aber die umstrittene Frage, ob ein möglicherweise notwendiger "Tyrannen-Mord" in Ausnahmefällen auch eine moralische Berechtigung haben könnte, erscheint für mich wichtiger als die Sorgen irgendwelcher beamteter Berliner Bedenkenträger, die in Tom Cruise möglicherweise nicht den geeigneten Darsteller für eine inzwischen von uns Deutschen grotesk überbewertete Lichtgestalt sehen, auf die wir seit Jahrzehnten unser kollektives schlechtes Gewissen projizieren.

Das hat das neue, moderne Deutschland nicht verdient und auch nicht Tom Cruise. Es ist vielmehr einfach nur peinlich, wenn auch heute schon wieder der Staat darüber bestimmen will, welcher internationale Regisseur oder Schauspieler die "Ehre" haben soll, deutsche Geschichte verfilmen zu dürfen. Und daß bei der unwürdigen "Selektion" die Religionszugehörigkeit erst recht keine Rolle spielen darf, sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Gruß Ben

PS: Zu diesem Thema hat auch der "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher einen sehr lesenswerten Aufsatz verfaßt:

Cruise als Graf von Stauffenberg: Die unmögliche Mission
 
15. September 2007, 14:50   #2
Tramin
 
Beiträge: n/a
Könnte es nicht einfach nur gut für das Image Deutschlands weltweit sein, wenn dieser Film ein Erfolg würde?

Isst es nicht unsinnig, diesen Film zu behindern?
 
15. September 2007, 18:17   #3
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... zum Glück ist das Thema inzwischen vom Tisch. Denn Tom Cruise und der renommierte Regisseur Bryan Singer ("Die üblichen Verdächtigen") haben, offenbar durch Intervention des Kanzleramtes, nun doch noch die Genehmigung erhalten, am Originalschauplatz im Bendlerblock, der Hinrichtungsstätte Stauffenbergs, zu drehen:

Zitat:
Die Entscheidung der zuständigen Ministerien, Bryan Singer und Tom Cruise nun doch im Bendlerblock drehen zu lassen, ist von großer Vernunft. Wäre der Ort, wo Stauffenberg erschossen wurde, immer schon für Filmaufnahmen gesperrt gewesen, hätte die Ablehnung nicht den Anschein der Diskriminierung haben können. So aber musste es wirken, als wolle man einen ausländischen Film, der vom Attentat auf Hitler erzählt, gleichsam von Amts wegen behindern.

(...)

Hunderte Millionen Menschen werden zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, dass es Widerstand gegen Hitler gab. Wie die Dinge stehen, werden sie es dank der Techniken Hollywoods auch nicht mehr vergessen – der Film wird nicht nur ein Film über Stauffenberg, er wird ein Film über den deutschen Widerstand, seine Gewissensnöte, seine Tragik und auch, in wenigen Sequenzen nur, ein Film über die Verlassenheit der Nina von Stauffenberg.

(...)

Gelingt der Film, wird der Bendlerblock in Berlin von einem Ort des staatlichen Gedenkens zu einem der meistbesuchten Mahnmale des Landes, zu einem Ort jedes Einzelnen werden können.

Stauffenberg-Film: Tom Cruise im Bendlerblock
Gruß Ben
 
5. October 2007, 18:54   #4
Boomer
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Registriert seit: January 2001
Beiträge: 2.007
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
... zum Glück ist das Thema inzwischen vom Tisch.
Da bin ich mir nicht so ganz sicher.

Heute wurde in den Medien berichtet, daß verschiedene Szenen neu gedreht werden müssen, da bei der Entwicklung falscher Entwickler verwendet wurde.

Das mag wohl sein und kann passieren, doch bei der Vorgeschichte bekommt dieses Vorkommnis einen schalen Beigeschmack.
 
1. November 2007, 02:17   #5
Trauan
 
Registriert seit: August 2007
Beiträge: 4
...über den Film will ich keine Worte verlieren, erstmal ansehen, wenn es soweit ist.

Ich halte es für bedenklich, wenn Stauffenberg zum Antifaschisten erhoben wird (O-Ton Radio Fritz). Bin schon gespannt, in welchem Kontext Tom Cruise die Person Stauffenberg rücken wird. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das eigentliche Dilemma der Hitlerunterstützer (Militär) und deren Ablehnung (infolge realistischer Einschätzung des Kriegverlaufs, die in diesen Putsch mündeten) klar werden wird. Schlußendlich wird ein "guter" Deutscher, der etwas getan hat, gezeichnet werden. Toll!

Aber wie schon geschrieben, ich will mir den Film erst ansehen, vielleicht hat Cruise ja mehr Verstand, als ich ihm zutraue...
 
30. November 2007, 10:31   #6
Trauan
 
Registriert seit: August 2007
Beiträge: 4
...na ich glaube eher nicht:

Zitat:
Der 45-jährige Cruise erhielt den Preis in der Kategorie "Mut", weil er den Hitler-Attentäter Stauffenberg spielt. Es sei "ein Privileg, den größten deutschen Widerstandskämpfer zu spielen. Wenn wir seine Geschichte nicht weitererzählen würden, wäre etwas verloren", sagte Cruise.

Quelle: Bambi-Star Tom Cruise
 
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