Das Gedicht zum heutigen 19. August

zeus2212 · 19. August 2003, 17:13

Beleidigte

Da ist ein langer Herr gewesen,
Er schien ein Offizier zu sein,
Ich roch so was wie Eisenfressen,
Ich roch so was wie vielen Wein.

Ein seltsamer Begriff von Ehre
Ließ gleich den tollsten Streit entstehn,
Das Wort, mit dessen Rätselschwere
Sich manche Bärte schrecklich blähn.

Zwar immer sind es wicht'ge Dinge;
Zum Beispiel: was fliegt dort vorbei?
Man streitet, nun beweist die Klinge,
Ob Sperling oder Spatz es sei.

Auch ist, so viel ich kürzlich höre,
Bei ihnen ernstlich ausgemacht,
Zu sagen: Guten Tach auf Ehre,
Und auch: Auf Ehre gute Nacht.

(Eduard Mörike)

19. August 2003, 17:13	#1
zeus2212 Registriert seit: November 2001 Beiträge: 4.800	Das Gedicht zum heutigen 19. August Beleidigte Da ist ein langer Herr gewesen, Er schien ein Offizier zu sein, Ich roch so was wie Eisenfressen, Ich roch so was wie vielen Wein. Ein seltsamer Begriff von Ehre Ließ gleich den tollsten Streit entstehn, Das Wort, mit dessen Rätselschwere Sich manche Bärte schrecklich blähn. Zwar immer sind es wicht'ge Dinge; Zum Beispiel: was fliegt dort vorbei? Man streitet, nun beweist die Klinge, Ob Sperling oder Spatz es sei. Auch ist, so viel ich kürzlich höre, Bei ihnen ernstlich ausgemacht, Zu sagen: Guten Tach auf Ehre, Und auch: Auf Ehre gute Nacht. (Eduard Mörike)