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13. June 2005, 15:29   #1
Ben-99
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Aktuelle Todesbilanz Irak: 151000 Zivilisten, 4000 US-Soldaten, 3 Billionen $

... weil sich die US-Streitkräfte bisher nicht die Mühe gemacht haben, die von ihnen getöteten irakischen Einwohner zu zählen, ist man auf Auswertungen von Presse-Artikeln und anderer Berichte angewiesen. "Iraque Body Count", eine wie es heißt "der Friedensbewegung nahestehende Organisation", schätzt die Anzahl der in den letzten 2 Jahren im Irak getöteten Zivilisten auf bis zu 25.000. Aber auch die Zahl der gefallenen amerikanischen Soldaten hat sich nach offiziellen Angaben auf 1.700 erhöht.

Und jeden Tag gibt es neue Opfer. Mittlerweile können immer weniger Amerikaner den von Bush angezettelten Krieg verstehen, so daß jetzt sogar unter den konservativen Republikanern immer öfter die Forderung nach einem Abzug der Soldaten gestellt wird. Allerdings bin ich skeptisch, ob es für Bush überhaupt noch eine Möglichkeit für einen baldigen Rückzug gibt. Wenn man es realistisch sieht, kann man jetzt schon sagen, daß die USA die eigentlichen Verlierer sind. Denn der Terrorismus ist weder "besiegt", noch ist die Welt durch den Überfall und die Besetzung des Iraks sicherer geworden.

Das Gegenteil ist der Fall. Denn durch den illegalen Krieg ist alles nur noch schlimmer geworden. Und ich fürchte, daß es ähnlich enden wird wie damals in den 70ern: Wann auch immer die letzten Soldaten aus dem Irak abgezogen werden - ihre Heimkehr wird ebenso jämmerlich sein wie nach dem verlorenen Vietnam-Abenteuer, für das 50.000 Amerikaner und 1 Million Vietnamesen für einen genauso sinnlosen Krieg sterben mußten.

Gruß Ben

Zitat:
Angesichts dieser Zahlen forderte der republikanische Kongressabgeordnete Walter Jones einen Zeitplan für den Abzug der US-Soldaten aus dem Irak. Dort seien keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden, damit sei der Grund für den Krieg hinfällig, sagte er dem Fernsehsender ABC. Jones wurde vor zwei Jahren auch in Europa bekannt, als er sich dafür einsetzte, die French Fries (Pommes frites) in der Kantine des Senats in Freedom Fries (Freiheitsfritten) umzubenennen. Aus dem French Toast wurde Freedom Toast. Er wollte damit gegen die Weigerung Frankreichs protestieren, sich am Irakkrieg zu beteiligen. Jones erklärte, er habe seine Meinung bei der Beerdigung eines getöteten US-Soldaten geändert. Die Witwe habe bei der Trauerfeier den letzten Brief ihres Mannes vorgelesen. Die Worte seien ihm immer im Gedächtnis geblieben, sagte Jones.

Über die Anzahl der seit der US-Invasion im März 2003 getöteten Iraker wird kein Buch geführt und man ist auf Schätzungen angewiesen. Das Projekt Iraq Body Count wertete seither jedoch alle möglichen Mitteilungen aus der Presse aus. Die der Friedensbewegung nahestehende Organisation kommt auf eine Opferzahl zwischen 22.200 und 25.200 Zivilisten, die in den vergangenen zwei Jahren im Irak getötet worden sind.

(...)

http://www.spiegel.de/politik/auslan...360286,00.html
 
13. June 2005, 17:27   #2
Shadow
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
... Denn der Terrorismus ist weder "besiegt", noch ist die Welt durch den Überfall und die Besetzung des Iraks sicherer geworden.

das war doch auch nie das ziel. ziel war es, für die bushfirma pennzoil möglichst kostengünstig an das texaco-territorium irak zu gelangen, nachdem texaco zuvor, einen 11 milliarden gerichtsfall gegen pennzoil verloren hat.
 
13. June 2005, 17:52   #3
jupp11
 
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Ja, ein Rückzug jetzt käme einem Eingeständnis der Niederlage (trotz gewonnenem Einmarsches) gleich.

Der Boden im Irak wird auch in der nächsten Zukunft kein gewinnträchtiges Territorium für US-Firmen hergeben. Denn ohne den militärischen Schutz durch die US-Army werden die sich hüten, das Geld ihrer Aktionäre im Irak zu verpulvern.

Also - ein Reinfall sondergleichen.....

...dagegen wirken die Opferzahlen fast banal gegen die Hochrechnungen der Opfer, die der Boykott im Irak gekostet hat.

Ist halt so - gute Politik zu machen ist halt komplizierter als ein Rodeo zu organisieren.

tschao

jupp11
 
20. June 2005, 13:05   #4
Eyewitness
 
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25.000 Tote?

Ist doch ein guter Schnitt, in Vietnam waren es am Ende 2 Millionen, waren ca. 200.000 im Jahr. Im Irak sind es gerade mal 12.500 pro Jahr. Also was schließen wir daraus? Der militärische Fortschritt funktioniert. Ihr seht das nur alle wieder vollkommen falsch.
 
20. June 2005, 14:31   #5
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Eyewitness

in Vietnam waren es am Ende 2 Millionen
... weil die Amis immer nur ihre eigenen Toten zählen, da wohl anscheinend nur diese "wertvolle" Menschen waren, ist es gerade beim Vietnamkrieg außerordentlich schwer, verläßliche Zahlen zu erhalten.

Zumal es quasi mehrere "Vietnam-Kriege" gab und man sich erstmal darauf einigen muß, welcher überhaupt gemeint ist. Oft werden auch die Toten aus den beteiligten Nachbarstaaten mitgerechnet, obwohl allein in Kambodscha durch den Völkermörder Pol Pot ca. 1 Million Menschen (ganz ohne Amis) umgekommen sind.

Gruß Ben

Zitat:
Die Zahl der Kriegstoten ist schwer zu schätzen, da amtliche Aufzeichnungen schwierig zu finden oder nicht vorhanden sind und viele der Getöteten durch die Bombardierung buchstäblich zerstückelt wurden. Viele Jahre unterdrückte Nordvietnam die korrekte Opferzahl zu Propagandazwecken.

Es ist auch schwierig, genau zu sagen, wer als "Vietnamkriegsopfer" gilt; noch heute werden Menschen durch im Vietnamkrieg abgeworfene Sprengkörper getötet. Vergiftungen und Umweltschäden durch weitflächigen Einsatz von so genannten Entlaubungsmitteln ("Agent Orange") und gewaltige soziale Probleme, die ein verwüstetes Land mit so vielen Toten mit sich bringt, sowie die Verkürzung der Lebenserwartung wirken bis in die Gegenwart.

Die niedrigsten Opferschätzungen, basierend auf zuletzt veröffentlichten nordvietnamesischen Aussagen, belaufen sich auf 1,5 Millionen getötete Vietnamesen. Vietnam gab am 3. April 1995 Zahlen frei, wonach insgesamt eine Million vietnamesische Kämpfer und vier Millionen Zivilisten im Krieg getötet wurden.

58.226 amerikanische Soldaten starben im Krieg oder sind vermisst. Australien verlor ca. 500 der 47.000 nach Vietnam entsandten Soldaten; Neuseeland verlor 38 Soldaten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg
Zitat:
Der Vietnamkrieg (1954 – 1975)

Mit „Vietnamkrieg“ bezeichnet man das Eingreifen der USA in den Befreiungskrieg Vietnams gegen die Kolonialmacht Frankreich und die anschließende direkte Intervention der USA in Vietnam. Dieser Krieg ist eigentlich der zweite Vietnamkrieg, der erste begann schon im 19. Jahrhundert mit den ersten Aufständen antikolonialistischer Kräfte. Er endete mit dem Sieg von Dien Bien Phu.

Der dann folgende Vietnamkrieg im heute geläufigen Sinn war einer der schrecklichsten Kriege unserer Zeit. Bis zu 500.000 hochgerüstete US-Soldaten und Söldner aus 15 Ländern standen zwischen 1965 und 1975 in Vietnam und versuchten, 'das Land in die Steinzeit zurück zu bomben'. Die Menschen in Vietnam nennen diesen Krieg den 'amerikanischen Krieg'.

Auch heute noch, 20 Jahre nach Kriegsende, werden Menschen bei der Feldarbeit und spielende Kinder durch zurückgebliebene Landminen und Blindgänger verletzt und getötet. Bis in die dritte Generation leiden die Menschen an den Folgen der dioxinhaltigen Entlaubungsmittel, die über Vietnam versprüht wurden, ein Ende dieser Kriegsfolgen ist nicht abzusehen.

3 Millionen Tote, 600.000 Verkrüppelte und 800.000 Waisen gehörten zur Bilanz dieses Krieges ebenso wie 57.000 gefallene US-Soldaten. Dazu kamen unvorstellbare materielle Schäden: Alle Brücken und Bahnhöfe waren zerstört oder schwer beschädigt, Schulen und Industriebetriebe durch Bomben verwüstet. Millionen Bombentrichter übersäten die Reis- und Gemüsefelder.

http://www.fg-vietnam.de/Artikel/Krieg.html
 
30. June 2005, 08:47   #6
tw_24
 
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Es sind nicht die Vereinigten Staaten, welche ganz allein verantwortlich gemacht werden können für all die Nachkriegs-Toten im vom Baath-Faschismus befreiten Irak, sondern mehrheitlich dessen geschlagene Anhänger, die ihre Niederlage nicht verkraften können, islamistische Todesanbeter, welche natürlich gegen jene etwas haben, die schon zu Lebzeiten ein relativ freies Dasein anstreben und - neuerdings - die Vereinten Nationen, welche den Einsatz der alliierten Streitkräfte immerhin absegneten und damit eben auch dessen Folgen, denn so blind, daß sie nicht wüßten, wie die Sicherheitsorgane handeln, können sie ja nicht sein.

Daher wären gegenwärtig, wenn überhaupt, in erster Linie die Vereinten Nationen zu tadeln, auf die Kriegsgegner allerdings gerade setzten und setzen, weshalb sie nun einfach ignorieren, daß die "Besatzer" erstens nie welche waren und zweitens zumindest jetzt praktisch der militärische Arm der UNO mit deren Segen sind - das 'Völkerrecht' wird mithin eingehalten, jedenfalls nicht durch die US-Administration gebrochen. Für notorische Friedenstauben muß diese Lage in der Tat ein wenig verwirrend sein, deshalb schnitzen sie sich - wie schon vor dem antifaschistischen Befreiungskrieg - einen Irak ideologisch zurecht, den es in der Realität nicht gibt.

Es ist auch sinnlos, aus vereinzelten Toten, die es bei den Aktionen alliierter und einheimischer Sicherheitskräfte, allesamt immerhin im Dienste demokratisch legitimierter Regierungen, gibt, wahlweise abzuleiten, die einen seien ganz, ganz schlimme und sowieso schießwütige Trottel und die anderen deren willige Lakeien, werden diese doch ausgerechnet auch noch von der "Friedensmacht" Deutschland geschult. Hinzu kommt, daß mit Sicherheit nicht wenige der so einseitig gegen die USofA aufgeführten Todesopfer (und auch die - unerwähnten - Verletzten, die offenbar auch die zitierten Gutmenschen nicht zählen wollen) auf das Konto nicht der alliierten oder einheimischen Sicherheitskräfte gehen, sondern auf das jener, die um ihre Macht gebracht wurden.


Argumente des "Widerstands"


Überhaupt ist der Bodycount sowieso ziemlich untauglich zur Beschreibung der Lage im Irak, für die man sich hierzulande allerdings ohnehin kaum wirklich interessiert(e), geht es doch - letztlich auch ganz im Sinne einer abgewrackten 'Sozialdemokratie' - nur darum, diesen Krisenherd zu instrumentalisieren in einem ziemlich verlogenen 'Kampf' gegen die Vereinigten Staaten, den beispielsweise "das deutsche Nachrichten-Magazin" publizistisch schon seit seiner Gründung führt, wozu Rudolf Augstein sich seinerzeit auch das Pseudonym Jens Daniel zulegte. Entsprechend düster muß also die Gegenwart des befreiten Irak gezeichnet, tatsächlicher Fortschritte dagegen standhaft nicht zur Kenntnis genommen werden.


Besatzerterror


Es wäre ja sonst auch recht schwierig, eine "Niederlage" alliierter Sicherheitskräfte, die man sich hier offenbar so sehr wünscht, glaubhaft herbeizuhalluzinieren, die - des UN-Mandats wegen - doch ganz besonders eine der Vereinten Nationen wäre. Und somit natürlich eine der Freunde des 'Völkerrechts', das sie so gar nicht mehr in Stellung bringen können gegen ihren Lieblingsfeind, den sie sich zu haben mit all den fanatisierten Glaubenskämpfern des Planeten, die ihrerseits allerdings selbstverständlich Angst haben müssen vor einer - leider nur - kapitalistischen Aufklärung, fürchten sie sich doch schon so sehr vor dem Anblick unverschleierter Frauen, daß sie diese überall da erschlagen, wo man sie läßt - bedauerlicherweise auch noch im Irak.

Hieraus kann der Schluß gezogen werden, daß weder die demokratische gewählte neue Regierung im Irak bisher hat eine gewisse Ordnung durchsetzen können noch die Alliierten mit UN-Mandat, obwohl sie dies durchaus ja könnten, nutzten sie die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel nur konsequent, wie dies sogenannte 'Experten' von Altorakel Scholl-Latour bis hin zum Moralapostel Todenhöfer im Vorfeld des Befreiungskrieges warnend befürchteten - und Tote im mindestens einstelligen Millionenbereich, allein auf Bagdad sollten Atombomben herabregnen und 2 Millionen Menschen auslöschen, vorhersagten.

Diese Prognosen haben sich nicht erfüllt, damit auch nicht die Amerikaner als die gezeigt, die sie sein sollen, und so geraten denn vergleichsweise niedrige Opferzahlen den vorhersagetechnisch gescheiterten lustigen 'Experten' nebst angeschlossenen Medien zu kleinen moralischen Siegen über die ungeliebten USofA wie ihnen andererseits tagtägliche Anschläge auf überwiegend Zivilisten eine angebliche 'Niederlage' der Alliierten beweisen sollen; da bliebe zu fragen, wer denn der Sieger sein soll - Terrorbanden etwa die 'nur' kriminell sein können oder klerikal- bis baath-faschistisch, in jedem Fall aber anti-zivilisatorisch, was sie eben durch ihre Taten so blutig belegen?

MfG
tw_24
 
5. July 2005, 12:33   #7
Ben-99
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... ich bin erleichtert und freue mich immer, wenn Du wieder wohlbehalten aus dem Irak zurück bist. Auch wenn Du dort anscheinend mit Leuten zusammentriffst, die Dir ein einseitig verzerrtes Bild von dem neuen angeblich "demokratischen" Irak vermitteln wollen.

Aber langsam müßte Dir doch mal auffallen, daß Du zu einer winzigen Minderheit gehörst, die immer noch die Verbrechen von Bush verharmlost und schönredet. Oder denkst Du etwa, daß die anderen Reporter alle lügen?

Sogar die Mehrheit der Amerikaner ist inzwischen entsetzt, nachdem man die wirklichen Gründe für den Überfall auf den Irak kennt und nun auch weiß, wie US-Soldaten und Gefängnisaufseher Häftlinge quälen und töten. So werden die Forderungen immer lauter, die Truppen abzuziehen und KZs wie Guantanamo auf Kuba sofort zu schließen.

Übrigens wird auch im "neuen" Irak wieder wie früher gefoltert. Nur diesmal ohne Saddam. Und eine solche Regierung willst Du unterstützen? Wie sehr das ohnehin schon halb ausgeblutete Land durch die amerikanischen Invasoren vom Regen in die Traufe gekommen ist, beweist auch der nachfolgende Artikel aus dem heutigen "Hamburger Abendblatt", den ich so erschreckend finde, daß ich ihn bewußt in voller Länge poste.

Und nun kannst Du ja wieder behaupten, das würde alles nicht stimmen, weil in Bagdad dank Bush wieder Milch und Honig fließt und alle Iraker ihre "Befreier" lieben.

Gruß Ben


Zitat:
Foltern wie bei Saddam

Im neuen Irak herrschen wieder die alten brutalen Verhörmethoden. Vor allem Terrorverdächtige werden von Polizisten gequält - mit Wissen der Regierung.


Von Thomas Frankenfeld

Hamburg/London - Bevor ihn ein Sonderkommando der irakischen Polizei holte, war Hassan an-Niami ein gutaussehender Mann. Er war Imam einer Moschee im Bagdader Adhimiya-Bezirk und bekleidete einen höheren Rang in der Vereinigung muslimischer Geistlicher.

Jetzt liegt sein Leichnam in der Moschee und wird für die Beisetzung gewaschen. Was sich innerhalb der 24 Stunden im Polizeigewahrsam ereignete, läßt sich an seinem Körper ablesen. Die Handgelenke und Hände sind vom langen Hängen an Handschellen grotesk geschwollen. Seine Brust ist schwarz von Brandspuren. Den Bauch überziehen Striemen, die offenbar von Schlägen mit Stromkabeln rühren; die Haut ist stellenweise aufgeplatzt. Die Nase ist gebrochen, und im Gesicht sind weitere Brandspuren zu sehen, vermutlich von einer Zigarette.

Ein Arm ist gebrochen, ein Rückenwirbel brutal nach innen gedrückt. In beiden Knien finden sich zahlreiche Löcher, die offenbar mit einer Bohrmaschine hineingefräst wurden. Den gnädigen Tod führten mehrere Schüsse in Körper und Kopf herbei.

Das Schicksal des Geistlichen Hassan an-Niami, der in den Verdacht geraten war, Kontakte zu den Aufständischen zu haben, ist im modernen Irak kein Einzelfall. Wie Peter Beaumont, Außenpolitikchef des angesehenen Londoner "Observer", in Bagdad recherchierte, stehen die Folterschergen der neuen Regierung denen des alten Saddam-Regimes in der Erfindung bestialischer Quälereien in nichts nach.

Beaumont fand entsprechende Anschuldigungen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nicht nur bestätigt, er enthüllte auch einige der betriebsamsten Folterzentren in Bagdad. Wer dort hineingerät, hat keine Chance auf einen fairen Prozeß; wenn seine Familie nicht hohe Bestechungssummen zahlt, wird man später nur noch seinen geschundenen Körper finden.

Im Irak hat sich parallel zum offiziellen Rechtssystem ein Netz von Todesschwadronen, geheimen Folterzentren und Lagern etabliert, das sich der gleichen Methoden und oft auch Täter bedient wie während der grausamen Herrschaft Saddams. Symptom für eine uralte Kultur der Gewalt, die in der Region bis zu den Assyrern zurückreicht. Das von den USA installierte westliche Rechtsverständnis hat hier noch keinerlei Wurzeln.

Das bedeutendste Folterzentrum ist laut Beaumont das Gebäude des Innenministeriums, ein klobiger Bau nahe der Stadtautobahn. Der siebte Stock ist zur Hölle für jene geworden, die des Terrorismus verdächtigt werden.

Ein Überlebender der Verhöre, ein junger Taxifahrer, der sich nur zufällig in der Nähe eines Bombenanschlags befunden hatte, berichtete, er sei zusammen mit 60 anderen Gefangenen in einen Raum gepfercht worden, der drei mal vier Meter gemessen habe. Er sah Wunden an den Insassen, einige konnten ihre Hände nicht mehr benutzen.

Weitere Folterzentren wurden im Keller einer Klinik im Shoula-Distrikt ausgemacht, im Al-Hadoud-Gefängnis und auf der Al-Muthana-Luftwaffenbasis. Der schlimmste Ort des Schreckens soll sich jedoch am Bagdader Nissor-Platz befinden. Hier liegt das Hauptquartier der schnellen Eingreiftruppe "Wolfs-Brigade Abu Walid", einer Todesschwadron.

Der "Observer" schrieb, amerikanische und britische Regierungsvertreter seien sich bewußt darüber, daß Hilfsgelder für die irakische Regierung an derartige Killer-Truppen umgeleitet würden. Bagdad dementierte das gestern, bestätigte aber die Foltervorwürfe. "Diese Dinge passieren. Wir wissen das", erklärte ein Regierungssprecher kühl. Man gehe auch dagegen an.

Ein Vertreter des Menschenrechtsministeriums - auch so etwas gibt es im neuen Irak - sagte dagegen, Leute im Innenministerium förderten die Folterungen: "Es ist in ihrer Ideologie, in ihrer Strategie. Sie können nichts anderes. Sie glauben, Menschenrechte sind dummes Zeug."

erschienen am 5. Juli 2005

http://www.abendblatt.de/daten/2005/07/05/455425.html
 
7. July 2005, 10:57   #8
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Oder denkst Du etwa, daß die anderen Reporter alle lügen?
Das weiß ich sogar, denn ich habe es in diesem einen komischen Wochen-Blättchen aus Hamburg gelesen, welches sich so überaus allwissend "das deutsche Nachrichten-Magazin" nennt, von Dir gern zitiert wird und, kaum zu glauben, sogar ein paar Leutchen nach Bagdad an die Front geschickt hat, deren überaus gefährlicher Einsatz, auf den konkreten Ort komme ich gleich, offenbar sehr teuer ist - anders ist wohl kaum die Preiserhöhung um mehr als 13 Prozent (oder eben 40 Cent) in dieser Woche zu erklären, immerhin soll dadurch ja "die Qualität des SPIEGEL" zwar nicht gesteigert, aber immerhin erhalten werden.

Was also macht der normale ausländische Journalist - der des SPIEGEL natürlich ganz beispielhaft -, der nach Bagdad entsandt wurde, um knallhart recherchierte Berichte für die stets auf Niederlagen der bösen Amerikaner hoffende Heimatfront zu liefern, im Normalfall? In der Hausmitteilung vom 27. Juni ist nachzulesen: "Ausländische Journalisten verlassen in Bagdad nur noch in Ausnahmefällen ihre gutbewachten Hotels".

"Nur noch in Ausnahmefällen", es steht schließlich im SPIEGEL und muß daher stimmen, also werden Journalisten (Augen-)Zeugen dessen, was sie den Daheimgebliebenen berichten, sofern es überhaupt stattfindet und nicht nach dem Genuß einiger Drinks an der Bar der "gutbewachten Hotels" phantasievoll erfunden wird. Die SPIEGEL-Abordnung jedenfalls fuhr - zweifellos ein Ausnahmefall - doch einmal durch Bagdad.


Trümmerwüste Bagdad: Einheimische auf der Flucht


"In einem unscheinbaren Kleinwagen und in Gesellschaft einiger Sicherheitsleute fuhren sie an ausgebrannten Häusern und notdürftig zugeschaufelten Bombentrichtern vorbei" und, wie sollte es auch anders sein, "hatten Mühe", einen Beleg für "ein wenig Optimismus" zu finden, den der demokratisch legitimierte Staatspräsident Dschalal Talabani, ein Kurde, "zu verbreiten" sich vergeblich abmühte, denn was SPIEGEL-Enthüller schon im Normalfall an der Hotel-Bar nicht sehen wollen, können sie auch im Ausnahmefall nicht entdecken. Niemals.

Entsprechend muß dann also Bagdad zumindest im SPIEGEL in eine Trümmerwüste verwandelt werden, in der wahrscheinlich nur noch ein paar Hotels für die ängstlichen ausländischen Journalisten einigermaßen heil herumstehen, von irgendwie intakter anderer Infrastruktur jedenfalls wußten die SPIEGEL-Beobachter nichts zu berichten, die aber ohnehin nicht ganz da gewesen sein können, denn wie sie ausgerechnet "in Gesellschaft einiger Sicherheitsleute" ihren Tip beherzigen wollen, man müsse "vor allem darauf achten, möglichst unauffällig zu sein", ist ein Rätsel.

Kein Rätsel dagegen ist, was von der Berichterstattung des SPIEGEL zu halten ist - ungefähr gar nichts, denn es kann Hotel-Journalismus, wie er laut SPIEGEL-Fachurteil auch bei anderen Medien Standard ist, gar nicht zuverlässig sein. Wenn dann doch einmal der Ausnahmefall eintritt und mit Dschalal Talabani sich ein alter Haudegen zu einem Interview hergibt, dann müssen die Worte des Mannes, der den Irak besser kennt als jeder SPIEGEL-Journalist, per Hausmitteilung - "hatten Mühe" - angezweifelt werden, denn der Leser weiß ja bekanntlich sowieso "mehr", auch daß Bagdad eigentlich in Trümmern liegt.


"Ausgebrannte Häuser", "Bombentrichter", streikende Ampeln ...


Wo SPIEGEL-Reporter nach eigener Auskunft der gefährlichen Lage wegen freilich nur weitergeben können, was sie sich im bewachten Hotel ausdenken oder ihnen, die sowas mit Sicherheit gar nicht überprüfen wollen, zugetragen wird, scheint wiederum die Recherche vor Ort für Vertreter des britischen Observer weitaus weniger gefährlich zu sein, als die deutschen Berufskollegen es berichten, so daß er zur Quelle gerät für all die, die sich nicht aus dem Hotel oder ihren heimischen Schreibstuben wagen - es sei denn, sie schilderten die Lage korrekt.

Dann allerdings müßten die Observer-Enthüllungen reine Erfindung sein, denn wer Nachforschungen im Irak zu einer solchen, nicht ganz unproblematischen Thematik anstellt, müßte sich wohl nicht nur vor kriminellen Heckenschützen und Entführern, die hierzulande "Aufständische" genannt werden, fürchten, sondern zugleich noch vor den geheimen Todesschwadronen der irakischen Regierung, die ja doch überhaupt kein Interesse daran haben dürften, durch derlei Enthüllungen diskreditiert zu werden. Vielleicht stimmt tatsächlich keine Zeile des Observer, denn laut SPIEGEL gibt es in Bagdad nur "ausgebrannte Häuser" und "notdürftig zugeschaufelte Bombentrichter" und keine irgendwie berüchtigte 7. Etage eines Innenministeriums.

Dabei bezweifle ich doch gar nicht, daß im Irak in Einzelfällen die Dinge nicht so laufen, wie sie es sollten. Der beste Beweis dafür sind ja gerade die nicht alltäglichen Berichte über weniger akzeptable Erscheinungen etwa des Strafvollzugs. Da werden nämlich in der Tat auch mal neugierige Passanten als 'Terroristen' verhaftet, die sich näher für die Überreste eines von "Aufständischen" im Rahmen ihres "Widerstands" gesprengten Kiosks interessieren, und landen für ein, zwei Tage grundlos hinter Gittern, bevor ein Richter erscheint sie wieder entläßt. Wenigstens die Verpflegung aber soll, so ein Bekannter, dem es widerfuhr, stimmen: "Just few minutes I was there then it was launch time, the launch was rice, bean sauce and chicken, one of prisoners complained saying oh my god chicken chicken why they just don't change!"


Ausgebombter Zeitungsleser sucht eine neue Unterkunft ...


"Still it's hard people to believe me, each time I tell my story here since prisoners food at Saddam time was merely water, bread and sometimes rice. After the launch there was tea and orange, and this is as they told me all from the seven dollar for each prisoner a day allowanced by the U.S army - even though they were complaining of the food taste, I myself didn't eat anything so can't tell why [..] The ironic thing is that I was not arrested by the old regime, instead I was arrested by this government which I defended ... I know the real one to blame is me, at Saddam time if such accident occurred I would walk at the opposite side, expecting that all the people near it will be arrested, not just walking there stupidly."

Wenn nun der Observer und der Abschreiber des Hamburger Abendblatts meinen, es herrschten im befreiten Irak ähnliche Zustände wie in Zeiten der faschistischen Baath-Diktatur des Saddam Hussein, so liegen, trotzdem sie von einzelnen Fällen berichten, mächtig falsch. Wäre, was sie herausgefunden haben wollen bzw. abschreiben, Alltag, hätten die Verantwortlichen zweifellos auch die Macht, sie zum Schweigen zu bringen. Daß dies nicht geschieht, sondern sogar die irakische Regierung, unter UNO-Aufsicht demokratisch gewählt, Untersuchungen der Vorfälle und mögliche Sanktionen ankündigt, ist ein weiterer Beleg für den Fortschritt in dem befreiten Land.

Wer foltert, der hat eben nichts zu suchen in den Reihen der neuen Sicherheitskräfte, zumal einige Mitglieder der gewählten Regierung auch selbst ganz gut wissen, was Folter heißt. Doch auch in anderer Hinsicht ist der von den ausländischen Beobachtern angestellte Versuch, die gegenwärtige Situation im Irak gleichzusetzen mit dem, was unter Saddam Hussein Normalität war. Für letztere nämlich interessierten sich vor allem die vielen Friedenstauben herzlich wenig, für kein Opfer Saddam Husseins gingen sie zur Demo. Aber nun glauben sie felsenfest daran, daß im Irak eigentlich nichts sich geändert habe und sind - empört.


(Un-)Kultur-Imperialismus


Doch solche Empörung entlarvt sich selbst, sie ist sogar überaus lächerlich. Denn wer keine Träne zu vergießen bereit war für 'verschwundene' Gegner der Baath-Diktatur, die selbst ins Ausland geflüchtete Dissidenten noch ermordete, gerade dieses Regime durch Demonstrationen für Friede, Freude und Saddam Hussein zu verlängern suchte, kann doch jetzt nicht glaubwürdig darüber klagen, daß sich - angeblich - keine positive Veränderung der Lage der irakischen Bevölkerung eingestellt habe. Schlimmstenfalls sind doch nur die Folterknechte andere, warum also plötzlich die ganze Aufregung? Sind Saddam Husseins Opfer etwa wertloser als jene, die es nun geben soll und die, gibt es sie, nicht namenlos 'verschwinden'?

Und wenn die aktuelle Situation im Irak tatsächlich so schlecht sein sollte, wie sie Hotel-Journalisten sich ausdenken (müssen), sie deshalb Gegenstand von Protesten ist, welche eine Besserung einfordern, die es zwar ohnehin gibt, aber einfach standhaft ignoriert wird, bliebe eben rückblickend zu fragen, weshalb so zahlreich auf die Straße gegangen wurde mit dem Ziel, dem Baath-Regime die verdiente Niederlage zu ersparen und die irakische Bevölkerung ihm ungerührt weiterhin auszuliefern, denn darauf lief ja hinaus, was die Friedenstauben all over the world sich wünschten, die aber spätestens seit der Wahl im Januar ein echtes Legitimationsproblem haben, zeigte doch allein die Wahlbeteiligung, daß sie für die falsche Seite demonstrierten und protestieren.

Nachdem zu Wochenbeginn auch hierzulande ruchbar wurde, daß es mitten in Old Europe, nämlich in der französischen Hauptstadt Paris, seit 2002 eine "Alliance Base" gibt, eine Plattform zur Zusammenarbeit mehrerer Geheimdienste, unter denen auch deutsche zu finden sein sollen, die auf diese Weise im Ausland Dinge erledigen, die ihnen in Deutschland untersagt sind - berichtet wird von Datenaustausch, aber auch Folter -, die öffentliche Aufregung darüber aber beredt unterblieb, darf sowieso ernsthaft daran gezweifelt werden, daß es jenen, die über angebliche Opfer im Irak jammern, tatsächlich um diese geht. Es bahnt sich ein formidabler Skandal mehr oder weniger direkt vor ihrer Haustür an, doch sie bleiben daheim. Brave Staatsbürger.

MfG
tw_24
 
26. October 2005, 08:55   #9
Ben-99
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... neues Update: Durch den nicht von der Uno sanktionierten und daher illegalen verbrecherischen Angriffskrieg der USA sind nach neuestem Stand bis jetzt 30.000 irakische Zivilisten und 2.000 amerikanische Soldaten getötet worden.

Diese Zahlen werden auch von offizieller Seite in den USA für realistisch gehalten, wobei die meisten Menschen erst nach dem eigentlichen Krieg ums Leben gekommen sind. "Allein in den vergangenen sechs Monaten wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mindestens 3870 Iraker getötet", heißt es in einem heute erschienenen SPIEGEL-Bericht:

http://www.spiegel.de/politik/auslan...381678,00.html

Da wundert es nicht, daß nach letzten Umfragen über eine Million Iraker Verständnis für die Anschläge gegen die Besatzungstruppen zeigen und erst vor wenigen Wochen ein früherer Uno-Inspekteur, der damals vergeblich nach den von der US-Regierung frei erfundenen "Massenvernichtungswaffen" suchte, den Überfall auf den Irak als Verbrechen bezeichnete und in dem Zusammenhang an das Nürnberger Tribunal nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerte. Außerdem mußte letzte Woche der Chefredakteur der früher einmal angesehenen "New York Times" eingestehen, daß sich jahrelang hochrangige Redakteure dazu hergegeben hatten, die Propaganda-Lügen des Weißen Hauses, mit denen der Angriffskrieg vor der Welt gerechtfertigt werden sollte, den Lesern als "Wahrheit" zu verkaufen.

Daß sich George Bush jemals als Kriegsverbrecher vor einem internationalen Gericht verantworten muß, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Statt dessen hat der Schauprozeß gegen Saddam Hussein begonnen, der nach Meinung vieler Beobachter eine Farce darstellt, weil er nicht den internationalen Richtlinien entspricht.

Als besonders makaber ist dabei der Umstand zu bewerten, daß der frühere Diktator mit Rücksicht auf die USA zunächst nur wegen vergleichsweise geringer Verbrechen angeklagt ist. Denn die schlimmsten Greueltaten, darunter die Tötung von mehreren Tausend irakischen Bürgern durch Giftgas, geschahen ausgerechnet zu der Zeit, als das Saddam-Regime von den amerikanischen Freunden im damaligen Krieg gegen den Iran auch finanziell unterstützt wurde.

Gruß Ben
 
26. October 2005, 10:08   #10
tw_24
 
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Ist denn sicher, daß die Welt ohne den Irak-Krieg heute oder mittelfristig sicherer wäre? Saddam Hussein, das ist eine Tatsache, hat auch international agierende Terroristen finanziell und logistisch unterstützt, teilweise ihnen sogar ein sicheres Rückzugsgebiet geboten, explizit zu Al Kaida sich bekennende Banditen waren allerdings, so scheint's, nicht darunter.

Letztere, auch das dürfte unumstritten sein, haben ein Problem mit der gesamten westlichen Welt, teilweise auch mit der islamistischen, wofür der Irak-Krieg aber nicht ursächlich ist. Mit oder ohne diesen Krieg - die Heiligen Krieger würden jede sich ihnen bietende Gelegenheit nutzen, als "Märtyrer" in die Geschichte ihres Heiligen Krieges einzugehen.

Und dabei sind es gerade sie, diese Scheinheiligen, die weitaus mehr Zivilisten im Irak umlegen als die Alliierten mit UN-Mandat. Die irakische Bevölkerung hat dabei doch gerade durch die mehrheitliche Annahme der neuen Verfassung, die durchaus keine ideale ist, auch gezeigt, daß sie gewillt ist, die Chancen zu nutzen, die die Befreiung vom Bath-Faschismus bietet.

Die Abstimmung selbst ist doch schon der beste Beweis dafür, daß die irakische Bevölkerung die demokratische Austragung von Interessenkonflikten mehr mag als deren "Lösung" durch die Mittel einer Diktatur oder jene, die Heilige Krieger bevorzugen. Daß dieser so offenkundig geäußerte Wille einer Bevölkerung in den Diktaturen in Iraks Nachbarschaft nicht gern gesehen wird, liegt auf der Hand.

Entsprechend setzen die dort ja letztlich um ihren Machterhalt sich sorgenden klerikal-faschistischen Regimes auf Gewalt, die sich einerseits nach innen richtet, um die jeweils eigene Bevölkerung nicht auf den Gedanken kommen zu lassen, der irakischen nachzueifern, und nach außen, speziell gegen den Irak, um dort den tatsächlichen Fortschritt zu behindern.

So unterstützt der Iran, dessen Regierung auf der Buchmesse in Frankfurt durch englischsprachige Ausgaben der Protokolle der Weisen von Zion ihren Antisemitismus auf "intellektuellem" Gebiet zeigte, eben finanziell recht massiv islamistische Feinde jeglicher Zivilisation im Irak und droht unterdessen weiterhin mit der Vernichtung Israels.

"If Israel dares attack our installations at Bushehr, our losses will be very low because only one structure will be destroyed, while we have the means of attacking Israel’s nuclear facilities and arsenals so that no trace of Israel will remain." kraftprotzte der iranische Präsident Khatami und verriet damit, was er unter "friedlicher Nutzung" von Kernenergie versteht.

Nicht unwahrscheinlich ist denn auch, daß ein so durchgeknallter Allah-Jünger islamistische Mörder mit Mini-Nukes ausrüstet, um den Irak so nachdrücklich zu destabilisieren, daß der in einem religiös oder rassistisch begründeten Bürgerkrieg versinkt, damit eine ja von der irakischen Bevölkerung mehrheitlich gewünschte Demokratisierung nicht als Beispiel für die mögliche Überwindung quasifeudaler Unterdrückungsverhältnisse dienen kann.

Die Gefahr für den Frieden geht hier aber eben nicht von den Alliierten aus, sondern doch in der Tat von Diktaturen, die sich - leider - noch immer allerbester Beziehungen zu Old Europe erfreuen - Vertreter des deutschen Auswärtigen Amtes auf der Frankfurter Buchmesse beispielsweise störten sich nicht an der antisemitischen Literatur auf dem iranischen Stand in ihrer direkten Nähe, es waren nur wenige Schritte in Halle 5.

Es gehört zum Wesen islamistischer Banditen auch in Staatsämtern, daß sie sich in einem ständigen Kampf gegen vermeintliche "Kreuzzügler" sehen, ihnen und ihrer Propaganda ist völlig gleichgültig, ob sie tatsächlich bedroht oder angegriffen werden oder nicht; sie befinden sich so oder so im Kampf, deshalb sind sie eine Gefahr für den Frieden, nicht eine letztlich doch sehr rational handelnde US-Administration.

Daß die irakische Bevölkerung ihnen eine Absage erteilt hat, aber auch sicherlich denjenigen, die eine verfassungsmäßige Trennung von Staat und Religion sich wünschten, das ist in jeder Hinsicht ein Erfolg für diese - und eben eine Niederlage für mordende Banditen, die sich internationaler Unterstützung erfreuen, deren Opfer aber wohl auch vom SPIEGEL, diesem "linken" Qualitätsblatt, den Alliierten angelastet werden.

Man hat beim SPIEGEL eben vollstes Verständnis für der Barbaren Not angesichts der "amerikanischen Bedrohung", die freilich offenbar auch ausgeht von jenen Irakern, die sich nicht mit Waffengewalt dagegen wehren, selbst über das Schicksal ihres Landes zu bestimmen. Der deutsche SPIEGEL wird es ihnen nie verzeihen.

Zitat:
Zitat von Ben-99
Da wundert es nicht, daß nach letzten Umfragen über eine Million Iraker Verständnis für die Anschläge gegen die Besatzungstruppen zeigen [..]
... was keine 5 Prozent der irakischen Bevölkerung wären. Sehr repräsentativ, oder?

MfG
tw_24
 
26. October 2005, 10:41   #11
Ben-99
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... sorry für meine Untertreibung. In Wirklichkeit hat sogar fast die Hälfte der Iraker Verständnis für die Anschläge. Hier die korrekten Zahlen.

Gruß Ben

Zitat:
45 Prozent der Iraker für Anschläge auf Ausländer

BAGDAD - Millionen von Irakern halten nach einer geheimen Umfrage Selbstmordanschläge auf die in ihrem Land stationierten ausländischen Truppen für gerechtfertigt. Das berichtet die britische Sonntagszeitung "Sunday Telegraph" unter Berufung auf eine Umfrage, die Forscher einer irakischen Universität im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums im August durchgeführt hatten. Demnach befürworten im Landesdurchschnitt 45 Prozent der Iraker Angriffe auf die ausländischen Soldaten. Nur weniger als ein Prozent glaubt, der Einsatz der Alliierten bringe Sicherheit.

Am Wochenende fielen aber auch wieder mehr als ein Dutzend Iraker, darunter vier Kinder, dem Bombenterror zum Opfer. Nach Anschlägen auf wichtige Erdölanlagen im Norden des Irak ist außerdem der wichtige Öl-Export über die Türkei unterbrochen.

Der schwerste Anschlag wurde gestern in Tikrit verübt. Der Wagen eines Polizisten fing nach einer Bombenexplosion Feuer. Der Polizist verbrannte ebenso wie seine vier Kinder. Bei einer zweiten Explosion in der zentralirakischen Stadt wurde ein weiteres Auto schwer beschädigt. Dabei wurden drei Kinder schwer verletzt.

Ein Angriff auf Mitarbeiter einer US-Ölfirma liegt zwar schon vier Wochen zurück, wurde aber erst am Wochenende bekannt. Die britische Zeitung "The Telegraph" berichtete, eine wütende Menschenmenge habe in Duluija nördlich von Bagdad am 20. September das Feuer auf den Konvoi eröffnet. Zwei Personen seien sofort tot gewesen, zwei Schwerverletzte seien aus ihrem beschädigten Wagen gezerrt worden.

Nachdem man sie gezwungen habe, sich auf den Boden zu knien, sei einer mit zahlreichen Schüssen in den Hinterkopf ermordet worden. "Den anderen überschütteten sie mit Benzin und zündeten ihn an", heißt es in dem Bericht. Barfüßige Kinder hätten vor Freude gejubelt und Stroh auf den brennenden Mann geworfen. "Die Meute zog die Leichen dann durch die Straßen und rief anti-amerikanische Parolen."

ap, dpa
erschienen am 24. Oktober 2005

http://www.abendblatt.de/daten/2005/10/24/495440.html
 
26. October 2005, 11:08   #12
tw_24
 
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Auf vermeintliche Repräsentativität von Befragungen im Irak würde ich mich nicht verlassen wollen.

Befragte ich ganz repräsentativ vielleicht hinsichtlich ihres Einkommens, sagen wir mal, 50.000 Leute im Nord-Irak, käme ich dabei mit Sicherheit auf ein - mir willkommeneres - Ergebnis, das ich aber trotzdem nicht auf den gesamten Irak hochrechnen könnte - nicht mit gutem Gewissen jedenfalls.

Befragte ich vielleicht sogar alle Leute im Sunnitischen Dreieck, wo eben mehrheitlich Anhänger bzw. Günstlinge des Bath-Regimes leben, wäre das Ergebnis auch nicht repräsentativ für das gesamte Land.

Durchaus repräsentativ allerdings ist, weil die Beteiligung über 60 Prozent lag, sehr wohl das Ergebnis der Abstimmung über die Verfassung. Und nach dieser Abstimmung können mehr als zwei Drittel der Iraker sich eben mit ihr anfreunden, sie bietet in der Tat ja auch für jeden etwas.

Nehme ich nun diese Zustimmung zur Verfassung von 78 Prozent - der SPIEGEL erwähnt solche Zahlen lustigerweise nicht, dafür aber andere, und nennt es trotzdem Analyse -, sind damit die angeblich 45 Prozent, die Anschläge auf UN-Truppen, denn das sind sie ja, befürworten, zumindest sehr unwahrscheinlich, wobei auch hier der Unterschied zwischen Befürwortung und Nachvollziehbarkeit zählt.

Ich kann durchaus nachvollziehen, weshalb irgendwelche Gotteskrieger meinen, sich gegen "Besatzer" wehren zu müssen, befürworten mag ich es dagegen nicht ...

MfG
tw_24
 
26. October 2005, 11:48   #13
Ben-99
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... glaubst Du denn wirklich im Ernst, man könnte aus einem Land wie dem Irak eine "Demokratie" machen? Und das auch noch mit Gewalt, indem man Bomben auf Zivilisten wirft?

Das glauben nicht mal mehr die Amerikaner selbst, von denen sich inzwischen schon Zweidrittel gegen die Politik ihres Präsidenten ausgesprochen haben. Und wie Du weißt, sind es nicht nur "Linke", sondern dieser hirnlose Amokläufer hat es sich mittlerweile auch mit den konservativen Republikanern verscherzt.

Er wird als Lügen-Präsident und Kriegsverbrecher in die Geschichte eingehen. Und er trägt die Verantwortung für den blutigen Bürgerkrieg im Irak, der nach Ansicht der meisten politischen Beobachter kaum noch zu verhindern ist und das Land erst recht in den Abgrund stürzen wird.

Ich muß nicht erst betonen, daß auch ich kein Anhänger der Islam-Fundamentalisten bin. Aber in diesen Regionen war es immer schon "normal", in manchen Bereichen noch wie im Mittelalter zu leben. Und genauso wie sich damals Israel durch Terrorismus in die Unabhängigkeit gebombt hat, wehren sich auch die Iraker gegen die fremden Eindringlinge, die dort überhaupt nichts verloren haben.

Der Unterschied zu früher ist nur, daß uns die Terroristen in Europa in Ruhe gelassen haben. Dank Bush dürfen wir jetzt aber auch in ständiger Angst vor Bombenanschlägen leben. Ich bleibe dabei: Er ist ein Verbrecher, und durch ihn ist die Welt noch unsicherer geworden.

Gruß Ben
 
26. October 2005, 13:28   #14
tw_24
 
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Selbstverständlich glaube ich daran, daß aus dem Irak ein demokratischer Staat werden kann, die schon jetzt herrschenden demokratischeren Verhältnisse werden doch von einer Bevölkerungsmehrheit auch begrüßt und so offenkundig angenommen und mitgetragen, daß deren Gegner nicht mehr auf die "Besatzer" losgehen, sondern eben auf diese Einheimischen - sogar auf Verteidiger Saddam Husseins.

Mit gewalttätigem Zwang die gesellschaftliche Entwicklung beeinflussen, nein, aufhalten wollen doch tatsächlich nur genau diese Banditen, die oftmals übrigens selbst keine Iraker sind, sondern aus dem Ausland kommen (oder finanziert werden) und schon daher gar nicht für sich in Anspruch nehmen können, irgendwie "gegen die fremden Eindringlinge" sich zu wehren.

Sie sind selbst nämlich fremde Eindringlinge, gegen die sich die irakische Bevölkerung ihrerseits wehrt, indem sie die demokratischen Möglichkeiten nutzt, die ihnen geboten werden, trotzdem genau dies ja nicht ganz frei von Risiken für Leib und Leben ist - und das ist zugleich der beste Beweis für das, was die Bevölkerung sich im und für den Irak wünscht.

Banditen, die neben willkürlicher Gewalt überhaupt keine Perspektive bieten können und/oder wollen, 'sprechen' eben nicht stellvertretend für die irakische Bevölkerung, sie und ihre Anhänger behaupten es höchstens, beweisen können sie es nicht. Die irakische Regierung dagegen ist frei gewählt, die Verfassung in einer freien Abstimmung legitimiert worden - deutlicher kann eine Meinungsäußerung für Demokratie und gegen islam- und bath-faschistischen Terror doch kaum ausfallen.

MfG
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6. December 2005, 20:27   #15
Ben-99
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... ich staune in letzter Zeit immer mehr über das auch sonst in jeder Hinsicht gut gemachte "Hamburger Abendblatt". Denn für eine Regionalzeitung, dazu auch noch aus dem Springer-Verlag, ist es eher unüblich, derart kritisch über die US-Regierung zu schreiben. Schließlich hatte Springer-Boß Döpfner erst letztes Jahr noch einmal betont, daß die Redakteure mit Entlassung rechnen müßten, wenn sie sich nicht an die im Arbeitsvertrag enthaltene Klausel halten, den "amerikanischen und israelischen Freunden" stets wohlwollend zu begegnen.

Zumindest die Springer-Knechte bei BILD machen das auch weiterhin brav. Aber beim "Abendblatt" weiß man anscheinend, daß man es mit einer anderen Leserschicht zu tun hat und will die Abonnenten nicht durch platte Propaganda-Parolen vor den Kopf stoßen. Viel mehr erwarten sie Aufklärung von der Redaktion – zum Beispiel über die Diskrepanz zwischen der blutigen Realität im heutigen Irak und den Märchen, die uns Rumsfeld & Co. über den angeblichen "Sieg" und das angeblich heute so "friedliche" Land erzählen wollen.

Also hat das "Abendblatt" heute einen weiteren Artikel veröffentlicht, der beschreibt, mit welchen plumpen – vor allem sprachlichen - Mitteln die US-Regierung versucht, das Volk zu verdummen. Sehr lesenswert, wie ich meine.

Gruß Ben

Zitat:
Die Wortwahl macht's: Wie die USA den Irak friedlich- und sicherreden

Anti-Terror-Krieg: Die Gewalt wird nicht weniger - jetzt sollen Worte vorspiegeln, was die Soldaten nicht erzwingen konnten

Von Cornel Faltin

Washington - Was Hunderttausende von US-Soldaten seit der Invasion des Irak vor 32 Monaten nicht geschafft haben, will jetzt der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Sekundenschnelle erledigt haben - dank einer, wie er sagte, "Offenbarung". Den "Krieg gegen den Terrorismus" gebe es nicht mehr, und auch alle "Aufständischen" im Irak, die täglich jede Menge Leute - und oft auch sich selber - in die Luft gesprengt haben, sind laut Rumsfeld nun "eine Sache der Vergangenheit".

Damit sollten eigentlich die mehr als 160 000 GIs und die Minikontingente einiger anderer Länder, die seit knapp drei Jahren im Irak ihr Leben riskieren, packen und in Ruhe nach Hause gehen können. Einziges Problem: "Rummy" hat nicht "mission accomplished (Auftrag ausgeführt) gesagt, so wie es - etwas verfrüht im Mai 2003 - sein Boß, US-Präsident George W. Bush, getan hat. Denn im Irak wird wie eh und je erbittert gekämpft. Die Zahl der Selbstmordattentäter und Aufständischen hat sich laut Geheimdienstberichten nicht verringert. Was sich jedoch dramatisch ändert, ist die Semantik des Irak-Kriegs, also die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen.

Rumsfeld meint, daß man den Aufständischen im Irak "zuviel Ehre antue, wenn man sie so nenne, und erklärte, daß sie in Zukunft "ELIGs" heißen sollen. Das steht für "Enemies of the legitimate Iraqi government" (Feinde der legitimen irakischen Regierung). Der "Krieg gegen den Terrorismus" soll, wenn es nach dem US-Verteidigungsminister geht, von nun an "GSAVE" heißen. Das ist die Abkürzung für "Global struggle against violent extremism" (globaler Kampf gegen gewalttätigen Extremismus).

Zum Glück ist es nicht immer so schwer verständlich, wenn die US-Regierung, allen voran George W. Bush, dem Volk zu erklären versucht, daß der Krieg im Irak eine unglaubliche "Erfolgsgeschichte" ist, die eigentlich nur von "linksradikalen Journalisten und oppositionellen Politikern" schlechtgeredet werden soll. Wenn der US-Präsident, so wie Mitte dieser Woche, über den Zustand im Irak berichtet, wiederholen sich Worte und Wortverbindungen wie "größtenteils friedlich", "frei und sicher", "solide Fortschritte", "positiv" und "verdammt gute Arbeit" einem Mantra gleich.

Bush, Rumsfeld und natürlich auch Vizepräsident Dick Cheney sind stets voll des Lobes über die "wachsende Erfahrung und Einsatzfähigkeit der irakischen Truppen". Daß 62 Prozent der US-Bürger die amerikanische Irak-Politik für falsch halten und gerne einen Abzug der US-Truppen sehen würden, kann Bush nicht verstehen und läßt da auch nicht mit sich handeln. So verriet der Texaner jetzt, daß man keine Zeit damit verschwenden werde, an eine Exit-Strategie zu denken, da er sein Augenmerk "einzig und allein auf die Siegesstrategie" richte. Und Leute wie den ehrenwerten Kongreßabgeordneten und Vietnam-Veteran John Murtha, der unlängst einen sofortigen Abzug aller US-Truppen forderte, läßt die Regierung wissen: "Abhauen ist keine Exit-Strategie", und "nur Feiglinge laufen weg".

Auch auf die Frage, warum täglich US-Soldaten sterben, wenn alles so "friedlich" ist und sich so "positiv" entwickelt, haben Bush und Cheney, die sich beide erfolgreich um einen Einsatz im Vietnamkrieg gedrückt haben, eine Antwort. "Das ist ein kleiner Preis für die Freiheit, die wir dafür in unserem Land genießen dürfen." Nicht alle Angehörigen der bisher 2133 gefallenen GIs (hinzu kommen über 27 000 getötete irakische Zivilisten) schließen sich dieser Meinung an.

Obwohl die USA immer die "fortschreitende Demokratie" im Irak loben, gibt es mit der Pressefreiheit dort noch einige Probleme. Wie Reporter der "Los Angeles Times" jetzt herausfanden, zahlt das US-Militär der "freien" irakischen Presse Millionen Dollar, um Nachrichten ins Blatt zu heben, die berichten, wie "positiv" und "größtenteils friedlich" alles in ihrem Land verläuft.

In den USA und vermutlich auch im Irak rätseln viele Leute darüber, ob Bush, der laut eigener Aussage nur Sport und Filme im Fernsehen anschaut, von seinen Ministern und Beratern bewußt über die Lage im Irak im unklaren gelassen wird. Denn nur eine einzige CNN-Nachrichtensendung müßte dem amerikanischen Präsidenten eigentlich schon die Augen öffnen.

Vielleicht sollte er sich auch ein Beispiel an seinem Vorgänger John F. Kennedy nehmen. Dieser schickte Anfang der 60er Jahre, weil es noch kein CNN gab und er seinen engsten Beratern nicht vertraute, zwei Vertreter nach Vietnam, um ihm zu berichten, was sich dort im Krieg so tut.

Als sie zurückkamen und erzählten, fragte "Jack" Kennedy geschockt: "Waren Sie denn auch im richtigen Land?"

http://www.abendblatt.de/daten/2005/12/06/510544.html
 
6. December 2005, 21:48   #16
tw_24
 
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Zitat:
Was sich jedoch dramatisch ändert, ist die Semantik des Irak-Kriegs, also die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen.
Zu diesem Schluß kann freilich nur gelangen, wer bisher in Terroristen und sonstigen kleinkriminellen Banditen irgendwie legitime "Widerstandskämpfer" sah, die stets sich nicht weniger legitime Ziele - im Militärsprech: soft targets - aussuchen.

Insofern verrät die Feststellung, daß die US-Administration sich um eine der tatsächlichen Situation angemessene Bezeichnung Krimineller sorgt, mehr über das Weltbild des Autors jener Zeilen als diesem möglicherweise lieb sein kann.

Wer zwar ein "Märtyrer" sein will, nicht aber den Mut hat, auf "Besatzer" loszugehen, sondern sich wehrlose Zivilisten - erst heute waren es mal wieder ein paar Kinder - als Ziel auswählt, hat tatsächlich nicht verdient, als "Aufständischer" begrifflich geehrt zu werden.

Selbstverständlich sterben auch US-Soldaten im Irak, nur sind sie in der Tat so etwas wie "Kollateralschäden" des "Widerstands" der "Aufständischen", auf einen getöteten GI kommen mindestens zwei, drei Dutzend ermordete Iraker.

Dieses Verhältnis macht deutlich, gegen wen der "Widerstand" sich richtet - nämlich gegen die irakische Bevölkerung, die vielleicht zwar nicht überzeugt hinter den Befreiern steht, die mit Sicherheit aber noch viel mehr von den "Aufständischen" trennt als von den "Besatzern".

Zitat:
Zitat von Ben-99
Also hat das "Abendblatt" heute einen weiteren Artikel veröffentlicht, der beschreibt, mit welchen plumpen - vor allem sprachlichen - Mitteln die US-Regierung versucht, das Volk zu verdummen.
Begriffliche Klarheit hat mit Verdummung eher weniger zu tun, Kinder- und Frauenmörder sind eben keine "Widerstandskämpfer", sondern ziemlich feige Banditen, die auch noch zu dumm sind zu begreifen, daß sie sich demnächst eine Regierung ganz nach Wunsch wählen können.

Doch solche "Märtyrer" halten ja von irdischem Fortschritt herzlich wenig, selbst wenn er ein emanzipatorischer Rückschritt sein sollte - dabei könnte eine gottesfürchtige Regierung ihnen doch ermöglichen, ihre Machtgelüste ungestraft an ihren Frauen und Kindern auszulassen - risikofrei.

Wie unterdessen das deutsche "Volk" verdummt wird, konnte gestern in der Tagesschau betrachtet werden. Berichtet wurde - Anlaß war der ziemlich friedliche Prozeß gegen Saddam Hussein - über eine Demonstration von Anhängern des Diktators in dessen Geburtsstadt.

Verschwiegen wurde, daß in Bagdad und anderen Städten ein paar Tausend Iraker auf den Straßen waren, um lautstark kundzutun, welche Strafe sie sich für den bemaßanzugten Hauptangeklagten wünschen - Bilder, die der Deutschen Liebe zu schnauzbärtigen Diktatoren wohl erschüttern könnten und die ihm deshalb erspart werden.

MfG
tw_24
 
7. December 2005, 00:18   #17
Ben-99
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Zitat:
Zitat von tw_24

Anlaß war der ziemlich friedliche Prozeß gegen Saddam Hussein
... wie überhaupt alles unheimlich "friedlich" in dem Land ist, in dem dank der heldenhaften amerikanischen "Befreier" längst wieder Milch und Honig fließen.

Der von den USA finanzierte Showprozeß, der nichts anderes als die übliche Sieger-Justiz darstellt, die wir (West-)Deutschen ja auch angewandt hatten, als wir den letzten DDR-Chef Egon Krenz in den Knast schickten, ist derart "friedlich", daß bereits 2 Verteidiger Saddams ermordet worden sind und das Gebäude um ein Haar in die Luft gesprengt worden wäre.

Und es sollte eigentlich nachdenklich machen, daß sich ausgerechnet ein früherer Minister der US-Regierung als Verteidiger Saddams zur Verfügung gestellt hat, der dem Richter vorwirft, alles andere als "neutral" zu sein.

Und überhaupt: Solange sich die USA nach wie vor weigern, den internationalen Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen in Den Haag als höhere Instanz auch für ihre eigenen Kriegsverbrechen anzuerkennen, sind alle von Amerika unterstützten Gerichtsverfahren gegen andere frühere Staatschefs nicht mehr als ein Witz.

Wo kommen wir denn da hin, wenn ein Folter-Staat über einen anderen richten will? Gerade jetzt, nachdem bekanntgeworden ist, daß die CIA mehrere Hundert Menschen kidnappen ließ, um sie in andere Staaten zu verschleppen, sollten sich die Amis lieber um ihre eigenen Probleme kümmern.

Und selbstverständlich gehören Rumsfeld und andere US-Politiker als angeklagte Kriegsverbrecher nach den Haag. Da sie dort bekanntlich aber nicht sind, sollte man konsequenterweise noch morgen Milosevic und alle anderen dort Inhaftierten entlassen und aus dem Gebäude lieber ein weiteres Urlaubshotel im nahegelegenen Strandbad Scheveningen machen.

Gruß Ben

Zitat:
Eine konsequente Fortführung der Bemühungen, internationale Probleme durch internationales Recht statt durch das Recht der Stärkeren (Staates) zu lösen, stellen die UNO, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg und der Internationale Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen in Den Haag dar. Wie der Jordanische König anlässlich von dessen Einweihung erklärte, ist es wesentlich, dass darin nicht nur Vertreter der westlichen Industrienationen einsitzen, sondern auch Vertreter des Südens und Ostens.

Zu hoffen bleibt, dass auch die USA noch einsehen, dass eine bessere und friedlichere Welt nicht eigenmächtige Weltpolizisten braucht, sondern solche, die sich selbst an internationales Recht halten.

http://europa.geschichte-schweiz.ch/...-den-haag.html
 
7. December 2005, 19:12   #18
Ben-99
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... vor wenigen Wochen wurde Harold Pinter der Literatur-Nobelpreis verliehen. Nun meldet er sich zu Wort und redet Klartext: Der Bush-Regierung wirft er "systematische Verbrechen mit Hunderttausenden Toten" vor und beschuldigt die USA der "brutalen Unterjochung zahlreicher Staaten". Den Überfall auf den Irak bezeichnet er als "Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus" und fordert einen Kriegsverbrecher-Prozeß gegen Bush und Blair vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Gruß Ben

Zitat:
Nobelpreisträger Pinter attackiert die USA

Stockholm - Der diesjährige Literatur-Nobelpreisträger Harold Pinter (75) hat den USA am Mittwoch systematische Verbrechen mit hunderttausenden Toten und der brutalen Unterjochung zahlreicher Staaten vorgeworfen. Der krebskranke britische Dramatiker sagte drei Tage vor der Verleihung der Nobelpreise in Stockholm in einer auf Video abgespielten Rede über die Politik Washingtons nach dem Zweiten Weltkrieg: «Die Verbrechen der USA waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig.»

Die Invasion im Irak stufte Pinter als «Banditenakt» sowie einen «Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus» ein, bei dem der Tod von mindestens 100 000 Irakern für US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair eine «bedeutungslose Lappalie» sei.

Der Autor hatte seine Rede am Wochenende unmittelbar vor seiner Einlieferung in ein Londoner Krankenhaus in einem TV-Studio eingespielt. Schon vorher hatten Ärzte ihm für Samstag die Teilnahme an der Verleihungszeremonie mit dem schwedischen König Carl XVI. verboten.

Pinter sagte in seiner einstündigen Rede, die USA hätten zahlreiche Länder durch eine Strategie der «asymmetrischen Kriegführung» («Low Intensity Conflict») unterjocht. Auch dabei seien tausende von Menschen gestorben, aber nicht auf einen Schlag wie mit einer Bombe. «Es bedeutet, dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine bösartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut wie der Faulbrand erblüht», meinte Pinter.

Der Nobelpreisträger verlangte wegen der Invasion im Irak einen Kriegsverbrecher-Prozess gegen US-Präsident George W. Bush und den britischen Premierminister Tony Blair vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Dem mit Theaterstücken wie «Der Hausmeister» (1960) berühmt gewordenen Dramatiker war der mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierte Nobelpreis im Oktober zuerkannt worden. Die Schwedische Akademie begründete ihre Entscheidung damit, dass Pinter «in seinen Dramen den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freigelegt hat und in den geschlossenen Raum der Unterdrückung eingebrochen ist».

http://www.mopo.de/2005/20051207/deu...t_die_usa.html
 
7. December 2005, 20:35   #19
tw_24
 
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Den Literatur-Nobelpreis hat auch der Krebsgänger Günter Grass bekommen, der zuletzt als Wahlkämpfer dem großen Menschenfreund Gerhard Schröder beistand, dessen seltsame Vorliebe für diktatorische Regimes wie jenes in China oder das seines Freundes Wladimir Putin er wohl auch teilt. Insofern besagt also ein Literatur-Nobelpreis erstmal nicht viel.

Ziemlich abenteuerlich ist dann aber in der Tat der Bodycount des Harold Pinter, für den darüber hinaus die Vereinigten Staaten wohl im Frühjahr 1945 das zumindest offiziös dahingeschiedene Deutsche Reich beerbten, wenn er überzeugt meint: "Die Verbrechen der USA waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig."

Weshalb er - oder ist es ein Morgenpost-Autor? - freilich das Ende des Zweiten Weltkrieges zu einem Wendepunkt erklärt, erschließt sich nicht ganz - waren bis dahin die USA etwa die Guten? Wenn ja, müssen sie sich irgendwie im Kampf gegen den deutschen Nationalsozialismus und den japanischen infiziert haben, worauf sie böse wurden.

Dann allerdings wären die USA entschuldigt, denn gerade auch die Deutschen meinen ja heute schon wieder - und zwar ausgerechnet unter Berufung auf ihre Lernerfolge nach dem WK II -, daß an ihrem Wesen die Welt genesen solle - sie nennen es dann "Übernahme von Verantwortung", wenn mal ein Staat meint, sich von Post-Nazis nicht belehren lassen zu müssen und sie deshalb Soldaten schicken.

Wie auch immer, Pinter hat im Irak Leichen gezählt, mindestens 100.000, eigentlich aber viel mehr. Wie er auf diese Zahl kommt, weiß ich nicht, selbst der Papa war vor nichtmal sechs Monaten erst bei "bis zu 25.000" Toten angekommen. Bis jetzt müßten da, um wenigstens die 100.000 zu erreichen, ungefähr 12.000 pro Monat hinzugekommen sein, je Tag also rund 400.

Die Amis müssen wahre Killer sein, die das schaffen, und echte Zauberkünstler, wenn es ihnen gelingt, solche Opferzahlen geheimzuhalten, denn wenn ich mich recht entsinne, melden selbst deutsche Medien höchstenfalls mal zwei oder drei Dutzend Tote pro Tag, die allerdings auf das Konto von "Widerstandskämpfern" gehen.

Wo also sind die Leichenberge, die Harold Pinter gesehen hat? Mir scheint, sie türmen sich nur in der Phantasie des Nobelpreisträgers auf und haben mit der Realität ungefähr nichts gemein. Er hat ja seinen Preis auch für eine bestimmt ganz prächtig ausgeprägte Vorstellungskraft bekommen, nur paßt die Praxis mal wieder nicht zur miesen Theorie.

Nicht uninteressant allerdings ist durchaus der Vorschlag, die gegenwärtige US-Administration vor ein UN-Tribunal zu schleifen, denn zu den Mitgliedern der UN zählen bekanntlich nur die ausgesuchtesten Demokratien, so daß die Angeklagten ein in jedem Fall faires Verfahren wegen ausgedachter Opferzahlen erwartete.

Vielleicht sollte die Rolle freilich nicht nur der Vereinigten Staaten im Hinblick auf ihre in der Vergangenheit in der Tat zweifelhafte Politik gegenüber dem Bath-Regime untersucht werden, aber das bestimmt nicht von einem Gericht in Den Haag, das ja eingesetzt wurde von einer Organisation, die sich hat kaufen lassen vom Massenmörder Saddam Hussein.

Und denkt man einfach mal daran, daß das Giftgas, mit dem Saddam Hussein in Halabja um die 20.000 Kurden vergasen ließ, aus Deutschland und den Niederlanden geliefert wurde, die ihrerseits gegen die Lieferanten praktisch nichts unternahmen, dafür aber anscheinend auch nichts befürchten müssen, ist es sowieso Unfug, immer nur moralisierend die bösen USA anzuklagen.

Selbstverständlich haben sie, was den Irak angeht, keine reine Weste und setzten sie im Kampf gegen den iranischen Islam-Faschismus auf Saddam Hussein; doch gerade deshalb haben sie die Verpflichtung, ihre Fehler wiedergutzumachen, etwa indem sie versuchen, der irakischen Bevölkerung den Wunsch nach einer Demokratie zu erfüllen.

Old Europe dagegen hat seine Fehler bis heute nicht eingesehen. Besonders Deutschland, das sonst immer wegen Auschwitz Kriege führen will, hat zum Bath-Regime in Syrien - die Staatsspitze ist in den Mord eines libanesischen Regierungschefs verwickelt - sogar so gute Beziehungen, daß dort eine Abhörstation des BND in Betrieb ist.

Und auch zum Iran, der mit der Ausradierung Israels nicht nur droht, sondern für sie mit nicht zuletzt russischer Hilfe aufrüstet, pflegt die "Friedensmacht" Europa noch immer allerbeste Beziehungen auf wirtschaftlicher wie diplomatischer Ebene, statt diese so zu beenden, wie es die USA taten. Wer aber mit mit den Mullahs einen "kritisch" genannten Dialog pflegt, legitimiert sie, wertet sie auf - noch immer.

Wenn also jemand an den Pranger gestellt wird, dann, und das sollte auch einem Harold Pinter einfallen, eben nicht nur die USA und ihre Alliierten. Wer das fordert und nicht vorher beinahe jede Regierung, die es derzeit auf dem Planeten gibt, auf die Anklagebank setzen will, ist, sorry to say, einfach nicht mehr ganz bei Trost, als moralische Instanz jedenfalls gründlich desavouiert - Nobelpreis hin oder her.

MfG
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7. December 2005, 21:27   #20
Ben-99
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... dann gibt es ja nach Deiner Logik kaum noch jemand von den Dichtern und Denkern, der noch "bei Trost" ist. Um so erstaunlicher ist es, wie tapfer die "Antideutschen" auf einsamem Posten noch immer treu zu George Bush halten. Ich glaube, da liegt noch ein großes Stück Aufklärungsarbeit vor Euch, wenn Ihr am Ende auch noch den amerikanischen Bürgern, die von dem Lügner und Betrüger längst die Nase voll haben, erklärt, daß sie doch eigentlich einen ganz wunderbaren Präsidenten haben ;-)

Zitat:
Zitat von tw_24

Wie auch immer, Pinter hat im Irak Leichen gezählt, mindestens 100.000, eigentlich aber viel mehr. Wie er auf diese Zahl kommt, weiß ich nicht, selbst der Papa war vor nichtmal sechs Monaten erst bei "bis zu 25.000" Toten angekommen. Bis jetzt müßten da, um wenigstens die 100.000 zu erreichen, ungefähr 12.000 pro Monat hinzugekommen sein, je Tag also rund 400.
Nö, ich hatte damals nur die offizielle Zahl der getöteten Zivilisten genannt, die sich inzwischen um 2.000 auf 27.000 erhöht hat. Wenn schon so viele unschuldige Bürger angeblich "aus Versehen" getötet worden sind, kann man sich ja denken, wie hoch die Gesamtzahl der von den Invasoren Umgebrachten einschließlich der irakischen Soldaten ist.

Aber auch die Zahl der im Irak getöteten Amerikaner hat sich seit Beginn dieses Threads in der Zwischenzeit um mehr als 400 auf 2133 erhöht. Und die tun mir genauso leid, weil sie sich nicht wie Rumsfeld und Bush erfolgreich vor dem Kriegseinsatz (in Vietnam) drücken konnten bzw. in den Armen-Ghettos von Militär-Märchenerzählern für den "tollen Job" angeworben worden sind.

Inzwischen berichtet auch der SPIEGEL über Pinters denkwürdige Nobelpreis-Rede und zitiert noch weitere Sätze aus der einstündigen Videoaufzeichnung des erkrankten Preisträgers:

http://www.spiegel.de/kultur/literat...389158,00.html

Gruß Ben
 
8. December 2005, 09:50   #21
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Wenn schon so viele unschuldige Bürger angeblich "aus Versehen" getötet worden sind, kann man sich ja denken, wie hoch die Gesamtzahl der von den Invasoren Umgebrachten einschließlich der irakischen Soldaten ist.
Nach welcher Formel? Während des alliierten Befreiungskrieges, der am 20. März 2003 begann und am 9. April 2003 mit dem Sturz der Saddam Hussein-Statue vor dem Palestine Hotel in Bagdad das Ende des Bath-Faschismus im Irak besiegelte, starben - nach bisher unwidersprochenen US-Angaben - nur etwa 2.300 irakische Soldaten, ihre Armee hatte sich, durchaus überraschend, aufgelöst.

Dies geschah aber nicht von oben, bis zuletzt beschworen ja etwa der irakische Propagandaminister und hiesige Experten eine gewaltige Abwehrschlacht um Bagdad herauf, sondern die Soldaten taten, was vernünftige Menschen machen: Sie liefen davon, ließen ihre Geschütze und Panzer einfach stehen, den 'Verteidigungsring' um Bagdad bildeten denn auch funktionstüchtige Panzer, die aber niemand bedienen wollte.

Und so bleibt eben doch die Frage, wo Harold Pinter, zählte er auch irakische Soldaten, eben deren Leichen erblickte. Mit dem Verschwinden des Feiglings Saddam Hussein, der bekanntlich nicht den tapferen arabischen Helden gab und bis zur letzten Kugel kämpfte, sondern sich in einem Erdloch verkroch, hörte seine Armee auf zu existieren - und Angehörige der neuen irakischen Armee kämpfen gewöhnlich nicht gegen die Alliierten.

Der Bodycount Harold Pinters, der durch nichts zu belegen ist - die Angehörigen welcher Armee legen die "Invasoren" mit UN-Mandat denn um? -, ist und bleibt ein reines Phantasieprodukt. Wenn er sich als Nobelpreisträger zu solchen unzutreffenden Angaben hinreißen läßt, verabschiedet er sich aus dem Kreis jener, deren Argumente man in der einen oder anderen Form beachten müßte. Es ist eben Schwachsinn, den er von sich gibt, zumal auch er nicht einen Gedanken darauf verschwendet, wie der Irak aussähe, herrschte Saddam Hussein weiter.

MfG
tw_24
 
8. December 2005, 10:21   #22
Ben-99
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... daß es plötzlich genaue Zahlen über den Verlust an irakischen Soldaten geben soll, ist mir neu. Denn bis vor kurzem haben die Amerikaner immer erklärt, daß sie sich nicht die Mühe machen, die Zahl der Opfer unter den gegnerischen Soldaten zu dokumentieren.

So ist man also auf empirische Werte angewiesen – und auf den gesunden Menschenverstand. Wenn also beim vorherigen Golfkrieg Anfang der 90er, der schon nach kurzer Zeit beendet war, die Zahl der Toten bis zu 200.000 geschätzt wurde, dann bringe ich jetzt wieder Deinen "Osterhasen" ins Spiel, an den man glauben muß, wenn man den Amerikanern allen Ernstes das Märchen abnimmt, daß angeblich nur gut 2000 irakische Soldaten ums Leben gekommen sind.

Daß ausgerechnet Du an den Osterhasen glaubst, wundert mich um so mehr, weil der eierlegende Meister Lampe doch ein "deutscher" Rammler ist, dem die tapferen bahamaischen Streiter schon allein deswegen nicht über den Weg trauen sollten ;-)

Gruß Ben
 
8. December 2005, 10:47   #23
tw_24
 
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Diese US-Zahlen wollte man in friedensbewegten Kreisen nicht wahrnehmen, hatte man doch den Alliierten ein neues Stalingrad prophezeit und gewünscht. Wer aber den Verteidigungsring um Bagdad besichtigen konnte, all diese Tanks made in the USSR, die völlig unbeschädigt herumstanden, glaubt sie schon.

Die Verluste der Alliierten sprechen ja auch nicht für eine heftige militärische Gegenwehr, zumal die Alliierten sich mit Flächenbombardements ja auch mehr als zurückhielten, von der A-Bombe, die sie laut IPPNW (Ärzte gegen den Atomkrieg) über Bagdad zünden würden, ganz zu schweigen.

Aber selbst wenn wir an die 2.300 eine Null anhängen und dazu 27.000 weitere angeblich von den Alliierten Getötete hinzuzählen, sind wir erst bei 50.000. Zu Harold Pinters 100.000 fehlten selbst damit noch immer 50.000 Leichen - und er will ja "hundertausende" Tote beklagen. Wo sind die abgeblieben?

Hat sie etwa Dein deutscher Osterhase versteckt? Wo?

MfG
tw_24
 
8. December 2005, 11:16   #24
Ben-99
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... Du glaubst also wirklich, daß nur Harold Pinter die Zahl "100.000" nennt?

Gruß Ben

Zitat:
"100.000 Tote für einen Haufen Lügen"

Der britische Abgeordnete George Galloway gab dem US-Senat eine Lehrstunde in demokratischer Opposition und demontierte drei Jahrzehnte Irak Politik.

Er war geladen, weil man ihm unlautere Bereicherung vorwarf, doch dann wurde der Angeklagte George Galloway, der vor dem Untersuchungsausschuss des US-Senats zu den Betrügereien beim irakischen "Food-For-Oil-Program" aussagte, zum bisher schärfsten Ankläger der Irak-Politik der USA auf politischem Parkett.

Der britische Parlamentsabgeordnete George Galloway - wegen seiner Anti-Kriegshaltung Ende 2003 aus der Labour-Party geworfen und gerade als Vertreter seiner neu gegründeten Respect-Partei wiedergewählt – konnte vor dem Ausschuss nicht nur sämtliche Vorwürfe, von dem Food-For-Oil-Programm profitiert zu haben, überzeugend zurückweisen, sondern nutzte die Plattform um seinerseits zum Angriff überzugehen.

"Ich weiß, dass die Standards in Washington stark nachgelassen haben", sagte er dem Ausschussvorsitzenden Senator Norm Coleman, "aber für einen Rechtsanwalt gehen sie erstaunlich hochmütig mit der Gerechtigkeit um.(..) Senator, dies hier ist die Mutter aller Nebelwände, sie versuchen, die Aufmerksamkeit von den Verbrechen abzulenken, die Sie unterstützt haben… In allem, was ich über den Irak gesagt habe, stellte sich heraus, dass ich recht behalten habe – und Sie hatten unrecht und 100.000 Iraker haben mit dem Leben dafür bezahlt, 1.600 von ihnen amerikanische Soldaten, in den Tod geschickt für einen Haufen Lügen."

(hier geht's weiter)

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20133/1.html
Zitat:
Study: 100,000 Excess Civilian Iraqi Deaths Since War

LONDON (Reuters) - Tens of thousands of Iraqis have been killed in violence since the U.S.-led invasion last year, American public health experts have calculated in a report that estimates there were 100,000 "excess deaths" in 18 months.

(hier geht's weiter)

http://www.religiousconsultation.org...on_of_Iraq.htm
Zitat:
100,000 Iraqi civilians dead, says study

About 100,000 Iraqi civilians - half of them women and children - have died in Iraq since the invasion, mostly as a result of airstrikes by coalition forces, according to the first reliable study of the death toll from Iraqi and US public health experts.

The study, which was carried out in 33 randomly-chosen neighbourhoods of Iraq representative of the entire population, shows that violence is now the leading cause of death in Iraq. Before the invasion, most people died of heart attacks, stroke and chronic illness. The risk of a violent death is now 58 times higher than it was before the invasion.

(hier geht's weiter)

http://www.guardian.co.uk/Iraq/Story...338749,00.html
 
8. December 2005, 11:42   #25
tw_24
 
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Zitat:
About 100,000 Iraqi civilians - half of them women and children - have died in Iraq since the invasion
Jetzt sind es also plötzlich doch wieder mindestens 100.000 Zivilisten? Dann habe ich ja schon eine Rechnung aufgemacht, wie diese Zahlen zustande kommen müssen - gänzlich unbemerkt selbst von "Widerstand" ...
Zitat:
Zitat von Ben-99
... Du glaubst also wirklich, daß nur Harold Pinter die Zahl "100.000" nennt?
Er nennt sie auch, was sie aber nicht wahrer macht. Du warst eben doch auch noch bei nichtmal 30.000 getöteten Zivilisten, willst jetzt aber 100.000 belegen. An welche Zahl glaubst Du denn nun? Wie erklärst Du die doch auffälligen Unterschiede?

MfG
tw_24
 
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