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21. September 2005, 15:28   #1
Ben-99
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Endlich wieder satte Gehaltserhöhungen.

... sogar um 8 Prozent. Allerdings nur für die Dax-Vorstände, die ihren Angestellten gerade mal lausige 2,4 Prozent bewilligen.

Spitzenreiter mit wie es heißt einer "Barvergütung von 6,2 Millionen Euro ohne Aktienoptionen" ist natürlich wieder Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Aber auch Jürgen Schrempp wurde mit einem Jahresgehalt von 4,5 Millionen Euro dafür belohnt, daß er als DaimlerChrysler-Chef Manager-"Qualitäten" bewies, die nicht mal für ein mittelständisches Familienunternehmen reichen würden.

Und da wundern sich die Politiker, daß immer mehr Bürger den großen Parteien die Rote Karte zeigen. Selbstverständlich sollen Spitzenmanager auch weiterhin Spitzengehälter bekommen. Aber ich halte es für instinktlos, wenn sie sich prozentual gesehen viermal so hohe Gehalterhöhungen genehmigen wie ihren Angestellten, denen sie am liebsten weitere Nullrunden zumuten würden.

Gruß Ben

Zitat:
Kräftige Sprünge beim Gehalt

(...)

Die Einkommensschere in Deutschland öffnet sich immer weiter: Nach Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stiegen die Gehälter der Vorstände der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX) im vergangenen Jahr durchschnittlich um acht Prozent auf 1,6 Millionen Euro. Im Vergleich dazu legte der durchschnittliche Bruttojahresverdienst eines Vollzeitbeschäftigten im produzierenden Gewerbe 2004 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur um 2,4 Prozent auf 39 850 Euro zu.

(...)

Die höchsten Gehälter kassierten nach der Erhebung der Aktionärsschützer die Manager der Deutschen Bank - obwohl das größte deutsche Geldinstitut die Bezüge seiner Führungsmannschaft im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 18,5 Prozent kürzte. Den Vorständen der Bank blieben im Schnitt gut drei Millionen Euro. Ihr Vorstandssprecher Josef Ackermann war dabei mit einer Barvergütung von 6,2 Millionen Euro ohne Aktienoptionen der am besten bezahlte Manager der 30 DAX-Unternehmen, gefolgt vom scheidenden DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp, der laut Studie 4,5 Millionen Euro bekam. Beide lagen damit deutlich über dem Durchschnittsgehalt der DAX-Vorstandsvorsitzenden von 2,6 Millionen Euro.

(...)

Deutliche Fortschritte erkannte die DSW bei der Offenheit der Unternehmen, was die Höhe der Bezüge angeht: 18 der 30 DAX-Konzerne wiesen die Gehälter ihrer Vorstände für 2004 individualisiert aus, doppelt so viele wie im Vorjahr. Während HypoVereinsbank, MAN und Volkswagen jedoch nur das Gehalt ihrer Vorstandsvorsitzenden veröffentlichen, beschränken sich DaimlerChrysler, Adidas-Salomon, BMW, Henkel, BASF, Infineon, Linde, Münchner Rück und Fresenius Medical Care sogar auf den Ausweis der Gesamtsumme.

Auch das neue Gesetz zur Offenlegung von Vorstandsbezügen, das für das Geschäftsjahr 2006 greift, lasse noch Schlupflöcher, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker: "Die Unternehmen haben trotz des gesetzlichen Zwangs noch genügend Möglichkeiten, die Information derart verklausuliert und verstreut darzustellen, daß der Informationsgehalt für die Aktionäre gegen Null geht."

Hocker erwartet auch für das laufende Jahr weitere Gehaltssteigerungen in den Vorstandsetagen der 30 führenden deutschen Konzerne. "Ich gehe davon aus, daß die Vergütungen in die Höhe gehen werden, da es den DAX-Unternehmen im Schnitt besser geht als noch vor einem Jahr. Das ist bei variablen Vergütungen so."

http://www.abendblatt.de/daten/2005/09/21/484399.html
 
21. September 2005, 16:07   #2
Loddarnewyork
 
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Die größten Gehaltssprünge haste leider ausgelassen:

< Die größten Gehaltssprünge gab es beim Sportartikelhersteller Adidas mit einem Plus von 89 Prozent auf knapp 1,8 Millionen Euro, wobei ein Aktienoptionsplan eingerechnet wurde. Gut 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor bekamen die Vorstände des Industriekonzerns ThyssenKrupp, denen im Schnitt 1,5 Millionen Euro überwiesen wurden. >

Aber vielleicht kaufen sich demnächst ja viele Menschen ein 3. Paar Turnschuhe und noch zusätzliche Klamotten, damit die Adidas-Oberen im nächsten Jahr zu den Schremps und Ackermännern aufschließen können.
 
21. September 2005, 17:16   #3
Ben-99
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... jo, da kann man nur staunen, was sich hinter so einer vermeintlich harmlosen Turnschuh-Firma verbirgt. Um "political correct" zu sein, kann man mittlerweile kaum noch ein Produkt mit gutem Gewissen kaufen.

Gruß Ben
 
21. September 2005, 17:49   #4
Irata
Junge mit Mundharmonika
 
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Die 2.4% Gehaltserhöhung für Angestellte ist natürlich differenzierter zu betrachten. Du hast nämlich die gerne von Arbeitnehmerseite verschwiegene Zusatznutzen vergessen. Durch Personalabbau in meinem Bereich kann ich zukünftig 1-1.5 Stunden länger im hellen und geheiztem Büro verbleiben, das spart gerade unter Berücksichtigung der kommenden Energiepreiserhöhungen einen erheblichen Teil der Zahlungen an den Energieversorger. Auch habe ich das Abo der Tageszeitung abbestellt, da ich bei den Spritpreisen das Auto abgeschafft habe und nun in der Bahn beim Banknachbarn mitlese. Schließlich haben sich meine Lebensmitteleinkäufe gegen Null reduziert, da sich das Magengeschwür in eine andere Richtung entwickelt hat und eh nicht mehr viel hineinpaßt.
Und jetzt hört mit dem Jammern auf und sucht Euch gefälligst einen Zweitjob an der Tanke.
 
21. September 2005, 19:46   #5
Sacki
Dummschwätzer
 
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Ich bin ein guter Mensch, rette Menschenleben und setze mein eigenes gelegentlich aufs Spiel.

Dafür kassiere ich schlaffe 2000 €, mache 24 Stunden Dienste und bekomme ein Disziplinarverfahren, weil ich neulich zu einem Polizisten, der sinnlos in der Gegend rumstand und gaffte, während eines Feuereinsatzes gesagt habe, er solle seinen fetten Arsch aus dem Weg nehmen, wir müßten hier arbeiten. Für den Zusatz "Kannst Dir woandres an den Eiern rumspielen", hat er mich nun verklagt...
Echt - ich habe keinen Bock mehr auf die Scheiße und würde sofort in meinen alten Beruf als Werkzeugmacher zurückgehen, wenn es arbeit gäbe.

Meine Samariterfreudigkeit kann ich auch in meiner Freizeit bei der DLRG ausleben.
 
21. December 2005, 11:37   #6
Ben-99
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... für Josef Ackermann ist der Alptraum wahr geworden: Der Bundesgerichtshof hat heute die Freisprüche gegen ihn, Esser und die anderen Angeklagten im Düsseldorfer Prozeß aufgehoben, was wohl das Ende für den umstrittenen Chef der Deutschen Bank bedeutet. Ich rechne damit, daß er schon in den nächsten Tagen von seinem Amt zurücktreten wird.

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaf...kel/639/66573/

Gruß Ben
 
21. December 2005, 17:35   #7
Sacki
Dummschwätzer
 
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Fröhliche Weihnachten für diese Blutsauger
 
21. December 2005, 18:13   #8
Ben-99
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... kommt es im neuen Prozeß zu einer Verurteilung der Absahner, was diesmal sehr wahrscheinlich ist, könnten Ackermann & Co. theoretisch eine Gefängnisstrafe bis zu 10 Jahren drohen.

Soeben ist ein Interview mit Bernd Schünemann erschienen, der an der Uni München Strafrecht und Rechtsphilosophie lehrt. Für ihn ist die BGH-Entscheidung eine Genugtuung, weil das Urteil "an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt". Weitere Auszüge:

Zitat:
Der BGH hat sich nicht auf Formelkompromisse oder wachsweiche Formulierungen zurückgezogen. (...) Der BGH hat bewiesen, dass es in Deutschland noch möglich ist, in dieser Frage das Recht zur Geltung zu bringen. In den letzten Jahren haben viele versucht, den Tatbestand der Untreue madig zu machen. Auf diesem Terrain wurde reichlich Pulverdampf verschossen, es ist sehr unübersichtlich geworden. Ich meine: Wenn dieser Tatbestand richtig gehandhabt wird, ist er überzeugend und völlig unentbehrlich.

(....)

Aus meiner Sicht war der Fall nie so kompliziert, wie er gemacht wurde: Es gab einen Sachverhalt der Selbstbedienung - und der wurde von einem Aufsichtsratspräsidium gedeckt, das seine Pflicht nicht wahrnahm. Es ist erfreulich, dass auch der BGH das so sieht. Man muss auch mal klare Worte finden. (...) In der Diskussion wurde immer so getan, als gebe es Grauzonen. Der BGH sagt: Nein, die gibt es nicht. Verträge, die man mit dem Vorstand hat, sind einzuhalten. Nachträglich kann man ihm nicht mehr zahlen als vereinbart war.

(...)

Eine Verteidigung, die auf Freispruch setzt, wird es juristisch sehr schwer haben. Es wird zwar völlig neu verhandelt. Aber die Rechtsauffassung des BGH ist bindend. Und alle zentralen Argumente der Verteidigung sind vom Tisch gefegt worden.

Die Anklage wegen Untreue im besonders schweren Fall steht im Raum. Darauf steht als primäre Bestrafung Freiheitsentzug bis zu zehn Jahren. Ich glaube nicht, dass die Staatsanwaltschaft nun überhaupt noch in Erwägung zieht, das Verfahren gegen eine Buße einzustellen. Das hätte nur passieren können, wenn der BGH gesagt hätte, dass es eine Grauzone gibt und es nahe liege, dass die Beteiligten in einem Verbotsirrtum gehandelt haben und man dies prüfen müsse.

Aber nach diesen klaren Worten heute kann es keinen "faulen Frieden" mehr geben.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,391689,00.html
Gruß Ben
 
22. December 2005, 11:36   #9
tw_24
 
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Die Junge Welt verkündet "Frust für Antideutsche", womit endlich bewiesen wäre, wer hinter uns steht ;-). Und in der Tat hat die nun erfolgte Aufhebung der "Mannesmann-Freisprüche" einen faden Beigeschmack, denn die Karlsruher Bundesrichter spielten mit ihrer Entscheidung Sozialismus. Und das geht unter den Bedingungen einer kapitalistischen Wirtschaft nunmal nicht, die sie nicht anzukratzen gedenken.

Sie, die Richter, maßten sich nämlich an, darüber entscheiden zu können, welche Interessen ein Unternehmen zu verfolgen habe, der Staat, den sie vertreten, mischt sich also in Belange (die Höhe von Abfindungen) ein, die ihn im Grunde nichts angehen. Was im Interesse eines privaten Unternehmens liegt, bestimmen dessen Eigentümer besser selbst, die - alte wie neue - den Abfindungszahlungen zugestimmt haben; kein bedeutender Aktionär hatte etwas dagegen, und die sind es nunmal, die am besten wissen, was gut für sie ist, nicht irgendein Gericht.

Unterdessen geht das Sozialismus-Spiel auch noch weiter, jetzt marschieren Politiker auf, die Ackermanns Rücktritt fordern, ihm aber letztlich nur vorwerfen können, daß er seine Arbeit als Deutsche Bank-Chef gut machte. Sie meinen aber nun, er sei seiner sozialen Verantwortung nicht nachgekommen, die er aber - that's Capitalism - schlicht gar nicht hat. Auch hier versuchen also wieder ein paar Trottel, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen, zumal sie ja gar nicht daran denken, die gegenwärtige Wirtschaftsordnung abzuschaffen.

MfG
tw_24
 
22. December 2005, 12:01   #10
Ben-99
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... als angeblich Linker windest Du Dich mit den verquasten "antideutschen" Argumenten inzwischen um so viele Ecken, daß Du am Ende kaum noch von einem konservativen Rechten zu unterscheiden bist ;-)

Mir dagegen hat der Beitrag in der "Jungen Welt" recht gut gefallen:

Zitat:
Die Pläne zur Schaffung eines deutschen Finanzzentrums durch die Fusion der Deutschen mit der Dresdner oder der Postbank, die sein Vorgänger Rolf-E. Breuer und die graue Bankeminenz Ulrich Cartellieri favorisiert hatten, torpedierte er erfolgreich. "Degermanizing" nennt das Ackermanns kosmopolitische Truppe in London, Entdeutschung. Auf die Frage der Financial Times nach der sozialen Marktwirtschaft in Germany antwortete einer von denen: "Don’t bullshit me."

http://www.jungewelt.de/2005/12-22/001.php
Hehe *g*.

Gruß Ben
 
22. December 2005, 12:46   #11
tw_24
 
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Tja, wenn Jürgen Elsässer meint, das kapitalistische Unternehmen Deutsche Bank verdiene diesen Namen nicht mehr und es umbenennt in "Antideutsche Bank", scheint auch er davon auszugehen, daß es sowas gibt wie einen guten deutschen Kapitalismus. Und das ist aus linker Sicht nunmal Schwachsinn, weil damit ja unterstellt wird, daß es eine gute Variante des Kapitalismus überhaupt geben kann.

Mit solcherlei Nationalismus aber versuchten sich schon Müntefering und sein Kanzler Schröder zu profilieren, als sie auf "Heuschrecken" losgingen, die sie zuvor erst ins Land holten. Im Grunde waren es damit die Sozialdemokraten, die - weil sie keinen guten nationalen Kapitalismus schaffen konnten - bewiesen, daß solche Thesen von einem guten Kapitalismus nicht mehr sind als "Opium fürs Volk".

Daß der Elsässer nun sozialdemokratisiert und einstimmt in das Gejammer darüber, daß Ackermann die Deutsche Bank als Unternehmen doch hervorragend führte, was natürlich unzählige "kleine Leute" bezahlen mußten, muß am Redaktionsklima der Jungen Welt liegen, früher hätte er sich sowas jedenfalls nicht erlaubt, nachdenklich sollte ihn als angeblich Linken ja schon stimmen, daß ihm - mit Ausnahme der Welt - sogar die wirtschaftsliberale Presse zustimmt.

In Deutschland ist es nunmal aber so, daß weder die maßgebliche Politik, und dazu zählt auch die Linkspartei.PDS, noch die Justiz am Grundübel, das Kapitalismus heißt, etwas ändern wollen. Und wenn sie diesen also akzeptieren, dann haben sie sich auch an dessen Spielregeln zu halten, sich also herauszuhalten aus unternehmensinternen Entscheidungsfindungen, was sie im Fall Ackermann aber nicht tun wollen - klar, es geht um beeindruckende Summe, da kann man bequem Neid schüren und sich als Kämpfer für Gemeinwohl und Volksgemeinschaft aufspielen.

Der Ackermann bzw. seine Deutsche Bank hat - wie jedes andere gewinnorientierte Unternehmen - nicht als Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die Gewinne zu maximieren, sonst nämlich könnte es sich gegenüber der Konkurrenz mittel- bis langfristig gar nicht halten - mit für Betroffene, Staat und Gesellschaft noch tragischeren Folgen.

Ackermann wird moralisch verurteilt dafür, daß er agierte, wie das von einem Chef eines Unternehmens im Kapitalismus erwartet wird. Hätte er anders gehandelt, wäre ihm Schelte aber auch sicher, denn dann wäre die Deutsche Bank ruiniert, und wahrscheinlich stünden noch mehr Arbeitslose für Ernteeinsätze bereit. Wer also Ackermann kritisiert, aber über den Kapitalismus schweigt, betreibt Volksverdummung.

Und das ist und bleibt den Richtern vorzuwerfen wie irgendwelchen wichtigtuerischen Politikern oder Kommentatoren, die dazu Beifall klatschen. Nicht Ackermann ist das Problem, sondern der Kapitalismus.

MfG
tw_24
 
22. December 2005, 13:21   #12
Ben-99
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... wo has Du denn das schon wieder aufgeschnappt? Du sollst doch nicht immer mit den antideutschen Schmuddelkindern spielen. Komm sofort nach Hause und lese wieder mal vernünftige Bücher über die Themenkomplexe "Kapitalismus" und "Soziale Marktwirtschaft". Herrschaftszeiten! Der Junge hält einen ganz schön auf Trab ;-)

Und wenn Du schon vor dem Bücherregal stehst, kannst Du Dich gleich noch über die Rechte, aber auch Aufgaben und Pflichten eines Aufsichtsratsmitgliedes einer Kapitalgesellschaft informieren. Denn die Chefs einer AG sind den Aktionären verpflichtet und sollen deren Aktien-Kapital zwar verwalten und möglichst auch vermehren. Es steht aber nirgendwo geschrieben, daß sie sich auch selbst bereichern dürfen, ohne solche Deals vorher vertraglich abzusichern.

Einer der Karlsruher Richter meinte sehr treffend, daß Leute wie Ackermann und die anderen Absahner als "Gutsverwalter" angestellt worden sind, nicht aber als "Gutsherren", wie sie sich in ihrer Raffgier gegeben haben. Und genau dadurch haben sie sich strafbar gemacht.

Gruß Ben

Zitat:
21.12.2005

BGH sieht Untreue bei Ackermann, Zwickel und Funk

Karlsruhe (dpa) - Der Bundesgerichtshof (BGH) sieht im Mannesmann- Verfahren bei den Angeklagten Josef Ackermann, Joachim Funk und Klaus Zwickel "den Tatbestand der Untreue verwirklicht". Sie hätten ihre Vermögensbetreuungspflicht verletzt und der Mannesmann AG einen Vermögensnachteil zugefügt, sagte der Senatsvorsitzende Klaus Tolksdorf am Mittwoch in Karlsruhe. Die damaligen Aufsichtsräte seien "nicht Gutsherren, sondern Gutsverwalter gewesen" und somit zwingend einer Treuepflicht unterworfen.

http://www.intrinet.de/news/tagesthe...53,879404.html
 
22. December 2005, 13:37   #13
Jules
 
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Leider hatten von den sechsen um die es ging nur Herr Esser und ein untergeordneter Mitarbeiter den Mumm zur Urteislverkündung selbst vor Gericht zu erscheinen.

Wie heißt es ungefähr so schön heute in meiner Tageszeitung: Da hat er noch mal einen Crashkurs in Sachen Pflichten eines Managers bekommen.
 
22. December 2005, 14:03   #14
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
... wo has Du denn das schon wieder aufgeschnappt?
Experten, die sich freilich auch irren können, es gerade in der Wirtschaft verdächtig oft tun, nennen für ihre Kritik an der Urteilsaufhebung durch die Karlsruher Richter sehr wohl nachvollziehbare Begründungen. Ansonsten sagt mir auch mein geliebter Stalin, daß der Ackermann nur dann geprügelt werden darf, wenn zugleich die Hiebe auf den Kapitalismus niedergehen, was aber nicht der Fall ist.

Zitat:
Kritiker sehen durchaus negative Auswirkungen des Karlsruher Beschlusses auf den Standort Deutschland als Arbeitsmarkt für internationale Manager. So stellte Hans-Peter Burghof vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim fest: "Die Entscheidung wirft die Frage auf: Wie riskant ist es, in Deutschland in einer Führungsposition zu sein." Der Wirtschaftsprofessor meinte: "Was Josef Ackermann und die anderen Manager gemacht haben, war ja eigentlich nur, daß sie sich an der gängigen internationalen Praxis orientiert haben."

Nach dem Richterspruch ist für Burghof weiter unklar, ab wann die Gewährung von Prämien und Abfindungen für Führungskräfte von Unternehmen zu einer strafbaren Untreue werden könne. Nach seiner Auffassung müßten Prämien an Führungskräfte nunmehr daran gemessen werden, ob dem jeweiligen Unternehmen im Gegenzug ein entsprechender Gegenwert zugeflossen sei. Burghof räumte dabei ein: "Es ist aber sehr schwer, zu entscheiden, ob das Unternehmen eine Gegenleistung erhält."

Auch die Höhe des Gegenwerts könne kaum beziffert werden, beschreibt Burghof die unsichere Rechtslage: "Da haben wir dann eine Grauzone." So müßten Topmanager befürchten, erst in einem Strafprozeß Klarheit darüber zu erhalten, ob sie die Grenze zur Strafbarkeit überschritten haben. "Das ist sicher der unangenehmste Ort für solche Konkretisierungen." Burghof befürchtet, daß deutsche Unternehmen als Reaktion auf das Urteil ihre Zentralen ins Ausland verlagern könnten.

Das eigentliche Problem des BGH-Beschlusses ist nach Ansicht des Verfassungsrechtlers Rupert Scholz die Auffassung zum Untreue-Straftatbestand. "Man kann bei so hohen Prämien oder Gratifikationszahlungen ein Unbehagen haben, man kann dies unternehmenspolitisch für problematisch halten, aber das bedeutet nicht, daß automatisch ein Kriminaltatbestand wie der des Paragraphen 266 erfüllt ist", sagte der Professor. Man könne in einer Marktwirtschaft nicht Gehaltszahlungen oder sonstige Unternehmensleistungen von vorneherein als potentielle Erfüllung des Untreuetatbestandes qualifizieren. Gerade kriminalstrafrechtliche Tatbestände wie der des Paragraph 266 müßten rechtssicher und "voll bestimmbar" sein. Der Gesetzgeber ist laut Scholz "dringend gefordert", den Untreuetatbestand des Paragraph 266 zu schärfen. Gegebenenfalls sei auch das Bundesverfassungsgericht gefordert, den Paragraphen 266 in seiner jetzigen Ausübung auf die Grundsätze rechtsstaatlicher Bestimmtheit und Verhältnismäßigkeit zu überprüfen.

[..]

(http://www.welt.de/data/2005/12/22/821450.html)
Enteignet Springer!
tw_24
 
22. December 2005, 14:15   #15
Ben-99
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Zitat:
Zitat von tw_24

Der Wirtschaftsprofessor meinte: "Was Josef Ackermann und die anderen Manager gemacht haben, war ja eigentlich nur, daß sie sich an der gängigen internationalen Praxis orientiert haben.
... tja, so ist das nun mal: Andere Länder, andere Sitten. Vielleicht sollte mal jemand den Wirtschaftsprofessor daran erinnern, daß es sich um Unternehmen handelt, die ihren Sitz in Deutschland haben und sich die Bosse daher auch an deutsches Recht halten müssen. Das ist eigentlich so simpel zu verstehen, daß man dafür kein Professor sein muß ;-)

Demnächst werden die Methoden dieser Wirtschaftsgangster vielleicht sogar noch ruppiger. Und vor Gericht verteidigen sie sich dann mit dem Argument, daß es bei der Mafia auf Sizilien auch nicht anders gehandhabt wird *g*.

Gruß Ben
 
27. December 2005, 22:06   #16
Ben-99
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... kann der Mann nicht einfach mal die Klappe halten? Gemeint ist wieder mal mein Liebling unter den deutschen "Nieten in Nadelstreifen": Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer.

Dabei läuft gegen Deutschlands schlimmste Banker-Plappertasche noch immer ein Gerichtsverfahren, weil der Ackermann-Vorgänger als früherer Chef des größten Geldinstituts in einem Bloomberg-Interview mal eben dem Filmkonserven-Tycoon Leo Kirch den Todesstoß versetzte, als er locker vom Hocker über dessen Kreditwürdigkeit palaverte und dabei anscheinend alles vergaß, was er schon als Lehrling zum Thema "Bankgeheimnis" gelernt hat.

Also dachte er sich jetzt auch wieder nichts dabei, gleich nach Bekanntwerden des BGH-Urteils der Presse fröhlich mitzuteilen, daß er sich bereits Gedanken über mögliche Nachfolger von Ackermann macht. Keine Ahnung, warum er sich auch diesmal wieder nicht beherrschen konnte, aber eines steht für mich fest: Noch vor dem Rücktritt des jetzigen Bank-Chefs sollte man erst mal diesen unsäglichen Herrn Breuer rausschmeißen. Aber diesmal bitte ohne zweistellige Millionen-Abfindung.

Gruß Ben

Zitat:
Führungskrise?

FRANKFURT - Nach dem Rückschlag für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im Mannesmann-Verfahren werden im Aufsichtsrat offenbar Warnungen vor einer Führungskrise bei Deutschlands größtem Geldhaus laut. Für Verärgerung sorgten laut "Welt am Sonntag" insbesondere Äußerungen von Aufsichtsratschef Rolf Breuer zur möglichen Nachfolge Ackermanns. "Ich verstehe nicht, was Herrn Breuer geritten hat", zitiert das Blatt einen namentlich nicht genannten Aufsichtsrat.

(ap )

erschienen am 27. Dezember 2005

http://www.abendblatt.de/daten/2005/12/27/517309.html
 
27. December 2005, 22:27   #17
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
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Der Papa buchstabiert eindeutig die falschen Blätter, wenn er noch hofft ;-). Die Welt zum Beispiel sollte er sich mal verordnen, speziell den heutigen Leitkommentar: "Lob der Unternhemer", um nach dessen Lektüre den/die neuen Gott/Götter zu verehren.

Und selbst wenn sie einmal durch gar ungöttliches Verhalten auffallen sollten, so liegt das an den Verlockungen, denen sie sich ausgesetzt sehen, denn offenbar, das hat der Tagesspiegel erforscht, wird bei ihnen nicht so genau hingeschaut - "Kriminelle Manager kommen leichter ungestraft davon" -, woher sollten sie also wissen, was sie alles (nicht) dürfen?

Wie man es wendet und dreht - die dürfen das einfach ...

MfG
tw_24
 
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