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5. June 2002, 08:39   #1
jupp11
 
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Walser erwägt Umzug nach Österreich

Wegen der Antisemitismus-Debatte um seinen neuen Roman denkt Martin Walser darüber nach, Deutschland zu verlassen. Er will nach Österreich gehen.


Wegen des Skandals um sein neuestes Buch erwägt Martin Walser, nach Österreich umzuziehen. Dieser Wunsch sei bei ihm durch die Polemik um seinen Roman entstanden, sagte der Schriftsteller dem österreichischen Magazin «News».
Die Distanz werde ihm möglicherweise gut tun, so Walser weiter. Als Ziel nannte er ausdrücklich die Vorarlberg-Region. Dort sei es schön und die Region sei dennoch nicht zu weit von Deutschland entfernt.

Um den Roman «Tod eines Kritikers», für dessen Titelfigur Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki Vorbild war, ist eine heftige Debatte entbrannt. Ausgelöst wurde der Streit durch die Weigerung der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», das Manuskript vorab zu drucken. In einem offenen Brief hatte Herausgeber Frank Schirrmacher Walser antisemitische Klischees vorgeworfen. (nz)
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Vielleicht folgt er einer Einladung von Haider?
 
5. June 2002, 11:17   #2
quentin
 
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G.Grass hat gestern bei Bio klar gestellt, das Walser als Antisemit Unsinn sei.
Walser kann ich verstehen, Juden bestimmen, wer in Deutschland Kultur machen darf und vor allem, welche genehm ist.
Na, wenn das nicht fein ist. Karsli hat recht, oder?

mfg
 
5. June 2002, 11:32   #3
jupp11
 
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Naja, Grass hat auch nicht die allgemeine Weisheit mit Löffeln gefressen....

...die Abrechnung mit Reich-Ranicki in Walsers Buch war imho auch nicht die feine englische Art.

Insgesamt glaube ich, dass jeder der Beteiligten Grund hat, seine Interessen zu vertreten. Der eine aus machtpolitischen Gründen, der andere aus finanziellen.

Wenn Walser die Ablehnung des Vorabdruckes in der FAZ zum Anlass nimmt, gen Österreich zu verduften, dann soll mir das recht sein.

Ich sehe nämlich das Buch, oder was ich davon gehört habe , nämlich mit anderen Augen, als die berüchtigte Walser Rede, über die sich Bubis seinerzeit aufgeregt hat.

#Nachtrag
Zitat:
Suhrkamp wird Walser-Roman drucken


Der Suhrkamp Verlag wird den umstrittenen neuen Roman von Martin Walser drucken. Marcel Reich-Ranicki bedauerte die Entscheidung.


Unseld-Ehefrau: Verlagsleiter muss über Walser-Roman entscheiden


Der Suhrkamp Verlag aus Frankfurt druckt den Roman «Tod eines Kritikers» von Martin Walser. Verlagsleiter Günter Berg habe sich «trotz kontroverser Diskussionen und Bedenken» im eigenen Haus zur Veröffentlichung entschlossen, teilte der Verlag am Mittwoch mit. Die gegen das Buch erhobenen Einwände seien überzogen, sagte Berg.
Bereits in drei Wochen, am 26. Juni, soll das Buch erscheinen. Damit wolle der Verlag an der Tradition festhalten, ein Forum für Debatten zu sein. Trotz der Antisemitismus-Vorwürfe an Walser. Dies sei der Verlag Autor und Öffentlichkeit schuldig. Berg erinnerte dabei an vergleichbare frühere Auseinandersetzungen um Peter Handke.


Reich-Ranicki bedauert

Autor Walser sieht in der Entscheidung einen Grund zur Freude. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete den Druck durch Suhrkamp als «sehr bedauerlich». Allerdings sei es kein Skandal.(nz)
Die Meldung ist von 12:18 Uhr, also ziemlich aktuell.


 
5. June 2002, 22:24   #4
quentin
 
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Grass ist 'der ' Literat ' in Deutschland und nicht umsonst Nobelpreisträger. Ich habe die Rede gesehen, wurde nachts im Zusammenhang mit Walser als Thema in ca. 11/2h gebracht. Antisemitismus konnte sowohl Reich - Ranicki als auch ich nicht erkennen. Bubis, der das in die Welt gesetzt hat, hat nachweislich die Rede nie gehört, also auf Anraten versucht, einen Literaten zu hängen.
Ach so, Grundgesetz. Die Freiheit des Wortes ist eindeutig verankert.
Die ' Zeit ' und die ' Süddeutsche ' bescheinigen dem Buch Anerkennung und in keiner Zeile sei Antisemitismus zu erkennen.
Vor einem Urteil sollte man abwarten und vor Allem selbst lesen, denn eine Meinung muss man sich erarbeiten und nicht erlesen.

mfg
 
5. June 2002, 23:02   #5
jupp11
 
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Klar quentin... sollte man sich seine Meinung selbst bilden. Aber eben auch die gegenteilige.

Habe heute übrigens wieder einen Baustein, dem ich vertraue gegen Walsers Buch bekommen. Und zwar von Elke Heidenreich, die mit den Essays von Walser zwar mehr anfangen kann, als mit seinen Büchern, die das Buch allerdings ebenfalls verrissen hat, gar nicht mal wegen antisemitischer Inhalte, sondern wegen der "Abrechnung" mit dem Walserkritiker Reich-Ranicki.
 
5. June 2002, 23:24   #6
quentin
 
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@ jupp, Heidenreich wird bei Reich - Ranicki nicht mal erwähnt und ist für mich überhaupt kein Maßstab, nicht, wenn es um Literatur geht. Sie selbst bringt keine zustande.
Sie ist Kritikerin, aber ich weiß nicht, warum.

Da halte ich es aber mit weitem Abstand mit Grass, so alt kann Heidenreich nicht werden, um daran zu kommen.
Im übringen, es gibt das Buch noch nicht, was soll der Verriß, wenn sich keiner ein Bild machen kann.
Surkamp hat es und die drucken es.
Im Fernsehen ARD wurde erstmals die Haltung der FAZ und Reich - Ranicki ungewöhnlich scharf kritisiert, hab ich so noch nicht gehört. Zeiten der Bücherverbrennung sei vorbei. So ist es.

mfg
 
6. June 2002, 00:51   #7
jupp11
 
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Sowohl Reich-Ranicki als auch Heidenreich müssen woh einen Vorabdruck gelesen haben.

Reich-Ranicki ist vorgestern in einer Fernsehsendung darauf eingegangen und hat seine Betroffenheit und die seiner Frau geschildert, die beim Lesen des Buches aufgekommen ist.

Er hatte sich für ein Erscheinen ausgesprochen, allerdings gehofft, dass es nicht bei Suhrkamp erscheint.
 
6. June 2002, 01:57   #8
quentin
 
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Eben nicht, gemäß Walser können sowohl weder Reich - Ranicki noch die FAZ das gesamte Buch haben, alle hatten nur Auszüge.
Walser hat dann eine Fahne der Zeit und Südd. gegeben.

mfg
 
6. June 2002, 19:28   #9
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Also diesmal muß ich quentin Recht geben,denn das Buch hat noch keiner gelesen und wenn,dann waren es aus dem Zusammenhang gerissene Passagen.
Mich kotzt langsam die ganze Debatte darum an,genauso die politische mit der FDP.
Ich meine,wer sich weigert,UN in die besetzten Gebieten zu lassen,hunderte Zivilisten ermordert,der muß sich wohl oder über gefallen lassen,daß der mit den Nazis verglichen wird.
Wenn dann Leute wie Friedmann meinen,sie müßen sich diesen Schuh anziehen,weil hier nicht nach ihrem Wort geredet oder gar geschrieben wurde,so ist das ihr Problem.
Ansonsten ist mir das so egal ob Walser nach Österreich geht oder nicht,wie wenn in China ein Sack Reis umfällt.
 
6. June 2002, 19:49   #10
jupp11
 
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Kinders, ich will ja nicht zanken, aber Reich-Ranicki hat das Buch gelesen. Ob gebunden oder nicht.

 
6. June 2002, 22:41   #11
tschubbl
 
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Zitat:
Zitat von jupp11
Kinders, ich will ja nicht zanken, aber Reich-Ranicki hat das Buch gelesen. Ob gebunden oder nicht.

Behauptet er.
 
7. June 2002, 00:17   #12
quentin
 
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Jupp. du wirfst den zeitlichen Ablauf durcheinander. Als er die bes. Aussage machte, hatte er nichts, außer dem, was die FAZ hatte und das war nichts.
Vorgestern war er im Fernsehen mit seiner Sendung, da hatte er es, ob gelesen oder nicht.

mfg
 
7. June 2002, 05:26   #13
jupp11
 
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@quentin

...ich bezog mich ausdrücklich auf die Fernsehsendung. Auch der Bericht in Kultuzeit mit der Heidenreich war nach dieser Sendung.
 
7. June 2002, 08:26   #14
quentin
 
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sein 1. Statement hatte er vorher abgegeben und davon bin ich ausgegangen. Das halte ich nämlich für unredlich, ein Buch zu beurteilen, ohne es gelesen zu haben.

mfg
 
10. June 2002, 14:38   #15
niceguy
Ungültige E-Mail Angabe
 
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Reich-Ranicki (R.-R.) ist doch selbst schuld an Walsers Buch.

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, nur R.-R. meint immer, einzig was er für literarisch gut hält, wäre auch wirklich lesenswert. Über so manchen Autor und dessen Werk hat R.-R. einen bösen Veriss gesprochen oder geschrieben.
Ich denke, R.-R. muss es einfach ertragen, dass auch er - überhöht - in einem Buch selbst kritisiert wird. Im Übrigen ist R.-R. ja auch Autor.

R.-R. hat mit seinen oft hanebüchenen Verrissen so manchen wirtschaftlichen Flop des jeweiligen Autors verursacht. Gnade kannte R.-R. bisher noch nie. Wer kennt noch das Literarische Quartett des ZDF? R.-R. hat dort in oft übler Weise seine Mitdiskutierer, vor allem die einzige Frau des Quartetts (Name? Sigrid??) böse niedergemacht.

Das alles hat mit Antisemitismus noch wenig oder gar nichts zu tun. Und was ist, wenn mal ein Angehöriger jüdischen Glaubens für sein Handeln kritisiert wird? R.-R. hat gewiss ein übles Schicksal vom Dritten Reich her, aber gibt es ihm einen Freibrief für alles, was er macht? Darf man R.-R. als Person (nicht als Jude) nicht kritisieren ohne als Antisemit zu gelten?

Darf man die israelsische Regierung für menschenunwürdiges und mordendes Verhalten nicht kritisieren ohne als Antisemit zu gelten?

Dann muss ich wohl auch ein Antisemit sein, obwohl ich nichts gegen Juden oder Menschen anderen Glaubens habe. Wieso auch.

Dass sich die Medien, FAZ, TV und Spiegel / Friedman so sehr auf Walser und Möllemann einschiessen ist schon grotesk.

Wenn man es genauer betrachtet, sind tatsächlich große Teile der Printmedien in jüdischer Hand. Das ist mir eigentlich egal, ausser wenn es, wie hier, zu einseitiger, unfairer Berichterstattung genutzt wird. Spiegel und Friedman haben der jüdischen Sache sicher mehr geschadet als sie die deutsche Bevölkerung 'aufgeklärt' haben.

Wer spricht denn noch von dem Unrecht, dass die Regierung und die Armee Israels permanent anrichtet??? Schön abgelenkt, Bravo Herr Friedman, Herr Spiegel.

Meine Meinung - sagt LionSpeedy
 
10. June 2002, 14:51   #16
quentin
 
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Tja Lion, die Schlacht ist eigentlich geschlagen, im Politikforum und da waren wir besser als die eigentlichen Politikforen. Hier wurde hart diskutiert, engagiert und ausführlich, es hat Spaß gemacht.
Ansonsten hast du recht, ist ja jetzt ein 2. Buch mit ihm als Mordopfer rausgekommen.

mfg
 
10. June 2002, 15:07   #17
niceguy
Ungültige E-Mail Angabe
 
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@ quentin
die Schlacht mag schon geschlagen sein, der Gesamtsieg steht aber noch aus

War halt im Urlaub, wie du weisst und wollte zu Walser & R.-R. auch noch meinen Senf dazu geben.

Politik & Kultur vermischen sich hier sehr. Aber Deine Ansichten in den Foren zu Möllemann, Walser und Friedmann / Spiegel konnte ich immer gut nachvollziehen.

Ciao - LionSpeedy
 
11. June 2002, 08:29   #18
quentin
 
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Moin,
ob es literarisch wertvoll oder nicht ist, dürfte letztlich egal sein. Es geht nicht an, das einige Wenige wieder in Deutschland dies zu bestimmen haben, Bücherverbrennung auch nicht, wenn Reich - Ranicki dies in dem Fall gern möchte.

mfg
 
11. June 2002, 09:37   #19
tschubbl
 
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Zitat:
Zitat von quentin
Moin,
ob es literarisch wertvoll oder nicht ist, dürfte letztlich egal sein. Es geht nicht an, das einige Wenige wieder in Deutschland dies zu bestimmen haben, Bücherverbrennung auch nicht, wenn Reich - Ranicki dies in dem Fall gern möchte.

mfg

Sehr gut!
 
12. June 2002, 14:40   #20
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von tschubbl
Ich meine,wer sich weigert,UN in die besetzten Gebieten zu lassen,hunderte Zivilisten ermordert,der muß sich wohl oder über gefallen lassen,daß der mit den Nazis verglichen wird.
Vergleichen kann und muß man erstmal alles miteinander. Anders lassen sich ja die Unterschiede zwischen Äpfeln und Birnen nicht bemerken ;-). Das Problem ist, daß manche meinen, das Vorgehen der israelischen Armee in den besetzten Gebieten gleichsetzen zu können mit "Nazi-Methoden".

Und das ist einfach mal nicht zulässig, weil die Kriegsverbrechen der israelischen Armee eben nicht die Ausmaße haben wie die des deutschen Nationalsozialismus. Das ist im Grunde auch schon der ganze Kern der berühmt-berüchtigten "Antisemitismus-Debatte".

"Hunderte ermordete Zivilisten" konnte indes noch niemand beweisen - auch die palästinensische Autonomiebehörde übrigens nicht, die sowas sicher propagandistisch ausschlachten würde.

Dann kam plötzlich der Feuilleton-Chef der FAZ, Frank Schirrmacher, daher und meinte, Martin Walsers Buch sei ein antisemitisches Machwerk und ging mit diesem Vorwurf an die Öffentlichkeit, was bei einem unveröffentlichten Roman schon etwas seltsam auf das Publikum wirken muß, auch ein wenig nach vorauseilender Zensur aussieht.

Behandelt wird in dem Roman unverkennbar der Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki, der dabei wenig gut abschneidet, dessen jüdische Herkunft gleich zu Beginn erwähnt wird ("Als ihn zwei Butler hinausbeförderten, habe er ausgerufen: Die Zeit des Hinnehmens ist vorbei. Herr Ehrl-König möge sich vorsehen. Ab heute nacht Null Uhr wird zurückgeschlagen. Diese Ausdrucksweise habe unter den Gästen, die samt und sonders mit Literatur und Medien und Politik zu tun hätten, mehr als Befremden, eigentlich schon Bestürzung und Abscheu ausgelöst, schließlich sei allgemein bekannt, daß André Ehrl-König zu seinen Vorfahren auch Juden zähle, darunter auch Opfer des Holocaust.") und damit indirekt natürlich schon die Frage in den Raum stellt, ob Überlebende des Holocaust kritisiert werden dürfen oder - gerade von Deutschen - von jeder Kritik ausgenommen werden müssen.

Man könnte schon an dieser Stelle des Romans Antisemitismus hineininterpretieren - Schirrmacher hat das getan - und würde sich dann auch im weiteren Handlungsverlauf bestätigt sehen, weil - wie nicht anders zu erwarten - persönliche Marotten des Liratur-Papstes (z.B. seine Sprechweise) erwähnt werden, die auch der nationalsozialistische Antisemitismus gleich gegen alle Juden vorbrachte.

Die Frage ist nun, ob der Roman deshalb wirklich antisemitisch ist, obwohl es doch eigentlich "nur" um eine wenig freundliche Abrechnung mit Reich-Ranicki geht, die ohne den Bezug auf dessen persönlichen Hintergrund ja kaum glaubwürdig möglich wäre. Wer diese Frage nun bejaht, gesteht Juden eine Sonderrolle zu, die sie persönlich und als Religionsgemeinschaft einnehmen - eine Art "positiver Antisemitismus", für den jemand mit jüdischer Herkunft genau deshalb nicht kritisiert werden darf.

Damit jedoch wäre grundsätzlich auch jede Kritik an Marcel Reich-Ranicki antisemitisch, und Martin Walser ist ja nicht der einzige, der sich kritisch mit Reich-Ranicki befaßte - ganz gut kann ich mich zum Beispiel an einen wenig freundlichen Nachruf auf das "Literarische Quartett" von Wiglaf Droste erinnern, der auch noch ganz im Sprachstil Reich-Ranickis vorgetragen wurde.

Überhaupt könnte man dann wohl niemals einen Roman verfassen, in dem ein Held mit jüdischer Herkunft auch negativ auffällt. Damit wäre dann vermutlich auch jegliche historische Betrachtung des deutsch-jüdischen Verhältnisses unmöglich ...

Ich halte, nachdem ich den Roman zwar noch nicht bis zum Ende gelesen habe, aber doch recht weit gekommen bin, die Antisemitismus-Vorwürfe gegen Martin Walser für nicht gerechtfertigt.

Das Buch ist einfach nur ein handwerklich ziemlich mißratener Versuch, in der Form eines Kriminalromans einen persönlichen Streit literarisch zu verarbeiten. Das ist an sich schon schlechter Stil, aber dennoch durchaus zulässig. Nur schreibt Walser halt auch noch schlecht.

"Ich rief sofort Joost Ritman an und sagte, daß ich sofort zurück nach München müsse. Als ich noch sagen wollte, warum ich sofort zurück müsse, merkte ich, daß das gar nicht so leicht mitzuteilen sei." heißt es da zum Beispiel. Meine Deutschlehrerin hätte mich für solche Formulierungen vermutlich gesteinigt, weil die Wörtchen "sofort" und "müsse" geradezu inflationär gebraucht werden. Und solche handwerklichen Fehler sind häufig zu finden in diesem Roman, bei dem ich eigentlich nie das Gefühl hatte, nun unbedingt weiterlesen zu müssen statt mir den wohlverdienten Schlaf zu gönnen.

Das Buch fesselt den Leser tw_24 einfach nicht, der dagegen zum Beispiel den "Krebsgang" von Günter Grass förmlich verschlungen hat, in dem ja auch ein recht umstrittenes "Tabu-Thema" (Vertreibung, Verbrechen an Deutschen im Zweiten Weltkrieg) behandelt wird. Martin Walser gelingt es einfach nicht, die richtige Spannung zu schaffen, und deshalb ist das Buch in meinen Augen ein Rohrkrepierer, obwohl es sich dank des öffentlichen Rummels möglicherweise doch ganz gut verkaufen wird.

Zitat:
Zitat von LionSpeedy
Wenn man es genauer betrachtet, sind tatsächlich große Teile der Printmedien in jüdischer Hand. Das ist mir eigentlich egal, ausser wenn es, wie hier, zu einseitiger, unfairer Berichterstattung genutzt wird. Spiegel und Friedman haben der jüdischen Sache sicher mehr geschadet als sie die deutsche Bevölkerung 'aufgeklärt' haben.

Wer spricht denn noch von dem Unrecht, dass die Regierung und die Armee Israels permanent anrichtet??? Schön abgelenkt, Bravo Herr Friedman, Herr Spiegel.
LionSpeedy ist zwar schon von uns gegangen, aber solche Verallgemeinerungen halte ich dann doch für wenig angebracht.

Gerade die Diskussion hier - aber auch in den etwas reichweitenstärkeren Medien - zeigt doch, daß es die "jüdische Lobby" nicht gibt - oder schwächer ist, als ihr dies unterstellt wird. Und, nebenbei, wer spricht von dem Unrecht, das religiöse Fanatiker als "Befreiungskampf" rechtfertigen?

Zitat:
Zitat von quentin
Es geht nicht an, das einige Wenige wieder in Deutschland dies zu bestimmen haben, Bücherverbrennung auch nicht, wenn Reich - Ranicki dies in dem Fall gern möchte.
Das hat Marcel Reich-Ranicki doch niemals versucht. Er fand das Buch einfach nur schlecht, gegen eine Veröffentlichung hatte er dagegen ausdrücklich keine Einwände. Der Möchtegern-Zensor heißt Frank Schirrmacher und ist Ressortleiter bei der "Zeitung für Deutschland", die die Reden des Martin Walser immer gern abdruckte, in denen er schon recht seltsame historische Ansichten vertritt, mit denen zumindest ich mich nicht anfreunden kann - doch die haben mit dem Roman, der bei allen Bezügen auf Reich-Ranicki ja doch nur Fiktion ist, nicht viel zu tun.

MfG
tw_24
 
12. June 2002, 15:17   #21
jupp11
 
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@tschubbl

...also ich meine auch, dass man die planmässige Errichtung von Konzentrationslagern zum Zwecke der Ermordung jüdischer Mitbürger und der von hauptsächlich jüdischen Menschen in überfallenen Gebieten, wie sie im Dritten Reich von unseren Vorfahren verübt worden ist, schwerlich gleichsetzten kann mit dem was jetzt im Nahen Osten passiert.

Auch dort ist sicherlich Kritik berechtigt, aber Nazimethoden sind mir dann doch ein unzulässiger Begriff dafür.
 
12. June 2002, 17:42   #22
tschubbl
 
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Die Nazimethoden waren bezogen auf die Ermordung von Zivilisten.Nur in diesem Punkt kann man vergleichen,denn auch die ermordeten Zvilisten,daß hat mit KZ nichts zu tun und ein solcher Vergleich wäre nicht nachvollziehbar und würde hinken.
Ich glaube ,daß es für die KZ der braunen Schergen keinen Vergleich gibt.
 
13. June 2002, 17:56   #23
tw_24
 
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Schockschwerenot! Wieso ernenne ich Marcel Reich-Ranicki zum "Liratur-Papst"?!?! Was ist "Liratur"? Wie auch immer, der Sinn meines Posts (Postings?) wird hoffentlich dennoch verstanden.

Und um bei der Kultur zu bleiben, habe ich mal ein wenig im Archiv gesucht und einen Wiglaf Droste gefunden, der so gar nicht nett mit Marcel Reich-Ranicki umgeht und dennoch lesenswert ist:

Zitat:
Zitat von Wiglaf Droste
Ein Bambi für Reich-Ranicki!

Als Marcel Reich-Ranickis Autobiografie "Mein Leben" erschien, hielten es einige Rezensenten für eine gute Idee, dem Publikum mit ihren Gefühlen lästig zu fallen. Sie hätten, besonders bei Szenen aus dem Ghetto, sehr geweint, teilten die Literaturkritiker mit. Ob diese Gefühle tatsächlich empfunden oder bloß ausgestellt waren, ist dabei nebensächlich: Es hatte etwas Obszönes, wie sich lauter gute Deutsche mit der Selbstverständlichkeit brüsteten, dass ihnen die Ermordung der Juden nicht gleichgültig ist. Seht her!, schienen sie zu krakeelen, wir weinen über die Ermordung von Juden! Sind wir nicht gut? Und vor allem: Kann uns auch jeder dabei sehen?

Was empfinden Leute, die so viel Wert auf die Veröffentlichung ihrer Gefühle legen, bei der Verleihung der "Goldenen Kamera" an Marcel Reich-Ranicki? Finden sie es zum Weinen, zum Lachen oder ganz egal, dass Reich-Ranicki, das HB-Männchen der Literatur, einen Fernsehpreis der Halbalphabetenzeitschrift Hör zu bekommt und annimmt? In der Begründung der Jury heißt es, Reich-Ranicki animiere mit seinem "Literarischen Quartett" das Publikum zum Lesen. Wer ihn und diese Sendung einmal gesehen hat, weiß, was für ein Quatsch das ist.

Reich-Ranicki mag zu allem Möglichem animieren - nur garantiert nicht zum Lesen. Der alten Krawallschachtel beim Herumfuchteln zuzusehen, ist einmal im Jahr ganz lustig; verglichen mit vielen Untoten, aus denen sich der Literaturbetrieb des Landes sonst rekrutiert, hat Reich-Ranicki leidlich unterhalterische Qualitäten. Gemessen am Klischee des fahlen Büchermenschen erscheint er feurig, und dass ihm die Bücher dabei nie halb so wichtig sind wie er selbst, liegt in der Profession des Entertainers begründet. Vor allem animiert Reich-Ranicki zur Parodie - und bleibt den meisten, die sich darin versuchen, insofern voraus, als er noch die monströseste Karikatur seiner Person durch seinen nächsten Auftritt übertrifft. Wie allerdings Eckhard Henscheid als Reich-Ranicki in den 80er-Jahren das Telefonbuch rezensierte - Müllärr? Daß ißt doch kein Name, daß hat doch mit Littärratturr nichtß tßu tun! -, war sehr erhellend, zeigte es doch die Methode Reich-Ranicki: immer vollrohr losgeorgelt und draufgedengelt, bis der masochistische Karasek ganz Pfütze wurde. Davon wiederum fühlen sich Buchhändler animiert, die im "Literarischen Quartett" erwähnten Bücher zu ordern - auch das ist ja keine Sache des Lesens. Nebenbei: Gibt es etwas Unbeleseneres als einen Buchhändler? Die "Goldene Kamera" bekommt Reich-Ranicki nicht allein; unter anderem auch die Kita-Animateure Sabrina Setlur und Echt erhalten das Stehrümchen. Im Gegensatz zu diesen flauen Existenzen ist Reich-Ranicki wirklich ein Popstar - der erste und dienstälteste Popstar der deutschsprachigen Literatur. Und Reich-Ranicki weiß, was ein Popstar sich schuldig ist: Egal wie hoch ihm die Hosenbeine rutschen im Eifer des Gejabbels - nie zeigt er den fiesen Beinfleischstreifen zwischen Hosensaum und Sockenrand vor. Wahrscheinlich trägt er Strümpfe bis zum Skrotum. Für diese professionelle Umsicht muss man ihn bewundern. Um aber mit Reich-Ranicki selbst zu sprechen: Mit Littärattur hat daß nichtß tßu tun.

Quelle: taz, 11.02.2000, s. 20.
Abgesehen davon, daß Kollege Droste zu den Neudeutsch-Recht(s)schreibenden Feinden des "ß" gehört, ist diese Kritik a) sicher gelungen und b) alles andere als entisemitisch, auch wenn es in der taz empörte Leserbriefe gab, die sich aber niemals auf die "Moral-Keule" Antisemitismus bezogen, obwohl das durchaus möglich wäre, wenn man nur richtig (fehl-) interpretiert.

Den Maestro Grass ("Ikea-Schriftsteller") richtet Droste übrigens auch hin; ich zitiere ihn mal ohne eigene Meinung ;-).

Zitat:
Zitat von Wiglaf Droste
Wie die irische Literatur entsteht

Die irische Literatur hat mit aller anderen Literatur gemein, dass sie von Aufschneidern und Prahlhänsen gemacht wird. Gegenüber der deutschen Literatur hat die irische den entscheidenden Vorzug, dass die Aufschneider und Prahlhänse keine Langeweiler sein dürfen. In einem Land, das Jonathan Swift, Oscar Wilde, George Bernard Shaw, Flann O'Brien und Brendan Behan feiert, hätte der Ödling Günter Grass erfreulich wenig Chancen. Grass, das wissen wir von ihm selbst, wurde in Deutschland von Verfolgung und Tod in Gestalt des HB-Männchens Marcel Reich-Ranicki bedroht. Jetzt garantiert der Literaturnobelpreis seinem Träger Günter Grass wenigstens ein Minimum an Schutz. So kann sich der Poseur der Aufklärung auch weiterhin bei literaturkarnevalistischen Festakten als Gewissen der Nation verkleiden und Leute protestantisch anduzen, mit denen er angeblich einmal befreundet war, aber wer will das wissen? "Halt's Maul! Trink deinen Rotwein!", suppt es aus dem Schriftsteller heraus, der sich für interkontinental hoch bedeutsam hält, obwohl es nur zur guten alten Inkontinenz reicht. Am liebsten wäre Grass Präsident von der ganzen Welt. Das Leben des erstaunlich schlicht gestrickten Schnäuzerträgers kann in einem Satz zusammengefasst werden: Das Leben ist ein langer, zäher Redefluss.

In Irland fließt etwas anderes als Altmännerspucke. James Joyce beschrieb die Bewohner Dublins als "die hoffnungsloseste, nutzloseste und widerspruchsvollste Rasse von Scharlatanen, der ich je auf der Insel oder auf dem Kontinent begegnet bin. Der Dubliner verbringt seine Zeit mit Schwatzen und Rundgängen durch die Bars, Schänken und Spelunken, ohne je seine doppelten Quantitäten von Whiskey oder Home Rule satt zu kriegen, und nachts, wenn nichts mehr reingeht und er mit Gift angefüllt ist wie eine Kröte, stolpert er aus einem Nebenausgang und geht, geleitet vom instinktiven Wunsch nach Standhaftigkeit, der geraden Häuserfront entlang und schrubbt seinen Rücken an allen Mauern und Ecken."

Der letzte Teil dieser Liebeserklärung enthält den Schlüssel zur irischen Literatur. Es ist das Rückenschrubben, das den Iren einzigartig macht. Der Ire ist ein Bär und braucht einen Kratzbaum, an dem er sich scheuern kann. Wo immer man ihn trifft, in seiner Wohnung, beim Hunderennen, in der Kneipe, lehnt der Ire an einer Wand, einer Absperrung, einem Zaun, einem Türpfosten und schubbert sich das Kreuz. Iren heiraten, weil es Stellen am Rücken gibt, an denen man sich alleine nicht kratzen kann. Wenn aber die Ehefrau nicht da ist, schrubbt der Ire seinen Rücken notgedrungen solo, an Mauern und Ecken und allem anderen Geeigneten, dessen er habhaft werden kann. Dabei brummt er behaglich und verzieht das Gesicht in genießerischer Verzückung.

Wenn er sich nicht kratzen kann, muss der Ire sublimieren. Dann macht er Musik, die so sehnsuchtsvoll, traurig und beglückend ist, dass man davon weinen muss. Oder er schreibt Literatur, großmäulig, aufschneiderisch, großherzig, überbordend, von keinen Pooka-Geistern verlassen und so fantastisch, dass selbst ein Ikea-Schriftsteller wie Günter Grass davon ans Träumen kommen müsste, wenn er wüsste, was das ist.

Quelle: taz, 08.10.1999, s. 36.
Lesenswert auch eine etwas ältere Reich-Ranicki-Kritik:

Zitat:
Zitat von Wiglaf Droste
Im Bordell "Zum fröhlichen Marcel"

Oft kommt es nicht vor, daß die Bild am Sonntag etwas über die Belange der Literatur und ihrer Kritik mitzuteilen hat. Wenn sich die Sache aber mit Geschrei und Untenrum zusammenschnüren läßt, sind auch die schmierigen Jungs von der Springer-Lohnliste mit von der Partie. "Schriftstellerin bot Sex für eine gute Kritik" hieß entsprechend die Überschrift eines Interviews, das die BamS Ende Juni mit Marcel Reich-Ranicki führte; da klang schon fast alles an, was BamS-Truppe und Reich-Ranicki selbst unter Literarischem Leben subsummieren.

"Hat ein Autor, hat ein Verlag schon einmal versucht, Sie zu bestechen?" fragt die BamS treuherzig; "schon einmal" ist wirklich hochkomisch formuliert. Reich- Ranicki antwortet routiniert: "In einer sehr ungünstigen Besprechung eines Buchs von mir im Spiegel - ganz zu Anfang meiner Laufbahn - stand, ich sei unbestechlich. Das hat die Branche wohl geglaubt. Die Folge ist: Kein Verleger hat versucht, mich zu bestechen." BamS fragt nach: "Ein Schriftsteller?" Reich-Ranicki wählt die Methode "Wenn der Senator erzählt": "Vor vielen Jahren hat eine Romanautorin mich spätabends in sehr unmißverständlicher Weise in ihr Hotelzimmer eingeladen. Ich bin nicht hingegangen, habe auch nichts über ihr Buch geschrieben. Im Gegensatz zu einem Kollegen, der das Angebot angenommen, mit der Frau geschlafen und sich anschließend lobend über ihr Werk geäußert hat."

Wer nun dieser "Kollege" gewesen ist - Hellmuth Karasek? Jürgen Busche? Werner Fuld? Reich-Ranicki unter Pseudonym? - will die BamS nicht wissen, sondern fragt lahm: "Der Name der Dame?" Und Reich-Ranicki freut sich: "Jetzt kommt die Pointe. Ich habe ihren Namen vergessen. Sie spielt also keine Rolle in der Literatur." Da ist nun wirklich alles, alles gelogen; die Geschichte geht vielmehr so, wie sie eine Frankfurter Schriftstellerin erzählt: Daß Reich-Ranicki ihr nach einem Essen launig mitteilte, das Dessert für beide habe er aufs Zimmer bestellt; ihre Ablehnung des Kopulationsbegehrens habe wiederum Reich-Ranicki mit Racheakten in der FAZ quittiert, wo er die Schriftstellerin zuvor, als er sich für seine Avancen noch Chancen ausrechnete, heftig gelobt hatte.

Branchenbekannt ist auch das Reich-Ranickische Renommieren vor versammelten Hotelbarmannschaften, sein großes Geprahle mit tatsächlichen oder erfundenen Bettgeschichten und seine ohne jede Zurückhaltung zur Schau gestellte Begeisterung darüber, daß der Betrieb eben grundkorrupt funktioniert und hie und da tatsächlich auch für einen alten Knacker wie ihn noch sexuelle Früchte abwirft. Gerne begrüßt Reich-Ranicki Literaturbetriebsangehörige, so wird's von eben diesen Literaturbetriebsangehörigen erzählt, mit der Frage: "Wen fickän Ssie dänn gerradä?" Beinahe wollte einem seine legendäre Unterhosenschnüffelei und seine Neugier, die Bettlaken des Betriebs betreffend, schon romanhaft komisch erscheinen. Doch so, wie die Sittenpolizei Schlüpfrigkeit erst produziert, ist Reich-Ranicki der Tugendwächter des Literaturbetriebs: Er, einer der korruptesten von allen, hat die Hohe Moral auf der Pfanne. Und sortiert munter ein und aus, wer zur Chimäre seines Literarischen Lebens gehört, diesem Bordell Zum fröhlichen Marcel.

Quelle: taz, 11.07.1997, s. 20.
Ach ja, die Segnungen digitalisierter Zeitungsarchive ;-) ...

MfG
tw_24
 
13. June 2002, 22:50   #24
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
@tw, tja, wenn man dann noch Zeitungen liest, die nicht von einem Italiener moderiert werden, nehmen wir die SD, ja dann wären wir auch auf die Bücherverbrennung gestossen, wiederholt im 1. Deutschen Fernsehen, wo :confused: im Kommentar.
Das nennt man dann Allgemeinbildung vervollständigen.
Da ich den guten Reich - Ranicki vorher gehört hatte, empfand ich den Vergleich passend.
Schönes Stück Arbeit
_______________

tschubbl hat natürlich recht, wenn er bei der Weigerung der Israelis, die UNO zuzulassen, Massenmord vermutet, ist sein gutes Recht, steht er auch nicht alleine da.

mfg
 
17. June 2002, 07:27   #25
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
Moin,

Sigrid Löffler verteidigt den Schriftsteller
Walser hält Literaturkritik für inhuman

Im Streit um seinen noch unveröffentlichten Roman "Tod eines Kritikers" hat Martin Walser der
Literaturkritik unmenschliche Züge und Machtstreben vorgeworfen. "Die deutsche
Literaturkritik ist inhuman geworden", sagte Walser im baden-württembergischen
Waldshut-Tiengen, wo ihm der alemannische Literaturpreis 2002 verliehen wurde.



Walser rechnet fest mit der Veröffentlichung
Auf die Forderung des Kritikers Marcel Reich-Ranicki, Walsers Roman dürfe nicht gedruckt
werden, reagierte er gelassen. "Dieser Mann ist so an die Machtausübung gewöhnt, dass er
diese Gelegenheit nicht unterlassen kann", sagte Walser. "Wenn der Suhrkamp-Verlag meinen
Roman nicht druckt, dann wird es eben ein anderer Verlag tun." Reich-Ranicki hatte den Verlag
aufgefordert, das auf ihn gemünzte Buch wegen antisemitischer Tendenzen nicht zu
veröffentlichen. Suhrkamp wollte eine Entscheidung frühestens Anfang Juni fällen.

Sigrid Löffler nimmt Walser in Schutz
Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler, im Zorn mit Reich-Ranicki einst aus dem "Literarischen
Quartett" ausgeschieden, nahm Walser gegen den Antisemitismus-Vorwurf in Schutz. Im
Deutschlandradio äußerte sie auch Zweifel daran, dass Schirrmacher aus moralischen Motiven
und ehrlicher Entrüstung handele: "Das Timing verrät ein genaues Kalkül." Mit dieser Kampagne
nun Profit aus der Möllemann-Debatte schlagen zu wollen, sei fahrlässig. "Meinungen von
Figuren sind ein total anderes Feld als die politische Rede zumal in Vorwahlzeiten."

Literarisch ist auch Löffler nicht überzeugt
Auch wenn man literarisch viel gegen den Schlüsselroman einwenden könne, halte sie das Buch
weder für antisemitisch noch für einen Skandal. Die Hauptstoßrichtung des Buches sei gegen
"die Medienfigur, den Medienscharfrichter Ehrl-König gerichtet, gegen diesen Dompteur des
Literaturbetriebs", dessen Vorbild Marcel Reich-Ranicki "übertrieben, überzeichnet und somit
zur Kenntlichkeit entstellt" werde. In einer Satire sei das aber erlaubt.

Suhrkamp sieht keinen Antisemitismus
Suhrkamp-Verlagsleiter Günter Berg nannte den Antisemitismus-Vorwurf gegen Walsers Buch im "Focus" "absurd". Der
Autor selbst erklärte: "Niemals, wirklich niemals hätte ich gedacht, dass es auf diese Weise abgelehnt wird, mit dem
Vorwurf des Antisemitismus. Wenn ich auch nur einen Satz in dieser Richtung hätte wittern können, dann hätte ich ihn
rausgestrichen", versicherte Walser. Sein Roman sei der Versuch, die jahrelange Kritik Reich-Ranickis an ihm zu
verarbeiten. "Wenn ich Hass verspüren würde, dann würde ich Fußball spielen."
______________________

es soll übrigens eine über einen amerikanischen Provider verbreitete Raubkopie geben. Da kann man mal sehen, wie schlecht die Leute sind.
Das neue am Thema, Löffler hat sich gemeldet.

mfg
 
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