14. September 2003, 18:02 | #1 |
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Michael Moore is back...
Fairness ist relativ, wenn Michael Moore eines seiner Bücher veröffentlicht. Nach dem sensationellen, auch gut geplanten Erfolg von »Stupid White Men« beeilte sich der zuständige Piper-Verlag natürlich, Moores Erstlingswerk auf den Markt zu bringen. »Downsize This«, zu deutsch »Querschläger«, ist ein in Amerika bereits 1997 auf den Markt gekommener Hieb in Richtung »krimineller Konzernchefs«. Bereits 1989 hatte der »Sozialarbeiter« mit seiner Filmdoku Roger and me für Furore gesorgt. Darin ging es um den Chairman von General Motors, dem auf diese Weise der soziale Kahlschlag in Moores Heimatstadt Flint, Michigan, vor Augen zu führen.
Seine Wut über diese »Gesundschrumpfung«, die zur Wurzel allen Übels deklariert wird, lässt Moore in diesem Buch ab. Er arbeitet mit unglaublichen Zahlen und Insiderinfos und bezeichnet am Beispiel des Oklahoma-City-Bombers Timothy McVeigh die wahren Terroristen im Lande. Moores Bücher würden nicht so gut ankommen, wäre nicht das kleine Bisschen Realsatire, das immer wieder in seinem Buch auftaucht; da vergleicht er beispielsweise Demokraten und Republikaner in seinem Heimatland bissig mit einem Restaurant, das nur Hüttenkäse und Knabberstangen serviert. Dem Jubel über den Sieg der Demokraten 1992 mit Frontmann Bill Clinton folgt nach Moore die bittere Erkenntnis, dass nach 100 Tagen angekündigter Gesundheitsreform der Präsident immer noch der einzige Mann im Lande war, der die Dienste eines Arztes in Anspruch nehmen konnte. Bills First Lady jedoch, Hillary Clinton, inspiriert den Kampfhund zu einem Liebeslied, das zu einem regelrecht feministischen Manifest ausartet. »Moores Finger liegt auf einer Wunde der Gesellschaft«, schreibt in etwa Amazon.de. Gäbe es den »letzten Rebell Amerikas« (SPIEGEL) nicht, müsste man ihn erfinden. »Wake up, Britain! This is happening here!!!« warnt ein britischer Amazon.com-Kunde seine Landsleute am Ende seiner begeisterten Leserkritik. Durch Moore bekommt Unfairness eine ganz neue Bedeutung – denn sie ist relativ. Teilt man zu allen Seiten unfaire (?) Schläge aus, ist das doch fair, oder? Er scheint anscheinend nichts ernst zu nehmen – und erreicht gerade dadurch seine durchschlagende Wirkung. |
1. October 2003, 13:26 | #2 |
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Jo, hab das Buch schon vor ungefähr einem halben Jahr auf englisch gelesen, konnte aber nicht viel damit anfangen weil es eben sehr konkret um "Typisch Amerikanische" Probleme geht. (Zitate von irgendwelchen lokalen Politikern, lokale Affärchen, irgendwelche Bauprojekte etc. von dem man in Europa natürlich nix mitkriegt - genausowenig wie die Amis etwa mit dem bau das Fussballstadions in München oder ähnlichen lokalen Problemchen)
Soweit ich weiss wurde auch die in deutschland erschienene neuauflage davon nicht überarbeitet also alles auf dem stand von 97... Mit hat "Stupid White Men" besser gefallen, einfach weil's aktueller war und es um "wichtigere" Leute (die man auch in Europa kennt) ging. |