6. February 2002, 07:55 | #1 |
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Achse des Bösen
Wir haben es ja schon immer gewußt, aber wir brauchten unseren lieben Herrn Präsidenten Bush, damit es uns nochmal deutlich gesagt wird, die Welt ist einfach Schei*e! Und deswegen muß ich jetzt mal meinen Frust ablassen.
Nun war es schon immer so und ich denke, es wird auch noch eine lange Zeit so bleiben, daß sich nicht alle Staaten grün sind auf der Welt. Na gut, solange sie sich nicht gleich mit Bomben bewerfen, kann man damit ja noch leben. Doch wenn einer dieser Staaten mal einen gigantischen Höhenflug bekommt, dann sollte er durch andere Staaten gestoppt werden. Wie das funktioniert, hat die Geschichte gezeigt und das wohl bekannteste Beispiel, wenn auch vollkommen mißinterpretiert und jetzt von mir mißbraucht, ist der Irak. Jeder kann sich an die wunderschönen schwarz-grün flackernden Fernsehbilder erinnern, wo man außer ein paar Lichtstreifen nichts erkannt hat, aber irgendwie doch alles ganz spannend war. Nun gut, wie gesagt, kriegt ein Staat ein Höhenkoller, sollten die anderen ihn stoppen. Jetzt sagt unser lieber Herr Präsident Bush, daß die Staaten Irak, Iran und Nordkorea sich ja schon soooooo unendlich lange in einem eben solchen befinden und daß wir doch sofort all unsere überflüssige Bombenlast dort abwerfen sollten, damit die Jungs dort mal wieder auf den Teppich kommen. Nun, schauen wir uns diese Staaten doch mal genauer an: Da haben wir den Irak. Seit zehn Jahren gebeutelt durch die UN-Sanktionen, die Bevölkerung am Hungern und Sterben, Infrastruktur zerstört, Wirtschaftsmacht gleich Null, aber immerhin Ölreserven! (Uups! ) Und dann ist der Iran. Großer Staat, berühmte Geschichte, wirtschaftliches Zentrum der Region, leicht fundamentalistisch angehaucht, aber keine Extremisten. Aufblühendes Ungetüm, das beschlossen hat, den Weg nach Westen zu gehen. Und yuchhu, besitzt auch Ölreserven. (Nanü? ) Zu guter Letzt Nordkorea. Seit 50 Jahren unter stalinistischer Herrschaft, Bevölkerung nahe dem Hungertod, wirtschaftliche Produktion auf Niveau des Mittelalters gesunken, Militär im Zustand der fortschreitenden Zersetzung, keine Ölreserven. Das sind also die Schurkenstaaten dieser Welt, die nichts besseres zu tun haben, als uns alle auszulöschen. Wirklich eine gigantische Gefahr, wir müssen kämpfen gegen diese Staaten, damit wir leben können!!! Oder auch nicht? Was ist denn jetzt nun, wenn dies gar nicht die Schurkenstaaten sind? Was ist denn jetzt nun, wenn diese Staaten gar keinen Höhenflug haben? Kann es vielleicht sein, daß jemand ganz anderes ein Höhenflug hat? Oder will da nur jemand von seinen nicht erreichten Erfolgen ablenken? Betrachten wir das ganze genauer: Amerika wurde von einer terroristischen Organisation äußerst hinterhältig angegriffen. Da besteht kein Zweifel dran. Logischerweise verlangt Amerika Rache und Bestrafung der Drahtzieher. Äußerst verständlich, niemand auf der Welt hegte daran Zweifel, nicht mal die Befürworter der Anschläge (natürlich hegten sie Zweifel an Bestrafung, nicht aber daran, daß Rache folgen würde) Amerika erwacht aus seinem Dornröschenschlaf, macht den Feind im mittelalterlichen Afghanistan aus und schickt seine Bomber. Nur dummerweise hat Amerika dabei vergessen, daß High-Tech Bomber aus 10 Km Höhe immer noch Ameisen am Boden treffen können, wenn sie wissen, daß dort Ameisen sind, nur leider können diese Bomber keine Terroristen aufspüren, die auf Eseln aus dem Land flüchten. Und so geriet der Krieg der mächtigsten Nation der Welt gegen die schwächste Nation der Welt zur Farce. Erreichte Ziele: Null, nada, njet, NICHTS! Nun, die Taliban sind doch weg, mag man da gewissenhaft und voller Stolz argumentieren. Klar weg sind sie, bis die Amerikaner wieder weg sind. Nur weil man ein oder zwei Sandburgen der Taliban kaputt gemacht hat, sind noch lange nicht die Menschen selbst weg. Trotzdem wurde das wichtigste Ziel verfehlt: Die Vernichtung der Al-Quaida. Bin Laden hüpft wohl immer noch fröhlich durch die Gegend, frönt seinem Hobby der Videoaufnahme und befiehlt in der Zwischenzeit den nächsten Schlag. Unser lieber Präsident Bush sieht natürlich auch ein, daß er seinen Erzfeind nicht flachlegen konnte ( ) konnte, aber man weiß natürlich, wohin er geflüchtet ist! Somalia! HALT! STOP! Somalia, erinnert uns das nicht an was? Da war doch was? Ah ja, genau! 1993 Friedensmission der UN ins Somalia. Die ständigen Clankämpfe hatten das Land ruiniert, eine Hungersnot drohte. Die Amerikaner rückten ein, um für Ruhe zu sorgen, verloren einen Helikopter, eine Menge Soldaten und bekamen als dickes Dankeschön noch einen Imageschaden. Will da vielleicht jemand was besser machen oder sich rächen? Nein, vollkommen absurd dieser Gedanke. Ein Schelm, wer sich böses dabei denke. Bin Laden ist doch dort, ganz sicher! Und da wir Deutschen ja keine Schelmen sind, freuen wir uns natürlich, unserem lieben Herrn Präsidenten Bush zu folgen und auch ein bißchen wild in der Weltgeschichte rumzuballern. Heissa! So, das war's. Frust ist raus. Die Welt darf sich jetzt wieder drehen. |
6. February 2002, 09:41 | #2 |
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Wie sagt schon Orwell.. alle Schweine sind gleich nur manche sind gleicher
oder aber Terroranschlag ist nicht gleich Terroranschlag und Vergeltung nicht gleich Vergeltung Nun muss ich zugeben, die Anschlaege vom 11.September waren von ungekannter Groesse und Ausmassen und so war die Reaktion. Wenn in Israel der sovielste Anschlag passiert und unschuldige Menschem zerstuemmelt werden, die Bevoelkerung voller Angst und die Regierung reagiert.. wenn auch nicht immer weise... dann gibt es Fernsehbilder und die Welt regt sich auf.. Wenn der Mini- John- Wayne im weissen Haus seine Sandkastenschlachten von frueher projectiert in die Wirklichkeit, dann gibt es vielleicht den Friedensnobelpreis. |
6. February 2002, 10:01 | #3 |
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Hui, Polemik at it´s best.
Zunächst mal ist bzw. war sicher nicht die Rede davon, das Irak,Iran und Nordkorea nen Höhenflug haben, der gestoppt werden muss. Es ging lediglich darum, das in diesen Ländern Terroristen Unterschlupf gewährt wird, sie dort ihren Aktivitäten geruhsam nachgehen können und somit dem Terrorismus Vorschub geleistet wird. Ob der Ausdruck "Achse des Bösen" so clever gewählt war, lass ich mal dahingestellt. Zum Irak: Sicher ist die wirtschaftliche Situation im Lande alles andere als blühend, aber dies hat sich das irakische Volk nicht zuletzt selbst zuzuschreiben. Wer einen Tyrann hofiert, der zahlt auch die Rechnung. Andere Länder haben bewiesen, das auch ein Machthaber der mit Gewalt reagiert, abgesetzt werden kann. Imho das primäre Ziel der USA, Hussein auszuschalten. Dafür . Den Amis jetzt vorzuwerfen, sie wollten die Staaten, die z.b. über Ölreserven verfügen unterjochen, halte ich für völlig deplaziert. Sicherlich ist das Unterfangen von Bush & Co., den Terrorismus "auszurotten" ein kaum umsetzbarer Plan, aber die Länder, die Terroristen verstecken zu "outen" ist imho schon ein Anfang. Btw, es geht nicht drum, diese Staaten ansich zu bekämpfen, sondern die Strukturen, die Terroristen nen Unterschlupf bieten, auszumerzen. |
6. February 2002, 10:24 | #4 |
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Nun, es ist schön zu sehen, daß es auch noch Opfer der Propaganda gibt. Nur zur Warnung vorweg, es sollte wohl klar sein, daß mein erstes Posting reine Satire war.
Aber nun zu Deinem Posting, Dr. Best: Weder Iran noch Nordkorea sind des Terrorismus verdächtig gemacht worden, noch gibt es irgendwelche Hinweise dafür, daß diese Länder den Terrorismus unterstützen. Es gibt keine völkerrechtlichen Begründungen, noch rationale Gründe, diese beiden Länder anzugreifen. Es wäre ein rein kriegerischer, unprovozierter Akt der USA. Hussein auszuschalten ist, naja, sagen wir mal, sicherheitspolitisch gesehen, kurzsichtig und äußerst naiv. Natürlich ist er nicht gerade ein umgänglicher Zeitgenosse und man muß ihn ständig im Auge behalten, aber andererseits, wen oder was bitte schön soll man denn im Irak installieren? Wenn es keine Alternative gibt, muß man sich mit dem zufrieden geben, was man erreichen kann. Denn was bitte schön würde erreicht, wenn man Saddam Hussein absetzt? Man darf nicht vergessen, daß der Irak ein zutiefst instabiles politisches Gebilde ist, das bisher nur durch starke Führungsmänner stabilisiert werden konnte. Und auch wenn das hier nur wenige Menschen verstehen. Die derzeitige Form des Irak ist ein Garant für den Frieden. Warum? Ganz einfach. Der Irak ist ein Völkergemisch/Glaubensgemisch. Im Norden leben die Kurden, im Süden die Sunniten und dazwischen die Nomadenstämme. Diese divergierenden Kräfte werden durch eine starke Führung zusammengepreßt. Fällt diese Führung weg, fällt auch der Zwang zum Zusammenhalt weg. Folge wäre ein Bürgerkrieg und verstärkte Separationsbewegungen der Kurden, woran niemand ein Interesse hat, insbesondere nicht die Türkei und der Iran, weil beide mit kurdischen Minderheiten kämpfen müssen und sich daraufhin zu Unterdrückungsmaßnahmen genötigt sehen würden. Nebenbei muß man natürlich sehen, daß jeder arabische Staat versuchen wird, Einfluß auf die neuen Machthaber im Irak zu nehmen, um selbst eine gefestigtere Stellung in der arabischen Welt zu bekommen und auf das Öl zugreifen zu können. Die Formel "Hussein weg - alles ist gut" ist zu naiv, so einfach ist Politik nicht. Du sagst es würde nicht um Öl gehen? Unwahrscheinlich. Kurz bevor der Krieg gegen Afghanistan gestartet wurde, sind zweijährige Verhandlungen der Amerikaner mit den Taliban gescheitert, eine Pipeline durch Afghanistan zu bauen, um das Aserbaidschanische Öl aus dem Kaspischen Meer zu den Ozeanen der Welt zu bringen. Alternativ stehen Routen durch Tschetschenien und die Türkei oder durch den Iran (Huch!) an. Bei diesen Ölreserven geht es nicht um kleinere Ölfelder. Die Reserven des Kaspischen Meeres werden ungefähr so groß eingeschätzt wie die Reserven, die sich mal in den arabischen Ländern befanden und sind damit von größter Weltpolitischer Bedeutung. Verständlich, daß die Amerikaner dort ihre Finger im Spiel haben wollen. Daß nun ausgerechnet die Al-Quaida ihr Versteck in Afghanistan gehabt hatte, kam den Amerikanern doch sehr gelegen, denn jetzt steht einem Pipelinebau nichts mehr im Wege. Die Pläne liegen unter anderem bereits in den Schubladen. |
6. February 2002, 10:40 | #5 |
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Schön, das du dich informiert hast
Der von dir als Garant für den Frieden bezeichnete Hussein, war dies in den Augen der Amis tatsächlich auch, wobei die Betohnung auf war liegt.Sie betrieben zwar zunächst nicht ernsthaft den Sturz von Hussein, den sie noch wenige Jahre zuvor selber hofiert und militärisch hochgerüstet haben, sondern wollten jetzt einen militärisch geschwächten irakischen Herrscher, der als Kontrapunkt für das Hegemonialstreben der fundamentalistischen Iraner dienen sollte. In der weiteren Entwicklung des Konfliktes ist allerdings das Interesse der US-Amerikaner an einem Sturz des Despoten gewachsen - möglichst durch die irakische Opposition. |
6. February 2002, 11:28 | #6 |
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Fragt sich nur, durch welche Opposition?
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6. February 2002, 14:36 | #7 | ||
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Zitat:
So long, DEMON |
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6. February 2002, 14:47 | #8 |
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Nachtrag:
Der Iran war 20 Jahre lang DER Unterschlupf für internationale Terroristen und Untergrundaktivisten der arabischen Welt, nu, seit dem "westbestreben" der iranischen Regierung ist es plötzlich nicht mehr so??? Das ist doch ein Traum, oder? Dieses Land hat seine eigene Dynamik und nahezu jedes Dorf hat seine eigenen Gesetze, es ist unübersichtlich und zerklüftet, also nicht einmal die stabilste und stärkste Regierung wäre in der LAge, es zu regieren, es ist und bleibt ein Pool für Fundamentalisten und Aktivisten. Somalia, na ja, ich denke, da haben die Amis noch ne Rechnung offen, wegen der misshandelten Soldaten und so...dem Land geht es ja nu auch nicht besser als ´93. Nordkorea ist der letzte Staat der Erde mit praktiziertem Stalinismus, warum nicht weg? Ich mein, der Stalinismus darf ohne Schwierigkeiten zusammen mit dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus genannt werden, und ich denke, auch wenn nicht viel nach aussen dringt, den Menschen da geht es schlecht. So long, DEMON |
6. February 2002, 15:17 | #9 | |
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Demon, gute Ausführung. |
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6. February 2002, 16:26 | #10 | |
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die frage die ich mir stelle: Wo ist denn dieser Bin Laden jetzt, wie kann man so jemanden nur entkommen lassen und gab es nur die taliban die jetzt auf guantanamo-bay sitzen oder haben die anderen nur schnell genug ihr fähnlein in den richtigen wind gehangen? starbucks |
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9. February 2002, 20:12 | #11 | |
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Klar, das Land ist infrastrukturell noch nicht sehr weit fortgeschritten, trotzdem gehört es ganz klar zu einem Machtmittelpunkt im arabischen Raum und ist in seiner Einstellung nun schon seit zehn Jahren absolut friedlich. In Relativität zu anderen arabischen Staaten natürlich. Wirklich friedlich ist in dieser Region nichts. |
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12. February 2002, 17:59 | #12 |
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Was mir gestern Nacht noch so im Nachhinein aufgefallen ist, daß es doch eine merkwürdige Übereinstimmung in bezug auf diese drei Länder Iran, Irak und Nordkorea gibt. In allen drei Ländern mußten die USA mehr oder weniger empfindliche Niederlagen hinnehmen:
In Nordkorea wurden sie von den Chinesen vertrieben und verloren den Krieg. Im Iran wurden über ein Jahr Geiseln gehalten und die Befreiungsaktion scheiterte kläglich. Und im Irak konnte man das Ziel der Vertreibung Husseins nicht erreichen, wenn es denn überhaupt geplant war. Bush hat aber ganz gezielt Länder wie z.B. Libyen und Sudan gar nicht erst erwähnt, wobei doch gerade Libyen für Terror mehr als bekannt ist. Auch der Libanon sollte nicht vergessen, gilt schließlich auch als Rückzugsgebiet für terroristische Organisationen. Scheint Herrn Bush aber nicht weiter zu interessieren. Für mich ein Grund mehr, daß es gar nicht wirklich um Terrorbekämpfung geht. |