9. December 2005, 10:23 | #1 | |
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Schweine-Journalismus im TV.
... wie weit darf das Fernsehen gehen? Oder anders gefragt: Sind es wirklich nur immer die "bösen" Boulevard-Zeitungen, die sich nicht um die Persönlichkeitsrechte von Menschen kümmern, wenn es um Unfälle oder Familiendramen mit tödlichem Ausgang geht? Und fällt nicht ausgerechnet "SPIEGEL-TV" immer wieder negativ in dieser Hinsicht auf, obwohl der blasierte Herr Aust doch immer so tut, als sein gerade diese Sendereihe Vorbild für "seriösen" Journalismus?
Die folgende Meldung las ich gestern im "Hamburger Abendblatt": Zitat:
Auch die gestern auf VOX ausgestrahlte Reportage, die angeblich die Arbeit Hamburger Feuerwehrleute dokumentieren sollte, war für "SPIEGEL-TV" nur wieder Mittel zu Zweck, um mit den Kameras in die Wohnküchen, Klos und Schlafzimmer von Menschen einzudringen, mit denen es das Leben nicht so gut meint. Und da hilft es dann auch nicht, wenn man das Gesicht einer schreienden psychisch kranken Frau, die sich in ihrem Bett das Leben nehmen wollte, "unkenntlich" macht. Denn wenn man das Wohnhaus und den Hausflur zeigt, wissen zumindest alle Nachbarn Bescheid, um welche Mieterin es sich handelt und lernen dadurch, und zwar bequem in ihren Fernsehsesseln, jetzt auch mal die Wohnung von innen kennen. Oder "SPIEGEL-TV" ergötzt sich Monate lang in einer Serie daran, zusammen mit umstritten-fragwürdigen sogenannten "Sozialhilfe-Detektiven" in die Wohnungen von armen Schweinen einzudringen, denen man dann hinterher ein paar Euro in die Hand drückt, damit sie schriftlich einer Veröffentlichung des intimen Filmmaterials zustimmen. Daß sie bei der Ausstrahlung der Sendung meist einen negativen Eindruck hinterlassen und danach oft Spießruten bei ihren Nachbarn laufen müssen, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich nenne so etwas Schweine-Journalismus und habe überhaupt kein Verständnis für deutsche Richter, die durch ihre Urteile diesen Trend auch noch fördern, weil sie sich anscheinend vor der "Macht" des inzwischen unter Stefan Aust runtergekommenen Hamburger Nachrichtenmagazins fürchten. Gruß Ben |
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9. December 2005, 10:30 | #2 | |
Erde, Wind & Feuer
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Zitat:
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9. December 2005, 10:44 | #3 |
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... kommt immer auf den einzelnen Fall an. Wenn sich einer der angeblich "vielen" Sozialhilfe-Betrüger besonders gut als abgebrühter "Schmarotzer" darstellen läßt – und darum ging es in der Serie vor allem – greift man schon mal tiefer in die Tasche.
Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, daß normalerweise für Leute aus den unteren sozialen Schichten meist schon Beträge zwischen 50 und 200 Euro reichen, um der Zeitung ihre Seele zu verschachern. Mehr müssen wohl auch nicht die Reporter des steinreichen SPIEGEL-Verlag rausrücken. Gruß Ben |
9. December 2005, 10:50 | #4 | |
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Zitat:
Genau dieser Ausdruck passt dafür. Aber ich frage mich genauso, wie Bandwurm, ob die Leute wirklich derart dämlich sind, einer Veröffentlichung zuzustimmen. Manchmal habe ich den Eindruck, insbesondere bei diesen Sozial-Detektiv-Shows oder wenn Leuten der Strom abgeklemmt wird, dass die Filmchen nachgestellt sind. Insbesondere bei nicht öffentlich-rechtlichen Sendern, die mit diesen "Reality-Shows" (Reportagen möchte ich sowas nicht nennen) Geld verdienen, müsste die Rechtsprechung wesentlich mehr auf den Schutz der Privatsphäre Wert legen. Btw: Ist Euch auch aufgefallen, dass die Sozialschmarotzer-Hype, die in den letzen Tagen der Clementschen Amtsführung von den handwerklichen Fehlern seiner Mannschaft und ihm selbst ablenken sollte, keine Rede mehr ist? Müntefering, man kann zu ihm stehen, wie man will, hat jedenfalls damit ein Ende gemacht. Zurecht, wie ich finde. tschao jupp11 |
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9. December 2005, 11:09 | #5 |
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... ja, diese gruseligen "Strom-Abklemm"-Voyeur-"Reportagen" hatte ich ganz vergessen zu erwähnen.
Ich denke nicht, daß bei den Überfällen der "Sozialhilfe-Detektive" die Situation nachgestellt wurde. Die Video-Kameras sind heute sehr klein, und der Kameramann rutscht einfach mit durch die Tür, während der Redakteur erst mal draußen im Flur wartet, bis sich der Mieter beruhigt hat und von den "seriösen" Beamten eingeweiht worden ist. Man nutzt in solchen Fällen einfach das Überraschungsmoment aus. Aber auch das schlechte Gewissen, das viele Leute prägt, die vom Staat abhängig sind und beim Besuch von Behörden-Angestellten erstmal das Zittern bekommen. Manchmal fließt auch gar kein Geld, weil sich die Leute sogar freuen, "ins Fernsehen" zu kommen. Aber genau da setzt die Verantwortungspflicht der Richter ein, die (nicht selten kranke) Menschen auch mal vor sich selbst schützen müssen. Aber für sie ist es wohl wichtiger, die Privatsphäre von Caroline und dem anderen Grimaldi-Gesocks zu schützen. Dabei lebt der Operetten-Staat Monaco doch nur von solchen Veröffentlichungen in den einschlägigen bunten Blättern. Kein Grund also, sie dafür auch noch durch üppige "Schmerzensgeld"-Zahlungen in schon fast perverser Höhe zu entlohnen. Gruß Ben |
9. December 2005, 13:27 | #6 |
Dummschwätzer
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Früher habe ich mich immer gewundert, daß oftmals schon eifrig filmende oder fotografierende Vertreter dieser Kloaken-Journalisten vor Ort waren, als wir eintrafen.
Heute weiß ich längst, daß die Frequenzen von Polizei und Feuerwehr verbotenerweise zwar, aber regelmäßig und intensiv abgehört werden. Kein Problem, denn die Geräte 2- und 4m Bänder arbeiten auf dem technischen Stand von 1970 und früher. Aber eigentlich ist das auch schon überflüssig, denn im Zeitalter der Handys verdienen sich sicherlich einige Kollegen, egal ob Polizei oder Feuerwehr, ein kleines Zubrot durch eine klitzekleine Info an die richtige Quelle. Wenn dann Pressefuzzis mit ihren Kameras urplötzlich genau zwischen uns stehen, dann liegt es oftmals auch an einigen jungen Polizisten, die die Absperrung einnehmen. Einige von denen zucken förmlich zusammen, wenn die auch nur ansatzweise was von Pressefreiheit hören und auf einen Presseausweis schauen. Es ist auch keine Seltenheit, daß einzelnen Einsatzkräften ein kleiner Obulus angeboten wird, wenn "man mal einen kurzen Blick" raufwerfen darf. Ja selbst die Kamera wird einem schonmal angeboten, damit man "freundlicherweise" mal kurz raufhält. Ich hasse Gaffer schon wie die Pest, daher finde ich keine Bzeichnung für diese Schweine-Journalisten, die im Grunde genommen noch viel schlimmer sind. |