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18. May 2005, 20:04   #1
Irata
Junge mit Mundharmonika
 
Registriert seit: October 2002
Ort: Bonn
Beiträge: 1.367
»Sie Anfänger!«

Klaus Kinski war vielleicht der der größte Schauspieler aller Zeiten. Einem breiten Publikum in den 60er Jahren als dämonischer Schurke in Edgar-Wallace-Filmen bekannt geworden, schaffte er sich in den 50ern eine Fan-Gemeinde durch seine kongenialen Interpretationen von Villon-Balladen, erbrachte aber seine reifsten schauspielerischen Leistungen Filmen unter der Regie von Werner Herzog. Bei den Dreharbeiten zu Aguirre, der Zorn Gottes stritten Kinski und Herzog ständig. Einmal lief das Mikrofon weiter.




Kinski: Los, fertig. Kamera. Und wir drehen den Scheißdreck runter.

Kinski: Ich spiel' das jetzt so, wie ich will, und aus.

Herzog: Gut, ja, aber wir müssen natürlich wissen ...

Kinski: Wenn Sie endlich aufhören würden, mir Ihre Hausfrauenanweisungen zu geben. Sorgen Sie dafür, daß alle still sind. Sie sind kein Regisseur. Sie müssen bei mir lernen.

Herzog: Nein, natürlich lerne ich nicht ...

Kinski: Sie sind ein Anfänger! Ein Zwergenregisseur sind Sie, aber nicht ein Regisseur für mich.

Kinski: Beleidigungen, Beleidigungen ... Sie können mich gar nicht mehr beleidigen, als daß Sie mir Regieanweisungen geben.

Herzog: Natürlich gebe ich hier Regieanweisungen.

Kinski: Sie machen das Falscheste, was Sie machen können. Sie benehmen sich so plump und so blöd und müßten eigentlich wissen, daß man mich ganz leicht behandeln kann, indem man nur vorsichtig mit mir umgeht. Sie quatschen und quatschen und quatschen. Und Ihr Gehirn funktioniert nicht.

Frau Herzog: Hören Sie auf!

Kinski: Halten Sie die Klappe. Sie haben hier keine Funktion im Augenblick.

Herzog: Das ist meine Frau.

Kinski: Na, also, das ist privat. Wir unterhalten uns doch über den Film, oder?

Frau Herzog: Wir unterhalten uns darüber, ob mein Mann ein Regisseur ist oder nicht.

Kinski: Mensch, drehen Sie Ihre Scheißkamera. Ich mach' Ihnen irgendwas. Das mache ich aus der linken Hand. Was glauben Sie denn eigentlich?

Kinski: Und bestimmen hier, was ich mache?

Herzog: Natürlich.

Kinski: Aha, da wollen wir mal sehen, wie's weitergeht. Jetzt haben Sie mich genau auf der richtigen Ebene. Wenn man nicht so, so, so begriffsstutzig wäre, dann hätten Sie sich ja die ganzen Dinge nicht geleistet.

Herzog: So.

Kinski: Na, dann drehen Sie doch den Quatsch.

Herzog: Nein, ich möchte erst haben, daß ein bißchen Ruhe wieder da ist.

Kinski: Die größte Frechheit, die jemals jemand gewagt hat in vierzig Jahren, ist, zu mir zu sagen, ich ,überspiele' etwas. Sie sind der allerletzte, der mir das sagen kann.

Herzog: Ich muß ja auch ... Ich beobachte ja auch. Und ich habe eine bestimmte Konzeption ...

Kinski: Also. Kommen Sie. Wir drehen das hier. Ich hab' die Schnauze voll davon. Weil sonst werde ich nämlich nur noch renitent, und das würde also wirklich gefährlich werden.
 
19. May 2005, 09:42   #2
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Zitat:
Zitat von Irata

Klaus Kinski war vielleicht der der größte Schauspieler aller Zeiten.
... nein, das war er ganz sicher nicht *g*. Ich schätze ihn zwar auch, aber vor allem wegen seiner von Dir bereits erwähnten wunderbaren Reziationen der Werke von Villon und Rimbaud, die es zum Glück auch auf Platten gibt ("Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund"). Unvergessen auch seine schrillen "Jesus"-Happenings in großen Sälen, bei denen er oft schon ausrastete, wenn ein Zuschauern nur mal husten mußte ;-)

Aber gerade in den Herzog-Filmen wirkt er durch seine amateurhaft übertriebene Darstellung eher peinlich und regte mich stets zum Lachen an. Das gilt auch und gerade für "Fitzcarraldo", der ohne Kinski mit einem "richtigen" Schauspieler sicherlich ein guter Film geworden wäre. Und vorher hatte ich ihn schon in "Nosferatu" gesehen, wobei sich die Zuschauer - es war ein Studenten-Kino - aufgrund der unfreiwilligen Komik vor Vergnügen auf die Schenkel klopften, dabei sollten sie sich ja eigentlich gruseln *g*.

Im Gegensatz zu wirklich guten deutschen Regisseuren, die in der Welt angesehen sind wie zum Beispiel Volker Schlöndorff, definiert sich Werner Herzog nur noch über Kinski und macht sich dadurch schon seit Jahren zur traurigen Gestalt.

Natürlich führt eine solche hündische Ergebenheit, wie man sie von Herzog in bezug auf Kinski kannte, unweigerlich dazu, nur noch als Lachfigur zu gelten. Denn wer als Regisseur von den Schauspielern nicht als Autorität anerkannt wird, kann gleich einpacken. Aber nicht mal ein Robert De Niro würde sich so albern wie Klaus Kinski zeigen und beim Dreh ständig Streß mit dem Regisseur anfangen. Denn Profis lehnen von vornherein das Angebot ab, wenn ihnen der Produzent, Drehbuch-Autor oder Regisseur nicht zusagt.

Aber Kinski war ja auch kein "Profi". Er hat sich immer nur selbst inszeniert, was bei den ollen Wallace-Filmen ja auch gut ankam. Als "Hauptdarsteller" mußte er aber immer einen Dummen suchen, den er dann in Werner Herzog auch tatsächlich fand ;-)

Gruß Ben
 
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