14. June 2002, 20:46 | #1 | |
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Tabus, die keine sind...
@tw_24
Nun hat Habermas der Sache einen grundsätzlichen Aspekt abgewonnen, der imho einen Extra Tread rechtfertigt. Ob aber in Politik oder Philosophie, weiss ich nicht so genau. Wenn Du ihn allerdings irgendwo anders plazieren oder angliedern willst, habe ich natürlich nix dagegen. ------------------------------- Zitat:
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14. June 2002, 22:31 | #2 |
Beiträge: n/a
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Um die Ausgewogenheit der politischen Richtungen zu gewährleisten,sollten wir noch etwas warten,bis die nächsten Ansichten durchgekaut werden und diesem Artikel gegenüber zu stellen.Da wir in Deutschland genügend Leute haben,die der Meinung sind,daß sie was zum Sagen haben,dürfte dieser Beitrag ziemlich groß werden.
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14. June 2002, 23:36 | #3 |
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
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Da wir in Deutschland genügend Leute haben,die
der Meinung sind,daß sie was zum Sagen haben,dürfte dieser Beitrag ziemlich groß werden. ______________________________ wenn wir die nicht hätten, könnten wir das Board zumachen und nicht nur wir. Schön, dass du dir ein gutes Blatt gegönnt hast Der Journalist wurde wohl nach Zeilen bezahlt. Könnte man nicht einfach sagen, Schluss mit den Dogmen im Denken? Schlimm ist doch, dass die Zeitungen anfangen, sich bei diesem Thema selbst zu zensieren. Solltest du deine Meinung nach Medien bilden, anstatt die Medien lediglich als Informator zu benutzen, ist hierbei nur eine Meinung möglich. Jede Abweichung davon wird jedes Mal auf einen Begriff pervertiert. Eine philosophische Betrachtung halte ich der Ehre für zuviel. Für wichtig halte ich, das auch unverdächtigen Personen langsam aber sicher aufgeht, was wirklich vom Zentralrat losgetreten wurde. Der ursprüngliche Satz, die Verurteilung Sharons, ist doch in der anschließenden Schlammschlacht einfach untergegangen. Wer so gejagt wurde wie Möllemann, der ja mit dem Kommentieren nicht mehr nachkam, muss Fehler machen, die ihm dann wieder genüsslich vorgehalten wurden. Ausgelöst von den provokanten Äußerungen konnte man auf die nächsten Fehler warten, um sie sodann wieder in gleicher Manier auszuwalzen. Selbst der politische Habitus war dann nicht zu schade um angeführt zu werden. Man sieht, dass man sich im Kreis dreht, die genormte Denkschablone darf und wird nicht durchbrochen. In der Bevölkerung könnte das anders aussehen. mfg |
17. June 2002, 17:38 | #4 | |
Registriert seit: May 2002
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Zitat:
Die Süddeutsche mußte den Aufsatz wohl bringen, um sich vom (unausgesprochenen) Vorwurf reinwaschen zu können, sie sei im erfreulich unaufgeregten Umgang mit Martin Walser zu zurückhaltend gewesen, da sie sich nicht der allgemeinen medialen Empörung über den "Tod eines Kritikers" angeschlossen hatte, sondern einfach nur eine sachliche Literaturkritik betrieb. Denn genau das rückte die Süddeutsche wohl in manchen Augen in die Nähe solcher "Organe wie die Junge Freiheit", die vom Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen mit schöner Regelmäßigkeit als "rechtsextrem" bezeichnet wird, was sich dann auch bis hinein in die "bürgerlichen" Medien auswirkt, die solchen Unsinn einfach übernehmen ohne daß ihre Redakteure auch nur eine Ausgabe der Jungen Freiheit jemals selbst gelesen haben dürften. Vom Aufsatz des Jürgen Habermas halte ich allerdings wenig und ihn eigentlich auch kaum für erwähnenswert. Wenn er "die heute verbreitete Verurteilung des Antisemitismus" nicht als "Ausdruck einer blinden, affektstabilisierten Abwehrhaltung" definiert, sondern als "das Ergebnis von kollektiven Lernprozessen", liegt er rein semantisch betrachtet sicher richtig. Das Ergebnis dieser "kollektiven Lernprozesse[n]" könne kein Tabu sein, denn dieser Begriff sei Ausdruck "für den scheuen, meist ritualisierten Umgang mit 'heiligen' Objekten", habe also mit Lernprozessen wenig gemeinsam. "Das von Tabus umstellte Heilige schien für die Stammesangehörigen attraktiv und abschreckend zugleich zu sein - Terror und Bezauberung in einem." In dieser Diktion sind Tabu und Tabubruch also nicht Ausdruck von Vernunft bzw. Unvernunft, nicht das Ergebnis von Lern- und Denkprozessen, sondern etwas Unbewußtes, Gefühltes, Aberglaube, Mystisches - also in gewissem Sinn Unsinn. Dagegen lobpreist er den Lernprozeß, dessen Folge "die heute verbreitete Verurteilung des Antisemitismus" ist. (Was freilich die Frage aufwirft, ob Antisemitismus quasi angeboren sein könnte und damit "natürlich" oder gar "menschlich" ...) "Die Überwindung von Ethnozentrismus und Xenophobie bedeutet immer einen Einstellungswandel, der sich unter günstigen Umständen, auch aus moralischer Einsicht, gegen anfängliche Gefühlsreaktionen durchsetzen kann. Nehmen wir einmal an, dass sich mit einem solchen Wandel der Gesinnung eine besondere Sensibilität gegenüber den Opfern eines vergangenen Exzesses und gegenüber deren Nachkommen tatsächlich verbindet, vielleicht das Bewusstsein spezieller Pflichten, jedenfalls die Rücksichtnahme auf historisch begründete Verletzbarkeiten. Ist diese Scheu dann etwas so Opakes, dass sie einer Tabuisierung zugeschrieben werden kann? Ist sie eine neurotisch erzeugte affektive Hemmung, eine Verklemmung, gar Symptom eines Verhängnisses? Sie ist das transparente Ergebnis einer Reflexion auf das, was für die Wiederherstellung unserer Selbstachtung und eines zivilisierten Zusammenlebens unabdingbar war." "Die semantische Verwirrung wird dadurch gesteigert, dass der Begriff 'Tabu' auf das Phänomen einsichtig erworbener Formen zivilen Umgangs [..] nicht passt." meint Habermaß und erklärt damit den "Tabubrecher" zum Trottel, der beim "kollektiven Lernprozeß" wohl in der letzten Bankreihe saß und den Unterricht verschlafen hat. Aber schlimmer noch, der "Tabubruch" ist für Habermas nicht nur Zeichen unzivilisierter Zurückgebliebenheit, er ist offenbar auch noch eine Gefahr für den zivilisierten Fortschritt: "Nehmen wir einmal an, dass sich mit einem solchen Wandel der Gesinnung eine besondere Sensibilität gegenüber den Opfern eines vergangenen Exzesses und gegenüber deren Nachkommen tatsächlich verbindet, vielleicht das Bewusstsein spezieller Pflichten, jedenfalls die Rücksichtnahme auf historisch begründete Verletzbarkeiten. Ist diese Scheu dann etwas so Opakes, dass sie einer Tabuisierung zugeschrieben werden kann? Ist sie eine neurotisch erzeugte affektive Hemmung, eine Verklemmung, gar Symptom eines Verhängnisses? Sie ist das transparente Ergebnis einer Reflexion auf das, was für die Wiederherstellung unserer Selbstachtung und eines zivilisierten Zusammenlebens unabdingbar war. Wer die Errungenschaft eines solchen Zuwachses an liberaler Gesinnung zur Folge eines Tabus erklärt, das es abzuschütteln gilt, will Regression unter dem Deckmantel einer augenzwinkernd in Anspruch genommenen Emanzipation." Mit dieser totalitären Logik erledigt Habermas im Grunde jede Kritik an bestehenden und vom Kritisierten als gut empfundenen bzw. akzeptierten Umständen als Regressionsversuch, der sich in diesem Bild dann allein schon durch seine unterstellte Rückwärtsgewandtheit deklassieren würde. Damit schafft Habermas Kritik als solche ab - und das ist nun so gar nicht Ausdruck eines Lernprozesses, sondern einfach nur totalitärer Dogmatismus, den man, würde man es darauf anlegen, sogar als Ausdruck antisemitischer Ressentiments von Jürgen Habermas anprangern könnte. Indem er Kritik nahezu pauschal abqualifiziert als unzivilisiert, bedient er sich eines Vorurteils des klassischen Antisemitismus, der Kritik als typisch jüdisch ablehnte ... Und prompt sitzt Jürgen Habermas in der selbstgestellten Falle, aus der er auch mit Ablenkungsmanövern wie dem Herumreiten auf dem Begriff politcal correctness nicht herauskommt. Aber, wie gesagt, ich halte seinen kleinen Aufsatz nicht gerade für ein Meisterwerk ... MfG tw_24 |
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17. June 2002, 18:02 | #5 |
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Habermann ist keiner, mit dem ich mich auseinander setzen würde.
@tw, es handelt sich um eine von einem Journalisten vorgenommenen Interpretation. Weder ist die Grundlage komplett bekannt, noch die sehr wichtige Umgebung, in der die Aussage getätigt wurde. Ich glaube kaum an eine Rechtfertigung, die Zeit hat gleich geurteilt und unter Kultur hättest du einen Aufsatz von Löffler lesen können, die ja da mal Kritikerin war. Schnür es zusammen und du merkst, du hast ihm zuviel Aufmerksamkeit gegeben. mfg |
17. June 2002, 18:08 | #6 | |||
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MfG tw_24 |
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17. June 2002, 18:58 | #7 |
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@tw, in einem muss ich Reich - Ranicki recht geben. Preise sind in Deutschland inflationär und wer einen hat, bekommt den Nächsten, unabhängig von den Verdiensten
mfg |