24. August 2005, 02:48 | #1 | |
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"Jurassic Park" wird also doch bald Wirklichkeit?
... nicht erst seit Werner Heisenberg, dem todunglücklichen "Vater" der Atombombe, wissen wir, daß man Forschung sowieso nicht "verbieten" kann. Die Menschen wollen immer mehr wissen. Das ist schon seit Millionen Jahren so und kann auch in Zukunft durch kein Gesetz auf dieser Welt gestoppt werden.
Allenfalls können wir verzögern, was wir für gefährlich halten. Das betrifft zur Zeit vor allem die umstrittene Stammzellen-Forschung und eben das, was durch den Begriff "Klonen" seit einigen Jahren auch im Volksmund bekannt geworden ist. Und alles, was damit zusammenhängt, hatte bisher einen eher negativen Beigeschmack. Denn sowohl das allererste Klon-Schaf "Dolly" wie auch die weiteren Versuche, lebende tierische 1:1-Duplikate zu erzeugen, scheiterten meist daran, daß die künstlich erzeugten Labor-Wesen zu kränklich und nicht genug widerstandsfähig waren und auch keinen eigenen Nachwuchs auf die Welt bringen konnten. Das allles sollten wir ab jetzt vielleicht mit anderen Augen betrachten. Denn: Zitat:
Vor allem, wenn man dann auch noch das in der Meldung liest: "Institutspräsident Ron Forman sprach von einem Durchbruch, der ein "enormes Potential" in sich berge, um vom Aussterben bedrohte Arten zu retten. Auch Experimente wie im Roman "Jurassic Park", in dem ausgestorbene Tiere zum Leben erweckt wurden, halten die Experten grundsätzlich für möglich." Da wird sich Steven Spielberg sicherlich freuen. Vor allem Michael Crichton, der nicht nur den genialen Roman und das Drehbuch zu "Jurassic Park" geschrieben hat, sondern auch bei seinen anderen erfolgreichen Büchern der Zeit oft weit voraus war: http://www.crichton-official.com/jp/ Was meint Ihr? Werden wir es noch erleben, daß wir einen jungen Auerochsen, ein Mammut oder einen Saurier streicheln können? Und vor allem: Wollen wir das überhaupt? Und: Welche Vorteile hätten wir dadurch? Trotz aller berechtigten Bendenken meine ich, daß wir die Fortschritte im Bereich der Gentechnik und die Stammzellenforschung generell nicht pauschal verteufeln sollten, ohne sich auch mit der wichtigen Frage zu befassen, ob diese bis jetzt noch zu recht umstrittenen Experimente vielleicht die einzige Chance darstellen, daß der Mensch überhaupt die nächsten 500 oder 1000 Jahre überlebt. Gruß Ben |
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27. August 2005, 23:44 | #2 |
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Jurassic Park wäre wirklich kein Problem mehr. Ich weiß nicht, ob dazu - wie im Film - das Blut im Bernstein-Moskito reichen würde, allerdings haben Forscher diesen März ja auch etwas anderes entdeckt: Die Weichteile des T-Rex. In den Überresten eines 70 Millionen Jahre alten Viehs entdeckten sie "weiches, dehnbares Material", aus dem sich noch Zellen und Blutgefäße extrahieren lassen konnten.
Ehrlich, auf eine kindliche Art würde es mich schon reizen, mal ein Tier zu streicheln, das es seit hunderttausend Jahren nicht mehr gibt. Als ich kleiner war, hatte ich diese Prähistorische-Säugetiere-Phase. So ein Mammut wäre was feines und von diesen riesigen Faultieren aus Südamerika war ich ungeheuer beeindruckt. Und vor allem: Könnte man nicht auch durch die Gentechnik ganz neue Arten erschaffen? Es gibt ja bereits Vorbereitungen für Bäume, die möglichst blatt- und astlos sind, damit sie sich gut zu Papier weiterverarbeiten lassen. Oder Bäume, die z.B., ins Feld gepflanzt, den Weizen besser wachsen machen. Ob ich das noch erleben werde? Hoffentlich. Hoffentlich lebe ich aber nicht so lange, dass ich eventuelle Konsequenzen zu spüren bekomme. Ciao, Maggi |
2. September 2005, 20:23 | #3 |
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Die Gentechnik ist schon ein verfluchter Segen und tatsächlich ist der Vergleich zu einer Atombombe nicht weit her geholt, denn auch die enstand ja ursprünglich aus dem Versuch der Kernspaltung.
Tatsächlich habe ich mir auch am Ende des Films Gedanken gemacht, ob die Aussage mit dem eingeschlossenen Insekt so unwahrscheinlich ist. Vielleicht machen wir uns sogar Gedanken was wäre wenn, über eine Sache, die schon längst existent ist. Bis auf einen Erfolg der Wissenschaft und der befriedigten Neugier, sehe ich keinen wirklichen Nutzen in der Wiedererschaffung von Sauriern. Davon mal abgesehen, kommt man irgendwann automatisch auf den Menschen und auch da gab es schon so einige, bei denen es sich "lohnen" würde, sie immer und immer wieder auferstehen zu lassen. [Ironie] Wofür soll man noch dummes oder krankes Leben auf der Welt akzeptieren, wenn man doch die Perfektion erschaffen kann? [Ende] Insofern verstehe ich Maggis letzte Aussage, denn wer von uns kann verneinen, dass er doch irgendwie neugierig ist, wie es wäre wenn... Nur, wer vermag die Folgen zu erkennen und Einhalt zu gewähren, wenn es ausufert? Gibt es überhaupt noch ein Zurück, wenn Leben nicht mehr natürlich entstehen durfte und die Fortpflanzungsorgane verkümmern? Gab es jemals ein Rückschritt vom Fortschritt? |
6. December 2010, 22:01 | #4 |
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„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“
(Hans Jonas) Ich bin der Ansicht, dass die Menschheit sehr wohl Verantwortung übernehmen muss für ihr Tun. Mal angenommen, es gelänge, einen Menschen nach "Bestellung" zu "entwerfen" und beliebig oft zu klonen. Einige Folgen sind nicht schwer auszudenken, z.B.: 1. Würde dies einen extremen Eingriff in die Zufallswirkungen der Evolution bedeuten. Mutation und Selektion wie auch die anderen Evolutionsfaktoren werden ausgeschaltet. Das bedeutet, dass auf lange Sicht so etwas wie ein "Einheitsmensch" entsteht. Genies wie Albert Einstein oder Newton, aber auch Ausnahmetalente in z.B. der Musik, sind dann eher ausgeschlossen. Es wäre ja "vorprogrammiert". Von einer natürlichen Evolution kann da keine Rede mehr sein. 2. Gäbe es den "perfekten" Menschen, würde das sämtliches Streben nach Weiterentwicklung in allen Bereiche ad absurdum führen. So etwas wie ausgefallene Musik, tiefgehende Kunstwerke, Gedichte, selbst das simpelste Hobby, verlöre seinen Sinn. Der Individualismus wäre ausgeschaltet. Der Funktionalismus wäre auf seinem nächsten Hoch, also jeder täte nur, für was er "geschaffen" wurde. Ein ziemlich armseliges Leben wäre das. 3. Die Möglichkeit, bestimmte Menschen zu Arbeitsmenschen, andere zu Herrscher- oder Forschermenschen zu "züchten", wäre höchst gefährlich. Der Sklavenarbeit wären Tür und Tor geöffnet. Wenn es möglich wäre, menschliches Leben nach Bedarf zu züchten, wie niedrig wäre die Hemmschwelle, menschliche Organspender zu züchten? 4. Wer entschiede, welches Erbmaterial verwendet würde? Welches Erbmaterial dürfte existieren, welches nicht? Man stelle sich einen Diktator wie Adolf Hitler vor, der eine Klonarmee seiner selbst erstellt. 5. Der Mensch, der ein soziales Wesen ist, wäre auf seinen Funktionalismus reduziert. Emotionen wären hinderlich und könnten eventuell ausgeschaltet werden. So zum Beispiel auch die oben oft genannte kindliche, aber auch wissenschaftliche Neugier. Zum einen wäre dieser Zustand für einen Menschen höchst unbefriedigend, einsam und sinnentleert. Zum anderen könnte im schlechten Fall möglicherweise eine neue Art, der absolut rationalisierte Mensch, entstehen. Dieser widerum wäre im schlimmsten Fall in der Lage, aus rationalen Gründen, die jetztige Art Mensch auszuschalten und sich selbst zu reproduzieren. Diese Gefahr lauert allerdings auch in der Technik. Schon jetzt können sich Computer und Roboter teilweise selbst reparieren, der nächste Schritt wäre die eigene Reproduktion künstlicher Intelligenz. Diese wäre dann unter Umständen ihrer eigenen Evolution unterworfen und hätte vermutlich die Möglichkeit, eine immer höhrere Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Der Mensch wäre da schon fast überflüssig. Außerdem sprechen gegen das aktuelle Umgehen mit Forschung einige Argumente: I. Forschung ist höchst undemokratisch. Ein winzig kleiner Teil der Menschheit forscht hinter verschlossenen Türen, zum Teil finanziert durch die Gesellschaft (mit Steuergeldern), und stellt die Welt dann vor vollendete Tatsachen. Keiner wurde gefragt, ob die Atombombe entwickelt werden sollte. Die gesamte Menschheit leidet aber letztlich unter der Gefahr. Statt daraus zu lernen, entwickelt die Wissenschaft immer neue Konzepte, die allesamt geeignet sind, die Menschheit auf Dauer in ihrer Existenz zu gefährden. Von einem Volksentscheid (am Besten auf internationaler Basis) was gemacht werden darf und was nicht, keine Spur. Die Kosten und die Folgen tragen aber alle. II. Das Argument, Wohltäter der Menschheit zu sein, kann negiert werden. Natürlich bringt und die Forschung tagtäglich viel Gutes, das ist nicht abzustreiten. Auch ich möchte nicht auf Medikamente und allerlei andere technische Errungenschaften verzichten müssen. Doch stellt sich die Frage, ab welchem Punkt sich der positive Effekt umkehrt. Nehmen wir das Beispiel Überbevölkerung. Die Genforschung verspricht, die immer weiter wachsende Erdbevölkerung mit genveränderter Nahrung ernähren zu können. Damit wird das Problem jedoch nicht gelöst. Es wird entweder zeitlich nach hinten verschoben, bis die Erdbevölkerung erneut eine Zahl erreicht hat, die auch mit genveränderter Nahrung nicht ernährt werden kann. Das bedeutet, die Kapazitätsgrenze würde nur leicht angehoben - aber keinesfalls aufgehoben. Eher würden andere limitierende Faktoren, wie zum Beispiel Mangel an geeignetem Lebensraum, Wasserknappheit, Energieprobleme, Krankheiten und Seuchen, etc.pp. in den Vordergrund rutschen. - Das Argument, der Mensch stamme aus der Natur, und was aus der Natur stamme, könne nicht gegen sie sein, ist absurd. Man denke nur an Umweltverschmutzungen, Ressourcenausbeutung, Klimawandel / Regenwaldabholzung, Vergiftung / Verstrahlung ganzer Regionen, Ausgerottete Tierarten / Überfischung, etc. pp. Ich könnte noch eine ganze Weile so weiter machen, doch reicht das, denke ich. Es stellt sich die Frage, ob Forschung tatsächlich zum Wohle der Menschheit geschieht, oder ob man nicht den Ast absägt, auf dem man sitzt. Was gemacht werden soll, und was nicht, darf auf keinen Fall länger hinter verschlossenen Türen entschieden werden, sondern muss von allen Menschen entschieden werden. Es betrifft schließlich auch alle. Und so kann man nur hoffen, dass die Menschheit, inklusive ihrer Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Fortschung, sich nicht mit kurzfristigen Möglichkeiten der Forschung, sondern mit langfristigen Auswirkungen VERANTWORTUNGSVOLL auseinandersetzt. Denn selbst wenn versucht wird, jegliche Moral durch die Wissenschaft zu entfernen, bleiben die Gefahren bestehen. Auch wenn es heutzutage zum "guten Ton" gehört, weniger moralisch als (schein-) rational zu handeln und mit Halbwissen experimentiert, hat jeder Mensch die Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass auch zukünftige Generationen noch ein echtes Menschendasein führen können. Die "Nach uns die Sintflut"-Mentalität ist hochgradig egoistisch, im Übrigen ist sie kontraproduktiv (und ganz nebenbei aus meiner subjektiven Sicht hochgradig unausstehlich und geradezu widerlich, weil unmenschlich). Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, und ich toleriere auch andere Ansichten. Die Argumente, wie z.B. "Neugier" oder Niedermachen der Religionen, einen möglichen Vorteil (mit unabsehbaren Nachteilen), usw., vermögen es jedoch nicht, mich zu überzeugen. Eher komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die Menschheit an einem Punkt angelangt ist, an dem es nicht immer richtig ist, alles zu tun, was möglich ist. |