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19. July 2002, 09:41   #1
Gameplay-Guru
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Jedem Land seinen kleinen Krieg ?

Die Insel Perjil liegt ca. 200 Meter vom Marokkanischen Festland entfernt. Sie ist quasi ein unbewohnter Felsen im Meer. Es gibt auf der Insel eigentlich nichts von besonderem Interesse. Und doch, jedes Land, daß etwas auf sich hält, muß wohl ab und an mit dem Säbel rasseln. Sind den eigentlich alle verrückt geworden ?

Der Status der Insel Perjil ist seit dem Ende der Kolonialherrschaft unklar, beide Staaten erheben Anspruch darauf. Faktisch gehört die Insel seit 1668 zu Spanien, Marokko rechnet sie jedoch zu seinem Territorium, da sie in seinem Hoheitsgewässer liegt. Seit 40 Jahren ist die Insel, die etwa die Größe eines Fußballfeldes hat, unbewohnt

Aznar fordert Rückzug Marokkos

Verstärkte Militärpräsenz Spaniens soll Druck erhöhen
Der spanische Ministerpräsident José María Aznar hat sich am Montag erstmals öffentlich zu der Krise mit Marokko um die Mittelmeer-Insel Perejil geäußert. "Wir lassen uns nicht vor vollendete Tatsachen stellen", warnte er in der Debatte zur Lage der Nation im Parlament in Madrid. Marokko müsse seine Soldaten von dem Eiland abziehen und damit den "Status quo" wiederherstellen.
Die Besetzung schade den bilateralen Beziehungen, sagte Aznar. Spanien unternehme alle diplomatischen Bemühungen, um die Krise zu lösen und das "internationale Recht" wiederherzustellen. Aznar erinnerte zudem daran, dass Spanien ein wichtiger Handelspartner für Marokko ist.
Spanien verstärkte unterdessen seine Militärpräsenz vor der marokkanischen Mittelmeerküste. Nach der mit Boden-Luft-Raketen bestückten Fregatte "Navarra" traf auch die baugleiche "Numancia" im Hafen der spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta ein. Zudem sei eine dritte Fregatte, die "Baleares", in die Meerenge von Gibraltar entsandt worden, berichtete die Presse. Damit solle der Druck auf Marokko erhöht werden. Vom Hafen der Exklave Melilla liefen am Montag zudem zwei spanische Korvetten zu Manövern vor der Küste des nordafrikanischen Landes aus.
Der marokkanische Außenminister Mohammed Benaissa kritisierte die bisherigen Reaktionen Spaniens und der Europäischen Union als "völlig überzogen". Der Konflikt könne nur durch einen Dialog gelöst werden. Mit der Besetzung der in Marokko "Leila" genannten Insel habe sein Land schließlich nicht Spanien überfallen. Die EU hatte die Regierung in Rabat am Sonntag aufgefordert, ihre Truppen unverzüglich von dem Felseneiland abzuziehen.
Zu Ministerpräsident José María Aznars Aufforderung hat sich Marokko noch nicht geäußert.
Die spanische Außenministerin Ana Palacio warnte Marokko am Montag davor, angesichts der Krise um Perejil eine Debatte über die Exklaven Ceuta und Melilla zu entfachen. Beide Besitzungen gehören seit 500 Jahren zu Spanien. Rabat fordert seit jeher die Rückgabe der beiden Städte mit zusammen rund 130.000 Einwohnern. "Da gibt es nichts zu diskutieren", sagte Palacio im staatlichen Rundfunk.
Marokkanische Soldaten waren am vergangenen Donnerstag auf Perejil gelandet und hatten die Flagge ihres Landes gehisst. Die von beiden Ländern beanspruchte Insel liegt 200 Meter vor der Küste in marokkanischen Hoheitsgewässern.
(N24.de, dpa)


1 : 0 für Spanien im Inselduell

Elitesoldaten stürmen Insel und nehmen Marokkaner gefangen
Im Streit um die winzige Mittelmeerinsel Perejil hat Spanien der marokkanischen Besetzung ein gewaltsames Ende gesetzt: Wie ein Regierungssprecher in Madrid am Mittwoch mitteilte, vertrieb die spanische Armee die seit sechs Tagen auf der Insel stationierten marokkanischen Soldaten. Bei dem Einsatz sei niemand verletzt worden. In einer Regierungserklärung hieß es, Madrid habe sich zu dem Schritt "gezwungen" gesehen. Die UNO und die internationalen Verbündeten seien vorab über die Militäraktion informiert worden. Spanien wünsche, seine "freundschaftlichen" Beziehungen und die Zusammenarbeit mit Marokko fortzuführen. Hierzu sei es zur Aufnahme von Verhandlungen bereit.
Bei der Intervention sind nach unbestätigten Fernsehberichtensechs marokkanische Soldaten gefangen genommen und an ihr Landzurückgegeben worden. Landetruppen einer Eliteeinheit hätten das Felseneiland im Morgengrauen erstürmt. Auch Kampfflugzeuge vom Typ F-18 seien beteiligt gewesen. Spanien hatte sechs Kriegsschiffe in dasGebiet vor der marokkanischen Küste entsandt.
Am Dienstag hatte Spanien seinen Botschafter aus Rabat abberufen. Zur Begründung hieß es, Spanien habe auf eine Protestnote "keine zufrieden stellende Antwort" aus Rabat erhalten. Spanien hatte den unverzüglichen Abzug des kleinen marokkanischen Trupps gefordert. Diese Forderung wurde von der EU unterstützt, die sich mit Spanien solidarisch erklärte.
Die Krise hatte am vergangenen Donnerstag begonnen, nachdem rund ein Dutzend marokkanische Soldaten auf der unbewohnten Insel Perejil ("Petersilie") gelandet waren. Nach offiziellen Angaben aus Rabat sollten die Soldaten gegen den Terrorismus kämpfen sowie illegale Einwanderer auf ihrem Weg nach Europa stoppen. Als Rabat der Forderung Spaniens sofortigem Abzug nicht nachkam, entsandte Madrid mehrere Marineschiffe in die Nähe des Eilands.
Perejil liegt nur 200 Meter vom marokkanischen Festland entfernt bei Tanger. Der Status des Eilands ist seit dem Ende der Kolonialherrschaft unklar. Offiziell gehört die Insel zu keiner spanischen Verwaltungseinheit, doch war dort in den 60er Jahren die spanische Marine stationiert. Marokko rechnet die Insel zu seinem Territorium, da sie in seinem Hoheitsgewässer liegt. Nach Ansicht Spaniens soll der seit mehr als 40 Jahren bestehende Status Quo beibehalten werden, wonach weder Madrid noch Rabat die 13,5 Hektar kleine Insel besetzen.
(N24.de, dpa, afp)

Spanien lehnt UN-Vermittlung ab

Keine Lösung im Inselstreit in Sicht
In der Krise zwischen Spanien und Marokko um die Mittelmeer-Insel Perejil ist trotz internationaler Appelle zur Mäßigung keine rasche Lösung in Sicht. Einen Tag nach der gewaltsamen Einnahme des Eilands durch das spanische Militär lehnte die Regierung in Madrid eine internationale Vermittlung in dem Konflikt ab. "Dies scheint mir ein wenig absurd. Wir brauchen keine Vermittler, sondern gesunden Menschenverstand und politischen Willen", sagte Außenministerin Ana Palacio am Donnerstag zu einem entsprechenden Angebot von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Der Disput müsse bilateral beigelegt werden.
Ministerpräsident José María Aznar bekräftigte den Willen seines Landes, sich von dem Eiland wieder zurückzuziehen. Marokko müsse aber zulassen, dass der alte Zustand wiederhergestellt werde. Dies bedeutet, dass keines der beiden Länder den Felsen dauerhaft militärisch besetzen darf. Er habe die Anweisung gegeben, entsprechende Kontakte mit den marokkanischen Behörden aufzunehmen, ergänzte Aznar. "Kein anderes Land ist so sehr an guten Beziehungen zu Marokko interessiert wie Spanien."

Der marokkanische Außenminister Mohammed Benaissa hatte die Intervention eine Kriegserklärung genannt. Am Donnerstag warf er Spanien zudem vor, einen Kompromiss gebrochen zu haben, den beide Länder unter Vermittlung der USA und zweier europäischer Länder kurz vor dem Einmarsch erzielt hätten. Dieser habe einen Rückzug der marokkanischen Soldaten vorgesehen. Bedingung sei gewesen, dass keines der Länder die Insel militärisch besetze, bis die Frage über die Souveränität geklärt werde. Palacio dementierte das. Frankreich blockierte nach spanischen Presseberichten eine EU-Erklärung zu Gunsten Spaniens in der Krise, um seine Beziehungen zu Marokko nicht aufs Spiel zu setzen.

Mit einer militärischen Antwort des nordafrikanischen Landes sei nicht zu rechnen, sagte Palacio. "Auch hier hoffe ich auf den gesunden Menschenverstand." Sie bot Marokko an, dass künftig die Polizei beider Länder den Felsen gemeinsam nutzen, um gegen Schlepperbanden und Drogenschmuggler in der Meerenge von Gibraltar vorzugehen.

Auch die USA, die EU, die NATO und die Arabische Liga haben Spanien und Marokko aufgefordert, auf dem Wege des Dialogs eine friedliche Lösung zu finden. Es sei Zeit, die Aktionen in den Konferenzraum zu verlegen, sagte Außenminister Colin Powell in Washington. Er bekräftigte, dass die USA in der Frage der Souveränität über Perejil keine Partei ergriffen. Um die in Marokko "Leila" genannte Insel war es derweil ruhig. Auf dem Eiland seien 75 Soldaten der Legion, einer Eliteeinheit der Armee, stationiert worden, sagte Verteidigungsminister Federico Trillo. Sie wurden von Hubschraubern aus mit Lebensmitteln und Gerät versorgt. Vor dem Eiland kreuzten weiter spanische Kriegsschiffe.

Touristen sind von dem Konflikt bislang unbehelligt geblieben. "Die Ereignisse haben keine Auswirkung für die Sicherheit von Reisenden in Spanien", hieß es im Auswärtigen Amt in Berlin.
 
19. July 2002, 10:00   #2
jupp11
 
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Beiträge: 4.013
hehe, schon witzig die Situation...

...Marokko lässt den Felshaufen von ein paar Polizisten besetzten und erklärt, dies geschähe, zur Terrorprävention und setzt damit in Spanien eine Teilmobilmachung in Gang.

Immerhin kommen die Toreros mit Kanonenboot, Hubschrauber und was weiss ich noch alles, um der dort wildwachsenden Petersilie auch ja die spanische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Und hissen die Spanische Flagge auf dem Trümmerhaufen von Inselchen.

Beide Länder ziehen ihre Botschafter ab, wegen nix und wieder nix. Was soll man dazu sagen ausser
 
19. July 2002, 10:09   #3
Gameplay-Guru
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Beiträge: 53
Petersilie ist gut. Perjil aus dem spanischen frei übersetzt bedeutet genau dies.

Nun ich frage mich nun als beinahe Spanier, was würde passieren, wenn die spanische Marine ihre Kanonenboote einsetzen würde ? Würde man sich dann um ein bischen Wasser im Meer streiten ?

hola españa
 
19. July 2002, 16:04   #4
tw_24
 
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Nun, bedauerlich (aber wohl auch typisch) ist, daß militärische Gewalt als Mittel zur Konfliktbewältigung geradezu selbstverständlich zur Anwendung kam, was im Fall von Spanien mit Wissen der EU und NATO geschah. Natürlich war die marokkanische Besetzung der Insel ebenfalls völkerrechtswidrig, doch die spanische Reaktion ist ebenfalls durch kein Recht der Welt gedeckt. Da der Status der Insel ungeklärt ist, war die marokkanische Besetzung nämlich kein Angriff auf spanisches Hoheitsgebiet, Spanien also nie ein "Verteidiger".

Bekanntlich gibt es seit dem 1. Juli in Den Haag einen Internationalen Strafgerichtshof, den die USA ablehnen, wofür sie von EU-ropa heftig kritisiert werden. Mit dieser Aktion um die Gewürzinsel hat sich dieses EU-ropa mächtig blamiert, indem es nicht zum zivilen Recht, sondern zum Faustrecht griff (bzw. das billigte).

MfG
tw_24
 
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