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20. April 2007, 13:45   #1
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Wenn das der Führer noch erlebt hätte!

... es würde ihm sicherlich gefallen, wie Hamburg ausgerechnet heute, an seinem Geburtstag, ein gewaltiges Spektakel veranstaltet, das in seiner monumentalen Art auch von Leni Riefenstahl nicht besser hätte inszeniert werden können und an die Gigantomanie Albert Speers erinnert, dessen Pläne für die Umgestaltung des Hamburger Hafens zumindest schon auf dem Reißbrett zu bewundern waren.

Und genau dort findet die "einzigartige Oper aus Licht und Feuer", wie es im Faltblatt heißt, das jedem Hamburger schon vor Tagen in den Briefkasten gesteckt wurde, am heutigen Führers-Geburtstagsabend statt. Sogar der NDR wird live ab 20.00 Uhr über die seit den Feierlichkeiten für den neuen Papst im Vatikan wichtigste Groß-Veranstaltung dieses Jahrhunderts im Fernsehen berichten.

Dabei geht es in Wirklichkeit nur um aufdringliche Reklame für einen protzigen, häßlich-kitschigen Musikdampfer mit grellrot aufgemaltem Mund namens "AIDAdiva", dessen merkwürdiger Name in einer "atemberaubenden Taufe" (Werbetext) den Hamburgern zwischen Fischmarkt und Landungsbrücken mit viel Pomp für alle Zeiten ins Gedächtnis gemeißelt werden soll.

Onkel Adolf hätte seinen Spaß gehabt. Zumal von der gleichen Stelle ja auch schon damals die stolzen "Kraft-durch-Freude"-Schiffe mit den glücklichen NSDAP-Deutschen auf große Fahrt gingen. Symbolischer kann man Ort und Datum gar nicht auswählen. Nur hätte sich der Führer sicherlich für einen hübscheren Namen entschieden: "Brunhilde", vielleicht. Oder auch "Walhalla". Dazu sollte natürlich ausschließlich Musik von Altmeister Wagner gespielt werden.

Zitat:
Am 20. April verzaubert die spektakuläre Taufe von AIDAdiva ganz Hamburg und auch Sie sollten unbedingt bei diesem einzigartigen Event dabei sein. Denn Star-Lichtarchitekt Gert Hof wird den Hamburger Hafen in ein nie gesehenes Lichtermeer verwandeln
heißt es in dem Reklame-Wurfblatt. Und weil man sich dafür ausgerechnet den 20. April ausgesucht hat, mußte der Herr Star-Lichtarchitekt Hof schon in der gestrigen Ausgabe des "Hamburger Abendblatts" in epischer Breite beteuern, daß das Datum natürlich reiner Zufall sei und er hinsichtlich des Plans, den 252 Meter langen Schiffskoloß durch einen riesigen "Lichtdom" wie ein winziges Spielzeugboot erscheinen zu lassen, selbstverständlich überhaupt keine Verbindung zwischen seiner "Kunst" und der damaligen Nazi-Gigantomanie sieht. Auch wenn, wie berichtet wird, "700 Helfer 49 Tonnen Pyrotechnik und 40 Laser vorbereitet und 250 Kilometer Kabel verlegt" haben.

Zitat:
Im Vorfeld hatte anhand von Fotomontagen des Veranstalters eine verblüffende Ähnlichkeit der Scheinwerfer- Laser- und Feuerwerks-Show zu Lichtdom-Inszenierungen von Albert Speer und Leni Riefenstahl anlässlich von Nazi-Großereignissen Aufsehen und Besorgnis erregt, zumal das heutige Datum ebenfalls einen Bezug zum „Dritten Reich“ hat – wo am 20. April der Geburtstag des Diktators Adolf Hitlers gefeiert wurde.

Lichtprobe für das Tauf-Spektakel
Zitat:
Dennoch ist Gert Hof umstritten, und das erklärt sich nicht nur daraus, dass es - wie die renommierte Wochenzeitung "Die Zeit" bereits vor knapp zwei Jahren schrieb - offenbar einige Ungereimtheiten in dem von ihm verbreiteten Lebenslauf gibt, die Vorbehalte sind vielmehr in seiner Ästhetik begründet. Als seine Art in Heaven GmbH 1999 den Zuschlag für die Inszenierung des "größten Millenniumspektakels der Welt" erhielt und er ankündigte, die Berliner Siegessäule in eine "einzigartige Lichtkathedrale" zu verwandeln, gab es Proteste, und angesichts seiner vorab veröffentlichten Computeranimationen regte sich auch bei vielen Betrachtern, die nicht lautstark protestierten, Unbehagen. Zu auffällig drängten sich Vergleiche mit den Lichtskulpturen auf, die Albert Speer und Leni Riefenstahl für Nazi-Spektakel wie die Reichsparteitage in Nürnberg in Szene gesetzt hatten.

Lichtdom-Ästhetik - und das am 20. April?
Freuen wir uns also auf das "Event" und über die Tatsache, daß 62 Jahre nach Ableben des Gründers unseres 1000jährigen Reichs, die Feierlichkeiten zum Führer-Geburtstag am 20. April endlich wieder in einem angemessenen, würdevollen Rahmen stattfinden können.

Gruß Ben
 
20. April 2007, 22:09   #2
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Ich sehe das ganz genauso. Seit ich weiß, daß wir dem Führer die Autobahn zu verdanken haben und auf Eisenbahngleisen Juden deportiert wurden, fahre ich nur noch Fahrrad.

Das stählt den Volkskörper.
 
20. April 2007, 22:54   #3
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Da soll mir doch mal einer sagen, dass die Hamburger nicht schon immer wussten, den Geburtstag des Führers, würdig zu begehen.
 
Antwort

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