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24. January 2008, 01:10   #1
Ben-99
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DJ Tomekk als Nazi-Parodist und die Verlogenheit der "Bild"-Zeitung

... Harald Schmidts "Nazo-Meter" hätte bis zum Anschlag ausgeschlagen. Tatsächlich: Da reckt jemand den ausgestreckten Arm, singt grinsend ein paar Worte der verbotenen Strophe der deutschen Nationalhymne und stellt anschließend auch noch augenzwinkernd fest, daß es in seinem australischen Luxus-Hotel "viele Ausländer" gibt.

Jemand hat diese exakt 13 Sekunden mitgefilmt und sich als Denunziant für "Bild" zur Verfügung gestellt. Wie üppig sein Lohn dafür ausfiel, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Aber die "Bild"-Zeitung, das Zentralorgan der spießigen rechten Stammtisch-Brüller, konnte sich einmal mehr als scheinheilige Tugendwächterin aufführen, indem sie die kurze Bildsequenz veröffentlichte, um dann genüßlich zu vermelden, daß RTL den Dschungel-Star danach aus dem Camp geworfen hat.

Nun bin ich zwar seit Jahren ein erklärter Fan der redaktionell, also handwerklich verdammt gutgemachten Ekel-Folter-Show (ja, schlagt mich ruhig dafür *g*), aber mit den prolligen Hiphop-Stars hatte ich noch nie etwas am Hut. Ich finde den aus den USA importierten nervigen Stotter-Gesang einfach nur peinlich und kannte deshalb auch DJ Tomekk bis zu seinem Einzug ins Camp überhaupt nicht.

Ich bin, gemessen an Jahren, im Vergleich zu den geistig zurückgebliebenen Rapper-Kids zwar alt, aber immerhin mental noch so weit intakt, daß ich meinen Augen und Ohren nach wie vor trauen kann und habe deshalb schnell gemerkt, daß sich hinter diesem Möchtegern-Wirker als Wahl-Berliner mit polnischem Paß und dunkelhäutiger Freundin eigentlich ein gar nicht dummer und schon gar nicht unsympathischer Typ verbirgt. Harte Schale, weicher Kern - das scheint wohl auch auf DJ Tomekk zuzutreffen.

Das Video entstand nicht etwa heimlich in einer düsteren Neonazi-Spelunke, um NPD-Wähler zu motivieren, sondern in einer Hotelhalle, in der nicht nur viele andere Journalisten anwesend waren, sondern auch Tomekks Dschungel-Camp-Mitbewohner, die man im Hintergrund sieht. Wer daran zweifelt, daß sich Tomekk mit seiner Parodie nur einen Scherz erlaubt hat, muß entweder dumm oder so verlogen wie die "Bild"-Zeitung sein. Oder so abgebrüht und geldgeil wie der Denunziant, der die 13 Sekunden seines Videos an den Springer-Verlag verkauft hat.

Doch leider werden es die Leser von "Bild" wieder nicht in ihren von Kai Diekmann ausgehöhlten Schädel reinbekommen, daß sie erneut verdummt werden, wenn "Bild" einerseits seit Wochen Wahlhilfe für den hessischen CDU-Demagogen Roland Koch leistet und seine extrem ausländerfeindlichen, fast schon rassistischen Parolen unterstützt, andererseits bei DJ Tomekk jedoch den politischen Moralapostel raushängen läßt. Verlogener geht's nimmer.

Die für den Dschungel-Camp zuständigen RTL-Redakteure haben darauf klug und cool reagiert, indem sie den Moderator Dirk Bach heute abend wörtlich sagen ließen:

Zitat:
"Das Video, über das ganz Deutschland spricht, ist auch genau 13 Sekunden lang. Und, äh, gedreht und verkauft wurde es, um die Spekulationen mal gleich zu beenden, von einer Privatperson aus dem Umfeld unserer Stars - ich betone: unserer Stars. (...) Und das waren auch die letzte Bilder und Informationen, die es zu diesem Thema von uns gibt".
Nicht ganz, denn am Ende der Sendung sah man Dirk Bach, wie er unentwegt eine kleine, billige Amateur-Videokamera auf seine Kollegin Sonja Zietlow hielt. Und als die sagte. "Der Ausländer-Anteil im Camp liegt jetzt bei 50 Prozent", grinste er triumphierend und rief ihr unter Anspielung auf seine Kamera zu: "Ich bin reich, Du bist raus".

Möge das Arschloch, das einen 13 Sekunden langen dümmlichen Gag eines zugleich aufgedrehten und übernächtigten harmlosen B-Promi für vermutlich viel Geld an "Bild" verkauft hat, an seinem vom Springer-Verlag gezahlten Judas-Lohn ersticken.

Gruß Ben

P.S: Daß man das Leben und Wirken DJ Tomekks und seinen unglücklichen Ausraster auch anders darstellen kann, zeigt dieser lesenswerte Artikel:

Tomekk-Skandal: Abschied mit Hitlergruß
 
9. February 2008, 22:36   #2
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... die einzige Teilnehmerin im letzten Dschungel-Camp, die wirklich dümmlich, hysterisch und total unsympathisch wirkte, war das zwar sehr junge, aber nicht mal besonders hübsche ehemalige DSDS-Träller-Huhn namens Lisa Bund. Da paßt es denn auch, daß einer ihrer hinterlistigen Freunde den an sich harmlosen DJ Tomekk zu der parodistischen Einlage verführte, um die Aufnahmen dann später an die selbsternannten Scharfrichter von "Bild" weiterzuleiten.

DJ Tomekk erlaubte sich übrigens den übermütigen parodistischen Spaß, obwohl er zu diesem Zeitpunkt wußte, daß er bereits "verkabelt" war, die Redaktion von RTL also alles mithören und mitschneiden konnte, wie er in diesem Interview bestätigt:

http://www.bildblog.de/wp-content/tomekkDE.jpg

Deshalb sah RTL wohl auch keinen Handlungsbedarf. Erst nachdem "Bild" mal wieder in der Rolle des Denunzianten glänzte, blieb den Verantwortlichen von RTL keine andere Wahl, als DJ Tomekk aus dem Camp zu entfernen.

Und jetzt tritt "Bild" noch einmal in der gewohnten ekelhaften Weise nach und fragt in der Stuttgarter Ausgabe: "Darf der bei uns jetzt schon auftreten, nur wenige Wochen nach seiner Entgleisung in der Glotze?".

Ja, er darf. Genauso wie "Bild"-Redakteure jeden Tag erneut ihre oft halb erlogenen Geschichten drucken dürfen. Mehr dazu aktuell auf "BILDblog":

Welcher "Nazi-Skandal" nochmal?!

Gruß Ben
 
10. February 2008, 19:09   #3
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
dazu passt ganz gut dieser Artikel aus der FAZ.

Grundtenor:

Zitat:
Die Journalisten seien im „professionellen Käfig“ ihrer „Nachrichtenfabriken“ gefangen und zu „Churnalisten“ verkommen (nach „to churn out“: auswerfen). Sie schrieben Pressemitteilungen oder Agenturmeldungen nur noch schnell um, ohne selbst nachzuforschen. Dieser Zustand mache die Massenmedien äußerst anfällig für die Verbreitung von Falschmeldungen, irreführenden Legenden und Propaganda.

und:

Sechzig Prozent bestanden ausschließlich oder hauptsächlich aus PR-Material oder Berichten von Nachrichtenagenturen, die aber nur bei zwei Prozent als Quelle angegeben worden waren. Weitere zwanzig Prozent der Artikel waren lediglich mit wenigen Informationen angereichert. Nur zwölf Prozent der Texte ließen auf eigene Recherchen schließen.

Quelle: siehe Link oben
Aber das wissen wir ja schon seit einiger Zeit, dass "ich hab es schwarz auf weiß gelesen..." längst keine Qualitätsmerkmal mehr ist und schon lange keine Ansprüche auf Wahrheitsgehalt hat.

tschao

jupp11
 
Antwort

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Stichworte
dschungel camp, dj tomekk, rtl, hitlergruss, bild zeitung




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