17. September 2002, 03:56 | #1 |
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Franz Kaffka
Franz Kafka
Vorgestern starb im Sanatorium Kierling in der Nähe von Klosterneuburg bei Wien Dr. Franz Kafka, ein deutscher Schriftsteller, der in Prag lebte. Hier kannten ihn wenige, weil er ein Einzelgänger war, so ein wissender, vom Leben verschreckter Mensch; er war jahrelang lungenkrank, und obwohl er die Krankheit behandeln ließ, hat er sie doch wissentlich genährt und gedanklich gefördert. "Wenn die Seele und das Herz die Last nicht mehr ertragen, nimmt sie die Lunge zur Hälfte auf sich, damit das Gewicht wenigstens gleichmäßig verteilt ist", schrieb er einmal in einem Brief, und so war auch seine Krankheit. Sie verlieh ihm eine geradezu wunderbare Zartheit und eine erschreckend kompromißlose geistige Subtilität; als Mensch lud er jedoch all seine intellektuelle Furcht vor dem Leben auf die Schultern seiner Krankheit. Er war scheu, ängstlich, sanft und gut, aber schrieb grausame und schmerzhafte Bücher. Die Welt sah er voller unsichtbarer Dämonen, die den ungeschützten Menschen vernichten und zerreißen. Er war zu hellsichtig, zu weise, um leben zu können, zu schwach, um mit der Schwäche der edlen, schönen Menschen zu kämpfen, die den Kampf nicht aus Furcht vor Mißverständnissen, Lieblosigkeiten und geistiger Lüge meiden, obwohl sie im voraus wissen, daß sie machtlos sind, und die so unterliegen, daß sie den Sieger bloßstellen. Er kannte die Menschen, wie sie nur ein Mann von großer nervlicher Empfindsamkeit zu kennen vermag, jemand, der einsam ist und einen Menschen sogar prophetisch an einem einzigen Aufflackern des Gesichts durchschaut. Er kannte die Welt auf ungewöhnliche und tiefe Weise, war selber eine ungewöhnliche und tiefe Welt. Er schrieb Bücher, die zum Bedeutendsten der jungen deutschen Literatur gehören; in ihnen ist der Kampf der heutigen Generation enthalten, jedoch ohne tendenziöse Worte. Sie sind so wahrhaft, nackt und schmerzlich, daß sie selbst dort, wo etwas symbolisch ausgedrückt wird, naturalistisch wirken. Sie sind voller trockenen Spotts und empfindsamen Erstaunens eines Menschen, der die Welt so klar gesehen hat, daß er das nicht ertrug und sterben mußte, denn er wollte nicht zurückweichen und sich wie andere in irgendwelche, wenn auch subjektiv ehrliche, unterbewußte intellektuelle Irrtümer retten. Dr. Franz Kafka schrieb das Fragment "Der Heizer" (es kam tschechisch in Neumanns "Cerven" heraus), das erste Kapitel eines schönen Romans, der noch nicht veröffentlicht ist, "Das Urteil" ein Generationenkonflikt, "Die Verwandlung", das stärkste Buch der modernen deutschen Literatur, "In der Strafkolonie", "Ein Landarzt" und die Skizzen "Betrachtung". Der letzte Roman " Vor dem Gericht " liegt im Manuskript vor, schon jahrelang zum Druck vorbereitet. Er gehört zu den Büchern, die nach der Lektüre den Eindruck einer total erfaßten Welt hinterlassen, so daß man kein einziges Wort hinzuzufügen braucht. Alle seine Bücher schildern das Grauen heimlicher Mißverständnisse und unverschuldeter Schuld zwischen den Menschen. Er war ein Mensch und Künstler von so feinem Gewissen, daß er auch dort etwas spürte, wo sich andere, die nicht so empfindlich waren, ungefährdet fühlten. [Milena Jesenska, Narodni Listy 6. Juni 1924] Wer hat schon Bücher von Kaffka gelesen und kann uns darüber berichten? |
17. September 2002, 05:20 | #2 |
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hmm ja...
ich hab hier schon mal was dazu geschrieben: http://www.skats-board.de/vbb/showth...ighlight=kafka hehe, dazu stehe ich auch jetzt noch. |
17. September 2002, 20:35 | #3 |
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Ich habe bisher noch nichts von Kaffka gelesen.
Was ich bisher an Meinungen über Kaffka gehört und gelesen habe ermuntert mich allerdings auch nicht gerade diese Lücke auszufüllen. |
18. September 2002, 06:09 | #4 |
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Sorry Jupp, ich habe nicht bemerkt das es schon einen Thread über Kaffka gibt.
Aber dieser ist ja schon eine Zeit lang her und vielleicht hat ja nun jemand etwas mehr darüber zu sagen. |