29. August 2003, 08:42 | #1 |
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Gänzlich Unkomisches von Heinz Erhardt
Von Heinz Erhardt kennt man meist nur die Stücke, die die Leute zum Lachen gebracht haben. Aber er war auch ein Meister der nachdenklichen Gedichte, hier hab ich so eines:
In eigner Sache Ich häng oft den Gedanken nach, die teilweis stürmisch, teils gemach die Gänge meines Hirns erfüllen. Doch denken kann ich nur im Stillen. Im Wald zum Beispiel! Zwischen Bäumen, dort kann ich dichten, kann ich träumen. In Gegenwart von Baum und Tier, da kommen die Gedanken mir. Allein, inmitten jener Wesen, die schreiben können und auch lesen, die lieben könnten, doch nur hassen, fällt mir nichts ein, da muß ich passen ! |
29. August 2003, 10:09 | #2 |
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Ich mag das hier:
Hinter eines Baumes Rinde wohnte einst die Made mit ihrem Kinde, und der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte. Er diente so auf diese Weise, einer Ameise als Speise. |
29. August 2003, 10:46 | #3 |
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Das geht aber noch weiter:
Eines Tages sprach die Made: ,,Liebes Kind, ich sehe gerade: Drüben gibt es frischen Kohl, den ich hol. So leb denn wohl. Halt! Noch eins: Denk was geschah. Geh nicht aus. Denk an Papa``. Also sprach sie und entwich. Made junior aber schlich aus der Wohnung, das war schlecht, denn schon kam ein bunter Specht und verschlang die arme fade Made ohne Gnade. Schade. Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde.... |
29. August 2003, 11:49 | #4 |
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Danke. |
29. August 2003, 13:14 | #5 |
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Trotzdem irgendwie lustig zu lesen ...
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29. August 2003, 13:16 | #6 |
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Hier noch was für Arrogante
Sie reichten Weine mir und Bier und Schnäpse und dergleichen. Dabei könn' diese Leute mir nicht mal das Wasser reichen |
5. September 2003, 16:20 | #7 |
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Der Schauspieler
Er sprach zu der Theaterleitung nachdem er dreimal ausgespuckt: Mein Name steht in dieser Zeitung nie eingerahmt, nie fett gedruckt! Dabei spiel ich die längsten Rollen, mal bin ich heldisch, mal geduckt. Ich kleb mir Bärte, wenn sie wollen - doch niemals bin ich fett gedruckt... Ganz ohne Probe selbstverständlich starb er gestern - hat kaum gezuckt. Heut' steht er in der Zeitung endlich Schön eingerahmt - und fett gedruckt. |
5. September 2003, 17:04 | #8 |
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Es war einmal ein altes Schloss,
und Kunibert, so hieß der Boss. Der hatte Mägde, Pferde, Knechte, und eine Frau - das war das Schlechte. Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang, und es klang scheußlich, wenn sie sang. Da zielte er mit Korn und Kimme und Wut auf sie - das war das Schlimme. Es machte "Bumm" - ein bisschen lauter, dann fiel se um, zum Himmel schaut er, und spricht, das Auge voll Gewässer: "Hoffentlich singt sie da oben besser...." *duckundschnellweg* |
6. September 2003, 12:04 | #9 |
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Und noch einer zum Theme Tod:
Es scheint, als ob auf dem Planeten, den wir so gern mit Füßen treten, und ihn dadurch total verderben - dass also hier nur Gute sterben. Denn: las man je im Inserat, dass ein Verblichner Böses tat? Dass er voll Neid war und verdorben, und dass er nun mit Recht gestorben? Es kann hier keinen Zweifel geben: Die Schlechten bleiben alle leben! |
6. September 2003, 15:39 | #10 |
Ungültige E-Mail Angabe
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Zu spät
Die alten Zähne wurden schlecht, Und man begann, sie auszureißen. Die neuen kamen g'rade recht, Um mit ihnen ins Gras zu beißen. Anhänglich Das Kind hängt an der Mutter, Der Bauer an dem Land, Der Protestant an Luther, Das Ölbild an der Wand. Der Weinberg hängt voll Reben, Der Hund an Herrchens Blick, Der eine hängt am Leben, Der andere am Strick... Der Kabeljau Das Meer ist weit, das Meer ist blau, Im Wasser schwimmt ein Kabeljau. Da kömmt ein Hai von ungefähr, Ich glaub von links, ich weiß nicht mehr, Verschluckt den Fisch mit Haut und Haar, Das ist zwar traurig, aber wahr. Das Meer ist weit, das Meer ist blau, Im Wasser schwimmt kein Kabeljau. Warum die Zitronen sauer wurden Ich muss da wirklich mal betonen: Ganz früher waren die Zitronen (Ich weiß nur nicht genau mehr, wann dies Gewesen ist) so süß wie Kandis. Bis sie einst sprachen: "Wir Zitronen, Wir wollen groß sein wie Melonen! Auch finden wir das Gelb abscheulich, Wir wollen rot sein oder bläulich!" Gott hörte oben die Beschwerden Und sagte: "Daraus kann nichts werden! Ihr müsst so bleiben! Ich bedauer!" Da wurden die Zitronen sauer... |
8. September 2003, 07:09 | #11 |
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Urlaub im Urwald
Ich geh' im Urwald für mich hin ... Wie schön, daß ich im Urwald bin: man kann hier noch so lange wandern, ein Urbaum steht neben dem andern. Und an den Bäumen, Blatt für Blatt, hängt Urlaub. Schön, daß man ihn hat! |
8. September 2003, 14:58 | #12 |
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Das Pechmariechen
Zu Ostern in Hersfeld die Mutter spricht: "Bald ist es Zeit für das Festtagsgericht! Drum geh, liebe Tochter, hinab in den Keller Und fülle mit Sauerkraut hier diesen Teller!" "Oh Mutter, oh Mutter, mir träumte neulich Von einem Mann, der Mann war abscheulich...! Ach, lass uns den Keller vergessen: Wir wolln was anderes essen!" "Mein Kind, mein Kind, ich seh es genau: Du kommst in die Jahre, wirst langsam Frau, Siehst überall Männer, die lauern - Geh, hol von dem Kraut, von dem sauern!" Mariechen gehorchet, sie schreitet hinab, Hinab in den Keller, der finster wies Grab, Sie füllet den Teller, den Teller von Blech, Doch solang sie auch füllet, es kommt kein Mann, so'n Pech! Darum: Pechmariechen!!! |