11. December 2003, 18:05 | #1 |
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Aus dem Leben
Aus dem Leben
Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun - Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt! Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wußte, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei! Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld, außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht" . Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mußten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen. Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde! Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns. Wie war das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus. Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas! Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen. Und du gehörst auch dazu. Herzlichen Glückwunsch Grüße an alle, die überlebt haben |
11. December 2003, 20:00 | #2 |
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Danke Peter
Ein sehr schöner und treffender Bericht, denn man nicht hätte toppen können. |
11. December 2003, 22:15 | #3 | |||||||||
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12. December 2003, 00:00 | #4 |
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Cindy
Zu dieser Zeit gab es keinen Commondore. wenn man Glück hatte, dann hatte man Legos und wenn man großes Glück hatte, dann ne Märklin, Fleischmann oder Trix. Da war ne Mark noch so groß wie ein Wagenrad und man fühlte sich wie ein König, wenn man einen Zehner für ein Schleckeis erhielt oder ne Wundertüte. Nicht nur, dass die Autos keinen Airback hatten, es gab auch keinen Sicherheitsgurt und Nackenstützen und das Amaturenbrett bestand aus lackiertem Blech. Auf den heutigen verkehrsreichen Straßen spielten wir Fußball oder Rollschuhfang und auf dem Gehweg, Kellerlöchles. |
12. December 2003, 00:06 | #5 |
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Ich hatte keine Legos*rotwird* nur Barbies
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12. December 2003, 00:11 | #6 |
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Früher war alles besser, und was haben wir Heute?
Freitag... |
12. December 2003, 00:13 | #7 |
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verpostet
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12. December 2003, 00:25 | #8 |
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Seit 25 min.
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12. December 2003, 04:47 | #9 |
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Zu meiner zeit direkt nach dem krieg war alles super. Im sommer nur mit einer badehose bekleidet sind wir den ganzen tag unterwegs gewesen. Wir hatten immer sehr viel spaß gehabt
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12. December 2003, 14:07 | #10 |
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Die Erinnerung vergoldet - allgemein bekannt. Lässt sich auf vieles anwenden, auch an die Erinnerungen an die frühe Jugend. Natürlich war früher alles besser, und ich weiß auch jetzt schon: In 60 Jahren werde ich (wenn ich aufgrund meiner Verweichlichung noch so lange Zeit leben werde) meinen Enkeln erzählen (wenn mich die Verweichlichung nicht so impotent hat werden lassen, dass ich nie weder Kinder noch Enkel nicht habe), wie schön meine bayrische Jugend war, als wir noch die ganzen Traditionen von damals zu schätzen wussten. Im Sommer gingen wir in's Schwimmbad und im Winter Schlitten und Ski fahren.
Was soll man dazu aber schon groß sagen, eines ist nämlich sicher: Wäret ihr in der gleichen Generation geboren wie wir, wäret ihr genauso "verweichlicht" wie "wir". Ciao, Maggi |
12. December 2003, 16:06 | #11 |
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Tatsächlich hatten wir es in unserer Kindheit etwas leichter als die jetzige Generation.
Unsere Bauklötze, Autos, Puppen und Fußbälle waren noch 3Dimensional und man konnte sie anfassen um sie zu bewegen. Dagegen muss die Jugend von heute erst einmal in der Lage sein die Controller der Spielkonsolen mit den Fingerspitzen zu kontrollieren. Unsere Freunde sprachen mit uns, jetzt muss man lesen und schreiben können um sich mit ihnen zu verständigen. Auch die Schule war tatsächlich nicht so krass wie heute und eingeschossene Fensterscheiben (gibt es die heute eigentlich noch?) wurden ersetzt, ohne dass die Polizei kommen musste. Beim Diebstahl der Nachbarkirschen musste man einen Eimer Kirschen zur Strafe essen, danach klaute man nie wieder Aber die Sicherheiten im Straßenverkehr finde ich in Ordnung, da haben es die Kinder heute besser. Jede Zeit hat ihre guten und schlechten Seiten, manches war zu lasch, manches wird heute übertrieben. Am wichtigsten finde ich, dass wir Eltern unsere eigene Jugend nicht vergessen und uns immer vor den Augen halten, wie viel Spaß diese Dummheit uns gemacht hat, wenn unsere Kinder die gleiche begehen |
12. December 2003, 17:33 | #12 | |
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hallo
Zitat:
es war ja nicht alles besser, schöner und leichter. im gegenteil, einiges ist heute besser zb kindersicherungen gurte im auto kindersitze usw. ich finde, wir konnten mit unserer freizeit mehr anfangen denn es wurde nicht gleich gemeckert wenn wir über eine wiese gelaufen sind. es sind doch nur noch verbotsschilder an allen ecken und wenn man mal was gefunden hat kostet es auch noch unsummen an euros. |
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12. December 2003, 18:04 | #13 | |
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Zitat:
Das was uns heute Spaß macht, ist eher eine Art Ersatzbefriedigung für all die Dinge, die meine Generation bzw. die meiner Eltern leichtsinnig kaputtgemacht hat. Also beschwere ich mich auch nicht darüber, daß die heutigen jungen Leute, an deren zukünftige Lebensqualität wir damals bei dem Raubbau der Ressourcen eben nicht gedacht haben, jetzt wenigstens diese neuzeitlichen technischen Erfindungen genießen können. Allerdings würden sich bestimmt viele von ihnen gern von diesem meist überflüssigen Firlefanz trennen, wenn sie dafür zum Beispiel im Sommer wieder in der Elbe baden könnten, so wie es für uns Hamburger Kinder damals noch ganz normal war. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, die ich nennen könnte. Denn bestimmte Dinge können zwar mit den heutigen Mitteln simuliert werden, aber selbst die besten Programmierer werden es nicht schaffen, die wirklich wichtigen Dinge auf der Welt durch Software-Lösungen zu ersetzen. Und das Schlimme ist, daß auch unsere Nachfahren nichts dazugelernt haben, so daß es über Generationen so weiter gehen wird, bis es irgendwann überhaupt nichts mehr "Echtes" auf unserem Planeten gibt, für das es sich noch lohnt, Kinder in die Welt zu setzen. Gruß Ben |
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12. December 2003, 19:42 | #14 |
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ach Quark Ben, das haben auch schon unsere Urväter gesagt und doch lohnt es sich noch immer diese Frechdachse um uns zu haben und auch für sie lohnt es sich da zu sein.
Es ist ja nunmal so, dass sie nicht mit unseren Erinnerungen aufwachsen und dann plötzlich in eine neue Welt geschleudert werden. Sie wachsen vom Spross an darin auf und werden ihre Jugend genauso genießen, wie wir es getan haben und in 50 Jahren auch sagen, dass früher alles besser war. Einzig wünsche ich keiner Generation mehr, dass sie durch einen Krieg beeinflusst wird. |
12. December 2003, 20:13 | #15 |
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... „Quark“ nennen das immer nur Leute, die unbedingt Kinder haben wollten, weil sie es toll finden. Ich finde es nach wie vor schade, daß Babies kein Mitspracherecht haben, ob sie überhaupt Bock darauf haben, diesen inzwischen doch schon reichlich kaputten Planeten zu betreten.
Und nun komme mir bitte nicht etwa mit dem Argument: Das war schon immer so. Denn auch Eltern sollten sich mal eingestehen, daß die Entscheidung, Nachwuchs zu zeugen, in erster Linie aus reinen egoistischen Motiven heraus erfolgt, wobei das Kind an so einer Art Lotterie teilnimmt, weil es nicht weiß, was es da draußen erwartet. Wenn es zufällig „gute“ Eltern abbekommen hat, dann hat es eben Glück gehabt. Ich habe in meinem Leben bisher zweimal bewußt darauf verzichtet, ein Kind in die Welt zu setzen. Und zwar nicht, weil ich oder meine jeweilige Lebenspartnerin keine Kinder mochten, sondern weil wir gerade an ihre Zukunft gedacht haben und eben nicht nur an uns. Aber natürlich: Wenn man erst mal eins hat, ist es zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, und dann würde ich wohl genauso reden wie Du ;-) Gruß Ben |
13. December 2003, 00:07 | #16 |
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eieieiei, da prallen aber zwei grundsätzlich verschiedene Meinungen aufeinander.
Ich möchte aber auch nicht das Thema "Kind" zum Streitthema entwickeln lassen, okay? Ich wollte nicht unbedingt und erst recht nicht egoistisch oder, weil ich es sooo toll finde, sondern weil wir uns gedacht haben, dass wir einem Kind die Chance geben möchten in dieser Welt mit uns zu leben, so wie uns unsere Eltern die Chance gegeben haben. Nein, für nichts auf dieser Welt möchte ich diese Erfahrung missen und ich kann mich darüber nicht mit jemanden auseinandersetzen, der dieses Gefühl nicht nachvollziehen kann. Sicher gibt es auch Familien, die besser keine Kinder hätten, aber die haben diesen Nachwuchs mit Sicherheit auch nicht wegen Deiner genannten Kriterien gezeugt |
13. December 2003, 01:56 | #17 |
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... ich hatte ehrlich gesagt von Dir als Mutter auch nur die gewohnte Standard-Begründung erwartet. Und so war in Deinem Beitrag auch kein anderes Argument herauszulesen als das übliche „Es war immer schon so, und unsere Eltern haben es genauso gemacht.“ Ja, ja, und natürlich tut man das alles nicht für sich selbst, sondern um einem Kind „eine Chance zu geben.“
Ich bin mal gespannt, wie lange die Menschheit noch braucht, um bei 40.000 toten Kindern pro Tag und Millionen Leidensgenossen, die in Drittwelt-Ländern auf Müllkippen vegetieren oder hier bei uns Opfer von Scheidungen oder Raben-Eltern sind, endlich mal einzusehen, daß es auch unverantwortlich sein kann, einen neuen Erdenbürger, der sich nicht wehren kann, an einer Art Zwangslotterie teilnehmen zu lassen, dessen Ausgang für den kleinen Wurm völlig unvorhersehbar ist. Zukünftige Eltern sollten wenigstens moralisch dazu verpflichtet sein, sich auch mal über diese Dinge Gedanken zu machen. Es reicht in einer aufgeklärten Zivilisation eben nicht mehr, einfach nur pauschal zu argumentieren: „Weil es immer schon so war.“ Gerade wer sein zukünftiges Kind lieben will, sollte sich wenigstens die Zeit nehmen, auch mal über solche Dinge nachzudenken. Denn erst dann kann er behaupten, daß nicht nur die üblichen egoistischen Interessen eines jungen verliebten Paares im Vordergrund stehen, von denen manche immer noch meinen, daß zur Grundausstattung einer „ordentlichen“ Ehe außer der Schrankwand massiv Eiche auch ein süßes Kind zum Vorzeigen gehört. Gruß Ben |
13. December 2003, 13:50 | #18 | |
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Zitat:
Sollte man vielleicht eine Art "Zulassung zum Kinderzeugen" einführen Ben ? Natürlich mit Prüfung auf moralische Eignung der zukünftigen Eltern. Und auch sonst nur gute Menschen dürfen das werden, solche die sich Gedanken um Gott und die Welt oder je nach vermeintlichem Bildungsstand auch mit ohne Gott, machen. Und gesund müssen die Eltern sein, wer und was das ist, entscheiden natürlich diejenigen, die sich ganz viel Gedanken um die Welt und wie sie eigentlich sein sollte, gemacht haben. Dafür brauchen wir eine Kommission - zur Durchführung der Prüfung und wer sitzt darin: Die KommissarInnen und Kommissare der Elternzulassungsprüfstelle. Niemand hat die Absicht ein Grundrecht einzuschränken. Hoffe ich doch !? |
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13. December 2003, 15:01 | #19 | |
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Zitat:
Opportunismus ist angesagt, denn Opportunisten überleben und vermehren sich - und Helden sterben früh. ...ähem, irgendwo hab ich da wohl n Pointensmilie vergessen. Ihr werdet schon wissen, wo... |
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13. December 2003, 16:29 | #20 | |
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... ich weiß jetzt gar nicht mal, ob auch Jupp Kinder hat. Aber es wäre schön, wenn sich auch mal andere Eltern die Mühe machen würden, die Welt etwas globaler zu betrachten, anstatt schon beinahe heuchlerisch von "Chancen" zu reden, denen man Kindern geben will, die nur hier sein müssen, weil ihre Eltern das so für sie entschieden haben.
Zitat:
Du meinst also, daß in einem Land, indem jeder auch noch so unwichtige Blödsinn reglementiert wird und wo man für jeden Scheiß einen „Schein“ braucht und Prüfungen ablegen muß, auch weiterhin jeder Depp Kinder in die Welt setzen darf, nur weil er oder sie gerade darauf Bock haben? Was glaubst Du, wie oft Leute vom Jugendamt oder anderen Behörden, wenn es zum Beispiel um falsche Ernährung oder hausmedizinische Betreuung geht, von solchen Eltern hören mußten: „Das haben wir einfach nicht gewußt.“ Manche wissen nicht mal, ab wann Kinder geeignetes Spielzeug brauchen oder wann man bei ihnen bestimmte Begabungen fördern sollte. Schon merkwürdig, Bino, daß es Dir egal ist, daß jedes Arschloch ohne vorher Nachzudenken Kinder in die Welt setzen kann, nur weil Du Dir sicher bist, daß es Deinem Kind nicht an Liebe und Zuwendung mangelt. Aber wenn Du mal erleben würdest, in welchen erbärmlichen Verhältnissen manche Kinder aufwachsen müssen, dann würdest vielleicht auch Du etwas anders darüber denken. Und ich spreche hier nur von Deutschland. Denn wie katastrophal es in den Ländern der 3. Welt aussieht, sollte wohl inzwischen jedem bekannt sein. So, und nun auch noch mal so formuliert, daß es auch für Dich keine Mißverständnisse mehr gibt: Erstens haben auch solche Menschen wie ich das Recht, sich in einer Welt, die durch Überbevölkerung aus den Nähten platzt, über das Thema Kinder Gedanken zu machen, auch wenn sie keine eigenen vorweisen können. Dein Vergleich mit dem Papst könnte daher gar nicht dümmer gewählt worden sein. Und dann hätte man sich ja wohl denken können, daß ich nicht für „Verbote“ oder sonstige Reglementierungen bin. Aber ich meine, daß 9 Monate ein langer Zeitraum ist, so daß man auch mal ein paar Stunden opfern könnte, um einen Kurs zu besuchen, in dem einen wenigstens die wichtigsten Dinge erklärt werden, die man als junge Eltern an Rüstzeug braucht, um nicht allzuviel Schaden bei dem Kind durch reines Unwissen anzurichten. Anscheinend hast Du wohl auch noch nie etwas davon gehört, daß auch hierzulande die Mütter und Väter immer jünger werden, so daß es überhaupt keine Seltenheit mehr ist, daß eine 15jährige, die selbst noch fast ein Kind ist, schwanger wird. Und der 16jährige Vater wird ihr danach dann wohl auch kaum eine große Hilfe bei der Erziehung des Kindes in den ersten Jahren sein. Um solche Fälle geht es, und um verwahrloste Paare, die womöglich auch noch an der Flasche oder Nadel hängen, aber jederzeit Kinder produzieren dürfen, wann es ihnen gefällt oder wann sie mal wieder „nicht aufgepaßt“ haben. Und so was nennt man dann, einem Kind „die Chance geben“, in unserer tollen Welt aufwachsen zu dürfen. Dabei haben solche Kinder von vornherein die Arsch-Karte gezogen. Und hätten ihre Eltern auch nur einen Funken Verstand, hätten sie lieber auf Nachwuchs verzichtet. Und mal eine ganz andere Frage, Bino: Warum muß es eigentlich immer ein eigenes Kind sein? Weil der Deutsche auch sonst immer seine eigene Scholle braucht? Wer meint, ohne Kinder nicht glücklich sein zu können, der kann ja gern was Gutes tun, indem er auch mal an die vielen Waisenkinder denkt. Hier wäre ich sogar tatsächlich für eine Reglementierung. Denn ich kann nicht verstehen, daß ein Ehepaar unbedingt 5 eigene Kinder haben muß. Daher würde ich es gut finden, wenn man sagt: Okay, 3 eigene habt ihr bereits, und wenn Ihr jetzt unbedingt noch ein paar weitere wollt, dann adoptiert Euch gefällig die restlichen, die Euch ja wohl anscheinend zu Eurem zweifelhaften Glück noch fehlen. Und wer das dann ablehnt, beweist damit, daß es solchen Eltern in Wirklichkeit nicht um das Kind, sondern nur um die Befriedigung ihrer eigenen egoistischen Wünsche geht. Ich merke es ja schon an Eurer Empfindlichkeit, wenn jemand wie ich sagt, daß er sich nach reiflicher Überlegung gegen eigene Kinder entschieden hat, die in meinem Fall jetzt sowieso alle Scheidungs-Kinder wären und ich außerdem früher auch gar nicht die Zeit gehabt hätte, mich als Vater um die Kinder zu kümmern, weil ich ständig auf Reisen war. Mal abgesehen davon, daß ich als Mensch - und dazu auch noch Atheist - nicht generell verpflichtet bin, auf diesem Planeten für Nachwuchs zu sorgen, lasse ich mir auch nicht das Recht absprechen, bewußt keine Kinder in die Welt zu setzen, eben weil ich etwas mehr über ihr Schicksal nachdenke als so mancher, für den das alles eine „Selbstverständlichkeit“ ist, nur weil sich die eigenen Eltern und Großerltern auch keine Gedanken darüber gemacht haben. Und durch diese opportunistische erzkonservative Denkweise ist die Welt nicht etwa "bewahrt" worden, sondern hat sich zu dem entwickelt was sie heute ist: Ein kaltes, teilweise schon beinahe unbewohnbares Gebilde, auf dem zum Teil nur noch bei Tieren eine Art Sozialstruktur erkennbar ist, die das Leben überhaupt lebenswert macht. Aber wenn man natürlich hier, mitten in Europa, satt in einem der letzten Paradiese sitzt, in dem noch Frieden herrscht und wir alle noch genug zu fressen haben, dann kann man mit einem solchen Tunnelblick natürlich trefflich davon labern, Kindern "eine Chance" geben zu wollen. Gruß Ben |
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13. December 2003, 17:18 | #21 | |
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Ja Ben, das Thema verdient ausführliche Diskussion durchaus. Nein Ben, ich habe keinen Tunnelblick aber durchaus genug Lebensmittel im Kühlschrank. Um es gleich zu sagen: Du hast in vielem Recht. Ist meine ehrliche Meinung. Zum Beispiel damit aber nicht :
Zitat:
Der Vergleich mit dem Papa Grande ist doch eine alte Kamelle, den Teil musst du so sehen wie ein Zeitgewinn "ähh" in der freien Rede. Du musst nämlich wissen, dass ich meine Beiträge einfach so runterschreibe ohne lange nachzudenken oder rumzufeilen. Sozusagen: Live direkt unplugged - oder so. Ich weiss nicht wie das richtig benannt wird- Aka kennt sich da in der Mukke Szene besser aus. Zum Topic: Wenn du keine Kinder hast, weisst du nicht, wie es ist Kinder zu haben. Ja, da kann dir keiner helfen, das ist nun mal so Ben. Aber mach dir nix draus, niemand diskriminiert dich deshalb. Du sorgst ja bestimmt selber für deine Rente - falls du nicht schon eine solche beziehst. Ansonsten werden auch meine Kinder für deine - so du denn eine bekommst - arbeiten. Aber das ist ja nur solidarisch und hat mit Chancengleichheit nichts zu tun - global gesehen natürlich. Um es mal mit Herbärt Grölemeier zu sagen: Kinder an die Macht. |
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13. December 2003, 17:59 | #22 |
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Eignungstest für Kindersegen... warum kommen mir gerade jetzt die Kriterien groß, blond und blauäugig in den Sinn?
Trotz dieser überschwulstigen Vorhaltungen, dass Eltern vorher nicht nachdenken versichere ich Dir, dass wir die Voraussetzungen und das Verantwortungsbewusstsein haben. Ich gehe davon aus, dass ich sogar einen von Dir aufgestellten Test bestehen würde. Nein, ich belasse es dabei, ich rechtfertige mich nicht für unsere Entscheidung. Jeder hat seine eigene Einstellung und das ist gut so. |
13. December 2003, 18:11 | #23 |
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hmm ja, Glühwürmchen, denn man kann es auch anders formulieren als Ben:
Kinder sind die einzige Chance, die Geschicke der Menschheit zum Guten zu wenden. Keine Kinder zu zeugen, heisst nichts anderes, als AUFGEBEN. |
13. December 2003, 20:25 | #24 | |
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@jupp @GlüWü
Man kann auch mit Martin Luther sagen: Zitat:
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13. December 2003, 21:50 | #25 | |
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... mir kommen die Tränen vor Rührung, und ich hatte schon geahnt, daß am Ende wieder mal gefrömmelt wird. Macht ja auch so vieles einfacher, und für jeden Blödsinn gibt’s den passenden Kalenderspruch. Aber ich erwähnte ja bereits, daß ich, seitdem ich denken kann, Atheist bin und daher eben auch lieber denke als glaube ;-)
Fazit: Bleibt alles so wie es ist und wird dadurch immer schlimmer. Also wird weiter auf ein Wunder gewartet, während man das Denken anderen überläßt und es sich daheim mit seinen Lieben gemütlich macht. Auch eine bequeme Art, sich möglichst unverbindlich durchs Leben zu schleichen. Am besten man macht auch sonst immer das nach, was auch schon die Eltern und deren Eltern gemacht haben. Und wenn deren Lebensziel nun mal darin bestand, ein End-Reihenhaus am Stadtrand zu besitzen, dann will man eben auch so eines. Und zwar mit allem Drum und Dran, versteht sich, wobei ein süßer kleiner Fratz natürlich auch nicht fehlen darf. Ach ja, und Glüwü: Ist Dir eigentlich schon mal aufgefallen, daß es hier nicht speziell um Dein Kind und Deine Fähigkeiten als Mutter geht, die ich ja gar nicht in Frage stellen will? Aber es ist schon erstaunlich, wie leicht es sich manche Leute machen und nicht bereit sind, die Dinge auch mal philosophisch abstrakt und vor allem globaler zu betrachten. Und weil nämlich die meisten schon aus Egoismus und reiner Bequemlichkeit so denken, indem sie eben nicht denken, darf man sich über das Resultat nicht wundern: Überall steigende Armut, die Welt wird von Kriegen erschüttert, aber solange das hübsche End-Reihenhaus noch steht, kümmert man sich nur um seine eigenen Belange. Wer genug Kohle hat, kann ja sein Kind auf eine Walldorf-Schule geben und es auch sonst vor allen Umwelteinflüssen abschirmen. Und man selbst bastelt sich seine heile Welt, indem man alle Zeitungen abbestellt und dafür Rätselhefte kauft, im Kino nur noch Komödien und im Fernsehen nur noch beknackte Nachmittags-Talk-Shows schaut. Das lenkt so schön ab und hält die Birne frei von tiefergehenden Gedanken. Und im übrigen macht es ja auch viel mehr Spaß, tränentriefend das Elend der armen, armen Kinderchen zu bedauern, wenn sie dann erstmal auf der Welt sind, als darüber nachzudenken, ob man durch einen bewußten Verzicht nicht einen Beitrag dazu leisten kann, daß die Abstände, in denen sich jeweils die Milliarden-Bevölkerung auf der Erde verdoppelt, nicht immer geringer werden. Und nun kommt mir bloß nicht mit dem Argument, daß hierzulande die Geburtenrate sowieso rückläufig ist. Ich erwähnte ja schon, daß wir hier in Deutschland trotz Arbeitslosigkeit und sinkenden Einkommen vergleichsweise noch immer wie die Made im Speck in einem der letzten Paradiese dieser Welt leben. Was aber schon sehr bald anders sein kann. Und dann ärgert man sich, daß man bei seiner naiven Lebensplanung leider vergessen hatte, den schmucken Party-Keller in seinem End-Reihenhaus am Stadtrand auch atombomben- und giftgassicher zu machen *g*. Hehe, ich gönne Euch doch allen Eure Kinderlein und gebe zu, daß ich manches Mal auch selbst sogar ein wenig neidisch darauf bin und oft darüber nachgedacht habe, ob es wirklich richtig war, sich mehrfach in meinem Leben gegen die Gründung einer herkömmlichen Familie zu entscheiden. Und mehr verlange ich doch gar nicht: Es geht mir nur darum, daß sich auch mal diejenigen darüber Gedanken machen, für die es – ohne nachzudenken - „selbstverständlich“ ist, immer gleich zu heiraten und dann Kinder in eine kaputte Welt zu setzen, über die wir heute viel mehr wissen als unsere Eltern und Großeltern und daher auch eine viel größere moralische Verantwortung haben. Und wenn man Euch mit solchen, zugegeben nun mal nicht so konservativen Gedanken konfrontiert, will man natürlich als Antwort keine billigen frommen Kalendersprüche bekommen, das sollte ja wohl einleuchten. Aber damit will ich gerade Bino nicht unterstellen, daß er sich nicht auch Gedanken über solche Dinge macht, was in seinem Beitrag davor ja auch schon anklang. Und darin betonte er auch: Zitat:
Ich hoffe jedoch, daß mir das wenigstens in diesem Thread bisher noch nicht passiert ist ;-) Gruß Ben |
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