12. May 2004, 18:01 | #1 |
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Van Helsing
Selten genug kommt es vor, so könnte man jene Situation als einzigartig bezeichnen; aber es stimmt, die Kritiker sind einer Meinung. Einer Meinung über „Van Helsing“. Abraham van Helsing, seines Zeichens erfundene Romanfigur von Bram Stoker, der sich damit in seine Geschichte selbst einbeziehen wollte (Bram ist eine Kurzform von „Abraham“), erfuhr eine kleine Namensänderung zu „Gabriel van Helsing“ („Echte Superhelden heißen nicht Abraham“, eigentlich aber aus vielleicht sogar berechtigten Lizenzgründen) und wurde damit der Star des Kinofilms „Van Helsing“, der in den nächsten Tagen in deutschen Kinos anläuft.
Van Helsing, der abgesehen von seinem Nachnamen mit der Romanvorlage nicht besonders viel zu tun hat, war eigentlich das erzkonservative Bollwerk gegen den Feind aus Transsylvanien, der mit Biss und Geheul Mädchen und Frauen zu verderben suchte. Nicht so in Stephen Sommers („Die Mumie“) Meisterwerk. Van Helsing, der hier zwar keinen Doktortitel aber eine Wagenladung Waffen mit sich trägt, ist der Botschafter, nein, der Agent des Vatikans und handelt in seinem Auftrag, macht dabei Dutzenden von Kobolden, Hexenmeistern und anderen Menschen, die den wahren Weg verlassen, den Garaus. Wie sein Kumpel Blade weiß er dabei nichts über seine Herkunft, dafür aber viel über den Umgang mit Waffen. Mit der Lizenz zum Coolsein stellt er nicht viele Fragen, „allenfalls drei: Was ist es, und wie kann ich es töten?“ In den Katakomben von St. Peter findet sich entgegen allen wissenschaftlichen Meinungen ein riesiges Waffenarsenal, in dem sich der Held der Geschichte mit allerlei Gewalt ausstatten lässt, bevor er auf die finale Mission gegen den dunklen Vampirlord ins Feld zieht. Und irgendwann kommt dann auch ein wenig Action auf und Spannung und dergleichen mehr und horrende Massen von schlicht nicht genial animierten CGI-Draculiden fliegen Tieffliegerangriffe auf dastehende Menschen und Kühe, da zappeln epileptische Untote, Halbtote, Ganztote und Werwölfe im strobokopischen Blitzlichtgewitter, da wuseln Zwerge, die offensichtlich Urlaub aus ihrem Ursprungsfilm „Phantasm“ machen, wild hin und her... Dauernd schwingen Personen, die man bis dato nicht kannte oder von deren Existenz man nichts mitbekommen hatte, wie Tarzan an plötzlich auftauchenden Drähten und Seilen in den Äther und wieder hinab und das Frankenstein’sche Monster trägt Glühbirnen in der Brust – als Doppelherz-Ersatz. Und als Gratisgeschenk gibt’s den Maskenball der Vampire aus dem „Tanz der Vampire“ dazu. Im großen Showdown dann vereint „Van Helsing“ alles, was zu einem schlechten Film gehört: Alles explodiert, schwingt, fliegt, stinkt, wabert, implodiert zerfließt und zersplittert in grünen Glibber. Ein wahres Bild der menschlichen Psyche – doch das ist zum Glück ein weiter Begriff... Die Produzenten sehen in „Van Helsing“ übrigens den Geheimtipp des Jahres. Und genau deswegen sind Spiele für alle Konsolen, für PCs, ein Sequel und ein Buch sowieso schon in Planung. Van Helsing Universal, USA 2004 Regie: Stephen Sommers, Drehbuch: Stephen Sommers Laufzeit: 120 Minuten, FSK: ab 16 Start: 6. Mai 2004 Homepage: http://www.vanhelsing.net Alternative: Dracula Ratings: Filmstarts.de: [3/10] „Wenn es einen Preis für das peinlichste, hirnrissigste und inhaltsleerste Drehbuch gäbe, Stephen Sommers hätte ihn sicher: Was er dem Zuschauer als Story-Kompott mit den drei bekanntesten Ungeheuern aus den Tiefen des Universal-Archivs zumutet, spottet jeglicher noch so wohlwollender Beschreibung.“ Cinema.msn.de: "Fazit: Actionüberladener Monsterreigen, der trotz eindrucksvoller Optik nur an der Oberfläche bleibt." Spiegel online: "Mit seinem Actionthriller "Van Helsing" verramscht Regisseur Stephen Sommers den klassischen Schauerfilm zum digital übersättigten Popcorn-Event." |