29. April 2005, 18:39 | #1 |
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Eye's Qur'anstunde
Dieser Thread soll das gleiche darstellen wie der Bibelthread, doch statt um das christliche Buch der Bücher dreht es sich hierbei um das islamische Buch der Bücher. Von der Tatsache ausgehend, dass wahrscheinlich kaum einer den Qur'an wirklich kennt, hielt ich es für eine gute Idee, sich auch damit zu beschäftigen. Auch hier gelten dieselben Grundbedingungen, allerdings noch mit ein paar zusätzlichen Ausnahmen.
a) Der Qur'an darf eigentlich nur auf arabisch gelesen werden und er kann eigentlich nur auf arabisch verstanden werden. Leider bin ich des Arabischen nicht mächtig und ich denke, die Mehrheit der Leser hier werden arabisch nicht gerade fließend sprechen, so dass ich Übersetzung benutzen werde. Wenn sich jemand aktiv beteiligen will, wäre es sinnvoll, genau diese Version zu erwerben, damit es nicht durch Übersetzungsunterschiede zu Meinungsverschiedenheiten kommt, die man sich sparen kann. b) Ich werde durchaus komplette Passagen aus dem Buch zitieren, weil ich davon ausgehe, dass wohl kein anderer einen Qur'an zu Hause stehen hat und ich das Buch anderen Leuten zugänglich machen muss. c) Es wird immer wieder behauptet, der Islam sei frauenfeindlich, rückständig, etc. Ob dem wirklich so ist, das wollen wir hier erst herausfinden. Ich bitte daher, die Vorurteile erstmal abzuschalten und sich nur auf den Text zu konzentrieren. Wie die Imame in fundamentalistischen Ländern den Qur'an interpretieren, so ist er vielleicht gar nicht. Wir haben also die Chance, mit Halbwahrheiten aufzuräumen. d) Im Qur'an stehen angeblich auch Informationen über unser Sonnensystem, den Erdkern, das korrekte Verhältnis von Land und Wasser auf der Erde, Gentechnologie, etc. (Angeblich steht die Anzahl der Wörter "Erde" und "Wasser" in dem Buch im Verhältnis wie die Aufteilung zwischen Meer und Landmasse auf unserem Planeten) Wenn wir solche Informationen wirklich finden, wäre das hochspannend. Wichtig ist mir auch hierbei noch einmal die Perspektive. Ich weiß nichts über das Buch und nur so möchte ich es behandeln. Naiv und unwissend und durch das Buch selbst mein Wissen mehrend. Ich weiß, dass dies eine schwierige Aufgabe ist, aber jeder ist angehalten, mitzumachen und in selber Weise Sure für Sure analysierend dazu beizutragen. |
29. April 2005, 18:49 | #2 | |
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Zitat:
1. Es gibt nur einen Gott und das ist Allah. 2. Allah ist ein gnädiger, barmherziger und allmächtiger Gott und damit auch ein guter Gott, denn er vereint nur gute Eigenschaften in sich. 3. Allah unterscheidet zwischen Leuten, die ihm dienen und denen, die seine Gebote nicht befolgen. Das sind meiner Meinung nach die drei wichtigsten Punkte dieser Sure. Der Inhalt ist relativ gering, aber sie charakterisiert Allah vor allen Dingen als guter Gott, gerade weil sie auslässt, was mit denen passiert, die nicht Allah folgen. In gewisser Weise hat diese Sure eine Gebetsform, wahrscheinlich wird sie auch so verwendet. Die vierte Zeile ist auch sehr relevant: sie zeigt, dass es soetwas wie einen letzten Tag, wie eine Apokalypse geben wird und dass Allah an diesem Tag der Herrschende ist. Schon jetzt ist also eine Mahnung erkennbar: Du kannst jetzt tun, was Du willst, aber eines Tages wird Allah über Dich richten. |
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1. May 2005, 16:26 | #3 | |
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Bevor ich mit der zweiten Sure anfangen, ein kleines Vorwort dazu. Diese Sure ist genau 42 Seiten lang. Weder will noch kann ich sie komplett auf einmal abtippen und besprechen. Daher werde ich versuchen, sie Stückchen für Stückchen hier durchzubringen. In Betracht der durchschnittlichen Länge einer Sure von nur sechs Seiten, dürften wir hier auch die größte haben.
Zitat:
Die Zeilen 1-6 drehen sich zuerst einmal um die guten Gläubigen, die Allah folgen. Es wird zum Ausdruck gebracht, dass es ihnen gut gehen wird unter der Führung Allahs. Etwas verwirrend ist der Personenwechsel. Es scheint so, als würde Allah selbst sprechen, weil ein Teil in der ersten Person steht. Dies wäre nicht ungewöhnlich, so wird doch behauptet, dass Mohammed die Worte Gottes direkt jemandem diktiert hat. Mohammed selbst war Analphabet. Aber das gehört hier ja eigentlich nicht hin. Interessanter sind die Zeilen 7-21. Sie beschreiben sehr repetativ was mit den Ungläubigen ist. Sie haben ihr Herz verschlossen und Allah drängt sie dadurch noch weiter ab. Es könnte der Gedanke aufkommen, Allah selbst verschließe ihre Herzen ihm gegenüber, aber erst durch ihren Unglauben werden sie verschlossen. Bei den Zeilen 10-15 kann man den Text am ehesten verstehen, wenn man ihn noch einmal durchliest dabei gezielt an Bush und sein Verhältnis zu den islamischen Staaten denkt. So oder ähnlich denken wahrscheinlich viele Muslime. Die Zeilen 16-21 wiederholen nur in anderen Bilder das Unheil des Ungläubigen, jedoch nicht seine mögliche Erlöung, die vielleicht noch kommen mag. Deutlich ist ein wichtiger Punkt: die diesseitige Bestrafung. Allah greift aktiv ins diesseitliche Geschehen ein, weil er die Ungläubigen schon auf der Welt bestraft und damit nicht bis nach dem Tod wartet. Fazit: 1.Die Gläubigen werden im Diesseits durch die Führung Allahs zum Erfolg gebracht. 2.Die Ungläubigen werden im Diesseits bereits bestraft durch Allah. 3.Die Ungläubigen sind für den Gläubigen gefährlich, weil sie sich hinter einem falschen Glauben verstecken und vielleicht gar nicht als Ungläubige erkennbar sind. |
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6. May 2005, 10:08 | #4 | |
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2. Sure zweiter Teil
Zitat:
Gehen wir aber erstmal zu den ersten Zeilen, die sich eigentlich in gewohnter Weise an den ersten Teil der Sure anschließen. Wieder die deutliche Unterscheidung zwischen Gläubigen, die den Weg und die Wahrheit kennen, und den Ungläubigen, die nur umherirren. Allah wird hier diesmal als Schöpfer dargestellt, er hat Himmel und Erde geschaffen und er versorgt die Menschen mit allem, was sie zum Leben brauchen. Und dafür verlangt er, dass er der einzige Gott im Leben der Menschen ist. Darauf beziehen sich die Zeilen 22 und 23. Zeile 24 gibt wichtige Anleitung für den Glaubensalltag. Im Gegensatz zum Christentum, wo Zweifel immer als Sünde gelehrt wurde, gibt der Qur'an hier eine konkrete Möglichkeit, ohne Strafe, dem Zweifel zu begegnen. Gerade die Freiwilligkeit dieser Aktion wird hier hochgestellt, denn der Mensch hat die Wahl, sich mit einer Sure dem Zweifel zu entledigen oder er muss sich eben hüten, dass er nicht vom Bösen verführt wird. Also eine sehr liberale Einstellung! Zeile 26 sehe ich als weitere Bestätigung der Gläubigen und der nicht mehr Zweifelnden. In gewisser Weise das gute Gegenüber zu Zeile 25. Zeile 27 ist für mich noch ein wenig rätselhaft, und in gewisser Weise ist sie damit selbsterfüllend. Soll mit dieser Zeile zum Ausdruck gebracht werden, dass Diskussion in Sinne von durchaus kritischer Diskussion mit Allah möglich ist? Dies würde dem bisherigen Allah, so wie er beschrieben wurde, ja keineswegs widersprechen. Oder redet er einfach gerne über alles? Ich persönlich würde die erstere Möglichkeit als wahrscheinlicher ansehen. Die Zeilen 28 und 29 gehören zum repetativen Schema des Buches, der Hinweis auf die bösen Ungläubigen und die Größe Allahs. Nachtrag zu Zeile 28 durch meine Frau: Durch den Bund kann zum Beispiel auch die Ehe gemeint sein, was dann heißen würde, dass es keine Scheidung geben dürfte. Interessant ist noch Zeile 30: Es gibt sieben Himmel, nicht nur einen wie im Christentum. Es gibt also noch eine Abstufung im Himmel selber. Dort sind nicht alle gleich. Es wäre jetzt sehr interessant zu erfahren, welche Stufen es dort gibt und wer warum in welche Stufe kommt. Eine andere Interpretationsmöglichkeit wären Atmosphärenschichten. Wieviele davon gibt es? Sollten es auch sieben sein? Wenn jemand Lust hat, kann er sich ja mal die kleine Mühe machen und das herausfinden gehen. Fazit: 1.Die Ungläubigen können die Worte Allahs nicht verstehen. 2.Die Gläubigen können mit Allah über ihre Probleme und ihren Zweifel reden. 3.Der Himmel gestaltet sich anders als im Christentum. |
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15. May 2005, 15:16 | #5 | |
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2. Sure Zeile 31 bis Zeile 40
Soryy für die lange Pause, aber ich hatte viel zu tun in den letzten Tagen und nicht wirklich die Zeit, mich lange hinzusetzen. Heute versuche ich mich mal wieder.
Zitat:
Wir befinden uns hier mitten drin in der sehr verkürzten Vertreibung aus dem Paradies. Fangen wir aber erstmal mit der kurzen Schaffung des Menschen an. Auf die wird ja eigentlich gar nicht eingegangen. Statt dessen wird nur klar und deutlich gesagt, dass Allah den Menschen die Sprache gelehrt hat und sonst nichts weiter und dass die Engel auf der Rangleiter sogar noch unter den Menschen stehen. Logischerweise würde das mindestens einem Engel mißfallen. Davon war von Anfang an auszugehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auf jeden Fall, ob es später im Buch noch eine ausführlichere und detailliertere Schöpfungsgeschichte gibt oder ob wir mit diesem eher mageren bißchen auskommen müssen. Denn auch die paar Zeilen zur Vertreibung sind nicht wirklich gerade extrem aussagekräftig und ohne Vorwissen über die Genesis eigentlich nicht verständlich. Gerade in Bezug auf die Genesis ist doch hier ein Unterschied sehr wichtig. Allah ist nicht sauer auf den Menschen, sondern erscheint wieder als ein barmherziger Gott, der den Menschen ihre Missetat vergibt und sich zu ihnen wendet und sie an ihre Gläubigkeit erinnert anstatt sie zu bestrafen. Und natürlich darf am Ende nicht der Hinweis auf die Ungläubigen fehlen. Um diese Ungläubigen wird es beim nächsten Mal gehen, wenn sich Allah an die Juden wendet. |
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16. May 2005, 16:24 | #6 | |
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2. Sure vierter Teil
Zitat:
Zum anderen sehen wir in Zeile 63 noch etwas anderes wichtiges: Der Islam toleriert die anderen großen, abendländischen monotheiistischen Religionen. Auch sie haben ihren berechtigten Platz in der Welt des Islams. Eine gewisse Toleranz ist also nachweislich im Islam gegeben. Generell ist ja deutlich eine Tendenz erkennbar: Es ist vor allen Dingen eine Abrechnung mit den Juden, die sich immer wieder und wieder falsch vor Gott gehandelt haben und sich nie als dankbar zeigten. In der Sure geht es in diesem Stil noch ein ganzes Stück weiter, aber ich kann nicht so viel auf einmal abschreiben. Eine wirkliche Deutung werde ich erst am Ende vornehmen. Vielleicht will sich ja jemand die Mühe machen, die bisher beschriebenen Ereignisse mit der Geschichte Mose zu vergleichen. Ich sage nur jetzt schon mal, es kommt noch mehr zu den Juden und deren Verhalten. |
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