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1. September 2005, 09:22   #1
Maggi
 
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Politduell: Trittin vs. Amerika

Unser lieber geschätzter Umweltminister J. Trittin, machte Windmühlen und Dosenpfand, ward bekannt im ganzen Land, schreckt auch im Wahlkampf nicht zurück, mit extrem fahrlässigen Äußerungen seine eigene Wiederwahl zu verhindern. Gegen wen es geht? Gegen die Amerikaner.

In seinem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kennt Herr Trittin die Verantwortlichen für die New-Orleans-Überschwemmung, die anscheinend größere Materialschäden anrichten wird als der Tsunami vor acht Monaten: Es ist nicht nur Bush, nein, die Amerikaner sind schuld, denn wenn sie das Kyoto-Protokoll unterschrieben hätten, dann wäre das nicht passiert. Für ihn ist diese Katastrophe eine logische Folge von klimapolitischer Inkompetenz, wie sie sich bei den Amerikanern zeigt.

Ganz abgesehen davon, dass Herr Trittin mit seinen Äußerungen falsch liegt (denn selbst mit Solarautos kann man keine Hurrikane verhindern) und abgesehen davon, dass Herr Trittin die Arroganz und Überheblichkeit besitzt, im Angesicht von über zwei Millionen unschuldigen Menschen, die gerade ihr Zuhause für eine lange Zeit verloren haben, zu behaupten, sie seien selbst schuld; abgesehen davon kann man sich sowas nicht leisten! Selbst wenn es stimmt, dass durch eine ausgereiftere Umweltschutzpolitik der Klimawandel, von dem ja alle einig sind, dass er existiert, zumindest aufgehalten werden könnte - selbst wenn das stimmt, dann ist es das falsche Interview zur falschen Zeit, vom falschen Mann und überhaupt.
Da von Deutschland kein müder Euro der Spende kommt, wäre ja wenigstens ein Wort des Mitgefühls oder des Bedauerns angebracht gewesen. Denkste, Trittin macht das nicht.

Nachdem er ja ab Mitte September offensichtlich nicht mehr ins Ministerium fahren muss, hat er wieder viel Zeit. Er könnte ein Buch schreiben, für die Serie mitt den Dummies: "Wie mache ich meine Partei mit einem einzigen Interview unwählbar?"
Der Spiegel sammelt Hatemail.

Ciao,
Maggi
 
1. September 2005, 10:28   #2
Ben-99
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... ja, ich habe den dümmlichen Anti-Trittin-Kommentar "Bashing statt Spenden" auch gelesen,

http://www.spiegel.de/politik/deutsc...372407,00.html

und langsam geht mit dieser Herr Malzahn bei SPIEGEL Online gehörig auf den Keks mit seiner ständigen Anmache gegen Linke und andere USA-Kritiker.

Da werden natürlich auch wieder mal die ollen Rosinen-Bomber mit ihren Care-Paketen aus dem untersten Sprüche-Regal gezogen und völlig beknackt behauptet, Trittin würde die Hochwasser-Katastrophe für den Wahlkampf ausschlachten. Dabei ist es wohl eher umgekehrt: Ein SPIEGEL-Redakteur mit Verfolgungswahn, was sein geliebtes Amerika angeht, nutzt die Überschwemmung, um wieder mal einem Linken die Worte im Mund umzudrehen.

Das hat ja Tradition bei Trittin, dem man auf Krampf auch die Schuld für die letzten Benzinpreis-Erhöhungen andichtet und wird auch bei BILD seit Jahren mit schäbigen Mitteln gemacht. Dem "Tagesspiegel" hat er jetzt mal geschildert, wie solche Hetz-Kampagnen gegen ihn inszeniert werden:

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv...05/2024325.asp

Gruß Ben
 
1. September 2005, 11:24   #3
Ben-99
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Nachtrag:

Und es ist auch etwas merkwürdig, daß man nach Ansicht des SPIEGEL-Redakteurs als deutscher Minister als erstes auf die Idee kommt, dem reichsten Land der Welt finanzielle Hilfe anzubieten. Und da schreibt er auch noch hämisch, daß man bei Katastrophen in armen Drittweltländern spendabeler sei. Ja, warum wohl?

Selbstverständlich wird sich auch Deutschland an Hilfsaktionen beteiligen, wie es Fischer bereits zugesagt hat:

http://www.spiegel.de/politik/auslan...372501,00.html

Außerdem hat Jürgen Trittin den umstrittenen Artikel auch nicht jetzt verfaßt, zu einem Zeitpunkt, an dem man weiß, daß die Folgen der Flut sogar noch schlimmer als erwartet sind.

Mal abgesehen von den jahrelangen Versäumnissen der USA in der Umweltpolitik, habe ich diesmal wenig zu meckern. Auch Bush hat nicht versucht, die Ausmaße der sich abzeichnenden Katastrophe zu verharmlosen. Man stelle sich vor, wie viel Zehntausend Tote zu beklagen wären, wenn man die Leute vorher nicht so deutlich gewarnt hätte.

Und auch die häßlichen Bilder von Plünderungen halte ich nicht typisch für Amerika, sondern das könnte man auch bei uns erleben. Überhaupt sollte es keine große Rolle spielen, wo sich eine Katastrophe ereignet. Daß sich die Länder dann gegenseitig helfen, ist doch selbstverständlich.

Traurig macht mich, wenn man Berichte über Katastrophen in bestimmten anderen Gegenden dieser Welt in der BILD-Zeitung mit der Lupe suchen muß. Aber es sind ja auch "nur" Iraker gewesen, von denen über 1000 bei einer Panik in Bagdad auf grauenhafte Art ums Leben gekommen sind.

Gruß Ben
 
1. September 2005, 11:32   #4
tw_24
 
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Tanke ich im Nachbarland, zahle ich gut 25 Prozent weniger als in Deutschland. Beliefert wird die Tankstelle meines Vertrauens aus Leuna, und ich glaube nicht, daß tschechische Abnehmer dort weniger zu zahlen haben als deutsche. Dann erzählt Jürgen Trittin etwas von "Abzocke" durch Mineralölkonzerne in Deutschland, wofür er sich ausgerechnet BILD aussucht. Ja, ich glaube dem Mann, daß Steuern überhaupt nichts mit den gegenwärtigen Benzinpreisen in Deutschland zu haben und schlimme Hetze betreibt, wer derlei behauptet ...

MfG
tw_24
 
1. September 2005, 16:21   #5
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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Zum Thema Sprit & Tritin habe folgendes gerade gesehen:
Angehängte Grafiken
Dateityp: png sprit.png (165,9 KB, 7x aufgerufen)
 
1. September 2005, 16:58   #6
Maggi
 
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Nun ja, der Artikel ist wirklich scheiße, das habe sogar ich gemerkt. Ich habe ihn deswegen nicht verlinkt. Trotzdem glaube ich, dass sich ein Umweltschutzminister eben mehr Zeit nehmen muss, bevor er etwas sagt, das nicht auf Fakten beruht. Vermutungen zu äußern, während in New Orleans Leichen gezählt werden, ist doch eine total falsche Vorgehensweise.

Apropos falsche Vorgehensweise. Die hat auch die US-Regierung mit dem Umgang mit ihren Armen. In New Orleans lebte ugf. ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Katrina ist vorübergefegt und wen ließ sie zurück? Stimmt, die Kranken, die Gefängnisinsassen und die Armen - und das sind fast nur Schwarze. Kommentatoren, die von der Lage in New Orleans berichten, stellen auch fest, dass fast nur Schwarze auf den Dächern auf ihre Rettung warten. Und das ist doch das wirkliche Problem: Der amerikanische Staat kriegt es nicht gebacken, für ein absolutes Ende der Hautfarbentrennung zu sorgen. Da hat niemand was davon, wenn jetzt nicht geholfen wird: Denn die Leute, die jetzt auf ihren Dächern sitzen und warten, die sind es nicht, die mit ihren Autos die fünfzig Meter zum Briefkasten fahren und ihren Pool mit Atomstrom heizen.

Ciao,
Maggi
 
1. September 2005, 19:07   #7
Ben-99
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... dazu kommt: New Orleans hat nicht mal so viel Einwohner wie Hannover. Dafür werden dort pro Jahr aber über 400 Menschen ermordet. Das ist im Vergleich zu deutschen Städten unfaßbar.

Mit dem Schlamm und den Toten wird nun auch der ganze Dreck hochgewirbelt, der das wahre Gesicht Amerikas zeigt, was zum Beispiel die völlig verrückten Waffengesetze betrifft, aber auch die Diskriminierung der Afro-Amerikaner, die weiterhin besteht.

Und schon werden in den USA erste wütende Stimmen gegen Bush laut, der zwar Milliarden ausgibt, um Länder wie den Irak zu überfallen, aber für notwendige Küstenschutz-Maßnahmen kein Geld übrig hat. Und sollte sich erweisen, daß die verheerenden Folgen bei entsprechenden Vorbeugungsmaßnahmen sehr viel geringer ausgefallen wären, dann muß man Trittin im nachhinein recht geben. Und so "ein bißchen" kennt er sich als langjähriger Umwelt-Minister schließlich auch aus.

Gruß Ben
 
2. September 2005, 17:07   #8
Ben-99
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... bei Jürgen Trittin ist es so, daß er sagen kann, was er will - er sagt immer das Falsche. Zumindest wird es von bestimmten Schreiberlingen so ausgelegt, die ihm tatsächlich jede Silbe im Mund herumdrehen wollen. Auch jetzt noch, nachdem er heute eine Erklärung abgeben ließ. Das liest sich dann im SPIEGEL so:

Zitat:
Der Bundesumweltminister habe mit "großer Anteilnahme" die Nachrichten über Hurrikan "Katrina" verfolgt, heißt es in einer Presseerklärung des Ministeriums. Trittin sei betroffen über die Ausmaße der Katastrophe, die "alle Maße des Vorstellbaren und Fassbaren" übertreffe und deren Dimensionen noch immer nicht absehbar seien, heißt es in einer heute veröffentlichten Stellungnahme.

Es sei "mehr als bedauerlich, dass der Artikel des Ministers von manchen nicht nur missverstanden, sondern von anderen auch gezielt und bewusst falsch interpretiert werde", heißt es weiter. Der Beitrag in der "Frankfurter Rundschau" sei am vergangenen Montag geschrieben worden, "also zu einem Zeitpunkt, als die Ausmaße der Katastrophe noch nicht ansatzweise deutlich waren und New Orleans noch nicht überflutet war". Trittin wies außerdem die seiner Ansicht nach "bösartige Unterstellung" zurück, ihm sei das Schicksal der Flutopfer egal oder er habe ihr Schicksal instrumentalisiert.

http://www.spiegel.de/politik/deutsc...372798,00.html
Die klaren Worte sollte doch eigentlich sogar der letzte Trittin-Hasser verstehen. Aber nein, es wird dann erbsenzählerisch bemäkelt, daß es auch schon am Montag ein paar Tote gab. Und der Beitrag endet erneut mit einer dusseligen Unterstellung:

Zitat:
Für die Opfer der Flut fand der deutsche Umweltminister auch am Donnerstag keine Worte, als SPIEGEL ONLINE um ein Interview bat, das auch im englischsprachigen Dienst erscheinen sollte. Die Anfrage blieb unbeantwortet.
Der böse herzlose Trittin findet also "keine Worte für die Opfer". Und als "Beweis" für diese erneut ebenso lächerliche wie schäbige Behauptung genügt dem SPIEGEL allein die Tatsache, daß er nicht sofort auf eine Interview-Anfrage reagiert hat.

Da scheinen einige Leute inzwischen größenwahnsinnig geworden zu sein. Denn an Trittins Stelle hätte ich nach diesem miesen Malzahn-Artikel auch nicht sofort gekuscht, wenn sich kurz darauf jemand von derselben Redaktion meldet.

Es mag schon sein, daß Jürgen Trittin der Presse gegenüber manchmal eine Art drauf hat, die man als arrogant mißverstehen könnte. Das hat aber seine Gründe. Denn ich kenne keinen anderen Politiker, der in den letzten Jahren so oft Opfer von Lügengeschichten geworden ist, bei denen zum Beispiel Springer-Redakteure nicht mal davor zurückschreckten, Fotos zu manipulieren, damit der Eindruck entsteht, er sei früher Seite an Seite mit gewaltbereiten Radikalen marschiert.

Da sollten sich BILD und SPIEGEL, die in letzter Zeit immer öfter in einer merkwürdigen Kuschel-Beziehung zueinander stehen, lieber ein paar andere Politiker aussuchen, die die Rolle des Dauer-Prügelknaben meines Erachtens sehr viel mehr verdient hätten.

Gruß Ben
 
2. September 2005, 19:34   #9
tw_24
 
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Der arme Jürgen Trittin wußte also beim Verfassen seines Artikels nicht, wie sich die Lage in New Orleans hätte entwickeln können. Das ist als Entschuldigung kaum glaubwürdig, denn in dem besagten Beitrag für die FR gibt er ja den beinahe allwissenden Hellseher, als der er sich jetzt nicht auf Ahnungslosigkeit berufen kann. Und auch als Minister, der als Amtsperson ja nicht unbedingt durch verbale 'Schnellschüsse' sich auszeichnen sollte, hätte er ahnen müssen, was er schreibt.

"Der amerikanische Präsident verschließt die Augen vor den wirtschaftlichen und menschlichen Schäden, die seinem Land und der Weltwirtschaft durch Naturkatastrophen wie 'Katrina', also durch unterlassenen Klimaschutz, zugefügt werden." wußte er jedenfalls immerhin schon und gab auch gleich noch den so großen wie überaus generösen Lehrmeister: "Wenn endlich die Vernunft im Hauptquartier der Klimaverschmutzer einkehren wird, muss die internationale Gemeinschaft in der Lage sein, Amerika mit einem ausgearbeiteten Vorschlag für die Zukunft des internationalen Klimaschutzes die Hand zu reichen."

Ohnehin scheint aus den kaum mißzuverstehenden Zeilen weniger die Sorge um das Klima zu sprechen, sondern - Achtung, jetzt kommt ein -ismus! - ziemlich dummer Antiamerikanismus, der sich als Kritik an George W. Bush und seiner Politik tarnt, in der Tat aber sich gegen annähernd alle US-Bürger richtet. Denn Trittin wirft dem "Hauptquartier der Klimaverschmutzer" letztlich vor, daß es seine Untertanen nicht zu verantwortlichem Handeln gezwungen hat, die dazu ohne eben diesen Zwang offenbar nicht in der Lage sind.

Jürgen Trittin übersieht in seiner Arroganz, daß die USA eine Gesellschaft sind, in der staatliche (Zwangs-)Maßnahmen eher unüblich sind, und daher erklärt er alle US-Bürger zu Klimaverschmutzern - denn in der Tat hindert ja auch niemand sie daran, umweltverantwortlich mit Ressourcen umzugehen -, die nun eben bekommen, was sie nach seiner Ansicht verdienen. Und das ist nun, ganz unabhängig vom Ausmaß der Verwüstungen, zu jedem Zeitpunkt beinahe schon Rassismus, der in der Ankündigung gipfelt, man könne Amerika "die Hand" reichen, wenn es denn nur zur Besinnung komme.

Dabei wirkt Jürgen Trittin freilich auch nur noch lächerlich, wenn er erklärt: "Nie war es dringender als heute, die Vorreiterrolle Deutschlands im internationalen Klimaschutz zu stärken." Meinten er und sein Deutschland es damit ernst, jammerten es und - vor allem - er nicht über hohe Energiepreise, Trittin brüstet sich ja regelrecht auch damit, daß seine Partei nicht mehr einen Preis von 5 Mark für den Liter Benzin anstrebt. Dabei könnte doch gerade dadurch "die Vorreiterrolle Deutschlands" in dem Bereich ausgebaut werden.

So aber, die Ökofaschisten wollen von ihrem einstigen Beschluß nichts mehr hören, könnte man beinahe auf den Gedanken kommen, daß ihnen etwas an niedrigen Energiepreisen liegt, sie damit also ebenfalls die Folgen für das Klima zumindest billigend hinnehmen - und folgerichtig mitverantwortlich sind für das, was Jürgen Trittin so plump einem "Hauptquartier der Klimaverschmutzer" in die Schuhe zu schieben versucht. Er und seine Freunde woll(t)en erklärtermaßen durch ihre "Ökosteuer" deutsche Rentenkassen sanieren, sie setzen auf Umweltverschmutzung.

Auch deshalb sollte Jürgen Trittin es tunlichst unterlassen, gegenüber der amerikanischen Regierung und der ihr unterstellten Bevölkerung sich als Lehrer aufzuspielen und an der 'Heimatfront' dann die verfolgte Unschuld zu mimen, wird in verschiedenen Medien auf die Widersprüche auch und gerade seiner Politik hingewiesen.

MfG
tw_24
 
2. September 2005, 22:00   #10
Ben-99
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... schön, daß Du Jürgen Trittin im Original zitiert hast. Denn: Der Mann hat recht, und ich stimme ihm in allen Punkten zu, was seinen Aufsatz in der "Frankfurter Rundschau" angeht. Und ich verstehe auch seine Wut.

Es ist doch so: Wenn man ein dummes aufsässiges Kind dabei beobachten muß, wie es immer wieder die Spielzeuge der anderen Kameraden kaputt macht, nur weil es körperlich etwas größer und dicker ist, dann ermahnt man es auch immer wieder, daß es dabei irgendwann auch selbst mal auf die Schnauze fliegen könnte.

Wenn das dann tatsächlich eintritt und das Kind wehleidig zu plärren beginnt, sagt man eben auch zu ihm im Zorn: "Siehste, wir hatten Dich immer wieder gewarnt, daß Du durch Deinen Egoismus noch mal eine Katastrophe anrichten wirst."

Und nun ist es so weit gekommen, daß wir dem größten Rohstoff-Verschwender der Welt unsere Energie-Reserven anbieten müssen, weil die dortige Regierung es nicht für nötig hielt, sich an weltweiten Klimaschutz-Vereinbarungen zu halten und auch die seit langem gefährdeten Städte in den Küstenregionen sicherer zu machen. Und der Präsident, der sich heute immerhin schon mal im Hubschrauber die Leichen aus der Luft angesehen hat, scheint als Krisenmanager nicht mal tauglich genug für den Job eines Dorf-Bürgermeisters zu sein. Helmut Schmidt, der als Innensenator meiner Heimatstadt in vorbildlicher Weise die Rettungsmaßnahmen bei der Hamburger Flukatastrophe 1962 koordinierte, die über 300 Menschen in den Tod riß und 60.000 obdachlos machte, hätte wohl einem "Helfer" wie Bush geraten: "Mann, fahr' lieber wieder nach Hause, dann störst Du hier wenigstens nicht."

Aber damals waren es noch andere Zeiten. In unserer Schule wurden Feldbetten für die Verletzten und Unterkühlten aufgestellt, von denen viele ihre gesamte Habe verloren hatten. Und ich weiß noch, wie wir als Kinder Kaugummi und Schokolade von den amerikanischen Soldaten geschenkt bekamen, die den Hamburgern damals in der Not halfen. Deshalb ist es für mich auch gar keine Frage, daß auch Deutschland jetzt den betroffenen US-Bürgern jede erdenkliche Hilfe zur Verfügung stellt.

Und dennoch: Wenn man die verstörenden Bilder in der Tagesschau sieht, glaubt man zunächst, daß es um irgendein Drittwelt-Land geht, dessen Regierung zu arm ist, um den Opfern professionelle Hilfe zukommen zu lassen und man fragt sich: Das soll das reichste und mächtigste Land der Welt sein, womit der überhebliche Präsident der USA immer angibt? Ausgerechnet dieses Land will für andere Staaten Vorbild sein und ihnen den Weltpolizisten vorspielen?

Das jämmerliche Bild, das die USA heute unter George Bush Jr. bieten, macht traurig und wütend zugleich. Und unter den Überlebenden in New Orleans, die zur Zeit wie eingepferchte, unversorgte Tiere vegetieren müssen, ist die Wut auf den Versager Bush noch am größten.

Man kann nur hoffen daß die amerikanischen Bürger vielleicht jetzt endlich mal begreifen, daß dieser gemeingefährliche Trottel-Präsident nicht nur die halbe Welt kaputt macht, sondern Stück für Stück auch ihr eigenes Land. Da wird der dortigen herrschenden Clique auch nicht mehr die Kadavertreue der hiesigen Bush-Anbeter von der "Antideutschen"-Sekte nützen. Was wohl auch tw_24 inzwischen instinktiv spürt, er es aber einfach nicht wahrhaben will. Halt so, wie man es von trotzigen Kindern gewohnt ist ;-)

Gruß Ben
 
4. September 2005, 18:11   #11
Maggi
 
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Hm, Trittin ließ über den Sprecher des Bundesministeriums für Umweltschutz erklären, er sei „sehr betroffen über die Auswirkungen des Hurrikans, die sich in den letzten drei Tagen zu einer verheerenden Katastrophe ausgeweitet haben, die alle Maße des Vorstellbaren und Fassbaren übertrifft und deren Dimensionen immer noch nicht in vollem Umfang absehbar sind“ (2. September). Er betont außerdem, dass es gerade jetzt sehr wichtig sei, mittels Hilfsprojekte die Verbundenheit zu „unseren amerikanischen Freunden“ (CDU-Formulierung) zu demonstrieren.

Außerdem meint er, der Artikel wäre am Montag (29. September) geschrieben und am Dienstag darauf veröffentlicht worden. Die Meldungen und Nachrichten, die zu diesem Zeitpunkt aus Amerika kamen, seien eher positiver Natur gewesen (der Sturm dreht von seinem Kurs ab und fliegt an New Orleans vorbei), sodass das Ausmaß der Katastrophe nicht sichtbar gewesen sei. Nicht einmal New Orleans sei zu diesem Zeitpunkt überschwemmt gewesen.

Ich glaube ihm das einfach mal. Zwar ist es nach wie vor fahrlässig, dass sich ein Minister so äußert, wenn eben das gesamte „Ausmaß der Katastrophe“ noch nicht „absehbar“ ist, und dass bestimmte, der Union näher stehende Medien (wie der Spiegel) das auseinander rupfen würden wie ein Lepra-Hühnchen. So schlau hätte er auch selber sein können, der Herr Trittin.
Die Grünen im Gesamten versuchen jetzt erstmal, die antiamerikanischen Gerüchte zu zerstreuen und rufen auf ihrer Homepage zum Spenden auf.


Und da ich Klimaschutz generell für eine wichtige Sache halte und Trittin faktisch ja Recht hatte, ist die Sache für mich gelaufen.

Ciao,
Maggi
 
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