20. November 2005, 10:17 | #1 |
Junge mit Mundharmonika
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BAP - Dreimal zehn Jahre
Köln im Jahr 1976
Wolfgang Niedecken, seinerzeit freischaffender Kunstmaler und Gitarre spielender Bob-Dylan-Jünger, scharrt einige Musiker um sich, um gemeinsam "einen Kasten Kölsch leer zu proben". Die Formation nennt sich BAP und ist inzwischen bekanntlich eine der erfolgreichsten deutschen Bands geworden. Köln im Jahr 2005 Im nächsten Jahr besteht BAP bereits 30 Jahre. Aus diesem Anlass veröffentlichte die Kölner Band am Freitag das Doppelalbum "Dreimal Zehn Jahre", auf dem 30 BAP-Songs neu interpretiert und zum Teil gründlich entschlackt werden. Besonders aufregend: Wolfgang Niedecken hat sich exquisite musikalische Gäste wie Thomas D., Xavier Naidoo oder Herbert Grönemeyer mit ins Boot geholt. Für die Neuaufnahmen wurden die Stücke gründlich entschlackt. Wo der langjährige BAP-Musik-Chef Klaus "Mayor" Heuser auf ausgedehnte Gitarrenstrecken setzte, zeigen die Stücke nun oft ein völlig neues Gesicht, verändert in Rhythmus und Tempo. Verdamp lang her auf hochdeutsch, begleitet von Thomas D., wirkt ungewohnt, fast nicht verständlich so man der kölschen Version zum Verstehen mächtig ist. Die weichgespülte Version von Kristallnaach mit Laith Al-Deen oder auch Dir Allein mit X. Naidoo geht einfach vieles vom ursprünglichen BAP-Sound ab. Überhaupt wirken viele Stücke irgendwie wie altes Filmmaterial, welches remastert und digital neu abgemischt wurde und somit den Charme des alten Zelluloids verlor, irgendwie gewollt der großen bisherigen Nichthörerschaft angepaßt. Es fehlen der Müsli-Man, Amerika kommt nicht rüber und überhaupt, das Album ist für einen alteingesessenen Fan ein fraagwürdiges Erlebnis. Vielleicht bin ich einfach zu alt um mich auf Veränderungen einzustellen, aber mit den neuen Interpretationen geht mir ein Stück Erinnerung verloren. Zum Glück habe die alten Scheiben noch im Schrank zu stehen. |
20. November 2005, 11:30 | #2 |
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gehört habe ich die Lieder noch nicht, aber nach Deiner Beschreibung frage ich mich, ob ich mir das überhaupt antun soll. Gerade durch das Kölsch wurden die Lieder doch zu etwas Besonderem.
Schade, dass eine Erfolgsgruppe nach 30 Jahren zu solchen Verunstaltungen greift |
20. November 2005, 15:23 | #3 |
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nun - auch ich kenne die tracks noch nicht - aber auch ich kann sagen, das ich mir bab schwehr auf hochdeutsch vorstellen kann.
andererseits ist es schon mächtig ruihg geworden um die jungs, so das ich denke, das es auch ein klein wenig ein verzweifelter versuch ist, wieder allgemein bekannter zu werden. nur ob das mit einer abkehr vom kölschen gelingt wage ich zu bezweifeln. |
20. November 2005, 17:53 | #4 |
Ungültige E-Mail Angabe
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... als Hamburger reagierten meine Kumpel und ich früher regelrecht allergisch auf die Stimme von Wolfgang Niedecken, wobei die Kölner, anders als der übliche Deutsche, auch schon beim normalen sprechen "singen" – jedenfalls hört sich das für mich immer so an ;-)
Und verstanden habe ich meist kein Wort. Allerdings habe ich sogar schon von Rheinländern gehört, daß sie selbst oft die gleichen Probleme haben, weil dieser Dialekt beileibe nicht von allen in dieser Region gesprochen wird. Ist wohl so ähnlich wie mit unserem "Platt", das inzwischen auch viele Hamburger nicht mehr verstehen. Hat aber manchmal auch seine Vorteile. Denn böse Zungen haben die Musik und Texte von BAP auch schon als "Betroffenheits-Rock" bezeichnet. Und früher blickte Niedecken auch meist so düster drein, als würden die Sorgen der gesamten Menschheit auf seinen Schultern lasten. Das hat der Kölsche Zwerg-Dylan wohl gemacht, um seinem Idol noch ähnlicher zu sein. Und vielleicht war es gerade das, was ihm viele nicht verzeihen wollten ;-) Inzwischen ist der Frontmann von BAP aber viel lockerer drauf, und auch ich finde manche früheren Songs heute gar nicht mal so schlecht. Werde mir die Scheibe auch ruhig mal anhören. Daß man jetzt die Texte auf Anhieb versteht, muß ja nicht unbedingt negativ sein. Ich bin zwar sonst auch der Meinung, daß die alten Original-Songs der verschiedenen Gruppen immer noch am besten klingen, aber es gibt auch Ausnahmen. So haben zum Beispiel Simply Red, eine Band, die ich vom ersten Augenblick an liebte, auch gerade eine CD herausgebracht, auf der Mick Hucknall & Co. ihre alten Hits noch mal im neuen Gewand präsentieren. Und was sich da "Simplified" nennt, klingt ausgesprochen gut und ist empfehlenswert: http://www.amazon.com/gp/product/B00...music&v=glance Wie schon gesagt: Anhören werden ich mir die BAP-Scheibe auf jeden Fall. Auch auf die Gast-Stars bin ich gespannt. Allerdings werde ich wohl bestimmte Songs gleich überspringen, da ich nun mal sofort Pickel bekomme, wenn ich den Mannheimer Wichtigtuer und peinlichen Jammer-Rapper Xavier Naidoo auch nur mehr als 3 Sekunden lang höre oder sehe ;-) Gruß Ben |
20. November 2005, 18:11 | #5 |
Junge mit Mundharmonika
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Gerade die Songs mit dem Zusatz feat. sind nunmal die hochgedeutschen Stücke und da wirst Du dir wahrscheinlich auch Naidoo anhören müssen. Der überwiegende Teil des Albums jedoch ist in Kölsch gesungen. Achja, ein hochdeutsches Stück verstehe ich überhaupt nicht, aber da singt Grönemeyer, das könnte der Grund sein.
/edit: Nach kurzem Besuch im Plattenladen muss ich feststellen, Hucknall's Neuinterpretationen kommen stark jazzig rüber. |
20. November 2005, 18:58 | #6 |
Dummschwätzer
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Dialekt-Songs sind so alt wie die Popmusik. Die Beatles brachten das breite Liverpool-Englisch nach Amerika und Mick Jagger importierte den Südstaaten-Akzent des Blues nach London - wenn er nicht ein gepflegtes Cockney sang. Hierzulande aber wurde hochdeutsch gesungen - Dialekt gab es allenfalls bei Shanties oder in bayerischen Bierzelten. Popbands behalfen sich in den 60er Jahren mit ihrem meist dürftigen Schulenglisch.
Insofern ist mir BAP immer noch lieber als Bläck Fööss, obwohl man die beiden kaum vergleichen kann. Auch mir geht es wie Ben, wenn ich den Namen Xavier Naidoo auch nur lese, richten sich meine Nackenhaare auf. Und somit werde ich mir dieses Erlebnis sparen. |
21. November 2005, 15:17 | #7 | ||
Erde, Wind & Feuer
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Ohne die "Scheibe" mal gehört zu haben wollte ich kein Kommentar abgeben.
Nun habe ich sie gehört: Geil, ich liebe schon immer "Live" Aufnahmen und gut gemachte "Neuauflagen", für mich (mit einigen krässlichen Ausnahmen) eine echt geile CD.
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22. November 2005, 21:32 | #8 |
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Also ich kann mit BAP nicht wirklich was anfangen.
Auch wenn ich länger überlege, fallen mir nur mühsam einige Titel ein. Und das liegt sicher nicht nur am Dialekt. Auf der anderen Seite macht Niedecken ne gute Figur und ist n Sympathieträger - und das ist schon mal mehr, als die meisten von sich behaupten können. Hehe im Falle von Xavier Naidoo stimme ich Ben und Sacki vorbehaltlos zu. tschao jupp11 |
22. November 2005, 22:43 | #9 |
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Vielleicht hast Du ja mal Interesse etwas mehr Lieder zu kennen, dann empfehle ich die offizielle Homepage, in der man sogar legal Zugang zu den Songtexten und Hörproben der einzelnen CD's hat
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23. November 2005, 11:09 | #10 |
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Ich hab grad mal meine Musikkiste durchgesehen und 97 BAP-Songs gefunden.
Aber es ist "Verdamp Lang Her", daß ich mir die angehört hab. Fazit - BAP läuft bei mir unter "ferner liefen...". Und mir deutsche Mundarttexte zu übersetzen, ist mir zu mühselig. Allerdings sehe ich durchaus, dass BAP, insbesondere im Einzugsgebiet eine ernst zu nehmende Fangemeinde hat. Aber das hat Bayern München auch ... und ich gehöre nicht dazu. Aber vielen Dank für Deine Links. tschao jupp11 |
23. November 2005, 11:33 | #11 |
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Interessant, BAP mit Fußball zu vergleichen. Du scheinst Dir nicht wirklich mal Mühe gemacht zu haben, den Text und somit den Sinn der Lieder zu verstehen?!
Ja tatsächlich, Du wirst es nicht glauben, die sagen wirklich etwas aus, auch wenn sie in kölscher Mundart gesungen werden und nicht in hochdeutsch. In der Homepage sind alle Lieder übersetzt. Man kann verstehen, wenn man will und dann merkt man, wie aktuell doch einige der "ferner liefen" Lieder gerade wieder sind. Vielleicht ein bisschen unbequem und deshalb nicht in den Radiosendern zu hören, die lieber die Schmusibusiwelt verkörpern. Der Text "Denn mer sinn widder wer" könnte auch tw_24 sein ;>) |
23. November 2005, 12:14 | #12 |
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Hehe, wenn man einer Gruppe nicht viel abgewinnen kann, heisst das doch nicht zwangsläufig, dass man nur auf Schmusemusik steht, oder?
Ich mach doch auch niemandem zum Vorwurf, sich nicht genügend über Tom Waits, Howlin' Wolf, Albert Collins, Daniel Lanois, Garou, und und und informiert zu haben. Entweder gefällt die Musik, oder eben nicht. Übrigens wird BAP sehr wohl gespielt, allerdings geht das bei mir zum einen Ohr rein und da ich meistens keine Übersetzung parat hab, auch ungefiltert wieder raus. Ausserdem ist das dem Wolfgang Niedecken voll bewusst, dass BAP durch den Dialekt sehr wohl Zielgruppen-Musik macht. Und es ist gewollt. Das ich nicht zu dieser Zielgruppe gehöre, wird ihn in keinster Weise stören. Wiewohl ich persönlich sogar glaube, dass BAP bei weitem nicht so erfolgreich wäre, wenn sie hochdeutsch singen würden. Denn dann hätten die Songs überhaupt nichts Besonderes mehr. Weder aufregende Musikalität, noch Pulitzerpreis-würdige Texte. Sie besetzen halt eine Nische und bedienen ihre Fangemeinde. Ich finde das voll OK. tschao jupp11 |
23. November 2005, 12:28 | #13 |
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Zielgruppenmusik würde ich es auch nennen, wobei die Kölner lediglich den Vorteil haben, dass sie die Worte verstehen, was noch lange nicht heißt, dass auch der Sinn klar wird.
Tatsächlich gibt es auch hier viele, die BAP zum Kölner Karneval zählen. 97 Songs einer Gruppe zu besitzen und noch immer nicht zu verstehen was die denn überhaupt singen, würde ich auch nicht gerade als Treffer bezeichnen, aber es gibt wichtigere Ziele. |
23. November 2005, 15:47 | #14 |
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Schön, zu lesen, dass es Leute gibt, die offensichtlich jeden Songtext inhaltlich verstehen wollen.
Bei mir sieht das so aus, dass es entweder auf Anhieb klappt, oder ich einen interessanten Aspekt aufschnappe, der mich fesselt und meine Aufmerksamkeit erregt. Nun mal Hand aufs Herz, wusstest du beim ersten Hören, worum es z. B. in Tom Traubert's Blues - "Waltzing Mathilda" geht. Oder hat sich Dir der Text von "The Magdalene Laundries" (Chieftains/Joni Mitchell) auf Anhieb erschlossen? Ich glaube nicht. tschao jupp11 |
24. November 2005, 00:44 | #15 |
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Du meinst Ersteres von Rod Stewart? Das war und ist nicht der Sänger meiner Wahl, also habe ich auch keine Platten von ihm, die ich mir mal genauer anhören würde.
Die anderen Namen kenne ich nicht, also kann ich dazu auch nichts sagen. Im Gegensatz dazu scheinst Du BAP zu kennen und, warum auch immer, ihre Platten zu haben. Willst Du das wirklich vergleichen? |
24. November 2005, 08:51 | #16 |
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Naja schon irgendwie ...
...vielleicht habe ich mich aber nicht richtig ausgedrückt. Es gibt z. B. Gruppen, die ich nicht mag, auch wenn sie sehr erfolgreich sind/waren. Dazu gehört beispielsweise Queen. Naja eigentlich alle diese Glitter-Rock-Combos. Dann gibt es welche, die ich sehr mag, ne Menge sogar. Und bei denen interessiere ich mich sowohl für die Lyrics als auch für die Biografien. (Led Zeppelin um nur eine zu nennen) Und es gibt sozusagen ein Mittelfeld das ich einfach konsumiere, wenn ich es höre. Dazu gehört BAP. Ich halte BAP für eine mittelmäßige Rockband, deren Markenzeichen es ist, Kölsch zu singen. Na klar verstehe ich, was die da singen wenn ich aufmerksam hinhöre, aber es kostet Mühe und die ist mir sehr oft nicht wert. Ich finde Brings da wesentlich erfrischender. Aber das ist doch immer so. Während ich begeistert von Morphine (Gruppe) bin, kann ein LT damit nicht viel anfangen und bei einigen seiner Favoriten gehts mir ähnlich. Aber wir beide mögen Jerry Garcia & David Grisman. Also, alles in allem - kein Grund jemandem seinen Musikgeschmack vorzuwerfen. tschao jupp11 |
24. November 2005, 09:11 | #17 | |
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Hatte ich auch nicht vor, zumal sich der im Laufe des Lebens verändert, wenn auch einiges immer Bestand haben wird.
Mir ging es lediglich um die Aussage Zitat:
Im Nachhinein erkennt man aber, dass Du nicht generell so denkst, denn bei englischen Texten scheint dies nicht der Fall zu sein, wenn sie Dir, warum auch immer, zusagen. |
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25. November 2005, 15:52 | #18 |
Erde, Wind & Feuer
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Frau ich freu mich
Nach mehrmaligen hören kommt das Album immer besser.
Mal ein kleiner Textausschnitt aus Frau ich freu mich: Ich wöss ens jähn, woröm dä Vati met dämm Sticker " Let's go West " mich nit vorbeilööt, oh, die Typen hass ich wirklich wie die Pest, met ihre Autonummre op et Sofakesse dropjesteck, dä Klopapierroll em jehäckelte Etui diskret versteck. Birch eraff met Röggewind, minge Speed weet gigantisch ohne Strunzerei, volle nüngunachzich, hätte ich Flüjel, ich höff aff, leet all die Trottel unger mir un löösch blitzartig hinjebeamt em warme Bett ald nevven dir ! |
17. December 2005, 09:56 | #19 | |
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... heute um 17.50 Uhr auf WDR: Mal sehen, wie der frühere Pfadfinderkoch Wolfgang Niedecken bei Bio "Fisch mit Fenchelgemüse und Honig" zubereitet ;-)
Gruß Ben Zitat:
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