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19. February 2006, 20:40   #1
Ben-99
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Im Tal der Wölfe kämpft Edmund Stoiber mutig gegen Schurken-Filme.

... primitive Hollywood-Action-Filme, in denen Asiaten oder Einwohner muslimischer Ländern als "Untermenschen" dargestellt werden, die man ungestraft im Namen des Christentums zu Tausenden abschlachten darf, aber auch dümmliche Cowboy-Filme mit John Wayne, in denen der Indianer-Holocaust nicht nur geleugnet, sondern der Massenmord an den amerikanischen Ureinwohnern auch noch als "Heldentat" dargestellt wird, gehören seit Jahrzehnten für westliche Kiddies zur kulturellen Grundnahrung. Und keiner unserer Politiker wäre je auf die Idee gekommen, solche Filme, die "Action" mit politischer Hetze verbinden, zu verbieten oder Kinobesitzer aufzufordern, sie aus dem Programm zu nehmen.

Nun aber läuft seit über einer Woche erfolgreich ein Film mit dem Titel "Im Tal der Wölfe" in deutschen Kinos, bei dem umgekehrt genauso einseitig die Amis und Israelis als "Schurken" dargestellt werden, gegen die sich brave Muslime heldenhaft verteidigen. Na und? fragt man sich achselzuckend. Denn wenn nach Hunderten solcher demagogischen US-Movies ein Action-Film Erfolg hat, bei dem zur Abwechslung auch mal die Führer der Westlichen Welt die "Bösen" sind, wird ja wohl nicht gleich der Untergang des Abendlandes zu befürchten sein.

Und doch hat der bayrische Ministerpräsident sofort reagiert und die Kinobesitzer aufgefordert, den Film zu boykottieren. Stoiber in der BamS: "Ich fordere die Kinobetreiber in Deutschland auf, diesen rassistischen und antiwestlichen Hass-Film sofort abzusetzen."

Klar, daß auch die wachsamen Funktionäre jüdischer Interessengruppen anläßlich dieses wohl schier gemeingefährlichen Films wieder mal eine Extrawurst für sich fordern:

Zitat:
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hingegen appellierte ebenfalls an alle Kinobesitzer, den Film sofort abzusetzen. Wer den Film zeige, unterstütze den Hass auf jüdische Menschen, wird Zentralrats- Vizepräsidentin Charlotte Knobloch in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zitiert.

http://www.spiegel.de/politik/deutsc...401851,00.html
Und das, obwohl wir erst vor kurzem in der Friedman-Show erleben konnten, wie sich der gute Michel heldenhaft für die Pressefreiheit einsetzte, indem er die umstrittenen antimuslimischen Karikaturen in seiner Sendung zeigte und in seiner typischen heuchlerischen Art die "Meinungsfreiheit" als wichtiges Gut in demokratischen Ländern pries.

Aber, so war es schon immer: "Meinungsfreiheit" bedeutet für manche Leute lediglich das Recht, ihre Meinung ungehindert und ungestraft vorbringen zu dürfen. Wenn aber der politische Gegner auf dasselbe Recht pocht, wird sofort hysterisch reagiert. Und so darf sich Friedman auch weiterhin an antimuslimischer Hetze erfreuen, während antisemitische Karikaturen "selbstverständlich" nach wie vor in Deutschland verboten sind.

Und genauso ist es mit den Movies: Westliche demagogische Schundfilme, in denen Menschen aus anderen Kulturkreisen als "Barbaren" dargestellt werden, gehören bei uns zum Alltag. Aber wehe, es wagt auch mal ein türkischer Regisseur, einen politisch einseitigen und wohl auch kulturell wenig anspruchsvollen Action-Thriller über das Gemetzel der Amerikaner im Irak zu drehen, da ist das Geschrei von Leuten wie Stoiber und anderen selbsternannten Tugendwächtern der Demokratie groß. Und am liebsten würde man wohl das Grundgesetz ändern, damit in Zukunft auch weiterhin nur westliche Propaganda-Filme in deutschen Kinos gezeigt werden dürfen.

Wieder einmal haben sich Edmund Stoiber, Michel Friedman und der Zentralrat der Juden verdient um die Demokratie gemacht, wenn sie sich so "konsequent" für die Meinungsfreiheit bei uns einsetzen.

Gruß Ben
 
19. February 2006, 21:05   #2
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Klar, daß auch die wachsamen Funktionäre jüdischer Interessengruppen anläßlich dieses wohl schier gemeingefährlichen Films wieder mal eine Extrawurst für sich fordern
... weil Israel in dem Film aus antisemitischen Motiven zur Kriegspartei im Irak erklärt wird, die es nicht ist. Und wie die Meinungsfreiheit durch eine Aufforderung - kein Gebot -, diesen Kassenschlager nicht mehr zu zeigen, eingeschränkt werden soll, ist mir durchaus schleierhaft, zumal Du ihn ja auch in die Reihe wenig anspruchsvoller Streifen einreihst, deren Nichterscheinen also wohl für niemanden einen kulturellen oder meinungsbildenden Verlust dargestellt hätte.

Bemerkenswert scheint mir vielmehr, wie tief Dich die Kritik an dem Film trifft, obwohl gerade sie doch nur Ausdruck von Meinungsfreiheit ist, eine Freiheit, die sich auch türkische Politiker gönnten, die dieses nationalistische Machwerk in hellsten Tönen lobten, ihrerseits aber mit Strafen denen drohen, die den türkischen Genozid an den Armeniern auch nur zu erwähnen wagen oder sich ihrer kurdischen Muttersprache bedienen wollen.

Eine Haltung, die wohl auch den Film-Machern eigen ist, die also mitnichten Verfechter jener Meinungsfreiheit sind, die Du aber ausgerechnet durch die Kritik des Streifens bedroht siehst.

MfG
tw_24
 
19. February 2006, 21:36   #3
Ben-99
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Zitat:
Zitat von tw_24

zumal Du ihn ja auch in die Reihe wenig anspruchsvoller Streifen einreihst, deren Nichterscheinen also wohl für niemanden einen kulturellen oder meinungsbildenden Verlust dargestellt hätte.
... ich habe den Film bis jetzt ja noch nicht einmal gesehen, glaube aber, daß man den Kritikern anspruchsvoller Blätter Glauben schenken darf, was zumindest die künstlerische Qualität des Films betrifft. Scheint halt von der Machart ein typischer Reißer zu sein und zu den Filmen zu gehören, für die ich meine Zeit nicht verschwende. Sonst könnte ich mir ja auch die kitschige RTL-Produktion über die Hamburger Sturmflut anschauen, die zur dieser Stunde gerade in der Glotze läuft. Nein, danke, dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade.

Hier geht es aber um den politischen Aspekt des türkischen Films und die Tatsache, daß die Kinos bis zum letzten Platz ausverkauft sind – was nicht zuletzt auch an solchen unfreiwilligen Werbe-Aktionen verknöcherter CSU-Politiker liegt, für die Du neuerdings Dein "antideutsches" Herz entdeckt hast ;-)

Sag' doch einfach mal klipp und klar, warum Du nichts gegen antimuslimische Hetze hast, aber antisemitische Demagogie weiterhin verboten bleiben soll und Du wohl auch am liebsten auch noch solche Movies aus dem Verkehr ziehen würdest, die sich mal zur Abwechslung nicht gegen muslimische "Untermenschen" richtet, sondern in denen der Spieß ganz einfach umgedreht wird, indem man genauso einseitig die Länder der westlichen Welt als "Schurken"-Staaten brandmarkt.

Gruß Ben
 
19. February 2006, 22:59   #4
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Sag' doch einfach mal klipp und klar, warum Du nichts gegen antimuslimische Hetze hast [..]
Was ist "antimuslimische Hetze"? Die Karikaturen, die als die "dänischen Karikaturen" wohl in die Geschichte eingehen werden wie "der 11. September" ohne Jahreszahl, sind keine Hetze, denn sie stellen sehr zutreffend mindestens einen Zweig des Islam dar, gegen den sich der andere, der angeblich gute und weltoffene Islam, nicht mit einer solchen Vehemenz wehrt wie gegen eben diese Abbildungen. Und weil sie zutreffend sind, habe ich nichts gegen die Veröffentlichung dieser Karikaturen.

Wenn aber schlichte Lügen über eine Ethnie verbreitet werden wie dies in dem Film Tal der Wölfe mindestens mit Amerikanern und Juden geschieht, ist das nicht mehr unbedingt durch Presse- oder meinetwegen Kunstfreiheit geschützt. Daß jemand Amerikaner oder Juden für Teufel in Menschengestalt hält, kann nicht verboten werden, die bewußte Verbreitung solcher Vorurteile aber sehr wohl - ohne daß dadurch die Freiheit der Meinung in bürgerlichen Gesellschaften in Gefahr geriete.

MfG
tw_24
 
20. February 2006, 15:12   #5
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Sag' doch einfach mal klipp und klar, warum [..] antisemitische Demagogie weiterhin verboten bleiben soll [..]
Das übernimmt, kaum zu glauben, die Junge Welt unter der Überschrift "Was unerfreulich ist an »Tal der Wölfe«". Und wenn ausgerechnet die "antizionistische" Junge Welt antisemitische Darstellungen als "unerfreulich" einstuft, ist die Kritik des Zentralrates der Juden in Deutschland wohl mehr als berechtigt. Den Rest des Films findet das Zentralorgan des deutschen Linkspazifismus dann wohl erfreulich, Oberpazifist Jürgen Elsässer meint: "Das fetzt". Damit ist dann mal wieder vieles zum moralischen Zustand der deutschen "Friedensbewegung" gesagt und zu dem Streifen im Grunde alles.

MfG
tw_24
 
20. February 2006, 19:37   #6
Ben-99
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... Du willst ja nur wieder von mir hören, daß ich den Ansichten Eures Blutfeindes Jürgen Elsässer in seinem "Das fetzt"-Beitrag (siehe unten) zustimme. Ja, tue ich, sogar gern und mit Nachdruck. Wie so oft, wenn er für Euch unbequeme Dinge beim Namen nennt, die verblendete "Antideutsche" in ihrem krankromantischen Israel-Wahn gern ignorieren oder wenigstens versuchen, die allgegenwärtige "Schande" des selbsternannten Führers der westlichen Welt zu verharmlosen, während ich über Euren ulkigen Sektenführer Justus Wertmüller nur noch mitleidig den Kopf schütteln kann. Nicht nur, weil er behauptet, daß generell kein Deutscher das Recht habe, die Politik Israels zu kritisieren, sondern am geilsten finde ich, daß ihm neuerdings auch die in Deutschland lebenden Juden nicht mehr passen, weil auch sie ihm inzwischen, wie er leidvoll beklagt, "viel zu Israel-kritisch" geworden sind *g*.

Ihr beide solltet Euch schon bald aufmachen, endlich mal die Welt zu bekehren. Du, mein Sohn, gehst in die USA und erklärst fortan den Einwohnern dort, was ein richtiger Amerikaner zu sein hat, während der liebe Justus freundlicherweise den Israelis erklärt, was sie als Juden gefälligst zu denken haben. Und ich bin ganz sicher, daß man Euch in beiden Ländern sofort ganz herzlich in die Arme schließen wird *g*.

Das würde ich ja auch tun, wenn mich ein Eskimo in Seppelhosen, der ständig Wagner-Musik beim Eisangeln hört, dazu noch auf Schweinshaxe mit Sauerkraut steht und seinen Iglu am Nordpol mit schwarz-rot-goldenen Wasserfarben angepinselt hat, belehren will, daß ich ihm als Deutscher nicht "deutsch" genug sei. Auch von ihm würde ich mir selbstverständlich jederzeit gern Nachhilfeunterricht erteilen lassen ;-)

Gruß Ben

Zitat:
Was ist schlecht daran, einen guten Actionfilm zu sehen, in dem einmal die Amerikaner die schlechtere Rolle haben?

(...)

Alle diese Rahmenelemente der Handlung sind tatsächlich passiert und hundertprozentig verbürgt. Mehr noch: Die Realität, etwa die echten Fotos aus Abu Ghraib, sind schlimmer als die cineastische Reprise. Der Aufschrei, der Film sei hetzerisch, kommt zumeist von Leuten, deren Geschäft die Verharmlosung der irakischen Realität ist. Auch der Vorwurf des Antisemitismus ist unzutreffend: Es gibt im Film zwar einen jüdischen Arzt, der Gefangenen Organe entnimmt und weiterverkauft. Doch er versucht, die Killer an einigen Stellen zu bremsen. Im Vergleich zu ihnen ist er eine eher harmlose Figur – nicht, wie im Klischee, der Drahtzieher, sondern eher der kleine Profiteur der US-Aggression. Wer wollte bestreiten, daß das eine recht zutreffende Allegorie des Verhältnisses zwischen den Regierungen in Jerusalem und in Washington ist?

(...)

An allen diesen Punkten verbreitet der Film Inhalte, die auch der deutschen Linken gefallen müßten. An einem Punkt wird er manche provozieren: Er weist deutlich darauf hin, daß nicht die Kurden per se, wohl aber die kurdischen Parteien nichts anderes als Marionetten der US-Amerikaner sind. Gemeinsam sorgen sie für die ethnische Säuberung von Mossul und Kirkuk von Sunniten und anderen Unruhestiftern, um die Ölquellen ungestört ausbeuten zu können. Deswegen mußte die US-Armee den türkischen Einfluß im Nordirak – im kurdischen Autonomiegebiet – ausschalten. Der Film transportiert eine mächtige Botschaft: Die Türkei, während des Kalten Krieges ein NATO-Kettenhund gegen die Sowjetunion, ist nach deren Untergang zu einem Hindernis für die US-Politik geworden. Der Aggression gegen den Irak 2003 verweigerte sich Ankara. Deswegen spielen die Kriegsbrandstifter in Washington jetzt die kurdische Karte gegen die Türkei – und bekommen dabei objektiv Rückendeckung durch die Reste der PKK-freundlichen Solidaritätsbewegung hierzulande.

Jede Partei, die sich die Message dieses Filmes zu eigen macht, wird die nächsten Wahlen in der Türkei gewinnen, schrieb die Tageszeitung Hürriyet. Die Menschen zwischen Istanbul und Diyarbakir wollen offensichtlich nicht weiter das Kanonenfutter der US-Armee sein. Ihre Verwandten in Deutschland, das zeigt der Erfolg des Blockbusters, sehen das genauso.

http://www.jungewelt.de/2006/02-20/051.php
 
20. February 2006, 20:17   #7
Ogino
 
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Ich habe gestern den Film in einem Kino in Berlin gesehen. Ich befand mich in Begleitung von zwei türkischen Freunden und war wohl ziemlich der einzigste Besucher mit blauen Augen und blondem Haar.

Mein Eindruck: Die, die sich diesen Fim anschauen wollen nichts weiter als Gewalt sehen - Gewalt gegen die bestialischen Amis.
Und so war auch das Verhalten der Zuschauer.
Ich habe in meinem Leben noch nie so einen Scheissdreck im Kino gesehen.
Unb ich habe in meinem Leben noch nie so solche Beifallstürme erleben können, wenn die "bösen Amis und Juden" niedergemetzelt werden.
Mann muss diesen Film gesehen haben. Aber mitreden kann man nur, wenn man inmitten völlig ausgeflippter Fanatiker sitzt.
 
20. February 2006, 20:52   #8
tw_24
 
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Jürgen Elsässer hat durchaus noch hellere Momente; wenn er sich als Pazifist für einen gewaltverherrlichenden Streifen begeistert, weil dieser mal Amerikaner und Juden so darstellt, wie sich das die nationale Linke wünscht, dann ist das keiner dieser Momente. Wie kann sich einer, der den Irak-Krieg ablehnte und deshalb sogar zur Jungen Welt wechselte, an Gewalt und noch dazu Nationalismus erfreuen und zugleich noch als Teil einer Friedensbewegung gelten wollen?

Ich hätte da ein kleines Filmchen, das ihn und vielleicht auch Dich noch mehr zu begeistern vermag als die Gewaltfiktion Tal der Wölfe, weil es authentisch ist und die wahre Action gegen "zionistische" und "amerikanische Spione" nicht verschämt ausläßt, weil sie eben wahrlich unappatitlich ist. Wie spricht er so schön: "Die Realität, etwa die echten Fotos aus Abu Ghraib, sind schlimmer als die cineastische Reprise." In der Tat.

Vom Irak aber hat Jürgen Elsässer sowieso und offenkundig nicht die geringste Ahnung, wenn er "die ethnische Säuberung von Mossul und Kirkuk" erfindet und damit leugnet, daß im Nord-Irak ethnische Minderheiten seit Jahren Rechte genießen, von denen Kurden in der guten Türkei noch nichtmal zu träumen wagen, weil schon das lebensgefährlich ist. Ich habe keine Ahnung, weshalb ausgerechnet er bezüglich des befreiten Irak den Scharping gibt.

MfG
tw_24
 
20. February 2006, 21:13   #9
Ben-99
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... na ja, Ogino, wenn man halt noch keine "Rambo"-Filme gesehen hat, in denen ein heldenhafter Amerikaner mit asiatischen "Untermenschen" aufräumt und auch John-Wayne-Filme nicht kennt, in denen die gemetzelten Indianer posthum auch noch verhöhnt werden, dann regt man sich auch schon mal künstlich über einen türkischen Action-Film auf, bei dem einmal nicht die Amis als Helden dargestellt werden und man dazu auch noch als einziger "richtiger" Deutscher mit blondem Haar und blauen, ja sogar sehr "blauen" Augen im Kinosessel verharren muß ;-)

Ist ja auch okay. Und jetzt sollte ich ihn mir auch unbedingt mal ansehen. Aber schon jetzt glaube ich, daß man ihn als Maßstab bewerten sollte, wenn es um die Frage geht, wie schnell man "westliche" Kinobesucher verunsichern kann, indem man einfach mal ihre tumben, hier im Westen schon mit der Muttermilch eingesogenen und anerzogenen Richtlinien und Wertvorstellungen durch einen eventuell "politisch unkorrekten" türkischen Film auf die Probe stellt.

Schon, daß es überhaupt ein Regisseur gewagt hat, mit dieser nicht unklugen Methode die ganzen Kino-Schnarchsäcke bei uns mal in Rage zu bringen, halte ich bereits für einen Erfolg. Und je mehr man sich hierzulande darüber empört, um so mehr wissen jetzt unsere politischen Gegner, daß man gar nicht immer Bomben zünden muß, um den Feind wie ein aufgescheuchtes Kaninchen durch die Gegend zu hetzen. Denn wie man sieht, reicht dazu auch ein Action-Film, über den man sich hier schon fast so sehr aufregt wie die Muslime über die bekloppten dänischen Karikaturen *g*.

Ein wahrlich erfolgreicher Blockbuster unserer türkischen Freunde, so scheint es, der auch vom Timing her durchaus lobenswert genau zur rechten Stunde in unsere Kinos kam, so daß sich die empörte deutsche Seele hoffentlich noch lange darüber aufregen wird. Während klügere Menschen wohl eher damit beschäftigt sein werden, die aktuelle ungeheuer "wichtige" Frage zu klären, ob ein paar geschmacklose "antimuslimische" Karikaturen oder ein "antiwestlicher" Action-Film, der diesmal eben auch ausnahmsweise einmal nicht in Hollywood gedreht worden ist, die Menschheit näher an den Abgrund bringen wird ;-)

Gruß Ben
 
20. February 2006, 22:17   #10
Ben-99
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... tw, ich weiß leider nicht, was in Dich gefahren ist, hier einen Direkt-Download-Link mit Folter- und Verstümmelungs-Szenen zu posten. Auch mir sind entsprechende Web-Seiten bekannt, bei denen ich regelmäßig auf ähnliches Material zugreifen kann.

Soll ich jetzt etwa auch all die grausamen Movies posten, die in Pakistan, Saudi-Arabien oder anderen mit Amerika befreundeten Ländern entstanden sind, wo man Dieben noch immer die Hände abhackt oder Menschen aus Bagatellgründen köpft? Warum findest Du so etwas nur dann "schlimm", wenn es einen Schatten auf das frühere Saddam-Regime oder den heutigen Iran wirft?

Ich meine, wir sollten die User damit verschonen. Es reicht, wenn Leute wie ich ihre Festplatten damit zupflastern und sich immer wieder die Frage stellen, warum Menschen zu so etwas fähig sind. Wir Deutschen damals im 1. Weltkrieg unter Wilhelm II. Danach unter Hitler. Aber auch die Japaner, wie sie in China unvorstellbares Grauen angerichtet haben. Später Pol Pot, der in Kambodscha Millionen seiner Landleute massakrieren ließ und Stalin, der ihm vorher in Rußland gezeigt hat, wie man so etwas macht.

Dazwischen war noch Hiroshima und Nagasaki und der Massenmord an den Vietnamesen, der auf das Konto der Amerikaner geht. Auch darüber gibt es jede Menge Bild- und Video-Material im Internet. Wie ja inzwischen auch die aktuellen Folter-Bilder der Amerikaner im Irak downloadbar sind. Und zwar alle. Und eben nicht nur die eher "harmlosen", die die Fernsehsender zur Zeit ausstrahlen. Auch die ekelhaften Prügel-Szenen, wie englische "Elite"-Soldaten irakische Jugendliche totschlagen, wirken im Original viel drastischer.

Aber, was soll das? Wollen wir hier etwa einen Wettbewerb starten, wer die grausamsten, ekligsten Videos anbieten kann? Ob ein Saddam "schlimmer" war als die jetzigen amerikanischen Folterknechte? Auch die verbohrtesten "Antideutschen" sollten endlich mal begreifen, daß Gegengewalt und Krieg nur selten eine Lösung darstellt, wenn es um das allgegenwärtige Grauen in der Welt geht.

Wer wie die "Antideutschen" leichtsinnig behauptet, die einen seien "gut" und die anderen "böse", wird immer mit dem Vorwurf leben müssen, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.

Gruß Ben
 
21. February 2006, 09:57   #11
tw_24
 
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Tja, wenn ein so guter und friedliebender Deutscher wie der Jürgen Elsässer den Chiffre Abu Ghraib nur dazu benutzt, den USA das vorzuwerfen, was auch die Botschaft des Films Tal der Wölfe ist, scheint es angebracht, darauf hinzuweisen, daß sich in Abu Ghraib die Haftbedingungen sehr wohl verbessert haben, wofür mit Sicherheit nicht die "Friedensbewegung" verantwortlich ist, für die Abu Ghraib seltsamerweise erst seit 2003 erwähnenswert ist.

Du meinst nun, "wir sollten die User damit verschonen." Weshalb plötzlich diese Zurückhaltung, wo Du Dich doch so engagiert für einen bluttriefenden Streifen einsetzt, den der bayerische Ministerpräsident, der als Warner vor einer "durchrassten Gesellschaft" tatsächlich wohl nur als Katholik spricht und nicht als Antirassist, abgesetzt sehen möchte, während "die wachsamen Funktionäre jüdischer Interessengruppen" - natürlich völlig unbegründet - "wieder mal eine Extrawurst für sich fordern"?

"Wenn aber der politische Gegner auf dasselbe Recht pocht, wird sofort hysterisch reagiert." sprachst Du. Und dann das: "Ich meine, wir sollten die User damit verschonen." Stoiberst Du da nicht ein wenig?

Zitat:
Zitat von Ben-99
Du, mein Sohn, gehst in die USA und erklärst fortan den Einwohnern dort, was ein richtiger Amerikaner zu sein hat [..]
Auch hier frage ich mich, warum ich die Amerikaner bekehren sollte, sind sie doch schon, glaubt man Deinen völkerkundlerischen Anmerkungen, mehrheitlich auf der Seite der Antideutschen und leisten nur noch wenige aus der New Yorker Gegend erbitterten Widerstand gegen den "Bush-Faschismus", mit denen die anderen Amerikaner aber auch ohne antideutsche Anleitung noch fertig werden ;-).

MfG
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