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1. April 2006, 18:23   #1
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Die Wurzel des Übels

Wir hatten eine Wühlmaus im Garten. Die fühlte sich dort relativ wohl und vernichtete innerhalb von wenigen Wochen alles hübsche Grünzeug, was in unserem Garten stand. Schließlich hatten wir noch drei krummstehende Tulpen, die keine Blüten austrieben und längliche, gewundene Flächen auf unserem Rasen, die bei genauerer Betretung in die Erde sackten.
Wie haben wir das Problem gelöst? Wir haben unseren Garten abgeschafft.

Letztens gab es in der Justizvollzugsanstalt Sauerlach Randale: Fast alle Gefängnisinsassen demonstrierten auf dem Hof, warfen mit dem Nachtisch aus der Kantine, führten wilde Tänze auf und diskreditierten den geistigen Führer Edmund Stoiber, indem sie wüste und gewaltverherrlichende Karikaturen an die Gefängnismauer malten. Die Wachmänner sahen sich außer Stande, einzugreifen, da gerade "Germany's Next Top Model" lief.
Wie hat der Bürgermeister souverän das Problem gelöst? Er hat das Gefängnis abgeschafft.

Müllers aus dem Wiesenweg ist der Hund entlaufen. Nach tagelanger, erschöpfender Suche wurde Schnuppi schließlich im Tierheim wieder gefunden. Müllers war das ganz recht, denn das Vieh konnte einfach nicht kapieren, dass Stubenreinheit etwas anderes bedeutet, als ständig in die Stube rein zu machen, und der Hund blieb dort. Nun war es aber so, dass Schnuppi sich veränderte, als er im Tierheim war: Er wurde aggressiver und hetzte verschiedene Tierarten gegeneinander auf. Nachdem bereits eine Katze, und ein halbes Hähnchen totgebissen worden waren, wurde der Vorstand des Tierheims auf die Situation aufmerksam. Er reagierte prompt.
Wie löste er das Problem? Natürlich, er schaffte einfach das Tierheim ab.

Klingt blöd, ist aber anscheinend das Beste, was Berliner Verantwortlichen zur katastrophalen Situation der Berliner Hauptschulen einfällt. Anstatt sich des Problems anzunehmen, Ursachenforschung zu betreiben, vergangene Fehler zuzugeben und produktiv zu sein, wird verbreitet, die Abschaffung der Hauptschule und die daraus folgende Zusammenlegung mit der Realschule wäre die einzige mögliche Lösung des Problems. Die Realschüler werden sich freuen.
Irgendwann, wenn der letzte Fluss ausgetrocknet ist und der letzte Baum verdorrt, wird vielleicht auch bei Politikern die Ansicht Verbreitung finden, dass es weniger die Normalen sind, welche die "sozial Auffälligen" mitreißen; vielmehr werden die noch verbliebenen Normalen in die Gewalt heruntergezogen.

Langsam stellt sich doch wirklich die Frage, in welcher Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. In der Moral nichts gilt, in der man sich nur durchsetzen kann, wenn man Videos von Vergewaltigungen oder einer Frau, die von der U-Bahn überfahren wird, austauschen kann, wenn man sich nur durchsetzen kann, wenn man als Kind mit Messer, Axt und Revolver zur Schule geht? In der sich die NPD besonders in Ostdeutschland - aber auch im Westen - über immer größere Zustimmung freut und immer mehr an Einfluss gewinnt? In der Schuldirektoren, obwohl sie von den Vorgängen auf ihrem Pausenhof wissen, keine Schritte einleiten (von der Benachrichtigung der Behörden mal ganz abgesehen) weil sie um den Ruf der Schule fürchten?

Das sind keine Probleme, an denen die Poltik alleinige Schuld trägt. Aber fahrlässig verschwendetes Geld anstatt Aufklärung oder strengeren Kontrollmaßnahmen gehört sicher zu den Ursachen, wie auch die Tatsache, dass die Verantwortlichen nicht präventiv arbeiten sondern erst tätig werden, wenn ganze Kindergärten im Brunnen versunken sind; dabei war die Problematik doch schon lange vorher abzusehen. Dafür stehen wir jetzt wie der Zauberlehrling vor den Geistern, die er rief und schauen blöd aus mit unserer Ratlosigkeit.

Dümmliche Vorschläge zu machen und dabei die wirklichen Probleme auszublenden, zeugt nicht gerade von Sachverständnis, ist aber eine super Möglichkeit, um nicht mehr von den Problemen belästigt zu werden. Vielleicht macht dieses deutsche Verfahren dann dermaßen Schule, dass wir es sogar exportieren können; darin ist Deutschland sowieso Weltmeister. Dann heißt es bald auch in Frankreich:
Wie, die Studenten protestieren schon wieder? Und die Schüler? Dann schaffen wir sie doch einfach ab!

Ciao,
Maggi
 
3. April 2006, 13:49   #2
Ogino
 
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Beiträge: 1.996
Brandenburgs Innenminister Schönbohm hat schon die Lösung parat:

Quelle: http://bz.berlin1.de/aktuell/berlin/060402/ruetli.html

Zitat:
Diese Intensivtäter sollten wissen, wo ihre Grenzen in einem Rechtsstaat liegen. Wir sollten darüber nachdenken, kriminelle Schüler von der Schule zu verweisen und sie dann für ein paar Tage in einem Erziehungsheim oder auch in einem Jugendgefängnis unter Arrest zu stellen.
Schönbohm kann es offenbar nur recht sein, lenkt doch das ganze ein wenig von seinen Problemen mit der rechten Jugendszene in Brandenburg ab.

Weiteres Zitat Schönbohm:
Zitat:
Ja. Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit und höfliches Benehmen sind wichtige Eigenschaften, die die Jugendlichen in der Schule lernen sollten
Jawoll Herr Schönbohm, wäre doch gelacht wenn wir ausländischen Jugendlichen, die völlig ohne Perpektive in die Schule gehen, nicht durch gelegenttlichen Knasturlaub typisch Deutsche Tugenden beibringen könnten: Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit und höfliches Benehmen.
 
3. April 2006, 16:35   #3
Marie
 
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Beiträge: 5.712
Bei meiner Tochter an der Realschule dürfen die Mädels nur "züchtig" zum Untericht erscheinen.
Blitz der BH unter dem T-Shirt vor,
sieht man ansatzweise den String, wenn ein Mädel sich bückt, oder der Rock für die Norm zu kurz ist, dann bekommen die Elteren einen Brief, die Mädchen einen Verweis.
In dem Jährlichen Eltern-Lehrer-Brief, wurde das Ganze noch mal angesprochen.

Da frag ich mich aber, was ist mit den Jungs mit ihren Schlabber-Hosen, die bis in die Kniekehlen reichen und die Unterhose nicht zu übersehen istk, wenn der Pulli hochrutscht?


Supi, so wollen die also das Übergreifen auf Mädels verringern.
Besser... warum nicht Einheitskleidung, somit würde das ganze Gezeter in die Binsen gehen, es gäbe keine Spaltung zwischen reich und arm, Jeder trägt das Gleiche.
Da würde ich SOFORT zustimmen.

Moral? Was bedeutet es denn noch in unserem Land?
Wenig für viele Mitmenschen.

Da wird ein Baby vor die Füße des Vaters geworfen, nur weil die Mutter überfordert ist und es mal eben Streit gibt.

Da wird ein Baby in die Mülltonne gestopf,weil die Mutter allein gelassen wird mit ihren Sorgen.

Was soll das denn noch?
Keiner will mehr so wirklich zuhören, wenn man was zu sagen hat.
Fängt doch schon in der Nachbarschaft an

Wer interessiert sich denn noch für seine Mitmenschen, nicht nur des Lästerns und des Anzeigens wegen?
 
3. April 2006, 19:47   #4
Sacki
Dummschwätzer
 
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Beiträge: 3.365
Kinder/Jugendliche sind untereinander recht grausam.
Während in einigen Hauptschulen brutal aufeinander losgeprügelt wird, geht es auf Realschulen oder einem Gymnasium nicht minder finster ab, allerdings in eine andere Richtung, die nicht weniger übel ist - im Gegenteil:

Der Sohn eines Kollegen besucht die 10. Klasse eines Gymnasium im Nobelbezirk Berlin Dahlem.
Da, wo sich die Sprößlinger der feinen und betuchten Herrschaften in der Überzahl befinden, wird natürlich keine körperliche Gewalt untereinander ausgetauscht.
Dafür aber umso kräftiger mit seelischen Grausamkeiten.
Schüler, die nicht mit ihren Statussymbolen mithalten können, sind dem alltäglichen Spott ausgesetzt oder werden ganz einfach ausgegrenzt.
Nach dem Motto, wer kein 600€ Handy hat, keine Nike Klamotten trägt und keinen 300€ I-Pot hat, der gilt schlichtweg als "Assi" und bekommt das tagtäglich zu spüren.
Selbst als mein Kollege, der sich als Alleinverdiener mit einer Besoldungsgruppe A 10 und zwei Kindern wahrschlich durchschlagen muß, seinem Sohn ein Paar Nike-Turnschuhe für 100€ gekauft hat, wurde der Junge verspottet, weil er Billig-Nike trägt.
Auf Klassenfahren schmeißen die verwöhnten Kiddis mit 100€ Scheinen um sich oder gehen mit Papas goldener MasterCard mal schnell zum Geldautomaten, während einige sich ihre 50 Piepen echt einteilen müßen.

Als ich mich Samstag mit dem Jungen mal unterhalten habe, mußte ich schnell einsehen, daß man diese Situation echt unterschätzt.
Der Kommentar des Jungen: "Lieber mal alle 14 Tage eine auf die Fresse kriegen, als tagtäglich die Verachtung und den Hohn der reichen Wichser zu spüren" hat mich echt nachdenklich gemacht.

Kein Wunder, daß der Junge ackert wie ein Besessener, um wenigstens mit seinen schulischen Leistungen die "reichen Schnösel" in den Schatten zu stellen.
 
4. April 2006, 10:16   #5
puk
Ungültige E-Mail Angabe
 
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Registriert seit: November 2005
Beiträge: 53
Ich glaube nicht, dass eine Schuluniform etwas lösen könnte. Dafür müsste ein Ausstatter betraut werden, der von der Kleidung bis zu den Schuhen hin alles bereitstellen müsste. Denn sonst ließe sich auch da tricksen, und wer will dann kontrollieren, ob wirklich nur diese Kleiderordnung beachtet und getragen wird?
Außerdem bliebe dann noch das "Drumherum", was Sacki schon beschrieben hat.
 
4. April 2006, 11:37   #6
Marie
 
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Beiträge: 5.712
Also ganz ehrlich?
Ich hätte den Jungen schon drei mal da raus geholt.
Was nützt es mir, wenn mein Kind unter Druck steht?
Nichts. Er lernt nur das man besser durchs Leben kommt, wenn man agressiv und unterdrückend zu seinen Mitmenschen ist.
Das prägt sich eventuell für sein weiteres Leben und für seine Beziehung/Familie, wenn er denn mal eine haben sollte.

Die Mädels und Jungen aus der Klasse von meiner Tochter haben nur eins im Kopf. Saufen, Rauchen und sehen das sie was klar machen können.
Wenn sie Montags in die Schule kommen, dann planen sie schon wieder für das nächste We.

Damit kommt meine Tochter aber nicht klar. Sie versteht nicht warum den keiner andere Interessen hat.
Sie geht selten weg, raucht nicht und Alkohol nur, wenn es bei uns was zu feiern gibt, aber das auch nur ganz selten.
Die Lehrer scheinen da aber keinen Durchblick zu haben, und meinen es sei halt in diesem Alter normal. Und die Eltern? Die sind froh, wenn ihre pubertären Sprösslinge mal nicht zu Hause sind und sie selber ihre Ruhe haben.......... HALLOOOO!!!!!!!??????

Da kannste als Elternteil nur sehen das dein Kind die letzten paar Wochen durch hält. Jetzt noch abzubrechen würde sich nicht lohnen.
Nach der Schule ziehen wir hier eh weg, wieder nach Niedersachsen, in die Nähe von Hannover. Dort wird sie in eine andere Schule gehen, oder mit viel Glück eine Lehrstelle antreten. Aber das müssen wir noch sehen.
Ich bin für Lehrstelle, Schule hat sie eh kein richtigen Bock mehr und ist meines Erachtens verschenkte Zeit.

Sie hat dieses Jahr 10 Jahre voll, muß aber noch 2 Jahre Berufschule,wenn das mit der Lehrstelle nicht klappt.
Weiß Jemand, ob man mit der Schule ein Jahr aussetzen darf/kann?
 
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