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1. March 2007, 22:50   #1
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Steinmeier soll endlich zurücktreten!

... es ist ja nicht mehr auszuhalten, wie der noch vor Monaten "beliebteste" deutsche Minister immer tiefer in einem Sumpf aus Lügen, Verrat und Heucheleien versinkt.

Da verschwinden im Fall Kurnaz plötzlich wichtige BND-Akten, so daß sein längst überfälleriger Auftritt vor dem Untersuchungsausschuß noch weiter nach hinten verschoben werden muß, da labern Spießgesellen der alten Regierungskoalition wie zum Beispiel Joseph Fischer gequirlte Scheiße, um sich auch selbst nachträglich zu rechtfertigen, können sich aber an Einzelheiten angeblich nicht mehr erinnern. Und immer wieder wird aus den USA bestätigt, daß sich die Dinge damals ganz anders abgespielt haben, wie heute abend auch noch mal in "Monitor" berichtet wurde.

Langsam reicht es. Wir haben inzwischen verstanden, daß sich die damalige rot-grüne Regierung gern als Kritiker des Irak-Kriegs aufspielen wollte und auch das amerikanische KZ in Guantanamo angeblich ganz scheußlich fand. Da hätte ein zu früh entlassener Kurnaz doch nur gestört, wenn er schon damals Fragen aufgeworfen hätte, warum die Schröder-Regierung heimlich dennoch so eng mit dem US-Geheimdienst zusammengearbeitet hat und es zuließ, daß auch andere unschuldige Deutsche von der CIA gekidnappt und später über lange Zeit in Folter-Lagern festgehalten wurden.

Das Ganze ist inzwischen einfach nur ekelhaft und wird auch nicht besser dadurch, daß seit Wochen auch die "Bild"-Zeitung auf Krampf versucht, Kurnaz nachträglich zu einem damaligen "Sicherheitsrisiko" zu deklarieren. Dabei liegen der Staatsanwaltschaft nach wie vor keinerlei Erkenntnisse vor, daß Kurnaz jemals in irgendeiner Form eine Bedrohung für unser Land darstellte.

Mit seinem Rücktritt könnte Steinmeier dieses widerliche Spiel beenden. Und ein damals junger Mann, der verschleppt und jahrelang in Guantanamo eingekerkert und gefoltert wurde, wird dann möglicherweise auch irgendwann mal vergessen können, daß er die letzten Jahre seiner Qual vor allem auch diesem immer so "korrekt" wirkenden derzeitigen Außenminister zu verdanken hat.

Gruß Ben
 
2. March 2007, 13:03   #2
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Mal ganz abgesehen davon, dass man ihn, in Pakistan verhaftete, das als Terroristen - Hochburg gilt, muss ich doch mal die ganz gezielte Frage stellen, was die Bundesregierung mit einem türkischen Staatsbürger, der er ja ist, am Hut hat? Ein türkischer Staatsbürger interessiert die Bundesregierung soviel wie wenn in China ein rostiges Fahrrad umfällt.
Es ist doch eine Angelegenheit der türkischen Regierung, sich für die Freilassung ihrer Bürger einzusetzen und nicht die des Deutschen Staates. Von einem Einsatz der türkischen Regierung ist mir aber nichts bekannt.
Anders wäre es bei einer Weigerung der Bundesregierung, wenn dem so war, wenn sich die türkische Regierung in einem Amtshilfegesuch, an die deutsche Regierung gewandt hätte.
Hier wird nur Medienwirksam auf einem Problem herumgeritten, dass so keines ist aber von den eigentlichen Problemen in der Regierungstätigkeit ablenkt.
Es ist nicht die Pflicht der deutschen Regierung, das Kindermädchen, für die im Ausland verhafteten Ausländer zu spielen.
 
2. March 2007, 15:03   #3
DonBoskop
 
Registriert seit: July 2005
Beiträge: 49
Zitat:
Zitat von tschubbl Beitrag anzeigen
Mal ganz abgesehen davon, dass man ihn, in Pakistan verhaftete, das als Terroristen - Hochburg gilt,
Also heißt das, dass wenn ich nach Pakistan reise, ich automatisch ein potentieller Terrorist bin? Was'n das für 'ne Sichtweise?
Zitat:
Es ist doch eine Angelegenheit der türkischen Regierung, sich für die Freilassung ihrer Bürger einzusetzen und nicht die des Deutschen Staates.
Es geht gar nicht mal so sehr darum, dass D sich nicht um die Freilassung bemüht hat, sondern darum, dass sie selbige versucht hat zu verhindern. Das sind ja wohl zwei Paar Schuhe, oder?

Zudem stehen noch Behauptungen im Raum, dass Kurnaz noch 2001 in Afghanistan von deutschen KSK-Kräften (ein Spezialkommando, das seine großen Vorbilder übrigens in der faschistischen Wehrmachts-Spezialdivision "Brandenburg" sieht) verhört und misshandelt wurde.

Zitat:
Hier wird nur Medienwirksam auf einem Problem herumgeritten, dass so keines ist aber von den eigentlichen Problemen in der Regierungstätigkeit ablenkt.
Hier wird höchstens darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung lügt und versucht, alles zu vertuschen.

Greetz, DonBoskop
 
2. March 2007, 16:02   #4
Ogino
 
Benutzerbild von Ogino
 
Registriert seit: January 2001
Beiträge: 1.996
Zitat:
Hier wird höchstens darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung lügt und versucht, alles zu vertuschen.
Natürlich lügen die, dass sich die Balken biegen. Was ist daran neu ?

Andererseits haben mich die Anschuldigungen die dieser Kurnaz medienwirksam von sich gibt, auch noch nicht überzeugt. Wer in einem Kampfanzug bekleidet in dieser Region festgenommen wird, wollte sicher keine Friedenstauben züchten.
Mir scheint es eher, dass dieser Kurnaz schon Dreck am Stecken hat, jetzt aber mitbekommen hat, dass man offensichtlich Kapital aus der Tatsache schlagen kann, dass ihm nichts nachzuweisen ist.

Wenn dem allerdings wirklich so ist, dann muss man ihm schon Recht geben und entschädigen.
Schliesslich leben wir in einem Rechtsstaat.
 
2. March 2007, 17:43   #5
Ben-99
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Beiträge: 5.899
... daß von Seiten der Staatsanwaltschaft nach wie vor nichts gegen den 1982 in Bremen geboren und aufgewachsenen Kurnaz vorliegt, sollte man nicht als Bagatelle behandeln. Auch nicht die Tatsache, daß er vor seinem verhängnisvollen Flug noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hatte. Schließlich war er zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 Jahre alt und konnte nicht ahnen, daß er gegen Kopfgeld von korrupten pakistanischen Beamten an Bushs Folterknechte verkauft werden würde und erst fast ein halbes Jahrzehnt später seine Heimat Deutschland wiedersehen sollte.

Zitat:
Zitat von Ogino

Mir scheint es eher, dass dieser Kurnaz schon Dreck am Stecken hat, jetzt aber mitbekommen hat, dass man offensichtlich Kapital aus der Tatsache schlagen kann, dass ihm nichts nachzuweisen ist.
Ogino, manchmal kannst Du sehr kaltherzig sei. Was vielleicht auch daran liegen mag, daß Du möglicherweise nicht die "Beckmann"-Sendung gesehen hast, in der er ausführlich interviewt wurde, aber auch seine Mutter und sein Anwalt sowie einer der renommiertesten deutschen Journalisten (Hans Leyendecker von der "Süddeutschen") und der Untersuchungsauschuß-Vorsitzende Siegfried Kauder zu Wort kamen.

Da saß kein "geschäftstüchtiger" junger Mann, der auf Kohle aus ist, sondern ein durch jahrelange Folter gebrochener Mensch, der fast die gesamte Zeit seines Erwachsenen-Daseins in einem KZ der USA auf Kuba verbringen mußte. Bisher hat es niemand, nicht mal ein bayerischer Rechtsaußen wie Beckstein, zu behaupten gewagt, daß er bei dem Interview vielleicht eine "Show" abgezogen haben könnte. Vielmehr sind sich bis heute alle einig, daß das, was Kurnaz in der Sendung gesagt hat, authentisch ist. Und sollte es nicht so sein, wäre Robert De Niro seitdem nur noch die Nr. 2 der besten Schauspieler der Welt ;-)

Mal ganz abgesehen, daß sich seine von den zuständigen Behörden zunächst hektisch abgestrittenen Aussagen, auch von deutschen Soldaten, die dort eigentlich gar nichts zu suchen hatten, mißhandelt worden zu sein, später als korrekt erwiesen haben und derzeit gegen diese Leute ermittelt wird. Bedenken sollte man aber auch, daß sein Anwalt Bernhard Docke, dem er es, zusammen mit Angela Merkel, was ich hier ruhig auch einmal betonen will, zu verdanken hat, Guantanamo lebend entkommen zu sein, alles andere als ein unseriöser geldgieriger Advokat ist, sondern ein mutiger Rechtsanwalt, von denen wir uns hierzulande noch ein paar mehr wünschen sollten.

Daß sein Mandant, der so viel durchgemacht hat, jetzt aber noch ein zweites Mal von selbsternannten "Bild"-Richtern und ihren Hobby-Schöffen an den Stammtischen durch Rufmord bestraft werden soll, finde ich schier unerträglich.

Gruß Ben
 
3. March 2007, 01:25   #6
Akareyon
 
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Beiträge: 2.823
Man könnte Euch jetzt fast für Verschwörungstheoretiker halten. Was soll das heißen, unsere Volksvertreter belügen uns? Heißt das etwa, daß die Bundesregierung und die Angehörigen der vorherigen Bundesregierung etwas zu vertuschen haben? Tsk, tsk, tsk, undenkbar im deutschen Rechtsstaat.

Nun habe ich noch keines der Kurnaz-Interviews gesehen, aber verfolge den Fall, seit der Stern darüber berichtet hat (der ihm ja sehr den Rücken stärkt).

Sicherheitsexperte Kuno Böse stellt die eine oder andere Frage, wobei man auch dazusagen muß: Kurnaz hat die meisten im Stern-Interview (meines Erachtens nach) glaubürdig beantwortet. Doch warum wollte Kurnaz ausgerechnet in Pakistan eine Koranschule besuchen? Warum hat er nicht die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt? Und warum hat er sich in radikalen Kreisen aufgehalten?

Um mal Ogino den Rücken zu stärken: YouTube - Ist Murat Kurnaz wirklich so unschuldig wie er tut?


Was mich an der Diskussion am meisten schockiert ist nicht, daß Kurnaz sich jetzt verantworten muß, oder ob Steinmeier zurücktreten muß. Die Frage, die wirklich dringend erörtert werden muß, ist doch einfach diese: selbst wenn man Kurnaz nachweisen können sollte, terroristische Tendenzen gehabt zu haben - hätte die Bundesregierung unter Kanzler Schröder, Aussenminister und Vizekanzler Fischer und Kanzleramtschef Steinmeier nicht nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und jedem verdammten anderen Gesetz dieses Universums die Verpflichtung gehabt, Kurnaz aus dem Folterknast zu holen?

Die Frage stellt sich nicht wirklich, denn sie ist schnell beantwortet: JA! Und daß unsere "Volksvertreter" nicht nur alles menschenmögliche getan haben, um ihn rauszuholen, sondern im Gegenteil ganz offensichtlich sogar versucht haben, ihn DORTZUBEHALTEN, ist nicht nur ein Skandal, sondern Grund zu allerhöchster Besorgnis darüber, welche Absprachen eigentlich hinter den Kulissen getroffen werden; und man muß wirklich fragen, ob das Volk tatsächlich Souverän des Staates ist oder nur verwaltete Arbeitskraft eines Vasallenstaates des Weltimperiums Amerika. Mit anderen Worten: der Stern ist trotz aller zurschaugestellten Empörung viel zu zahm, der Spiegel sowieso und was von der Bild zu halten ist, brauchen wir gar nicht erst zu diskutieren.

Um Ben also zur Abwechslung mal wieder zuzustimmen: Steinmeier soll endlich zurücktreten, und nicht nur der, sondern die gesamte Führungsetage der Republik, weil da irgendwas ganz offensichtlich nicht stimmen kann.

So, und nun: YouTube - Georg Schramm - Der Fall Kurnaz
 
29. March 2007, 23:06   #7
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... es kann einem speiübel werden bei soviel kalter Arroganz und Selbstgerechtigkeit der beiden Herren Schily und Steinmeier vor dem Untersuchungsausschuß, was in den heutigen Artikeln von "Stern" und "Spiegel" auch recht gut beschrieben worden ist:

Zitat:
Er habe damals fantastisch kompetente Mitarbeiter gehabt - und an der Spitze der Geheimdienste seien auch kompetente Menschen gestanden, lobt Schily. Und die hätten Kurnaz eben für gefährlich gehalten. Deshalb sei es richtig gewesen, diesem anno 2002 die Wiedereinreise nach Deutschland zu verweigern. Es sei um die Sicherheit des Landes gegangen. Kurnaz hätte ja in die Türkei gekonnt. Für die Entscheidung übernehme er, Schily, die politische Verantwortung. Er habe zwar selbst von dem Fall Kurnaz, wenn überhaupt, nur "kursorisch" erfahren, sei "nicht unmittelbar" damit befasst gewesen, und könne sich heute auch nicht mehr so genau daran erinnern - aber das sei ja eine andere Sache.

Übersetzt liest sich das so: Was wollt ihr denn, ihr Würmer? Lasst den Frank-Walter in Frieden. Der war's nicht. Ich war's, wenn ihr schon einen Schuldigen braucht! Zwar weiß ich nicht genau, um was es eigentlich ging. Aber das ist egal. Es waren meine fantastischen Leute, die das wussten. Die haben alles richtig gemacht. Aber selbst wenn sie Fehler gemacht haben sollten, mein Gott, dann übernehme ich dafür die Verantwortung - wenn ihr schon einen Verantwortlichen braucht. Das kostet Schily wenig - und er unternimmt zumindest den Versuch, den Außenminister zu entlasten, auch wenn im Zweifelsfall jedwedes Fehlverhalten natürlich eine Sache der Untergebenen war.

Schily vor dem BND-Ausschuss: 'Er war ein schlechter Verteidiger'
Zitat:
Ganz egal, ob das Handeln der Regierung also im Jahr 2002 unter Sicherheitsaspekten gerechtfertigt war, stellt sich auch die Frage, ob die Verantwortlichen vielleicht heute so etwas empfinden können wie Mitleid oder sich gar zu einer Entschuldigung durchringen. Weder Schily noch Steinmeier haben es vermocht, diese Größe zu zeigen. Beide vergaben eine Chance, ihr Handeln durch eine menschliche Geste verständlich zu machen. (...) Vielmehr vermittelten beide das Gefühl, sie seien Opfer der Affäre. (...)

Es war diese Mischung aus dem Fehlen von jeglichem Selbstzweifel und einer dem Politikbetrieb geschuldeten Art von Härte, die die Sitzung vom Donnerstag dann doch zum Symbol für den Umgang mit Kurnaz machte. (...) Dass Schily Reue zeigt, konnte wohl niemand wirklich erwarten. Im Ruhestand und schon von Natur aus eher schlecht im Zugeben von eigenen Fehlern oder auch nur möglichen Fehlentscheidungen, gab es für ihn keinen Grund für das auch nur leiseste sorry für Murat Kurnaz. (...)

Doch die Qualen von Murat Kurnaz in Guantanamo lassen sich durch Sicherheitsbedenken nicht wegreden oder gar begründen. Eine Entschuldigung Steinmeiers für das Leiden in dem Terror-Gulag der USA hätte da gut getan - auch fürs Image des sonst makellosen Außenamtschefs. Offenbar aber gehorchte Steinmeier auch hier wieder dem Reflex der Politik. Sich zu entschuldigen heißt da, dass man einen Fehler gemacht hat - und den kann sich ein aktiver Politiker nicht leisten.

Der Mut zu einem unkonventionellen Schritt hätte Steinmeier gut angestanden - der Rücktritt wegen der Affäre Kurnaz stand ja schon lang nicht mehr auf der Tagesordnung.

Steinmeier-Vernehmung: Die Unfähigkeit, sich zu entschuldigen
Gruß Ben
 
29. March 2007, 23:24   #8
tschubbl
 
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Meine es schon einmal erwähnt zu haben. Was hat die Bundesregierung mit einem türkischen Staatsbürger zu tun, was er ja wohl sein muss, denn sonst hätte er nicht, die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt?
Ich meine, dass die Bundesregierung damit nichts zu tun hat. Warum bemühte sich denn nicht die türkische Regierung um seine Freilassung, dessen Staatsbürger er ja wohl ist. Verstanden hätte ich die berechtigte Entrüstung, wäre die türkische Regierung an die deutsche Regierung herangetreten mit der Bitte um Amtshilfe und die deutsche Regierung hätte dies abgelehnt. Wir sind doch keine Fürsprecher für andere Nationalitäten. Diese Einmischung, hätte sich die türkische Regierung, zu Recht, verbeten. In Deutschland gibt es bestimmt andere Probleme, die zu lösen wären, anstatt die Zeit durch solch einen Untersuchungsausschuss zu vergeuden.
 
30. March 2007, 02:18   #9
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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Achso tschubbl, nach dem Motto: Harz4 nur für deutsche Stattsbürger.
 
30. March 2007, 07:34   #10
jupp11
 
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Hmm,

klar dass Schily und Steinmeyer den Untersuchungsausschuss schlicht vor die Wand haben laufen lassen. Das war aber absehbar und insofern haben sich die Ausschüssigen sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert.

Auf der anderen Seite hat tschubbl aber auch nicht Unrecht mit seiner Meinung, dass man einer deutschen Regierung bestenfalls Versäumnisse im Kümmern um Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft vorwerfen kann, aber nicht Versäumnisse im Hinblick auf sämtliche anderen Staatsbürgerschaften dieser Welt - denn das wäre letztlich die Konsequenz. Alles was die Heimatstaaten nicht unternehmen für ihre Staatsangehörigen, könnte in Deutschland einen Minister zum Rücktritt zwingen. -> Lachhaft wenn man mal drüber nachdenkt.

Was Hartz4 (ein Gesetz, dass nach einem verurteilten Verbrecher benannt ist), damit zu tun haben soll, erschließt sich mir in keiner Weise Ben.

tschao

jupp11
 
30. March 2007, 09:03   #11
Ben-99
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... was soll ich über Hartz-IV gesagt haben?

Außerdem habe ich das Gefühl, daß sich mancher immer noch vom exotischen Aussehen des langhaarigen und langbärtigen Kurnaz täuschen läßt, der dadurch so gar nicht "deutsch" wirkt:

Zitat:
Zitat von Jupp

aber nicht Versäumnisse im Hinblick auf sämtliche anderen Staatsbürgerschaften dieser Welt - denn das wäre letztlich die Konsequenz. Alles was die Heimatstaaten nicht unternehmen für ihre Staatsangehörigen, könnte in Deutschland einen Minister zum Rücktritt zwingen
Du verkennst offenbar, daß die "Heimat" von Murat Kurnaz nicht die Türkei, sondern Deutschland ist, weil er in Bremen geboren wurde und auch hier bei uns ganz normal aufgewachsen ist. Und weil er im Alter von 19 Jahren verschleppt und danach jahrelang unter Folter gefangengehalten wurde, hat er halt "Pech" gehabt. Und es ist natürlich auch seine eigene Dummheit, daß er nicht schon vorher als Jugendlicher die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat. Schließlich hat man ja in dem Alter auch nichts Besseres zu tun, und es weiß ja auch jedes Kind, daß jederzeit etwas dazwischen kommen und man auf unbestimmte Zeit in einem amerikanischen KZ landen könnte.

Aufgeschlossen für alles und weltoffen, wie man Dich kennt, kann ich mir gut vorstellen, daß zu Deinem Freundeskreis nicht nur Deutsche gehören. Und nun stell' Dir mal vor, Du würdest in Bremen leben und einem Deiner engsten Kumpel, mit dem Du zusammen aufgewachsen bist, wäre dasselbe passiert. Würdest Du dann heute auch eiskalt mit den Schultern zucken und sagen: Leider dumm gelaufen für ihn, aber er war ja auch nach dem Gesetz nicht wirklich ein Deutscher.

Gruß Ben
 
30. March 2007, 09:25   #12
jupp11
 
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zunächst mal ein dickes SORRY. Es war Bandwurm, der das geschrieben hat.

Hätt mir auch gleich auffallen können - angesichts der Kürze der Aussage.

Nein Ben, zu meinen Bekannten gehören ne ganze Menge Leute, und nicht nur Deutsche. Allerdings keine rechts-nationalistisch angehauchte Typen.

Es ändert imho aber nichts daran, dass er türkischer Staatsbürger ist. Und daran hat sich bis zu seiner Verschleppung nichts geändert.

Selbst wenn er es persönlich verdient hätte, dass sich seinetwegen die Bundeswehr in Bewegung setzte um dieses elende Guantanamo aufzulösen würde ich die Bundesregierung deshalb nicht verurteilen.

Ich würde sie allerdings verurteilen, wenn Sie sich nicht um die Blödmänner und -frauen kümmern würde, die im Irak, im Jemen oder sonstwo blauäugig in Urlaub fahren um sich dort kidnappen zu lassen.

Fakt ist für mich in diesem Fall, dass der "schwarze Peter" bei der türkischen Regierung liegt und dort erstmal angesetzt werden müsste und nicht in Deutschland Politikerköpfe rollen. Das entspricht nicht meiner Auffassung von Folgerichtigkeit.

Es gibt weiß Gott genug Gründe, Politikerköpfe zu fordern. Dieser hier gehört nicht dazu.

tschao

jupp11
 
30. March 2007, 09:28   #13
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Jupp

Es gibt weiß Gott genug Gründe, Politikerköpfe zu fordern. Dieser hier gehört nicht dazu.
... auch dann nicht, wenn man einem heutigen Minister möglicherweise nachweisen kann, daß er gelogen hat?

Gruß Ben
 
30. March 2007, 12:31   #14
jupp11
 
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Doch! Wenn es in Ausübung seines Amtes geschah!

Insbesondere, wenn er Falschaussagen vor den entsprechenden Ausschüssen gemacht hat.

Und bitte nicht falsch verstehen. Ich halte mich für zutiefst human und tolerant, allerdings nicht für radikalpazifistisch.

Ich glaube bloß, das jemand, enttäuscht von Deutschland, kein deutscher Staatsbürger, sondern türkischer, verheiratet in der Türkei, Deutschland den Rücken gekehrt, zunächst mal bei dem Staat die Unterstützung anfordern sollte, für den er sich 21 Jahre oder länger entschieden hat.

Und eben nicht bei dem Staat, dessen, durchaus mögliche, Staatsbürgerschaft ihm VORHER nicht gut genug war.

tschao

jupp11
 
31. March 2007, 13:08   #15
Ben-99
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... leider habe ich das Schily-Interview im "heute journal" verpaßt. Er muß wohl aber wieder reichlich arrogant gewirkt haben, wenn das "Abendblatt" dazu eine eigene Meldung bringt:

Zitat:
Tief durchatmen - ein Interview mit Otto Schily

Otto Schily war richtig in Fahrt. Der Ex-Bundesinnenminister lief vor dem BND-Untersuchungsausschuss noch einmal zur Höchstform auf, die ihren Höhepunkt am späten Abend in einem Interview mit der ZDF-Moderatorin vom "heute journal", Marietta Slomka, fand. Er begegnete ihr herablassend und warf ihr schließlich noch vor, Versionen zu verbreiten, "die mit den Tatsachen nicht übereinstimmen". Als Marietta Slomka Schilys Aussage, die damalige rot-grüne Regierung habe sich im Zusammenhang mit dem ehemaligen Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz nichts vorzuwerfen, hinterfragen wollte, ließ er sie kaum ausreden. "Ich will meine Worte mäßigen", rief er der Moderatorin noch hinterher, als diese sich schon vom "Herrn Minister, Herrn Ex-Minister" verabschieden wollte. Vor der Ansage des nächsten Beitrags amtete sie tief durch.

Tief durchatmen - ein Interview mit Otto Schily
Gruß Ben
 
31. March 2007, 13:49   #16
tschubbl
 
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Zitat:
Und eben nicht bei dem Staat, dessen, durchaus mögliche, Staatsbürgerschaft ihm VORHER nicht gut genug war.

Genau, das dachte auch ich mir.
Als er jetzt befürchten musste, in die Türkei ausgewiesen zu werden, fand er gefallen daran, die Deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, mit dem Ziel, einer Ausweisung zu entgehen. Solche Deutsche mag ich nicht.
 
31. March 2007, 14:26   #17
jupp11
 
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In Hochform - naja - kann man so sagen...

Das Wesentliche sinngemäß:

- Sowohl das Außenministerium als auch das Kanzleramt waren natürlich informiert, aber in den Sicherheitsfragen, die durch diesen Fall betroffen waren, war allein das Innenministerium, dessen er die Ehre hatte, vorzustehen, maßgebend. Deshalb übernimmt er auch die volle politische Verantwortung für diesen Fall. Das fiele auch überhaupt nicht schwer, da alles korrekt abgelaufen sei und niemanden, ihn selbst nicht und schon gar nicht seine überaus hart arbeitenden und hoch kompetenten Beamten auch nur der Hauch eines fehlerhaften Verhaltens träfe. Bei eben diesen Beamten wolle er sich quasi auf diesem Wege extra nochmal bedanken für die unerschütterliche Treue und Einsatzbereitschaft, die ihnen von der Journallie derart wenig gedankt würde. -

So in etwa kams rüber.


Fakt iss - er hat alle anderen - insbesondere Steinmeier - aus der Schusslinie genommen - und ihm isses letztlich wurscht.

tschao

jupp11
 
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