19. June 2007, 14:39 | #1 |
Dummschwätzer
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Atomwaffen für die Bundeswehr?
Wenn ein Journalist, der in mehr seit 35 Jahren so ziemlich alle Schrecken, Kriege und Gemetzel dieser Welt hautnah erlebt hat, dann sollte man meinen, er sei durch diese Erlebnisse geläutert.
Umso erstaunter war ich gestern abend, als Peter Scholl-Latour bei Beckmann allen Ernstes erklärte und begründete, daß Deutschland politisch den Fehler begehe, nicht auf eigene Atomwaffen zur Abschreckung zu setzen. Ist das jetzt Altersstarrsinn oder die Weisheit eines profilierten Journalisten ? |
19. June 2007, 15:33 | #2 |
Junge mit Mundharmonika
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Eine Nuklearmacht ist so gut wie nicht mehr von außen zu bestrafen. Hätten die Länder, die in den letzten Jahren unter dem Deckmäntelchen der Befreiung Atomwaffen gehabt, so wären CNN wesentlich weniger Kosten für die Entsendung von Kriegsberichterstatter entstanden. Glaubt jemand, dass im Kosovo die Luzi abgegangen wäre, wenn Milosevic aufs Knöpfchen hätte drücken können?
Der ehemalige Verteidigungsminister Scholz hat schon die Option ins Spiel gebracht, um sich gegen terroristische Angriffe zu schützen. "Die nukleare Schutzgarantie des Westens für Deutschland müsse der veränderten Weltlage angepasst werden." Nuklearwaffen waren, bis auf die Testeinsätze und der unsäglichen Menschenvernichtung in Japan, bisher nicht im Einsatz, galten und gelten auch weiterhin aber als besondere Abschreckung. Im Alter von 20 Jahren war ich noch überzeugter Gegner einer Aufrüstung, heute sehe ich die Sachlage etwas anders, mit der Erfahrung der vergangenen 25 Jahren. |
19. June 2007, 15:40 | #3 |
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... Du wirst Dich wundern, Sacki, aber ich halte das für gar nicht so dumm. Was Scholl-Latour natürlich nicht betonen wollte: Wir wären dann vor allem nicht mehr durch die USA erpreßbar. Es ist leider so, daß heute nur noch Länder, die Atom-Waffen besitzen, halbwegs sicher sein können, daß sie nicht angegriffen werden. So paradox es klingen mag, aber Atombomben verhindern in erster Linie Kriege. Aber nur dann, wenn beide potentiellen Feinde sie besitzen. Besteht eine einseitige Übermacht, sieht man ja, was dann passiert, und die USA können auch weiterhin ein schwaches Land nach dem anderen bedrohen oder gar angreifen.
Scholl-Latour hat ja auch erklärt, warum sich der Iran atomar bewaffnen will - natürlich nicht, um Selbstmord zu begehen, wenn er damit die USA oder Israel angreift, denn so dumm ist man dort nicht. Sondern man will sicher gehen, nicht ständig vom Westen bedroht zu werden. Ich hätte keine Einwände, wenn auch Deutschland künftig zu den Atom-Staaten gehörte. Wichtig ist, daß wir mit Frankreich weiterhin ein gutes Verhältnis haben, aber auch mit Rußland, so weit es eben geht. Und ich hoffe, daß nach Blair sich auch England nicht mehr so arschkriecherisch gegenüber Amerika verhalten wird. Wenn die vier wichtigsten Staaten in Europa die Bombe haben, kann Amerika in Zukunft allein seine Überfälle auf andere souveräne Staaten begehen, um sich dann noch öfter eine blutige Nase zu holen wie in Vietnam und im Irak. Und die Europäer könnte man in Ausnahmefällen höchstens freundlich um Unterstützung bitten, aber mit der arroganten Erwartungshaltung, daß Deutschland immer springt, wenn ein US-Präsident pfeift, wäre es dann vorbei. Gruß Ben |