16. November 2007, 23:54 | #1 |
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Folter durch Elektroschocker 'Taser'
... wir hatten ja erst kürzlich an anderer Stelle den Einsatz der neuen tollen Hightech-Waffe gelobt, die ja angeblich so überaus "schonend" mit dem Opfer umgehen soll:
http://www.skats.de/der-spiegel-der-...f-america.html Aber ich meine, daß es sich lohnt, dafür einen separaten Thread aufzumachen. Zumal für alle Fans des beliebten Folter-Spielzeugs der Polizei in vielen Ländern jetzt wieder ein lecker Video im Angebot ist. Der Mann, den man dort während der letzten Minuten seines Lebens sehen kann, starb unmittelbar nach dem Taser-Einsatz. Diesmal übrigens ausnahmsweise nicht in den USA, aber die kanadischen Kollegen sind halt auch ganz verliebt in das Ding. Nun gut, daß der Mann den Einsatz nicht überlebt hat, kann halt mal vorkommen. Denn eigentlich ist diese Waffe nach Ansicht vieler "Experten" total harmlos: Tod am Flughafen - Mann stirbt durch Elektroschock der Polizei Tödlicher Taser-Einsatz: "Schieß noch mal, schieß noch mal" Also freuen wir uns schon mal darauf, daß diese tollen Taser auch schon bald bei uns in Deutschland gegen ganz doll gefährliche Demonstranten und extrem subversive Laden-Diebe eingesetzt werden. Denn wir wissen doch: Was aus den USA kommt, ist immer gut und kann auch bei uns nützlich sein. Gruß Ben PS: Wer den anderen interessanten Film versäumt haben sollte, der zeigt, wie ein Student am hellichten Tag vor den Augen der Kommilitonen in einer Uni-Bibliothek in Los Angeles von Cops, die offensichtlich viel Spaß dabei hatten, mißhandelt wird - hier noch mal der Link: UCLA Library Taser Incident on 11/14/06 around 11:30 P.M. Gruß Ben |
17. November 2007, 15:37 | #2 |
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Gesetzt, Sicherheitskräfte brauchen eine Waffe, um gegen Personen vorgehen zu können, weil die sich irgendwie daneben benehmen, scheinen mir Taser durchaus eine nicht ganz sinnlose Alternative zu Schußwaffen zu sein. Letztere haben nämlich die unangenehme Eigenschaft, daß sie mit höherer Wahrscheinlichkeit (auch dauerhaft) verletzen können oder eben tödlich wirken als Taser.
Insofern ist es also durchaus begrüßenswert, wenn Taser die Schußwaffen ablösen. Andererseits sind die aber auch nicht unbedingt harmlos, ihr Einsatz sollte also mit der der Waffe angemessenen Zurückhaltung erfolgen. Wenn da nun auch Polizisten in dem einen oder anderen Video mal den Selbstversuch wagen und hinterher wieder lächelnd aufstehen, geht davon freilich die falsche Botschaft aus. MfG tw_24 |
17. November 2007, 18:53 | #3 |
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Es ist ein trauriges Problem und Tatsache, dass Polizeibeamte offenbar nicht in der Lage oder gewillt sind, die Mittel der Verhältnismässigkeit einzuhalten und zuerst nur das mildeste Mittel anzuwenden.
Wenn vier (!) ausgewachsene Polizisten nicht in der Lage sind, einen Randalierer der nur mit einem kleinen Stuhl 'bewaffnet' ist, mit einfacher körperlicher Gewalt zu überwältigen, dann ist das ein Trauerspiel. Aber man darf sich nicht wundern, wenn man Leuten eine solche Waffe in die Hand drückt, ohne sie offenbar richtig zu unterweisen. Wenn ich neuerdings sehe, das die Polizei hier in Berlin mit einem Tonfa unterwegs ist, der auch bei 'geschlossenen Einsätzen' mitgeführt wird, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es das erste Opfer mit eingeschlagenem Schädel zu bedauern gibt. Dieser Tonfa ist, falsch gehandhabt, eine extrem gefährlich Waffe, mit der man einen Menschen mit einem Schlag töten kann. Als Kampfsportler kenne ich den Tonfa und trainiere damit seit fast 10 Jahren und bin noch weit davon entfernt, dieses gefährliche Teil gefahrlos zu handhaben. Gegen einen Menschen würde ich einen Tonfa niemals als Angriffswaffe einsetzen. Man kann sich sicher vorstellen, welchen Schaden 20 jährige übermotivierte Bereitschaftspolizisten mit vielleicht 3 Tagen, von mir aus auch 3 Wochen Ausbildung am Tonfa, mit diesem Prügelholz anrichten können. Natürlich bin ich der Meinung, dass Polizisten wirksame Waffen haben müssen, um ihrem Gegenüber Paroli bieten zu können, denn sie haben es leider nicht immer nur mit Parksündern zu tun. Ein wenig mehr Psychologie in der Ausbildung und eine noch bessere Kampfsportausbildung würde oftmals den Einsatz solcher Tötungsinstumente überflüssig machen. |
17. November 2007, 19:10 | #4 |
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... tw, so wird von Seiten der Polizei, und natürlich erst recht von Seiten des Herstellers, immer gern argumentiert. Aber dann könnte man auch sagen: Eine Pistole ist ungefährlicher als eine Panzerfaust, weil sie ohne Zweifel weniger Schaden anrichtet. Auch ein Messer ist im Vergleich zu einem Samurai-Schwert harmlos, was auch für einen normalen Knüppel im Gegensatz zu einem Baseballschläger gilt.
In Wahrheit kann man aber mit all diesen Gegenständen töten oder zumindest Menschen schwer verletzen. Und deshalb sollte man Elektroschocker auch nicht mit einer Pistole vergleichen, sondern eher mit einem Schlagstock. Nur ist ein Taser eben weitaus gefährlicher, nicht nur weil so ein Schuß mit einer Häkchen-Schnur buchstäblich auch mal ins Auge gehen kann, sondern vor allem, weil sich der Angegriffene in einer unkalkulierbaren Streßsituation befindet, die man überhaupt nicht mit dem Befinden eines Freiwilligen vergleichen kann, der sich vor einem Test in Ruhe auf die nun folgenden schmerzhaften Sekunden konzentrieren kann. Außerdem sind bei solchen Tests für den Notfall immer Ärzte zugegen, und der Taser-Schütze hat auch genügend Zeit zu zielen, um nicht den Kopf zu treffen. Und, was auch wichtig ist: Die Testperson wird gesund sein und auch keine schweren Kreislaufprobleme haben, wie sie zum Beispiel bei Drogensüchtigen häufig anzutreffen sind, von denen bereits einige Opfer von Taser-Einsätzen wurden und dabei getötet oder schwer verletzt worden sind. Das Schlimmste ist jedoch, daß im Gegensatz zum Einsatz einer Schußwaffe die Hemmschwelle drastisch sinkt und Elektroschocker daher immer häufiger auch bei harmlosen Anlässen benutzt werden. Von daher sind sie für mich sogar gefährlicher als eine Pistole, denn die wird von Polizisten fast immer nur zur Abschreckung benutzt bzw. zur Bedrohung, um den Täter gefügig zu machen. Kein normaler Polizist würde auf die Idee kommen, einen unbewaffneten Ladendieb ins Bein zu schießen oder überhaupt die entsicherte Waffe auf ihn zu richten. Notfalls läßt man ihn halt laufen, weil die Schwere der möglichen Verletzungen in keinem Verhältnis zum geringen Wert der Beute steht. Der Einsatz von Elektroschockern bei allen möglichen Vergehen wird aber immer beliebter, was auch daran liegt, daß der Beamte die Person nicht mehr berühren muß und er auch einen viel größeren Abstand zu ihr hat, als wenn er seinen Schlagstock benutzen müßte. Und dieser "Abstand" ist eben auch in psychologischer Hinsicht relevant, da man sich dabei nun nicht mehr persönlich die Hände schmutzig machen muß. All das ist geeignet, um Taser viel zu häufig leichtfertig auch bei nichtigen Anlässen zu benutzen. Es kann mir ja wohl keiner sagen, daß mehrere kräftige Cops nicht in der Lage sind, einen am Boden sitzenden Studenten aufzuheben und abzuführen. Statt dessen wird er minutenlang gefoltert, indem man immer wieder Stromstöße durch seinen Körper jagt. Und der unbewaffnete Randalierende auf dem Flughafen hätte auch irgendwann von allein aufgehört oder mehrere Ordnungshüter hätten ihn auf konventionelle Art überwältigen können. Dann wäre er jetzt nicht tot. Hoffentlich werden in Zukunft noch viele solcher Videos im Internet auftauchen, bis dann vielleicht auch endlich mal die zuständigen Behörden einsehen, daß der Einsatz von Elektroschockern weitaus gefährlicher als die Bedrohung mit einer Schußwaffe ist. Gruß Ben PS: Wie ich gerade sehe, hat auch Ogino ganz richtig darauf hingewiesen, daß der Einsatz von Tasern in keinem Verhältnis zu den gesundheitlichen Schäden steht, die solche Dinger anrichten können. |
18. November 2007, 06:55 | #5 | |
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Das wird der Schlüssel sein.
Zitat:
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18. November 2007, 08:00 | #6 | |
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Zitat:
Wie bei allen Dingen im Leben gilt auch hier: auf die Dosierung kommt es an.. Ein Tonfa in der Hand eines Ungeübten ist erheblich gefährlicher, als falsch oder überdosierte angewendete Kampfkunst. Letztlich sollte aber stets und vorrangig das Prinzip der Deeskalation Anwendung finden. Angewendet durch einen geschulten und besonnenden Polizisten kann sie nämlich auch eine sehr wirksame Waffe sein und eine ungefährliche zudem. Polizisten sind keine 'Vollstrecker'. |
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18. November 2007, 09:18 | #7 | |
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Zitat:
Das der Polizei zur Verfügung stehende Material ist hauptsächlich zur Abwehr, nicht zum Angriff, angedacht. So auch die Kampfsportausbildung. Doch welchen Unterschied macht es, wenn der Pole auf dem kanadischen Flughafen statt durch Stromschläge durch gezielte Tritte oder Schläge stirbt? |
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