3. March 2008, 22:54 | #1 |
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Die 'Gustloff' als Lore-Roman
... das ZDF meldet gehorsamst: 10 Millionen Produktionskosten aus GEZ-Zwangsgebühren erfolgreich versenkt. Kein Wunder, daß die Einschaltquoten schon beim ersten Teil nur dürftig waren. Denn diesmal wurde dem Publikum nicht Qualität wie "Dresden", "Die Mauer - Berlin 61", "Stauffenberg" oder "Nicht alle waren Mörder" geboten, sondern handwerklich schlechte Filmarbeit, Nazi-Klischees und vor allem billiger Kitsch, was die platten Dialoge betrifft. Das Ganze garniert mit Action-Szenen, die an den Stand der 3D-Animationsprogramme Ende der 80'er erinnern.
Spätestens jetzt sollte niemand mehr über den Mega-Kinohit "Titanic" lästern, der die Qualitätslatte für minderbegabte deutsche Filmemacher anscheinend unerreichbar hoch gesetzt hat. Aber Joseph Vilsmaier ist nun mal nicht James Cameron. Dabei gibt es genügend deutsche Regisseure, die dem Anspruch gerecht geworden wären. Schon bei früheren Filmen des 69jährigen Vilsmaier ("Comedian Harmonists") hatte ich immer das Gefühl, daß ein anderer Regisseur mehr aus den starken Stoffen herausgeholt hätte. Beispielsweise hätte wohl ein Heinrich Breloer ("Speer und Er") ein Werk geschaffen, das erneut sowohl den Ansprüchen der Historiker als auch dem Unterhaltungsbegehren des Massenpublikums gerecht geworden wäre. Wer sich nicht mehr länger über die personellen Kungeleien hinsichtlich der Auftragsvergaben bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ärgern will, sollte sich in Zukunft, um auf Nummer Sicher zu gehen, nur noch rein sachliche Dokumentationen ansehen, von denen es auch zu der größten Schiffskatastrophe aller Zeiten schon seit Jahren sehr gut gemachte gibt. Denn der Torpedobeschuß der "Gustloff", was übrigens kein Kriegsverbrechen war, und der vermeidbare qualvolle Tod von über 9.000 Flüchtlingen kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird immer ein wichtiges Thema für jeden politisch interessierten Menschen bleiben. Gruß Ben |
4. March 2008, 08:41 | #2 | |
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Zitat:
Ich hab ohnehin meine Probleme mit spiefilmischer Aufbereitung historischer Ereignisse - insbesondere wenn sie aus dem scheinbar unerschöpflichen Reservoir der 12 Jahre zwischen 1933 und 1945 schöpfen. Klar, es gibt wirklich gut gemachte Aufarbeitungen, aber ich habe mit dieser Zeit insofern abgeschlossen, als dass mein Urteil darüber recht gefestigt ist und ich irgendwie nicht nachvollziehen kann, warum man an (sicher grauenvollen) Schicksalen im Volk der Haupttäter versucht, die Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung auseinander zu dividieren. "Der böse Junge hat mir vors Schienbein getreten! - Naja, du hast ihm ja auch beide Arme gebrochen. - Deswegen muss er mich doch nicht treten - der ist ein gewalttätiges Monstrum!" Bei einer derartigen Sachlage erfordert es schon einiges an Gespür und dazu handwerkiches Können und ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Schauspieler, um glaubhaft überzukommen. Und das hat, nicht nur hier, gefehlt. tschao jupp11 |
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