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17. April 2008, 16:41   #26
tommygoler
 
Registriert seit: December 2003
Beiträge: 489
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
... um die Art und Weise, wie man neuerdings beim "Spiegel" nicht mehr zwischen Bericht und Kommentar unterscheidet
Na ja, Ben, das siehst du jetzt aber doch ein wenig durch die Brille eines Linkspartei-Fans, dessen Protagonisten hier halt mal sprachlich ein wenig Feuer unterm Hintern gemacht wird. Denn das was du da kritisierst, das ist doch das Kennzeichen des Spiegel seit Anbeginn. Du wirst doch im Spiegel keinen einzigen Artikel finden, bei dem nicht genau das passiert, die ich nenn's mal "latent kommentierende Berichterstattung". Von Enzensbergers "Die Sprache des Spiegel" brauch ich ja dir wohl bestimmt nix erzählen - und das ist jetzt schon mehr als 50 Jahre her!

Also das ist nun wirklich nichts Neues und geht halt mal in diese Richtung und dann wieder in jene. Business as usual.
 
17. April 2008, 18:25   #27
Ben-99
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... ich habe im zarten Alter von 16 Jahren damit begonnen, das Magazin regelmäßig zu lesen und kenne mich auch "ein bißchen" mit "Spiegel-Online" aus. Aber wenn Du meinst, daß der von mir kritisierte Artikel ganz "normal" ist, dann wirst Du ja sicherlich problemlos ein paar andere "Spiegel"-Beiträge als Belege dafür nennen können, in denen in ähnlich kompakter Form über eine Rede eines Politikers berichtet wird und dabei abwertende Floskeln wie in einem Kommentar benutzt werden.

Dann wirst Du wohl auch die Fragen in diesem "Spiegel-Gespräch" mit Oskar Lafontaine aus 2007 für ganz normal halten, in der er von den Interviewern als Aufhetzer, wörtlich "begnadeter Demagoge" diffamiert wird. Auch so etwas hatte ich bis dahin noch nie erlebt:

"Beck kann morgen Kanzler sein"

Etwa auch ganz normal? Ich hatte damals dazu geschrieben:

Zitat:
Kaum ein anderer Politiker würde sich unter solchen schäbigen Bedingungen interviewen lassen. Es zeigt aber auch, wie nervenstark Lafontaine ist, der sich durch so ein mieses Spiel nicht aus der Ruhe bringen läßt.

(...)

in einem ausführlichen "Gespräch", ein Format, worauf der "Spiegel" immer so stolz war, derart einseitige aggressive und polemische Fragen zu stellen, ist unter aller Sau.

Es ist zwar legitim, Feinde von Lafontaine zu zitieren, die ihn öffentlich beschimpft haben, aber es geht natürlich nicht, den Interview-Partner einen "begnadeten Demagogen" zu nennen. Ich denke, als der "Spiegel" noch halbwegs seriös war, wäre man wohl sogar noch mit Hitler oder Stalin höflicher umgegangen.

http://www.skats.de/der-spiegel-der-...ist-die-2.html
Also, nix "Business as usual", wie Du meinst, sondern bei Gysi und Lafontaine wird das gemacht, was man sich bei anderen Politikern nicht traut. Eine widerwärtige, extreme Form des "Populismus", wie sie von "Spiegel"-Redakteuren ja immer gern anderen Leuten angedichtet wird.

Gruß Ben


[edit]

Ich möchte noch betonen, daß ich eine derartige Einseitigkeit auch dann kritisieren würde, wenn es um von mir nicht gerade geliebte CSU-Rechtsaußen-Politiker ginge. Mir fällt ja auch kein Stein aus der Krone, wenn ich ausnahmsweise auch mal Michel Friedman lobe, der in seiner letzten Talkshow außerordentlich mutig mit unserem Innenminister umgegangen ist, der sich das Gespräch mit seinem früheren Parteifreund wohl ganz anders vorgestellt hatte.
 
17. April 2008, 18:50   #28
tommygoler
 
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Da musst du dich jetzt aber mal entscheiden, Ben: Ist Lafontaine denn nun so ein kleines Würstchen, dass der Spiegel bei ihm das wagt, "was man sich bei anderen Politikern nicht traut" oder ist er so "nervenstark", dass er da einfach souverän durchmarschiert? Du siehst den Widerspruch?

Ich bleibe dabei: Betitelungen a la "begnadeter Demagoge" oder "Vereinfacher" finden sich hinsichtlich ihrer sprachlichen Attitüde in jedem beliebigen Spiegel-Artikel, mal mehr mal weniger deutlich. Schau hier: Rechtsspopulist Wilders zu Geldstrafe verurteil. Jaaaa, stop, wirst du jetzt vielleicht sagen, dass ist was anderes, den kann man doch nicht mit Lafontaine vergleichen, das ist ja wirklich ein Populist etc.

Doch, kann man wunderbar vergleichen. Es geht nur um die Sprache, nicht darum ob's stimmt. Denn wenn der Spiegel zum Beispiel schreiben würde, dass der "verbrecherische Präsident der USA" usw. usw., dann würde sich deine Empörung über die Vermischung von Kommentar und Verbrechen sicherlich in engen Grenzen halten. Wetten?
 
17. April 2008, 19:13   #29
Ben-99
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... nö, wo soll denn da ein "Widerspruch" sein? Der Einser-Jurist und spätere Spitzenpolitiker Oskar Lafontaine war noch nie ein "kleines Würstchen".

Und vielen Dank, daß Du einen langjährigen Ministerpräsidenten, Kanzlerkandidat, SPD-Chef und Finanzminister auf eine Stufe mit einem holländischen ultrarechten Haßprediger stellst, der sich mit einem unsäglichen Anti-Islam-Hetzfilm wichtig machen wollte. Allerdings war ein anderer Haßprediger, den man als Henryk M. Broder kennt, in einem Kommentar, der für mich fast die Voraussetzungen für den Straftatbestand der "Volksverhetzung" erfüllt, der Meinung, daß Geert Wilders gar kein Populist und sein ins Netz gestelltes Video ein ganz "normaler Dokumentarfilm" und er vergleichbar mit dem Oscar-Preisträger Michael Moore sei. Bei so viel erlaubter Demagogie eines festangestellten "Berufs-Zionisten" fehlen dann selbst mir die Worte:

Der Populist, der keiner ist

Gruß Ben


[edit]

Zitat:
Zitat von tommygooler

wenn der Spiegel zum Beispiel schreiben würde, dass der "verbrecherische Präsident der USA" usw. usw., dann würde sich deine Empörung über die Vermischung von Kommentar und Verbrechen sicherlich in engen Grenzen halten. Wetten?
Ich muß auch jetzt noch mal betonen, daß ich meinen Nachtrag im vorigen Post schrieb, noch bevor ich Deinen letzten Beitrag kannte, um eben gerade dieses Mißverständnis auszuschließen ;-)
 
17. April 2008, 20:08   #30
tommygoler
 
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Der Widerspruch bzgl. Lafontaine ist offensichtlich, klarer kann zumindest ich ihn nicht darstellen. Und wenn, dann muss ich dir danken, denn ich sagte ja bereits voraus, dass du du wahrscheinlich sofort auf eine inhaltliche (Un)Vergleichbarkeit abzielst ... voilà, schon passiert.

Aber darum geht's halt leider nicht, sondern nur um die sprachliche Form, den scheinbaren Konflikt zwischen Kommentar und Bericht. Und der ist halt beim Spiegel nicht da. Wie gesagt, nimm beliebige andere Artikel, z.B. den Präsidentenwahl: Putin trägt russische Demokratie zu Grabe - Politik - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten. Da ist die Rede von "scheinbaren Demokraten", "Politclowns", Totengräbern der Demokratie" ... so ist er halt, der Spiegel. Völlig normal, nicht zuletzt deshalb lesen wir ihn ja auch.
 
18. April 2008, 01:11   #31
Ben-99
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... wird immer lustiger, denn bald erzählst Du mir auch noch, daß es für das Magazin auch "völlig normal" war, bei der letzten Bundestagswahl in einem bizarren Schulterschluß ausgerechnet mit der "Bild"-Zeitung für Angela Merkel als Kanzlerin und somit für die CDU/CSU zu trommeln. Ich bin damals nachts schweißgebadet aufgewacht, weil ich meinte die Schmerzensschreie von Rudolf Augstein zu hören, der in seinem Grab rotierte wie ein Ventilator auf höchster Stufe im Hochsommer ;-)

Wer das alles für "normal" hält, und da bist Du ja nicht der Einzige, wenn ich mir dort manche devoten Leser-Kommentare ansehe, kennt offenbar den "Spiegel" in der Zeit vor Stefan Aust nicht, oder noch präziser ausgedrückt: in der Zeit, bevor Augstein starb und sein Zögling auf alle Versprechungen pfiff, das Blatt in seinem Sinne weiterzuführen. Das war anmaßend und hat ihm am Ende auch das Genick gebrochen. Das ist natürlich nur sinnbildlich gemeint. Denn: Wo kein Rückgrat ist, fehlt auch das Genick. Und so kann der Herr nun mit einer Abfindung in geschätzter Höhe von 5 Millionen Euro theoretisch auch zum Springer-Verlag gehen, was er vielleicht sogar auch tun wird.

Daß ein Demagoge wie Henryk Broder immer enthemmter seinen Haß auf alles, was mit dem Islam zu tun hat, ausleben darf, daß Kasper und Ego-Wichser wie Reinhard Mohr regelmäßig ihr Ejakulat in die Menge verspritzen dürfen, daß sich der eigentlich ganz sympathische, aber offenbar krankhaft exhibitionistisch veranlagte Matthias Matussek inzwischen sogar nackt präsentieren kann und daß eben auch die neoliberalen Ressortleiter Gysi und Lafontaine zum Abschuß freigegeben haben, damit jedes kleine "Spiegel"-Würstchen selbst bei den nichtigsten Anlässen auf ihnen herumtrampeln kann, das sind ganz sicher noch die Nachwirkungen der Ära Aust. Denn so schnell läßt sich das Heer der angepaßten "Spiegel"-Soldaten nun mal nicht umprogrammieren. Wer mag auch schon gern freiwillig umdenken und zugeben, daß er als katzbuckelnder Redakteur unter Aust womöglich für den Rest seiner Tage versaut wurde?

Aber das Argument lautet ja immer: Der "Spiegel" ist nach wie vor wirtschaftlich erfolgreich, also prallt jede Kritik ab. Und so lange es Leser gibt, die die Veränderungen nicht spüren (wollen oder können) und wohl auch nichts dagegen haben, daß die Online-Redaktion des früher mal einzigartigen deutschen Nachrichtenmagazins inzwischen nicht nur täglich von der "Bild"-Zeitung abschreibt, sondern sich auch inhaltlich immer mehr der Springer-Presse anpaßt, ist doch alles in Ordnung. Allerdings bin ich überhaupt nicht Deiner Meinung, daß man dieses jämmerliche Trauerspiel auch noch als "ganz normal" bezeichnen kann.

Gruß Ben
 
18. April 2008, 07:19   #32
tommygoler
 
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"Lustig" ist es zum Beispiel jemandem zuzuschauen, wie er mit einem Riesenknüppel wild um sich schlägt um eine Fliege zu erlegen - Rundumschläge verfehlen halt bekanntermaßen meist ihr Ziel, so auch deiner ;-). Denn eine allgemeine Spiegel-Kritik über den furchtbaren Aust, den schrecklichen Broder und den grausigen Mohr ist zwar für einen Augstein-Fan immer löblich, aber eben hier völlig irrelevant. Ebenso wie die Tatsache, dass die heutigen politischen Ansichten des Ressortleiters x sich vielleicht unterscheiden von denen eines Herrn y im Jahre 1965. Ausgangspunkt war dein vor drei Tagen geäußertes
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
Und nun frage ich mich, ob die Unterscheidung zwischen sachlichen Berichten und persönlichen Kommentaren, die auf jeder Journalisten-Schule gelehrt wird, inzwischen auch noch für "SpOn"-Redakteure gilt
was du auch am übernächsten Tag nochmal unterstrichen hast:
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
... es ging mir diesmal ausnahmsweise weniger um die inhaltlichen Aussagen, sondern um die Art und Weise, wie man neuerdings beim "Spiegel" nicht mehr zwischen Bericht und Kommentar unterscheidet
Und da sag ich halt: Das ist nichts Neues sondern war schon immer so. Und dafür kann man dir, wenn es denn sein müsste, hunderte Artikellinks liefern, die sich eben nicht alle nur um die Linkspartei drehen sondern in nahezu jedem Themenspektrum des Spiegel zu finden sind. Ergänzt übrigens durch, wenn wir schon von "Schülern" sprechen, durch eine Vielzahl von Abschlußarbeiten ungezählter Absolventen von Journalistenschulen sowie Kommunikationswissenschaftlern aller Coleur. Nicht zu vergessen sonstige schlaue Leute, die sich mit dem Thema "Sprache des Spiegel" beschäftigt haben - Enzensberger hatte ich schon genannt, andere wirst du selbst kennen.

Wenn du da anderer Meinung bist ist dir das zwar unbenommen, allerdings wäre es dann sinnvoll, statt eines allgemeinen Rundumschlages doch bitte themenrelevante Argumente zu bringen, dann können wir weiterreden. Natürlich mal ganz abgesehen davon, dass wir völlig offtopic sind ;-)
 
18. April 2008, 10:11   #33
Ben-99
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... so kommen wir nicht weiter. Denn das früher mal weltweit angesehene Magazin ist keine "Fliege", und Augstein starb auch nicht schon "1965". Du outest Dich hier gerade als "Focus"-Leser, der das Original aus Hamburg höchstens mal in der Hand hatte, wenn ein trotteliger Kioskbesitzer aus Versehen zum falschen Stapel griff. Macht aber nichts, denn dafür gibt es andere Bereiche, in denen Du Dich wieder besser als ich auskennst ;-)

Im Ernst: Wer argumentiert "Das ist nichts Neues, sondern war schon immer so", der muß von einem ganz anderen Blatt sprechen und unterstellt gleichzeitig, daß ich wohl der Einzige sei, der hinsichtlich der Qualität nachteilige, tief einschneidende Veränderungen beim "Spiegel" beklagt. Das ist einfach nur grotesk und beweist, daß Du offenbar nicht mal den Streit zwischen Stefan Aust und Franziska Augstein mitbekommen hast, die bereits Ende 2005 mit drastischen Worten kritisierte, daß unter ihm das Prestige-Projekt ihres Vaters zu einem austauschbaren "geschwätzigen" Blatt verkommen sei:

Zitat:
Franziska Augstein, Tochter von «Spiegel»-Gründer Rudolf Augstein, hat den Chefredakteur des Nachrichtenmagazins, Stefan Aust, scharf kritisiert. Unter seinem Einfluss habe der «Spiegel» seinen Platz als Leitmedium des deutschen Journalismus verloren, sagte die Redakteurin der «Süddeutschen Zeitung» am Donnerstag bei der «Berliner Zeitungskonferenz».

«Der Akzent auf Wirtschaftsthemen, die Vernachlässigung politischer Entwicklungen und Probleme zugunsten der Personalisierung, die Verlagerung auf die so genannten weichen Themen: All dies kennzeichnet heutzutage den 'Spiegel' und hat das Magazin zu einem geschwätzigen Blatt unter anderen gemacht. Der Fisch stinkt vom Kopf.», so Augstein.

Dies habe Auswirkungen auch auf andere Blätter. Wenn der «Spiegel» seine Standards freiwillig aufgebe, «haben andere Zeitungen und Magazine keinen Grund, sich mehr um Ernsthaftigkeit, Ausführlichkeit und Problemdurchdringung zu bemühen. Der Aufwand an Zeit und Geld lohnt sich nicht: Die Konkurrenz ist ja weggefallen.» (nz)

Augstein kritisiert den «Spiegel» als «geschwätzig»
Und dann erwähnst Du auch diesmal wieder Hans Magnus Enzensberger, für dessen dümmlich-gefährlichen Kriegstreiber-Aufsatz ("Saddam = Hitler") sich Augstein nach dem vorletzten Irak-Krieg Anfang der Neunziger schämte und sich gleichzeitig bei seiner Kollegin Marion Gräfin Dönhoff von der "Zeit" dafür entschuldigte, nicht ihrem Beispiel gefolgt zu sein, vor einem Krieg zu warnen, nachdem die von den USA schon damals im Irak begangenen Verbrechen bekannt geworden sind.

Träume ruhig weiter und versuche ausgerechnet mir beizubringen, daß sich der "Spiegel" unter Stefan Aust angeblich nicht verändert habe, sondern als Wahlkampf-Helfer für die CDU und Plattform für schreibende Clowns "schon immer so war". Genügend "Belege" für Deine sonderbare Behauptung hast Du ja schon vorgelegt ;-)

Gruß Ben
 
18. April 2008, 12:17   #34
tommygoler
 
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Du schreibst wirr, Ben. Es geht nicht um inhaltliche Veränderungen, nicht um Augstein, nicht um Focus-Leser und - mit Verlaub - doch eigentlich auch nicht um deine eventuell persönlichen Frustrationen bzgl. der Entwicklung des Spiegels, den du fälschlicherweise schon im ersten Satz mit "früher weltweit angesehen" betitelst ... schließlich ist er das nämlich immer noch, also weltweit angesehen.

Sondern es geht um die SPRACHE DES SPIEGEL. Der von dir bzgl. seines Saddam-Essays (übrigens zurecht, aber nochmal, darum geht's nicht) kritisierte Enzensberger schrieb schon 1957 (jetzt muss also doch die Schülerklamottenkiste hervorgeholt werden, ich dachte eigentlich nicht, dass das ausgerechnet bei dir notwendig wäre):
Zitat:
Enzensberger zitiert anschließend ein Beispiel aus einem real erschienenen Spiegel-Artikel:

Bei der Schlußfeier der XVI. Olympischen Spiele schickten die australischen Salutschützen dem Muskelkrieg von Melbourne ein martialisches Echo nach. Die Artilleristen Ihrer Majestät der englischen Königin lieferten den aktuellen kriegerischen Kulissendonner zu jenem olympischen Schauspiel, das inmitten einer sehr unfriedlichen Welt zum schlechten Stück geworden war. Sie kanonierten die wie einen Zylinderhut aufgestülpte Schlußfeier-Stimmung und alle preisenden Reden von der Gleichheit und Brüderlichkeit unter sportsleuten zu eitel Schall und Rauch.

Als Enzensberger versucht, das Zitat ins Deutsche zurückzuübersetzen,

so ergeben sich zwei Sätze, die in der Tat knapp sind: “Bei der Schlußfeier der Olympiade wurde Salut geschossen. Das hat uns mißfallen.” Hätte sich der Verfasser der Passage so ausgedrückt, so wären dem vielbeschäftigten Durchschnittsleser neun Zeilen überflüssiger Lektüre erspart geblieben. Auch die Verständlichkeit der Mitteilung hätte nicht gelitten. Die Vermutung, es wäre dem Schreiber nicht darum zu tun gewesen, daß man ihn verstehe, liegt nahe. In der Spiegel-Fassung ist die bescheidene Nachricht von ihrer Auslegung nicht zu unterscheiden. Information und Kommentar sind derart in die Masche verstrickt, daß sie sich nicht mehr trennen lassen.
Hervorhebungen von mir, beides zitiert von hier SpiegelKritik » Blog Archive » Gastkritik

Wolf Schneider zum Beispiel kritisierte diesen Stil anfang der 80er Jahre nochmal aus anderer Perspektive und bezeichnete den Spiegel als "den obersten Verhunzer der deutschen Sprache", belegt mit einer Vielzahl an Beispielen die genau diese immerwährend wertende Attributierung des Spiegel bemängelt. Und das war alles zu den sogenannten "Hoch-Zeiten" des Spiegels, genau, unter der Ägide von Rudolf Augstein. Also komm doch bitte nicht dauernd mit der abstrusen Behauptung daher, dass dieser Stil erst unter Aust entstanden sei und dann auch noch nur beim Thema "Linkspartei". Sorry, dass ich das so krass ausdrücken muss, aber jedes Germanistik- oder Kommunikationswissenschafts-Erstsemester kann dir das Gegenteil belegen.

Du hast dich da in was verrannt, weil du den Inhalt nicht von der Form trennen willst. Das ist dir zwar wie bereits gesagt unbenommen, verhindert aber leider jede auch nur ansatzweise sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Thema "Wie schreibt der Spiegel". Denn dein
Zitat:
Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
Träume ruhig weiter und versuche ausgerechnet mir beizubringen, daß sich der "Spiegel" unter Stefan Aust angeblich nicht verändert habe, sondern als Wahlkampf-Helfer für die CDU und Plattform für schreibende Clowns "schon immer so war". Genügend "Belege" für Deine sonderbare Behauptung hast Du ja schon vorgelegt ;-)
"belegt" eigentlich nur, dass du zwar viele schöne Sachen erzählen kannst, was der Spiegel so alles Schlechtes schreibt, was aber nur eben leider zum Thema selbst nichts beiträgt - ganz abgesehen davon, dass halt immer Mist rauskommt, wenn man eine falsche Prämisse aufstellt und aus der dann Schlußfolgerungen zieht, so wie du mit der mir im Quote unterstellten These.

PS: Und, um das auch noch richtig zu stellen, weil ich bin mir ja nicht so sicher, ob wirklich jeder deinen kleinen ich nenn's mal "Kunstgriff" erkennt, wenn du von Aust, Broder, Mohr und anderen sprichst: Der von dir (ebenfalls völlig zurecht kritisierte, aber: darum geht's halt eben nicht) Broder ist kein - ich wiederhole: kein - Spiegel-Redakteur. Er ist Autor dort, also schreibt eben öfters mal was. Ob fest oder frei kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ich vermute aber letzteres, denn er tut das - also schreiben - auch für den Tagesspiegel.

PPS: Und jetzt kann's in der Tat wieder um Israel gehen ;-)
 
18. April 2008, 12:40   #35
Ben-99
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... Du magst es nicht glauben, aber es gibt Leute, die nach Deiner merkwürdigen Sichtweise noch viel "wirrer" als ich schreiben *g*. Und weil Du ja nach wie vor nicht davon abzubringen bist, daß ich offenbar der Einzige bin, der so denkt, solltest Du ruhig öfter mal bei Jens Berger vorbeischauen, der sich in den letzten Jahren auf seinem sehr empfehlenswerten "Spiegelfechter"-Blog auf hohem Niveau besonders um dieses Thema gekümmert hat. Zum Beispiel in einem Beitrag Anfang des Jahres, in dem er speziell auf einen der beiden Aust-Nachfolger, Mathias Müller von Blumencron (MvB), hinwies:

Zitat:
MvB ist allerdings nicht nur für die Boulevardisierung von SPON verantwortlich, sondern gab dem Online-Magazin auch einen inhaltlichen Stempel. Unter MvB wurde der unsägliche Henryk „Millhouse“ Broder Stammautor – seine islamophobe Linie wird vom Online-Ableger wesentlich stärker aufgegriffen als vom “Mutterschiff”. Claus Christian Malzahn wurde unter MvB Politik-Chef von SPON. MvB steht für eine (beinahe bedingungslose) transatlantische Ausrichtung, eine wirtschaftspolitische Linie, die zwar mit dem Neoliberalismus „kungelt“, ihn aber auch kritisiert, wenn er mal wieder all zu wilde Blüten treibt und eine konsequente Anti-Iran und Anti-Russland Linie. Wenn es um Quote, Page Impressions oder künftig Auflage geht, so würde MvB auch seine Mutter verkaufen, um Auflage zu erzielen - es ist also schwer, eine politische Richtung auszumachen.

(...)

Eine Mischung aus Politik, Glamour, Tittitainment und Sex & Crime wäre eine konsequente Folge von Blumencrons Politik. Dies mag Erfolg versprechen, würde aus dem SPIEGEL aber endgültig eine BILD im Magazinformat machen. Dies wollen weder die Augsteins, die immer noch mit 25% am Blatt beteiligt sind, noch die Mitarbeiter des SPIEGELS, deren KG der SPIEGEL-Verlag mehrheitlich gehört. Es ist anzunehmen, dass Mascolo als Korrektiv in die Spitze berufen wurde, um Blumencrons Niveauabsenkungen im „erträglichen“ Rahmen zu halten.

Der Spiegelfechter » Blog Archive » Habemus Papas
Gruß Ben
 
18. April 2008, 14:02   #36
tommygoler
 
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Zum fünften mal hintereinander nun ignorierst du Offensichtlichkeiten, auch "Fakten" genannt, diesmal sogar solche, für die ich dir extra auch noch die gewünschten "Belege" herausgesucht hatte, weil du sie entweder nicht kennst (was ich immer noch kaum glauben mag weil eben Erstsemesterstoff) oder sie dir eben nicht in den Kram passen, da sie halt deine "Argumente" ad absurdum führen. Dafür ist mir dann aber doch an diesem sonnigen Nachmittag die Zeit ein klein wenig zu schade, was du sicherlich verstehen kannst - es heißt ja auch schließlich "Skatsboard" und nicht "Schulboard" *g*

Fassen wir also zusammen: Ben meint, dass der Spiegel erst seit Stefan Aust und vor allem erst jetzt beim Thema "Linkspartei" in seinen Artikeln die journalistischen Darstellungsformen "Kommentar" und "Bericht" vermischt. Mein ganzes Vertrauen gilt deshalb ab jetzt Bandwurm, der mittels seiner bekannten SEO-Fähigkeiten dafür sorgen wird, dass sich hoffentlich irgendwann einmal ein ABC-Schütze z.B. der Henri-Nannen-Schule oder einer sonstigen einschlägigen Ausbildungsstätte hierher verirrt und dann ein paar Mitschriften seiner Grundlagenseminare hier reinstellt ... dann kannst du dem erklären, warum das alles Blödsinn ist, was seit vielen Jahrzehnten zum Grundwissen eines jeden deutschsprachigen Journalisten gehört ;-)
 
18. April 2008, 14:18   #37
Ben-99
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... ich bin immer dankbar, wenn ich auf meine alten Tage noch etwas dazulernen kann. Und einen besseren Lehrer als Dich kann ich mir gar nicht vorstellen ;-)

Gruß Ben



[edit]

Ich habe mal unser Streitgespräch von "Israel" nach hier verschoben.
 
Antwort

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Online seit 23.1.2001 um 14:23 Uhr

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