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8. May 2002, 09:29   #26
Marie
 
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@ tw

Das Jeder eine andere Meinung hat,ist gut so,wie man mit dieser Meinung allerdings umgeht,ist eine andere Sache.
Setze ich meine Meinung um,das heißt in Taten / Handlungen, ist die vielleicht nicht verkehrt, kommt aber darauf an, ob sie vorwiegend negativ ist.

Nur weil ich auf manche Leute nicht gut zu sprechen bin, heißt das noch lange nicht,das ich loslaufen muß und denen eins aufs Maul hauen muß, das geht auch anders.

Von daher seh ich mich schon mal gar nicht als rechts orientiert.
Sondern ärgere mich nur gewaltig über einige Mißstände hier bei uns.
 
8. May 2002, 12:42   #27
quentin
 
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Beiträge: 1.693
@tw,
___________________________________________

Ich meine da eine gewisse Hektik im Schreibstil zu bemerken, aber wer würde schon
ernsthaft von einem strammen Deutschen erwarten, daß er die eigene Muttersprache
beherrscht? Nein, das war jetzt ein unprofessioneller Tiefschlag!
________________________________________________

stimmt, wenn mein insulin nicht richtig dosiert wurde, gibt es eine stoerung meiner motorik. hinzu kommt, das ich seit meiner dipl. arbeit nicht mehr geschrieben habe, auf keinen fall auf einer tastatur.
sicher ist, mach keine fehler in irgend einer deiner stellungnahmen. es wird mir ein vergnuegen sein. ach ja, zwischen selbstbewustsein und groessenwahn besteht ein unterschied.und rede nicht von strammen deutschen, die rennen in deiner heimat rum, nicht in meiner.
mfg
 
8. May 2002, 13:26   #28
tw_24
 
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@ jupp11:

> erklär mir doch mal Deine Sig, und vielleicht den anderen auch, damit es nicht zu
> Missverständnissen bei unsereiner kommt

Das ist blanker Zynismus. Mir fiel der Spruch zum Thema "Wir haben nur Befehle aus-
geführt" ein. Die Deserteure von damals wurden ja auch erst vor kurzer Zeit und aus-
gesprochen widerwillig "begnadigt".

> Wow, das artet ja richtig in Arbeit aus...

Wie sagte unser aller Kanzler vor einem guten halben Jahr so schön: "Es gibt kein
Recht auf Faulheit." ;-)

> Eine Diskussion darüber, welcher von beiden deutschen Staaten der bessere gewesen
> ist, halte ich für müssig.

Ich auch, aber wenn da nun ein gutes Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung noch angeb-
liche Informationsdefizite bemüht werden, um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen,
marschiere ich auch mal ins Offtopic. Aber weitere Diskussionen zu diesem Thema soll-
ten wirklich anderswo stattfinden.

> Belastet ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel allemal und das ist
> auch kaum verwunderlich bei dieser gemeinsam Vergangenheit.

Das ist nun wieder Ansichtssache. Die rot/grüne Regierungspolitik hat vor allem in
Gestalt des Außenministers Joseph Fischer klammheimlich so manches historische Ereig-
nis umgedeutet. Früher hieß es, man könne sich wegen "Auschwitz" nicht in Kriege in
aller Welt einmischen, spätestens seit dem Kosovo-Krieg sind wir wegen "Auschwitz"
plötzlich verpflichtet, uns einzumischen - auch und gerade gegen ehemalige Gegner. So
betrachtet war der Vorschlag Gerhard Schröders, deutsche Soldaten nach Israel zu
schicken einfach nur logisch - weil nun eben "Normalität" eingekehrt ist.

> Sind allerdings 2 Generationen später "Schuldgefühle" imho fehl am Platz. Übrig bleibt
> Geschichtsbewusstsein und die Einstellung, dass sich derartiges nicht wiederholen darf.

Vielleicht ist es nicht angebracht, von "Schuld" zu sprechen. Ich würde "Verantwortung"
vorziehen. Es gab das Dritte Reich, Weltkrieg #2 und Holocaust, begründet wurde das al-
les mit einem Rassismus, der zwar anderen Weltanschauungen auch nicht fremd ist, aber
erst- und hoffentlich einmalig auch traurige Realität wurde.

> Dieses Geschichtsbewusstsein sollte allerdings den Blick für Unrecht und menschenver-
> achtende Politik nicht trüben. Weder für israelische Politik, noch für palästinensische.

So ist es.

> Deutschland stände es gut an, sich nicht instrumentalisieren zu lassen, weder von der
> einen, noch von der anderen Seite.

Das Riesenproblem ist, daß es verdammt schwierig ist, Gut und Böse voneinander zu unter-
scheiden, zu trennen. Im Nahen Osten sind Palästinenser und Israelis Täter und Opfer zu-
gleich, als dritte "Kriegspartei" mischen noch religiöse Fanatiker mit, die vielleicht
am schlimmsten sind.

Wo hört legitimer Widerstand gegen kolonialisatorische [Gibt es das Wort ;-)?] Besatzung
auf und fängt Terrorismus an? Wo hört berechtigte Selbstverteidigung gegen Terror auf
und wird Staatsterrorismus/Kriegsverbrechen? Diese "Grenzwerte" fehlen leider weitgehend.
Juden demonstrier(t)en ziemlich einseitig für "Solidarität mit Israel" - Kritik wird als
antisemitisch diffamiert, Palästinenser gehen für ihr Existenzrecht auf die Straße - und
verbrennen israelische Fahnen.

Ich wünschte mir, daß an Demonstrationen, die der Zentralrat der Juden in Deutschland
organisiert, auch offizielle PLO-Vertreter teilnehmen würden, wie ich umgekehrt den is-
raelischen Botschafter an der Seite politisch aktiver Vertreter der Palästinenser in der
BRD ganz gern sehen würde. Konsens statt Konfrontation.

Aber leider sind beide Seiten selbst auf dem "neutralen" Boden der BRD nicht in der Lage,
sich nebeneinander von Gewalt zu distanzieren. Sie dürften sich auch gern gegenseitig ig-
norieren, wenn sie nur einmal gemeinsam militärische/terroristische Gewalt ablehnen wür-
den.

Auch wenn ich diesen Begriff hasse, aber auf diesen Minimalkonsens sollten sich die Kon-
fliktparteien im Ausland erst einmal einigen. Gewalt mag kurzfristig und einseitig eine
Lösung bringen, aber dauerhaft hilft halt wirklich nur die gegenseitige Akzeptanz, viel-
leicht auch friedliche Ignoranz.

> Der Anteil Rechtsradikaler hier im Lande ist geringer, als das Aufsehen, das sie verur-
> sachen.

Nur ein paar Vietelstündchen noch, dann habe ich bestimmt viel Spaß dabei, "Vertriebene"
zu begleiten, die allesamt unter 30 Jahre alt sind, aber voller Überzeugung ihre Heimkehr
ins ehemalige Reich fordern werden ;-). Wir haben ja heute ein nicht unhistorisches Datum.

Es geht aber nicht nur um Rechtsradikale. Selbst gestandene Linke vertreten heute Po-
sitionen, die auch als "rechts" betrachtet werden könnten.

Deutlich wird dieser "linke" Konflikt, wenn man die Kommentare des Werner Pirker in der
Jungen Welt, wo der Wiener "Auslandschef" ist, den Berichten der Jungle World gegen-
überstellt, die einst mal die Wochenzeitung der Jungen Welt werden sollte.

Werner Pirker: "Israel ist ein von den Amerikanern alimentierter Staat. Würde eine US-
Administration, ob eine republikanische oder eine demokratische, zu der Ansicht gelangen,
daß Israel den amerikanischen Interessen im Nahen Osten nachhaltigen Schaden zufügt, wäre
das strategische Bündnis zwischen beiden Ländern schnell aufgekündigt. Doch von einer
solchen Wahrnehmung ist die Bush-Regierung weit entfernt. Mehr als freundschaftliche Er-
mahnungen aus Übersee, es doch bitte nicht ganz so bunt zu treiben, hat Ariel Scharon
nicht zu befürchten. Weshalb er sich diese auch nicht sonderlich zu Herzen nimmt."

Da mischt sich Antiamerikanismus mit Antizionismus, Antijudaismus, unterschreiben könnte
diesen Kommentar wohl auch jeder beliebige NPD-Anhänger. Palästinenser werden nur als
Opfer dargestellt, nie als Täter - bei aller Mitverantwortung Israels an der Entwicklung,
da zeigt sich Antisemitismus auch bei der politischen Linken.

@ quentin:

Mit der Ost vs. West-Diskussion ziehen wir lieber um ...

> sicher ist, mach keine fehler in irgend einer deiner stellungnahmen. es wird mir ein
> vergnuegen sein.

Nur zu ;-). Ich bin mir beinahe sicher, daß ich mir gelegentlich widerspreche, aber als
Dialektiker werde ich mich dann darauf zurückziehen, das sowohl das eine als auch das
andere seine Berechtigung hat ...

> ach ja, zwischen selbstbewustsein und groessenwahn besteht ein unterschied.

Das ist wohl wahr. Ich behaupte ja gar nicht, im Besitz der alleinigen allumfassenden
Wahrheit zu sein. Wäre das der Fall, würde ich die Welt regieren ;-).

> und rede nicht von strammen deutschen, die rennen in deiner heimat rum, nicht in
> meiner.

Stimmt. Heute nennen sie sich "Vertriebene" und demonstrieren in Dresden, die obliga-
torische Palästina-Flagge hatten sie auch dabei ...

MfG
tw_24
 
8. May 2002, 14:06   #29
Marie
 
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Also,irgendwie komm ich nicht so ganz klar mit deinen Postings @tw

Die Pfeile sollen doch bestimmt das Quoten sein.

Das geht aber so einfacher und übersichtlicher.

Du kopierst dir eine Stelle die du ansprechen willst und machst es so

[ QUOTE= Hier Namen des Erstellers den du zitieren willst ] Hier den Text den du zitieren willst [ / QUOTE ]
Das Ganze allerdings ohne Leerzeichen.

Dann können wir(vielleicht habe ich ja auch nur das Prop) besser lesen und verstehen.
Ok?


Das ganze sieht dann so aus=


Zitat:
Zitat von Hexe
Du kopierst dir eine Stelle die du ansprechen willst und machst es so
 
8. May 2002, 14:54   #30
jupp11
 
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@tw-24

Zitat:
Nur ein paar Vietelstündchen noch, dann habe ich bestimmt viel Spaß dabei, "Vertriebene"
zu begleiten, die allesamt unter 30 Jahre alt sind, aber voller Überzeugung ihre Heimkehr
ins ehemalige Reich fordern werden ;-).
Finde ich irgendwie nachdenkenswert.

Wer alles auf der Welt Vertrieben ist, unglaublich. Man muss nur lange genug graben, dann findet man auch den passenden Vorfahren. Im Falle Israel (nur als Beispiel ohne direkten Bezug zum Thema) auch nach über 1000 Jahren...

Was mich allerdings interessieren würde ist, ob Du diese Demonstration aus Gesinnungsverwandschaft betreust, oder ob Du von staats- oder berufswegen dort beteiligt bist.
 
8. May 2002, 15:07   #31
tw_24
 
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@ ChoppersHexe:

Zitat:
Die Pfeile sollen doch bestimmt das Quoten sein.
Das geht aber so einfacher und übersichtlicher.
Stimmt. Die Pfeile sind alte Gewohnheit aus längst vergangenen Tagen. Und weil ich
das in E-Mails noch immer so mache ... Aber ich werde versuchen, mich zu bessern.

@ jupp11:

Zitat:
Was mich allerdings interessieren würde ist, ob Du diese Demonstration aus Gesinnungsverwandschaft betreust, oder ob Du von staats- oder berufswegen dort beteiligt bist.
Ich war/bin ein ganz böser Gegendemonstrant, der sich auch schon am 1. Mai unter den
Gegendemonstranten befand, die die NPD begleiteten, statt irgendwo am anderen Ende der
Stadt "Gesicht zu zeigen", wie das der Oberbürgermeister tat. Meinen Bericht dazu gibt es
exklusiv im NIB ;-).

MfG
tw_24
 
8. May 2002, 15:26   #32
jupp11
 
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Ich muss mich vielmals entschuldigen, das ich z. Zeit kaum die Gelegenheit finde, die, sozusagen aushäusigen, "Must see's" tatsächlich alle zu lesen.

So hatte ich Deine Beiträge zum Thema 1. Mai zwar gesehen, allerdings der Wörtermenge wegen nicht gelesen. Dies habe ich jetzt nachgeholt.

Bemerkenswert finde ich schon, wie Du so den 1. Mai verbringst. ...hehe, bei mir wars wesentlich ruhiger.

Schön finde ich auch
Zitat:
...verspüre ich zwar zum Beispiel auch eine gewisse Affinität zur PDS...
und die darauf folgende, wie ich finde durchaus realistische, Einschätzung derselben.

Doch das Beste war ein von Dir zitierter Satz des Genossen Gysi
Zitat:
Diese Risiken sind politisch vertretbar, wenn zugleich die notwendige Wende von der 'Subventionsmentalität', vom Vertrauen auf Hilfe von außen hin zur Selbsthilfe erreicht wird, gerade auch bei Unternehmen und den wirtschaftlich Starken.
Ich muss gestehen, dass ich ihn bestimmt 4-5 mal lesen musste, bevor er bei mir in eine Schublade passte.

#Nachtrag
Ich kann mir eine Bemerkung zur Exklusivität nun doch nicht verkneifen

Er ist wirklich exklusiv, sozusagen sogar standalone!

Ich bin sicher, hier hätte zumindest quentin Deine unbestreitbare Mühe zum Anlass genommen einen Streit vom Zaun zu brechen.
 
8. May 2002, 17:02   #33
Marie
 
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Trotzdem muß ich mal was loswerden.

Als manchmal quer denkender Mensch,fass ich deine Sig,als sehr rechts auf.
Vielleicht erklärst du mal,was es mit der Sig auf sich hat und wie du zu ihr eingestellt bist.
 
8. May 2002, 19:12   #34
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von ChoppersHexe
Trotzdem muß ich mal was loswerden.

Als manchmal quer denkender Mensch,fass ich deine Sig,als sehr rechts auf.
Vielleicht erklärst du mal,was es mit der Sig auf sich hat und wie du zu
ihr eingestellt bist.
Das wird jetzt aber schon wieder offtopic :-(. Also, ginge es nach mir, würde
die Bundeswehr aufgelöst, mindestens aber die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft. Denn
mit Deserteuren (Totalverweigerern) hat auch die heutige Armee der "Bürger in Uniform"
einige Probleme. Und wenn dann auch noch die "Helden" des 20. Juli 1944 sozusagen als
traditionsstiftende positive Vorbilder bemüht werden, dann sehe ich darin auch eine
Verehrung von Kriegsverbrechern. Denn vor dem 20. Juli beteiligten sich manche der ge-
scheiterten Attentäter an Verbrechen, die die Wehrmacht beging. Ja, natürlich, Befehl
ist Befehl.

Im NIB verwende ich als Signatur einen Spruch eine amerikanischen Schülerin: "Wenn ich
die toten und sterbenden afghanischen Kinder im Fernsehen sehe, empfinde ich ein neu
erwachtes Gefühl von nationaler Sicherheit. Gott segne Amerika!"

Und da darfst Du Dir sicher sein, daß ich ganz hinter diesem Spruch stehe ;-).

Ach, weil es dann doch noch paßt und vielleicht zum Thema zurücklenkt, der Satiriker
Wiglaf Droste:

Zitat:
"Wem gehört der Widerstand?" fragten Deutsche jeder Couleur termingerecht zum 20. Juli 1994
rhetorisch in die Runde, um dann fix und ebenso unisono auszurufen: "Uns!" bzw. "Mir!"

Ob Militaristen, Sozialisten, Kommunisten, Christen, Seifenkisten: Jede Lobby hat ihre oder
wenigstens ihren Toten. Das ist gut fürs Selbstverständnis, fürs Gefühl und fürs Image; wer
die Leichen von gestern hätschelt, braucht sich um die von heute nicht zu scheren.

Die Deutschen, die ein Drittes Reich ebensowenig verhindert haben, wie sie das bei einem
eventuellen Vierten tun werden, sind durch den postumen Zugriff auf ein paar Handvoll Wider-
standskämpfer in den Genuß der Kollektivunschuld gelangt.

Und genauso, wie 1989 Zwanzigjährige beteuern konnten, sie seien "40 Jahre nur belogen und
betrogen" worden, dürfen sie heute gratis und treuherzig für sich reklamieren, zur Erbenge-
meinschaft Widerstand e.V. zu gehören.

Von dieser soll und darf kein Deutscher mehr unsensibel ausgegrenzt werden. Wenn heutige
halbe Nazis die Gedenkreden auf ermordete Widerständler halten, ist auch diese Frage nicht
weit: War Hitler eigentlich wirklich ein Nazi? Oder, andersherum: War Hitler nicht doch
Antifaschist, letztlich? Diese Fragen darf man nicht den Rechten, nicht Nolte, nicht
Zitelmann & Co. überlassen!

Da müssen linke Querdenker her, Leute mit der Nase im Wind: Hat nicht Hitler selbst den
Nationalsozialismus zerstört? Nein? Die Rote Armee und die Alliierten wären das gewesen? Ach
was: Wenn Hitler den Krieg nicht angefangen hätte, hätten ihn die anderen nicht gewinnen
können ...
MfG
tw_24
 
8. May 2002, 19:30   #35
quentin
 
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Beiträge: 1.693
Und wenn dann auch noch die "Helden" des 20. Juli 1944 sozusagen als
traditionsstiftende positive Vorbilder bemüht werden, dann sehe ich darin auch eine
Verehrung von Kriegsverbrechern. Denn vor dem 20. Juli beteiligten sich manche der ge-
scheiterten Attentäter an Verbrechen, die die Wehrmacht beging. Ja, natürlich, Befehl
ist Befehl.
_______________________________________________


uneingeschränkte zustimmung,ja, so bin ich hat man mir schon früher, wenn ich die frage gestellt habe,was die militärs denn davor gemacht haetten, böse ablehnung gebracht. ich hab dann immer nach dem mahnmal fuer die geschwister scholl gefragt, hab mir dollen beifall eingehandelt.
mfg
 
10. May 2002, 17:59   #36
tw_24
 
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In der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Junge Welt" erschien ein Kommentar,
der beinahe schon ein hervorragendes Beispiel ist für den latent vorhandenen
Anti-Semitismus mancher Zeitgenossen.

Werner Pirker als Kommentator übertrifft mit diesem Meinungsbeitrag auch noch
alles, was er bisher geschrieben hat. Allein schon der erste Satz ist ein her-
vorragendes Beispiel für "modernen" Anti-Semitismus, der sich als Kritik am
Vorgehen der israelischen Regierung tarnt:

"Der selbstmörderische Widerstand von Teilen der palästinensischen Befreiungs-
bewegung hat längst den Beweis erbracht, daß die israelische Aggression in den
Autonomiegebieten der Sicherheit der Israelis keineswegs förderlich ist."

Was an diesem Satz möglicherweise noch stimmt, ist allein der Schluß, daß mit
militärischem Vorgehen ein Frieden schwer zu erzielen ist. Allerdings sugge-
riert der Kommentator auch, es würde einfach ausreichen, wenn die israelische
Armee sich mal eben nur zurückzöge.

Doch genau davon kann wohl nicht ausgegangen werden, richtet sich der "selbst-
mörderische Widerstand von Teilen der palästinensischen Widerstandsbewegung"
doch erklärtermaßen gegen die Existenz Israels.

Erschreckend - allerdings nicht untypisch für Werner Pirker - ist vor allem
die Wortwahl. Zynisch wird Terrorismus als "selbstmörderischer Widerstand" bei-
nahe schon gepriesen, mit einer "Befreiungsbewegung" gleichgesetzt.

Eindeutig auch die Schuldzuweisung: Israel ist verantwortlich, die Terroristen,
die gezielt (!) sich und andere Zivilisten in die Luft jagen, sind dagegen Be-
freiungskämpfer. Auf diese zynische Weise, wird schon in diesem kleinen Satz
die Botschaft vermittelt, Israel sei ausschließlich selbst verantwortlich, die
Zivilisten, die zerfetzt, verstümmelt, verletzt werden, seien am Ende selber
schuld an ihrem Schicksal.

Und dieser einseitige Zynismus setzt sich dann auch im gesamten Kommentar fort,
den ich hier allerdings nicht weiter zerpflücken will.

(Wer ihn lesen will, klicke hier.)

Dieses kleine Beispiel illustriert hoffentlich überzeugend, wann und wie aus
berechtigter Kritik an Israel blanker Anti-Semitismus wird oder zumindest so
wahrgenommen werden kann. Beim oberflächlichen Lesen fällt diese anti-semi-
tische Tendenz vielleicht gar nicht auf, aber genau deshalb ist diese durchaus
intelligente Art der Kommentierung so gefährlich.

Freilich fehlt dem Kommentar noch ein Verweis auf die Juden, die in Deutschland
leben, dann wäre er wirklich "perfekt", würde er sich dann nämlich über die
Kritik an Israel auch noch gegen die deutschen Juden richten, die mit dem Kon-
flikt im Nahen Osten direkt nicht viel zu tun haben.

Noch ein Wort zur "Jungen Welt": In der DDR richtete sie sich, herausgegeben
von der FDJ-Spitze, als Tageszeitung an den Nachwuchs. Heute ist sie parteiun-
abhängig und hat auch ein paar lesenswerte Autoren wie Rainer Balcerowiak oder
Rainer Rupp zu bieten. Letzterer war einst als MfS-"Kundschafter" bei der NATO
in Brüssel "unser bester Mann" und kann daher wohl durchaus als Militärexperte
bezeichnet werden. Werner Pirker dagegen ist eine glatte Fehlbesetzung. Aber
mit Österreichern hatten die Deutschen ja immer gewisse Probleme ;-).

MfG
tw_24
 
10. May 2002, 19:11   #37
jupp11
 
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Was mich nun allerdings wundert, ist, dass eine Zeitschrift, die sich links sieht, mehr und mehr Inhalte von rechtsradikalen Gruppen aufnimmt und sich zu eigen macht.

Ob es nur eine radikale Gruppe in unserer Gesellschaft gibt, die rein zufällig sowohl nach links als auch nach rechts geraten kann?
 
11. May 2002, 23:24   #38
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Nach diesen langen Beiträgen,möchte ich mich kürzer fassen.
Tatsache ist,daß die rechten strenggläubigen Juden in Israel immer mehr zunehmen,was sich in einem Typ wie Sharon wiederspiegelt,der an einem Frieden garnicht interessiert ist.
Die KZ-Opferentschädigung,falls man da überhaupt von Entschädigung sprechen kann,finde ich für vollkommen in Ordnung.
Als nicht in Ordnung finde ich diverse Gelder,die an Israel fliesen.
Wir haben mit dem Staat Israel nichts zu tun und dafür,daß man uns beleidigt,noch Gelder geben ist nicht einzusehen.
Diverse Meinungen,daß er nach Deutschland darf,nur weil in 12.Generation ein Deutscher Schäferhund in der Familie war,stimmen schon lange nicht mehr.
Nur unter Kohl und seinen Psychos,wurden plötzlich etliche hundertausend von Rußlanddeutsche ins Land geholt und die konnten garnicht so schnell schauen,wie sie einen Deutschen Paß hatten und wählen durften.
Bevor ich die Hacken zusammenschlage und den Arm zum Gruß erhebe,möchte ich mir den Kommentar zu Lost Arrows Beitrag ersparen.
 
13. May 2002, 07:58   #39
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von tschubbl
Nach diesen langen Beiträgen,möchte ich mich kürzer fassen.
Einen habe ich aber noch ;-).

Zitat:
Zitat von jupp11
Was mich nun allerdings wundert, ist, dass eine Zeitschrift, die sich links sieht,
mehr und mehr Inhalte von rechtsradikalen Gruppen aufnimmt und sich zu eigen macht.
Tja, das Problem ist ja, daß das gar keine rechte Meinung ist, sondern eine linke.

Wäre das einfach "nur" rechts, könnte man sich vielleicht wirklich zurücklehnen und
voller Überzeugung die These zurückweisen, daß es einen unterschwelig vorhandenen
Antisemitismus in Deutschland und Europa gab bzw. gibt, der nun als Kritik am isra-
elischen Regierungshandeln wiederaufersteht.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel auch die Reichstags-Rede von
Roland Claus vom 26. April 2002. Der Bundestag behandelte die aktuelle Lage im Na-
hen Osten, Gerhard Schröder und Edmund Stoiber hatten staatsmännische Reden gehal-
ten, die sich nur in Nuancen unterschieden, u.a. bei der Frage, ob es denn ange-
bracht wäre, deutsche Soldaten mit UNO-Mandat zu entsenden.

Zurück zu Roland Claus, dem PDS-Fraktionsvorsitzenden, der mit der Schuldzuweisung
auch ganz schnell war. "Terror und Gewalt im Nahen Osten haben nicht eine Ursache
oder eine Lösung." würde auch ich noch unterschreiben, aber jetzt kommt, was ich
eben nicht mehr billige: "Aber das Entscheidende für uns ist, daß der Schlüssel für
den Weg zum Frieden im Moment bei Israels Regierung liegt." Daß es auf palästinen-
sischer Seite auch zu diesem Zeitpunkt aktive und bewußt handelnde Akteure gab
(Arafat saß noch im "Hausarrest".), die es auch heute noch gibt, unterschlug Claus,
der dann die Bundesregierung anging, die sich nicht genügend einmische.

"Herr Bundeskanzler, es genügt nicht, die Kritik an der israelischen Politik in
mahnend milde Botschaften zu hüllen. Herr Bundeskanzler, eine Politik des Unent-
schiedens genügt nicht. Es genügt keine Politik der stillen Diplomatie und keine
Politik der Kritiklosigkeit."

Auch wenn ich das nun vielleicht päpstlicher sehe als der Papst - ich bin da aller-
dings nicht alleine in dieser Beurteilung -, da drängt sich doch die Frage auf, was
Roland Claus will. Logische Konsequenz wären an dieser Stelle UN-mandatierte Blau-
helme (allerdings ohne deutsche Beteiligung), was die PDS in anderen Fällen jedoch
immer ablehnte.

"Wir brauchen den Rückzug der israelischen Armee und wir brauchen den Rückbau von
israelischen Siedlungen. Erst dann ist es möglich, eine Nahost-Friedenskonferenz
einzuberufen, die von der UNO, der EU, den Vereinigten Staaten und Rußland beglei-
tet und mitgetragen werden sollte, wenn nötig auch in Begleitung einer UN-Mission
zur Überwachung der Friedenspflicht beider Seiten."

Da spricht er von "Friedenspflicht beider Seiten", sieht aber nur die israelische
Seite in der Pflicht, eine "Friedenspflicht" auf palästinensischer Seite besteht
wohl erst, nachdem Israel Vorleistungen erbracht hat, die aus israelischer Sicht
ziemlich groß wären - bei durchaus unsicheren Erfolgsaussichten.

Und weil Claus seinen Vortrag auch noch mit Verweis auf die deutsche Innenpolitik
eingeleitet hatte, ließen sich in diese Rede auch antisemitische Tendenzen hinein-
deuten, man könnte vermuten, es ginge weniger um eine berechtigte Kritik an der is-
raelischen Regierung, sondern es ginge auch um die Juden, die in Deutschland leben.

"Ich will an ein Ereignis erinnern, das mir ein wenig in Vergessenheit geraten zu
sein scheint. Warum sind wir - auch alle im Bundestag vertretenen Parteien - am
9. November des Jahres 2000, dem Jahrestag der Pogromnacht, in Berlin auf die
Straße gegangen? - Weil wir alle Anlaß hatten, gegen rechtsradikale Gewalt und ge-
gen Antisemitismus zu demonstrieren."

Damit hat er - gewollt oder ungewollt - einen Zusammenhang zwischen deutschen Juden
und der israelischen Regierung hergestellt, den es nicht gibt. Durch das Herstellen
eines solchen Zusammenhangs wird die nicht unberechtigte Kritik an der israelischen
Regierung entwertet, weil sie auch Juden in Deutschland bzw. Europa trifft, die sich
dadurch natürlich angegriffen fühlen.

Ähnliches war übrigens auch von Jürgen W. Möllemann auf dem Spaß-Parteitag der FDP
am Wochenende zu hören, was uns zur nächsten Frage bringt:

Zitat:
Zitat von jupp11
Ob es nur eine radikale Gruppe in unserer Gesellschaft gibt, die rein zufällig so-
wohl nach links als auch nach rechts geraten kann?
Damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt der Diskussion angelangt, die ja mit der
Frage begann: "Deutschland ... Antisemitenland?"

Momentan sieht es zumindest so aus, als käme ein unterschwellig vorhandener Anti-
semitismus zum Vorschein, der weder spezifisch rechts noch eindeutig links ist.

MfG
tw_24
 
14. May 2002, 05:34   #40
jupp11
 
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hmm

Du hast mich oben zitiert und das Zitat dann auf den Threadtitel bezogen

"Deutschland ... Antisemitenland?"

so eingeschränkt möchte ich das aber nicht stehen lassen. Es geht mir dabei eher um Fremdenfeindlichkeit insgesamt. Und nicht nur das. Der ganz linken und die ganz rechten Scene sind imho Ansichten zu eigen, die sie zum Verwechseln ähnlich erscheinen lassen.

Gewaltbereitschaft, totale Ablehnung gemäßigter Ansichten, Globalisierungsverneinung und eine nahezu groteske Überschätzung der eigenen Möglichkeiten und des deutschen Gewichtes in der Weltpolitik.

Um nur einige zu nennen.
 
14. May 2002, 07:08   #41
Eyewitness
 
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Was mir hier in dieser Diskussion immer und wieder aufgefallen ist und wo einige Leute hier auch wirklich spitzenklasse sind, ist das Reininterpretieren von Antisemitismus, wo vielleicht keiner drüber nachgedacht. Ich halte es teilweise schon für absurd, wie weit manche Leute gehen, nur um ein Fünkchen Möglichkeit für Antisemitismus zu finden und diese dann vollkommen auszubreiten. Als ob es eine Krankheit wäre, die es zu finden und auszurotten gilt. Egal, ob sie nun wirklich existiert oder nicht.

Antisemitismus ist, wie man hier wieder deutlich sehen kann, ein absolutes Totschlagsargument.
 
14. May 2002, 14:53   #42
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Eyewitness
Was mir hier in dieser Diskussion immer und wieder aufgefallen ist und wo einige Leute
hier auch wirklich spitzenklasse sind, ist das Reininterpretieren von Antisemitismus,
wo vielleicht keiner drüber nachgedacht.
Politiker sollten schon darüber nachdenken, was sie sagen, und manche Zeitungsschreiber
auch. Da erlaube ich mir dann auch harte Kritik.

Etwas weniger ernst sehe ich das bei "normalen Menschen", denn als solcher sagt man
sicher manches, was weniger auf Unstimmigkeiten abgeklopft ist. Aber ich erlaube mir,
dennoch darauf hinzuweisen und zum Nachdenken anzuregen.

Denn am Ende sind es doch nicht Jürgen W. Möllemann oder dieser Ex-Grüne Jamal Karsli
in Nordrhein-Westfalen, über die sich Friedmann und Spiegel, mit denen diese Diskussion
begonnen wurde, aufregen, sondern eben die teilweise wirklich ins rechte politische La-
ger abdriftenden Pro-Palästina-Demos, bei denen der Hitlergruß gezeigt wird, israe-
lische Fahnen verbrannt werden oder der noch ahnungslose Nachwuchs in Uniformen ge-
steckt wird, um als "Märtyrer" präsentiert zu werden. Und es sind nicht nur Palästi-
nenser, die sich an solchen Demos beteiligen, sondern auch Deutsche, die vielleicht gar
nicht merken, daß auch sie nur instrumentalisiert werden.

Zitat:
Zitat von Eyewitness
Ich halte es teilweise schon für absurd, wie weit manche Leute gehen, nur um ein Fünk-
chen Möglichkeit für Antisemitismus zu finden und diese dann vollkommen auszubreiten.
Ich habe mir Werner Pirker und Roland Claus vorgenommen, nicht irgendeinen Teilnehmer
dieser Diskussion. Und die beiden würden, soweit ich sie kenne, auch bestreiten, anti-
semitisch gesinnt zu sein. Es sind aber manchmal bei ihnen Denkmuster zu erkennen, die
dem alten DDR-Antizionismus gleichen, der sich gegen den Staat Israel richtete. Sicher
scheine ich Dir päpstlicher als der Papst, um diese Phrase mal wieder zu gebrauchen,
aber wie meinst Du, fühlt sich wohl ein deutscher Jude, wenn er von Palästinensern in
der U-Bahn beinahe verprügelt wird, nur weil er Jude ist, obgleich er mit der Situation
im Nahen Osten nichts zu tun hat. Wie muß sich ein deutscher Jude fühlen, wenn ihm in
Kommentaren, Reden oder auf Demos seine Religion zum Vorwurf gemacht wird?

Zitat:
Zitat von Eyewitness
Antisemitismus ist, wie man hier wieder deutlich sehen kann, ein absolutes Totschlags-
argument.
Nein, ist es hier gerade nicht. Kritik an der israelischen Regierungspolitik ist be-
rechtigt und auch erlaubt. Nur sollte diese nicht mit Seitenhieben auf den jüdischen
Glauben hier und anderswo verbunden werden.

Zitat:
Zitat von jupp11
Der ganz linken und die ganz rechten Scene sind imho Ansichten zu eigen, die sie zum
Verwechseln ähnlich erscheinen lassen.
Also, innerhalb der politisch linken Szene gibt es da schon einige Unterschiede. Aber
die wirklich extremen Ansichten treffen sich manchmal wirklich. Gerade zum Beispiel
die etwas wirr wirkenden Thesen des Horst Mahler (NPD, Deutsches Kolleg) zum 11. Sep-
tember 2001 konnte man in ähnlicher Form von der Marxistisch-leninistischen Partei
Deutschlands (MLPD) vernehmen.

MfG
tw_24
 
25. May 2002, 10:42   #43
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Ich erweitere hier mal auf Europa:

Zitat:
Das Gespenst des Antisemitismus
Nicht nur der israelische Schriftsteller Yoram Kaniuk beklagt einen neuerlich verstärkt auftretenden Antisemitismus. Doch aus soziologischer Sicht erscheint die These von der Wiederbelebung dieser alten europäischen Geisteskrankheit nicht haltbar.

Von Joachim Helfer

Ein Gespenst geht um in Europa: Der Antisemitismus, diese europäische Geisteskrankheit, die nach Auschwitz führte und von der die Welt – nach Auschwitz – hoffen und glauben durfte, dass sie, wo nicht geheilt, so doch zumindest endgültig als solche begriffen und aus dem öffentlichen Leben verbannt sei, wird im Gegenteil wieder salon-, parolen- und debattenfähig.

So empfinden und äußern es dieser Tage zumindest viele Israelis – und zwar nicht nur Intellektuelle wie der Schriftsteller Yoram Kaniuk, zu deren Handwerk auch die polemische Zuspitzung gehört, sondern auch der als zurückhaltend bekannte Chefdiplomat Shimon Peres. So empfinden und äußern es vor allem auch jüdische Bürger Deutschlands, Frankreichs und anderer EU-Staaten, die das Phänomen aus eigener Anschauung kennen.


Brennende Synagogen

Was erleben sie? Sie erleben erstens, dass Synagogen brennen und Juden auf offener Straße angepöbelt und angegriffen werden. Zumindest lesen sie davon in der Zeitung, meist unter Überschriften wie ‚Zunahme antisemitischer Übergriffe.' Sie lesen auch von Demonstrationen, auf denen Parolen wie «Tod den Juden» gerufen werden. Sie erfahren zweitens davon, dass Gruppen des sich für links haltenden Spektrums politischer Eiferer zum Boykott israelischer Waren, ja selbst von Klezmerkonzerten aufrufen.

Sie sehen drittens, dass die EU-Staaten Israel in Zeiten, da es fast täglich von palästinensischem Terror erschüttert wird, durchaus nicht mit jener bedingungslosen Solidarität beisteht, wie sie den Amerikanern nach dem 11. 9. zuteil wurde. Sie hören schließlich, dass sogar Vertreter des politischen Establishments wie der FDP-Vize Möllemann Verständnis für die palästinensischen Attentate aufbringen.



Was ist Antisemitismus?

Yoram Kaniuk zieht, sicher stellvertretend für nicht wenige Israelis und Juden in aller Welt, in einem Interview mit der Zeitung Die Welt vom 14.Mai aus all dem diesen Schluss: «Die Europäer suchen ein Alibi, sich von alter Schuld zu entlasten und gleichzeitig alten Antisemitismus wieder zu beleben. (...) Das ist kein Verfolgungswahn mehr. Wir sind zurück in der Wirklichkeit Europas.» Dieser Schluss ist vor dem Hintergrund der Leidensgeschichte der Juden und angesichts der gegenwärtigen Lage Israels verständlich; die Frage bleibt dennoch, ob er richtig ist.

Das aber erweist sich nicht an einzelnen Äußerungen und Vorfällen innerhalb pluralistischer Gesellschaften, sondern nur in der Analyse europäischer Politik einerseits, und der soziologischen Untersuchung europäischer Einstellungen andererseits. Dazu muss man zunächst die Begriffe klären: Wenn Antisemitismus eine europäische Geisteskrankheit ist, nachweislich im kulturellen Kontext des christlichen Abendlands entstanden – gehört es dann in die Kategorie ‚Antisemitischer Übergriff', wenn arabisch-muslimische Jugendliche, Kinder palästinensischer Asylbewerber etwa, einen Rabbiner angreifen? Die Empörung darüber, dass derlei überhaupt geschieht, auf den Straßen der einstigen Hauptstadt des dritten Reichs zumal, ist keine Antwort.



Demographische Widerlegung

Ein Wiederaufflackern des europäischen Antisemitismus, und das ist ja die These, ließe sich mit derartigen Vorfällen nur dann belegen, wenn die Staatsgewalt sie weniger entschlossen zu verhindern oder doch wenigstens aufzuklären und zu bestrafen versuchte, als andere ähnlich schwere Verbrechen. Das genaue Gegenteil ist der Fall, von Berlin bis Marseille.

Das tatsächliche Ausmaß antisemitischer Vorbehalte in der Bevölkerung wurde zumindest in Westdeutschland seit dem Krieg immer wieder soziologisch erfasst. Dabei zeigte sich gerade nicht, wie Kaniuk aus der verständlichen, aber verzerrenden Perspektive eines potentiellen Opfers unterstellt, dass der Antisemitismus nach Auschwitz «verscheut, aber nicht verscheucht» war, und nun, nach einer «Gnadenfrist», eben wieder durchbreche.

Vielmehr äußerten auch in der fast unmittelbaren Gegenwart von Auschwitz noch eine Mehrheit der Befragten antisemitische Haltungen und Einstellungen, während es in den folgenden Jahrzehnten, mit wachsender historischer Entfernung zu Auschwitz, kontinuierlich weniger wurden – in groben Zahlen von über zwei Dritteln auf unter ein Viertel der Bevölkerung.



Burschenschaftskäppies und Palästinensertücher

Auch wenn dieser Prozess durch die Vereinigung mit der – im Guten wie Bösen – traditionsverhafteteren ostdeutschen Bevölkerung etwas zurückgeworfen wurde, umgekehrt wurde er nie. Die These vom Wiedererstarken des alten europäischen Antisemitismus ist soziologisch unhaltbar. Das bedeutet natürlich nicht, dass es in Deutschland keinen Antisemitismus gebe: es gibt ihn, und zwar nicht nur unter retroschicken Burschenschaftskäppies, sondern auch unter nostalgischen Palästinensertüchern.

Wer hierzulande vor Antisemitismus warnt und Äußerungen zum Nahostkonflikt auf antisemitische Untertöne hin abklopft, hat vor dem Hintergrund unserer Geschichte immer recht. Nur muss diese schwerwiegende Anschuldigung von Fall zu Fall entweder sachlich begründet, oder aber fallengelassen werden. Keineswegs darf die ad hoc Diagnose zur unwiderlegbaren Denunziation jedweder Kritik an der israelischen Politik verkommen – nicht einmal einer so unsensiblen und einseitigen wie der des FDP-Lautsprechers Möllemann.



Wem nützt es?

Als Kalkül auf Stimmen von rechts außen ist sie nämlich gerade nicht gut erklärbar: die Zahl der latent antisemitischen Nationalliberalen alten Schlags, die bisher nicht ohnehin schon FDP gewählt haben, dürfte kaum dreistellig sein, und die neue akademische Rechte ist ausdrücklich antiliberal. Wer an unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit vorbei Verschwörungstheorien in die Welt setzt, wird sich fragen lassen müssen: ‚Wem nützt es?'

Die berechtigten Anliegen Israels hatten und haben in Europa einen zuverlässigen Anwalt – für den unberechtigten Anspruch auf Groß-Israel ist es nicht zu gewinnen, auch nicht mit der Drohung, unter Antisemitismusverdacht zu geraten.
Ein interessanter Artikel, wie ich finde....
 
25. May 2002, 11:17   #44
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Vielleicht sollte Israel mal seine Säbelpolitik ändern.Wer wie Israel,unter der Zivilbevölkerung derartige Massaker veranstaltet,muß sich eben wohl gefallen lassen,mit den Nazis verglichen zu werden,in denen sie scheinbar sehr gute Lehrmeister hatten.
Ich billige den Vergleich nicht,kann ihn jedoch verstehen.
Vielleicht sollten mal die hier lebenden Juden dazu übergehen,Aufklärungsarbeit zu machen und die Bevölkerung über ihren Glauben und Gebräuche aufzuklären und mit ihnen zu feiern.
Dann ist man nicht mehr das unbekannte Wesen und was man kennt,ist nicht gefährlich oder unheimlich.
Vorallem die Kirchen sind da aufgefordert,denn die waren es ja,die den Menschen,über Jahrhunderte,den Judenhaß predigten und an deren Kirchen,in Stein gehauen,der Jude das Erbrochene von Hunden ist und mit Schweinen kopuliert.
 
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