21. October 2006, 11:38 | #326 |
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21. Oktober 1964: My Fair Lady mit Audrey Hepburn kommt in deutsche Kinos
My Fair Lady ist eine Musicalverfilmung aus dem Jahr 1964, deren Handlung auf dem gleichnamigen Bühnenmusical von Alan Jay Lerner (Text) und Frederick Loewe (Musik) nach dem Stück Pygmalion von George Bernard Shaw basiert. Der Film wurde bei der Oscarverleihung 1965 als beste Produktion des Jahres ausgezeichnet.
Handlung Der Sprachwissenschaftler Professor Higgins wettet mit seinem Freund, Colonel Pickering, aus der vulgären und derben Blumenverkäuferin Eliza Doolitle eine Dame der Gesellschaft zu machen. Die ist zunächst gar nicht angetan vom Unterricht, den ihr Higgins aufdrängt, doch wenn es darum geht, dass sie, die meist auf den Straßen Londons leben musste, ein Dach über dem Kopf hat, macht Eliza alles. Mit der Zeit wird aus Eliza Doolite My Fair Lady, die jedoch eines Tages bei einem Reitturnier einen Eklat verursacht, und in ihr altes Schema zurück fällt, als sie in Anwesenheit des Professors, seiner Mutter und Colonel Pickerings dem Rennpferd „Pfeffer in den Arsch“ stecken wollte, wenn dieses nicht schneller liefe. Nun wird der junge Freddy Eynsford-Hill auf Eliza aufmerksam. Beide besuchen nun einen Ball in der feinen Gesellschaft Londons. Hier fällt sie durch ihre gewählte Aussprache auf. Der Professor, nun sichtlicher erfreuter, als am Tag des Reitturniers, wird von Pickering beglückwünscht. Beide vergessen Eliza, die nun versteht, dass sie benutzt worden ist. Wütend verlässt sie das Haus von Higgins,und kehrt in ihr altes Milieu auf der Straße zurück. Doch hier ist sie nicht mehr zu Hause, hat sie sich doch sehr in eine Dame verändert. Sie beschließt Phonetik zu studieren, und kehrt zurück zu Professor Higgins. Hintergrundinformationen Mit einem Budget von 17 Millionen US-Dollar in den Warner Bros.-Studios im kalifornischen Burbank gedreht, spielte der Film an den Kinokassen 72 Millionen Dollar ein – ein voller Erfolg, wenn man berücksichtigt, dass Warner Bros. die Rechte für nur 5,5 Millionen Dollar erwarb. Zunächst hätte Vincente Minnelli die Regie führen sollen, doch als seine Gagenansprüche zu hoch waren, fiel die Wahl auf George Cukor. Auch in Sachen Besetzung hatte man nicht immer die Erste Wahl. Obwohl Rex Harrison und Julie Andrews in der Broadway-Inszenierung gefeiert wurden, war ursprünglich Cary Grant für den Part des Professor Higgins im Gespräch. Dieser lehnte aber ab und verwies auf Rex Harrison (er soll gesagt haben, dass er sich den Film nicht einmal ansehen würde, wenn Harrison nicht Higgins spielen würde). Bei der Wahl der Hauptdarstellerin blieb das Studio aber hart und setzte Audrey Hepburn gegen die unbekannte Andrews durch. Wie Audrey Hepburn Jahre später verriet, hätten nur im Falle ihrer Absage die Rolle der Eliza Elizabeth Taylor oder Julie Andrews erhalten. Pikanterweise gewann später Julie Andrews für ihre Rolle in Mary Poppins den Oscar als beste Hauptdarstellerin, während Audrey Hepburn nicht einmal für einen Oscar nominiert wurde. Elizas Vater sollte eigentlich James Cagney spielen, doch als er sich aus dem Projekt zurückzog, ging in die Rolle in letzter Minute an Stanley Holloway, der Alfred Doolittle schon am Broadway gespielt hatte. Größere technische Probleme bereitete Rex Harrisons Gesangsstil. Aufgrund seines speziellen Sprechgesangs war es unmöglich, die Gesangsnummern vorher aufzunehmen und ihn dann zum Playback lippensynchron zu filmen. Daher wurde sein Gesang live aufgenommen, wofür erstmalig ein drahtloses Mikrofon verwendet wurde, welches unter seiner Krawatte versteckt wurde. Audrey Hepburn nahm zwar die Lieder vorher auf, doch wurde im fertigen Film dann ihre Gesangsstimme durch die von Marni Nixon ersetzt. Auch Jeremy Bretts Gesangsstimme wurde durch die eines ausgebildeten Sängers ersetzt. In den 1990er-Jahren drohte das Originalnegativ verloren zu gehen, da es aufgrund der vielen Kopien stark abgenutzt war und sich zu zersetzen begann. Eine aufwändige Restaurierung von Bild und Ton ermöglichten eine Wiederaufführung von My Fair Lady pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum. Bei der Restaurierung wurden erstmalig digitale Techniken eingesetzt, so war die Ouvertüre nur noch durch die Digitalisierung der erhalten gebliebenen Bilder wiederherstellbar. Weiteres |
22. October 2006, 14:46 | #327 |
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22. Oktober 1921: Geburtstag George Brassens
Georges Brassens (* 22. Oktober 1921 in Sète, Frankreich; † 30. Oktober 1981 in Saint-Gély-du-Fesc) war ein französischer Dichter und Schriftsteller, vor allem aber in den 1950–70er Jahren ein bedeutender Chansonnier (Autor und Interpret (voc, guit))
Leben Brassens war der Sohn eines bescheidenen Bauunternehmers, der selbst aus Sète (Dépt. Herault) stammte. Seine Mutter war eine sehr gläubige und musikliebende Neapolitanerin. Im Alter von 14-15 Jahren begann der junge Georges Chansons zu schreiben. Nach Abbruch seiner Studien im Collège Paul-Valéry in seinem Heimatort brach er 1939 nach Paris auf. Dort wohnte er bei seiner Tante Antoinette und arbeitete kurze Zeit bei den Renault-Werken als Lehrling. 1942 veröffentlichte er 13 Gedichte unter dem Titel A la venvole. 1943 wurde er als Zwangsarbeiter nach Deutschland deportiert. Nach dem Kriege fand er eine Bleibe in der Wohnung von Jeanne Le Bonnier und ihrem Mann in der Impasse Florimont 9 in Paris. Jeanne, um 30 Jahre älter als er, blieb seine mütterliche Freundin bis zu ihrem Tode. Brassens schrieb Lieder für ihren Mann („Chanson pour l'auvergnat“), für sie („Jeanne“) und für ihre Ente („La cane de Jeanne“). Der erste Chanson, den er öffentlich vortrug, war „Le gorille“, ein sehr tiefgründiges Lied gegen die Todesstrafe; es wurde später von Franz Josef Degenhardt in einer deutschen Fassung („Vorsicht! Gorilla“) sowie von Fabrizio de André auf italienisch gesungen („Attenti al gorilla“). 1952 hatte Brassens seine ersten erfolgreichen öffentlichen Auftritte im Pariser Kabarett der bekannten Chanteuse Mme. Patachou, der er seine Chansons angeboten hatte; sie befand jedoch schnell, daß diese viel sinnvoller von ihm selbst vorgetragen würden. Es folgten die ersten Plattenaufnahmen. Während der 1950er und 1960er Jahre wurde Brassens zu einem der populärsten Vertreter des künstlerischen französischen Chansons überhaupt. Politisch stand er, wie sein Kollege Léo Férre, den Anarchisten nahe, u.a. sang er häufiger zugunsten der Fédération Anarchiste und deren Zeitung 'Le Libertaire' bzw. 'Le Monde Libertaire'. Brassens lebte ein eher zurückgezogenes Leben und bevorzugte persönliche Freunde vor jedem Starrummel. Ein Satz von ihm: ‚Wo mehr als Vier zusammen hocken, wird's ein Deppenhaufen.‘ Er wohnte auch nicht unter einem Dach mit seiner estnischen Lebensgefährtin Joha Heyman („La non-demande en mariage“, de: „Ich bitte nicht um deine Hand“), die er liebevoll „Püppchen“ nannte, und die ihn auf allen Tourneen und bis zu seinem Lebensende begleitete. Nach Erscheinen jeder neuen Langspielplatte trat er jeweils einige Monate in Frankreich auf. Außerhalb seines Heimatlands trat er zweimal in Luxemburg und einmal in Großbritannien auf (dieses Konzert wurde als einzige Brassens „Live“-Aufnahme veröffentlicht). In dem Film Porte des Lilas (de: Die Mausefalle) von René Clair (1956) spielt Brassens den „Artiste“ und singt dort auch einige seiner Chansons, darunter „Porte des Lilas“. Die 1970er Jahre waren bereits von schwerer Krankheit überschattet. Brassens litt an Nierenkrebs, wurde 1980 operiert und starb 1981 in der Nähe seiner Geburtsstadt. Er ruht auf dem Friedhof „Le Py“, gegenüber dem, seinem Leben und Werk gewidmetem Museum „Espace Brassens“ in Sète, nicht weit vom Strand, wie er es sich im Chanson „Supplique pour être enterré à la plage de Sète“ (de: „Bitte, am Strand von Sète bestattet zu werden“) gewünscht hatte. Nach seinem Tod wurde der Pariser Park in der Nähe seiner alten Wohnung, in welchem er sich oft aufgehalten hatte, zu seinen Ehren auf den Namen Parc Georges Brassens umgetauft. Bedeutung und Stil Um die unmittelbare eindringliche Wirkung seiner lebensnahen, ethischen wie poetischen Texte nicht zu verdecken, trug Brassens seine (zuvor am Piano ausgearbeiteten) Chansons stets nur mit einfachster Instrumentierung vor - seiner akustischen Gitarre und dem Bass seines ständigen Konzert-Begleiters Pierre Nicolas. Brassens gilt als einer der Großmeister des literarisch anspruchsvollen Chansons in Frankreich. Den Reiz seiner Chansons macht eine einzigartige Mischung aus der Sprache der klassischen französischen Poesie und des Argot aus. Neben eigenen Texten vertonte er auch Werke französischer Dichter der unterschiedlichsten Epochen wie François Villon, Louis Aragon, Victor Hugo, Lamartine, Paul Verlaine und Paul Fort. Brassens war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Chansonniers des 20. Jahrhunderts. – Aus der deutschen Liedermacherszene sind ihm etwa Wolf Biermann, Franz Josef Degenhardt, Dieter Süverkrüp am nächsten. Weiteres |
23. October 2006, 08:54 | #328 |
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23. Oktober 1998: Die Swatch-Internetzeit wird ins Leben gerufen
Die Internetzeit (engl. internet time) ist ein alternatives Konzept der Zeitmessung. Da das Konzept von der Firma Swatch vermarktet wird, wird diese teilweise auch als Swatch-Internetzeit oder Swatch Internet Time bezeichnet.
Die Swatch-Internetzeit sollte nicht verwechselt werden mit der Koordinierten Weltzeit (UTC), der tatsächlichen Zeitrechnung im Internet, oder mit dem Network Time Protocol, über welches im Internet die Rechner-Uhren gestellt werden. Die Swatch-Internetzeit wurde am 23. Oktober 1998 von Swatch und dem Entwickler des Systems Nicholas Negroponte ins Leben gerufen. Bisher hat sie sich allerdings auch im Internet oder in Staaten, die sich über mehrere Zeitzonen erstrecken, kaum durchgesetzt. Aufbau der Swatch-Internetzeit Anstatt den Tag wie beim babylonischen System in 24 Stunden à 60 Minuten à 60 Sekunden zu unterteilen, wird der Tag in 1000 sogenannte .beats eingeteilt. Ein solcher .beat ist damit 1 Minute und 26,4 Sekunden lang, zur weiteren Unterteilung kann man auch Nachkommawerte angeben. Notiert wird die Zeit durch ein @-Symbol (ausgesprochen als engl. "at") und den Wert. Die dezimale Einteilung erinnert an die Zeiteinteilung, welche zur Französischen Revolution eingeführt wurde, sich jedoch nicht durchsetzen konnte: Eine Minute in dieser angedachten Zeiteinteilung entspricht genau einem .beat. Ein wesentliches Merkmal der Swatch-Internetzeit ist, dass sie nicht in unterschiedlichen Zeitzonen gemessen wird, sondern weltweit gleich ist. @417 in Berlin ist gleichbedeutend mit @417 in Chicago und Tokio. @0 ist gleichbedeutend mit 0 Uhr mitteleuropäischer Zeit, in der das Schweizer Biel/Bienne, Sitz der Firma Swatch, liegt. Diese nennt die Internetzeit auch Biel Mean Time (BMT). Vor- und Nachteile Die zuvor angesprochene Allgemeingültigkeit der Zeitangabe wird von der Firma Swatch als Vorteil angepriesen. Durch die fortschreitende Internationalisierung und insbesondere dem Aufkommen von Videokonferenzen und Chats mit Teilnehmern auf der ganzen Welt werden die Nachteile der unterschiedlichen Zeitzonen bei Terminabsprachen immer deutlicher, zumal die Zeitzonen auch die Datumsangabe betreffen. So ist es um 16 Uhr des 31. Oktobers in Chicago in Tokio bereits 6 Uhr des 1. Novembers. Dadurch, dass die Zeitzonen nicht nur um ganze Stunden von der UTC unterscheiden, sondern teilweise zusätzlich auch um eine halbe oder gar Viertelstunde, wird die Sache weiter verkompliziert. Die UTC ist jedoch bereits die Standardzeit im Internet. Zeitangaben im Internet, zum Beispiel im Header einer E-Mail, erfolgen üblicherweise entweder direkt in UTC oder unter genauer Angabe der Zeitzone, was zu UTC äquivalent ist. Somit erscheint der Sinn der Swatch-Internetzeit als äußerst fragwürdig. Da es sich anders als beim babylonischen System um ein Dezimalsystem handelt, lässt sich mit der Swatch-Internetzeit besonders einfach rechnen. Wenn bekannt ist, dass ein Tag in 1000 .beats unterteilt ist, ist es für jemanden, der im Dezimalsystem rechnet, offensichtlich, dass ein Ereignis, welches 5500 .beats dauerte, fünfeinhalb Tage lang war. Von 132 Stunden auf den selben Zeitraum zu schließen, fällt ihm hingegen nicht so leicht. Während aber die Umrechnung in Tage scheinbar erleichtert wird, wird die Umrechnung in die SI-Einheit Sekunde erschwert. Allerdings gibt es auch Nachteile der Internetzeit. Um widerspruchsfreie Zeitangaben zu ermöglichen, wurde der Datumswechsel nach der Internetzeit weltweit zeitgleich auf @0 gelegt. Befindet man sich nicht in der mitteleuropäischen Zeitzone, liegt dieser Zeitpunkt je nach Standort nicht unbedingt in der Nacht. In New York ist dies beispielsweise um 18 Uhr der üblichen Zeitrechnung, was nicht unbedingt intuitiv ist. Auch wurde für das SI-Einheitensystem bereits die Sekunde als Basiseinheit für die Zeit festgelegt, von der zahlreiche andere Einheiten abgeleitet sind, z. B. für Geschwindigkeit, Kraft oder Frequenz. Durch die Festlegung auf die mitteleuropäische Zeit als Referenzzeit wurde unnötigerweise ein weiterer Null-Meridian neben dem der koordinierten Weltzeit (UTC) eingeführt. Durch die starke Bindung an die Firma Swatch erinnert das System eher an eine Marketingkampagne als an ein ernstgemeintes Verbesserungsvorhaben. Klick |
24. October 2006, 14:56 | #329 |
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24. Oktober 1831: Im Haus des Fauns wird das Mosaik zur Alexanderschlacht gefunden
Als Haus des Fauns (italienisch Casa del Fauno) wird eines der bekanntesten Häuser der antiken Stadt Pompeji bezeichnet. Es ist mit einer Grundfläche von 3000 m² das größte Privathaus der Stadt und wurde in den Jahren 1830–1832 ausgegraben.
Das Haus ist benannt nach der bronzenen Statue eines tanzenden Fauns, die am nördlichen Rand des Impluviums gefunden wurde. Das Original der Statue steht im Nationalmuseum in Neapel, die Kopie stellte man (wie man heute annimmt, fälschlicherweise) in der Mitte des Impluviums auf. Besondere Eleganz erhielt das Haus unter anderem durch eine reliefartige Dekoration der Wände im Atrium, die sogar ein imaginäres Obergeschoss darstellten, sowie den geometrisch angeordneten Garten. Das „Haus des Faun“ wurde zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. erbaut und bereits am Ende des gleichen Jahrhunderts weitreichend umgebaut; so wurde bspw. ein zweites Peristyl errichtet, die Thermen in den Bereich der Küche verlegt und die Wandmalereien erneuert. Der bedeutendste Umbau war jedoch das Anbringen mehrerer alexandrinisch beeinflusster Mosaiken – besonders hervorstechend dabei das Alexandermosaik, das Alexander den Großen in der Schlacht bei Issos darstellt. Ein weiteres außergewöhnliches Mosaik ist in einem der Nebenräume des Peristyls zu finden: Es zeigt das Liebesspiel zwischen einem Satyrn und einer Bacchantin. In die Vorderseite des Hauses waren mehrere Läden eingebettet, die durch grobe Pfeiler oder so genannte Halbsäulen voneinander getrennt waren. Auf dem Bürgersteig ist noch heute vor dem Eingang der geschriebene Gruß „have“ zu lesen. Klick Das sogenannte Alexandermosaik ist bei den Ausgrabungen Pompejis in der Casa del Fauno (Haus des Fauns) entdeckt worden. Das Mosaik stellt die Schlacht bei Gaugamela im Jahr 331 v.Chr. auf ihrem Höhepunkt dar. Beide Könige – zur Linken Alexander der Große, zur Rechten Dareios III. - stehen sich Angesicht zu Angesicht gegenüber. Hier Alexander mit dem unbedingtem Willen, den persischen Großkönig im Kampf zu treffen, und da Dareios, den Körper bereits zur Flucht gewandt, doch gleichsam den Feind im Blick. Das 5,82 x 3,13 m große Alexandermosaik ist zwischen der Mitte und dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstanden. Mit einiger Sicherheit stammt das Mosaik von einer Vorlage ab, die uns heute nicht mehr erhalten ist. Bei dem Original könnte es sich um eine Arbeit des Philoxenos von Eritrea handeln, der im 4. Jahrhundert v. Chr. lebte. Dies ist in der Forschung aber umstritten. Ebenfalls umstritten ist der Entstehungsort des Mosaiks. Möglicherweise stammen die noch in der Antike ausgebesserten Schäden am Werk vom Transport nach Pompeji oder aber von einem früheren Erdbeben in der 79 n. Chr. verschütteten Stadt. Auf dem Mosaik sind bei genauerer Betrachtung verschiedene Details erkennbar, so ist in der rechten unteren Hälfte die Spiegelung des Gesichtes eines persischen Kriegers in der glänzenden Rückseite seines Schildes zu sehen. Alle Fluchtpunkte des Mosaiks weisen auf Alexander. Einzige Ausnahme ist der Wagenlenker, der sich schon in Richtung Flucht orientiert. Schließlich ist eine deutliche Übermacht an persischen Kriegern festzustellen, die wohl nicht nur auf das fehlende Fragment in der linken unteren Ecke zurückzuführen ist, sondern auch auf die Absicht des Künstlers, die numerische Unterlegenheit der Makedonen bei Gaugamela darzustellen. Klick |
25. October 2006, 07:44 | #330 |
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25. Oktober 1881: Geburtstag Pablo Picasso
Pablo Picasso (eigentlich Pablo Diego José Santiago Francisco de Paula Juan Nepomuceno Crispín Crispiniano de los Remedios Cipriano de la Santisima Trinidad Ruiz Blasco y Picasso Lopez, * 25. Oktober 1881 in Málaga; † 8. April 1973 in Mougins, Frankreich) war ein spanischer Maler, Graphiker und Bildhauer und gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Sein beachtliches Gesamtwerk von mehr als 15.000 Gemälden, Zeichnungen, Grafiken, Plastiken und Keramiken zeigte stil- und schulbildende Wirkung auf die moderne Kunst. Zusammen mit Georges Braque begründete er den Kubismus.
Biografie Picassos vollständiger Name lautet Pablo Diego José Santiago Francisco de Paula Juan Nepomuceno Crispín Crispiniano de los Remedios Cipriano de la Santisima Trinidad Ruiz Blasco y Picasso López. Er war das erste Kind von Don José Ruiz Blasco und Dona Maria Picasso López. Der Vater war Maler und Zeichenlehrer an der örtlichen Kunstgewerbeschule. Aus Picassos erster Ehe mit der russischen Tänzerin Olga Koklowa (Heirat 1918, Trennung 1935) ging Sohn Paolo (* 1921) hervor. Picasso hatte drei weitere, uneheliche Kinder: aus der Beziehung mit Marie-Thérèse Walter (welche von 1927 bis 1937 dauerte) die Tochter Maya (* 1935), mit Françoise Gilot (Beziehung von 1943 bis 1953) den Sohn Claude (* 1947) und die Tochter Paloma (* 1949). Kinderlos blieb die Beziehung zur Fotografin und Malerin Dora Maar (1936 bis 1943) und Picassos zweite Ehe mit Jacqueline Roque (1961 bis zu seinem Tod). Werk Umfangreiche Werkgruppen sind in Deutschland im Museum Ludwig in Köln und in der Sammlung Berggruen in Berlin ausgestellt. Sein graphisches Werk ist nahezu komplett im Graphikmuseum Pablo Picasso in Münster zu sehen. Seine Schaffensperioden werden u.a. in unterteilt: Frühe Schaffensperiode Blaue Periode (ca. 1901–1905) Rosa Periode (ca. 1905–1907) Kubismus (ca. 1907-1920) Museen Musée Picasso in Paris Picasso-Museum Barcelona Picasso-Museum Luzern Picasso-Museum Madrid Puschkin-Museum in Moskau Museo Reina Sofía in Madrid Picasso-Museum in Antibes Museum Ludwig in Köln Museo Picasso Málaga Eremitage in Sankt Petersburg Graphikmuseum Pablo Picasso Münster Museum Berggruen in Berlin Museum am Ostwall in Dortmund Weiteres |
26. October 2006, 08:29 | #331 |
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26. Oktober 1929: Das dann 53 Jahre andauernde Zündwarenmonopol wird begründet
Das Zündwarenmonopol in Deutschland geht zurück auf das 1930 durch den Reichstag erlassene Zündwarenmonopolgesetz. Zündhölzer waren nur von der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft erhältlich (Welthölzer) und die Produktionskontingente und Marktanteile waren staatlich geregelt. Erst 1983 wurde das Zündwarenmonopol in der BRD aufgehoben, in der DDR wurden bis 1989 zentral in Riesa Streichhölzer hergestellt.
Zündhölzer und Ivar Kreuger Der schwedische Industrielle Ivar Kreuger, der das Zündwarenmonopol in Deutschland angestoßen hat, begann 1908 mit einer Baufirma eine steile wirtschaftliche Karriere. 1913 strukturierte er das inzwischen aufgebaute Firmenkonglomerat um und bildete die Svenska Tändsticks AB (STAB), deren Schwerpunkt auf der Nutzung des schwedischen Holzreichtums und der Produktion von Zündhölzern lag. Sehr erfolgreich expandierte Kreuger auf immer neuen nationalen Märkten, indem er mit Dumpingpreisen die Konkurrenz so lange schwächte, bis er den Markt kontrollierte. Auf diese Weise wuchs die 1917 in Swedish Match umbenannte Firma zu einer Holding an, der in den 30er Jahren rund 150 Tochterfirmen angehörten und die in 33 Ländern den Zündholzmarkt und etwa 60% der Weltproduktion kontrollierte. Daneben gehörten Kreuger eine Vielzahl an Berg- und Verhüttungswerken, ein großer Teil der schwedischen Papierindustrie mitsamt den dazugehörigen Wäldern und auch die Telefonfirma Ericsson. Hintergrund Auch in Deutschland war Kreuger mit seiner Strategie sehr erfolgreich und angesichts der steigenden Zahl russischer Billigzündhölzer versuchte er nun, sein Monopol durch staatliche Garantien abzusichern. Geschwächt durch die Weltwirtschaftskrise und die Reparationszahlungen aufgrund des verlorenen Ersten Weltkrieges war die deutsche Reichsregierung an einer Staatsanleihe interessiert, wie sie Kreuger an insgesamt 17 Staaten vergeben hatte. Die Reichsregierung einigte sich mit Kreuger schließlich auf die Zahlung einer Anleihe in Höhe von 500 Millionen Reichsmark. Als Gegenleistung für diesen langfristigen und zinsgünstigen Kredit sicherte ihm die Weimarer Republik ein staatliches Monopol auf Zündwaren zu und garantierte ihm einen Anteil von etwa 65 % am Zündholzmarkt. In einem Abkommen vom 26. Oktober 1929 zwischen der Svenska Tändsticks Aktiebolaget und dem Deutschen Reich wurden die Rahmenbedingungen des Monopols vereinbart und sollten später per Gesetz verabschiedet werden. Zündwarenmonopolgesetz Am 29. Januar 1930 wurde das Zündwarenmonopolgesetz durch den Reichstag erlassen und seitdem waren im Deutschen Reich nur noch Streichhölzer der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft erhältlich. Den deutschen Herstellern wurden Produktionskontingente zugeteilt, Exporte oder die Neugründung von Firmen waren nicht erlaubt. Das Monopol hatte eine vorgesehene Laufzeit von 53 Jahren und sollte bis 1983 gelten. Da sich die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches sah, übernahm sie nach dem Zweiten Weltkrieg auch die finanziellen Verpflichtungen der Reichsanleihe und das Zündwarenmonopol. Die Anleihe lief wie vereinbart über 53 Jahre, wurde komplett zurückgezahlt und auch das Zündwarenmonopol wurde erst zum 15. Januar 1983 nach 53 Jahren aufgehoben. Bis dahin konnte man in Westdeutschland nur die Streichhölzer der staatlichen Monopolgesellschaft kaufen, die unter den Namen Welthölzer und Haushaltsware angeboten wurden. Klick |
27. October 2006, 07:41 | #332 |
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27. Oktober 1726: Uraufführung der Kantate Ich will den Kreuzstab gerne tragen
Ich will den Kreuzstab gerne tragen (BWV 56), ist eine Solokantate für Bass von Johann Sebastian Bach.
Entstehung Die Kantate gehört zum dritten Leipziger Kantatenjahrgang und entstand für den 19. Sonntag nach Trinitatis, der im Entstehungsjahr 1726 auf den 27. Oktober fiel. Die Originalpartitur trägt Bachs handschriftlichen Vermerk Cantata à Voce Sola e Stromenti (Kantate für Solostimme und Instrumente), somit eines der wenigen Beispiele, bei denen Bach selbst den musikalischen Gattungsbegriff Kantate im Autographen verwendet. Thematik Der Text, der von einem unbekannten Dichter stammt, nimmt indirekt Bezug auf den für diesen Sonntag vorgesehenen Lesungstext (die Heilung des Gichtbrüchigen), der körperliches Leid und Schmerzen thematisiert, welche das Leben begleiten und die der Gläubige auf sich lädt, in der Hoffnung auf Erlösung von den Gebrechen am Ende des Lebenswegs. Der Lebensweg selbst wird im Text des ersten Rezitativs mit einer Schiffsreise verglichen. Der mit dem Ende des Weges verbundenen Todessehnsucht wird durch den abschließenden Choral Komm, o Tod, du Schlafes Bruder Ausdruck verliehen, der auf der sechsten Strophe des Kirchenliedes Du, o schönes Weltgebäude von Johann Franck aus dem Jahre 1653 basiert und wiederum das Bildnis vom Leben als Schifffahrt aufnimmt. Besetzung Bass solo, vierstimmiger Chor in der abschließenden Choralstrophe Orchester: Oboe I/II, Taille (tiefe Oboe), Violine I/II, Viola, Basso continuo. Bis auf ein Oboensolo in einer Arie gehen die Oboen mit den Streichern colla parte. Bedeutung Dieses relativ kurze und von der Besetzung her schlicht gehaltene Werk gehört zu den bekannteren und häufiger zu hörenden Bachkantaten. Dazu mag auch beigetragen haben, dass der Kantatentext von hohem dichterischen Niveau ist und mit der Musik eine besonders gelungene Verbindung eingeht. Mit großer Expressivität malt die Solostimme die Seufzerfiguren des unter seinen Gebrechen leidenden Menschen. Leicht erkennbar sind auch im zweitem Satz die Wellenbewegungen der Musik, die den textlichen Bezug auf das Schifffahrtsmotiv untermalen. Die zweite Arie befindet sich im starken musikalischen Kontrast zum Eingangssatz und verleiht der Zuversicht des Gläubigen plastischen Ausdruck. Trotz der bei Bachs Schlusschorälen allgemein üblichen Schlichtheit der Tonsetzung gelingt es dem Komponisten im abschließenden Satz mit beeindruckender Innigkeit die Todessehnsucht und die in Folge erwartete Erlösung in Musik zu fassen. Klick |
28. October 2006, 13:01 | #333 |
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28. Oktober 1971: Die bis heute einzige britische Trägerrakete wird gestartet
Black Arrow ist die Bezeichnung einer britischen Trägerrakete, welche von 1964 bis 1971 entwickelt wurde. Die Black Arrow war eine 13 Meter lange dreistufige Rakete mit einem Startgewicht von 18,1 Tonnen. Die erste Stufe der Black Arrow war 5,9 Meter lang, besaß einen Durchmesser von 2 Metern und wog 14,1 Tonnen. Ihr "Gamma 8" Triebwerk brannte 125 Sekunden lang und entwickelte hierbei in Abhängigkeit von der Höhe einen Schub zwischen 218 kN und 251 kN. Die zweite Stufe der Black Arrow hatte ein "Gamma 2" Triebwerk. Die zweite Stufe war 3,55 Meter lang und hatte einen Durchmesser von 1,37 Meter. Ihr Gewicht betrug 3,5 Tonnen. Die "Gamma" Triebwerke der beiden ersten Stufen besaßen identische Brennkammern, das "Gamma 2" Triebwerk der zweiten Stufe verwendete jedoch größere Schubdüsen. Die Gamma Triebwerke verbrauchten die ungewöhnliche Treibstoffkombination aus dem Oxidator Wasserstoffperoxid und dem Treibstoff Kerosin. Die auf einem Dralltisch montierte dritte Stufe wog 500 Kilogramm, besaß einen Durchmesser von 71 Zentimetern und eine Länge von 1,3 Meter. Sie entwickelte für 40 Sekunden einen Schub von 21 kN und verwendete Festtreibstoff.
Einsätze Alle Raketen vom Typ Black Arrow wurden von Woomera gestartet. Der erste suborbitale Testflug am 29. Juni 1969 misslang. Hingegen war der zweite suborbitale Testflug am 4. März 1970 ein Erfolg. Am 2. September 1970 gab es den ersten Versuch, mit einer Black Arrow einen Satelliten zu starten. Er misslang, weil die 2. Stufe nicht genügend Schub lieferte. Am 28. Oktober 1971 gelang es schließlich mit der Black Arrow den Satelliten Prospero zu starten. Programmende Danach wurde das Black Arrow-Programm beendet. Die Einstellung des Programmes wurde damit begründet, dass die Black Arrow im Vergleich zur US-Amerikanischen Scout-Feststoffrakete, die die selbe Nutzlast transportieren konnte, zu teuer war, weshalb in Zukunft auf diese zurückgegriffen werden sollte. Die letzte Black Arrow wurde nicht gestartet und steht heute im Science Museum in London. Klick |
29. October 2006, 13:01 | #334 |
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29. Oktober 1998: John Herschel Glenn fliegt 77jährig zum zweiten Mal ins All
John Herschel Glenn, Jr. (* 18. Juli 1921 in Cambridge, Ohio, USA) ist ein ehemaliger amerikanischer Testpilot, Astronaut und US-Senator. Er war der erste Amerikaner, der 1962 die Erde in einem Raumschiff umkreiste.
Glenn diente im Zweiten Weltkrieg und im Korea-Krieg als Kampfflieger und wurde später Testpilot für die US Navy. Im Juli 1957 stellte er einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf, als er in 3 Stunden und 23 Minuten von Los Angeles nach New York flog, der erste Transkontinentalflug in Überschallgeschwindigkeit. (Durchschnittsgeschwindigkeit: Mach 1,1). Ab April 1959 arbeitete er für die NASA als Astronaut im Rahmen des Mercury-Programm. Für die suborbitalen Flüge von Mercury-Redstone 3 und Mercury-Redstone 4 stand er als Ersatzpilot zur Verfügung. Am 20. Februar 1962 startete er als Pilot an der Spitze einer Atlas Rakete vom Kennedy Space Center in Florida zur Mercury-Atlas 6 Mission "Friendship 7". Er umkreiste damit als erster Amerikaner drei Mal die Erde. Die gesamte Mission dauerte 4 Stunden, 55 Minuten und 23 Sekunden. 1964 verließ er die NASA und arbeitete in der freien Wirtschaft. 1970 unterlag er bei der Wahl zum Senator von Ohio, konnte aber 1974 die Wahl für sich entscheiden. 1980 wurde er mit großer Mehrheit wiedergewählt, ebenso 1986 und 1992. Glenn vertrat die Interessen des Landes bis 1999. 1984 hatte er sich erfolglos als Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei beworben. Vom 29. Oktober bis 7. November 1998 war Glenn im Rahmen einer Spaceshuttle Mission (STS-95) mit der Discovery erneut im Weltraum, diesmal umkreiste er die Erde 134 mal. Mit 77 Jahren hält er damit den Rekord als ältester Astronaut im Orbit sowie mit 36 Jahren die größte Spanne zwischen zwei Raumflügen. Am 1. März 1999 wurde das NASA John H. Glenn Research Center at Lewis Field nach ihm benannt. Klick |
30. October 2006, 09:02 | #335 |
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30.10.1961: Mit Zündung der Zar-Bombe wird die größte Kernwaffenexplosion ausgelöst
Die Zar-Bombe ist die stärkste jemals gezündete Wasserstoffbombe. Die Detonation gilt als größte vom Menschen jemals verursachte Explosion überhaupt.
Die Bombe wurde am 30. Oktober 1961 um 11:32 Uhr Moskauer Zeit über dem Testgelände in der Mitjuschikabucht auf der Insel Nowaja Semlja gezündet. Die Bombe wurde von einem Tupolew Tu-95-Bomber in über 10.000 Meter Höhe abgeworfen und durch einen Fallschirm abgebremst, um dem Flugzeug ausreichend Zeit zu geben, das Testgebiet zu verlassen. Die Explosion fand in einer Höhe von ca. 4.000 m statt. Der Feuerball tangierte den Erdboden, der Atompilz erreichte kurzfristig eine Höhe von ca. 64 km; die stabile Endhöhe dürfte zwischen 40 und 50 km betragen haben. Die von der Bombe erzeugte Druckwelle war so groß, dass sie noch bei ihrer dritten Umrundung der Erde messbar war. Die Sprengkraft der Bombe betrug – je nach Quelle – 50 bis 60 Megatonnen TNT-Äquivalent und war damit mehr als 3.800 mal stärker als die Hiroshima-Bombe Little Boy, deren Sprengkraft auf etwa 13 Kilotonnen geschätzt wird. Sie war auch etwa vier- bis fünfmal stärker als die „Castle-Bravo“-Bombe der US-Amerikaner, welche deren wirkungsvollster Atomtest war. Die „Zar-Bombe“ war ursprünglich sogar für eine Sprengkraft von 100 bis 150 Megatonnen konzipiert, verlor aber, durch den Verzicht auf einen Mantel aus spaltbarem Material, ihre letzte Fissionsstufe und damit mindestens 50% dieses möglichen Vernichtungspotentials. Der für den radioaktiven Fallout wesentlich verantwortliche Fissionsanteil betrug somit nur noch 3 %, der Rest der Energie wurde durch vergleichsweise falloutarme Kernfusion erzeugt. Dadurch wurde diese Bombe zu der „saubersten“ jemals eingesetzten Atombombe, gemessen an ihrer Sprengkraft. Ein Test der vollständigen Version hätte die weltweite radioaktive Belastung durch Atomtests um ca. 25% erhöht. Die Bombe wog 27 Tonnen, war acht Meter lang und zwei Meter breit und entfaltete eine solche Vernichtungskraft, dass ihr Konstrukteur Andrei Sacharow darüber zum Dissidenten wurde. Militärisch war diese Bombe, unter anderem aufgrund ihres hohen Gewichts, jedoch unbrauchbar und als reine Machtdemonstration im Zuge des Kalten Krieges konzipiert. Eine große Herausforderung bei der Konstruktion dieser Bombe war auch die Herstellung eines Fallschirms, welcher die 27 Tonnen schwere Bombe nach dem Abwurf trug. Als Materialien wurden hierbei unter anderem synthetische Äquivalente der Spinnenseide eingesetzt. Die Bombe wurde innerhalb von nur 14 Wochen entwickelt und gebaut, nachdem Chruschtschow das Projekt am 10. Juli 1961 bestätigt hatte. Weiteres |
31. October 2006, 08:44 | #336 |
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31.10.1981: Bei einem Football-Spiel wird vermutlich die erste La Ola ausgeführt
La Ola (span. ola "Welle") oder auch Stadionwelle, Publikumswelle oder umgangssprachlich La-Ola-Welle ist eine vom Publikum ausgeführte Massenperformance in Stadien. Dabei imitieren die Zuschauer eine sich kreisförmig durch das Stadion bewegende Wasserwelle, in dem sie in einer vorgegebenen Richtung nacheinander kurz die Arme hochreißen. Der optische Effekt wird gelegentlich verstärkt durch ein kurzes Aufstehen und Wiederhinsetzen. Akustisch wird die Welle mittlerweile oft mit einem lauten Johlen untermalt. Dadurch bemerkt der Zuschauer auch leichter den herannahenden „Wellenberg“ und damit seinen Einsatz für den beschriebenen Bewegungsablauf.
Der amerikanische Cheerleader Krazy George Henderson nimmt für sich in Anspruch, die Publikumswelle erfunden und am 15. Oktober 1981 während der American League Championship Series im McAfee Coliseum dem anwesenden Publikum erklärt zu haben. Andere Quellen behaupten, dass die Audience Wave von Cheerleader Robb Weller erfunden und am 31. Oktober 1981 im Husky Stadium der University of Washington bei einem Football-Spiel der Washington Huskies gegen die Mannschaft von Stanford durchgeführt wurde - zuerst in einer vertikalen Version, von unten nach oben laufend. Diese Version war nicht von Erfolg gekrönt, so dass Robb Weller eine horizontale Version ausprobierte, die vom Publikum angenommen wurde. Der langjährige Dirigent der Universitätsband, Bill Bissell, beansprucht für sich eine Mitwirkung bei der Erfindung der Welle. Die erste La Ola vor internationalem Publikum wurde am 8. August 1984 bei den Olympische Sommerspielen in den USA gezeigt. Zirka 80.000 Menschen veranstalteten die Welle beim Fußballspiel zwischen Brasilien und Italien im Stanford Stadium, Stanford (Kalifornien). Durch die Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko im Jahre 1986, die die Stadionwelle weltweit bekannt machte, kam im englischsprachigen Raum der Name „Mexikanische Welle“ auf. Unter Fußballfans ist La Ola umstritten. Viele halten sie für den Inbegriff der Begeisterung, weil sie das gesamte Stadion einbezieht. Andere kritisieren sie als Zeichen des Eventcharakters von Fussballspielen, da die Zuschauer sich lediglich selbst feierten, die Welle die Zuschauer vom eigentlichen Spielgeschehen ablenke und der Anfeuerungseffekt für die Spieler gering sei. Den Kritikern ist zuzugeben, dass die Zuschauer die Welle vor allem starten, wenn im Spiel selbst nur wenig interessante Szenen zu sehen sind. Immer wieder kommt es auch zu Unmutsäußerungen (Pfiffen) der Mitwirkenden wenn die Welle im Bereich der Ehrentribüne stoppt. Im Film Harry und Sally (1989) gibt es eine Szene während einer Footballspiels, in der Harry und Jess auf der Tribüne sitzend während des Dialogs immer wieder aufstehen müssen, weil die Zuschauer die Welle veranstalten. Klick |
1. November 2006, 11:55 | #337 |
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01.11.1512: In der Sixtin. Kapelle werden die Deckenfresken von Michelangelo enthüllt
Die Sixtinische Kapelle im Vatikan wurde zwischen 1475 und 1483 unter dem Papst Sixtus IV. erbaut und am 15. August 1483 eingeweiht. Die Pläne für die Kapelle machte Baccio Pontelli. Der Grundriss versucht, den Dimensionen von Salomons Tempel zu entsprechen.
Das Konklave wird jeweils in der Sixtinischen Kapelle (la cappella sistina) abgehalten. Besondere Berühmtheit erlangte die Kapelle durch ihre Ausschmückung mit Fresken. Die Wandgemälde zeigen Szenen aus dem Leben von Jesus und Moses und wurden von verschiedenen Malern der Renaissance geschaffen: Sandro Botticelli, Pietro Perugino oder Luca Signorelli. Das Decken- und Altargemälde malte Michelangelo Buonarroti zwischen 1508 bis 1512 und 1535 bis 1541. Die Decke zeigt Szenen aus der Genesis auf insgesamt 520 m². Sie enthält 115 überlebensgroße Charaktere. Besonders der Ausschnitt „Die Erschaffung Adams“ ist ein weltberühmtes und oft reproduziertes Werk. Es zeigt, wie Gottvater mit ausgestrecktem Finger Adam zum Leben erweckt. Das Altargemälde stellt das Jüngste Gericht auf über 200 m² dar. Das Gemälde enthält ca. 390 Figuren, viele davon überlebensgroß. Es wird angenommen, dass Michelangelo alle Arbeiten an den Fresken ohne Mithilfe anderer Künstler und Assistenten ausführte, was zu seiner Zeit durchaus nicht üblich gewesen war. Kunsthistoriker hatten lange geglaubt, dass Michelangelo mit sehr gedämpften Farben gemalt habe. Die letzte ausgiebige Restaurierung (1980–1994), die unter anderem alte Rußspuren entfernte und verschattete, im Laufe der Jahrhunderte nachgedunkelte Flächen aufhellte, ließ dann aber geradezu leuchtende Farben zum Vorschein kommen. Außerdem wurden Beschädigungen vorangegangener Restaurationen behoben und Übermalungen von als unsittlich empfundenen Ausschnitten wieder in den Urzustand zurückversetzt. Die Übermalungen waren nach dem Tod von Michelangelo aufgrund des Erlasses („Pictura in Cappella Ap.ca coopriantur“) vorgenommen worden, um die Darstellung von Geschlechtsteilen zu verhindern. Die Fresken des Michelangelo für die Sixtinische Kapelle werden mitunter als die bedeutendsten Werke des Künstlers und der ganzen damaligen Kunstepoche bezeichnet. Restaurierungen Die Decke der Sistina und die Stirnwand mit dem Jüngsten Gericht wurden ab 1982 unter Finanzierung eines japanischen Konzerns sorgfältig mit destilliertem Wasser und mit einer mit Ammoniumkarbonat verdünnten Lösung restauriert. Nippon Television hat die Autorenrechte an 170.000 Metern Film (250 Stunden Spieldauer) und an 500 Dias, auf denen die Fresken vor, während und nach der Restaurierung zu sehen sind. Schon hundert Jahre nach dem Tod Michelangelos hatten die Versuche begonnen, die ersten durch eindringendes Regenwasser, Schmutz und Kerzenschmauch entstandenen Schäden zu beheben. Doch häufig verschlechterte sich der Zustand der Fresken durch ungeschickte Arbeit. So entstanden im Laufe der Zeit Legenden: Michelangelo selbst habe einen Schleier über seine Fresken gemalt, um einen besonderen Effekt zu erzielen. Oder vom Dunkel überlagerte Farben seien ein Charakteristikum des alternden Künstlers. Jetzt sorgen eine neue Dachkonstruktion, Klimaanlage und Feuchtigkeitsregelung dafür, dass die Fresken keinen Schaden mehr nehmen. Ein Spezialläufer in den Vorräumen sorgt sogar dafür, den Besuchern allen Straßenstaub von den Schuhen zu nehmen (Horst Schlitter im KÖLNER STADT-ANZEIGER vom 9./10.4.1994, S. 33). Bei dieser jüngsten Restaurierung ist eine dicke Schicht von Ruß und anderem Schmutz entfernt worden und dabei trat eine ungeahnt starke Farbigkeit zu Tage. Die reinen Restaurationsarbeiten waren 1994 abgeschlossen; am 11. Dezember 1999 fand die feierliche Wiedereröffnung der gesamten restaurierten Kapelle statt, knapp vor Beginn des heiligen Jahres 2000. Der Vorgang der Restauration unter der Leitung des Chefrestaurator Prof. Gianluigi Colalucci sah im einzelnen folgendermaßen aus: zuerst wurde die Fläche mit doppelt destilliertem Wasser abgewaschen. Dann wurde der größte Teil mit einem Lösungsmittel behandelt, um die Nacharbeiten früherer Restauratoren zu beseitigen. Dieses Lösungsmittel dringt nicht gleichmäßig in die Wand ein – das musste vorher mit Saugpapier an einer unauffälligen Stelle getestet werden. Lösungsmittel und Oberflächenschmutz wurden anschliessend mit einem wassergetränkten Schwamm abgewischt. Diese Prozedur wurde mehrfach wiederholt, es lagen aber immer 24 Stunden Trockenzeit dazwischen. In früheren Zeiten ging man mit dem Kunstwerk weniger zimperlich um. Frühere Restauratoren arbeiteten mit Brot und Wasser. War der Schmutz zu hartnäckig, diente griechischer Harzwein als Lösungsmittel. Es entstand eine Schicht, die zwar schützte, aber auch die Farben verdunkelte. Bereits wenige Jahrzehnte nach der Fertigstellung ließ man die Fresken durch sog. „mundatores“, also Reiniger bearbeiten. Frische Farben sollten durch Leinfirnis erreicht werden, die sich mit dem Untergrund verbanden, also in das Originalmaterial des Freskos eindrangen. Damit waren leider spätere Restaurierungen an der Originalschicht ausgeschlossen. Heute sieht ein solcher Vorgang anders aus: Zuerst werden Ruß und Schmutz im Labor untersucht. Die Konzentration des Lösungsmittels kann dann der jeweiligen Verschmutzung angepasst werden. Das Lösungsmittel besteht genau gesehen aus einer Mischung aus Ammonium und Sodiumbikarbonat, Carboximethylzellulose und Fungiziden, verdünnt mit destilliertem Wasser. Die Spuren früherer Restauratoren lassen sich durch Infrarot-Analysen sichtbar machen. Die Schäden im Mauerwerk sind übrigens mittlerweile beträchtlich. An Stellen, wo sich der Putz vom Mauerwerk abzulösen droht, wird mit einer Spritze ein PVC-Kleber unter den Putz gebracht. Klick |
2. November 2006, 09:42 | #338 |
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02. November 1947: Howard Hughes fliegt die Hercules - das größte Flugboot
Mit der Hughes H-4 Hercules schuf Howard Hughes das größte Flugboot der Welt.
Um amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg möglichst schnell und geschützt vor deutschen U-Booten nach Europa zu bringen, schrieb die US-Marine 1942 einen Wettbewerb für ein sehr großes Transportflugboot aus, das 1944 einsatzbereit sein sollte. Eine wesentliche Auflage der Ausschreibung war die Verwendung von „nicht kriegswichtigen Werkstoffen“. Somit war nur die Holzbauweise möglich, wobei man hier jedoch Neuland betrat, war doch vorher niemals ein solch großes Flugzeug aus diesem Werkstoff gebaut worden. Deswegen erhielt das Flugzeug auch den Spitznamen "Spruce Goose" (englisch: „Fichtengans“, aber auch „schmucke Gans“). In Wirklichkeit wurde aber im wesentlichen Birkenholz verwendet. Eine ähnliche Problemstellung mit der Holzbauweise hatte 1941 auch die Firma Junkers mit dem Großlastensegler Ju 322 „Mammut“ zu bewältigen. Trotz etlicher Verzögerungen (die Holzbauweise ließ das Flugzeug viel zu schwer werden), und obwohl die Marine nach 1945 das Interesse verloren hatte, ließ Hughes das Flugzeug fertigstellen, um dessen Realisierbarkeit und Flugtauglichkeit unter Beweis zu stellen. Am 1. November 1947 ließ man die Spruce Goose in Long Beach (Kalifornien) zu Wasser, und Howard Hughes nahm am 2. November 1947 vor Journalisten aus aller Welt einen Flug von 1,5 km Länge in 20 m Höhe vor, bei dem das Flugzeug im Bereich des hilfreichen Bodeneffekts blieb. Ein freier Flug außerhalb des Bodeneffekts wurde mit der Spruce Goose niemals durchgeführt, und die Flugtauglichkeit des Musters wird daher bis heute angezweifelt. Anschließend wurde das Flugboot in dem Hangar, in dem es gebaut worden war, eingemottet, wobei es nach Hughes´ Anweisung in flugfähigem Zustand gehalten wurde und man sogar die Motoren jeden Monat einmal warmlaufen ließ. Erst nach dem Tod von Hughes konnte das Flugboot der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Hierfür wurde ein gigantischer Rundkuppelhangar gebaut. Von 1981 bis 1992 diente die Hercules im Hafen von Long Beach (Kalifornien) zusammen mit dem großen Transatlantikliner RMS Queen Mary als Ausstellungsstück. Seit 1992 ist es im Evergreen Aviation Museum in McMinnville; Oregon/USA untergebracht. Bis heute hat dieses Flugboot die größte Spannweite sowie die größte Flügelfläche aller jemals gebauten Luftfahrzeuge. Weiteres |
3. November 2006, 17:19 | #339 |
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03.11.1906: Alois Alzheimer gibt die Entdeckung einer Krankheit bekannt
Alois Alzheimer (* 14. Juni 1864 in Marktbreit; † 19. Dezember 1915 in Breslau) war ein deutscher Psychiater und Neuropathologe und beschrieb als erster eine Demenzerkrankung, die nach ihm bis heute Alzheimersche Krankheit genannt wird.
Leben Alois Alzheimer war der älteste Sohn aus der zweiten Ehe des Notars Eduard Alzheimer und seiner Frau Barbara Theresia Busch, eine Schwester der 1862 verstorbenen ersten Ehefrau, Eva-Maria Busch. Nach Schulbesuchen in Marktbreit und Aschaffenburg begann Alois Alzheimer mit dem Medizinstudium in Würzburg, das er – nach einem Zwischenaufenthalt an der Universität Tübingen – dort 1888 mit der Note „sehr gut“ beendete. Seine 1887 fertiggestellte, lediglich 17 Seiten umfassende Dissertation befasste sich mit der Funktion der „Ohrenschmalzdrüsen“. 1888 bewarb sich Alzheimer erfolgreich als Assistenzarzt bei der von dem Psychiater Heinrich Hoffmann gegründeten „Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische“ in Frankfurt am Main. Mit vereinten Kräften führten der Leiter der Anstalt, Emil Sioli, sein Oberarzt Franz Nissl und Alzheimer eine neue Behandlungsmethode für Geisteskranke ein, die sie als „non-restraint“ bezeichneten und deren wesentliches Merkmal das Vermeiden von Zwangsjacken, Zwangsfütterungen und anderen Zwangsmitteln war. Stattdessen wurde in großen Wachsälen die Bettbehandlung der Kranken eingeführt, später die Therapie besonders unruhiger Patienten durch wärmende Dauerbäder praktiziert, deren Wassertemperatur vom Personal überwacht wurde. Einigen Patienten wurde gestattet, sich im Park der Klinik frei zu bewegen, andere wurden sogar zu Ausflügen in die Umgebung mitgenommen. 1894 lernte Alzheimer Cecilie Geisenheimer kennen. Aus der Ehe mit ihr gingen die Kinder Gertrud, Hans und Maria hervor. Die folgende Zeit war geprägt von familiärem Glück und beruflicher Zufriedenheit. 1901 erkrankte Alzheimers Frau Cecilie und starb im gleichen Sommer. Um seinen Kummer hierüber zu bewältigen, stürzte Alzheimer sich in die Arbeit. Am 25. November 1901 begegnete er der Patientin, die ihn berühmt machen sollte: Auguste Deter. Ihr Ehemann persönlich brachte sie in die Anstalt, nachdem sie sich in diesem Jahr stark verändert hatte. Die zuvor unauffällige und brave Frau war komisch geworden, sie konnte offenbar nicht mehr die einfachsten Sachen im Haushalt verrichten, versteckte stattdessen zu Hause alle möglichen Gegenstände, sprach davon, verfolgt und belästigt zu werden und belästigte ihrerseits in aufdringlicher Weise die gesamte Nachbarschaft. Alzheimer protokollierte - wie stets - die ersten Daten und Befunde. Er fragte: "Wie heißen Sie?" "Auguste." "Familienname?" "Auguste." "Wie heißt ihr Mann?" - Auguste Deter zögert, antwortet schließlich: "Ich glaube... Auguste." Alzheimer stellte fest, dass die Patientin keine Orientierung über Zeit oder Aufenthaltsort hatte, sich kaum an Einzelheiten aus ihrem Leben erinnern konnte und oft Antworten gab, die in keinerlei Bezug zur Frage standen und auch sonst ohne Zusammenhang blieben. Augustes Stimmungen wechselten rasch zwischen Angst, Misstrauen, Ablehnung und Weinerlichkeit, man konnte sie nicht allein durch die Räumlichkeiten der Klinik gehen lassen, da sie dazu neigte, allen anderen Patienten ins Gesicht zu fassen und dafür von diesen geschlagen wurde. Es war nicht das erste Mal, dass Alzheimer dem Bild von kompletter geistiger Verwirrung begegnete – bei früheren Fällen hatte er immer wieder ähnliche Befunde gehabt, diesen aber keine Bedeutung beigemessen, weil die Patienten oft annähernd 70 Jahre und älter waren. Auguste Deter machte ihn neugierig, denn zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung war sie erst 51 Jahre alt. Die nächsten Wochen waren geprägt von weiteren geduldigen Befragungen, die die schwere geistige Verwirrung offenkundig machten, und die von Auguste wiederholt mit einem jammernden „ach Gott“ begleitet wurden. In einem Interview äußerte sie mehrfach: „Ich habe mich sozusagen selbst verloren“ – sie war sich ihrer Hilflosigkeit offensichtlich bewusst. Alzheimer gab dem Krankheitsbild einen Namen: „Die Krankheit des Vergessens“. Das Jahr 1902 brachte eine weitere Wende: Alzheimer ließ Frankfurt hinter sich und wurde an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg wissenschaftlicher Assistent bei Professor Emil Kraepelin, der ihn nach seiner Berufung 1904 auch nach München mitnahm. Hier vollendete Alzheimer noch im selben Jahr seine Habilitationsschrift Histologische Studien zur Differentialdiagnostik der progressiven Paralyse. Forschungen, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Vortragsveranstaltungen prägten diese Zeit. Gleichwohl hatte er Auguste Deter nicht vergessen. Regelmäßig erkundigte er sich in Frankfurt nach ihrem Gesundheitszustand und verhinderte ihre aus Kostengründen geplante Verlegung in eine andere Klinik, da er diese Patientin unbedingt noch einmal untersuchen wollte - nach ihrem Tod. Am 9. April des Jahres 1906 ereilte Alzheimer an seinem Arbeitsplatz in München ein plötzlicher Anruf aus Frankfurt: Auguste Deter war verstorben. Alzheimer ließ sich die Krankenakte und das Gehirn der Patientin zuschicken. Die Akte ergab, dass sich Augustes Geisteszustand in den letzten Jahren massiv verschlechtert hatte. Todesursache war eine durch Dekubitus (Wundliegen) hervorgerufene Blutvergiftung. Er sezierte ihr Gehirn, und die Untersuchung ergab, dass flächenweise Nervenzellen und Nervenzellkontakte ausgefallen und Eiweißablagerungen in Form von Plaques in der gesamten Hirnrinde nachweisbar waren. Am 3. November 1906 hielt Alzheimer in Tübingen seinen ersten Vortrag, in dem er über diese Erkrankung berichtete. Alzheimer veröffentlichte seine Erkenntnisse in Schriften und auf Vortragsreisen. Alzheimers letzte Lebensstation war Breslau. An der Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität übernahm er eine ordentliche Professur und wurde Direktor der „Königlich Psychiatrischen und Nervenklinik“. 1915 macht sich bei ihm ein rapider Verfall seiner Gesundheit bemerkbar. Herzbeschwerden, Nierenversagen und Atemnot deuteten auf ein rasches Ende hin: am 19. Dezember 1915 starb er im Kreis seiner Familie und wurde auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main neben seiner Frau beigesetzt. Weiteres |
6. November 2006, 23:33 | #340 |
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04. November 1879: James Ritty meldet die Registrierkasse zum Patent an
Eine Registrierkasse ist eine Kasse, die vor allem im Einzelhandel eingesetzt wird.
Sie erlaubt die Berechnung und Speicherung von Verkaufstransaktionen und enthält eine Bargeldschublade. Gewöhnlich wird auch ein Beleg für den Kunden gedruckt. Die Registrierkasse wurde 1879 von dem Lokalbesitzer James Ritty in Dayton, Ohio, USA erfunden, um den Diebstahl durch sein Personal zu verringern. Der Kern der Erfindung war die Bargeldschublade, die sich nur zum festgelegten Zeitpunkt mit dem für die Registrierkasse typisch gewordenen Klingelgeräusch öffnete. Ritty erhielt 1883 zusammen mit John Birch das Patent darauf. Seine neu gegründete Firma zur Herstellung von Registrierkassen wurde 1884 von John H. Patterson gekauft, der sie in National Cash Register Company (heute: NCR Corporation) umbenannte. Die NCR wurde sehr rasch in den USA zum Marktführer und vertrieb das Erfolgsprodukt Registrierkasse bald auch weltweit. Heutige Registrierkassen bestehen meist aus PCs mit spezieller Hardwareperipherie und spezieller POS-Software (POS=Point of Sale), die mit einem Warenwirtschaftssystem zur Buchhaltung, Kontrolle der Lagerhaltung und zur Nachbestellung der verkauften Ware verbunden ist. Zu den angeschlossenen Geräten gehören Barcode-Scanner, elektronische Waagen, Kredit- und Debitkarten-Lesegeräte. Die neueste Entwicklung sind Kassen, an denen der Kunde den Kassiervorgang ohne die Hilfe eines Kassierers selbst abwickeln kann. Damit sollen Supermärkte Personal einsparen können. Die heutigen Haupthersteller von Registrierkassen/POS-Terminals sind NCR, IBM und Wincor Nixdorf. Klick |
6. November 2006, 23:37 | #341 |
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05. November 1605: Gunpowder-Plot Guy Fawkes + seine Mitverschwörer werden verhaftet
Der Gunpowder-Plot (engl. für „Schießpulververschwörung“) war ein Versuch, am 5. November 1605 den König von England, Jakob I., zu töten. Die Verschwörung wurde geplant von Robert Catesby und ausgeführt vom Sprengstoffexperten Guy Fawkes (eigentlich Guido Fawkes). Die bekannten weiteren Verschwörer waren Thomas Wintour, Robert Wintour, Christopher Wright, Thomas Percy, John Grant, Ambrose Rokewood, Robert Keyes, Sir Everard Digby, Francis Tresham und Catesbys Diener Thomas Bates.
Geschichte Dem Gunpowder-Plot gingen bereits einige andere Versuche voraus, den englischen König Jakob I. zu ermorden. Fawkes und seine Mitverschwörer versuchten, am 5. November 1605 während der dann stattfindenden Parlamentseröffnung durch den König das Parlament im Palast von Westminster in London in die Luft zu sprengen. Zu diesem Anlass waren nicht nur alle Parlamentarier, sondern auch die gesamte Königsfamilie zugegen und wären mit einem Schlag ausgelöscht worden. Für die Sprengung wurden rund 2,5 Tonnen Schießpulver in den Kellern des Gebäudes deponiert (daher auch die englische Bezeichnung Gunpowder-Plot für das Attentat). Die Verschwörer wollten erreichen, dass Jakobs Tochter Elisabeth von Böhmen als katholisches Staatsoberhaupt eingesetzt werde. Der katholische Lord Monteagle erhielt vor dem geplanten Anschlag einen Brief, der ihm empfahl, sich unter einem Vorwand von der Parlamentseröffnung fernzuhalten, da das Haus "einen Schlag erhalten" werde. Dieses Schreiben wurde an die Behörden weitergereicht. Fawkes und der eingelagerte Sprengstoff wurden vom Friedensrichter Thomas Knyvet am Morgen des 5. November bei einer Inspektion der Keller unter dem Parlament entdeckt. Unter der vom König persönlich angeordneten Folter bekannte Fawkes sich zu seinem Verbrechen und seiner Mitverschwörer, die sofort verhaftet wurden. Robert Catesby kam bei der Festnahme um. Am Donnerstag, 30. Januar 1606, wurden Sir E. Digby, Robert Wintour, John Grant und Thomas Bates am westlichen Ende vor der St. Pauls Kathedrale hingerichtet. Sie wurden bis zur Bewusstlosigkeit gehängt, danach wurden ihnen die Gedärme herausgerissen und die Körper gevierteilt. Am nächsten Tag starben im alten Palasthof von Westminster Thomas Wintour, Ambrose Rookewood, Robert Keys und auch Guy Fawkes. Nach Berechnungen von Wissenschaftlern hätte die angesammelte Menge von Sprengstoff ausgereicht, alle Gebäude im Umkreis von einem Kilometer zu beschädigen und auf jeden Fall den gesamten Westminster-Palast zu zerstören. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass das Pulver explodiert wäre. Da die Parlamentssitzung mehrfach verschoben worden war, dürfte das Pulver zu feucht für eine vollständige Explosion gewesen sein. Unklar ist bis heute die Rolle von Lord Monteagle. Einige Historiker gehen davon aus, dass er der Verschwörung angehörte und seine Mitwisser verriet. Motiv Das Motiv war Rache am König, da dieser die katholische Bevölkerung unterdrückte. Seit Heinrich VIII. war der englische König stets das weltliche Oberhaupt der von Rom abtrünnigen anglikanischen Kirche. Nachfolgende Monarchen hatten allerdings große Schwierigkeiten, ihre Autorität in Kirchenfragen durchzusetzen, zumal die römische Kirche mit Macht versuchte, ihren Einfluss zurückzugewinnen. Unter Elisabeth I. wurden die religiösen Spannungen durch eine weitgehende Toleranz gemindert. Ihr direkter Nachfolger Jakob I. neigte jedoch aufgrund seiner Erziehung im presbyterianischen Schottland dem Protestantismus zu. Katholisch orientierte Adelige und Beamte befürchteten nun, ihren Einfluss endgültig zugunsten der aufstrebenden Puritaner zu verlieren, die bereits über einige Macht im protestantisch dominierten Parlament verfügten. Wirkung Die Aufdeckung des Attentats verhinderte eine Re-Emanzipation des katholischen Glaubens in England für weitere 200 Jahre, bis zur Katholikenemanzipation ab dem späten 18. Jahrhundert. Die Bedeutung dieser Ereignisse ist vor dem Hintergrund der weiteren Entwicklung Großbritanniens nicht zu unterschätzen. Bis heute ist in Großbritannien dieses Attentat nicht vergessen. Man feiert dieses Ereignis jedes Jahr am 5. November mit einem Straßenumzug in der Guy Fawkes Night, bei dem eine Guy-Fawkes-Puppe verbrannt wird und Feuerwerke entzündet werden. Sie wird auch Bonfire Night oder Fireworks Night genannt. Die Nacht geht zurück auf ein populäres Gedicht: Remember, remember the fifth of November, gunpowder, treason and plot, I see no reason why gunpowder treason should ever be forgot. Guy Fawkes, Guy Fawkes, ’twas his intent to blow up the King and the Parliament. Three score barrels of powder below, Poor old England to overthrow: By God’s providence he was catch’d With a dark lantern and burning match. Holloa boys, holloa boys, make the bells ring. Holloa boys, holloa boys, God save the King! Hip hip hoorah! Da beim Abbrennen der Feuerwerke immer wieder Menschen verletzt wurden, wurde 2004 speziell zu diesem Zweck ein neues Gesetz geschaffen, die Fireworks Regulations. Bis heute durchsuchen die Yeomen of the Guard die Keller unter den Houses of Parliament vor der jährlichen Parlamentseröffnung durch den regierenden Monarchen. Rekonstruktion Am 1. November 2005 strahlte der britische Fernsehsender ITV eine Rekonstruktion des Attentats aus. Der Sender hatte umgerechnet 1,5 Mio. Euro ausgegeben, um auf dem Testgelände der Advantica Spadeadam eine genaue Rekonstruktion sowohl des damaligen House of Lords als auch des Sprengstoffs in seinen 36 Fässern aufzubauen. Nach der Zündung des Sprengstoffs war der Nachbau vollkommen zerstört, ebenso wie die knapp 150 Puppen, die den königlichen Hofstaat darstellen sollten. Sonstiges Britische Medien stellten Parallelen zu den Terroranschlägen am 7. Juli 2005 in London fest. John Lennons Lied Remember endet mit der Zeile "the fifth of November" und einer Explosion. Die Comicreihe V wie Vendetta greift, wie auch dessen Verfilmung, verschiedene Motive des Konflikts im Gunpowder-Plot auf; auch die Liedzeile „Remember, remember the fifth of November“ wird hier rezitiert. Die Fernsehserie Highlander vermischt den Gunpowder-Plot mit einem anderen historischen Ereignis, der Entführung des Steines von Scone. Klick |
6. November 2006, 23:47 | #342 |
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06. November 1906: Die älteste noch bestehende Film-Gesellschaft wird gegründet
Nordisk Film A/S ist die älteste noch bestehende Filmgesellschaft der Welt.
Sie wurde 1906 von Ole Olsen zunächst Ole Olsen’s Film Industry oder Ole Olsen’s Film Factory, und schließlich am 6. November 1906 als Nordisk Films Compani in Vimmelskaftet, Dänemark gegründet. Zum ersten wichtigen Regisseur der Firma wurde Viggo Larsen, der 1907 den erfolgreichen Streifen Löwenjagd in Ellore drehte. 1984 wurde unter Führung von Nordisk Film der erste Privatfernsehsender “Weekend-TV” in Dänemark gegründet. Heute gehört Nordisk Film zur Egmont Gruppe. Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums ehren die Nordischen Filmtage 2006 Nordisk mit einer Retrospektive. Filme 2006 Sprængfarlig bombe 2006 Supervoksen 2005 Anklaget 2005 Der schönste Tag (Den store dag) 2004 Das Babylon-Syndrom 2003 Lad de små børn 1990 Manden der ville være skyldig 1989 Miraklet i Valby 1988 Katinka / Ved Vejen 1988 Mord i paradis 1986 Mord I Mørket 1985 Den kroniske uskyld 1984 Kopenhagen - Mitten in der Nacht 1983 Forræderne 1978 bis 1982 Matador (TV-Serie) 1971 Ballade på Christianshavn 1968 bis 1998 Die Olsenbande (14 Filme) 1967 Martha (Film) 1966 Slap af, Frede 1965 Slå først, Frede 1965 Halløj i himmelsengen 1963 Sommer i Tyrol 1953 Adam Og Eva 1928 Jokeren 1919 Præsidenten 1910 Den Hvide Slavehandel 1907 Lovejagten paa Ellore Klick |
7. November 2006, 00:00 | #343 |
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07.11.1940: Vier Monate nach ihrer Eröffnung stürzt die Tacoma-Narrows-Brücke ein
Die Tacoma-Narrows-Brücke (englisch Tacoma Narrows Bridge) ist eine Hängebrücke im US-Bundesstaat Washington. Sie führt über die Tacoma Narrows, einen Seitenarm des Puget Sounds und verbindet damit Tacoma im Osten mit Gig Harbor im Westen.
Insgesamt muss man drei verschiedene Brücken unterscheiden. Die erste, 1940 gebaute Brücke ist wenige Monate nach ihrer Eröffnung eingestürzt und wurde 1950 durch einen Neubau ersetzt. Parallel zu dieser zweiten Brücke entsteht zur Zeit eine dritte Brücke, die dem gewachsenen Verkehrsaufkommen Rechnung tragen soll. Die Brücke von 1940 Mit einer Mittelspannweite von 853 Metern war die erste Tacoma-Narrows-Brücke zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die drittgrößte Hängebrücke der USA. Sie wurde am 1. Juli 1940 eröffnet, stürzte jedoch vier Monate später spektakulär ein. Die Brücke wurde von dem Ingenieur Leon Moisseiff entworfen. Moisseiff sah eine äußerst schlanke Konstruktion des Fahrbahnträgers als Stahl-Vollwandträger vor – extrem flach und mit nur zwei Fahrbahnen und zwei Fußwegen auch sehr schmal. Diese Entwicklung hatte Fritz Leonhardt mit der Planung der Rodenkirchener Brücke in Köln angestoßen. Bis dahin waren Hängebrücken immer mit wesentlich höheren Fachwerkträgern versteift worden. Das neue Konzept war noch vor Baubeginn an der Rodenkirchener Brücke von Othmar Ammann für die Bronx-Whitestone-Brücke in New York City übernommen und weitergeführt worden, an der auch Moisseiff mitgearbeitet hatte. Moisseiff ging diesen Weg bei der Tacoma-Narrows-Brücke noch weiter. Diese Schlankheit führte zu einer sehr niedrigen Steifigkeit und einem sehr niedrigen Gewicht. Zusammen mit einer aerodynamisch ungünstigen Form des Trägers machte das die Brücke sehr windempfindlich. Schon bei leichtem Wind bildete sich hinter dem Träger eine Kármánsche Wirbelstraße, deren Wirbel sich mit annähernd der Eigenfrequenz der Brücke ablösten, so dass die Brücke in Resonanz geriet. Bald erhielt sie wegen ihres Auf- und Abschwingens den Spitznamen „Galloping Gertie“ und wurde zum Touristenmagneten. Manche Autofahrer kamen extra zum „Achterbahnfahren“, andere nahmen lieber weiter den zeitaufwändigen Umweg über Olympia im Süden in Kauf, den die Brücke eigentlich ersparen sollte. Am 7. November 1940 schließlich wurde es windiger. Die Brücke geriet in einen anderen Schwingungsmodus und führte jetzt Torsionsschwingungen aus. Bei diesem Modus handelte es sich, wie später festgestellt wurde, um eine so genannte selbsterregte Schwingung. Die Brücke sorgte ohne eine von außen vorgegebene Frequenz selbst dafür, dass sie sich immer weiter aufschaukelte. In gewisser Weise wäre das vergleichbar einem Menschen auf einer Schaukel, der immer im richtigen Moment einen Schild gegen den Wind hält oder wegklappt. Nach weniger als einer dreiviertel Stunde rissen bei einer Windgeschwindigkeit von 67 km/h (Windstärke 8) die Seile und die Fahrbahn stürzte mit zwei noch eilig verlassenen Autos und einem Cockerspaniel in die Tacoma Narrows. Menschen kamen bei dem Unglück nicht zu Schaden. Aufgrund der Schwingungen stand die Brücke schon vor dem Einsturz unter ständigen Beobachtungen durch Überwachungs-Kameras, die den Einsturz schließlich filmten. Es ist der einzige bekannte Film eines Brückeneinsturzes. Nach dem Einsturz Die Bronx-Whitestone-Brücke wurde im Anschluss mit zusätzlichen Gitterträgern verstärkt, das geschah allerdings mehr aus psychologischen Gründen. Zehn Jahre nach ihrem Einsturz wurde die Tacoma-Narrows-Brücke neu gebaut, diesmal mit einem konventionellen Gitterträger. Die neue Brücke wurde (mit neuen Pylonen) auf den Fundamenten der alten Brücke aufgebaut. Die Eröffnung fand am 14. Oktober 1950 statt. Die Bauweise mit Gitterträgern sollte sich weltweit sehr lange halten. Obwohl es möglich gewesen wäre, auch bei großen Hängebrücken richtig ausgelegte Vollwand- oder Kastenträger zu verwenden, wurde erst wieder 1981 mit der Humber-Brücke in England eine solche Brücke fertig gestellt. Der Film des Einsturzes wird häufig als Anschauungsmaterial für die aerodynamischen und schwingungstechnischen Vorgänge verwendet. Er ist heute regelmäßig in Dokumentationen über Brücken im Fernsehen zu sehen und macht den Einsturz der Tacoma-Narrows-Brücke wohl zum berühmtesten Brückeneinsturz überhaupt. Bedeutendste Folge der Katastrophe war, dass seither neben der Statik auch die Dynamik bei der Konstruktion von Brücken berücksichtigt wird und dass sämtliche größeren Brücken als Modell im Windkanal getestet werden. Die Überreste der abgestürzten Fahrbahn liegen auch heute noch an Ort und Stelle unter Wasser; sie wurden 1992 unter Denkmalschutz gestellt. Klick Clip |
8. November 2006, 11:53 | #344 |
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08.11.1520: Das Stockholmer Blutbad soll den Widerstand brechen helfen
Das Stockholmer Blutbad ist die Bezeichnung für die Hinrichtungen, die König Christian II. bei seinen Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm am 8. und 9. November 1520 durchführen ließ.
Schweden war seit 1389 Mitglied der Kalmarer Union, die von den dänischen Königen beherrscht wurde. Doch gab es in Schweden starke Unabhängigkeitsbestrebungen, was dazu führte, dass Könige abgesetzt wurden, und Schweden zeitweise von Reichsverwesern regiert wurde. Als Christian II. 1513 seinem Vater auf dem Thron nachfolgte, hatte sich Schweden aus der Union gelöst und wurde von Reichsverweser Sten Sture dem Jüngeren regiert. Ab 1517 versuchte Christian II., Schweden wieder unter seine Kontrolle zu bringen, und 1520 besiegte er Sten Sture d.J. in einer Schlacht, bei der der Reichsverweser so stark verwundet wurde, dass er kurz darauf starb. Daraufhin gaben die Anhänger Sten Stures auf, und Christian II. versprach ihnen volle Amnestie. Am 4. November wurde Christian II. in Stockholm zum schwedischen König gekrönt, und der größte Teil des Stockholmer Bürgertums und des Reichsadels kam zu der als Versöhnungsfeierlichkeit deklarierten Zeremonie. Danach begann ein dreitägiges Fest. Am 7. November legte Erzbischof Trolle eine Anklageschrift vor, in der er die Verurteilung namentlich genannter Personen als Ketzer forderte. Am nächsten Tag wurde ein geistliches Gericht eingerichtet. Der folgende Prozess stützte sich auf ältere Dokumente, vor allem jenes Dokument, mit dem der Erzbischof 1517 abgesetzt worden war. Noch am selben Tag wurden die Anhänger Sten Stures der Ketzerei für schuldig befunden. Die Hinrichtungen wurden mit der Köpfung der Bischöfe von Skara und Strängnäs am selben Tag eingeleitet und erreichten am nächsten Tag ihren Höhepunkt. Etwa 100 Anhänger der Sture-Partei wurden hingerichtet, darunter Erik Johansson und Joakim Brahe, Gustav Wasas Vater und Schwager. Auch der Leichnam des gefallenen Reichsverwesers wurde ausgegraben und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Prozess wurde zwar von Erzbischof Trolle eingeleitet, aber ziemlich wahrscheinlich von König Christian II. initiiert. Da es sich formell um Ketzerei handelte, war Christian II. nicht an seine Versprechen gebunden. Diese Hinrichtungen waren ein zielgerichteter Versuch, mögliche Opponenten gegen die Königsmacht aus dem Weg zu räumen bzw. einzuschüchtern. Doch resultierte aus dem Stockholmer Blutbad der Aufstand des Gustav Wasa, welcher Schweden 1523 endgültig aus der Kalmarer Union herausführte. Klick |
11. November 2006, 15:00 | #345 |
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Der 9. November in Deutschland
Auf den 9. November fallen eine Reihe von Ereignissen, die für Deutschland als politische Wendepunkte gelten. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde von verschiedenen Historikern und Journalisten für diesen Tag der Ausdruck Schicksalstag geprägt, der aber erst nach den Ereignissen vom Herbst 1989 weitere Verbreitung fand.
1848 - Erschießung von Robert Blum in Wien: Anfang vom Ende der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes 1918 - Novemberrevolution: Ausrufung der ersten deutschen Republik in der Novemberrevolution am Ende des Ersten Weltkrieges 1923 - Hitler-Ludendorff-Putsch: erstmals international wahrgenommenes Auftreten nationalsozialistischen Terrors 1938 - Novemberpogrome 1938 (umstritten auch „Reichskristallnacht“ genannt): Übergang von der Diskriminierung zur offenen Verfolgung der Juden zur Zeit des Nationalsozialismus 1989 - Maueröffnung: Beginn der friedlichen Wiedervereinigung Nachkriegsdeutschlands Wertungen Der 9. November wird aufgrund der jeweiligen Ereignisse und Entwicklungen in den Jahren 1848, 1918, 1923, 1938 und 1989 von vielen Deutschen in einem - je nach Ereignis - positiven oder negativen Sinn als schicksalhaftes Schlüsseldatum der deutschen Geschichte betrachtet. In der Tat markieren die Daten wichtige Wendepunkte der deutschen Zeitgeschichte mit teilweise auch internationalen Auswirkungen. Während die Geschehnisse von 1923 direkt auf jenen von 1918 aufbauen (Revanche der Nazis für die Novemberrevolution), wie auch die 1938 auf jene von 1923 (zusätzlich anlässlich der im Dritten Reich üblichen Feierlichkeiten zum 15. Jahrestag angezetteltes Pogrom), ist das historische Ereignis von 1989 zeitlich gesehen ein (nicht abwendbares) Zufallsprodukt gewesen. Deshalb und wegen der in ihrer Bewertung umstrittenen und - bezogen auf 1923 und 1938 - negativ belegten Ereignisse wurde nicht der 9. November, sondern ein anderer Termin als deutscher Nationalfeiertag gewählt. Nämlich der 3. Oktober, an dem 1990 formell die Wiedervereinigung bzw. das Aufgehen der DDR in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat. Heute ist der 9. November ein wichtiger Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In linken Kreisen wird am 9. November außerdem der Opfer der Novemberrevolution und der Ausrufung der Weimarer Republik gedacht. Zum zehnjährigen Jubiläum der Maueröffnung fanden im Jahr 1999 an diesem Tag offizielle Gedenkveranstaltungen statt. Immer wieder kommt es am 9. November in Deutschland auch zu Demonstrationen von Neonazis. Klick |
11. November 2006, 15:06 | #346 |
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10. November 1991: Gründung der "Soldatenmütter von St. Petersburg"
"Dedovscina" ist russisch, bedeutet so viel wie "Großväterherrschaft" und beschreibt ein grausames Ritual in der russischen Armee: Rekruten werden von dienstälteren Soldaten drangsaliert, misshandelt und sogar ermordet. "Andrej wurde erhängt, aber den Eltern schickten sie den Sarg und sagten, er habe es selbst getan", erzählt die Vorsitzende der Organisation "St. Petersburger Soldatenmütter", Ella Poljakowa. "Wir haben die Leiche untersucht und ein unabhängiges Gutachten anfertigen lassen." Drei Kameraden von Andrej haben zugegeben, ihn erhängt zu haben. Mit sieben anderen Rekruten sei das gleiche passiert. Allein 2005 sterben 1.300 Soldaten der russischen Armee außerhalb von Kampfhandlungen - durch Selbstmord, Unfälle, Mord und Totschlag unter Kameraden. 6.000 Soldaten werden verletzt.
Ende der 80er Jahre bescheren Glasnost und Perestroika den Bürgen Russlands mehr Freiheiten. Gleichzeitig geht es in der technisch veralteten und moralisch desolaten Armee immer brutaler zu. Deshalb schließen sich Mütter zusammen, die nicht länger hinnehmen wollen, wie ihre Söhne in der Truppe behandelt werden. Am 10. November 1991 gründet Pazifistin Poljakowa mit neun Bürgerrechtlern die Organisation der St. Petersburger Soldatenmütter: "Ich persönlich bin gegen jede Armee! Ich meine, dass eine intakte menschliche Gesellschaft ohne militärische Strukturen auskommen kann. Der Mensch hat das Recht, keinen Militärdienst zu leisten." Im ersten Tschetschenien-Krieg versuchen die St. Petersburger Mütter ihre Söhne vom Schlachtfeld zu holen. Ihr Marsch auf Grosny ist mutig, aber vergeblich: Das russische Militär stoppt die Frauen und schickt weitere Wehrpflichtige in den Krieg in den Kaukasus. Mittlerweile gibt es Soldatenmütter in fast jeder größeren Stadt Russlands. Ihre Büros sind erste Anlaufstelle für zehntausende Deserteure und misshandelte Rekruten. Hinter ihnen liegt oft ein monatelanges Martyrium. Für ihre Menschenrechtsarbeit erhalten die Soldatenmütter 2004 den Aachener Friedenspreis. In Russland aber machen Militär und Politik den Frauen noch immer die Arbeit schwer. Einschüchtern lässt sich Ella Poljakowa aber nicht: "Einmal kamen Generäle zu uns. Wir standen uns gegenüber und der General sagte zu mir: Wenn Sie keine Frau wären, würde ich Sie... Ich meinte zu ihm: Denken Sie doch mal nach, wenn Sie mich umbringen, machen Sie mich zur Jeanne d'Arc. Eine Heldin können Sie nicht brauchen, und wenn sie mich verprügeln - davor habe ich keine Angst. Er hielt nur die Luft an." Klick |
11. November 2006, 15:10 | #347 |
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11. November 1926: Offizielle Eröffnung des US-Highway 66 (Route 66)
Schon 1920 gibt es in den USA 14 Millionen Autos. Allein 15 Millionen T-Modelle produziert Henry Ford zwischen 1908 und 1927. Der amerikanische Traum hat Räder und braucht Straßen. Cyrus Stevens Averny, Immobilienmakler, Tankstellen- und Motelbetreiber aus Oklahoma, setzt sich als Präsident der "Highway Associations of America " für den Ausbau des Fernstraßennetzes ein. Am 11. November 1926 geht sein größter Plan in Erfüllung: Der Highway 66 wird offiziell eingeweiht. Er verbindet Chicago mit Los Angeles. 2.448 Meilen lang führt er durch acht Bundesstaaten und drei Zeitzonen. Noch ist der Highway weitgehend eine Schotterpiste. Bis 1938 dauern die Befestigungsarbeiten.
Zu dieser Zeit wird der Highway 66 zur Route der Inlandsmigranten. Sie fliehen vor der Dürre und Wirtschaftskrise im Mittleren Westen nach Kalifornien, finden aber meist nur Gelegenheitsjobs als Wanderarbeiter. John Steinbeck setzt ihnen in seinem Roman "Früchte des Zorns" 1939 ein Denkmal. Darin bezeichnet er den Highway 66 als "die Mutterstraße, die Straße der Flucht." 1946 sind die Zeiten wieder besser und es erscheint der erste Reiseführer zur Route 66. Im gleichen Jahr fährt Bobby Troup mit seiner Frau auf dem Highway nach Los Angeles, wo er als Songwriter Karriere machen will. Auf der tagelangen Fahrt in seinem Buick Cabrio schreibt er den Song "Get your kicks on Route 66". Nat King Cole nimmt ihn 1949 auf und macht ihn zur Hymne der "Mutterstraße". Allmählich wird der Highway zum Touristenmagneten und Mythos. Tankstellen und Motels entlang der Route werden zu Attraktionen ausgebaut: Es gibt Beton-Teepees, Kaffeetassen als Imbissstuben, betende Hände und haushohe Indianerpfeile. 1960 startet eine Fernsehserie mit dem Titel "Route 66" und macht den gleichnamigen Titelsong von Nelson Riddle bekannt. Dabei spielen nur zwei der 166 Episoden tatsächlich auf dem Highway 66. Der wird um so mehr zum Symbol des American Way of Life, je weniger er befahren wird. Seit dem "Interstate Highway Act" von Präsident Eisenhower 1956 werden immer mehr Ortsumgehungen und moderne Schnellstraßen gebaut. Die Route 66 degeneriert streckenweise zur Standspur des neuen Interstate Highway 40. 1978 ist der fertig gestellt. 1985 wird die Mutter der amerikanischen Highways offiziell abgeschafft. Heute sind noch einzelne Abschnitte als "Historic Route 66" ausgewiesen, aber der Mythos lebt unter den Rädern zahlreicher Motorrad- und Auto-Touristen weiter. Klick |
12. November 2006, 10:51 | #348 |
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12. November 1936: Eröffnung der San Francisco-Oakland Bay Bridge
Die San Francisco-Oakland Bay Bridge (auch verkürzt nur Bay Bridge genannt) überspannt die Bucht von San Francisco und verbindet die beiden kalifornischen Städte Oakland und San Francisco, USA.
Die Brücke besteht aus zwei Hauptsegmenten; dazwischen liegt die Yerba Buena Insel. Das westliche Segment verbindet diese Insel mit San Francisco und besteht aus zwei einzelnen Hängebrücken mit je zwei Pylonen, die an einem zentralen Betonpfeiler aneinanderstoßen. Das östliche Segment verbindet Oakland mit jener Insel und setzt sich zusammen aus einem Stahl-Fachwerkdamm, dann fünf kleineren Stahl-Fachwerkbrücken und schließlich einer großen Fachwerkbrücke. Letztere wird abgebaut und zur Zeit durch eine neue Konstruktion ersetzt. Der Verkehr wird auf zwei Ebenen geleitet; das obere Deck führt Richtung San Francisco, das untere Richtung Oakland. Die Original-Brücken wurden von Ralph Modjeski entworfen. Eröffnet wurde die Brücke am 12. November 1936, sechs Monate vor der zweiten berühmten Brücke San Franciscos, der Golden Gate Bridge. Die Brücke in Literatur und im Film Die Bay Bridge erscheint in zahlreichen schriftstellerischen Arbeiten und in Filmen. In William Gibsons futuristischer Romantrilogie Bridge Trilogy wird die Brücke nach einem Erdbeben geschlossen und von Obdachlosen übernommen; es entsteht eine eigene kleine Stadt der Besitzlosen. In dem Film Die Reifeprüfung fährt Dustin Hoffman über das obere Deck in Richtung Berkeley, wenn auch das Oberdeck eigentlich in die andere Richtung, in Richtung Westen und also San Francisco führt. In vielen anderen Filmen taucht die Brücke auf, so in The Thin Man, Born to Kill, Vertigo, The End of the World, George of the Jungle, Made in America, Basic Instinct, Sudden Impact und Sid & Nancy. Weiteres |
13. November 2006, 09:03 | #349 |
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13. November 1976: Konzert von Wolf Biermann in Köln
Am 11. November 1976 fährt der DDR-Liedermacher Wolf Biermann mit der S-Bahn von Ost-Berlin in den Westteil der Stadt - zu einer Art Generalprobe. Günter Grass hat Freunde als Testpublikum in seinem Haus versammelt. Biermann greift zur Gitarre. Die IG Metall hat Biermann eingeladen, nach elf Jahren Auftrittsverbot in der DDR in Westdeutschland aufzutreten. Biermann beginnt das erste Konzert am 13. November mit seinem Hit "So soll es sein": "Wir mischen uns da ein bisschen ein. So soll es sein. So wird es sein." Die fast 7.000 Zuhörer in der ausverkauften Kölner Sporthalle sind begeistert. Biermann rezitiert, diskutiert und singt. Der Liederabend wird vom WDR-Hörfunk live übertragen. Geplant sind zwei Stunden, es werden vier. "Ich bin noch immer in so einem Zustand, dass man mich nach so langen Jahren bitten muss, nicht zu singen", sagt Biermann.
Der am am 15. November 1936 in Hamburg geborene Biermann ist 1953 nach Ost-Berlin übergesiedelt. Der 17-Jährige hat sich vorgenommen, "den Sozialismus mit aufzubauen". Seine Großmutter und seine Mutter sind Kommunistinnen. Seinen Vater, einen Hamburger Hafenarbeiter jüdischer Herkunft, haben die Nazis 1943 in Auschwitz ermordet. In der DDR studiert Biermann Politische Ökonomie und Philosophie. Später arbeitet er an der Brecht-Bühne "Berliner Ensemble" als Regieassistent. Anfang der 60er Jahre beginnt er zu schreiben und zu komponieren. Doch schon bald hat er Ärger mit der Zensurbehörde. 1965 darf er nicht mehr auftreten und nicht mehr publizieren. 1974 bieten die DDR-Behörden Biermann ein Visum ohne Rückkehrmöglichkeit an. Doch er lehnt ab: "Ich habe die feste Absicht, in der DDR weiter zu leben. Mein Verhältnis zu diesem Staat ist gekennzeichnet von kritischer Solidarität." 1976 bekommt Biermann unerwartet die Erlaubnis für eine mehrtägige Tournee in Westdeutschland. "Was bedeutet es, dass die mich plötzlich reisen lassen?", fragt er sich. Er geht mit gemischten Gefühlen nach Köln. Drei Tage nach dem Konzert meldet die Ost-Berliner Nachrichtenagentur ADN, die DDR habe Biermann die Staatsbürgerschaft aberkannt. "Mir wurde ganz schlecht vor Angst, vor Schreck. Ich zitterte. Ich wusste nicht mehr, wie es nun weitergeht." Günter Wallraff organisiert konspirativ einen Auto-Corso, der immer wieder Haken fährt, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Die Fahrt geht ins Bergische Land in das Ferienhaus von Heinrich Böll. Biermann gibt eine Pressekonferenz nach der anderen: "Ich besitze einen gültigen DDR-Reisepass, mit einem Aus- und Wieder-Einreise-Visum. Ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich diese schändliche und schädliche Ausbürgerung nicht hinnehme." Im In- und Ausland kommt es zu Solidaritätsaktionen. Auch in Ost-Berlin regt sich Protest. Schriftsteller, Musiker, Maler, Theaterleute unterschreiben eine Forderung nach Rücknahme der Ausbürgerung. Daraufhin dürfen auch sie nicht mehr auftreten. Biermann ist über seinen Zwangsaufenthalt im kapitalistischen Westen nicht glücklich: "Jetzt bin ich vom Regen in die Jauche gekommen", sagte er kurz nach seiner Ausbürgerung. Jahre später gibt Erich Honecker zu, sich geirrt zu haben. Die Ausbürgerung Biermanns sei ein Fehler gewesen. Klick |
15. November 2006, 11:45 | #350 |
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14.11.1889: Reporterin Nellie Bly startet "in 80 Tagen um die Welt"
Elizabeth Jane Cochran(e) (* 5. Mai 1864 in Cochran's Mills, Pennsylvania; † 27. Januar 1922 in New York, New York), besser bekannt unter ihrem Pseudonym Nellie Bly war eine US-amerikanische Journalistin.
Sie war eine Pionierin des investigativen Journalismus und verkörperte mit ihren Reportagen und Erlebnisberichten den neuen Ton der damaligen Zeit. Im Jahre 1854 veranlasste eine frauenfeindliche Kolumne im Pittsburgh Dispatch sie, einen temperamentvollen Leserbrief an deren Herausgeber, George Madden, zu verfassen. Die Qualität dieses Briefes veranlasste ihn, Elizabeth Cochran eine Stelle als Reporterin anzubieten. Da sie gerade auf Arbeitssuche war, nahm sie das Angebot an. Dort erhielt sie auch ihr Pseudonym nach der Hauptfigur eines beliebten Liedes von Stephen Foster. Nellie Bly schrieb mehrere investigative Reportagen für die Zeitung, bevor sie in die Redaktion für Frauenthemen versetzt wurde. Da sie sich damit nicht zufriedengeben wollte, verließ sie die Zeitung und ging nach New York. Dort wurde sie als Reporterin bei Joseph Pulitzers Zeitung New York World angenommen. Ihr erster Auftrag war, über die Zustände an einen New Yorker Asyl für nervenkranke Frauen zu berichten. Um diese Reportage schreiben zu können, ließ sie sich selbst einweisen, um so am eigenen Leibe die Behandlung sowie die Lebensumstände der Patientinnen zu erfahren. Diese Art des verdeckten Recherchierens wurde in der Folge zum Markenzeichen ihrer journalistischen Arbeit. 1888 entschied die New York World, einen Reporter die Reise aus Jules Vernes Roman In 80 Tagen um die Welt nachahmen zu lassen. Nellie Bly wurde hierzu ausgewählt. So begab sie sich am 14. November 1889 auf ihre 40.070 km lange Reise, die sie nicht nur nach England, Japan, China, Hong Kong, Jules Vernes Wohnort Brindisi in Italien, sondern auch nach Colombo auf Ceylon und San Francisco brachte. Nach insgesamt 72 Tagen, 6 Stunden, 11 Minuten und 14 Sekunden (25. Januar 1890) konnte sie die Reise in damaliger Rekordzeit beenden. Sie war zudem die erste Frau, die unbegleitet von einem Mann eine derartige Reise unternommen hatte. Dies machte sie zum Vorbild für viele Frauen. Nellie Bly heiratete im Jahr 1895 den 70jährigen Millionär Robert Seaman und gab nach dessen Tod im Jahre 1904 das Schreiben auf, um sich um die Leitung seiner Unternehmen kümmern zu können. Später in ihrem Leben kehrte sie zum Schreiben von Reportagen zurück. So berichtete sie 1913 von einer Tagung zum Thema Frauenwahlrecht und 1914 von der Kriegsfront im Osten zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Im Alter von 57 Jahren starb Nellie Bly an einer Lungenentzündung. In Brooklyn, New York, gibt es ihr zu Ehren einen kleinen Freizeitpark unter dem Motto In 80 Tagen um die Welt. Klick |