Skats

Datenschutzerklärung Letzten 7 Tage (Beiträge) Stichworte Fussball Tippspiel Sakniff Impressum
Zurück   Skats > Interessant & Kontrovers > Der Spiegel der Welt
Registrieren Hilfe Benutzerliste Kalender


 
 
23. May 2002, 23:59   #26
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
Wir beide sind alt genug und kennen Möllemann.
Als Arafat der Teufel schlechthin war, hat er sich mit ihm getroffen. Er wird uns nicht sagen, ob das Antisemitismus war oder das Unrecht, das den Palästinensern angetan wurde. Denn das kann ja wohl kaum geleugnet werden.
Interessant finde ich auch die Reaktionen tw`s auf lions stellungnahmen.
Seltsam.
Abgesehen davon glaube ich auch, das Politiker ihre Eltern ausstopfen und ans Fenster stellen würden, wenn das Stimmen brächte.

Trotzdem halte ich das, was der Zentralrat hier in Deutschland vorführt, für unakzeptabel.
Hält Spiegel sich für den Statthalter Israels für Deutschland? Provokativ?
mfg
 
24. May 2002, 16:38   #27
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Hmpfff, also irgendwie haben wir jetzt schon vier Threads, die sich mehr oder weniger
direkt mit der Frage befassen, ob Kritik an der Regierung Israels allein dadurch schon
antisemitisch (bzw. antijüdisch) ist, weil sie von Deutschen geäußert wird. Da muß ich
wohl mal die administrative Keule schwingen ;-).

Zitat:
Zitat von jupp11
In einem Fernsehinterview, von mir gesehen, meinte Mölleman, man müsse sich nur mal vor
Augen halten, wie viele Juden es in Deutschland gäbe und vieviele Muslime. Wenn nun die
Muslime alle die FDP wählen würden, wäre ihm das recht.
Dieses Interview habe ich möglicherweise auch gehört ;-). Irgendwo jedenfalls meine ich
derartige Aussagen Möllemanns auch gelesen zu haben. Jürgen W. Möllemann ist Vorsitzen-
der der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Jamal Karsli ist Mitglied und sah sich auf
seiner Homepage vor ein paar Tagen noch als "Brücke zwischen Deutschen und muslimischen
Bürgern", als Integrationsfigur. In dieser Hinsicht passen Möllemann und Karsli gerade-
zu ideal zueinander.

Und ganz im Sinne der vielbeschworenen "Integrationspolitik" wäre eine FDP, in der sich
auch muslimische Bürger politisch wiederfinden könnten, noch allemal besser als eine
PKK, die ja jetzt in der Türkei auch Partei sein will. Die ultimative Frage wäre halt,
ob religiöse Vorstellungen, die nicht ganz grundgesetzkompatibel sind, auf diese Weise
durch die Hintertür sich in die Politik einschleichen könnten.

Da ich für einen wirklich strikte Trennung von Staat und jeglicher Religion bin, hätte
ich mit einem solchen Szenario durchaus Bauchschmerzen.

Zitat:
Zitat von jupp11
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, Möllemann ist ebenso skrupellos, wie schlau und
risikobereit. Klar, nicht mein Fall, aber der Plan der dahintersteht wäre durchaus
machbar.
Ein Politiker, der eine zweistellige Zahl zum Programm macht, ist wahrlich skrupellos,
schlau allerdings nicht unbedingt, eher schon überheblich. Aber das ist ein anderes The-
ma.

Die Rückzugslinie der offiziellen FDP ist ja nun, daß Karsli von "Bündnis 90/Die Grünen"
kommt, was zwar stimmt, aber nun eigentlich zu spät ins Feld geführt wird. Mit dem
Streit zwischen Möllemann und Friedman ist der Fall zum Thema des Wahlkampf-Sommerlochs
geworden. Unser aller Kanzler beförderte die FDP deshalb ja gleich zur PDS ins Lager der
"Nicht-Regierungsfähigen", was nun so gar nichts mehr mit politischer Auseinandersetzung
zu tun hat - wieso "Bündnis 90/Die Grünen" regierungsfähig sind, erklärt der Chef-Genos-
se leider nicht.

Zitat:
Zitat von quentin
Dann wäre Friedmann dümmer, als ich glaube, denn dann hätte er sich instrumentalisieren
lassen.
Glaube ich nicht. Friedmann hat für das Manifestieren von Antisemitismus in Deutschland
einen Watschenmann gebraucht und meinte, ihn in den unbequemen Möllemann gefunden zu
haben. Die Äußerungen Gerhards haben das ja mehr als deutlich gemacht.
Das sehe ich nicht so. Michel Friedman und Paul Spiegel kann doch nicht unterstellt wer-
den, sie seien irgendwie erfreut darüber, daß realer oder unterstellter Antisemitismus
wieder hoffähig werden, um sich sogleich darüber aufregen zu können. Ich glaube, da ha-
ben die beiden Herren wahrlich bessere Beschäftigungen, denen sie nachgehen könnten.

Aber es ist natürlich klar, daß ich das sagen muß, weil ich mit ihnen zumindest in Tei-
len übereinstimme. Karslis Vorwürfe - "Nazi-Methoden", Massaker -, denen sich Möllemann
mit seinem Engagement für Karsli angeschlossen hat, sind in ihrer Einseitigkeit min-
destens anti-israelisch - zumal sie bisher noch immer nicht die Beweise für ihre Vor-
würfe präsentieren konnten (Karlsi sprach im Zusammenhang mit Dschenin von etwa 800 To-
ten). Wo zum Beispiel ist die Empörung Möllemanns über die letzten Opfer palästinen-
sischer Anschläge - der letzte versuchte Überfall auf ein Treibstofflager konnte ja noch
verhindert werden, aber, noch einmal, wo bleibt die Empörung Möllemanns über die Hinter-
männer dieses Verbrechens?

Ich glaube, daß genau hier das Problem liegt. Gegen Israel wird drohend der Zeigefinger
erhoben, gar gedroht, die Zerstörung von einst mit EU-Geldern geförderter Infrastruktur
mit Schadensersatzzahlungen zu bestrafen, während zugleich solche Warnungen an die pa-
lästinensische Autonomiebehörde, die auch als Verteiler der irakischen "Kopfprämien" für
Märtyrer fungiert, unterbleiben.

Da gibt es keinen Möllemann, der fordert, dieser korrupten Behörde die Unterstützung zu
entziehen, keinen Karsli, der sich aufregt. Für sie ist es offenbar legitim, Terrorismus
zu unterstützen.

Zitat:
Zitat von quentin
Interessant finde ich auch die Reaktionen tw`s auf lions stellungnahmen.
Seltsam.
Ich kann tatsächlich vieles von dem unterschreiben, was Lion da sagte. Aber ich bleibe
dabei, daß der Nahost-Konflikt zu vielschichtig ist, als daß man einseitig (!) alle Ver-
antwortung Israel bzw. seiner Regierung in die Schuhe schieben könnte. Für Israel geht
es in der Sache wirklich um die eigene Existenz, die "Befreiungskämpfer", die sich im
"Heiligen Krieg" sehen, wollen diesen Staat nicht.

Arafat dagegen hat sich wohl damit abgefunden, daß neben seinem Palästina auch ein Staat
Israel existieren kann und wird.

Was ich an Möllemann und Karsli kritisiere, ist deren blinde Einseitigkeit, nicht mehr
aber auch nicht weniger. Sie dürfen (und sollen) Menschenrechtsverletzungen der israeli-
schen Armee kritisieren, aber sie sollten es unterlassen, palästinensische Terroristen
als "Befreier" zu bezeichnen.

So, und nun zurück zu Friedman. In einem der vielen Threads hatte ich gesagt, daß man ihn
und seine Art der Meinungsäußerung lieben oder meinetwegen auch hassen kann. Warum auch
nicht?

Aber es ist nicht er dafür zuständig, wie ich zu den Juden allgemein oder auch nur zu ihm
stehe. Möllemann war so blöd, Friedman vorzuwerfen, er - Friedman - sei verantwortlich
für Vorurteile gegenüber jüdischen Mitbürgern. Und das genau ist unheimlicher Schwachsinn,
der einem Politiker einfach nicht passieren sollte. Nicht Friedman ist dafür verantwort-
lich, wie ich zu den Juden stehe, sondern das ist allein meine Entscheidung. Für meine
Entscheidung ist nicht Friedman verantwortlich, sondern meine Wenigkeit. Das Gegenteil
jedoch hat Möllemann verkündet, indem er - etwas umformuliert - den von mir zitierten
Tucholsky wiedergab, der als Jude damit in meinen Augen die Lage treffend einschätzte.

Zitat:
Zitat von quentin
Trotzdem halte ich das, was der Zentralrat hier in Deutschland vorführt, für unakzeptabel.
Hält Spiegel sich für den Statthalter Israels für Deutschland? Provokativ?
Also, es ist der Zentralrat der Juden in Deutschland, nicht die diplomatische Vertretung
Insraels. Und nicht er provoziert (allein durch seine Existenz?), sondern äußert sich be-
sorgt. Und ausdrücklich hat er auch erklärt, daß Kritik an der israelischen Regierung erlaubt ist.

MfG
tw_24
 
24. May 2002, 17:11   #28
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
das ist mir alles zu plakativ. Antworten auf Fragen, die nicht gestellt wurden, Paul Spiegel als Kronzeugen bringen. Lion sagt klar, dass es sich um palästinensisches Land handelt, Israel der Besetzer, auch als Staat, den gibt es ja erst seit gut 50 Jahren, akzeptierst du um bei gleicher Frage von mir zu antworten, dass du Friedmann für einen klugen Kopf hälts.
Ich steige aus diesen Postings aus.

mfg
 
24. May 2002, 17:43   #29
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von quentin
Ich steige aus diesen Postings aus.
Schade :-(.

Aber ich kann Dich da durchaus verstehen ;-). Im Grunde drehen wir uns sowieso immer
im Kreis und wiederholen uns. Doch das liegt wohl auch an dem Thema.

Ich komme aber doch noch einmal mit Paul Spiegel, denn da sich der Streit ja nun eher
auf die deutsche Innenpolitik verlagert hat, halte ich ihn als Deutschen durchaus für
einen akzeptablen Diskussionspartner:

"Ich erwarte von Herrn Westerwelle, dass er sich deutlich davon distanziert, Herrn
Friedman verantwortlich für in Deutschland existierenden Antisemitismus zu machen.
Wissen Sie das ist eine uralte Masche von Antisemiten, nämlich zu sagen, dass die
Juden allein schon durch ihre Existenz oder durch ihre Aussagen zum Antisemitismus
beitragen. Solche Äußerungen sind unerträglich und ich muss Ihnen sagen, ich hätte
nicht für möglich gehalten, dass das in Deutschland heute wieder öffentlich gesagt
werden kann, wie es seit Jahrhunderten immer wieder gesagt wird. Da erwarte ich von
Herrn Westerwelle, den ich persönlich schätze, dass er sich nun endlich von dieser
unsäglichen Äußerung ohne wenn und aber distanziert. [..]

Noch einmal, damit es klar ist: Weder Herr Friedman noch ich noch irgend jemand anders
im Zentralrat hat der FDP irgendwann zu irgendeiner Zeit gesagt, sie hat antisemiti-
sche Strukturen oder sie ist besonders antiisraelisch. Das kann niemand gesagt haben.

Wir haben sehr wohl das Statement von Herrn Gerhardt in der Nahostdebatte im Bundestag
gehört. Wir haben sehr wohl die sehr gute Formulierung des Beschlusses auf dem Partei-
tag in Mannheim gehört. Nur zwischen diesen Worten und eben Taten auch von Herrn
Möllemann, der einen Mann aufnimmt in seine Partei, in seine Fraktion, von dem bekannt
ist, wessen Geisteskind er ist, das ist etwas anderes.

Es ist etwas anderes, wenn in einer Partei plötzlich jemand ausfallend wird, auffällig
wird durch irgendwelche Äußerungen. Mit dem Mann muss man dann sprechen. Aber ihn auf-
zunehmen, das sind die Dinge, die uns wirklich missfallen, die wir so nicht hinnehmen
können, abgesehen von dem Vorwurf, wie ich es eben schon sagte, dass jemand, der den
Antisemitismus bekämpft, ihm zu sagen, dass er durch seine Äußerungen zum Entstehen des
Antisemitismus beiträgt. So etwas können wir nicht akzeptieren, ist unerträglich."

(Quelle: http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-interview/2108.html)

MfG
tw_24
 
24. May 2002, 19:01   #30
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Wer hat Angst vor der FDP? von WIGLAF DROSTE

Jürgen W. Möllemann sieht aus wie ein Friseur und redet auch so. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon verschaffe den Antisemiten in Deutschland Zulauf, behauptet der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft - ganz so, als bräuchten Antisemiten zum Antisemitischsein Gründe oder auch nur Hilfestellung. Antisemitismus nährt sich aus sich selbst und braucht keine Juden. Das könnte sogar der Fallschirmspringer Möllemann wissen, wenn er wollte. Er will aber nicht - sondern lieber mit dem Zeug hausieren gehen, das Minderwertigkeitskomplexies gern hören: dass die Juden selbst schuld seien, wenn man sie nicht möge. Scharon schürt aber keine Ressentiments gegen Juden, sondern beweist nur, wie so viele Militärs vor ihm, dass Soldaten als Politiker völlig ungeeignet sind. Michel Friedman ist laut Möllemann ebenfalls ein Großförderer des Antisemitismus; Friedmans laut Möllemann "intolerante und gehässige Art" soll harmlose Deutsche in Judenhasser verwandelt haben. Auch das ist eine antisemitische Projektion. Es gibt ja jede Menge Gründe, Michel Friedman eklig zu finden; keiner davon hat damit zu tun, dass er Jude ist. Friedman ist als TV-Existenz distanzlos, selbstverliebt und aufdringlich, und seine strizzihafte Öligkeit mag der Abneigung gegen sizilianische Olivenölproduzenten förderlich sein. Wer aber Antisemit sein will, braucht dazu keinen Friedman, sondern schafft das ganz alleine.

Das wissen auch Möllemanns grüne Kritiker. Da aber Wahljahr ist und die Grünen die Hosen voll haben vor ihrer schäbigen Konkurrenz, treten sie eine eher peinliche Tu-gut-Kampagne los. Claudia Roths Anzeige gegen Möllemann ist eine Wahlkampfmaßnahme unter vielen, so substanziell wie ihr Gespräch mit der Brigitte-Schreiberin Meike Dinklage, das zu solchen Einsichten führt: "Diese Augen. Puppengroß und glänzend", schreibt Frau Dinklage. Was meint sie? Groß wie Puppenaugen oder groß wie Puppen? Handelt es sich um Fingerpuppen oder um Schaufensterpuppen? Egal, die Umnachtung dauert an: "Wer so guckt wie Claudia Roth, so aus der gefühlten Mitte heraus …, der muss einfach ein grundehrlicher Mensch sein." Aus der gefühlten Mitte heraus in die Welt hineinlugen, das kann nur Claudia Roth, die Gründerin der Ersten Emotionale. Und wird von Brigitte so dafür belohnt: "Das Gefühlsechte hat sie gelernt."

Möllemanns antisemitischer Minenhund Jamal Karsli war ein Grüner, bevor er die Fahne wechselte. Da die Grünen den Außenminister stellen, möchten sie davon nichts mehr wissen, sondern Gewinn ziehen aus großen Empörungsgesten. Statt die FDP sich selbst zu überlassen, spielen sich die Grünen wieder einmal als moralischer Außenbordmotor auf. Die sind so am Ende, die haben sogar Angst vor dem Saddam-Hussein-Double Möllemann.

"Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher", sagte Hannah Arendt. Um der schalbehangenen Tante Penetrante Claudia Roth zu entgehen, muss man wohl noch ein bisschen weiter fliegen als zu den fernen Sternen.

(Quelle: http://www.taz.de/pt/2002/05/24/a0143.nf/text)
 
25. May 2002, 10:10   #31
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Zitat:
Zentralrat gegen klärendes Gespräch mit FDP
24. Mai 18:56, ergänzt 23:19

Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Spiegel, hat ein Gesprächsangebot der FDP abgelehnt. Zuerst müsse Möllemann sich von seinen «unerträglichen Äußerungen» distanzieren, forderte er.

Der Zentralrat der Juden hat ein Versöhnungsangebot der FDP-Parteispitze abgelehnt. Bevor Möllemann sich nicht von seinen «unerträglichen Äußerungen» distanziert habe, sei er nicht zu einem Gespräch bereit, sagte der Präsident des Rates, Paul Spiegel, dem Berliner «Tagesspiegel».
Möllemann hatte in den vergangenen Tagen Spiegels Stellvertreter Michel Friedman hart angegriffen. Unter anderem hatte er ihm vorgeworfen, Friedman selbst schüre mit seinen Äußerungen den Antisemitismus.

In der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» sagte Spiegel, Möllemanns Behauptung, dass die Juden selber schuld seien am Antisemitismus weise «uralte antisemitische Strukturen» auf. Zugleich verwies er auf antisemitische Äußerungen von Internet-Nutzern auf der Homepage Möllemannas.

Proteste vermisst

Die Seite, auf die Möllemann voller Stolz hinweise, sei ein «Tummelplatz für Antisemiten und Rechtsradikale» geworden. Dass dieses «Bedrohungspotenzial» 57 Jahre nach dem Holocaust in Deutschland wieder möglich sei, habe er nicht geglaubt, so Spiegel. Er vermisse, dass Menschen, die nicht so dächten, gegen diese Strömungen protestierten, betonte er.

Am Freitag hatte das FDP-Präsidium in einer Sondersitzung über die Debatte um Jamal Karsli sowie den damit verbundenen Streit zwischen Möllemann und Friedman beraten. Im Anschluss an die Sitzung hatte FDP-Chef Guido Westerwelle dem Zentralrat der Juden ein Gespräch angeboten. Den Vorwurf des Antisemitismus wies Westerwelle zurück.
Es wird interessant werden diesen Zwist weiter zu beobachten.

Besonders, insofern, als dass Friedman der FDP eine Public-Relations-Kampagne beschert, die eigentlich nicht in seinem eigenen Interesse sein sollte. (isser nun ein Dummerjahn, der einen Sieg durch unmässige Forderungen verschenkt, oder nicht)

Das die FDP auf der Suche nach frei verfügbaren Wählerstimmen ist und auch die recht grosse Gruppe der Muslime in Deutschland dabei nicht ausschliesst (vorsichtig ausgedrückt), konnte man dem Inhalt der Pressekonferenz des FDP-Guido's nach der Präsidiumssitzung der FDP entnehmen, in der er auch seine Reise in den nahen Osten ankündigte.

Die Meldungen, dass die FDP im Augenblick in den Umfragen verliert, würde ich noch mal relativieren. Zumal ein quasi Schulterschluss zwischen der o. a. Zielgruppe und einer, wohl nicht geringen Anzahl, deutscher Israelpolitik-Gegner, nicht total ausgeschlossen ist.


 
27. May 2002, 08:36   #32
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von quentin
Auf die Roth sind beide losgegangen, u.a. mit der Feststellung, das Jamal Karsli noch bei den
Grünen war, als er seine Ausführungen machte - @tw, sagtest du ja bereits, hat er aber vermut-
lich später gewußt als du
Zitat:
Zitat von jupp11
Es wird interessant werden diesen Zwist weiter zu beobachten.
In der liebevoll ;-) taz genannten tageszeitung aus der Hauptstadt erschien am 20. Febru-
ar 1991 ein Interview mit Hans-Christian Ströbele, das der damals noch halbwegs vernünftige
Henryk M. Broder mit ihm führte:

"Hans-Christian Ströbele erklärt Henryk M. Broder, was er in Israel will", lautete die viel-
versprechende Zwischenüberschrift ...

Zitat:
Henryk M. Broder: In Ihrem offenen Brief an die israelische Friedenbewegung
heißt es, auch Israel würde "unter Verstoß gegen zahlreiche UNO-Beschlüsse
Gebiete arabischer Nachbarstaaten besetzt" halten. Die Besetzung Kuwaits und
Israels Präsenz in der Westbank sind für Sie ein und dasselbe. Hier wird doch
Unvergleichbares gleichgesetzt.


Hans-Christian Ströbele: Vergleichbar ist, daß Israel Territorien anderer Staaten
besetzt hält ...

... aber doch aufgrund ganz anderer Umstände. Kuwait hat den Irak nicht
bedroht, Israel wurde von seinen Nachbarn bedroht.


Das stimmt, Israel war damals einem Krieg ausgesetzt, hat die Gebiete erobert, hat sie
dann behalten. Das ist ein wichtiger Unterschied zum Irak. Trotzdem ist das Unrecht, in
den Gebieten eine Besatzungspolitik zu machen, vom Grundsatz her ein ähnliches
Unrecht wie die Besetzung Kuwaits. Wir dürfen auch nicht vergessen, daß Israel seit
Jahren eine Politik betreibt, die wir nicht gutheißen können. Die irakischen
Raketenangriffe sind die logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels
.

Also ist Israel selber schuld, wenn es jetzt mit Raketen beschossen wird?

Das ist die Konsequenz der israelischen Politik den Palästinensern und den arabischen
Staaten gegenüber, auch dem Irak gegenüber.

Sie finden es also richtig, daß Israel jetzt beschossen wird?

Nein, nicht jede Konsequenz muß von mir gebilligt werden. Ich stelle einfach fest,
Israel hat eine Politik betrieben, die das zur Folge hatte, und das war vorhersehbar.

Sind Sie sich der Situation bewußt, in der sich Israel befindet? Das Land wird
täglich vom Irak bedroht und Sie räsonnieren darüber, ob die Patriot eine reine
Abwehrwaffe ist oder nicht.


Wenn ich Israel heute die Patriot liefere, dann können die Raketen bei der nächsten
kriegerischen Auseinandersetzung als Angriffswaffen oder im Zuge eines Angriffs
benutzt werden. Gerade für ein Land wie Israel, das so verletzlich ist, kann es nur ein
Schutz sein, daß es sich radikal für Frieden einsetzt. Israel sollte jetzt einen Appell an
Präsident Bush richten: "Hör mit diesem Krieg auf!", einem solchen Appell könnte sich
Bush nicht verweigern.

Wollen Sie damit sagen, der Krieg wird deswegen fortgesetzt, weil Israel nicht
auf sein Ende drängt?


Weil auch Israel nicht auf sein Ende drängt. Weil eine ganze Reihe von Regierungen,
darunter auch die deutsche und die israelische, nicht auf ein Ende drängen.

In Ihrem offenen Brief an die israelische Friedensbewegung schreiben Sie: "Wir
bejahen auch das Recht auf Notwehr und Selbstverteidigung gegen Angriffe von
außen." In der Praxis billigen Sie das Recht auf Selbstverteidigung den
Palästinensern zu, von Israel erwarten Sie, daß es nicht zurückschlägt, wenn es
angegrifen wird. Warum dieser Doppelmaßstab?


Wenn ein Volk, wie die Palästinenser in den besetzten Gebieten, schlimmen
Repressalien ausgesetzt ist, keine Rechte hat, dann darf es sich dagegen wehren. Ebenso
befürworte ich ein Selbstverteidigungsrecht für Israel. Die Frage ist nur, wie weit es gehen
soll, gehen darf, ob es in einem Krieg eintreten darf. Das hängt unter anderm auch davon
ab, welche Politik dahin geführt hat, in welchem Maße fsalsche Politik zu einer
Bedrohung beigetragen hat.

Bei Vergewaltigungsprozessen wird auch im Leben der vergewaltigten Frau
herumgewühlt, wird gefragt, inwieweit sie durch ihr Verhalten den Täter provoziert,
also die Tat "mitverschuldet" hat.


Natürlich braucht sich Israel nicht gefallen zu lassen, etwa vernichtet zu werden, ins
Meer getrieben zu werden, das ist klar. Aber es muß berücksichtigen, daß es zu der
jetzigen Situation dadurch seine eigene Politik beigetragen hat. Deshalb kann das
Notwehrmittel, das Israel jetzt einsetzen darf, nur sein, auf einen Waffenstillstand zu
drängen.

Was haben Sie gedacht, als Sie von Saddam Husseins Ankündigung lasen, er
werde Israel so vernichten, daß nicht mal ein Grab übrig bleibt?


Ich habe das für eine ganz schlimme Großsprecherei gehalten. Nicht, daß ich daran
zweifle, daß Saddam Hussein zu vielem, möglicherweise auch dazu fähig wäre, wenn man
ihm da völlig freie Hand ließe, aber ich hoffe, daß er keine Realisierungschance hat,
wegen der gesamten Situation dort, wegen des Kräfteverhältnisses zwischen ihm und
Israel.

Aber Sie haben der Grünen-Abgeordneten Vera Wollenberger nicht
widersprochen, als sie erklärte, man dürfe keine Waffen nach Israel liefern, das
würde "die Stimmung in den arabischen Ländern nur weiter verbittern".


Da teile ich das Argument, daß diese Waffenlieferungen an Israel weiter dazu
beitragen, die Spannungen zu steigern und die tatsächliche oder vermeintliche Bedrohung
der arabischen Bevölkerung, die von Israel ausgeht, zu erhöhen.
"Bündnis 90/Die Grünen" sollten sich wahrlich etwar zurückhalten, sonst wird dieses
Interview auch noch von anderen wieder ausgegraben ... Bemerkenswert ist, daß Broder
wirklich mehrfach nachfragen mußte, bis Ströbele vielleicht auffiel, was er mit
"logische, fast zwingende Konsequenz" angerichtet hat.

MfG
tw_24
 
30. May 2002, 16:20   #33
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
[Moderator-Modus Ein]
Ich schließe diesen Thread, da das Thema auch in anderen Threads behandelt wird.
[Moderator-Modus Aus]

MfG
tw_24
 
Thema geschlossen

  Skats > Interessant & Kontrovers > Der Spiegel der Welt

Stichworte
parteiausschluss, fordert, friedman




Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 00:27 Uhr.


Powered by vBulletin, Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Online seit 23.1.2001 um 14:23 Uhr

Die hier aufgeführten Warenzeichen und Markennamen sind Eigentum des jeweiligen Herstellers.