Skats

Datenschutzerklärung Letzten 7 Tage (Beiträge) Stichworte Fussball Tippspiel Sakniff Impressum
Zurück   Skats > Interessant & Kontrovers > Das Leben
Registrieren Hilfe Benutzerliste Kalender


 
 
30. May 2008, 13:02   #151
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
30. Mai 2003: Tod des Schauspielers Günter Pfitzmann

An jenem 30. Mai 2003 steht der Herzspezialist Dr. Robert Pfitzmann vor der schwersten Aufgabe seines Lebens. Vor ihm auf dem Operationstisch des Berliner Herzzentrums liegt sein Vater. Drei von vier Bypässen sind verstopft. Fünf Stunden ringen Pfitzmann und sein Team um das Leben seines Vaters. Doch für den Theater- und Fernsehstar Günter Pfitzmann gibt es keine Rettung mehr. Jahrzehntelang 50 Zigaretten täglich, zwei Herzinfarkte und ein Beckenbruch fordern ihren Tribut. Wenige Wochen nach seinem 79. Geburtstag stirbt der Mann, den beinahe jedes Kind in Deutschland als grundgütigen Kassenarzt Dr. Brockmann vom Bülowbogen kennt. "Wenn ich abkratze, ist das okay", hat Pfitzmann mal gesagt. "Ich habe schließlich viel erleben dürfen."

Noch im März 1945 fängt sich der 20-jährige Soldat Pfitzmann aus Berlin eine üble Schussverletzung am rechten Knöchel ein. Sportlehrer hat er eigentlich werden wollen; nun wird er Schauspieler. Pfitzmann spielt Goethe, Schiller, Shakespeare, doch sein trockener Witz braucht noch eine andere Bühne. So gründet er 1949 mit drei gleichgesinnten eingeborenen Berlinern - Wolfgang Gruner, Achim Strietzel und Jo Herbst - das Kabarett "Die Stachelschweine", dem er bis 1957 angehört. Auch beim Film ist Pfitzmanns Charakterkopf immer häufiger gefragt. Dabei reicht sein ansehnliches schauspielerisches Repertoire von leichter Edgar-Wallace-Krimikost bis zu Antikriegsfilmen wie etwa Bernhard Wickis "Die Brücke". "Mein Vater war durch und durch Schauspieler", erinnert sich Sohn Robert. "Es war immer so eine lodernde Flamme in ihm."

Mit Schlagfertigkeit, ungebremster Arbeitslust und bärbeißigem Frontstadtcharme erspielt sich Günter Pfitzmann den Ruf des aufrechten Parade-(West)-Berliners. Auf den Bühnen der Boulevardtheater am Kurfürstendamm feiert er rauschende Erfolge, als Synchronsprecher fürs Kino leiht er seine Stimme unter anderem Kirk Douglas. In der Titelrolle der Fernseh-Krimi-Serie "Gestatten, mein Name ist Cox" entdeckt Pfitzmann 1958 das Medium, dem er dann später seine größten Erfolge verdankt. Serien wie "Berliner Weiße mit Schuss", "Drei Damen vom Grill", "Praxis Bülowbogen" und "Der Havelkaiser" werden dank Pfitzmanns Herz mit Schnauze zu Dauer-Quotenrennern. Stets sind seine Rollen fest im ureigenen Heimatbiotop verortet. "Pfitze", wie seine engsten Freunde ihn nennen dürfen, steht für Berlin, wie Heidi Kabel für Hamburg und Gustl Bayrhammer für München. Mit seinem Tod im Mai 2003 verliert Berlin "das freundlichste Gesicht der Stadt", schreibt Harald Martenstein in seinem Nachruf im Tagesspiegel.

Klick
 
31. May 2008, 17:53   #152
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
31. Mai 1883: Krankenversicherungsgesetz verabschiedet

Mitte des 19. Jahrhundert ist die soziale Lage der Arbeiterschaft schlecht, in Deutschland sind Hunderttausende arm. Die Arbeiter organisieren sich, bilden Parteien. Ihre Wahlerfolge beunruhigen die Reichsregierung. Um die Gefahr einer sozialistischen Revolution abzuwenden, wird 1878 das Reichsgesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" erlassen. Dieses so genannte Sozialistengesetz verbietet die Aktivitäten von Sozialdemokraten und Gewerkschaften weitgehend. Doch Reichskanzler Otto von Bismarck setzt nicht nur auf Repression, sondern auch auf Sozialreformen, um Unruhen zu vermeiden. In seiner Thronrede vom November 1881 kündigt Kaiser Wilhelm I. ein sozialpolitisches Programm an und erklärt, "die Heilung der sozialen Schäden" werde auch in "der positiven Förderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein". Kanzler von Bismarck bringt schließlich eine Krankenversicherung auf den Weg. Am 31. Mai (nach anderen Quellen am 15. Juni) 1883 verabschiedet der Reichstag das Krankenversicherungsgesetz für Arbeiter. Die Unfallversicherung folgt im Jahr darauf, die Rentenversicherung 1889.

Solidarität heißt das Prinzip der paritätisch finanzierten Sozialversicherung à la Bismarck: Junge stehen für Alte, Gesunde für Kranke und Reiche für Arme ein. Das funktioniert jahrzehntelang. Doch Mitte der 1970er Jahre gerät das System aus dem Takt. Der Ölpreis-Schock erschüttert die Weltwirtschaft und das Vertrauen in den Sozialstaat. Im Gesundheitswesen wird das besonders deutlich. Bis 1977 haben die Versicherten Anspruch auf fast alle Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen und zwar ohne Zuzahlungen. Dann wird mit dem so genannten Krankenversicherungskosten-Dämpfungsgesetz die Selbstbeteiligung eingeführt. Seither jagt eine Reform die nächste.

Trotzdem krankt das Gesundheitssystem: Die Ärzte streiken für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld - die Versicherten klagen über steigende Beiträge und eine Zwei-Klassen-Medizin, die Privatpatienten bevorzugt. Die Parteien schlagen unterschiedliche Lösungen vor. Die FDP setzt ganz auf private Versicherungen. Die Union favorisiert das Kopfgeld: Reiche und Arme zahlen gleich viel pro Kopf. Die SPD fordert die Bürgerversicherung. Danach zahlt jeder nach Einkommen, auch aus Einkünften aus Immobilien und Kapital. Frank-Ulrich Montgomery von der Bundesärztekammer plädiert für einen kompletten Systemwechsel: weg von der umlagefinanzierten hin zur steuerfinanzierten Krankenversicherung, in die alle Erwerbstätigen ausnahmslos einzahlen - angelehnt an das Schweizer Modell.

Klick
 
1. June 2008, 13:48   #153
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
01. Juni 2003: Drei-Schluchten-Staudamm in China eröffnet

Der 1. Juni 2003 hätte ein Triumph chinesischer Ingenieurskunst werden können. An diesem Tag nämlich füllt sich der Stausee hinter der 185 Meter hohen Mauer des Drei-Schluchten-Damms am Yangtse langsam mit Wasser. Wenn der See 2009 komplett fertig gestellt ist, wird er mit seiner Kapazität von 15 Atomkraftwerken das größte Wasserkraftwerk der Welt sein. Aber dann macht die Lungenseuche Sars den Parteibossen einen Strich durch die Rechnung. Die Eröffnungsfeierlichkeiten werden abgesagt.

Überhaupt ist in China vielen Menschen nicht nach Feiern zumute. Denn das Prestigeobjekt, von dem bereits Mao Zedong in den fünfziger Jahren geträumt haben soll, wird 1992 gegen den Willen von rund einem Drittel der Abgeordneten von Premierminister und Wasserbauingenieur Li Peng durch den Volkskongress gebracht. Zwei Jahre später ist unterhalb der Großstadt Chongqing Baubeginn. In den nächsten zehn Jahren müssen vier Millionen Menschen umgesiedelt werden. Neue Städte werden gebaut, Abfindungen versprochen. Aber das Geld kommt bei vielen Betroffenen nicht an, für die Städter gibt es in der Fremde nicht genügend Arbeitsplätze, Bauern erhalten als Ausgleich für ihr Land nur minderwertigen Ersatz. Viele Menschen, die in entfernte Gebiete ziehen, kommen später zurück, weil die Anwohner die Neuen nicht willkommen heißen.

Das Wasser des Yangtse schmecke nach Wein, heißt es in einem chinesischen Volkslied. Das Wasser des Drei-Schluchten-Stausees hingegen ist ungenießbar. Denn die überfluteten Städte und Fabriken haben das Wasser vergiftet - nur eines von vielen Umweltproblemen, die der Drei-Schluchten-Staudamm mit sich bringt.

Klick
 
2. June 2008, 12:02   #154
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
02. Juni 1953: Bundestag verabschiedet Bundesbeamtengesetz

13. Mai 1953, bei der zweiten Lesung des Bundesbeamtengesetzes (BBG) im Bundestag haben die Abgeordneten noch viele Änderungswünsche: Das BBG soll das vorläufige Bundespersonalgesetz ablösen, das nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde und mit dem Deutschen Beamtengesetz von 1937 weitgehend identisch ist. Nun beantragt die SPD zum Beispiel, das Wort Dienstherr durch das Wort Dienstgeber zu ersetzen: "Das Wort Dienstherr verleitet dazu, dann gleich an einen Knecht zu denken, und wir sind der Meinung, dass wir das nicht tun sollen." Doch die CDU-Mehrheit lehnt ab. Die Regierung von Konrad Adenauer wollte "das ganz normale deutsche Beamtentum rekonstruieren", erklärt Pascal Beucker, der zusammen mit Frank Überall das Buch "Die Beamtenrepublik" geschrieben hat. "Dass SPD und Kommunisten damit Probleme hatten, ist allerdings auch verständlich aufgrund der Erfahrung im Kaiserreich wie auch im 'Dritten Reich', wo genau dieser Treueparagraph dazu geführt hat, dass das Beamtentum zum Stützpfeiler eines undemokratischen Regimes geworden ist", so Beucker.

Ein paar Jahre zuvor haben bereits die Alliierten versucht, das deutsche Beamtenrecht zu reformieren. Sie wollen, dass ein "Trottelparagraph" eingeführt wird: die Möglichkeit, dass unfähigen Beamten gekündigt werden kann. Aber das Vorhaben scheitert - genauso wie jenes der KPD, die in der zweiten Lesung das Wort Treue aus dem BBG streichen will. Kaum Diskussionen gibt es um das Thema Nazivergangenheit. Zwar sollten all jene, die noch vor wenigen Jahren Adolf Hitler treu gedient haben, nicht mehr in die Dienststellen gelangen. Doch Staatsdiener werden dringend gebraucht, deshalb kehren altgediente zurück. Der Prominenteste heißt Hans Globke. Er ist auch im Nationalsozialismus Beamter gewesen und hat in dieser Zeit einen Kommentar zu den Nürnberger Gesetzen geschrieben. Adenauer macht ihn zu seinem Staatssekretär und Vertrauten.

Am 2. Juni 1953 verabschiedet der Bundestag schließlich 189 Paragraphen, die alles regeln sollen: den Wortlaut des Diensteides, die Pension, die Beihilfen im Krankheitsfall, die Nebentätigkeiten, die Dienstkleidung, die Arbeitszeit. Beamte bekommen kein Gehalt, sondern Dienstbezüge. Sie sind nicht gesetzlich krankenversichert, sondern erhalten im Krankheitsfall Beihilfe. Sie sind nicht angestellt und gehören auch nicht zu den Arbeitern. Beamte werden ernannt. Sie müssen unparteiisch hoheitliche Aufgaben übernehmen. Im Laufe der Jahre kommen weitere Regelungen hinzu: Ortszuschlag, Nebelzulage, Duschzulage, Heiratsprämie, Rangierzulage, Mastbesteigungszulage. 115 solcher Zulagen gibt es allein für die NRW-Beamten. Auch die Zahl der Beamten hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Mittlerweile gibt es 1,8 Millionen. Auf 45 Bundesbürger kommt somit ein Beamter.

Klick
 
3. June 2008, 12:26   #155
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
03. Juni 1998: Das Netzwerk Attac wird gegründet

"Entwaffnet die Märkte!" lautet im Dezember 1997 die Überschrift eines Artikels in der französischen Zeitung "Le Monde diplomatique". Ignacio Ramonet rechnet darin mit dem internationalen Finanzsystem ab: "Will man verhindern, dass die Welt sich im 21. Jahrhundert endgültig in einen Dschungel verwandelt, in welchem die Räuber den Ton angeben, wird die Entwaffnung der Finanzmächte zur ersten Bürgerpflicht." Der Text endet mit dem Aufruf, eine Nichtregierungsorganisation zu gründen. Ihre umständliche Bezeichnung lautet "Action pour une taxe Tobin d'aide aux citoyens" ("Aktion für eine Tobin-Steuer zum Nutzen der Bürger"). Die Abkürzung ist umso griffiger: Attac. Die Tobin-Steuer geht auf James Tobin zurück, der eine Besteuerung des Devisenhandels gefordert hat. Die Zeitung erhält große Resonanz auf den Artikel: Am 3. Juni 1998 wird Attac in Paris gegründet. Mittlerweile steht das französische Kürzel Attac für "Association pour une Taxation des Transactions financières pour l'Aide aux Citoyens". Wörtlich übersetzt: "Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Bürger".

Attac Deutschland entsteht im Jahr 2000. Das Spektrum der heutigen Mitglied ist breit: Darunter sind unter anderem Oskar Lafontaine (Die Linke), Heiner Geißler (CDU), Ärzte-Sänger Bela B., Liedermacher Konstantin Wecker, die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft", die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der BUND. Sie alle verbindet der Attac-Slogan "Für eine solidarische Weltwirtschaft - gegen neoliberale Globalisierung". "Attac geht es darum, der Globalisierung soziale und ökologische Regeln zu geben", sagt Sven Giegold, Gründungsmitglied von Attac Deutschland. "Uns geht es nicht darum, die Globalisierung rückgängig zu machen oder das als einen falschen Prozess darzustellen."

Bekannt wird Attac in Deutschland durch den Protest gegen den G8-Gipfel in Genua 2001. Die Mächtigen der Welt konferieren, ihre Kritiker demonstrieren. Mit dabei sind rund tausend Deutsche, darunter Mitglieder von Attac. "Von da an war Attac plötzlich ein Akteur", sagt Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin. "Dann begann, bedingt durch die Medienberichterstattung, ein Zulauf." Hartz IV, Irakkrieg, Studiengebühren, Gesundheitsreform, Bahnprivatisierung - kaum ein Protestthema, bei dem nicht auch das globalisierungskritische Netzwerk mitdemonstriert. Im Juni 2007 bringt erneut ein G8-Gipfel Attac in die Schlagzeilen. Heiligendamm ist für Giegold ein Erfolg: "Der Attac-Block war einer der größten auf der Demonstration und es hat uns ermöglicht, unsere Kritik an der Globalisierung und unsere Alternativen täglich in die Tagesschau zu bringen. Das haben wir vorher noch nie geschafft."

Klick
 
4. June 2008, 09:21   #156
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
04. Juni 1888: Gesetz zur Hinrichtung mit elektrischem Stuhl

Es ist ein Unfall. Ein alter betrunkener Mann berührt einen Stromgenerator und stirbt. Dem New Yorker Gouverneur David B. Hill wird von diesem Unfalltod berichtet - mit dem Hintergedanken, das Erhängen durch eine "humanere" Tötungsart zu ersetzen. Eine Kommission, die 1886 im US-Bundesstaat New York gegründet wird, beauftragt den Erfinder Thomas Alva Edison, die Möglichkeit einer Hinrichtung durch Elektrizität zu untersuchen. Zwei Jahre später ist es soweit: Am 4. Juni 1888 erlässt New York ein Gesetz, das den elektrischen Stuhl als Hinrichtungsmethode vorschreibt: "Es ist vorgesehen, dass durch den Körper eines Verurteilten ein Strom von Elektrizität von ausreichender Intensität geleitet wird, um den Tod herbeizuführen."

Sauber, bequem und effektiv soll die neue Technik sein. Edison führt in seinem Labor etliche Tierversuche durch. Die erste Anwendung an einem Menschen findet am 6. August 1890 statt. Der zum Tod verurteilte Alkoholiker William Kemmler wird gegen 6.30 Uhr in die Todeskammer geführt. Er hat laut Urteil nach einem Saufgelage seine Lebensgefährtin mit einer Axt erschlagen. Nach dem ersten Stromstoß lebt Kemmler noch. Ein zweiter Stromstoß ist nötig - nach einer Erholungspause für den Generator. Dennoch wird die Methode von anderen US-Bundesstaaten übernommen. Die Technik wird weiterentwickelt, die Voltzahl erhöht. Bis heute sind in den USA fast 4.500 Verurteilte durch den elektrischen Stuhl getötet worden. Mittlerweile wird er nur noch in acht US-Staaten eingesetzt. In allen übrigen, in denen es die Todesstrafe noch gibt, wird die Giftspritze verwendet.

"In der amerikanischen Verfassung ist festgeschrieben, dass es keine grausamen, brutalen und unmenschlichen Tötungsarten bei der Hinrichtung geben darf", sagt der österreichische Historiker Martin Haidinger, der ein Buch über die Geschichte der Todesstrafe geschrieben hat. Er kommt darin zum Schluss, dass es keine humane Art der Vollstreckung der Todesstrafe gibt. Gleichgültig, ob diese vor einer johlenden Menschenmenge oder in einem sterilen Gefängnis geschehe. "Die Tatsache der Vollstreckung der Todesstrafe ist wahrscheinlich der inhumanste Vorgang, der sich innerhalb eines geregelten Staatswesens denken lässt", so Haidinger.

Klick
 
5. June 2008, 20:52   #157
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
05. Juni 1883: Jungfernfahrt des Orient-Express

Einmal stoppt der Orient-Express kurz hinter Wien auf freier Strecke. Da wechselt ein bürgerlich gekleideter Herr von seinem Waggon in die Lokomotive und gibt sich dem Lokführer und dem Heizer als König Ferdinand von Bulgarien zu erkennen. Als der Monarch in einen blauen Arbeitskittel schlüpft, das Kommando übernimmt und den Luxuszug Richtung Heimat lenkt, hagelt es Proteste der im Zug verharrenden gekrönten Häupter, später ziehen Diplomaten nach Bulgarien. Sie sollen Ferdinand zu verstehen geben, dass er gegen die royale Etikette verstoßen hat und dass der Orient-Express, der mit Dienern in Livree und Gourmetköchen ebenso wie mit dicken Teppichen, Seidenrollos und Porzellan aus China ausgestattet ist, nicht sein Privatvergnügen ist.

Am 5. Juni 1883 startet der "Train d'Orient" in Paris zu seiner Jungfernfahrt. Ausgestattet ist er mit neuartigen Drehgestellschlafwagen, die die Reise für Passagiere so angenehm wie möglich machen sollen. Für die 40 handverlesenen Gäste endet die Fahrt allerdings bereits am rumänischen Donauhafen Giurgiu. Erst sechs Jahre später fährt der Orient-Express weiter bis nach Istanbul. Fortan entwickelt er sich zum liebsten Vehikel der Reichen und Berühmten, darunter Mata Hari, Charles de Gaulle und Aga Khan. Im Wagen 2914 wird nach dem Ersten Weltkrieg der Waffenstillstand unterzeichnet. Und als der Zug 1931 bei einem Bombenattentat beschädigt liegen bleibt, gibt die mitreisende Tänzerin Josephine Baker eine Spontanvorstellung, um die eingeschlossenen Passagiere abzulenken.

Endgültig weltberühmt wird das rollende Grand Hotel durch einen Mordfall, bei dem einer der Passagiere mit zwölf Messerstichen getötet wird. In Agatha Christies mehrfach verfilmtem Roman "Mord im Orientexpress" (1934) entlädt sich die kriminelle Energie der High Society in Jugoslawien zwischen Vinkovci und Brod. 1977 beginnt der amerikanische Milliardär James Sherwood, die alten, in alle Welt verstreuten Waggons aufzukaufen und zu restaurieren. Heute verkehrt der Orient-Express wieder auf der ursprünglichen Strecke zwischen Paris und Istanbul. Mit rund 6.500 Euro pro Fahrt ist man dabei.

Klick
 
6. June 2008, 07:36   #158
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
06. Juni 1808: Joseph Bonaparte wird König von Spanien

Joseph Bonaparte ist ein Jahr älter als sein Bruder Napoleon, aber der französische Kaiser behandelt ihn wie alle Mitglieder seiner Familie: als politische Marionette. Zunächst hat Napoleon ihn zum König von Neapel gemacht. Dann "versetzt" er Joseph kurzfristig nach Madrid. Dort haben die Franzosen den schwachen und korrupten Bourbonen-König Ferdinand VII. abgesetzt. Am 6. Juni 1808 erhält Joseph Bonaparte die Krone Spaniens. Er soll dafür sorgen, dass die Engländer an der Südflanke von Napoleons Reich nicht Fuß fassen können.

Der Jurist, Diplomat und Dichter Joseph ist für die Aufgabe wenig geeignet. Er will das rückständige Land im Sinne der Aufklärung reformieren, schafft Inquisition und Folter ab. Die wenigen Protestanten und liberale Teile des Adels und des Großbürgertums sind ihm dafür zugetan. Aber die Mehrheit der Bevölkerung sieht in Don José Primero, wie er nun offiziell heißt, nur den Rey Intruso, den "König Eindringling". Sie lehnt die Fremdherrschaft ab. So formiert sich zunächst im Norden der bewaffnete Widerstand von konservativen und religiösen Gruppen. Sie führen einen "kleinen Krieg", spanisch: guerilla.

Der Kampf erfasst bald das ganze Land und brutalisiert es: Die Armee sieht sich hinterhältigen Angriffen ausgesetzt und fühlt sich an die sonst üblichen Regeln des Krieges nicht gebunden. Auf ihre Massaker an der Zivilbevölkerung antworten die Guerilleros mit der Ermordung auch verwundeter Soldaten. Die Ergebnisse dieser Spirale der Gewalt hat der Maler Francisco de Goya in erschreckenden Bildern festgehalten.

Joseph Bonapartes Herrschaft ist bald nur noch auf den Raum Madrid beschränkt. Als schließlich eine Koalition aus englischen und spanischen Truppen Napoleon 1813 bei Vitoria in Nordspanien besiegt, muss der Bruder abdanken. Ludwig van Beethoven schreibt eine Sinfonie über die Schlacht. Die Bourbonen übernehmen wieder den Thron, der Niedergang des französischen Imperiums beginnt. Nach Napoleons Verbannung wandert sein älterer Bruder nach Amerika aus und wird erfolgreicher Farm-Unternehmer. Später geht er nach Italien und stirbt 1844 in Florenz. Einige Jahre darauf wird er im Invalidendom zu Paris beigesetzt, neben seinem jüngeren Bruder.

Klick
 
7. June 2008, 13:11   #159
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
07. Juni 1963: "Come on" der Rolling Stones erscheint

1962 trifft Mick Jagger bei einer Zugfahrt von Richmond nach London zufällig auf seinen alten Schulfreund Keith Richards. Sieben Jahre haben sich die beiden Musiker nicht mehr gesehen, jetzt schmieden sie Zukunftspläne. Das Gespräch entzündet sich an den teuren amerikanischen Bluesplatten, die Jagger bei sich trägt, und Blues wie Chuck Berry oder Muddy Waters wollen auch Jagger und Richards spielen.

Gemeinsam mit Brian Jones gründen Jagger und Richards die Rolling Stones. Später stoßen der Bassist Bill Wyman und der Schlagzeuger Charlie Watts dazu. Etwa ein Jahr will die Band zusammenbleiben. An Aufnahmen der Songs ist da noch nicht gedacht. Aber dann nimmt die Plattenfirma Decca Records, die kurz zuvor durch die Ablehnung der Beatles zum Gespött der Branche geworden war, die Stones nach einem Tipp von George Harrison unter Vertrag. Im Mai 1963 fährt die Gruppe im Bus in die Londoner Olympic Studios. In drei Stunden spielen die Musiker Chuck Berrys "Come on" ein, wobei Jagger als Sänger Berrys Schimpfworte herausnimmt, damit auch die BBC den Song spielen kann. Als Toningenieur Roger Savage nachfragt, wie er die Nummer denn abmischen solle, wissen die Stones nicht, wovon er spricht. So macht sich Savage selbst ans Werk. Das Ergebnis klingt so katastrophal, dass die Stones noch mal ins Studio müssen.

Am 7. Juni 1963 kommt "Come on" in die Plattenläden. In den britischen Hitparaden erreicht die Nummer Platz 21. Die Rolling Stones aber können sich mit ihrem Erstling nicht anfreunden. Sie weigern sich bis heute, den Song in ihre Konzerte einzubauen. Im Oktober 1963 spielen sie ihn zum letzten Mal in der BBC-Sendung "Saturday Club".

Klick
 
8. June 2008, 12:33   #160
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
08. Juni 1743: Giuseppe Balsamo in Palermo geboren

1787 trifft der Italien-Reisende Johann Wolfgang Goethe in Palermo ein. Hier erfährt er zufällig, dass der berühmte Graf von Cagliostro in Paris wieder aus dem Gefängnis entlassen wurde und nach London ging. Der Magier und Wunderheiler war - zu Unrecht - in den Strudel einer Korruptions- und Betrugsaffäre geraten. Aber wer ist dieser schillernde Mann wirklich? Goethe schleicht sich kurzerhand als angeblicher Bekannter des Grafen aus London in dessen Familie ein und erfährt: Der Graf heißt eigentlich Giuseppe Balsamo und wurde am 8. Juni 1743 in Palermos Armenviertel geboren. Der Graf, der Fürstinnen und Könige in seinen Bann schlägt, war zunächst ein kleiner Gauner, bevor er aus seiner Phantasie Kapital schlug.

Zur Zeit von Goethes Recherche zieht Balsamo schon über fünfzehn Jahre als Graf durch Europa, verkauft selbstgebraute Elixiere, die ein 5.000 Jahre langes Leben verheißen, und zelebriert spiritistische Sitzungen, bei denen sich die anwesenden Frauen schon mal nackt ausziehen müssen. Er nennt sich "Großkophta", kennt angeblich die Geheimnisse der alten Ägypter, und reist mit seiner Frau Serafina in einer schwarzen Kutsche. Die Sucht der angeblich aufgeklärten Adels-Welt nach dem Übernatürlichen macht Cagliostro reich.

Nach Goethes Veröffentlichung wird aus dem Hochstapler ein Flüchtling. In Rom gerät er schließlich in die Fänge der Inquisition. Die kirchlichen Ermittler nehmen seinen Hokuspokus bitter ernst. Der selbsternannte Graf wird gefoltert und stirbt 1794 im Kerker. Aber die Faszination bleibt: Nach Goethe und Schiller schreiben auch Alexandre Dumas und Karl May Geschichten über den Fall Cagliostro.

Klick
 
9. June 2008, 07:52   #161
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
09. Juni 1953: Gesetz über jugendgefährdende Schriften

Auf die Jugend wirkt Tarzan verrohend. In den Comics rund um den barbrüstigen Urwaldhelden findet die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften wild wuchernde Unsittlichkeit. In den fünfziger Jahren dürfen die Tarzan-Heftchen deshalb nur unterm Ladentisch der Kioske und Tabakläden verkauft werden: erst ab 18 darf sich der Leser aus dem bundesdeutschen Alltag in die "unwirkliche Lügenwelt" des Unzivilisierten flüchten. "Entartet" nennt die Bundesprüfstelle die Schriften - und knüpft damit unbekümmert an eine Tradition an, die in der Weimarer Republik ihren Anfang nahm und in der rigiden Zensurpolitik der Reichsschrifttumskammer unter den Nationalsozialisten ihren traurigen Höhepunkt fand.

"Tarzan" ist eine der ersten Heftchenreihen, die die Prüfstelle in Bonn Rheindorf mit dem Bann belegt. Sie kann sich dabei auf das "Gesetz über jugendgefährdende Schriften" stützen, das der Bundestag am 9. Juni 1953 verabschiedet. Es bestimmt, dass Jugendliche vom Einfluss so genannter "Schmutz- und Schundliteratur" ferngehalten werden sollen. Offenherzige Dekolletees und fliegende Röcke kommen dabei ebenso auf den Index wie rohe Gewalt - wobei die Auslegung dessen, was als sexuell anstößig oder gewalttätig zu gelten habe, noch sehr eng gefasst wird. Auf dem Index der Bundesprüfstelle stehen Sigurd-Comics und Wildwestromane, aber auch die James-Bond-Romane Ian Flemmings.

In den sechziger Jahren wirft die Bundesprüfstelle ihr Hauptaugenmerk zunehmend auf Weltkriegsschriften und Landser-Heftchen. Die sexuelle Revolution von Flower-Power-Bewegung und der Achtundsechzigergeneration stürzt sie in eine tiefe Sinnkrise. Ihr neuer Leiter Rudolf Stefen ändert 1969 die Zielrichtung der Behörde noch stärker weg von der Pornographie hin zur Darstellung von Gewalt. Heute beschäftigt sich die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften verstärkt auch um DVD's und Computerspiele, aber auch um die immer aggressiver werdende Musikkultur. 52 gewaltverherrlichende Hip-Hop-Titel stehen derzeit auf ihrer Liste.

Klick
 
10. June 2008, 11:53   #162
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
10. Juni 1493: Anton Fugger in Augsburg geboren

Schon bei seiner Geburt am 10. Juni 1493 ist Anton Fugger der mögliche Erbe des größten Handelshauses Europas. Das hat sein Onkel Jakob, "der Reiche" aufgebaut, und der hat keine Kinder. So schickt Jakob seinen Neffen schon früh zu Lehrjahren in die Niederlassungen des Bankhauses quer durch Europa: Nürnberg, Breslau, Ofen (heute ein Teil von Budapest), Venedig, schließlich Rom. Als Jakob hier ankommt, ist er 24, ein gelernter Banker, gebildet, mehrsprachig. Zwar macht er durch aufwändigen Lebensstil in der Renaissance-Metropole der Päpste zeitweise 700 Dukaten private Schulden, aber in der Firmen-Filiale räumt er auf, indem er den korrupten Verwalter entlässt.

1525 kehrt Anton nach Augsburg zurück, denn der Onkel liegt im Sterben. Ab jetzt ist es Antons Sache, mit Silber, Kupfer oder Quecksilber zu handeln und Geld zu verleihen - vor allem an das chronisch klamme Habsburger Kaiserhaus. Die Kredite an den Herrscher sind ein Risiko, denn niemand kann den Kaiser verklagen. Dafür gibt es zusätzliche Garantien, wie die Abgaben spanischer Ritterorden. Als Sultan Süleyman der Prächtige Wien belagert, finanziert Anton Fugger die Verteidigung. Dafür kassiert er die "Türkensteuer", die katholische und protestantische Fürsten einträchtig erheben.

Die Reformation ist allerdings ein Problem für Fugger und seine Familie: Augsburg wird protestantisch, die Banker der Habsburger bleiben katholisch. Als Anton gegen einen Stadtratsbeschluss in der Stiftskirche einen katholischen Gottesdienst abhalten lässt, wird er zu acht Tagen Gefängnis verurteilt - sitzt aber nur eine Nacht ab. Später gibt es Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. Der Kaiser belagert Augsburg, Anton handelt eine glimpfliche Übergabe aus. Dafür muss er den Kaiser bei sich einquartieren und finanzieren - und später, als das Kriegsglück sich zeitweise wendet, mit ihm fliehen.

Anton sorgt in den unruhigen Zeit vor: Nach und nach investiert er in Grund und Boden und verheiratet alle seine zehn Kinder in den Landadel. So wird aus der bürgerlichen Aufsteigerfamilie allmählich eine feudale Dynastie. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs besitzt Anton fünf Millionen Gulden; für heutige Begriffe ist er Multi-Milliardär. In seinem Testament verfügt Anton die Stiftung mehrerer Spitäler. Er stirbt 1560. Teile der Fugger-Stiftungen bestehen bis heute und werden immer noch von Nachkommen der Familie verwaltet.

Klick
 
11. June 2008, 14:37   #163
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
11. Juni 1958: Grundstein zur Kernforschungsanlage Jülich gelegt

Mitte der 50er Jahre fallen in Deutschland-West die letzten Forschungsverbote der alliierten Siegermächte. Die bundesdeutschen Kernphysiker um Otto Hahn, dem 1938 die erste Kernspaltung gelungen ist, nehmen erschüttert zur Kenntnis, welche Fortschritte die USA in der Reaktorforschung gemacht haben. Vollmundig preisen die Amerikaner die Vorzüge der neuen Technologie, etwa im Haushalt: "Ein Reich voll elektrischer Energie, damit die Evas dieser Welt ihr Leben genießen können, im elektrischen Garten Eden." Damit die junge Bundesrepublik nicht länger ins Hintertreffen gerät, wird in Nordrhein-Westfalen der Bau einer Atomforschungsanlage beschlossen. Am 11. Juni 1958 kann NRW-Ministerpräsident Fritz Steinhoff im Stetternicher Forst bei Jülich den Grundstein zum Forschungsreaktor Merlin legen.

Im Düsseldorfer Landtag fordert SPD-Staatssekretär Leo Brandt noch größere Anstrengungen im atomaren Wettlauf: "Dieser Brennstoff ist nicht zehnmal besser oder 100 Mal oder 1.000 Mal - das wäre schon wunderbar - aber er ist drei Millionen Mal besser als Kohle." Brandt überzeugt die Landesregierung, sofort Gelder für einen zweiten Forschungsreaktor locker zu machen. So entsteht kurz darauf in Jülich neben dem Leichtwasser-Reaktor Merlin (Leistung: 5.000 Kilowatt) der Schwerwasser-Reaktor Dido mit einer Kapazität von 10.000 Kilowatt. 1962 endlich können die Brennelemente eingefahren werden: Merlin und Dido werden damit kritisch. Rings um die beiden Atommeiler entstehen Institute für Plasmaphysik, Biologie und Radiochemie, für Agrar-, Medizin- und Strahlentechnologie.

Aufsehen erregt die Kernforschungsanlage Jülich mit dem Bau eines völlig neuen Kraftwerktyps: dem Hochtemperaturreaktor. Darin erzeugen kugelförmige Brennelemente erheblich höhere Temperaturen als die bislang verwendeten Brennstäbe. 21 Jahre läuft der Hochtemperaturreaktor störungsfrei und stößt auf weltweites Interesse. Die Inbetriebnahme des ersten deutschen Prototyps in Hamm-Uentrop scheitert allerdings in den 80er Jahren an technischen Problemen und an politischen Festlegungen auf andere Kraftwerkstypen. So sattelt man im Forschungszentrum Jülich um auf Entwicklungen, die ohne Atomtechnologie auskommen. 1998 beginnt der Rückbau der Pionier-Anlagen Merlin und Dido, der im August 2008 abgeschlossen werden soll. Die Demontage der 1.000 Tonnen schweren Reaktorblöcke gibt den Fachleuten allerdings so manche harte Nuss zu knacken. "Ich hoffe, wenn man heute einen Reaktor baut, dass man von vornherein auch an den Rückbau denkt", stöhnt Burkhard Stahn, Projektleiter des Merlin-Rückbaus.

Klick
 
13. June 2008, 07:52   #164
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
12. Juni 1988: "Starlight Express" feiert Premiere in Bochum

Kurz vor dem Startschuss kommt beim Landesvater noch keine rechte Premierenstimmung auf. "Ich hätte mir lieber einen ruhigen Abend gemacht. Hoffentlich ist es nicht zu laut", seufzt Johannes Rau. Nur seiner jungen Frau Christina zuliebe ist der NRW-Ministerpräsident an diesem 12. Juni 1988 nach Bochum gekommen, um die Deutschland-Premiere des Musicals "Starlight Express" mitzuerleben. Doch nach zwei Stunden rasender Rollschuh-Action und lautstarken "Zugabe, Zugabe"-Rufen der 1.700 Premieren-Zuschauer prophezeit auch Frau Raus Ehemann der knalligen Love-Story Mensch gewordener Lokomotiven eine glänzende Zukunft: "Starlight ist für das Revier etwas Einmaliges. Ich bin sicher, dass die Bilanz fürs Ruhrgebiet am Ende positiv sein wird."

Rau weiß eben, was ankommt und behält Recht. Auch 20 Jahre nach der umjubelten Premiere ist ein Ende der rockigen Rollschuh-Show von Musical-Krösus Andrew Lloyd Webber in Bochum nicht in Sicht. Über 12 Millionen Zuschauer aus nah und fern haben die singenden Züge in der Starlight-Halle inzwischen bewundert. Viele Fans, wie etwa Englands Prinz Edward, kamen nicht nur ein Mal. Der Rekord von Andrea Rau (mit Johannes nicht verwandt, nicht verschwägert) dürfte allerdings uneinholbar sein. Über 700 Mal hat die Bochumerin inzwischen dem verzweifelten Kampf der Dampflok Rusty gegen den Diesel-Macho Greaseball beigewohnt.

Lautstarke Kritik hat es am Premieren-Abend allerdings auch gegeben. Mit Slogans wie "Starlight lebt - für uns ist der Zug abgefahren" machen etwa 50 Erwerbslose ihrem Unmut über die öffentliche Finanzierung der Glitter-Show Luft. 24,5 Millionen Mark haben das Land Nordrhein-Westfalen, die strukturschwache Stadt Bochum und private Geldgeber aufgebracht, um dem Musical-Spektakel eine eigene Halle zu errichten. In einem konventionellen Bau hätte die immense Bühne mit ihren Schienenwegen quer durch den Zuschauerraum keinen Platz gefunden. Auch Bochums Theater-Intendant Steckel lässt kein gutes Haar am potentiellen Konkurrenten und bleibt der "kommerziellen Verblödungsmaschine" demonstrativ fern. 20 Jahre und knapp 10.000 Vorstellungen später genießt "Starlight Express" in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von über 90 Prozent.

Klick
 
13. June 2008, 07:54   #165
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
13. Juni 1988: Daimler-Benz entschädigt Zwangsarbeiter

Deutsche Großunternehmen profitieren erheblich von der Herrschaft der Nationalsozialisten: Dornier, Salzgitter, Thyssen, Mannesmann sind nur ein paar Beispiele. Hitlers Verkehrs- und Aufrüstungspolitik lohnt sich beispielsweise für die Automobilkonzerne Opel, BMW, Volkswagen und Daimler-Benz. Besonders lukrativ ist der Einsatz von Zwangsarbeitern während des Zweiten Weltkrieges. Von 100.000 Daimler-Beschäftigten sind 1944 die Hälfte Zwangsarbeiter - vor allem Polen, Sowjets, KZ-Häftlinge, Juden und Kriegsgefangene. Im Deutschen Reich werden insgesamt 10 Millionen Menschen aus Ost und West eingesetzt. Sie springen unfreiwillig für die deutschen Männer ein, die an der Front sind. "Ohne Zwangsarbeiter wäre die Wirtschaft mehr oder weniger zusammengebrochen", sagt Historiker Constantin Goschler von der Ruhr-Universität Bochum.

Nach Kriegsende wird das Thema Zwangsarbeiter Jahrzehnte lang ignoriert. Doch Staat und Gesellschaft machen in den Achtzigerjahren Druck. Der Flick-Konzern gibt 1986 seine jahrelange Weigerung auf und kündigt eine Entschädigung der ehemaligen KZ-Zwangsarbeiter an. Das alarmiert auch den Autobauer Daimler-Benz. Neun Tage vor dem 100-jährigen Firmenjubiläum tritt das Unternehmen 1986 die Flucht nach vorne an. Es soll noch im selben Jahr eine ungeschönte Geschichte des Konzerns in der NS-Zeit veröffentlicht werden. Das Ergebnis wird von Historikern stark kritisiert.

Karl-Heinz Roth von der Hamburger Stiftung für Sozialforschung beurteilt die Untersuchung als reine Gefälligkeitsstudie: "Sie präsentiert den Konzern so günstig wie es überhaupt nur geht und unterschlägt einen riesigen Teil." Historiker Goschler stellt rückblickend fest: "Entscheidend ist, dass Daimler-Benz in der letzten Kriegsphase schon begonnen hat, sich auf die Nachkriegssituation einzustellen." Wertvolle Produktionskapazitäten hätten von Zwangsarbeitern unter hohen Verlusten in Bunker und Höhlen in Schutz gebracht werden müssen. Das Wirtschaftswunder sei "unter erheblicher Beteiligung der Zwangsarbeit" zustande gekommen. "Hätten die Unternehmen nicht die Zwangsarbeiter gehabt, wären sie nicht in der Lage gewesen, ihre Betriebe zu erhalten, ihren Kapitalstock zu halten oder sogar auszubauen", so Goschler.

Die Konzernleitung in Stuttgart reagiert auf die Kritik mit einer weiteren Ankündigung: Am 13. Juni 1988 erklärt sie, 20 Millionen Mark Entschädigung für Zwangsarbeiter zu zahlen - als "humanitäre Geste". Der Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime genügt das nicht: "Gemessen an der Summe, die Daimler-Benz durch die Ausbeutung der Zwangsarbeiter an Extraprofiten eingestrichen hat und am heutigen Finanzpolster der Firma, sind 20 Millionen Mark entschieden zu wenig." Als 1998 die rot-grüne Koalition in einer gemeinsamen Regierungserklärung eine Bundesstiftung zur Entschädigung fordert, setzt sich Daimler an die Spitze der Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen. Im Sommer 2000 ist es soweit: Fünf Milliarden Mark von der Wirtschaft und fünf Milliarden Mark von der Bundesregierung sind eingesammelt. Im Juni 2007 hat die Bundesstiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" die Auszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter abgeschlossen.

Klick
 
14. June 2008, 13:28   #166
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
14. Juni 1998: Brücke über den Großen Belt wird freigegeben

Königin Margarethe gibt das Signal. Kurz nach zwölf Uhr durchtrennt die dänische Monarchin am 14. Juni 1998 das rot-weiße Band - nicht mit der Schere, sondern mit ihrer Limousine, die das Kennzeichen "Krone 2" trägt. Damit ist die Storebaelt-Brücke über den Großen Belt freigegeben, jene bis zu 30 Kilometer breite Wasserstraße zwischen Ostsee und Kattegat. Der Belt trennt die beiden großen dänischen Inseln Fünen und Seeland voneinander. Vom Westen her führt die Fahrt von Fünen über eine auf Betonsockeln ruhende, 6,6 Kilometer lange Auto- und Eisenbahnbrücke nach Sprogoe, einer kleinen Insel im Belt. Von dort spannt sich die Ostbrücke nach Seeland: die größte Hängebrücke Europas und die zweitgrößte der Welt.

Die Spannweite der Ostbrücke zwischen den 254 Meter hohen Pfeilern beträgt 1.624 Meter. Vom Meeresgrund aus gemessen sind die Pfeiler insgesamt 281 Meter hoch, fast so hoch wie der Eiffelturm in Paris. Die Stahlseile, die sich über diese so genannten Pylone spannen, tragen eine leicht gewölbte, 6,8 Kilometer lange Fahrbahn. Diese verläuft knapp 70 Meter über der Wasseroberfläche. Die Haupttrageseile der Hängebrücke bestehen aus jeweils 19.000 versponnenen, etwa einen halben Zentimeter dicken Stahldrähten. Die Ostbrücke wird nur von Autos befahren. Die Züge werden auf diesem Teil der Strecke durch einem Eisenbahntunnel geleitet. Wegen der Schwingungen der Hängebrücke ist es zu gefährlich, Züge darauf fahren zu lassen.

Der Bau der Storebealt-Brücke hat neun Jahre gedauert. Schon im 19. Jahrhundert gibt es erste Überlegungen, die beiden großen Inseln zu verbinden. Aber erst 1986 beschließt das dänische Parlament, diese Pläne umzusetzen. Gekostet hat der Bau der Verbindung fast drei Milliarden Euro. Früher hat die Überfahrt von Fünen nach Seeland mit der Fähre gut eine Stunde gedauert. Mit dem Auto kann die Strecke nun in rund zehn Minuten zurückgelegt werden. Je nach Autogröße fallen 29 oder 44 Euro Maut an.

Klick
 
15. June 2008, 17:14   #167
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
15. Juni 1983: Heiner Geißler hält "Skandalrede" im Bundestag

1983 ist die Stimmung in der Bundesrepublik aufgeheizt. Ende des Jahres soll der Nato-Doppelbeschluss umgesetzt werden: Als Antwort auf die sowjetischen Mittelstrecken-Raketen "SS 20" ist die Stationierung amerikanischer "Pershing II" in Europa geplant - falls Moskau nicht abrüstet. Die Angst vor einem Atomkrieg geht um. Gegen die Atomraketen protestieren Millionen Friedensbewegte. Die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) sieht die Nachrüstung hingegen als Mittel der Friedenssicherung.

Am 15. Juni 1983 hält CDU-Generalsekretär und Bundesfamilienminister Heiner Geißler im Bundestag eine Rede zur Verteidigungspolitik. Er zitiert sinngemäß aus einem "Spiegel"-Interview mit dem grünen Abgeordneten Joschka Fischer: "Es sei angesichts von Auschwitz zu bedenken, ob jetzt wieder eine Massenvernichtung vorbereitet werde; früher entlang dem Koordinatensystem der Rasse und heute entlang dem Ost-West-Konflikt." Fischer ruft dazwischen: "Sie sollten sauber zitieren!" Geißler fährt fort: "Der Pazifismus der 30er Jahre, der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig von dem unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben, dieser Pazifismus der 30er Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht." Tumulte brechen aus. Der SPD-Abgeordnete Ernst Waltemathe, dessen pazifistische Verwandte in Auschwitz getötet worden sind, will von Geißler wissen, ob die Opfer demnach an ihrer Vernichtung selbst schuld gewesen seien. Die FDP-Abgeordnete Hildegard Hamm-Brücher fragt mit Tränen in den Augen, was der Pazifismus mit dem Judenhass der Nazis zu tun gehabt habe.

Geißler weist die Kritik anschließend im NDR zurück. Mit seiner Bemerkung habe er nicht den Pazifismus des KZ-Häftlings Carl von Ossietzky gemeint, sondern die pazifistischen Strömungen in Frankreich und England, die eine "Appeasement-Politik" gegenüber den Nazis ermöglicht hätten. Diese Beschwichtigungspolitik habe Hitler ermutigt, andere Länder zu überfallen und seine rassistische Politik bis zum Massenmord auszutoben. Diese Argumentation hält der Friedensaktivist Stefan Philipp auch rückblickend für infam. Er hat 1983 den Protest gegen die Nachrüstung mitorganisiert und gehört zur Deutschen Friedensgesellschaft, einem Verband politischer Pazifisten und Kriegsdienstverweigerer. Auschwitz habe "komplett und nur in der Verantwortung der Deutschen" gelegen, sagt Philipp. Heiner Geißler, der seit 2007 Mitglied beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac ist, hat seine Aussage von damals bis heute nicht zurück genommen: "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es eine richtige Beurteilung war." Die Demokratie sei ihm wichtiger gewesen als "ein reiner Kirchhofsfrieden", so Geißler.

Klick
 
18. June 2008, 10:18   #168
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
16. Juni 1958: Ungarns Ministerpräsident Imre Nagy hingerichtet

Kommunistenführer, die zu echten Volks- und Nationalhelden aufgestiegen sind, hat es nicht viele gegeben. Der Ungar Imre Nagy ist einer von ihnen. Über 30 Jahre lang gilt der Bauernsohn aus Kaposvar in seiner Heimat wegen seiner standfesten freiheitlichen Gesinnung während des Volksaufstandes von 1956 als verfemter Hochverräter. Heute verehren ihn seine Landsleute als Märtyrer der Demokratie. Seine politische Laufbahn beginnt der gelernte Landmaschinenschlosser im Ersten Weltkrieg in russischer Kriegsgefangenschaft. Dort verschreibt sich der ungarische Soldat dem Bolschewismus und kämpft nach der Oktoberrevolution als Sowjetbürger gegen das bürgerliche Lager.

Imre Nagy macht als Mitarbeiter des Philosophen und Staatstheoretikers Nikolai Bucharin Parteikarriere, bleibt dabei aber, wie der Historiker Joachim von Puttkamer schreibt, "ein recht blasser Kader-Kommunist". Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt Nagy als Landwirtschaftsminister nach Ungarn zurück. Beim Volk ist der freundliche, ohne Bonzen-Attitüde auftretende Schnauzbart mit dem Zwicker auf der Nase sehr beliebt. Als Stalin 1953 stirbt und die Ungarn einen freiheitlichen "Neuen Kurs" ansteuern, wird der Mann aus der zweiten Reihe überraschend zum Ministerpräsidenten gewählt. Einige Punkte seines extrem reformorientierten Programms kann er verwirklichen, dann wechselt der Wind. 1955 wird Nagy abgesetzt und als "Rechtsabweichler" aus der Partei ausgeschlossen.

Doch dann leitet Nikita Chruschtschow in der UdSSR die Entstalinisierung ein und im Warschauer Pakt herrscht wieder Tauwetter. In Ungarn gehen immer mehr Menschen auf die Straße und fordern "Freundschaft mit sämtlichen Ländern" sowie ein Ende des allgegenwärtigen Terrors. Als sich die revolutionären Ereignisse im Oktober 1956 zu einem Volksaufstand zuspitzen, wird der gemütlich wirkende Nagy als Ministerpräsident reaktiviert, um die außer Kontrolle geratenen Massen zu beruhigen. Aber der Aufstand eskaliert und Imre Nagy stellt sich gegen die Betonkommunisten um Parteichef János Kádár auf die Seite des Volkes. Er fordert den Abzug der Roten Armee, kündigt ein Mehrparteiensystem an und unterschreibt damit sein Todesurteil. Nachdem die Sowjets den Aufstand niedergewalzt und in ein Blutbad verwandelt haben, lässt Kádár, der neue starke Mann Ungarns, seinen verhassten Gegenspieler in einem Geheimprozess aburteilen.

Am 16. Juni 1958 wird der 62-jährige Imre Nagy im Hof des Zentralgefängnisses von Budapest aufgehängt. Die Leiche verscharrt man in der hintersten Ecke des Zoos, da, wo auch die Tiere vergraben werden. 30 Jahre später liegt das kommunistische System in den letzten Zügen und János Kádár tritt als Parteichef zurück. Das Oberste Gericht rehabilitiert den Freiheitskämpfer Imre Nagy in allen Punkten. Am 16. Juni 1989, dem Jahrestag der Hinrichtung, wohnen 600.000 Ungarn der Umbettung von Nagys Gebeinen in ein Ehrengrab bei. Es ist der Tag, an dem sein Henker Kádár in einem Budapester Krankenhaus stirbt.

Klick
 
18. June 2008, 10:21   #169
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
17. Juni 1918: Weltweite Seuche fordert Millionen Opfer

Dem Sterben auf dem Schlachtfeld folgt das Sterben auf dem Krankenbett. Zum Ende des Ersten Weltkriegs wird die Welt von einer Seuche heimgesucht. Man nennt diese alle betreffende Seuche (deshalb "Pandemie") die "Spanische Grippe", denn die ersten Meldungen über ihr Auftreten kommen aus Spanien. Das Land ist nicht in den Ersten Weltkrieg verwickelt, deshalb gibt es hier keine Nachrichtenzensur. Tatsächlich bricht die Seuche jedoch schon früher in den USA aus. Aus Kansas sind erste Fälle für den März 1918 beschrieben. Von hier aus gelangt der Erreger mit den Truppentransporten nach Europa.

Weltweit sterben unterschiedlichen Schätzungen zufolge mindestens 27 Millionen, vielleicht sogar 50 Millionen Menschen an dieser Grippe, die meisten innerhalb kurzer Zeit. Fast jeder Mensch erkrankt während der drei Wellen der Seuche zwischen 1918 und 1920 einmal an ihr. Die Krankheit fordert also weit mehr Opfer als der Weltkrieg. Die meisten Todesfälle gibt es in Indien, Russland und Europa. In Deutschland erliegen mehr als 300.000 Menschen der Infektion. Im Europa der Kriegs- und Nachkriegszeit wird die Seuche jedoch verharmlost, die Berichterstattung teilweise unterdrückt, und so bleiben auch die Maßnahmen gegen ihre Ausbreitung halbherzig. Kriegschaos und Hunger machen es der Krankheit leicht. Zugleich verdecken sie auch die Ursache des Sterbens. Ein effektives Gegenmittel gibt es nicht, denn der Krankheitserreger ist unbekannt. Bis heute ist die wohl größte Pandemie der Menschheitsgeschichte weit weniger bekannt als etwa die Pest des späten Mittelalters.

Der Influenza-Virus wird erst 1933 entdeckt. Und erst in den 1990er Jahren gelingt es Forschern, in gefrorenen Leichen in Alaska den Erreger von 1918 zu isolieren. Sie nennen ihn "H1N1, Subtyp A". Heute steht ein später Verwandter, H5N1 - der Erreger der Vogelgrippe - in den Schlagzeilen. Dass er auf Menschen übergreifen und eine Pandemie auslösen könnte, halten Forscher durchaus für möglich.

Klick
 
18. June 2008, 10:22   #170
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
18. Juni 1968: Alkoholismus als Krankheit anerkannt

Die Deutschen sind ein trinkfestes Volk. Im Land der Dichter und Denker gilt Alkoholkonsum als berauschendes Mittel gegen schlechte Stimmung und kreativen Stau. "Es ist ein Brauch seit alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör", lautet ein süffiger Reim von Wilhelm Busch, "Rotwein ist für alte Knaben / eine von den besten Gaben" ein anderer. Und der Weimarer Geheimrat Goethe schenkt gleich noch einen nach: "Solange man nüchtern ist, gefällt das Schlechte", heißt es beim Dichterfürsten. "Wenn man getrunken hat, weiß man das Rechte."

Aber im Geist des Weines, des Bieres und des Alkopops steckt oft der Teufel. Übermäßiger Alkoholkonsum kann süchtig machen. Er führt nicht zu dichterischen Höhenflügen, sondern zu körperlichem und geistigem Verfall. Die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) zieht deshalb die Reißleine. Sie definiert Alkoholismus 1952 offiziell als Krankheit. Alkoholkranke sind "exzessive Trinker, deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht, dass sie deutliche geistige und körperliche Störungen oder Konflikte in ihren mitmenschlichen Beziehungen, ihren sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen, oder sie zeigen Vorstadien einer solchen Entwicklung", definiert die WHO. "Daher brauchen sie Behandlung". Am 18. Juni 1968 zieht das Bundessozialgericht nach. Seither können sich Alkoholkranke in Deutschland für ihre Entziehungskur in ambulante oder stationäre Behandlung begeben. Die Kosten der Therapie übernimmt die Kranken- oder Rentenversicherung.

Trotzdem gilt der übermäßige Genuss von Alkohol vor allem unter Jugendlichen hierzulande immer noch als Kavaliersdelikt. Das "Komasaufen" ist ein beliebter Freizeitspaß. 2007 landen knapp 20.000 Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus. In Deutschland konsumieren Schätzungen zufolge über 11 Millionen Menschen Alkohol auf problematischem Niveau, bis zu 1,5 Millionen Bundesbürger gelten als abhängig. Vielleicht sollte sich das Volk der Dichter und Denker statt an Wilhelm Busch und Goethe lieber an Martin Luther orientieren. Der hatte bereits im 15. Jahrhundert geschrieben: "Es ist leider gantz Deutschland mit dem Sauffen Laster geplagt".

Klick
 
19. June 2008, 09:40   #171
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
19. Juni 1908: Ottmar Kohler wird geboren

"Wenn ich Ihnen erzähle, dass ich in einem Arbeitslager im Winter bei 30 Grad Frost eine Gehirnoperation mit den Instrumenten gemacht habe, die ich mir von der Schreinerei und der Schlosserei geborgt habe, dann werden Sie verstehen, was das bedeutet: mit kümmerlichsten Mitteln improvisieren." Der Arzt Ottmar Kohler schildert seine Erlebnisse nach elf Jahren russischer Kriegsgefangenschaft. Er kommt Silvester 1953 nach Deutschland zurück und wird am Kölner Bahnhof von Kanzler Konrad Adenauer (CDU) begrüßt. Sein Ruf als aufopferungsvoller Arzt ist Kohler vorausgeeilt. Er hat von November 1942 bis zur deutschen Kapitulation im Februar 1943 als Chirurg im umkämpften Stalingrad operiert und anschließend während seiner Gefangenschaft. Auch Romanautor Heinz Günther Konsalik hört Erzählungen über Kohler, kennt ihn aber nicht persönlich. Auf dieser Basis schreibt Konsalik sein Buch "Der Arzt von Stalingrad", das 1956 erscheint und vier Millionen Mal verkauft wird. Zwei Jahre später wird der Roman verfilmt. Die Hauptrolle darin spielt O.E. (Otto Eduard) Hasse.

Das Wort "Stalingrad" im Titel von Buch und Film führt in die Irre. Die Handlung spielt in einem Gefangenenlager, das irgendwo in Russland sein könnte. Die Gräuel des Russlandfeldzuges der Wehrmacht kommt nur in einem einzigen Satz vor: "Sie haben halb Russland kaputt gemacht und jetzt weinen Sie, weil Sie es wieder aufbauen müssen", lässt Konsalik eine schöne russische Ärztin sagen. Buch und Film sind nach Einschätzung des Heidelberger Geschichtsprofessors Wolfgang Eckart voller Klischees, die dem deutschen Zeitgeist der 50er Jahre entsprechen. Konsaliks Botschaft lautet demnach: Die Deutschen sind den Russen als Ärzte und Menschen überlegen. Das Bild des deutschen Mediziners soll ins rechte Licht gerückt werden. Denn der Nürnberger Ärzteprozess hat 1946 gezeigt, dass SS- und Wehrmachtsärzte an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren. Als Reaktion darauf zeichnet "Der Arzt von Stalingrad" ein "karitatives, heldisches, aufopferndes" Bild des deutschen Arztes, sagt Medizinhistoriker Eckart. Dieses Arztbild knüpfe an das Arztbild an, das "die Nationalsozialisten in ihrer Propaganda bereits gestrickt hatten."

Viel ist über den am 19. Juni 1908 in Gummersbach geborenen Ottmar Kohler nicht bekannt. Er hat über seine Erfahrungen weitgehend geschwiegen. Im einzigen Tondokument erzählt er 1954 von seiner Gefangenschaft in den Lagern rund um Stalingrad: "Ich war ununterbrochen als Arzt eingesetzt und nur ein Jahr zur körperlichen Arbeit." Ein Held wie im Film ist Kohler nicht. Als er aus der Kriegsgefangenschaft kommt, muss er sich wie alle Spätheimkehrer in die deutsche Gesellschaft eingliedern. Sein Traum, Professor zu werden, erfüllt sich nicht. Er arbeitet als Chirurg an der Kölner Uniklinik und am städtischen Krankenhaus in Idar-Oberstein. Seine ehemaligen Kollegen sagen, der Ruhm, die Vorlage für einen Roman gewesen zu sein, habe wie ein unpassendes Etikett an ihm gehaftet. Ottmar Kohler stirbt am 27. Juli 1979 im Alter von 71 Jahren in Idar-Oberstein.

Klick
 
20. June 2008, 10:05   #172
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
20. Juni 1953: Erste Vorführung mobilen Telefonierens

Konrad Adenauer will jederzeit erreichbar sein. Deshalb bestellt sich der erste Bundeskanzler Deutschlands 1952 gleich zwei Telefone für mobiles Telefonieren. Mit einem heutigen Handy allerdings sind die Apparate, von denen einer in die Staatskarosse eingebaut wird, kaum zu vergleichen. 16 Kilogramm schwer, füllt er den ganzen Kofferraum. Die Verbindungskabel, die ihn über eine zusätzliche Autobatterie mit Strom versorgen, sind dick wie Wasserschläuche. 8.000 Euro kostet Adenauers Mobilitätswunsch den Steuerzahler: mehr als das durchschnittliche Jahresgehalt eines Facharbeiters. Weiteres Manko: Mobiltelefonie ist noch weitgehend unbekannt. Adenauer bleibt also nichts anderes übrig, als ins Festnetz zu telefonieren.

Erstmals öffentlich vorgeführt wird das mobile Telefonieren am 20. Juni 1953. Auf dem Münchner Verkehrssalon spricht eine junge Blondine vom VW Käfer aus mit dem Bonner Postminister. Die Verbindung stöpselt noch das Fräulein vom Amt in Düsseldorf. Fünf Jahre später macht das so genannte A-Netz des "öffentlich-beweglichen Landfunkdienstes" mobiles Telefonieren unter Politikern und Industriebossen populär. Rund 600 Vermittlungskräfte sind für die Teilnehmer Tag und Nacht im Einsatz. Zuvor müssen sich die Gesprächsteilnehmer allerdings über andere Wege darüber verständigen, wo sie sich gerade befinden, damit die Kommunikation überhaupt funktioniert. Denn Deutschland ist in 40 Kilometer breite, wabenförmige "Funkzellen" eingeteilt, die am Gerät eingestellt werden müssen. Fährt man aus einer solchen Funkzelle heraus, bricht die Verbindung ab und muss für die neue Funkzelle vom Vermittler neu aufgebaut werden.

Das ABC deutscher Mobilfunkgeschichte ist schnell erzählt: Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 1972 wird das A-Netz vom B-Netz abgelöst, bei dem der Kunde seinen Gesprächspartner endlich über eine Wählscheibe selbst anrufen kann. Das C-Netz schafft zwölf Jahre später für 800.000 Teilnehmer erstmals flächendeckend Gesprächsbereitschaft. 1992 kommt das digitale D-Netz mit neuen Telefonanbietern und macht mobiles Telefonieren endgültig zum Massenphänomen: 2007 werden allein in Deutschland 32 Millionen neue Handys verkauft.

Klick
 
23. June 2008, 14:50   #173
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
21. Juni 1923: Eis am Stiel wird patentiert

Als Kind ist der Amerikaner Frank Epperson vergesslich. 1905 lässt der Elfjährige, der später als Limonadenhersteller Karriere macht, seine Brause samt Löffel an einem Winterabend bei Minusgraden auf der Veranda stehen. 18 Jahre später erinnert sich Epperson an seine kindliche Vergessenheit und erkennt in der Limo am Stiel eine sommerliche Geschäftsidee.

1923 lässt sich Epperson seine Brause am Stiel als "fortschrittliche Methode, gefrorene Süßware in attraktiver Form und angebrachter Weise verzehren zu können, ohne sie dabei durch Kontakt mit Hand, Teller, Gabel oder Sonstigem beschmutzen zu müssen", patentieren. Doch Epperson ist nicht der einzige, der ein handliches Eis erfindet. Im gleichen Jahr hat sein Landsmann Harry Burst die Idee zu einem am Stock gefrorenen Vanillebrocken samt Schokoüberzug. In Deutschland versüßt die Erfindung der beiden Amerikaner als "Steckerl-Eis" zunächst den Kindern die heißen Sommertage. Später finden auch die Erwachsenen am Freibad-Kiosk Gefallen daran. In den fünfziger Jahren, als in vielen Haushalten erste Kühltruhen stehen, wird das heimische Eis am Stiel zum flüchtigen Statussymbol der Wirtschaftswunderjahre. Zwischen 1977 und 1988 feiert eine gleichnamige Teeniekomödie aus Israel Eis in acht Kinofilmen am Stil als Inbegriff der (sexuellen) Befreiung.

Heute produzieren High-Tech-Maschinen bis zu 30.000 Eis am Stiel pro Tag. Stündlich werden so allein in Deutschland 15.000 Holz- und Plastiksteckerl in die Eismassen gerammt. Kein Wunder: Denn mit acht Litern Eis im Jahr isst Otto Normalverbraucher heute die zehnfache Menge Eis wie noch vor fünfzig Jahren.

Klick
 
23. June 2008, 14:57   #174
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
22. Juni 1983: Bodenverseuchung in Dorstfeld wird bekannt

Hans-Dieter Kaminski ist geschockt. Beim Ausheben der Baugrube für sein neues Eigenheim war der Bagger auf eine stinkende Erdschicht gestoßen. Mit Fundamentresten einer alten Kokerei hat er auf dem ehemaligen Industriegelände rechnen müssen. Dafür war das Grundstück in der neuen Siedlung Dorstfeld-Süd, das er 1980 von der Stadt Dortmund gekauft hatte, auch besonders günstig gewesen. Nun aber weigert sich selbst die Deponie in Dortmund, die offenbar chemieverseuchte Erde anzunehmen. Noch unglaublicher: Das sofort alarmierte Gesundheitsamt analysiert Bodenproben - und erklärt sie für unbedenklich. So bleibt Kaminski und seinen ähnlich betroffenen Nachbarn nichts übrig, als weiterzubauen und das lang ersehnte Eigenheim mit mulmigen Gefühlen zu beziehen. Die Probleme lassen nicht lange auf sich warten.

Anfang 1983 ist der Chemie-Gestank in den Straßen und Häusern der Eigenheim-Siedlung Dorstfeld-Süd kaum noch auszuhalten. Die Betroffenen gründen unter Führung von Hans-Dieter Kaminski eine Bürgerinitiative und zwingen die Stadt, endlich ein Bodengutachten in Auftrag zu geben. Am 22. Juni 1983 verkündet Professor Hans-Werner Schlipkötter vom Düsseldorfer Hygiene-Institut das erschreckende Ergebnis. Die Erde auf dem ehemaligen Kokerei-Gelände strotzt nur so von Giften, darunter hochgradig Krebs erregendes Benzpyren und das Leukämie erzeugende Benzol. Die meisten Bewohner haben nur noch einen Gedanken: Weg von hier, egal wie. Doch dafür fehlt das nötige Geld. Die Stadt Dortmund weigert sich hartnäckig, die Betroffenen zu entschädigen.

Als Hauptverantwortlicher für das Umwelt-Desaster steht die Harpen AG als frühere Besitzerin des Geländes am Pranger. Der Konzern lehnt aber Schadenersatzansprüche ab und argumentiert, das Gelände sei eigentlich als neuer Industriestandort vorgesehen gewesen und erst 1979 von der Stadt Dortmund plötzlich als Wohngebiet ausgewiesen worden. Über zwei Jahre lang wird der Rechtsstreit auf dem Rücken der Geschädigten ausgetragen; dann stellt das Oberverwaltungsgericht Münster die Harpen AG als mutmaßlichen Hauptverursacher fest. Nach langem Hin und Her kauft die Stadt die betroffenen Häuser auf und erstellt ein Sanierungskonzept. Als Lehre aus dem Fall Dorstfeld richtet Dortmund ein Umweltamt ein. Um die Sanierung von alten Industrie-Standorten künftig systematisch angehen zu können, entsteht in Kooperation mit ähnlich betroffenen Städten das so genannte Altlastenkataster.

Klick
 
23. June 2008, 15:02   #175
Jules
 
Benutzerbild von Jules
 
Registriert seit: September 2002
Ort: Nähe Düsseldorf
Beiträge: 2.352
23. Juni 1988: Der deutsche Aktienindex DAX wird vorgestellt

Frank Mella hat sich um Deutschland verdient gemacht. Der Frankfurter Finanzjournalist ist der Erfinder des DAX, des Deutschen Aktienindexes. Für diese Leistung darf er sich heute mit dem Bundesverdienstkreuz schmücken. Denn der DAX hat endlich Transparenz in das zuvor selbst für Experten schwer überschaubare Geschehen am deutschen Aktienmarkt gebracht. Im Auftrag der Frankfurter Wertpapierbörse beseitigt Mella das Nebeneinander etlicher verschiedener Indizes und entwickelt den einen maßgeblichen Index zur Bewertung der Befindlichkeit deutscher Top-Unternehmen. Doch als Mella am 23. Juni 1988 sein neues Börsenbarometer präsentiert, ahnt er selbst nicht, welche Investitionsfreude er damit unter Deutschlands Geldanlegern auslöst.

Im Grunde ist der DAX nichts anderes als ein überdimensionaler Einkaufskorb. Die Ware darin sind die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften, das Tafelsilber der heimischen Wirtschaft. Ihr Kurswert, zusammengefasst und nach einer von Mella entwickelten Formel berechnet, bildet den Deutschen Aktienindex. Der wird anfangs noch umständlich von Börsenhändlern mit Bleistift und Papier ermittelt - zunächst alle halbe Stunde, dann viertelstündlich und seit Einführung des Computerhandels Ende der 90er Jahre sogar jede Sekunde. Seither zeigt der DAX mit einer einzigen Zahl die aktuelle Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett an. Mit 1.163 Punkten geht er am 1. Juli 1988 an den Start. Volle fünf Jahre braucht er, um sich auf 2.000 Punkte hinauf zu arbeiten. Nach einigen Tiefs wie etwa durch die Asien-Krise 1997 bringt schließlich der Börsengang der Deutschen Telekom den Durchbruch für den DAX.

Animiert durch "Tatort"-Kommissar Manfred Krug investieren hunderttausende Kleinanleger ihr Erspartes erstmals in Aktien und lösen damit einen unvergleichlichen Börsen-Hype aus. Die Deutschen entdecken den Spaß am Spekulieren und treiben den Kurs in Schwindel erregende Höhen. Mit 8.136 Punkten erreicht der DAX im März 2000 sein absolutes Allzeit-Hoch. Dann bricht die Spekulationsblase, angefeuert durch den Verfall von T-Aktie und Neuem Markt, in sich zusammen. Eigentlich nichts Besonderes für das Geschehen an einer Börse, erklärt Frank Lehmann, prominenter Aktienspezialist der ARD: "Gier und Panik - zwischen diesen beiden Polen spielt sich das Börsenleben immer ab." Nach dem Beinahe-Crash sucht die Masse der düpierten Kleinanleger um Milliarden erleichert das Weite. Beim folgenden Aufwärtstrend sind die Börsenprofis dann weitgehend wieder unter sich. Inzwischen peilt der DAX erneut Bestmarken an und hat sich auf den internationalen Finanzmärkten als zuverlässiger deutscher Börsenindex etabliert.

Klick
 
Antwort

  Skats > Interessant & Kontrovers > Das Leben




Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 00:04 Uhr.


Powered by vBulletin, Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.
Online seit 23.1.2001 um 14:23 Uhr

Die hier aufgeführten Warenzeichen und Markennamen sind Eigentum des jeweiligen Herstellers.