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26. September 2007, 07:31   #301
Jules
 
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26. September 1902: Todestag Levi Strauss

Levi Strauss (* 26. Februar 1829 in Buttenheim; † 26. September 1902 in San Francisco; eigentlich Löb Strauß) war ein deutsch-amerikanischer Industrieller und der Erfinder der Jeans.

Leben
Strauss wurde unter dem Namen Löb Strauß im oberfränkischen Buttenheim bei Bamberg als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater, Hirsch Strauß, ein armer Hausierer, starb an Tuberkulose, als Löb 16 Jahre alt war. Die vielköpfige Familie geriet in wirtschaftliche Not. 1847 wanderte seine Mutter Rebecca mit den jüngsten Kindern – ihm und zwei seiner Schwestern – nach Amerika aus. Sie folgten damit den beiden ältesten Strauss-Brüdern nach New York, die sich dort ihr Brot durch Textilhandel verdienten. Strauss nannte sich fortan Levi, erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft und betätigte sich im Geschäft der Brüder.

Die Nachricht von Goldfunden verbreitete sich unterdessen von der amerikanischen West- an die Ostküste. 1853 schloss Levi Strauss sich dem Goldrausch an und zog nach San Francisco. Sein Schwager, sein Bruder Louis und er gründeten dort einen Handel für Kurzwaren und Stoffe. Das Sortiment ergänzten ferner Dinge wie Zahnbürsten, Hosenträger, Knöpfe und Ausgehkleidung für die rauen Wildwest-Pioniere.

Da er zuvor mit Kleidung und Kurzwaren umgegangen war, hatte Levi Stoffballen, Zeltplanen und Nähzeug mitgenommen. Er fand bald heraus, dass die Goldgräber bei ihrer harten Arbeit strapazierfähige Hosen benötigten. Seine ersten Hosen ließ er von einem Schneider aus den mitgebrachten Zeltplanen anfertigen. Angeblich war der erste Kunde seiner Hosen von diesen so begeistert, dass er die ganze Nacht durch die Stadt zog und jedem davon erzählte.

Die ersten Hosen waren noch braun und wurden von Hosenträgern gehalten. Bald stieg Strauss auf Denim um, einen Baumwollstoff, der mit Indigo blau gefärbt wurde. Die Nähte der Hosentaschen waren jedoch nicht robust genug, da die Goldgräber ihre Hosentaschen mit allerhand Material aus den Minen voll stopften.

Im Dezember 1870 kam der aus Reno stammende Schneider Jacob Davis auf die Idee, die Ecken der Hosentaschen und das untere Ende des Hosenlatzes mit Nieten eines Pferdegeschirrs zu verstärken. Weil ihm Geld fehlte für die Patentierung seines 1872 entwickelten Verfahrens, wandte er sich an Levi Strauss, der ihm Tuchballen lieferte. Strauss unterstützte das Vorhaben und erhielt am 20. Mai 1873 ein Patent zusammen mit Davis darauf. Die vernieteten Waist Overalls stießen auf eine riesige Nachfrage. Bis zum Jahresende wurden 5875 Dutzend Hosen und Mäntel aus Denim verkauft. Zwei Fabriken produzierten diese Hosen. Zehn Jahre später waren bereits 535 Angestellte für das Unternehmen tätig.

1890 gründete Strauss die Levi Strauss & Company. Im Jahr 1902 starb der Textilproduzent plötzlich und unerwartet in seinem Haus in San Francisco, in dem er mit der Familie seiner Schwester Fanny lebte. Die Firma hinterließ er seinen vier Neffen, da er selbst keine Kinder hatte. Er wurde auf dem „Hills of Eternity“-Friedhof in Colma südlich von San Francisco beerdigt.

Der Konzern
Aus dem von Levi Strauss mitgegründeten Unternehmen entwickelte sich ein international ausgerichteter Konzern. Rund 10.700 Beschäftigte stellen die Produktion sicher, die in 100 Ländern ihre Käufer findet. Aufgrund der hohen Kosten werden mittlerweile keine Levi’s-Jeans mehr in den USA genäht. Die europäische Produktion kommt mittlerweile aus einem Werk in Polen.

Produziert werden neben der bekannten Jeansmarke Levi’s 501 mittlerweile auch die Marken Dockers, unter der vor allem Baumwollhosen im Chinostil hergestellt werden, und Silvertab.

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27. September 2007, 08:23   #302
Jules
 
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27. September 1952: Erich Ollenhauer wird SPD-Vorsitzender

Elf Jahre lang führt er die deutschen Sozialdemokraten durch stürmische Zeiten. Doch bekannter als er selbst ist bis heute ein nach ihm benanntes Gebäude: das Erich-Ollenhauer-Haus in Bonn, bis zum Regierungsumzug nach Berlin die Bundesparteizentrale der SPD. Unter den parlamentarischen Protagonisten seiner Zeit gilt der 1901 geborene Maurer-Sohn als ausgesprochener Kaltblüter. Genossen, die ihn seit Jahrzehnten kennen, behaupten, dass Ollenhauer nie die Nerven verloren hat. Selbst der politische Gegner attestiert dem nach Kriegsende aus der Emigration Zurückgekehrten außergewöhnliche Fairness und Rechtschaffenheit sowie einen unermüdlichen Arbeitswillen.

Ollenhauers große Stunde schlägt am 27. September 1952 in Dortmund. Fünf Wochen zuvor ist sein engster Weggefährte Kurt Schumacher, erster Nachriegsvorsitzender der SPD, nach schwerer Krankheit gestorben. Ollenhauer gilt in jeder Beziehung als der loyale politische Testamentsverwalter Schumachers. Der Parteitag der Genossen in der Westfalenmetropole steht vor der Aufgabe, einen Nachfolger für den charismatischen, schwer kriegsversehrten Schumacher im Partei- und Fraktionsvorsitz zu wählen. In einer programmatischen Rede skizziert Ollenhauer seinen Kurs, mit dem er im kommenden Jahr den Wahlsieg über Bundeskanzler Konrad Adenauer erringen will. Innenpolitisch fordert er Planwirtschaft und Mitbestimmung, in der Außenpolitik klare Abgrenzung von Adenauers Zielen der Westintegration und Anerkennung der Teilung Deutschlands.

Kaum hat Ollenhauer seine Rede beendet, brandet stürmischer Beifall auf, springen die Delegierten von ihren Sitzen. Versammlungsleiter Fritz Henßler erklärt: "Ich glaube, in diesem Augenblick hat der Parteitag schon eine Entscheidung vorweggenommen." Nach kurzer Pause wählt das Plenum Ollenhauer mit der überwältigenden Mehrheit von 357 bei 363 gültigen Stimmen zum neuen SPD-Vorsitzenden. Mit dem Lied "Wann wir schreiten Seit an Seit" besiegeln die Delegierten die Kür des bei der Basis äußerst beliebten Genossen von altem Schrot und Korn. Obwohl Ollenhauer nicht nur die kommende, sondern auch die darauffolgenden Wahlen gegen Adenauer verliert, wird er bis zu seinem Tod am 14. Dezember 1963 immer wieder mit ähnlich hohen Ergebnissen in seinen Ämtern bestätigt. Als größtes Verdienst Ollenhauers - teils auch gegen seine eigenen Überzeugungen, gilt die organisatorische und programmatische Erneuerung der SPD, die 1959 im Godesberger Programm festgeschrieben wird.

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28. September 2007, 07:35   #303
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28. September 1942: Kriminalschriftstellerin Donna Leon geboren

Irgendwann 1992 steht die damals 50-jährige Amerikanerin Donna Leon mit dem sizilianischen Dirigenten Gabriel Levero und seiner Frau in dessen Garderobe in Venedigs Opernhaus La Fenice. Die Gruppe beginnt über einen jüngst verstorbenen deutschen Dirigenten zu lästern, der, wie sich Leon erinnert, "ein ziemliches Ekel gewesen ist. Und einer von uns, ich weiß nicht mehr wer, sagte, oh, er könnte gleich hier in der Garderobe umgebracht werden. Und ich dachte mir: hm, eine interessante Idee für einen Krimi". Eine Idee zudem, die Leon mit ihrem ersten Roman "Venezianisches Finale" in Literatur umsetzt: Hier wird der deutsche Dirigent Helmut Wellauer in der Pause des letzten Aktes mit Zyankali vergiftet. Der Roman ist die Geburtsstunde eines der berühmtesten Ermittler der Weltliteratur, dessen Fälle seitdem im Einjahresrhythmus erscheinen: Commissario Guido Brunetti von der Questatura in Venedig.

Donna Leon wird am 28. September 1942 in Montclair, New Jersey, geboren. Auf der Farm ihres Großvaters verlebt sie eine glückliche Kindheit. Mit 23 Jahren verlässt sie ihre Heimat, um unter anderem in China, im Iran, in Saudi Arabien und in Italien zu arbeiten. 1981 zieht sie nach Venedig um, wo sie zunächst als Dozentin für englische Literatur tätig ist, bevor sie sich ganz der Kriminalliteratur verschreibt. Mit dem ruhigen und scharfsinnigen, aber auch leicht melancholischen Familienvater und Feinschmecker Brunetti schafft Leon eine Figur, die den Krimi-Zeitgeist trifft - und die ihren eigenen Vorstellungen eines Partners entspricht: "Ich wollte jemanden, mit dem ich gerne zusammenleben würde."

"Ich habe viele umgebracht", sagt Leon. "Ich bin sicher, es sind mindestens 20". Verteilt sind diese Leichen auf nunmehr 15 Romane, die alle in Venedig - einer Stadt mit sehr geringer Verbrechensquote - spielen und Brunetti als Hauptfigur haben. Leons Bücher stürmen die Bestsellerlisten und werden in 20 Sprachen übersetzt - außer ins Italienische. "Ich möchte nicht an einem Ort leben, wo ich eine Berühmtheit bin", sagt Leon. In Ruhe in Venedigs Gassen ihren allmorgendlichen Cappuccino zu trinken ist der Autorin wichtiger.

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1. October 2007, 09:06   #304
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29. September 1997: Pop Art-Künstler Roy Lichtenstein gestorben

Im Sommer 1961 wickelt Roy Lichtenstein ein Kaugummi aus dem Papier. Unter der Folie findet er ein Comic mit Mickey Maus und Donald Duck, auf dem der Erpel aus Entenhausen beim Fischen seine eigene Jacke angelt. Lichtenstein vergrößert eines der Bilder und malt es in den leuchtenden Primärdruckfarben Blau, Gelb und Rot inklusive der Sprechblase ("Schau Mickey, ich habe einen Dicken gefangen!") mit einer Hundebürste als Pinsel direkt auf die Leinwand. Es ist die Geburtsstunde seiner Künstlerkarriere. "Look Mickey" wird 1962 - im Geburtsjahr der Pop Art - in der berühmten New Yorker Galerie von Leo Castelli ausgestellt und verkauft. Fortan kann Lichtenstein von seinen Gemälden leben.

Lichtenstein wird 1923 in Manhattan geboren. Seine Kindheit ist wohlbehütet: Der Vater verdient sein Geld als Grundstücksmakler, die Mutter ist ganz für ihn und seine jüngere Schwester da. Während der High School besucht Lichtenstein Malkurse, kann sich und seine Familie später aber lange Zeit nicht von der brotlosen Kunst ernähren. Der Durchbruch kommt mit seinen genau kalkulierten, in groben Punkten gerasterten Gemälden nach Comics und Werbeanzeigen, die sich ironisch, aber auch bewundernd mit der schnelllebigen modernen Konsumwelt beschäftigen. Zwar verstößt Lichtenstein damit zunächst kurzzeitig gegen den guten Geschmack der New Yorker Kulturschickeria, die noch dem abstrakten Expressionismus eines Jackson Pollock verfallen ist. Aber die Trendwende kommt: Schon bald bestimmen neben Lichtensteins Arbeiten Andy Warhols Suppendosen und Claes Oldenburgs Stoff-Torten den Kunstbetrieb.

Später entwirft Lichtenstein auch bemalte Skulpturen und rastert berühmte Vorlagen von Picasso, van Gogh oder Mondrian zu Pop Art-Bildern. Dabei sei er bestrebt, "einen kommerzialisierten Picasso oder Mondrian zu machen. Zugleich ist mir sehr viel daran gelegen, mein eigenes Werk zum Kunstwerk werden zu lassen, sodass es auch etwas Weiterführendes an sich hat." So wendet sich Lichtenstein gegen den immer wieder erhobenen Vorwurf, lediglich ein Kopist und kein eigener Künstler zu sein. Lichtenstein stirbt am 29. September 1997 in Manhattan.

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1. October 2007, 09:09   #305
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30. September 1827: Todestag des Dichters Wilhelm Müller

In Wien stößt 1823 ein unbekannter, bettelarmer Komponist auf ein Bändchen romantischer Gedichte und Lieder. Sie gehören zum Kernrepertoire deutscher Männerchöre ebenso wie zum Zitatenschatz der gebildeten Kreise. Verfasst hat sie ein junger Schneiderssohn aus Dessau, der unter Literaten als einer der Großen gerühmt wird. Zunächst vertont der unbekannte Komponist namens Franz Schubert dessen Zyklus "Die schöne Müllerin", später zwölf Lieder unter dem Titel "Die Winterreise".

Nur wenige Uraufführungen seiner Werke sind ihm vergönnt; bereits mit 31 Jahren erliegt Schubert der Syphilis. Der schon ein Jahr zuvor verstorbene junge Dessauer Dichter, Wilhelm Müller, und der unbekannt gebliebene Wiener Komponist haben sich niemals kennengelernt.

In Armut gestorben avanciert Franz Schubert posthum zum verehrten Klassiker und bewunderten Schöpfer des Kunstliedes. Wilhelm Müller dagegen, jener 1794 in Dessau geborene Dichter des romantischen Weltschmerzes, versinkt in der Vergessenheit. Niemand denkt heute noch bei vermeintlichen Volksliedern wie "Am Brunnen vor dem Tore", "Das Wandern ist des Müllers Lust" oder Schuberts "Winterreise" an den Mann, dem Heinrich Heine gesteht: "Es drängt mich sehr Ihnen zu sagen, dass ich keinen Liederdichter außer Goethe so sehr liebe wie Sie." Andere empfinden ebenso. 1925 ergibt eine Bestandsaufnahme, dass außer Schubert 240 weitere Komponisten 123 Werke des heute weitgehend Vergessenen vertont haben.

Das Wandern ist auch Wilhelm Müllers Lust und Leidenschaft. Während seiner vielen Reisen sammelt der Vielschreiber Eindrücke, die er in Gedichten und Liedern, Novellen, Enzyklopädie-Artikeln und Rezensionen verarbeitet. Seine Leidenschaft für den Unabhängigkeitskampf der Griechen gegen die Türken trägt dem politisch engagierten Freigeist den Namen "Griechen-Müller" ein. Im Juli 1827 unternimmt der Autor mit seiner Frau Adelheid eine strapaziöse Rheinreise. Wenige Tage nach der Rückkehr ins heimische Dessau, kurz vor seinem 33. Geburtstag, legt sich Müller abends ins Bett - ausgezehrt, aber ohne besorgniserregende Anzeichen. Es ist der 30. September 1827. Im Schlaf stirbt der rastlose Romantiker - vermutlich an einem Herzinfarkt.

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1. October 2007, 09:11   #306
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01. Oktober 1957: Contergan kommt auf den Markt

Am 1. Oktober 1957 bringt die Firma Grünenthal aus Stolberg bei Aachen ein neues Beruhigungs- und Schlafmittel auf den Markt: Contergan. "Dieses gefahrlose Medikament belastet den Leberstoffwechsel nicht, beeinflusst weder den Bluthochdruck noch den Kreislauf und wird auch von empfindlichen Patienten gut vertragen", behauptet die Werbung. Contergan ist in den Apotheken frei verkäuflich, ohne Rezept. Das Innenministerium in NRW hat das Mittel mit dem neuen Wirkstoff Thalidomid schon ein Jahr zuvor zugelassen. Ein vorgeschriebenes Testverfahren für Medikamente gibt es in Deutschland zu dieser Zeit nicht.

Contergan wird für Grünenthal zum Kassenschlager: Rund 20 Millionen Pillen werden pro Monat verkauft. Das Mittel wird in 40 Länder exportiert. Die Behörden in den USA allerdings lassen Thalidomid nicht zu. Sie halten die Nebenwirkungen für zu wenig erforscht. Auch bei Grünenthal gehen zwischen 1959 und 1961 mehrere tausend Anfragen und Hinweise zu dem Verdacht ein, Contergan könne bei Patienten Nervenschäden hervorrufen. Das Firmen-Labor testet das Mittel an Ratten, findet keine Nervenschäden und hält deshalb einen Zusammenhang nicht für gegeben.

Erst 1961 tauchen Berichte über rätselhafte Missbildungen bei Neugeborenen auf, die mit unvollständigen Gliedmaßen zur Welt kommen. Der Anwalt Karl-Hermann Schulte-Hillen, selbst Vater eines geschädigten Kindes, will die Ursache herausfinden und findet einen Verbündeten in dem Münsteraner Humangenetiker Widukind Lenz. Der untersucht alle Fälle, die ihm bekannt werden, und stößt auf eine Gemeinsamkeit: Die Mütter haben während der Schwangerschaft Contergan eingenommen. Viele nur eine einzige Tablette. Wie später nachgewiesen wird, reicht diese Dosis aus, um die Missbildungen hervorzurufen.

Im November 1961 informiert Lenz die Firma Grünenthal von seinem Verdacht. Die Firma lehnt es jedoch ab, Contergan vom Markt zu nehmen, auch als sich das nordrhein-westfälische Innenministerium einschaltet. Erst als eine große Tageszeitung von Lenz' Untersuchung berichtet, zieht Grünenthal das Mittel zurück. Inzwischen sind allein in Deutschland über 4.000 Kinder mit Missbildungen geboren. 2.800 von ihnen überleben. 1970 wird ein Prozess gegen die Verantwortlichen bei Grünenthal nach 283 Verhandlungstagen eingestellt. Die Firma zahlt 100 Millionen Mark in eine Stiftung für die Betroffenen, die Bundesregierung zahlt ebensoviel.

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2. October 2007, 07:26   #307
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02. Oktober 1847: Paul von Hindenburg wird geboren

Paul von Hindenburg? Kennen wir noch aus dem Geschichtsunterricht: Der Sieger von Tannenberg, ein Monarchist an der Spitze der Weimarer Republik, ein alterschwacher Mann, der widerwillig Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, sagt der Stuttgarter Geschichtsprofessor Wolfram Pyta. In seiner Hindenburg-Biografie kommt er zum Schluss: Der Reichspräsident ist nicht senil gewesen. Er hat gewusst, was er tut - auch bei der Machtübertragung an Hitler. "Die historischen Zeugnisse, die man nach fast detektivischer Sucharbeit herausfindet, ergeben ein ganz glasklares Bild. Hindenburg war Herr seiner Entscheidungen", sagt Pyta.

Geboren wird Paul von Beneckendorff und von Hindenburg am 2. Oktober 1847 in Posen. Der preußische Adelige geht standesgemäß in eine Kadettenanstalt und wird Offizier. In den deutschen Einigungskriegen fliegen ihm die Kugeln um die Ohren. Eine durchschlägt bei Königgrätz seinen Helm und streift seinen Kopf. Trotzdem kämpft er weiter - wie auch im Krieg gegen Frankreich 1870/71. Hindenburg bringt es im Kaiserreich bis zum General und tritt 1911 in den Ruhestand. Drei Jahre später wird er im Ersten Weltkrieg reaktiviert. Hindenburg wird neuer Oberbefehlshaber der deutschen achten Armee im Osten. Er steigt in Hannover in den Zug und kommt gerade noch passend zur Schlacht von Tannenberg. Geplant haben sie andere. Doch der Sieg über die russische Armee macht ihn populär. Er steigt zum Chef der Obersten Heeresleitung auf.

Im Frühjahr 1918 versucht Hindenburg vergeblich, die Westfront zu durchbrechen. Die Deutschen verlieren den Ersten Weltkrieg. Für die Niederlage macht Hindenburg andere verantwortlich, er verbreitet die Dolchstoß-Legende: Die Heimatfront habe versagt und sei der kämpfenden Truppe in den Rücken gefallen. Hindenburgs neue Chance kommt 1925. Er siegt bei der Reichspräsidentenwahl. Seine politische Vision: Die Gräben in der Gesellschaft sollen nationalistisch überwunden werden, durch eine Volksgemeinschaft. Hindenburg versteht sich als personifizierte Nation. Bis ihm ein "böhmischer Gefreiter", wie Hindenburg Hitler nennt, in die Quere kommt. 1932 treten die beiden bei der Reichspräsidentenwahl gegeneinander an. Der Mythos Hindenburg siegt über den Emporkömmling Hitler. Doch Hindenburgs mehrfacher Wechsel der Reichskanzler und unnötige Neuwahlen stärken die NSDAP. Schließlich liefert der 85-Jährige Deutschland an Hitler aus - ganz bewusst, sagt Historiker Pyta. 1933 sei das eingetreten, was Hindenburg immer angestrebt habe: eine so genannte Regierung der nationalen Konzentration. Paul von Hindenburg stirbt am 2. August 1934. Hitler lässt ihn im Denkmal der Schlacht von Tannenberg beisetzen.

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3. October 2007, 14:55   #308
Jules
 
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03. Oktober 1957: Brandt wird Regierender Bürgermeister von Berlin

Bürgermeister seiner Geburtsstadt mag der 1945 aus skandinavischem Exil heimgekehrte Sozialdemokrat nicht werden. In den Jahren des Widerstandskampfes gegen das Nazi-Regime hat sich der junge deutsche Emigrant international eine große Reputation erworben. Da "kam mir Lübeck ein wenig eng vor", bekennt Willy Brandt später. Viel lieber lässt sich der Hoffnungsträger der SPD von Parteichef Kurt Schumacher in die Frontstadt Berlin entsenden, um dort den Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter während der schwierigen Monate von Blockade und Luftbrücke zu unterstützen.

Für die Berliner ist Willy Brandt ein völlig unbeschriebenes Blatt. Still, aber beharrlich, zielbewusst und mit jungenhaftem Charme, erarbeitet sich Brandt in der geteilten Stadt schnell den Ruf eines "Mannes mit Zukunft". Auch im fernen Bonn horcht man bald auf, wenn der 1949 als Berliner Bundestagsabgeordnete an den Rhein entsandte Brandt in großen Debatten zu gesamtdeutschen Fragen Stellung bezieht. Ein Jahr später zieht er ins Berliner Abgeordnetenhaus ein und wird 1955 zu dessen Präsidenten gewählt. Vehement versucht der politische Gegner, den rasanten Aufstieg Brandts mit einer Verleumdungskampagne zu bremsen: Wegen seiner Emigration in der Nazi-Zeit wird Brandt als feiger Flüchtling und vaterlandsloser Geselle diffamiert.

Doch die auch später immer wieder einsetzende Rufmordkampagne kann Brandt nicht schaden. Am 3. Oktober 1957 wählt ihn die große SPD/CDU-Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus zum Nachfolger des verstorbenen Regierenden Bürgermeisters Otto Suhr. Die Berliner sind begeistert vom jüngsten Landeschef der jungen Bundesrepublik. Sie honorieren, wie sich der 43-jährige Brandt seit Jahren in Bonn für ihre eingekesselte Stadt einsetzt, lautstark Bundeszuschüsse und die Ansiedlung von Behörden einfordert. Und sie schätzen den fröhlichen, volksnahen Charme des "Sonnyboys" unter den Politikern, der mit seiner attraktiven, norwegischen Frau Rut für lange vermissten Glamour im grauen Alltag der Stadt sorgt. Mit dem Bau der Mauer und dem Besuch von US-Präsident John F. Kennedy betritt der künftige erste SPD-Bundeskanzler dann endgültig die Bühne der internationalen Politik.

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4. October 2007, 08:23   #309
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04. Oktober 1997: Gameboy-Erfinder Gumpei Yokoi gestorben

In den siebziger Jahren werden auch in deutschen Kantinen, Kinos und Kaufhäusern klotzige Automaten aufgestellt. Für ein paar Groschen kann man hier per Joystick auf einem Bildschirm zwei Stäbe auf- und abschieben, an denen ein Ball mit Ping-und-Pong-Geräusch hinter die gegnerische Linie bugsiert werden kann. Das legendäre Tele-Tischtennis-Spiel "Pong", von dem schon bald eine heimische TV-Version erhältlich ist, steht am Beginn einer Revolution auf dem Spielesektor. Vorläufiger Höhepunkt ist die erste handliche Spielkonsole "Gameboy", die sich bis heute gegen die Konkurrenz behauptet hat. Erfunden hat sie Gumpei Yokoi von Nintendo.

Gumpei Yokoi wird 1914 geboren. Eigentlich ist der Elektrotechniker beim japanischen Spielkartenhersteller Ninetendo für die technische Wartung innerhalb des Unternehmens zuständig. Als der Konzern in den siebziger Jahren den boomenden Markt der Unterhaltungselektronik für sich entdeckt, wird Gumpei Yokoi nebenbei als Erfinder aktiv. Neben bekannten Spielen wie "Metroid", "Donkey Kong", "Mario Bros" und "Kid Icarus" erfindet er unter anderem eine "Teufelstonne" genannte Kugel-Variante des Zauberwürfels und das digitale Steuerkreuz D-Pad, das inzwischen zum Standard von Spielkonsolen gehört. Noch 2007 wird diese Neuerung bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas mit einem Emmy ausgezeichnet. Gumpei Yokois größte Erfindung aber bleibt der Gameboy, den er als Leiter eines Entwicklungsteams bis zur Marktreife treibt und der 1989 auf den Markt kommt. Vor allem durch die interaktiven Abenteuer des knollennasigen Klempners Super Mario entwickelt er sich zum Exportschlager.

Nachdem eine weitere Spielkonsolenentwicklung floppt, verlässt Gumpei Yokoi 1996 Nintendo und arbeitet anschließend mit wenig Erfolg als Entwickler in seiner eigenen Firma weiter. Seinem Gameboy prophezeit er keine lange Zukunft. Bald schon, so mutmaßt er, werde sein handliches Spielzeug vom "großen Bruder" Computer aufgesaugt. Wie falsch er damit liegt, kann der Erfinder nicht mehr erleben. Gumpei Yokoi stirbt am 4. Oktober 1997 bei einem Autounfall. Bis zu seinem Tod hat sich der Gameboy rund 55 Millionen Mal verkauft.

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5. October 2007, 07:30   #310
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05. Oktober 1992: HipHop-Single "Die da" erobert die Charts

Fantastisch nennen sich die vier reimenden Schwaben. HipHop-Kollege Moses P. vom konkurrierenden Rödelheim Hartreim Projekt hält sie eher für "spastisch. Aber drastisch". Mit ihrem 1992 veröffentlichten Album "4 gewinnt" spalten die Fantastischen Vier die deutschen Rap-Szene. Je höher die CD-Verkaufszahlen steigen, desto lauter höhnen HipHop-Puristen. Der Pop-Sprechgesang der Stuttgarter klingt den an US-Vorbildern orientierten Hardcore-Rappern mehr nach aufgeblasenem Kindergarten-Rap - inspiriert von Grönemeyer, Nena und der Sendung mit der Maus. Als erste deutsche HipHop-Band sind Mikrofonprofessor Smudo, Hausmeister Thomas D., And. Ypsilon und Dee Jot Hausmarke aus dem "politisch korrekten" Getto-Milieu ausgebrochen.

Statt der bislang angesagten, finster-aggressiven Gangsta-Lyrik reimen sie Bravo-kompatible Spaßverse und katapultieren sich damit auf einen Schlag in die Star-Laufbahn. Vor allem der Song, in dem Smudo und Thomas D. entdecken, dass sie sich in dieselbe Frau verliebt haben, entwickelt sich in kürzester Zeit zur Hit-Rakete. "Die da", die Geschichte von der Frau, die freitags nie da ist, entert am 5. Oktober 1992 die deutschen Charts, dudelt auf jedem Sender und bringt der Gruppe am Ende Platin und 800.000 verkaufte CDs ein.

Nach "Die da" spielen die Fantastischen Vier kommerziell in einer Liga mit Westernhagen und Pur. Eben noch in kleinen Clubs unterwegs, düsen die neuen "Helden der Lyrik" (der "Spiegel") nun im Privatjet vom Interview bei MTV zur Schlagersendung von Dieter Thomas Heck. Doch der Erfolg hat eine Schattenseite: Das lustige "Die da"-Image klebt wie Kaugummi an der Band. "Manchmal wache ich schweißgebadet auf und habe die Vision, im Alter auf 'Die da' angesprochen zu werden", klagt Sänger Smudo alias Michael Schmidt. Das 1993 veröffentlichte Album "Die vierte Dimension" leitet deshalb eine Kurskorrektur ein. Mit sperrigen, harten Texten verlassen die Fantastischen Vier die Gute-Laune-Themen und entwickeln einen Stil, der keine importierten Vorbilder abkupfert, sondern die eigene Realität widerspiegelt. Das verstört zwar die Teenie-Anhängerschaft, verschafft den Fantas aber eine Reputation, die sie bis heute regelmäßig mit neuen Hits untermauern.

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8. October 2007, 07:58   #311
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06. Oktober 1887: Geburtstag des Architekten Le Corbusier

Das Vermächtnis von Charles Edouard Jeanneret gilt den einen als pure Offenbarung, den anderen als ärgerliches Missverständnis. Architekturhistoriker und Städteplaner von heute stoßen sich an den widersprüchlichen Leistungen des großen "Räume-Denkers", der sich bei seinem Künstler-Debüt den Namen Le Corbusier gab. Hätten 1925 Jeannerets Pläne zur Umgestaltung seiner Wahlheimat Paris Gestalt angenommen, würde heute außer dem Louvre und ein paar Kirchen nichts mehr an die historische Größe von Frankreichs Hauptstadt erinnern. Dort stände ein geometrisches Paris aus Beton, Stahl und Glas, eine geschichtslose Mega-City mit Plattenbau ähnlichen, 200 Meter hohen Wohnsilos und einem Verkehrssystem, das sich völlig den Erfordernissen der Moderne unterordnet.

Der Mann, der Paris liebt und trotzdem neu erfinden will, wird am 6. Oktober 1887 im Schweizer Jura geboren; sein Vater Kunsthandwerker im Uhrenbau, seine Mutter eine begabte Musikerin. Architektur fasziniert schon den jungen Jeanneret. Bereits als 18-Jähriger baut er sein erstes Haus, eine Villa für seinen Lehrer. 1908 wird er in Paris im Büro des berühmten Beton-Pioniers Auguste Perret aufgenommen. Dort findet der ehrgeizige Visionär das Material, dem er ein Leben lang Form geben wird. Aus einer Seifenkiste einen Palast schaffen, mit den Mitteln der Geometrie Höheres zum Ausdruck bringen, so lautet Le Corbusiers Philosophie, die er selbst radikal umsetzt. Seine in rascher Folge entstehenden Bauten, sowohl Privat- als auch Seriengebäude wie etwa die Stuttgarter Weißenhof-Siedlung, entfachen fruchtbaren Streit und gelten bald als Fundament der Architektur-Moderne.

Baukunst oder Revolution lautet Le Corbusiers Antwort auf die Probleme der modernen Gesellschaft. Trotz seines absoluten Anspruchs zeigt sich der brutale Betonierer aber immer wieder als feinfühliger Gestalter, der dem Beton in seinen besten Bauten sogar poetische Momente abringt, Nichts weniger als die Lösung aller Menschheitsprobleme verlangt der spätere Le Corbusier von der Architektur und verwirklicht seine revolutionären Großprojekte in Marseille und Bogota, in Rio de Janeiro wie im indischen Pandschab. Auch deutsche Trabanten-Wohnstädte gehen auf den Einfluss Le Corbusiers zurück. Der bis ins hohe Alter aktive Vater der Moderne ertrinkt 1965 im Alter von 77 Jahren beim Schwimmen. Frankreich dankt ihm mit einem Staatsakt und einem Grab im Hof des Louvre.

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8. October 2007, 08:01   #312
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07. Oktober 1982: Premiere des Musicals "Cats"

Mit den Helden aus T.S. Eliots Gedichtband "Old Possums Katzenbuch" ist Andrew Lloyd Webber groß geworden. 1977 beginnt er, ihre Geschichten zu vertonen. Dann fragt er Eliots Witwe Valerie, ob er daraus ein Musical machen dürfe. "Ich will nicht, dass sie zu Miezekätzchen werden", soll die alte Dame gesagt haben. "Das ist nicht, was mir vorschwebt", antwortet der Komponist. Er wolle eine "Hot Gossip", eine heiße Klatsch- und Tratschrevue. "Das hätte Tom gemocht", entgegnet Valerie - und steuert noch ein paar unveröffentlichte Manuskripte ihres Mannes bei. "Cats" feiert am 7. Oktober 1982 in New York Premiere. Es wird der größte Erfolg der Musicalgeschichte.

Dabei sieht es zu Beginn der Premierenvorbereitungen alles andere als rosig aus. Zwar hat Lloyd Webber mit Trevor Nunn den renommierten Leiter der Royal Shakespeare Company gewinnen können. Aber Geldgeber sind nur schwer zu finden. Kurzerhand gründet der Komponist eine eigene Produktionsfirma und verkauft für 150 bis 250 Euro Aktien an Freunde, Verwandte und seinen Weinhändler. Auch eine Hypothek auf sein Haus nimmt er auf. 24 Stunden nach der Weltpremiere kann er sie wieder einlösen.

Auch wenn Kritiker im Vorfeld das Musical als kitschig und oberflächlich brandmarken, schauen sich Prominente wie Jackie Kennedy oder Kirk Douglas die Uraufführung an. Das Publikum liebt die mit Liedern in verschiedensten Musikstilen garnierten Episoden rund um die heruntergekommene Hinterhofmieze Grizabella und ihre Freunde Rum Tum Tugger oder Bustopher Jones. Eine aufwändige Choreographie, atemberaubende Kostüme und ein umwerfendes Müllkippenbühnenbild entschädigen für einen nicht vorhandenen Spannungsbogen. 7.485 Mal ist "Cats" allein am New Yorker Broadway zu sehen: 18 Jahre lang.

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8. October 2007, 08:03   #313
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08. Oktober 1792: Wilhelm Mülhens erhält die Formel für "4711"

Bei seiner Hochzeit in der Kölner Glockengasse erhält der 30-jährige Kaufmann Wilhelm Mülhens von einem Mönch ein sorgsam zusammengerolltes Stück Pergament. Mülhens hat den gläubigen Mann vor den Truppen Napoleons versteckt: Das Geschenk zur Vermählung am 8. Oktober 1792 ist der Dank dafür. In der kleinen Rolle befindet sich die Rezeptur für ein Weltimperium des Dufts.

Mülhens braut das erfrischend riechende Wasser, in dem sich unter anderem Zitronen- und Bergamotteöl, Lavendel, Rosmarin und Neroliöl befinden, nach. Sofort erkennt er, dass sich damit Geld verdienen ließe. In der Kölner Glockengasse errichtet er eine Manufaktur, um es zu produzieren. Zunächst wird das Mittel als "Aqua mirabilis" - als Wunderwasser gegen Krankheit aller Art - verkauft. Was später als Parfüm zu Weltruhm gelangt, wird als Medizin, mit Wein vermischt, getrunken. Schon damals ist das belebende "Kölnisch Wasser" legendär: Selbst Napoleon ordert 60 Flaschen Eau de Cologne für seine Hausapotheke. Der französische Feldherr ist es auch, der unbewusst als Namensgeber fungiert. Durch seinen Beschluss, die Kölner Häuser durchzunummerieren, erhält Mühlens' Manufaktur in der Glockengasse die Nummer 4711.

1810 fordert Napoleon die Offenlegung aller Arzneirezepturen. Wilhelm Mülhens umgeht den Aufruf, indem er sein Wunderwasser von nun an als Parfüm offeriert - und sichert damit Generationen seiner Familie den Lebensunterhalt. 1915 wird die Zahl 4711 als Marke ins Reichspatentbuch eingetragen. Seifen, Badesalze und Körperpuder entstehen. Die Mülhens beliefern den russischen Zarenhof ebenso wie den Schah von Persien. Mit "Tosca" öffnen sie ihre Geruchswelt 1921 den synthetischen Düften, mit "Sir Irish Moos" erobern sie 1935 auch die Männer.

Dadurch aber, dass die treuen Kunden mit "4711 Echt Kölnisch Wasser" zusammen altern, gilt das Produkt der Jugend bald schon als anrüchig. Durch Werbeträger wie Gabriela Sabatini oder Elvis-Gattin Priscilla Presley sucht man sie zurückzugewinnen. 1994 wird das Familienunternehmen 4711 an Wella verkauft, neun Jahre später an den amerikanischen Konzern Procter & Gamble. Heute gehen rund 70 Prozent von "4711 Echt Kölnisch Wasser" ins Ausland, vornehmlich nach Japan.

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9. October 2007, 07:59   #314
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09. Oktober 1977: Günter Wallraff präsentiert "Der Aufmacher"

"Esser wie Messer." So stellt sich Günter Wallraff im März 1977 als freier Mitarbeiter in der Hannoverschen Redaktion der "Bild"-Zeitung vor. Wallraffs Markenzeichen: Er schleicht sich unter falschem Namen in Großunternehmen ein und schreibt Enthüllungsreportagen. Bei "Bild" erscheint er geschniegelt und gebräunt, mit viel Rasierwasser und antrainierter Überheblichkeit. Niemand schöpft Verdacht. Hautnah erlebt Wallraff als "Hans Esser" den Redaktionsalltag und notiert, wie "Bild"-Reporter ihre Gesprächspartner überrumpeln, um an rührselige Storys zu kommen; wie "Bild"CDU-Politiker hofiert und sich selbst als Anwalt des kleinen Mannes präsentiert; wie Geschichten zugespitzt und verfälscht werden. Bei "Bild" gehe es nicht um Aufklärung und Verständigung, sondern um "Desinformation, Verhetzung, Emotionalisierung", sagt Wallraff später.

Nach vier Monaten fliegt Wallraff auf. Am 22. Juli 1977 warnt ihn ein Freund telefonisch, dass ein Nachrichtenmagazin über seinen Undercover-Job berichten will. Wallraff bricht seine Arbeit ab und schreibt hastig seine Erlebnisse auf. Am 9. Oktober 1977 präsentiert er sein Buch "Der Aufmacher". Die Reaktionen sind geteilt. Während Kritiker meinen, so funktioniere Boulevard -Journalismus nun einmal, druckt der "Stern" Auszüge aus dem Buch. "Jetzt kann der Leser erfahren, wie Springers Massenblatt die Wahrheit verdreht", heißt es dort. Daraufhin lässt der Axel-Springer-Verlag Dutzende Passagen im "Aufmacher" verbieten. "Bild"-Reporter forschen Wallraffs Privatleben aus, diffamieren ihn als Psychopathen.

Genugtuung verschafft Wallraff 1981 der Bundesgerichtshof. Nach dessen Urteil bedient der Journalist mit seiner umstrittenen Recherche-Methode ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit. Das Gericht spricht mit Blick auf die "Bild"-Zeitung von "Fehlentwicklungen eines Journalismus, der noch Formen des Rechts in Anspruch nehmen mag, aber die Aufgaben der Presse und ihre Verantwortung aus dem Auge verloren hat." Später verbietet das Bundesverfassungsgericht zwar, wörtlich aus der "Bild"-Redaktionskonferenz zu zitieren. Doch auch bei Springer zeigt Wallraffs Buch Wirkung: "Die Redakteure wurden dramatisch vorsichtiger", sagt der spätere "Bild"-Chefredakteur Peter Bartels. Wallraff schreibt zwei weitere Anti-"Bild"-Bücher. Außerdem gründet er einen Rechtshilfe-Fonds für "Bild"-Geschädigte.

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10. October 2007, 09:34   #315
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10. Oktober 1997: Friedensnobelpreis für Anti-Landminen-Kampagne

Landminen gehören zu den heimtückischsten Waffen: Sprengminen zerfetzen Glieder. Splitterminen jagen kleinste Partikel ins Gewebe, die auch durch Operationen nicht entfernt werden können. Hüpfende Minen befördern mit kleineren Sprengladungen den eigentlichen Sprengsatz bis in Bauch- oder Körperhöhe, damit die Explosion die empfindlichsten Körperteile trifft. Pro Jahr werden auf diese und ähnliche Weise weltweit rund 20.000 Menschen verstümmelt oder getötet. Rund 100 Millionen Landminen sind in mehr als 84 Staaten im Boden vergraben - unter anderem in Afghanistan, Kambodscha, Bosnien, Kroatien, Angola und Mosambik.

Anfang der 90er Jahre wird die amerikanische Lehrerin und Entwicklungshelferin Jody Williams durch ihre Arbeit für Vietnamveteranen mit dem Minenproblem konfrontiert. Zusammen mit der deutschen Hilfsorganisation "Medico International" gründet sie eine Kampagne gegen Landminen. Gestartet wird die "International Campaign to Ban Landmines" (ICBL) im Oktober 1992 - zusammen mit anderen Organisationen wie "Human Rights Watch" und "Handicap International". Das Ziel ist das weltweite Verbot von Landminen. Darüber hinaus sorgt die ICBL dafür, dass Minenopfer Prothesen bekommen und Minen geräumt werden. Studien werden erstellt und machen das weltweite Geschäft mit den Waffen sichtbar. Ein Euro kostet die Herstellung einer Mine; 1.000 Euro kostet es, sie zu finden und zu entschärfen.

Rasch erzielt die Kampagne Teilerfolge: Am 10. Oktober 1997 wird ihr der Friedensnobelpreis zuerkannt. Zur Hälfte geht er an die Organisation, zur anderen Hälfte an Jody Williams. Im Dezember 1997 unterzeichnen Vertreter von mehr als 120 Staaten den so genannten Ottawa-Vertrag. Dieses freiwillige Anti-Minen-Abkommen verpflichtet die teilnehmenden Staaten, keine Landminen mehr einzusetzen. Zudem müssen sie auf Herstellung und Handel verzichten. "Es ist das erste Waffenverbot, was unter öffentlichem Druck und öffentlicher Beteiligung entstanden ist", sagt Thomas Gebauer von "Medico International", der die ICBL mitbegründet hat. Mittlerweile haben 155 Staaten den Vertrag unterschrieben. Es fehlen jedoch unter anderem die USA, Russland und China. Doch auch das Ottawa-Abkommen hat Lücken. Es beschränkt sich auf Minen, die gegen Personen gerichtet sind. Splitterbomben und Fahrzeugminen sind nicht verboten, aber genauso gefährlich.

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11. October 2007, 08:09   #316
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11. Oktober 1937: Geburtstag des Fußballers Sir Bobby Charlton

Die bitterste Stunde der deutschen Länderspielgeschichte - in der Karriere von Sir Bobby Charlton ist sie die größte. Als im Londoner WM-Finale 1966 das berühmt-berüchtigte Wembley-Tor fällt (oder nicht), wird Englands Spielmacher mit dem schütteren Haarkranz Weltmeister und kurz darauf zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Zwei Jahre später gewinnt Manchester United mit seinem Kapitän Bobby Charlton gegen Benfica Lissabon als erste englische Mannschaft den Europapokal der Landesmeister; Charlton selbst schießt zwei Tore. Den lange ersehnten Titel hatte das am 11. Oktober 1937 geborene Idol des englischen Fußballs zehn Jahre zuvor schon einmal zum Greifen nah. Damals jedoch zerstörte eine Katastrophe alle Trophäen-Träume.

1958 steht die vom 20-jährigen Jung-Star Charlton angeführte Mannschaft von Manchester United kurz davor, Real Madrid als besten Verein Europas abzulösen. Am 6. Februar, auf dem Rückflug von einem Europacup-Spiel in Belgrad, muss die Maschine der ManU-Mannschaft in München zwischenlanden. Schneesturm setzt ein, doch der Pilot will starten. Beim dritten Versuch stürzt die Maschine über dem Flughafen Riem ab. 23 Passagiere kommen ums Leben, darunter acht Manchester-Profis. Bobby Charlton übersteht den Crash nahezu unverletzt. Unter den psychischen Folgen aber leidet der zuvor so glänzende Balltechniker und Spielgestalter noch lange. "Unverletzt war er davongekommen, aber er konnte nicht mehr lachen. Und wer nicht mehr lachen kann, kann nicht spielen", schreibt ein Sportjournalist über diese Krisen-Jahre.

Mit Unterstützung seines Entdeckers, Manchester-Coach Matt Busby, und einer von Freund und Gegner bewunderten Haltung findet der bescheidene Charlton zurück zum Spiel und zum Erfolg. Vier Jahre nach dem Wembley-WM-Triumph trifft er 1970 im Halbfinale von Mexiko wieder auf Deutschland - eine Hitzeschlacht, die wie das Endspiel von Wembley Geschichte macht, die England aber mit 2:3 verliert. Als Rekord-Nationalspieler mit 106 Einsätzen beendet Bobby Charlton darauf seine Länderspiel-Laufbahn. 1972 hängt er auch das Trikot der "Roten Teufel" von Manchester United endgültig an den Nagel. Für seine Verdienste - insbesondere, dass er in 17 Profi-Jahren nur eine einzige Verwarnung (heute gelbe Karte) erhalten hat - wird der "Gentleman-Fußballer" zunächst zum Sir und 1994 schließlich in den Adelsstand erhoben. Zweifel an der Gültigkeit des Wembley-Tors sind für Sir Bobby Charlton, den fairsten Spieler seiner Zeit, aber auch mit inzwischen 70 Jahren völlig indiskutabel.

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12. October 2007, 07:49   #317
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12. Oktober 2002: Bombenanschläge auf Bali

Kuta, im Süden der indonesischen Insel Bali: Der indische Ozean bricht sich in hohen Wellen am Kilometer langen Sandstrand. Dahinter befinden sich Ferienanlagen, Restaurants und Geschäfte. Der Urlaubsort ist ein billiges Reiseziel, vor allem für junge Leute, die Party machen wollen - ein Mallorca der Tropen, nur ohne Hochhäuser. Am 12. Oktober 2002 sind die Bars und Diskotheken in Kutas Zentrum wie üblich gut besucht. Es ist kurz nach 23 Uhr. Ein Selbstmordattentäter zündet in der "Paddy's Bar" eine Rucksackbombe. Einige Minuten später geht auf der anderen Straßenseite vor dem "Safari-Club" eine Autobombe hoch. Bei den Explosionen sterben 202 Menschen, mehr als 300 werden zum Teil schwer verletzt. Betroffen sind vor allem Ausländer. Unter den Toten sind 88 Australier und sechs Deutsche.

Geplant worden ist die Terrorattacke im Februar 2002 in der thailändischen Hauptstadt Bangkok: Dort findet ein Treffen von Islamisten statt. Mit dabei: Riduan Isamuddin, besser bekannt unter seinem Kampfnamen Hambali. Er gilt als militärischer Kopf der indonesischen "Jemaah Islamiah", die den "Jihad", den Heiligen Krieg, nach Südostasien ausweiten will. Auch Mukhlas, ein Koranlehrer aus Java ist beim Treffen dabei. Ein Afghanistan-Veteran, der wie Hambali als Mudschahedin an der Seite Osama bin Ladens gegen die sowjetische Besatzung gekämpft hat. Im April 2002 legt Mukhlas gemeinsam mit seinem Bruder Amrozi Bali als Anschlagsziel fest. Dort machen vor allem Australier Urlaub, deren Land ein enger Alliierter der Bush-Regierung und bei der Terrorbekämpfung in Indonesien aktiv ist. Mit weiteren Komplizen wird die Tat vorbereitet.

Ende 2002 kommt die indonesische Polizei den Bombenlegern auf die Spur. Mittlerweile hat sich Al-Qaida zu den Anschlägen bekannt. Die Drahtzieher werden verhaftet. Drei von ihnen erhalten die Todesstrafe, einer wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Der mutmaßliche Bombenbauer, der Malaysier Azahari bin Husin, sprengt sich bei seiner Festnahme in einem Haus auf Java im November 2005 in die Luft. Hambali wird von der CIA festgenommen und nach Guantanamo gebracht. Angeblich hat der US-Geheimdienst bereits Ende September 2002 gewusst, dass Islamisten einen Anschlag auf Bali planen. Auch die indonesische und die australische Regierung sollen laut dem ehemaligen australischen Geheimdienst-Chef für Indonesien Warren Read eingeweiht gewesen sein. Terrorwarnungen für Bali hat es aber aus ungeklärten Gründen nicht gegeben.

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13. October 2007, 07:57   #318
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13. Oktober 1962: "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" uraufgeführt

Richard Burton ist außer sich. "Es gibt keine Scheußlichkeit, für die du keinen Preis verdient hättest!", schreit er seiner Ehefrau Elizabeth Taylor entgegen. "Wenn du vorhanden wärest, ließe ich mich von dir scheiden", antwortet die Taylor. Die Szene hat für das Kinopublikum im Jahr 1966 einen besonderen Reiz. Denn wie im Film sind Burton und Taylor auch im richtigen Leben ein Paar. Immer wieder fliegen die Fetzen. Später werden sich die Schauspieler scheiden lassen, um anschließend erneut zu heiraten. Fast scheint es, als würden Taylor und Burton in der Verfilmung von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" sich selber spielen.

Im Grunde erzählt "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" von einem älteren Paar, das sich in einem ständigen Wortschwall an der Grenze des Erträglichen selbst zerstört. Der damals 34-jährige Autor Edward Albee, der bereits 1959 mit seinem absurden Theaterstück "Die Zoogeschichte" bekannt geworden ist, hat das Ehedrama par excellence geschrieben. Am 13. Oktober 1962 hat "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" am New Yorker Broadway Premiere. Das Echo der Presse ist gespalten. "Ein krankhaftes Stück für kranke Leute" urteilt etwa der Daily Mirror. Hingegen lobt die Times Albee als "ersten wichtigen Dramatiker, der den Broadway aus seiner Lethargie rüttelt". Den Zuschauern gefällt die Ehezerfleischung auf der Bühne sowieso. Vor allem Pärchen, so sagt man, sitzen in den Theatersesseln. Das Stück wird ein Riesenerfolg. Auch der Autor ist begeistert.

Mit der Besetzung des Kinofilms unter der Regie von Mike Nichols hingegen ist Albee gar nicht einverstanden. "Ich verstand die kommerziellen Gründe dahinter", wird er später sagen. "Aber Elizabeth war 20 Jahre zu jung und Richard fünf Jahre zu alt für die Rolle". Trotzdem sichert nicht zuletzt dieses legendäre Streitpaar Edward Albee den Weltruhm. Es sollte der größte Erfolg des Dramatikers bleiben.

Bei der Frage, warum sein Drama eine berühmte englische Schriftstellerin im Titel trage, weicht Albee aus: "Natürlich heißt 'Wer hat Angst vor Virginia Woolf?': Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Wer hat Angst davor, das Leben ohne Illusion zu leben?"

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15. October 2007, 14:35   #319
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14. Oktober 1817: Hubert Underberg in Rheinberg geboren

Einmal pro Woche steigt Hubertine Underberg-Ruder mit ihrer Tochter auf den Speicher. Die beiden tragen Werkkittel, eine Art Duschhaube und Mundschutz. Dort oben, am wohl geheimsten Ort in Rheinberg, mischen sie Kräuter zusammen, die aus 43 Ländern stammen, und setzen damit einen Sud an. Das Rezept gibt es nirgendwo schriftlich. Hubertine hat es von ihren Eltern gelernt. Außer der Präsidentin der Underberg-Holding und ihrer Tochter kennen es zur Sicherheit nur noch zwei Geistliche, darunter ein Benediktinerabt aus Meschede. Die Mitarbeiter der Firma wissen also nicht, was sie brauen, wenn sie täglich eine Million kleiner Fläschchen Magenbitter herstellen. Nur so viel ist klar: 49 Prozent der dunklen Flüssigkeit sind Alkohol.

Erfinder der Geheimniskrämerei ist Hubert Underberg. Sein Vater betreibt in Rheinberg eine Färberei, die Mutter einen Kolonialwarenladen. Hubert, am 14. Oktober 1817 geboren, wird Apotheker. In Holland lernt er den traditionellen Boonekamp kennen, eine Mischung von Genever und Kräutern. Underberg experimentiert so lange an einem eigenen Rezept, bis er an seinem Hochzeitstag 1846 ein eigenes Unternehmen für einen Schnaps gegen Magendrücken gründen kann. Underberg ist ein Pionier der Marken-Vermarktung. Er lässt sein Produkt beim Handelsgericht in Krefeld registrieren, um es gegen Fälscher zu sichern. Verkauft wird der Bitter in einer eigens kreierten Flasche, eingeschlagen in gelbem Strohpapier. Das Etikett wird von Underberg eigenhändig unterschrieben. Er garantiert: "Semper idem" - stets das Gleiche. Nur drei der zwölf Kinder Underbergs erfahren das wertvolle Geheimnis.

Schon der Firmengründer wird steinreich mit seiner Ein-Produkt-Firma. Der Magenbitter wird in alle Welt exportiert und darf - als Medizin - sogar während der Prohibition in den USA verkauft werden. In der Familie wird mancher Prozess um das streng geschützte Erbe ausgefochten. Während des Zweiten Weltkriegs muss die Produktion eingestellt werden, weil die Kräuter nicht aufzutreiben sind. Nach dem Krieg bringt Underberg die 20-Milliliter-Portionsflaschen auf den Markt. In den sechziger Jahren, als der Kräuterschnaps aus der Mode kommt, muss Underberg allerdings expandieren, um zu überleben. Heute stellt die Holding mit Sitz in der Schweiz auch Weinbrand, Sekt und einen brasilianischen Zuckerrohrschnaps her.

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15. October 2007, 14:37   #320
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15. Oktober 1852: Friedrich Ludwig Jahn stirbt in Freyburg

Friedrich Ludwig Jahn ist ein Schulversager: Der Pfarrerssohn aus der Mark Brandenburg, 1778 in Lanz geboren, prügelt sich lieber, als dass er lernt. Mit schlechten Noten schafft er es dennoch bis zur Universität, beginnt mehrere Studiengänge, bricht aber alle wieder ab. Schließlich schlägt sich Jahn als Hilfslehrer in Berlin durch. Vielleicht aus eigener Erfahrung will er Jungen durch Sport erziehen. 1811 eröffnet er in der Hasenheide einen Turnplatz. Die Schüler des deutschtümelnden Nationalisten Jahn müssen graue Leinenhosen tragen und vom Lehrer entwickelte Übungen trainieren, die alle sehr deutsche Namen haben: Bauchwelle, Kreuzbiege, Spille, Gaffel oder Affensprung.

Für Jahn ist das Turnen eine politische Beschäftigung. 1813 sind seine Turner im Befreiungskrieg gegen Napoleon dabei. Danach hofft Jahn - wie viele - auf einen deutschen Nationalstaat, aber die alten Fürstentümer werden restauriert. 1820 wird Jahn als nationalistischer Revolutionär verhaftet. Das Turnen ist in Preußen nun verboten. Erst die Revolution von 1848 rehabilitiert Jahn. Für die Rechts-Konservativen zieht er als Abgeordneter in das Parlament in der Frankfurter Paulskirche ein.

Politischen Erfolg hat der Sonderling Jahn jedoch nicht. Heinrich Heine verspottet seine Haltung als "idealistisches Flegeltum" und hält ihn für einen Franzosen-Hasser: "Der Patriotismus der Deutschen besteht darin, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will." Jahn zieht sich bald resigniert nach Freyburg bei Jena zurück, wo er am 15. Oktober 1852 an einer Lungenentzündung stirbt. Erst als die deutsche Politik ganz auf Nationalismus setzt, wird Jahn posthum populär: Im Kaiserreich und in der Nazizeit wird er als "Turnvater" verherrlicht.

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16. October 2007, 07:48   #321
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16. Oktober 1912: Geburtstag der Künstlerin Lotti Huber

Affengeil ist das Leben, findet die "unwürdige Greisin mit schlechtem Geschmack" (Frankfurter Rundschau). Ob sie auf der Leinwand ihren Po entblößt, unanständige Lieder singt oder als Trash-Walküre über die Bühne hopst - Lotti Huber liebt das Ordinäre. "Worüber würdet ihr denn lachen, wenn ich nicht wäre?" lautet das Motto ihres dritten und schrillsten Lebensabschnitts. Nur anderthalb Meter groß und doch unübersehbar liefert Lotti Huber lustvoll den Beweis, dass Alter Spaß machen kann. Die große Senioren-Sause beginnt Ende der 70er Jahre in Berlin, mit Filmstatistenrollen und der Bekanntschaft mit Rosa von Praunheim. Wohlmeinende Warnungen, der schwule Szene-Regisseur werde sie ausquetschen wie eine Zitrone, schießt die fast 70-Jährige in den Wind: "Diese Zitrone hat noch viel Saft."

Saft und Energie hat das Leben der am 16. Oktober 1912 in Kiel geborenen Charlotte Goldmann bis dahin reichlich abverlangt. Grausam beenden die Nazis die jungen, unbeschwerten Jahre der jüdischen Kaufmannstochter. Ihre große Liebe, der Sohn des Kieler Oberbürgermeisters, wird von der Gestapo wegen "Rassenschande" ermordet; sie selbst kommt ins Konzentrationslager. Doch Lotti hat Glück im Unglück. Nach einem Jahr wird sie von einer US-Organisation freigekauft und reist nach Palästina. Schnell gewinnt die nach eigenen Worten geborene Selbstdarstellerin wieder Boden unter den Füßen, avanciert zum Nachtclub-Star der britischen Truppen und lernt ihren ersten Mann, einen britischen Offizier, kennen. Nach turbulenten Jahren in Ägypten und London richtet ihr der notorische Fremdgänger auf Zypern eine Bar ein und lässt sie sitzen.

Ehemann zwei lässt nicht lange auf sich warten. Ein britischer Offizier namens Huber entdeckt sein Herz für die inzwischen 45-jährige Lotti. Mit ihm zusammen wagt sie 1965 die Rückkehr nach Deutschland, nach Berlin. Sieben glückliche Jahre sind ihr vergönnt, in denen die aparte, weltgewandte Lotti Huber eine Mannequin-Schule leitet und Tanzunterricht erteilt. Dann stirbt der über alles Geliebte und sie fällt in ein tiefes Loch. Nach einem Jahr im Suff und nun über sechzig kann sie sich wieder aufrappeln, übersetzt Kitsch-Romane, preist Jägermeister in Kaufhäusern an und gibt Benimm-Kurse. Als sie 1979 einen Schüler zu einer Künstleragentur begleitet, wird Lotti Huber selbst entdeckt. Acht Filme dreht die stets in wallende Gewänder gehüllte Diva der Berliner Subkultur in den folgenden "affengeilen" Jahren. Auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Pathos, Lebensweisheit und Kitsch verwandelt sie das Leben zu ihrer persönlichen Theaterbühne. Bis zum Tod steht Lotti Huber im Rampenlicht. Fast 85 und voller Energie ist sie, als sie am 31. Mai 1998 überraschend an den Folgen einer Lungenentzündung stirbt.

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17. October 2007, 08:00   #322
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17. Oktober 732: Karl Martell besiegt die Araber bei Poitiers

Im Herbst 732 wagen sich arabische Truppen erstmals aus dem von ihnen beherrschten Spanien über die Pyrenäen. Der Statthalter des Kalifen von Al-Andalus, Abd Al-Rahman Ghafiki, führt eine Truppe von etwa 20.000 Mann an. Es geht keineswegs um die islamische Eroberung des Abendlandes, sondern um eine regionale Fehde: Der aquitanische Fürst Eudo, ein Christ, hatte sich mit dem Berberfürsten Munnuz verbündet, der jedoch von seinen arabischen Nachbarn besiegt wurde. Jetzt erlebt Eudo die Rache der Sieger. Gegen die Araber, die in der Nähe von Bordeaux plündern und brandschatzen, ruft Eudo einen alten Feind zur Hilfe: Karl, den "Hausmeier" der Merowinger, den heimlichen Herrscher über das Reich der Franken, das vom heutigen Belgien bis in die Provence reicht.

Karl hat das Amt von seinem Vater Pippin geerbt. Jetzt sieht er die Chance, den Süden Frankreichs unter Kontrolle zu bekommen. Mit einer Streitmacht zieht er den arabischen Truppen entgegen, die inzwischen Tours bedrohen. Ein symbolischer Ort: Denn hier in der Kathedrale wird der Mantel des heiligen Martin aufbewahrt. Die Reliquie soll nicht in die Hände der "Ungläubigen" fallen. An einem Samstag im Oktober 732, wahrscheinlich am 17.10., treffen die Gegner bei Poitiers aufeinander. Karl stellt den gefürchteten Sarazenen-Reitern feste Schlachtreihen von Fußtruppen entgegen. Der arabische Heerführer Abd El-Rahman wird getötet. Seine Soldaten fliehen unter hohen Verlusten.

Erst Jahrhunderte später erhält Karl den Beinamen Martell, der Hammer. Schließlich ist er einer der Gründerväter des späteren Reichs von Karl dem Großen. Noch später, in der Neuzeit, wird die Schlacht von Poitiers von Historikern zur weltgeschichtlichen Entscheidung zwischen Islam und Christentum stilisiert. Ohne Karls Sieg wäre Europa den Arabern in die Hände gefallen, lautet dieser Mythos bis heute. Die Geschichtsschreiber von damals sehen Poitiers als eine Schlacht unter vielen und kennen auch keinen arabischen Masterplan zur Eroberung des Abendlandes. In den arabischen Quellen heißt die Gegend des Kampfes "Balad e shuhadaad" - Straße der Märtyrer, zu Ehren der Tausenden von Gefallenen und des getöteten Statthalters.

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18. October 2007, 08:24   #323
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18. Oktober 1842: Nationaldenkmal Walhalla wird eingeweiht

Außen: ein griechischer Säulentempel, innen: eine marmorne Ruhmeshalle - die Walhalla bei Regensburg gilt als bedeutendstes Projekt des Kunstkönigs Ludwig I. von Bayern. Die Idee dazu hat er 1807, als Napoleon die Preußen unterwirft. Daraufhin will der 20-jährige Kronprinz die "rühmlich ausgezeichneten Teutschen" in einem Ehrentempel versammeln und gibt die ersten Büsten in Auftrag. Könige und Heeresführer zählen zu den Auserwählten, aber auch Philosophen, Komponisten und Schriftsteller - beispielsweise Kant, Mozart und Goethe. Der Name des Nationaldenkmals geht auf das altnordische Valhöll zurück. Es bezeichnet den Aufenthaltsort gefallener germanischer Krieger.

Der Grundstein der Walhalla wird am 18. Oktober 1830 gelegt - am Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, mit der 1813 die Macht Napoleons über Preußen geendet hat. Zwölf Jahre dauert der Bau nach den Plänen des Architekten Leo von Klenze. Am 18. Oktober 1842 wird die Halle von König Ludwig eingeweiht: "Möchte Walhalla förderlich seyn der Erstarkung und Vermehrung Teutschen Sinnes." Die Grundausstattung besteht bei der Einweihung aus 96 Köpfen und 64 Gedenktafeln.

Wer einen Platz in der Walhalla bekommt, entscheidet heute der bayerische Ministerrat. Jeder Bürger kann jedoch Vorschläge einreichen. Die Voraussetzungen: Die Persönlichkeiten müssen wenigstens 20 Jahre tot sein, der "germanischen Sprachfamilie" angehören und Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst geleistet haben. 2007 wird der Mathematiker, Astronom und Physiker Carl Friedrich Gauß durch die Aufstellung einer Büste geehrt. 2008 wird die Philosophin und Pädagogin Edith Stein aufgenommen. 2009 soll Schriftsteller Heinrich Heine gewürdigt werden. Ausgerechnet: Der kritische Spötter hatte die Walhalla als "marmorne Schädelstätte" bezeichnet.

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19. October 2007, 09:28   #324
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19. Oktober 1892: Geburtstag des Gynäkologen Hermann Knaus

Im Mai 1928 reist der österreichische Mediziner Hermann Knaus von der Universitätsklinik in Graz zum Gynäkologenkongress nach Leipzig. Bisher ist er völlig unbekannt. Jetzt aber hält er einen Vortrag über die "Periodische Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Weibes", der die Fachwelt verblüfft. Darin bestreitet Knaus nicht nur die permanente weibliche Empfängnisbereitschaft. Er stellt seinen Kollegen auch eine "Kalendermethode" vor, nach der sich Perioden von Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit berechnen lassen. Etwa zeitgleich kommt der Japaner Kyusaku Ogino zum selben Ergebnis. Die Entdeckung der beiden Ärzte geht als Knaus-Ogino-Methode in die Geschichte ein.

Knaus wird am 19. Oktober 1892 in St. Veit an der Glan in Kärnten geboren. Als Forscher entdeckt er unter anderem die Dauer der Befruchtungsfähigkeit von Spermien. Auch wenn man heute weiß, dass die Knaus-Ogino-Methode keineswegs fehlerfrei funktioniert, gibt sie Frauen doch eine Möglichkeit an die Hand, ohne Hilfsmittel zu verhüten oder ihre Empfängnisbereitschaft zu berechnen. Als Arbeiterorganisationen und Sexualberatungsstellen ihren Klientinnen die Methode empfehlen, wird sie ab 1932 auch in Deutschland bekannt. Im Nationalsozialismus steht man ihr zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite soll die deutsche Frau nicht verhüten, sondern Hitler Soldaten schenken. Auf der anderen Seite aber empfiehlt man den Männern an der Front, ihren Heimaturlaub nach den Berechnungen der Gynäkologen zu planen.

Lange Zeit ist die Knaus-Ogino-Methode die einzige Form der Verhütung, die die katholische Kirche akzeptiert, weil durch sie Schwangerschaften nicht aktiv verhindert werden. Bei der Entstehung der berühmten Enzyklika "Humanae vitae" Papst Pauls VI. über "Die Weitergabe des menschlichen Lebens" 1968 wirkt Knaus vermutlich als Berater mit. Der Gynäkologe stirbt 1970 in Wien.

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24. October 2007, 22:18   #325
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20. Oktober 1932: Internationaler Jugendherbergsverband gegründet

In Gelsenkirchen fühlt sich Lehrer Richard Schirrmann gar nicht wohl. Alllzu gerne lässt der naturverbundene Reformpädagoge aus Ostpreußen die trübe Industriestadt hinter sich und bricht mit seinen Schülern zu ausgedehnten Touren durch die Landschaft auf. Anno 1903 versetzt die einsichtige Schulaufsicht den passionierten Wandersmann ins sauerländische Altena, wo Schirrmann den Unterricht so oft wie möglich in die geliebte Natur verlegt. Die zeigt sich eines Tages im Jahr 1909 einmal von ihrer unangenehmsten Seite. Vom Himmel prasselt ein nicht enden wollendes Unwetter auf die Wanderer herab, aber eine Unterkunft ist weit und breit nicht zu erreichen. In einem Schulhaus bei Hennef gelingt es Schirrmann endlich, seinen erschöpften Schülern ein Notquartier einzurichten. Während dieser Sturmnacht brütet der Wander-Lehrer eine Idee aus, die Geschichte machen wird.

Schirrmanns Plan, ein Netz kostengünstiger Unterkünfte für Jugendliche zu schaffen, fällt schnell auf fruchtbaren Boden. Vor allem die unter dem Namen Wandervögel bekannten, gesellschaftskritischen Jugendlichen des beginnenden Jahrhunderts machen reichlich Gebrauch von den überall entstehenden kargen, aber billigen Unterkünften. Die erste echte Jugendherberge wird 1912 eröffnet, in der Burg Altena, mit Richard Schirrmann als erstem Herbergsvater. Rasch überwindet das von ihm entwickelte Übernachtungswesen zum Spartarif auch die nationalen Grenzen. Als sich am 20. Oktober 1932 Europas Herbergsväter in Amsterdam zur Gründung eines internationalen Verbandes treffen, gibt es in zwölf Ländern 2.600 Jugendherbergen, davon allein 2.000 in Deutschland.

Beim zweiten Jahrestreffen der "Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Jugendherbergen" 1933 in Bad Godesberg wird Richard Schirrmann zu deren erstem Präsidenten gewählt. Im deutschen Verband haben da schon Nationalsozialisten die entscheidenden Positionen besetzt. Die Herbergen verwandeln sich in Schulungsstätten der Hitlerjugend. 1937 versuchen NS-Schergen in Altena, den standhaften Schirrmann an ein Kreuz zu nageln. Der Vater der Herbergen entkommt, muss alle Ämter niederlegen und überlebt versteckt in einem kleinen Dorf im Taunus. Nach Kriegsende organisiert Richard Schirrmann den Wiederaufbau des deutschen Jugendherbergswerks und die Aussöhnung mit den europäischen Verbänden. Nicht zuletzt dank seiner Reputation wird Deutschland 1950 von der "International Youth Hostel Federation" wieder als vollwertiges Mitglied aufgenommen.

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