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1. June 2003, 20:55   #1
Lucy
 
Beiträge: n/a
Männersaison

Die Motorrad-Saison hat begonnen und neben dem Spass nehmen auch die Tragödien wieder zu. Es ist schon eine ganze Weile her, da Leder, Maschinen und dieses unerklärliche Zusammengehörigkeitsgefühl mein Leben zu einem grossen Teil bestimmten. Geblieben ist mir aus dieser Zeit eine gewisse Leidenschaft für Motorräder und die Bekanntschaft zu Menschen, die sehr jung gestorben sind oder aber teuer bezahlen mussten und im Rollstuhl sitzen.

Und nun bin ich durch eine Meldung wieder an die Zeit erinnert worden. Am Abend des Vatertages ist ein 38-jähriger Familienvater mit seiner Fireblade, übrigens auch mein Favorit, in ein landwirdschaftliches Fahrzeug gerast und war sofort tot. Tragischerweise überfuhren die Polizisten auf dem Weg zur Unfallaufnahme einen weiteren jungen Mann. Auch er tot. Unklar ist, wie er auf die Fahrbahn kam und ob er bereits vorher gestorben war. Der Fahrer dieser Fireblade, wie ich nun erfuhr, war einer der letzten, der für mich einen Bezug zu dieser "alten" Zeit bildete. Christian war kein unverbesserlicher Heizer, aber er liebte strammes Fahren. Wieder eine Witwe und wieder zwei Halb-Waisenkinder.

Das erinnert mich an eine Meldung, die ich vor einiger Zeit gelesen hatte. Da wurde über ein kleines Mekka für Motorradfahrer berichtet, welches ich auch noch in Erinnerung habe. Es ging dabei um das Wellbachtal und das bemühen der Polizei, die Problematik darzustellen. Wie man der Webseite und auch Zeitungsberichten entnehmen kann, gehen die Lösungsvorschläge bis hin zur Sperrung der Strasse für Biker, wie man sie für das angrenzende Elmsteiner Tal bereits an Wochenenden festgesetzt hat. Aus allen Teilen Deutschlands kommend, treffen sich an (fast) jedem Wochenende Motorradfahrer in Johanniskreuz um die 14km Rechts/Links-Kombinationen der B48 runter und rauf zu fahren. Viele tun es quasi gegen eine imaginäre Stoppuhr.





Wenn man sich die Unfallstatistik betrachtet und dabei auch die nicht minder gefährlichen Zufahrtwege nach Johanniskreuz berücksichtigt, dann kommt man für den Zeitraum von 10 Jahren auf eine irrsinnige Zahl von getöteten und schwerverletzten Motorradfahrern. Leider habe ich diesen Zeitungsausschnitt nicht aufbewahrt. Aber die Zahlen waren erschreckend. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie sehr sich in diesem Tal eine Sozia das Ziel ersehnen kann, wenn der Fahrer auf der Jagd nach Bestzeiten ist.

Motorradfahren, ein Hobby, Leidenschaft oder eine Philosophie? Was lässt Familienväter zu PS-Kriegern mutieren? Immer schneller bis in den Tod...
 
1. June 2003, 21:55   #2
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Hmm...

...kurz nach meiner Schulzeit haben sich einige Bekannte mit ihren neuen Maschinen totgefahren, ich meine so 3-4. Alle in einem Jahr. Und das war zu Zeiten, wo die ersten Japaner den deutschen Markt eroberten.

Ich selbst hab nach 1 Stunde den Motorradführerschein gehabt, und das war noch die Prüfungsstunde zu der ich den Motorroller damals hingefahren habe. Motorradfahren gelernt hab ich dann auf einer 650 Triumph Tiger - dachte ich.
Dann war ca. 15 Jahre Pause und ich fing wieder an mit einer Suzuki GSX-R mit ca. 130 PS. Immer nach dem Motto, "komm, wir gehen ein bisschen auf die Bahn, Porsches versägen". Bei 280 in Richtung Bremen hab ich sogar noch einmal versucht, zu grüssen, was alledings fast schief gegangen wäre. Einfach nur geil - dachte ich.

Wirklich geändert hat sich mein Fahrverhalten, als ich mit einer 750 Africa Twin von Miami aus um den Golf von Mexiko, dann quer durch Mexiko, durch Guatemala, Belize und noch ein Stück zurück, gefahren bin. Ich war ganz allein unterwegs auf mit einer 450 kg Fuhre und die Strassen waren oft camel-tropy-würdig. Da wird man vorsichtig. Und da habe ich auch richtig Motorradfahren gelernt.

Schon allein die Fahrweise und das Tempolimit in den USA begünstigen eine ganz andere Philosophie. Ich hab mal kurz hinter New Orleans gefragt, wie weit es noch nach Houston wäre und bekam zur Antwort "4 Stunden 40 Minuten". Das Schönste daran war - es stimmte.

Heute war ich mit meiner Tochter unterwegs, aber Strasse nur quasi bis zum nächsten Feldweg, den wir noch nicht kennen und dann wird durch die Felder und Wälder gegondelt. Wenn dann eine besonders hübsche Kuh zu fotografieren ist, wird eben angehalten. Oder wenn ein Rudel Damhirsche von uns noch nicht gefüttert worden ist, eben auch.

Die Geschwindigkeit wird den Verhältnissen angepasst und wir kommen meist entspannt und auch ein bisschen frei im Kopf zurück. Wenn ich allein fahre (gar nicht mehr so gern) dann geht es auch mal quer durch den Wald, über Baumstämme oder auch mal durch einen Bach. Dann ist allerdings der Hochdruckreiniger zuhaus angesagt, auch für den Fahrer.

Es ist einfach ein herrliches Gefühl über einen Bergrücken zu fahren und irgendwo hinter den Wiesen einen Hochsitz zu sehen, der malerisch aussieht. Fahren wir halt kurz nachsehen. Und seit ich so fahre, fühle ich mich viel reicher und mir gibt das Motorradfahren viel mehr, als damals, als ich mich noch auf die Karre gelegt hab, um nicht runtergeweht zu werden.
 
1. June 2003, 23:32   #3
chevreaux
 
Beiträge: n/a
Huhu Lucy,

interessantes Thema.

Ich habe einen MRD-Unfall überlebt den man normalerweise _nicht_ überlebt, und deshalb eine spezielle Einstellung zu dem Thema. Für heute zu spät.
Kommt aber noch.

Gruß,
che
 
Antwort

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