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30. September 2005, 22:32   #1
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
James Dean - um "gut" zu sein, muß man wohl nur früh sterben.

... anläßlich der bei diesem eher nervigen Jung-Darsteller völlig übertriebenen Jubiläums-Show, die sich gegenwärtig überall in den Medien abspielt, will ich nur einen besonders mißlungenen Beitrag herausgreifen.

In einem nicht nur bei kulturellen Themen inzwischen qualitativ ziemlich weit runtergekommenen Hamburger Nachrichtenmagazin verwechselt der Autor in seinem typischen Schwafel-Artikel auch noch unreife Äpfel mit erlesenen Birnen und findet es "spannend, sich auszumalen, wie es mit James Dean und der Zeichenwelt des letzten Jahrhunderts weitergegangen wäre, hätte er überlebt und weitere Filme gedreht."

Spannend? Nicht wirklich, würde ich mal sagen. Denn wie der Schreiberling ja schon selbst ganz richtig feststellt: "Ein großer Schauspieler war er nicht. In allen drei Filmen stellt er eigentlich nur sich selbst und seinen überbordenden Narzissmus zur Schau."

Sehe ich auch so. Deshalb muß man schon ziemlich bescheuert sein, anschließend zu schreiben: "Marlon Brando, der andere große Kinorebell jener Zeit, bewunderte und fürchtete Dean für seine Authentizität vor der Kamera, eine Wahrhaftigkeit, die der method actor Brando nie erreichte."

Hä? Da konstatiert so ein Kultur-Würstchen ganz richtig, daß James Dean keine große Leuchte als Schauspieler war. Doch schon im nächsten Augenblick setzt bei ihm der Verstand aus und er behauptet, daß ausgerechnet Marlon Brando, der beste Schauspieler, den wir in den letzten Jahrzehnten hatten, seine "Authentizität" und "Wahrhaftigkeit" nie erreichte.

Das ist nicht nur ein Widerspruch, sondern zeigt auch, daß manche Dussel anscheinend gar nicht wissen, was ein guter Schauspieler ist. Denn: Sich selbst zu spielen, ist keine große Kunst. Das hat zum Beispiel auch Manfred Krug die ganze Zeit gemacht und nicht nur mich damit entsetzlich gelangweilt. Aber nun weiß ich ja dank eines tollen SPIEGEL-Redakteurs, daß auch er dadurch viel größer als Marlon Brando war ;-)

Und zum Schluß wird es richtig peinlich, wenn auch noch behauptet wird, daß auch der derzeit beste lebende Schauspieler, Robert De Niro, der seine Größe breits in fast unzähligen Movies unter Beweis gestellt hat, in Wirklichkeit die ganze Zeit nur den Milchbubi James Dean kopiert, der gerade mal bei 3 Hollywood-Filmen dabei sein durfte und sich dann im Alter von 24 Jahren auch bei einer Fahrt in seinem Porsche wieder mal, diemal allerdings letztmalig, fatal überschätzte.

"Einige, darunter Paul Newman", phantasiert der Autor trotzig weiter, "standen bereits in den Startlöchern, als Dean starb. Später kamen Warren Beatty, Jack Nicholson, Robert De Niro und Dutzende andere, die versuchten, ihn zu imitieren und darüber zu ihrem eigenen Stil fanden."

Ein Blatt, das so ein Schwachsinn druckt, würde wohl auch monatelang Wahlwerbung für Angela Merkel als tolle Politikerin betreiben, die Menschheit vor allem, was links ist warnen und ansonsten nur noch "Bild"-Themen kopieren und alle 3 Tage iPod-Werbung machen.

So betrachtet, fällt auch so ein dummes Zeugs über James Dean als angeblich "besseren" Brando und De Niro im SPIEGEL inzwischen kaum noch auf ;-)

http://www.spiegel.de/kultur/gesells...377426,00.html

Gruß Ben
 
30. September 2005, 23:36   #2
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Aber süß ausgeschaut hat er doch. Und Millionen Frauen können nicht irren. Wobei, dieser frauenherzschmachterregend melancholische Blick in irgendeine unbestimmte Ferne soll ja eigentlich von seiner extremen Kurzsichtigkeit herrühren, hab' ich in der Stern-Biographie gelesen, die vor 'nem halben Jahr oder so mal rauskam.
 
1. October 2005, 00:31   #3
Glühwürmchen
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 4.319
James Dean kam mir immer ein wenig zurück geblieben vor. Naiv aggressiv im Leben wie im Film.
Interessant, dass diesmal nicht in einem Atemzug Norma Jean genannt wird, die auch nicht wirklich ein Stern am Moviehimmel war, und stattdessen Schauspieler, die tatsächlich noch in der Lage waren fremde Rollen perfekt wieder zu geben.

James Dean war ein Bubbi im Höhenflug, aber er war, wie Norman Jean, einer der ersten Sexsymbole und das macht die beiden wohl so unvergesslich
 
1. October 2005, 02:01   #4
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... ja, da gibt es schon Parallelen. Denn auch die Monroe kam von ganz unten, mischte ganz oben mit und starb viel zu früh. Merkwürdigerweise bin ich aber bei ihr viel nachsichtiger und verstehe auch, warum sie mittlerweile "unsterblich" ist.

Und so eine schlechte Schauspielerin war sie gar nicht mal. Wenn ich ehrlich bin: Ich sehe ihre alten Filme immer noch sehr gern. Was vielleicht aber auch daran liegen mag, daß sie das Glück hatte, mit so begnadeten Regisseuren wie dem Österreicher Billy Wilder zu arbeiten ("Manche mögen's heiß"), der aber auch ohne Marilyn die besten Komödien aller Zeiten gedreht hat, zum Beispiel "Eins, zwei, drei".

"Norma Jean" hatte das gewisse Etwas, das muß ich ihr schon zubilligen. Sie hatte eine Ausstrahlung, ein Flair, das nur ganz wenige Hollywood-Diven für sich verbuchen konnten. Dazu kommt noch ihre (verhängnisvolle) Affäre mit JFK und ihr Tod, der bis heute nicht aufgeklärt ist.

Wäre sie wie Jane Mansfield oder James Dean auch "nur" bei einem Verkehrsunfall gestorben, sähe die Sache vielleicht anders aus. Aber selbst dann hätte man sie bis heute wohl nicht vergessen. Und außerdem darf nicht unterschätzt werden, daß selbst Arthur Miller zumindest eine Zeitlang Liebenswertes an ihr fand.

Ich sag es mal so: Daß "Norma Jean" bei den meisten Menschen auf der Welt so positiv in Erinnerung geblieben ist und wohl auch noch lange bleiben wird, liegt vor allem daran, daß sie in sympathischen federleichten Filmen mitgewirkt hat, die trotzdem deswegen nicht "drittklassig" waren und deshalb wohl auch "zeitlos" sind, was überhaupt das schönste Kompliment ist, das man einem USA-Movie machen kann. Und gerade ich als angeblich böser "Antiamerikanist" bekenne mich zu Hollywood. Schon weil man ahnen kann, daß sich dort 90 Prozent der Filmschaffenden gegen gefährliche Konservative wie George W. Bush aussprechen.

Und da wir gerade beim Thema sind: Ja, auch diese pathetische Kacke in allen 3 Dean-Filmen hat mir nie gefallen. Das so etwas auch anders geht, selbst in den prüden 50er Jahren, hat Marlon Brando als blutjunger Schauspieler bewiesen. Und wenn ich die beiden im Vergleich sehe, tun sich Berge vor mir auf.

Wer sich jemals für 2 Stunden im Kino oder vor dem Fernseher bereiterklärt hat, in diese Zeit, in das verklemmte Amerika der 50er und 60er Jahre einzutauchen und auch die wunderschönen Stücke von Tennessy Williams liebt ("A Streetcar Named Desire"), der wird den wilden frühreifen Marlon Brando in einer solchen schauspielerischen Perfektion erleben, daß er es in seinem ganzen Leben nicht mehr vergessen wird.

Und der Mann war keine Eintagsfliege, sondern hat bis zu seinem Tod bewiesen, daß er die ganze Zeit der "Größte" war: "Der Pate", "Apokalypse Now" und vor allem: "Der letzte Tango in Paris" - mein persönlicher Lieblingsfilm mit Marlon Brando, bei dem er nicht nur als Schauspieler mitgewirkt hatte, sondern bei diesem "Stegreifspiel" auch das Drehbuch fast bei jedem Satz von ihm ungeschrieben werden mußte.

So was finde ich genial. Und das war nicht das Einzige, was sich Brando geleistet hat. Er war zwar im Oberstübchen auch irgendwie "kaputt", wollte aber immer, daß Menschen, denen es nicht so gut geht, ein Stück des Kuchens abbekommen. Deshalb hat er sich für Indianer und Mexikaner eingesetzt. Deshalb hat er offen den Raubtier-Kapitalismus un die Kriegstreiberei der USA kritisiert. Und genau deshalb war er bei den meisten spießigen Amerikanern auch so unbeliebt. Und doch mußten sie ihn immer wieder mit den höchsten Gagen locken, die je ein Hollywood-Schauspieler kassiert hat.

Wie jemand darauf kommt, einen Grünschnabel wie James Dean mit Marlon Brando, Paul Newman oder Robert De Niro zu vergleichen, bleibt mir ein Rätsel. Vielleicht behauptet derselbe SPIEGEL-Redakteur demnächst auch noch, daß es Angela Merkel nie ohne Marylin Monroe gegeben hätte, weil die CDU-Chefin heute quasi ihre Nachfolgerin ist ;-)

Wenn Stefan Aust dann auch noch einen solchen Artikel absegnen würde, sollte man ihn am besten gleich beerdigen. Auf welchem Friedhof ist mir egal. Hauptsache, er liegt mindestens 1000 Kilometer vom Grab Rudolf Augsteins entfernt.

Gruß Ben
 
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sterben, frueh, dean, james




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