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23. August 2003, 20:24   #1
Maggi
 
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Streit um Sahara-Geiseln

Eigentlich sollte mich es ja wundern. Schließlich diskutiert alle Welt über die Sahara-Geiseln und ihre Entlassung; denn das Lösegeld, auf dessen Forderung die Bundesregierung natürlich nie eingegangen war, sollte von den Opfern selbst bezahlt werden. Richtig oder falsch? Einerseits verstehen viele nicht, warum die gesamte Bevölkerung des deutschen Staates für eine handvoll Abenteuerurlauber aufkommen soll, die ihren Kopf ein wenig zu sehr herausgestreckt haben - andererseits besteht schließlich die Möglichkeit, dass nicht alle Personen Abenteuerurlauber waren, die den ultimativen Kick in einem Krisenstaat suchten. Was tun, wenn unsereins Ähnliches im Ausland geschieht?

In einer Fernsehsendung wurden diverse Kunden eines Abenteuerurlaubsshops befragt, was sie im Falle einer Entführung tun würden - die einstimme Antwort lautete in etwa: "Naja, eigentlich ist es ja unwahrscheinlich, dass etwas passiert - aber wenn sollte schon der Staat dafür aufkommen".

Was ist euere Meinung dazu?
 
23. August 2003, 23:05   #2
binozap
 
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Zitat:
"Naja, eigentlich ist es ja unwahrscheinlich, dass etwas passiert - aber wenn sollte schon der Staat dafür aufkommen".
Nein, wieso sollen wir dafür zahlen ? Das ist doch nur Vollkasko Mentalität - der Staat soll dafür aufkommen ?! Mit der jetzt offensichtlichen Erpressbarkeit der Bundesregierung werden neue Entführungen folgen. Zu Zeiten Helmut Schmidts gings da anders zu....
 
23. August 2003, 23:09   #3
Glühwürmchen
 
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Jeder der Geiseln wusste, in welchem Land er sich dort befindet und welche Gefahren auf ihn zukommen können.
Dem zu Trotz sind sie auf das Risiko eingegangen und haben "Pech" gehabt. Sie können nicht nur auf das Positive hoffen und bei negativen Ereignissen dann andere zur Kasse bitten.
Sie können von Glück reden, dass sie überhaupt mit dem Leben davon gekommen sind.


So hart es klingen mag, ich bin dafür, dass sie ihre Rettung selber tragen müssen, denn niemand hat sie gezwungen dort Urlaub zu machen.

Vielleicht schafft man es dadurch auch andere "Urlauber" zum Denken zu bringen, ob sie wirklich so eine Reise erleben müssen...
 
24. August 2003, 20:28   #4
nightmoves
 
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Aha, so einfach ist das.

Dann machen wir demnächst woanders Urlaub. Am besten da wo nix passieren kann, und ich für meine Kosten selbst aufkomme, oder mich selbst rette??

Bayerischer Wald? - Zeckengefahr. Wußte ich doch, dass ich mir die Hirnhautentzündung holen könnte.

Nordsee? Son paar dumme Wellen tragen mich zuweit raus. Zu blöd, dass die Seenotrettung ausrücken musste.

Doch lieber Ausland? Vielleicht Schweiz? In den ruhigen Bergen? Vielleicht Gleitschirmsegeln? Oder doch lieber nur Wandern?

Oder weiter weg? Mit dem Flugzeug? Thailand? Zahlt jemand für meinen Tripper, den ich mir unbedacht hole?

Ich bin natürlich nicht dafür, dass ehemalige Geiseln Geld an Ihrer Geschichte verdienen (s. Ehepaar Wallert), dieses Geld könnte durchaus dem Entwicklungsministerium oder anderen Gruppen zur Verfügung gestellt werden. ich bin auch nicht für Vollkasko, eher für Vollkasko mit zumutbarer Selbstbeteiligung. Aber bitte nicht mit zweierlei Maß messen.

Wenn ich nichts mehr machen würde, wo ich weiß, welche Gefahr auf mich zukommen KÖNNTE,..
 
28. August 2003, 06:58   #5
Eyewitness
 
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Naja, das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun. Krankheiten, besonders infektiöse Krankheiten, denen man sowieso jeden Tag ausgesetzt ist, sind ja nicht mit Geiselnahmen zu vergleichen. Und ich stimme da den anderen durchaus zu. Wer sich in ein entsprechendes Land begibt, in dem die Gefahr einer Geiselnahme oder ähnlicher Verbrechen derartig deutlich hoch ist (Ich erinnere mich noch daran, wie eine der Geiseln sagte, daß Algerien ein sicheres Land sei und sie deswegen gar nicht verstehen könnten, daß sie dort entführt worden wären....), der muß auch die Konsequenzen selbst tragen.

Aber: Die Geiseln müssen nicht das Lösegeld zurückzahlen, sondern lediglich den Verwaltungsaufwand zurückerstatten, der sich wahrscheinlich auf 20.000€ pro Geisel summiert hat. Ein gutes Sümmchen Geld. Das angesprochene Ehepaar Wallert mußte damals insgesamt 12.000 DM zurückzahlen an das Auswärtige Amt.
 
28. August 2003, 09:51   #6
jupp11
 
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Hmm,

stellt sich die Frage, was ein Gemeinwesen wie dieser Staat überhaupt noch für einen Sinn macht.

Ich halte es schlicht für die Pflicht dieser Gesellschaft, sich auch um Leute zu kümmern, die ausserhalb dieses Landes in Schwierigkeiten kommen. Und das Argument "Vollkaskomentalität" würde ich dabei nicht gelten lassen. Schliesslich gab es keinerlei Reisewarung des Auswärtigen Amtes.

Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, bei einer Entführung hier im Inland, die Entführten nach ihrer Befreiung für den Polizeiaufwand zur Kasse zu bitten. (Bisher jedenfalls noch nicht)

Wäre nett, wenn mir jemand mal darlegen könnte, was eine Entführung in Algerien oder sonst auf der Welt unterscheidet von einer Entführung im Inland.

Vielleicht sollten wir ein paar Ganzseitenanzeigen schalten lassen:
"Entführen lassen ist in Deutschland deutlich billiger !" oder
"Inländische Entführungen im Sonderangebot".



Erinnert Euch mal daran, wieviele ehemalige Staatsbürger der DDR von der damaligen Bundesrepublik regelrecht freigekauft wurden.
 
28. August 2003, 20:25   #7
binozap
 
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Zitat:
Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, bei einer Entführung hier im Inland, die Entführten nach ihrer Befreiung für den Polizeiaufwand zur Kasse zu bitten. (Bisher jedenfalls noch nicht) Wäre nett, wenn mir jemand mal darlegen könnte, was eine Entführung in Algerien oder sonst auf der Welt unterscheidet von einer Entführung im Inland.
Aber gern, Jupp. Wenn in D eine Entführung läuft, ist die Staatsanwaltschaft verpflichtet zu ermitteln - ausgeführt wird dies natürlich von der Kripo oder anderer Exekutive. Wenn in einem anderen Land eine Straftat läuft, muß die dortige Polizei aktiv werden. Was würdest Du sagen, wenn die russische (oder die US-amerikanische wenn's besser ins Weltbild passt *g*) Polizei hier auftauchen würde um freiweg zu ermitteln oder gar weitergehendes zu unternehmen ?

Nun ja, also Ad Eins ist damit klar: Die deutsche Exekutive hat im Magreb nüscht zu bestimmen.

Zum 2ten, wenn in D eine Straftat verfolgt wird - klar braucht niemand die Polizeiermittlungskosten zu zahlen. Wenn es aber an die Zahlung von Lösegeld geht - wer ist der Erpresste ? Angehörige des Opfers - der "Normalfall" leider. Oder die Bundesregierung ? Die Regierung darf nicht erpressbar sein, ob die Erpressung in D oder anderswo ausgeführt wird - nein. Helmut Schmidt hat dies konsequent und bis zum bitteren Ende für Hans Martin Schleyer durchgehalten. Leider hat der getzige Kanzler da kein nachhaltiges Stehvermögen. Schade - es werden aus diesem Grunde weitere Erpressungen im Ausland folgen, nicht zuletzt, weil es uneinsichtige Menschen in unserem Lande gibt, die in solche Gebiete wie Nordafrikas Wüsten mit dem Glauben an ihren Anspruch auf unsere Solidarität reisen.
 
29. August 2003, 08:47   #8
jupp11
 
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Scheint wohl eine Grundsatzfrage zu sein.

Ich bin der Meinung, dass die Fürsorge eines Staates für seine Bürger NICHT an den Landesgrenzen aufhören darf. Schliesslich reise ich nicht als Staatenloser durch die Gegend, sondern als deutscher Staatsbürger.

Dein Argument, dass Deutschland keine Exekutiv-Gewalt in anderen Ländern ausüben darf, sticht nicht. Sie tut es nämlich nicht, sondern bemüht die örtlichen Behörden. Und das ist auch durchaus sinnvoll, wenn die Polizei oder das Militär vor Ort einer solchen Zusammenarbeit zustimmt.

Ich erinnere mich noch an die Geiselnahme in Mogadishu. Damals ist sogar die GSG9 gegen die Entführer vorgegangen und hat das Flugzeug gestürmt.

Wenn russische oder amerikanische Behörden ihren deutschen Kollegen Informationen zur Verfügung stellen, ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, oder? Übrigens ist das gängige Praxis.

Wie würdest Du denselben Fall beurteilen, wenn er im Baskenland passiert wäre, oder in der Türkei?

Und nun zu Lösegeldern:
Es ist die Sache der ermittelnden Behörden, den Weg zu wählen, der den Erfolg der Angelegenheit garantiert. Der kann in jedem Fall unterschiedlich sein. Was doch aber wohl nicht sein kann, ist, dass vorher eine Schufa-Auskunft eingeholt wird, wer von den Entführten evtl. nicht in der Lage sein mag, das Lösegeld aufzubringen.

Es ist bisher publizierte Regierungsansicht gewesen, dass keinerlei Lösegeldern vom deutschen Staat erpresst werden können. Sollte dieses Prinzip hier durchbrochen worden sein, ist es die Sache dieses Staates und nicht die Sache der Opfer.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass sich ohnehin so langsam eine Mentalität breit macht, die jeglichen Solidaritätsgedanken unterminiert. Und zwar zugunsten derjenigen, die es etwas besser verstehen, diesem Staat die Steuern vorzuenthalten. Eben diese Leute und Unternehmen vergessen allzu gern, dass es diese Gemeinschaft hier ist, die ihnen ihren Wohlstand ermöglicht. (Beispiel: Daimler Benz legt gegen eine IHK-Rechnung in Höhe von ca. 110,-- DM Wiederspruch ein)

Aber davon mal ganz abgesehen. Dieses Thema ist ein Paradebeispiel dafür, wie Peanuts dazu benutzt werden, Grundstimmungen zu verändern. Ob die Bundeswehr ihre Übungsflüge über Deutschland und dem befreundeten Ausland durchführt, oder mal nach Mali fliegt, ist wirklich wurzegal.

Solange wir uns engagieren in Afghanistan und im Kosowo und was weiss ich nicht noch, solange haben deutsche Staatsbürger ja wohl einen Anspruch darauf, nicht allein gelassen zu werden.
 
29. August 2003, 16:06   #9
binozap
 
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Zitat:
Wenn russische oder amerikanische Behörden ihren deutschen Kollegen Informationen zur Verfügung stellen, ist überhaupt nichts dagegen zu sagen, oder?
Nein, natürlich nicht. Allerdings war davon oben auch nicht die Rede, sondern von Ermittlungen vor Ort und von Verhandlungen mit Terroristen, Erpressern oder anderen Kriminellen. Das ist Sache der jeweiligen lokalen Behörden. Mit dem Hinweis auf GSG 9 und Mogadishu habe gerechnet - weil berechtigt . Ja, das war noch eine Aktion mit genau der richtigen Wirkung. Lösegeld zu zahlen ist genau der Schritt in die falsche Richtung auf den Abgrund zu.

Die Fürsorge des "Staates" meine Güte, wer oder was ist das eigentlich - da fällt mir doch glatt eine Parole ein... ...sind wir. Na gut, ich für meinen unbedeutenden Anteil an diesem Staat sage: Nö, wer sich leichtsinnig im Ausland in Gefahr begibt, soll sich dagegen versichern. Zu deinen Randbemerkungen hinsichtlich Steuerzahlern kann ich Dir versichern, mich mehr als ausreichend an der Finanzierung des DLandes zu beteiligen. Ich zahle sogar für meine Altersversorgung, was so viele im Dienst dieses Staates nicht nötig haben. Aber das gehört eigentlich nicht hierher. Was war noch ? Ach ja, Afghanistan - wer will dort Urlaub machen ? Bundeswehr dort ? Abziehen ! Am besten sofort, wer Afghanistan will, kann es sich nehmen und behalten, wie und welche unsere Interessen dort vertreten werden müssen (war da nicht irgendwo so eine Klausel für BW Einsätze Herr Struck ?) ist sowieso unklar. Kosovo - ok, im Rahmen einer Multikultitruppe für die Sicherheit und Zukunft der EU.
 
29. August 2003, 18:55   #10
jupp11
 
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Das sind ziemlich seichte Argumente Binozap.

Wo willst Du denn bitteschön eine Grenze ziehen? Wer nach Russland fährt und fällt irgendeinem Terroranschlag zum Opfer - selbst schuld. Wer nach Anatolien in Urlaub fährt - selbst schuld. Wer Verwandte im Kosowo besucht - selbst schuld. Wer nach Indonesien fährt - selbst schuld.

Tolle Einstellung. Und ich bin oben etwas abgeschweift, weil der Tenor nämlich derselbe ist. Wer mit 30 Aids bekommt - selbst schuld. Wer mit 45 eine Zahnbrücke benötigt - selbst schuld. Und so weiter und so weiter.

Und um mal eines klarzustellen. Deutsche Behörden haben weder in Algerien, noch in Mali Polizeigewalt ausgeübt. Sondern sie haben versucht zu recherchieren und die dortigen Behörden unterstützt.

Übrigens kenne ich kein Land, dass nicht ähnlich gehandelt hätte. Es ging ja auch nicht nur um deutsche Staatsbürger, sondern auch um Schweizer und Holländer. Das Deutschland diesesmal die Federführung hatte - in Absprache mit den anderen betroffenen Ländern - zeigt nur zu deutlich, dass es eben doch kein rein deutsches Problem ist.

Und Leute hängen zu lassen, nur weil sie ein - für sie hinnehmbares - Risiko eingegangen sind, halte ich für nicht vereinbar mit den Grundsätzen dieses Staates.

Merkwürdigerweise kommen nur Leute auf solche Ideen, die voraussehbar nicht selbst in diese Lage kommen würden, weil sie eben andere Interessen haben.

Staatliches Geld, das für die Rettung Entführter ausgegeben wird, ist jedenfalls besser angelegt, als wenn es für das nächste millionenteure Kunstwerk in irgendeinem Arbeitsamt verplempert wird.
 
30. August 2003, 17:15   #11
Ogino
 
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Ich kann dem hier nicht folgen, ohne mich aufzuregen.

Ganz kurz und bündig:
Die (ehemaligen) Geiseln geben seit Tagen schon kein Kommentar mehr ab, ohne die Hand aufzuhalten oder den Überweisungsbeleg in der Hand zu halten.
Der Typ aus Berlin, so wurde neulich in der Berliner Abendschau berichtet, ist bis Februar 2004 schon ausgebucht. Seine Tandiemen werden auf 150.000€ (!!!) geschätzt.
Dieses Geld sollte restlos eingezogen werden.
Das ist meine Meinung.
 
30. August 2003, 18:37   #12
binozap
 
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Zitat:
....als wenn es für das nächste millionenteure Kunstwerk in irgendeinem Arbeitsamt verplempert wird.
Hach, wo ist denn das gelaufen jupp ?

@Ogino Ja, da tun sich Abgründe auf. Neue Alllianzen könnten da geschmiedet werden: Du entführst mich ein paar Wochen und am Ende sind wir beide reicher... Die Live-Übertragungsrechte aus dem Wüstencamp geben wir an Al "who ? " TV aus Dingsbumdiskan und alles wird von der deutschen Sozialstaat finanziert. Sauber, sauber.

@jupp Warum vermengst Du die Krise der Krankenversorgung mit diesem Thema ?
 
31. August 2003, 08:42   #13
jupp11
 
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Ich vermenge überhaupt nichts. Ich stelle lediglich fest, dass die Mentalität, Leute sich selbst zu überlassen, immer dollere Blüten treibt.

Jedes zivilisierte Land, dass ich kenne kümmert sich ganz selbstverständlich um, in Not geratene, Mitbürger. Auch ausserhalb der Grenzen.

Damit stehe ich absolut nicht im Widerspruch zu Ogino. Denn die Blüten, die das hinterher treibt, halte ich für genaso mies, wie er.
 
31. August 2003, 09:11   #14
binozap
 
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Zitat:
Jedes zivilisierte Land, dass ich kenne kümmert sich ganz selbstverständlich um, in Not geratene, Mitbürger. Auch ausserhalb der Grenzen.
Hmm, es gibt soviele in Not geratene Menschen in unserem Lande, die aus anderen Ländern stammen, denen leider nicht von zuhause geholfen wird. Nur so - als Randnotiz.

Zur Sache, es ging nicht um "Hilfe" an sich, es ging um die Zahlung von Lösegeldern aus Staatsmitteln durch die Regierung zwecks Freikauf von "Geiseln", die sich leichtsinnigerweise in ein gefährliches Gebiet begeben haben. Dies war ein Fehler der Regierung Schröder bei der Aktion in Südostasien und dieser Fehler wurde wiederholt bei der Aktion in der Sahara. Und deshalb wird sich ähnliches wiederholen. Nach dem Motto: Greif dir ein paar Abenteurertouristen aus DLand, biete ihnen ein paar Wochen allinclusive an Plätzen, die sie sonst nie gesehen hätten -mit "echter" lokaler Folklore - die Regierung Schröder wird zahlen.

Die "Geiseln" haben doch berichtet, wie gut sie von den Entführern behandelt wurden. Das dies oft wiederholt wird, ist für die Kidnapper - und potentielle Nachahmer - wichtig, denn das würde die thrillgeilen Abenteurer denn nun doch abschrecken in solche Gebiete zu fahren: Hunger, Durst, eventuell noch Prügel....nein, nein das bitte nicht.
 
31. August 2003, 14:49   #15
Tiramisu
 
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Beiträge: 902
Sorry Leute, wenn man in ein öffentlich bekanntes Krisengebiet einreist, ohne dass man dies aus beruflichen Gründen MUSS, dann ist man selbst schuld.

Wenn ich mal ausprobieren will, ob ein Sofa brennt und zwar direkt im Wohnzimmer, dann muß ich den Löscheinsatz der Feuerwehr auch später selbst bezahlen, weil es vorsätzlich war.



Tira
 
1. September 2003, 09:44   #16
jupp11
 
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Beiträge: 4.013
Nee Tiramisu,

seinerzeit, wurden Leute in Indonesien entführt. Und zwar von den Phillipinen aus. Die hatten mit Abenteuerurlaub überhaupt nichts am Hut, sondern wurden aus ihren gemieteten Häusern dort verschleppt.

Ob nun Lösegeld bezahlt wird, oder nicht, ist die Angelegenheit der Regierung. Darüber lässt sich trefflich streiten. Ich bin ebenfalls gegen eine Zahlung von Lösegeld. Eine ganz andere Sache ist es, den Geiseln die Kosten der Aktion aufzubrummen.

Algerien war bisher (und ist wohl bis heut nicht) auf der Liste der Länder, in die eine Einreise als gefährlich deklariert ist.

Es geht auch mehr um Grundsätze, als um diesen Einzelfall. Soll der Staat sich um Leute kümmern, die im Ausland - wo auch immer - Opfer von Verbrechen geworden sind. Und ein Verbrechen ist eine Entführung in Algerien oder dem Jemen genauso, wie in Frankreich oder Deutschland.

Wo sind denn da die Grenzen zu ziehen? Wenn jemand aus Deutschland nach Österreich entführt wird, werden ihm dann die Telefongebühren, der Telefonate, die die Ermittlungsbehörden der beiden Länder miteinander führen berechnet? Oder stellt Österreich der Bundesrepublik eine offizielle Rechnung für geleistete Hilfsdienste aus - oder umgekehrt?

Bleibt mal auf dem Teppich.

Nachweislich ist es wesentlich gefährlicher, Nachts um halb eins über die Reeperbahn zu spazieren oder sich am Bahnhof Zoo in Berlin aufzuhalten, als in der Eifel zur gleichen Zeit um ein Maar zu spazieren. Also könnte ich mich auf den Standpunkt stellen, dass die Leute eben selbst schuld sind, die sich in derart gefährlichen Gebieten aufhalten.

Hier wird so getan, als würden Leute, die nach Algerien oder sonstwo fahren um einen Abenteuerurlaub oder eine Bildungsreise zu unternehmen, mit einem Plakat durch die Gegend laufen "Bitte entführt mich".

Was ein Quatsch.
 
7. September 2003, 13:32   #17
tschubbl
 
Beiträge: n/a
Zuerst einmal muß man feststellen,daß in diesem Teil der Sahara,bis Dato noch nie etwas passierte und auch keine Warnung vorlag.
Desweiteren leben wir,obwohl es einige behaupten,noch nicht in einer Bananenrepublik,d.h.,daß die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland,seine Fürsorgepflicht und Verantwortung seinen Bürgern gegenüber nachkommt,was auch ihre verdammte Pflicht und Schuldikeit ist.
Erst danach kann man über die Bezahlung der Kosten nachdenken. Mitdenken würde ich da auf jeden Fall,bei solchen Vögeln,die sämtliche Warnungen der Regierung und der Reisebüros in den Wind schlägt und dann kassiert wird,denn dies ist grob fahrlässig.
In diesem Fall muß man einmal ganz klar sehen,daß man Geiseln genommen hatte,um einen Staat oder auch mehrere zu erpressen. Weitere Ausführungen möchte ich mir ersparen,denn eigentlich ist zu Jupps Beiträge nichts hinzuzufügen.
 
7. September 2003, 17:59   #18
Glühwürmchen
 
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Beiträge: 4.319
Zitat:
Zitat von jupp11
Hier wird so getan, als würden Leute, die nach Algerien oder sonstwo fahren um einen Abenteuerurlaub oder eine Bildungsreise zu unternehmen, mit einem Plakat durch die Gegend laufen "Bitte entführt mich".

Was ein Quatsch.
Meinst Du also, ich werde ohne ein Schild "bitte stecht mich!" von den Wespen in Ruhe gelassen, in deren Nest ich mich setze?

Ich habe, im Gegenteil Berichte gelesen, in denen die Leute vorher wegen der Unruhen gewarnt wurden.
Ist es nicht so, dass die Amis generell kein Lösegeld bezahlen? Nur, wer auf Forderungen eingeht bleibt ein potentielles Opfer.

Unserem Nachbarn ist die Katze in den Kamin gefallen, die Feuerwehr kam, holte sie raus und legte die Quittung für den Einsatz vor.
Man kann es wagen auf dem Dach zu stolzieren, aber wenn man herunterfällt braucht man sich nicht damit zu verteidigen, dass man nicht gewarnt wurde.

Das ist wieder ein Thema mit einem zweischneidigen Schwert, denn, wenn ich persönlich oder durch Bekannte betroffen wäre, würde ich eventuell oder sogar sicherlich anders schreiben.
 
7. September 2003, 23:53   #19
tschubbl
 
Beiträge: n/a
@Glühwürmchen
Was machst du eigentlich,wenn man eines deiner Kinder entführt und eine Million € von dir verlangt wird,die du nicht hast und dir auch niemand geben wird?
Ich hoffe doch,daß du den Tod deines Kindes in Kauf nimmst,bevor du den Staat um Hilfe bittest.
 
8. September 2003, 05:56   #20
Marena
 
Benutzerbild von Marena
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 2.775
Zitat:
Zitat von tschubbl
@Glühwürmchen
Was machst du eigentlich,wenn man eines deiner Kinder entführt und eine Million € von dir verlangt wird,die du nicht hast und dir auch niemand geben wird?
Ich hoffe doch,daß du den Tod deines Kindes in Kauf nimmst,bevor du den Staat um Hilfe bittest.

Wie schrieb doch Glühwürmchen so schön:


Zitat:
Das ist wieder ein Thema mit einem zweischneidigen Schwert, denn, wenn ich persönlich oder durch Bekannte betroffen wäre, würde ich eventuell oder sogar sicherlich anders schreiben.
Mir sind keine Fälle bekannt, in denen der Staat Lösegeld für entführte Kinder zur Verfügung gestellt hätte. Und ich bin davon überzeugt, wenn es so wäre, würden die Eltern später zur Kasse gebeten.



Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Geiseln zumindest die Einnahmen die sie aus der Vermarktung ihres Schicksals erhalten, abgeben müssten. Und eine anteilmäßige Erstattung der Kosten halte ich ebenfalls für richtig. Es soll sicher niemand arm werden dabei. Aber wie bereits von etlichen anderen angeführt, muss auch in unserem Land für alle möglichen Einsätze der Rettungsdienste gezahlt werden.
 
8. September 2003, 09:04   #21
Glühwürmchen
 
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Wer lesen kann, hat offensichtlich ein Vorteil.
Warum meist Kinder reicher Eltern entführt werden, sollte selbst dem Dümmsten auf andere Gedanken bringen.
Mehr sage ich nicht zu diesem *** Kommentar von tschubbl

Gestern abend habe ich noch ein bisschen rumgelesen... der Holländer soll wohl auf keinen Fall zur Kasse gebeten werden, da dort andere Richtlinien gelten. Wie das mit den 3 Schweizern ist, habe ich noch nicht entdecken können.
Bei den Deutschen ist es wohl noch nicht klar, denn da trennen sich die Gemüter. Die im Iran Entführte Frau musste damals auch 6000€ und ein paar Zerquetschte zurückzahlen, Rückflug und so.

3 von den Deutschen sollen wohl die Story vermarkten, der eine hat seine Bilder an den Stern verkauft etc.
Die anderen wollen keine Exklusivrechte geben und somit auch nicht an ihrem Leid verdienen. Mal sehen, was die Zukunft bringt, wenn die psychischen und physischen Leiden erträglich werden.

In der Gegend soll bis dahin noch kein Entführung stattgefunden haben, aber sie galt als bekannter Touristenpunkt. Im Januar wurde deutlich gewarnt, dass sich dort Verbrecherbanden aufhalten die, wegen der unüberschaubaren Weite, nicht kontrollierbar sind.

Den Gesamtbeitrag können die Geiseln sicher nicht zurück erstatten, aber ich denke auch, dass sie alle Einnahmen und einen gewissen Schuldanteil zu zahlen haben.
Wie auch immer der Staat diesen Fall lösen wird, es soll eine Warnung für alle sein, die sich über die Gefahren hinwegsetzen und sich in diese bewusst begeben. Diese Reisen kann man nicht verbieten, aber man kann sie einem madig machen.
 
8. September 2003, 15:09   #22
Elli
 
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Zitat:
Diese Reisen kann man nicht verbieten, aber man kann sie einem madig machen.
Ich glaube nicht, dass das etwas nützt.
Da greift das Prinzip "mir doch nicht" und das kennt sicher jeder selbst aus Erfahrung

DIE Sicherheit gibt es eben nicht auch wenn wir uns das wünschen.
 
8. September 2003, 16:56   #23
Glühwürmchen
 
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Najaaaa Elli,
zugegeben, in der Dom.Rep. war ich auch, trotz Vorwarnung, außerhalb der Anlage mit einem Einheimischen unterwegs. Ehrlich gesagt fiel mir das erst auf, als ich wieder zurück war und meine Strandnachbarin mich mit großen Augen und erhobenen Zeigefinger tadelte.
Aber nach Tunesien bin ich nie gefahren, da ich nicht mit Kamelen tauschen wollte

Wenn es um die Sicherheit geht, dann denken bestimmt die meisten: Mir passiert schon nüx

aaaaber,
wenn es dann ums liebe Geld gehen könnte, werden die meisten doch hellhörig. Oder?
 
8. September 2003, 18:31   #24
Elli
 
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Zitat:
zugegeben, in der Dom.Rep. war ich auch, trotz Vorwarnung, außerhalb der Anlage mit einem Einheimischen unterwegs.
Das ist aber doch genau das Problem - wir denken einfach nicht drüber nach.

Und die Frage des Geldes.... hmmm... warum rauchen so viele Leute? Es ist sauteuer und gesundheitsschädlich und es kann noch nicht mal einer behaupten er habe das nicht gewusst.
 
8. September 2003, 20:00   #25
Glühwürmchen
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 4.319
Jep, wenn auch off topic, es ist einfach lächerlich, dass Raucher die Zigarettenfirmen wegen Gesundheitsschäden verklagen können. Tja, das ist das andere Amerika.

Aber, wenn wir denn nicht nachdenken... muss der Staat dann für unsere Dummheit zahlen? Er zahlt doch auch nicht für andere Leichtsinnsschäden. Unfälle im Freizeitsport gehen auch auf eigene Kappe.

Wie stehst Du denn zu dem Thema?
 
Antwort

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