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15. September 2006, 19:33   #1
Ogino
 
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Muslime protestieren gegen Papst-Äußerungen

So langsam scheint sich eine bestimmte Anhängerschaft der Moslems gegen den Heiligen Vater einzuschiessen.
Die Mentalität die wir von den Mohammed Karrikaturen schon kannten, nämlich sich immer mehr reinzusteigern, scheint sich auch hier zu bewahrheiten.

In der Rhein-Zeitung wird schon berichtet:
Zitat:
In der Palästinenserstadt Gaza wurde ein Sprengstoffanschlag auf eine christliche Kirche verübt. Die ägyptische islamische Arbeitspartei attackierte den Papst und rief zu Protesten auf. Die radikale ägyptische Moslembruderschaft verlangte eine Entschuldigung. Benedikt XVI. gieße „Öl aufs Feuer”. Ein iranischer Kleriker und Mitglied des höchsten islamischen Gremiums des Landes bezeichnete die Papst-Äußerungen als „unerhört”.
Wenn jetzt schon die ersten Kirchen brennen, werden wir wohl bald die Anfänge eines Religionskriegs haben.
Es sei denn, der Papst hat einen lichten Moment, und richtet ein paar klärende Worte an die Moslems.
Aber die zu beruhigen, ist nicht so einfach.
 
15. September 2006, 21:44   #2
Ben-99
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... es ist ja hinlänglich bekannt, daß ich nicht nur Atheist bin, sondern auch jede Form von Massen-Hysterie bedenklich finde, so wie sie nicht nur bei der Trauerfeier des letzten Papstes in Rom zu bestaunen, sondern auch in den letzten Tagen beim Besuch "Benedikts" in seiner bayerischen Heimat zu erleben war, obwohl sich sogar dort kaum jemand für einen ultrakonservativen, gefährlich reaktionären Kardinal erwärmen konnte, als der noch Ratzinger hieß und eben noch kein Papst war.

Inzwischen weiß ich, daß die Anfälligkeit einfältiger Menschen für die von der katholischen Kirche seit Jahrhunderten mit viel Show und Pomp durchgeführte systematische Verdummung noch immer erfolgreich ist, so daß man theoretisch auch dem letzten Penner das Amt übertragen könnte, und die Massen würden in ihren kranken Köpfen auch ihn umjubeln und ihn sofort und eben auch blind als "Gottes Stellvertreter" akzeptieren.

Soweit zu der nach wie vor seit Jahrhunderten perfekt funktionierenden, meines Erachtens aber auch extrem gefährlichen Gehirnwäsche der katholischen Kirche, die für mich mit ihren Ritualen schon lange dem entspricht, was wir sonst immer so gern als "Sekte" verteufeln.

Und dennoch ist es auch wieder blödsinnig, wie Islamisten, kurz vor dem geplanten Türkei-Besuch des Papstes, die paar törichten Sätze in seiner Ansprache nun gleich wieder als Kriegserklärung der Christen deuten. Wobei es sich ohnehin nur um Worte handelte, die unser Benedikt, anscheinend ohne vorher nachzudenken, zitierte. Allerdings hätte er wissen müssen, daß die Nerven der Muslime blank liegen, seitdem ihnen von einem faschistischen amerikanischen Präsidenten der Krieg erklärt wurde. Und wir alle sollten nicht vergessen: Vor Bush hätte sich niemand über die Worte von "Papa-Ratzi" aufgeregt. Und vor den Angriffskriegen gegen Afghanistan und den Irak mußte auch niemand in Europa Angst vor "Koffer-Bombern" haben. Und die "9/11"-Anschläge hätten wohl auch nicht stattgefunden.

Wer aber wie Ratzinger ausgerechnet jetzt unbekümmert über die "Gewalt" der islamischen Religion schwafelt, hat entsprechende Reaktionen auch nicht anders verdient. Denn nach wie vor, und das sollte inzwischen auch ein Papst wissen, sind durch das Christentum mehr Menschen auf der Welt in ihrem Blut verreckt als durch jede andere Religion. Wir, die angeblich so friedliebenden Christen, haben bei unseren Kreuz-Zügen Millionen Menschen in der Welt abgeschlachtet, nur weil sie an einen anderen Gott glaubten. Wir haben angebliche "Hexen" gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt. Und wir waren es auch wieder, die jetzt in der Neuzeit einem amerikanischen Fundamental-Christen erlaubt haben, Länder, in denen Andersgläubige leben, kaputt zu bomben.

Der jetzige Papst ist ein Tölpel, weil er das dusselige Zitat zu einer denkbar unpassenden Zeit in seiner Rede verwendet hat. Und den aufgebrachten Türken würde ich raten, ihn lieber als Witzfigur zu sehen. Einen erbitterten Glaubens-Krieg wegen einer lächerlichen Gestalt wie Ratzinger anzuzetteln, ist für mich ein wenig zu viel der Ehre für ihn. Allerdings steht zur Zeit "Papst" auf seiner Visitenkarte, was ihn zu einer Art Welt-Politiker macht. Aber gerade deshalb hätte der greise Benedikt vorher lieber sein Gehirn einschalten sollen.

Vielleicht sollte man demnächst auch mal über eine Alters-Begrenzung für den Job im Vatikan nachdenken, um somit wenigstens den schlimmsten mentalen Ausfall-Erscheinungen alter Männer entgegenzuwirken, die sich als Wirrkopf in ihren letzten Jahren womöglich tatsächlich für den "Stellvertreter Gottes auf Erden" halten und sich anmaßen, Menschen zu bevormunden und anderen Religionen auf diese Art nicht nur den nötigen Respekt zu verweigern, sondern es überhaupt wagen, das Recht von erwachsenen Menschen in Frage zu stellen, an den Gott zu glauben, der für sie der "richtige" ist.

Gruß Ben
 
15. September 2006, 23:26   #3
Irata
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Allmählich erinnern mich solche Nachrichten an den dumben Typen in der Kneipe, der beim ersten Spruch, den er mangels sozialer Kompetenz nicht auf die Reihe bekommt, ausrastet und mir eine aufs Maul geben will, nachdem ihm seine Kumpels entsprechend aufgehetzt haben. Aber ich möchte nicht auf die willfährigen Massen schimpfen, sondern vielmehr auf die Agitatoren, die unerläßlich auf eine, wenn auch noch so kleine, Gelegenheit warten, das Faß am brennen zu halten.
 
16. September 2006, 00:40   #4
little tyrolean
 
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Ich habe die betreffenden Passagen der Rede gelesen,
man muß schon sehr verbohrt sein, um da Bezüge zur heutigen Welt herauszufinden.
Der Papst zitiert aus einem Disput eines byzantinischen Kaisers mit einem persischen Gelehrten:
Zitat:
All dies ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich kürzlich den von Professor Theodore Khoury (Münster) herausgegebenen Teil des Dialogs las, den der gelehrte byzantinische Kaiser Manuel II. Palaeologos wohl 1391 im Winterlager zu Ankara mit einem gebildeten Perser über Christentum und Islam und beider Wahrheit führte.
Quelle

Der Papst zitiert unkommentiert, das heißt, er gibt die Antwort des Persers nicht wieder,
was sicher unklug war und nun entsprechend ausgenützt wird.

Die Ähnlichkeit mit dem Karikaturenstreit ist nicht zu übersehen...
 
16. September 2006, 10:50   #5
Maggi
 
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Papst Ben-16 ist kein Idiot. Der Mann hat studiert und war seinerzeit der jüngste Professor Deutschlands, zumindest solange, bis er zu alt dafür wurde. Als einer der einflussreichsen Theologen neben etwa Hans Küng weiß er, wie Leute mit Religion umgehen. Im Vatikan lebt er auch nicht völlig isoliert von der Außenwelt und weiß deshalb, die Gefahren und Risiken seiner Reden einzuschätzen, und an die Karikaturenstreits erinnert er sich sicher auch noch.

Aber was soll man machen, wenn es Muslime gibt, die gewollt alles missverstehen?


Angela Merkel hat publikumswirksam in der Bildzeitung geschrieben, dass derjenige, der den Papst kritisiere, "die Intonation seiner Rede" verkenne. Und da hat sie gar nicht mal so unrecht. Die Rede war ja in den letzten Tagen schon überall zugänglich und jeder Muslim mit Internetanschluss konnte es nachlesen: Erstens handelt es sich um die strittige Textstelle um ein Zitat des (wie von lt schon erwähnt) von Theodore Khoury herausgegebenen Dialogs, der seinerseits wiederum den christlichen byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos zitierte. Zweitens handelt es sich bei der strittigen Textstelle um die Einleitung zu dem Thema, um das es Ben-16 in Wirklichkeit ging: Um die Gewalt in der Religion.

Der Dialog hätte genauso zwischen einem Kamel und einem Gnu stattfinden können, zwischen George Bush und dem Dalai Lama, zwischen Thomas Anderson und Agent Smith, zwischen einem halben Hendl und einem Weißbier. Provokativ fragt der Kaiser, was denn Mohammed in die Welt gebracht habe außer "Schlechtem und Inhumanem", wie z.B. die Vorschrift, den "Glauben (...) durch das Schwert zu verbreiten".

Ratzinger erzählt, es sei wider das Wesen Gottes, nicht nach der Vernunft zu handeln. Das heißt, Gott unterstellt sein Handeln der Vernunft. Nach dem muslimischen Weltbild aber sei Gott an keine Kategorien gebunden, mache praktisch, was er will und handele nicht nach der Vernunft.

Und wo ist jetzt die Stelle, an der Ben-16 angeblich den Propheten beleidigt hat?


Aber das interessiert ja niemanden. Interessant ist vor allem, dass irgendwer sagt: "Hey, der Papst hat Mohammed beleidigt!" - und schon stehen hunderttausende Muslime auf der Straße, fordern Entschuldigungen, verbrennen Papst-Figuren und schleudern Brandsätze in Kirchen.

Ciao,
Maggi
 
16. September 2006, 17:54   #6
Sacki
Dummschwätzer
 
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Wenn sich der Papst öffentlich entschuldigt, dann dürfte er wohl damit gleichzeitig die "Unfehlbarkeit" seines Amts in Frage stellen.
Keine schönen Aussichten also.

Also wird er darauf bauen, daß sich die hitzigen Gemüter der Moslems schnell wieder beruhigen.
Auch keine schönen Aussichten, denn es gibt genug Hardliner in deren Reihen, die ihren Lebensinhalt darin sehen, immer wieder Öl ins Feuer zu gießen.

Ach so, ja: Für was sollte er sich eigentlich auch entschuldigen ?
 
16. September 2006, 19:03   #7
Ben-99
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... er hat sich ja bereits entschuldigt. Und damit sollte das Thema auch für Muslime durch sein, von denen manche kleinlich regelrecht nach Gründen suchen, um sich wieder mal als Opfer darzustellen.

Allerdings bleibe ich dabei: In einer Zeit, in der ein amerikanischer Präsident nach 800 Jahren die blutigen christlichen Kreuzzüge "reloaded" und daher bei den muslimischen Opfern des Neuen Glaubens-Krieg die Nerven blank liegen, sollte sich gerade ein hochgebildeter Intellektueller wie Ratzinger seine Worte genau überlegen, bevor er sie als Papst vorträgt und damit Öl ins Feuer gießt. Und es war ja auch nicht sein erster Patzer. Offensichtlich scheint er mit dem Job überfordert zu sein.

Gruß Ben
 
16. September 2006, 19:31   #8
Irata
Junge mit Mundharmonika
 
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Anhänger einer extremistischen Splittergruppe der Kolpingjugend haben in der vergangenen Nacht einen Brandanschlag auf die Assannoh-Moschee zu Bonn verübt und verursachten geringen Sachschaden. Hundertschaften an Bereitschaftspolizei verbrachten einen geruhsamen Abend mangels erwarteter Proteste.

Heute auf dem Pfarrfest an St. Remigius traf ich unseren Nachbarn Tilia Karai Somerkand und fragte ihn, ob es in seiner Gemeinde zu Unruhen gekommen wäre. Nö, meinte er, und in die Heimat seiner Eltern würde er den Vorfall erst recht nicht berichten, denn es sei zu erwarten, dass er und seine Familie für die kommenden Wochen enger zusammenrücken müßten, um den zu erwartenden organisierten Protesttruppen Gastfreundschaft gewährleisten zu müssen.

Dies hat natürlich so nicht stattgefunden, aber die Erfahrungen im Zusammenleben mit den in meinem Umfeld lebenden Muslime könnte ein solches Szenario realistisch werden lassen. Ich glaube, dass die höhere und breitere Informationsdichte den in Deutschland lebenden Muslimen eine andere Sicht verschafft.

Es gehen zwar Millionen zur päpstlichen Loveparade, aber eine ähnliche Massenpsychose anläßlich einiger Zeichnungen oder Zitate kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen.
 
16. September 2006, 19:47   #9
Lost Arrow
 
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Jaja nun darf er seinen unbändigen Hass wieder freien Lauf lassen, der Mob in den Straßen Teherans oder Karatschis. In Ankara, der Haupstadt der angeblich so toleranten und gemäßigten Türkei(man stelle sich das Land nun in der EU vor), stellt der Vizechef der Regierungspartei AKP den Papst in eine Reihe mit Hitler und Mussolini und im Gazastreifen regnets Sprengsätze auf Kirchen. Da ist wieder die Gewalt der Erben Mohammeds - jene Gewalt im Namen der Religion, die Papst Benedikt völlig zu recht verurteilt hat!

Dabei hat Benedikt in seinen bisherigen Reden nie den Gläubigen Menschen des Islams seinen Respekt verwehrt, vielmehr hat er in den letzten Tagen den Werteverfall im Westen angeprangert, der seinen Glauben verloren hat.
Ein aus dem Zusammenhang gerissenes, ungeschicktes, unkommentiertes Zitat reicht den Ayathollas jetzt, um dem Papst ihre grantige Antwort entgegenzusenden. Na, na die heutigen Kreuzritter tragen Turban und Halbmond und Ihr Ziel ist der Dschihad, der Krieg gegen die Ungläubigen. Was hilfts wenn 95% der Muslime friedliebend sindund den dschihad ablehnen, wenn doch eine Minderheit von Ihnen in der Vormoderne festsitzt?

Kein Mensch in dieser Welt kann dem Papst den Mund verbieten, denn es ist gerade seine Pflicht(!) vor dem Hintergrund der christlichen Kreuzzüge des Mittelalters, vor einer Verquickung von Gewalt und Religion zu warnen!
Nein, der Papst hätte sich nicht Entschuldigen müssen dafür, das er die Wahrheit gesagt hat und Gewalt ächtet! Viel zu oft duckt sich der Westen wenn mal wieder der Mob durch die Straßen rennt.

Danke dafür!
 
17. September 2006, 04:39   #10
Amanda Grayson
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Allerdings bleibe ich dabei: In einer Zeit, in der ein amerikanischer Präsident nach 800 Jahren die blutigen christlichen Kreuzzüge "reloaded" und daher bei den muslimischen Opfern des Neuen Glaubens-Krieg die Nerven blank liegen, sollte sich gerade ein hochgebildeter Intellektueller wie Ratzinger seine Worte genau überlegen, bevor er sie als Papst vorträgt und damit Öl ins Feuer gießt. Und es war ja auch nicht sein erster Patzer. Offensichtlich scheint er mit dem Job überfordert zu sein.

Gruß Ben
Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht? Natürlich hat ein Kirchenfürst, der auf den Papstthron gelangt ist, auch eine gewisse politische Begabung, sonst wäre er ein kleiner Gemeindepfarrer geworden. Aber es ist auf keinen Fall die Aufgabe eines Papstes, sich anzubiedern.

Er braucht auch nicht die Fehler protestantischer Amerikaner auszubügeln oder auszuschleimen. Wenn ein amerikanischer Präsident seinen Job in puncto Außenpolitik nicht beherrscht, dann muß ein Papst das nicht ausgleichen.

Reicht dieser kriecherische Papst Pius XYZ (kann mir römische Zahlen so schlecht merken, ich meine den, von dem Hochhuths Werk "Der Stellvertreter" handelt) nicht ein für allemal aus als Beispiel, daß ein Papst nicht vor Regimes kuschen sollte?

Mag sein, daß Papst Johannes Paul der II. eher die Knuddeltour gefahren ist in dem Sinne eigentlich haben wir uns doch alle lieb. Der neue Papst ist eben anders und scheut auch nicht vor einer Konfrontation zurück.

Nach dem, was ich weiß, hat der Papst ein Gespräch aus dem Mittelalter zitiert, in dem ein Muslim selbst erklärt hat, was die Unterschiede zwischen dem Islam und dem Christentum sind.

Gerade zu der Zeit haben sich die Christen aber ganz sicher nicht besser benommen als fanatische Moslems heute. Und wenn mich jemand fragen würde, wie sich eine Religion der Liebe mit Kreuzzügen und Hexenverbrennungen verträgt, dann würde ich sagen das verträgt sich überhaupt nicht. Ich würde nicht auf jemanden aggressiv reagieren und ihn diffamieren, der mir eine solche Diskrepanz zeigt.

Ich denke, daß gebildete Muslime heutzutage auch abwägen und den Koran mit Verstand lesen. Ich denke, daß es ungebildete Christen gibt - vielleicht "Christen" in Anführungsstrichen -, die sich Zitate aus der Bibel 'rausnehmen, besonders die kriegerischen Passagen aus dem Alten Testament -, ebenso wie Muslime, die einige Sätze aus dem Koran verinnerlichen und sie sich aus dem Zusammenhang herausgerissen so auslegen, wie es ihnen gerade paßt.

Trifft für Angehörige des mosaischen Glaubens sicher ebenso zu. Gebildete bzw. denkende Menschen werden nach der Kernaussage suchen. Menschen ohne Bildung bzw. primitive Menschen werden nach einer einzelnen Aussage suchen, in der sie das wiederfinden, was sie sowieso tun wollten, am liebsten, wenn es mit der Legitimation von Gewaltausübung zu tun hat.

Ich sehe es so, daß jede der drei großen monotheistischen Religionen mit einem Gott, der eine Person ist, Menschen zum Respekt vor dem Mitmenschen führen kann. Die Grundlagen sind in allen drei Religionen gelegt, sei es das Judentum, sei es das Christentum, sei es der Islam. Da Menschen aber leider fehlerhafte Menschen sind, können sie alles mögliche suchen und auch finden/interpretieren.

Seien es Kreuzzüge, sei es die Hexenverbrennung, sei es das Abschneiden der Geschlechtsteile von Mädchen, sei es das alltägliche Gebet: Ich danke Dir, daß ich nicht als Frau geboren bin.

So ist leider der Mensch, so interpretiert der Mensch. Es ist meiner Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluß, andere Menschen niederzumachen und zu mißhandeln, um sein schwaches Selbstwertgefühl aufzuwerten.

Es sind nicht die Religionen, die den Menschen dazu auffordern. Sie fordern den Menschen dazu auf, über seine armselige Natur hinauszuwachsen. Aber sie scheinen wohl dazu einzuladen, daß der Mensch sie mißbraucht.
 
18. September 2006, 15:39   #11
Maggi
 
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Zitat:
Zitat von dem Duden
Ent|schul|di|gung, die; -, -en: 1. a) Begründung, Rechtfertigung für einen Fehler, ein Versäumnis o.Ä.:
© 2000 Dudenverlag, Sat_Wolf, Bayern
Das ist die Meinung des Dudenverlags zum Thema "Entschuldigung". Leider steht dort nichts über tatsächliche Schuld - beim Wort "Fehler" wird man davon ausgehen können, dass es sich wirklich um die Schuld des Entschuldigenden handelt. Dann schon eher Versäumnis: Der Papst hat versäumt, genauer darüber nachzudenken, was er mit einem solchen leichtfertigen Vergleich anrichten könnte - mit Blick auf die leichte Reizbarkeit der Muslime in der Vergangenheit. Aber bei wem liegt die Schuld?

Sollten sich nicht lieber die muslimischen Vertreter für die Anschläge auf Juden und Christen entschuldigen? Oder ist das durch eine solche Aussage gerechtfertigt? Sind die schon so modern, Stichwort Aufklärung, dass sie einen Kodex ("Menschenrechte") neben dem Koran akzeptieren können? Und warum protestieren sie gegen die sinngemäße Aussage, der Islam habe nur Gewalt in die Welt gebracht, mit Gewalt?

Wie dem auch sei, der Papst hat sich entschuldigt. Ist sicher besser so. Der Pfarrer aus dem Gazastreifen konnte sicher am wenigsten für die Unachtsamkeit des Papstes, und Christen und Muslime sind sich wieder ein Stück nähergekommen.

Wenn ich den Vergleich noch bringen darf: Macht auf mich ein bisschen den Eindruck einer unberechenbaren und unbeherrschbaren Naturgewalt. Fährt man auf Neuschnee Ski, gibt's ne Lawine. Spricht man über Mohammed, gibt's gewalttätige Proteste. Einfache Regeln.

Ciao,
Maggi
 
20. September 2006, 00:00   #12
Happy
 
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Zitat:
Zitat von Ogino
Wenn jetzt schon die ersten Kirchen brennen, werden wir wohl bald die Anfänge eines Religionskriegs haben.
Wieso bald? Schau Dir doch mal das Grauen im WWW an! Der Krieg ist im Web doch schon seit Jahren im vollen Gange, nur wirst Du hier nicht darüber viel zu lesen bekommen, da es nicht wirklich ein Pro/Kontra-Islamisten Forum ist.
 
21. September 2006, 10:36   #13
Ben-99
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... während der fundamental-christliche Glaubens-Krieger George Bush die unüberlegte Äußerung des Papstes erwartungsgemäß ganz prima findet und "dessen Erklärungsversuche mit dem Anti-Terror-Kampf der USA in Verbindung" bringt, zeigt auch Bill Clinton nur wenig Verständnis für den obersten Chef der Katholiken:

Zitat:
Clinton ordnete die Äußerung des Papstes in dieselbe Kategorie ein wie die dänischen Mohammed-Karikaturen, die im Frühjahr zum Teil gewalttätige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst hatten. "Jeder von uns, der solche Bemerkungen macht, vor allem jemand in einer so erhabenen Position wie der Papst", erschwere die Aufgabe der Moderaten in der muslimischen Welt, sagte Clinton in der Talkshow "Larry King Live". Die moderaten muslimischen Geistlichen würden versuchen, ihre Religion von fanatischen Islamisten "zurückzuerobern".

Clinton kritisiert Benedikt
Gruß Ben
 
12. October 2006, 03:04   #14
Amanda Grayson
 
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Bush ist meines Wissens nach evangelisch oder sonst was abartiges, und Clinton hat wohl 'ne Meise, eine wissenschaftliche Vorlesung an einer Universität mit herabsetzenden Karikaturen gleichzusetzen.

Hatte der nicht schonmal ein interessantes Definitionsproblem?

Sacki, die Unfehlbarkeit des Papstes bezieht sich nicht auf persönliche Äußerungen in einer Vorlesung, sondern nur auf Dinge, die er unter ganz bestimmten Umständen von sich gibt, die in der Fachsprache "ex cathedra" genannt werden. Also, mal laienhaft ausgedrückt, wenn er offiziell z. B. ein neues Dogma verkündet.

Nichts für ungut, aber ich finde, wenn jemand einen Fachbegriff wie "Unfehlbarkeit" verwendet, dann sollte er ein Minimum an Sachkenntnis haben, was dieser überhaupt bedeutet.
 
12. October 2006, 08:42   #15
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Amanda

Nichts für ungut, aber ich finde, wenn jemand einen Fachbegriff wie "Unfehlbarkeit" verwendet, dann sollte er ein Minimum an Sachkenntnis haben, was dieser überhaupt bedeutet.
und zuvor:

Zitat:
Zitat von Amanda

Bush ist meines Wissens nach evangelisch oder sonst was abartiges
... hehe, ich sag's mal (leicht abgewandelt) mit Deinen eigenen Worten *g*: Nichts für ungut, aber ich finde, wenn jemand einen Fachbegriff wie "evangelisch" verwendet, dann sollte er ein Minimum an Sachkenntnis haben, was dieser überhaupt bedeutet.

Etwa noch nie was von "Radikal-Christen" gehört? George Bush ist Mitglied der "United Methodist Church".

Gruß Ben
 
12. October 2006, 10:49   #16
Jules
 
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Zitat:
Zitat von Amanda Grayson
Bush ist meines Wissens nach evangelisch oder sonst was abartiges, ..
Ich bin über diese Aussage gestolpert, Amanda.
Evangelisch bzw. andere Religionsansichten sind für Dich abartig ? Oder habe ich da einen Smilie überlesen ?
 
12. October 2006, 12:50   #17
Ben-99
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... das war ironisch von Amanda gemeint, womit sie betonen wollte, daß Bush angeblich ein ganz normaler evangelischer Christ sei. Daher mein Hinweis auf die Methodisten, die auch als sogenannte "Radikal-Christen" bzw. "Christliche Fundamentalisten" bezeichnet werden.

Allerdings wollten einige von ihnen Bush sogar aus der Religionsgemeinschaft ausschließen, weil sich Todesstrafe und Angriffskriege nicht mit ihrem Glauben vertragen.

Welche Rolle spielen radikale Christen in Deutschland? | tagesschau.de

Gruß Ben
 
13. October 2006, 00:21   #18
Amanda Grayson
 
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Ja, etwas schlampig-überspitzt ausgedrückt. Hätte ebenso schreiben können: Meines Wissens gehört Bush einer abartigen protestantischen (ist das jetzt das richtige Wort, Ben?) Gruppe an.

Jules, ich weiß nicht viel über amerikanische Christen aus dem sogenannten Bibel-Gürtel (da kenne ich nur das Wort, könnte ihn aber auf der Landkarte jetzt nicht zeigen ) aber ja, kommt mir schon etwas abartig vor.

Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn "Christentum" mit einer Hochstilisierung von Unbildung gekoppelt ist... o sancta simplicitas. Bloß nicht denken, bloß sich sklavisch an alle Kleinigkeiten halten, um nur ja nichts falsch zu machen.

Ein Beispiel, von dem ich weiß, daß sich christliche Gruppierungen daran halten, ob nun gerade die Methodisten, weiß ich nicht: Im Römerbrief von Paulus steht: Es ist ein Greuel, daß Frauen Männerkleidung tragen und Männer Frauenkleidung. WARUM er das geschrieben hat, weiß ich nicht. War es sein persönlicher Geschmack? Wollte er den Christen in Rom etwas in dem Sinne sagen: Haltet Euch lieber an die örtlichen Gepflogenheiten, um nicht unangenehm aufzufallen?

Gott wird's wohl schnuppe sein. Es gibt aber Menschen, die sich daran halten, weil es in der Bibel steht - um kein Risiko einzugehen, was falsch zu machen.

Oft habe ich den Eindruck, daß man sich zwar an solche Äußerlichkeiten sklavisch hält, aber ob dieser Vielzahl von Kleinigkeiten die große Linie aus dem Auge verliert.

Ich finde es einfach widersinnig, wenn eine Religion, die als Kernpunkt des Glaubens hat, daß ihr eigener Gott Mensch geworden ist, um für die Sünden der Menschen zu büßen, dann Menschen will, die "ja nichts falsch machen wollen". Ich denke nicht, daß der Mensch dazu da ist, um Fehler zu vermeiden, im Gegenteil, er ist dafür da, Fehler zu MACHEN. Sonst könnte er sich selbst erlösen und brauchte nicht daran zu glauben, daß es notwendig war, daß sein Gott als sein Erlöser für ihn gebüßt hat.
 
13. October 2006, 11:13   #19
Jules
 
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Oki - danke für die Aufklärung Ben und Amanda.
 
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