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1. December 2006, 10:00   #1
Jules
 
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01. Dezember 1911: Hugo von Hofmannsthals Theaterstück Jedermann wird uraufgeführt


Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das am 1. Dezember 1911 im Berliner Zirkus Schumann unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt wurde. Seit 1920 wird das Stück jedes Jahr bei den Salzburger Festspielen aufgeführt, zu deren Gründern Hofmannsthal zählte.

Nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Mysterienspiele und dramatischer Bearbeitungen aus der frühen Neuzeit (Elckerlijc/Everyman, Homulus, Hecastus) treten im Jedermann Gott, der Tod, der Teufel und andere abstrakte Wesen als Personifikationen auf. Der wohlhabende Jedermann sieht sich mit dem unerwarteten Tod konfrontiert, der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Weder sein treuer Knecht, noch seine Freunde, noch sein Geld wollen ihn ins Grab begleiten; erst der Auftritt seiner Werke und des Glaubens bringen ihn dazu, sich zur Christenheit zu bekennen und als reuiger Bekehrter ins Grab zu steigen.

Inhalt
Als Gott sieht, dass man ihn auf der Erde nicht mehr schätzt, beschließt er, die Menschen durch den Tod wieder an seine Macht zu erinnern. Er trägt dem Tod auf, zu Jedermanns Haus zu gehen und ihn vor das göttliche Gericht zu rufen.

Eines Tages befiehlt Jedermann nun dem Hausvogt, dass er ihm einen Geldsack bringe, damit er das Grundstück, das er kaufen will, bezahlen kann. Er will dort einen Lustgarten anlegen, den er seiner Buhlschaft schenken will. Auf dem Weg dorthin begegnet Jedermann einem armen Nachbarn, der ihn um Geld bittet. Doch Jedermann gibt ihm nur einen Schilling. Als der Nachbar an seinen christlichen Glauben appelliert und mehr Geld will, weil er selbst einmal reich war, schickt Jedermann ihn fort.

Kurz darauf trifft er auf einen Schuldner von ihm, der ihn bittet seinen Schuldbrief zu zerreißen. Doch Jedermann verweigert dies und lässt ihn einsperren. Jedermann kennt kein Erbarmen, doch weil die Frau des Schuldners so sehr weint, erklärt er sich bereit, ihr und ihren Kindern Unterhalt und Verköstigung zu zahlen.

Nach der Begegnung vergeht Jedermann die Lust das Grundstück für den Lustgarten zu besichtigen, und er beschließt zu seiner Buhlschaft zu gehen. Doch kaum verlässt Jedermann das Haus, trifft er seine Mutter. Seine Mutter hält ihm wie schon oft sein Verhalten zu Gott vor.

Kaum hat ihn seine Mutter verlassen, kommt ihm seine Buhlschaft entgegen, um ihn zu dem für ihn vorbereiteten Fest abzuholen. Auf dem Feste jedoch fühlt sich Jedermann schwach und krank und hat seltsame Erscheinungen. Keiner kann das Glockenläuten hören, das Jedermann hört. Als er plötzlich sagt, er höre jemanden seinen Namen rufen, denkt sie, dass er Fieber habe. Doch Jedermann hat es mit der grausamen Wirklichkeit zu tun. Als er sich umblickt, steht ein ihm unbekannter Mann hinter ihm, der sich als Tod zu erkennen gibt und ihn auffordert sich für den letzten Weg bereit zu machen. Erst jetzt wird Jedermann sein schlechter Charakter bewusst und er fleht den Tod an, ihm nur eine kurze Frist zu gewähren, damit er sich einen Freund suchen kann, der mit ihm vor das Gericht Gottes tritt. Nach langem Bitten gewährt der Tod ihm eine Frist von einer Stunde.

Zuerst fragt er seinen guten Freund, den Gesellen, ob er ihm nicht einen Gefallen tun will, denn er muss eine weite Reise antreten. Der Gesell ist bereit ihm jeden Gefallen zu tun, doch als er hört, dass er ihn vor das göttliche Gericht begleiten soll, weigert er sich. Kaum anders handeln die beiden Vettern Jedermanns. Da er sich nun von allen verlassen fühlt, will er wenigstens sein Geld in die Ewigkeit mitnehmen. Aber aus seiner Geldtruhe kommt Mammon und erklärt sich nicht bereit mit ihm zu gehen.

Nun ist Jedermann völlig einsam und der Verzweiflung nahe. Da hört er aus dem Hintergrund eine leise Stimme, die seinen Namen ruft. Als er sich umdreht, sieht er eine gebrechliche Frau, die ihm sagt, dass sie seine “guten Taten“ sei und ihn gern ins Jenseits begleiten will. Sie ist aber zu schwach, da er sie immer so vernachlässigt hat. Sie ist aber bereit, ihre Schwester, den Glauben, darum zu bitten.

Der Glaube weist Jedermann nun auf die unendliche Liebe Gottes hin und rät ihm, den Herrn um Gnade zu bitten. Jedermann ergreift die letzte Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit, wieder zu Gott zu finden, wobei ihm ein Mönch hilft.

Inzwischen kommt der Teufel um die schuldbeladene Seele Jedermanns, deren er sich ganz sicher ist, zu holen und mit ihr zur Hölle zu fahren, doch er muss zu seinem Verdruss sehen, dass sie ihm durch die Gnade Gottes entrissen wurde. Wenig später kommt Jedermann völlig gereinigt zurück, und nun kann er mit ruhigem Gewissen in Begleitung des Glaubens und der guten Werke vor Gottes Richterstuhl treten.

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4. December 2006, 09:51   #2
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02. Dezember 1931: Emil und die Detektive hat Welturaufführung in Berlin

Emil und die Detektive ist ein Schwarz-Weiß-Film vom Regisseur Gerhard Lamprecht, gedreht im Jahr 1931 in Deutschland.

Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner.

Handlung
Emil Tischbein lebt zusammen mit seiner verwitweten Mutter in einer Kleinstadt. Emil ist ein ganz braver Junge und versucht seiner Mutter wenig Kummer zu machen, da die finanzielle Lage der beiden nicht gerade rosig ist. Trotzdem macht auch Emil als "echter" Junge mal ein paar Streiche. So wird ein Denkmal kurzerhand umgestaltet, so dass es dem Wachtmeister Jeschke verblüffend ähnlich sieht. Als dieser dies bemerkt, ist er von dieser "Denkmalsschändung" natürlich nicht begeistert. Zum Glück findet er nicht heraus, dass Emil daran beteiligt war.

Emil wird in den Ferien zu seiner Großmama nach Berlin geschickt. Da sich die Mutter von ihr 140 RM geliehen hatte, soll Emil das Geld gleich mitnehmen. Auf der Zugfahrt nach Berlin begegnet Emil Herrn Grundeis. Dieser bemerkt, dass Emil so viel Geld bei sich hat. Er betäubt Emil durch Bonbons, die ein Schlafmittel enthalten, und stiehlt das Geld.

Erst am Berliner Bahnhof Zoo kommt Emil wieder zu sich. Er sieht gerade noch, wie Herr Grundeis auf dem Bahnsteig verschwindet. Sofort nimmt Emil die Verfolgung auf, was sich in einer fremden Stadt natürlich als sehr schwierig erweist. Zum Glück trifft Emil Gustav mit der Hupe. Gustav erklärt sich schnell bereit, Emil zu helfen. Und da er der Anführer einer Kinderbande ist, sind schnell viele Helfer zusammergetrommelt, die Herrn Grundeis überwachen.

Währenddessen warten Emils Kusine Pony Hütchen und die Großmama am Bahnhof Friedrichstraße vergeblich auf die Ankunft Emils. Also werden diese von der Kinderbande informiert. Die Großmama macht sich natürlich schreckliche Sorgen. Aber da Pony Hütchen die Jungs begleitet, beruhigt sie sich etwas.

Am Ende des Films verfolgt eine ganze Hundertschaft an mobilisierten Kindern den Dieb, so dass dieser schließlich aufgeben muss.

Besonderheiten
Der Film aus dem Jahr 1931 ist die erste Verfilmung von Emil und die Detektive. Aufgrund der technischen Schwierigkeiten der Tonaufnahme, die bei den frühen Tonfilmen bestanden, wurden einige Außenaufnahmen des Films als Stummfilm gedreht und nachträglich mit Ton und Musik unterlegt.

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diese Verfilmung in diese Liste mit auf.

Die Welturaufführung des Films fand am 2. Dezember 1931 in Berlin statt.

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4. December 2006, 09:54   #3
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03. Dezember 1854: Beendigung des Eureka-Stockade-Aufstands

Der Eureka-Stockade-Aufstand fand vom 29. November bis 3. Dezember 1854 in Ballarat im australischen Bundesstaat Victoria statt. Unter der Führung Peter Lalors setzten sich protestierende Bergleute des Lagers Eureka Stockade für die Freilassung gefangener Landsleute, allgemeine Wahlen, geheime Abstimmungen und viele andere Reformen ein.

Am 3. Dezember 1854 wurden die Aufständischen vom 12. und 14. Regiment der britischen Armee, unterstützt von der Polizei, angegriffen. Es wurden insgesamt 14 Bergleute sowie 6 Soldaten und Polizisten getötet. Zudem wurde das Kriegsrecht ausgerufen.

Einige Historiker vergleichen die Bedeutung des Aufstandes für die Geschichte Australiens mit der Bedeutung des Sturms auf die Bastille für die Geschichte Frankreichs.

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4. December 2006, 09:58   #4
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4.12.1971: Ein Feuer inspiriert Deep Purple zu Smoke on the water

Smoke on the Water ist ein bekannter Rocksong von Deep Purple, der auf dem Album Machine Head 1972 erschien.

Musik
Erkennungsmerkmal des Songs ist der Riff mit seinem hohen Wiedererkennungswert, bestehend aus sus4-Akkorden (Powerchords). Der Riff baut ausschließlich auf den Stufen I, III und IV sowie der alterierten verminderten V. Stufe (Blue Note) und überschreitet somit den Umfang einer Quinte nicht.

Dieser Riff, der wohl für viele Gitarrenanfänger das erste ist, den sie auf ihrem Instrument beherrschen, wird zunächst von Ritchie Blackmore zweimal alleine auf der E-Gitarre (links im Stereopanorama) gespielt, wobei er sogenannte Double Stops einsetzt, also jeweils zwei Saiten gleichzeitig niederdrückt und sie anschlägt.

Bei der dritten Wiederholung kommt neben einer Riffdopplung von Jon Lord auf seiner verzerrten Hammondorgel (rechts im Stereopanorama) auch Schlagzeuger Ian Paice mit einem Sechzehntel-Rhythmus auf der Hi Hat dazu, den er im vierten Durchgang durch Snare-Schläge auf den Zählzeiten 2 und 4 ergänzt.

Bei der fünften Wiederholung addiert Paice die Bassdrum auf den gleichen Zählzeiten und Roger Glover setzt mit dem Bass ein. Es folgt ein letzter Durchgang mit der bisherigen Instrumentation, wobei Paice nun durchgehende Achtelnoten auf der Bassdrum spielt, bevor Ian Gillan mit der ersten Strophe des Songs beginnt.

Text
Der Text erzählt eine wahre Geschichte: Am 4. Dezember 1971 waren Deep Purple in Montreux, um ein neues Album mit einem mobilen Tonstudio, das sie von den Rolling Stones gemietet hatten, aufzunehmen. Sie bezogen Quartier in einem Gebäude, das zum Casino von Montreux (das gambling house, auf das der Text sich bezieht) gehörte. An diesem Abend gaben Frank Zappa und The Mothers of Invention ein Konzert im Casino, während dessen ein Feuer ausbrach. Angeblich hatte ein Schweizer Fan mit einer Signalpistole an die Decke des Konzertsaals („some stupid with a flare gun“ heißt es im Text) geschossen. Der gesamte Gebäudekomplex mitsamt dem Equipment der Mothers wurde zerstört. Der „Funky Claude“, der im Lied erwähnt wird, ist Claude Nobs, der Direktor des Montreux Jazz Festivals, der den Besuchern half, sich vor dem Feuer zu retten („Funky Claude was running in and out / Pulling kids out the ground“). Der Titel des Songs bezieht sich auf den Rauch, der sich über dem Genfer See ausbreitete und der von den Musikern von Deep Purple in ihrem Hotel beobachtet wurde. Es gibt sogar ein Bootleg des Zappa-Konzerts mit dem Titel Swiss Cheese/Fire!.

Deep Purple hatten nun das teure Tonstudio, aber keinen Ort mehr, an dem sie ihre Aufnahmen machen konnten. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten fand Nobs für die Band das Theater The Pavillion, aber nachdem Deep Purple mit den Aufnahmen begonnen hatten, beschwerten sich die Nachbarn über den Lärm und die Polizei sorgte für eine Beendigung der Session. Schließlich, nach einer Woche des Suchens, mietete die Band das fast leerstehende Montreux Grand Hotel, wo die Gänge und Stiegenhäuser zum Aufnahmestudio umgewandelt wurden. Nahezu alle Aufnahmen für das erfolgreichste Deep-Purple-Album Machine Head erfolgten hier. Smoke on the Water war jedoch das einzige Lied, das nicht im Grand Hotel aufgenommen wurde; es wurde erst später vollendet, nachdem der Basic Track für den Song das einzige Ergebnis der abgebrochenen Pavillon-Session war.

Veröffentlichung und Nachwirkung
Smoke on the Water war Teil des Albums Machine Head, das im Frühjahr 1972 veröffentlicht wurde. Der Song wurde jedoch erst ein Jahr später als Single veröffentlicht, wo er im Sommer 1973 die Nummer 4 der US-amerikanischen Billboard Charts erreichte.

Der Song wurde zum festen Bestandteil der Liveshows von Deep Purple, wo er vor allem zum virtuosen Wechselspiel zwischen Lords Orgel und Blackmores Gitarre genutzt wurde. Eine Live-Version ist auf dem Album Made in Japan zu hören, ebenso wie auf der DVD Perihelion.

Während Gillans Intermezzo bei Black Sabbath im Jahr 1983 wurde Smoke on the Water auf Tour regelmäßig als Zugabe gespielt.

Das Lied gehört zu den bekanntesten Werken der Rockmusik. Es existieren zahlreiche Coverversionen.

Wissenswertes
Laut der britischen Musikzeitschrift Q lautete der Arbeitstitel des Liedes "Drrr Drrr Drrr".
Da vor allem Anfänger auf der E-Gitarre den bekannten Riff häufig sehr schlecht interpretieren, verbieten in vielen Musikgeschäften Hinweisschilder das Anspielen des Riffs beim Testen einer E-Gitarre.
Ian Gillan lehnte den Text zuerst ab, da man den Text als drogenverherrlichend interpretieren könne.
Ritchie Blackmore hasst das Hauptriff des Songs, da er nicht verstehen kann, wie diese Simplizität soviele Menschen begeistern kann.

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5. December 2006, 08:43   #5
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05. Dezember 1854: Die Genehmigung zur Aufstellung einer Litfaßsäule wird erteilt

Eine Litfaßsäule ist eine Anschlagssäule, an die Plakate geklebt werden können. Sie zählt zum Bereich der Außenwerbung.

Herkunft des Namens
Erfunden wurde sie von dem Berliner Drucker Ernst Litfaß (* 1816 in Berlin, † 1876 in Wiesbaden).

Idee und Entwicklung
Die Idee, Plakatsäulen aufzustellen, entstand, um dem damals um sich greifenden Wildanschlag von Plakaten entgegenzuwirken. Litfaß schlug den Behörden vor, überall in der Stadt Säulen aufzustellen, an denen die Menschen ihre Plakate anhängen konnten. Nach jahrelangen Verhandlungen erteilte der Berliner Polizeipräsident Karl Ludwig von Hinkeldey Litfaß am 5. Dezember 1854 die erste Genehmigung für seine „Annocier-Säulen“. Er bekam von der Stadt Berlin ein bis 1865 gültiges Monopol für die Aufstellung dieser Anschlagssäulen.
Dies geschah allerdings unter der Auflage, auch die neuesten Nachrichten anzuschlagen. Im Jahre 1855 wurden die ersten 100 Litfaßsäulen in Berlin aufgestellt und dem Erfinder zu Ehren nach ihm benannt. Im Jahre 1865 wurden weitere 50 Säulen aufgestellt. Sowohl die Behörden als auch die Werbekunden erkannten schnell die Vorteile des neuen Werbemediums: Von staatlicher Seite war eine vorherige Zensur von Anschlägen möglich. Werbekunden konnten sich darauf verlassen, dass ihre Plakate auch wirklich für die gesamte gemietete Zeit ohne Überklebungen zu sehen sein würden.

Weitere Verwendung der Säulen
Während der Kriegsjahre 1870/71 wurden hier die ersten Kriegsdepeschen veröffentlicht. Litfaßsäulen hatten auch die zusätzliche Funktion als Telefonvermittlung oder Transformatorenstation.

Heute gibt es sich nach innen öffnende Säulen, die man Pillar nennt. Im Innenraum sind Terminals oder Telefone installiert. Diese sogenannten Stadtmöbel setzen damit die Tradition der Funktion als direkte Dienstleistung fort. Außerdem werden heute zunehmend Versionen verwendet, bei denen der eigentlichen Werbeträger unter einer Plexiglasscheibe um die eigene Achse dreht und beleuchtet ist. Diese werden vor allem an Ampelkreuzungen verwendet, um so noch mehr Aufmerksamkeit zu ernten.

Das vor 150 Jahren geschaffene PR-Mittel erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Ende 2004 gab es nach Angaben des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft 17.055 Litfaßsäulen in Deutschland.

Schreibweise
Auch nach den neuen Rechtschreibregeln wird das Wort Litfaßsäule mit ß geschrieben, obwohl diesem ein kurzer Vokal vorausgeht. Dies liegt daran, dass es sich beim ersten Wortbestandteil (Litfaß) um einen Eigennamen handelt und die Schreibung von Namen nicht den Rechtschreibregeln unterliegt.

Jubiläen
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Litfaßsäule im Jahr 2005 wurde eine Sonderbriefmarke mit dem Motiv der Litfaßsäule aufgelegt. Diese wurde am 11. Februar 2005 unter anderem an Siegfried Marter, Geschäftsführer Deutsche Eisenbahn-Reklame GmbH, Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, an Hans Wall, Vorstandsvorsitzender der Wall AG, an Thomas Ruhfus, Präsident des Fachverbandes für Außenwerbung, sowie an Horst Litfaß, Mitglied der Familie von Ernst Litfaß, verliehen.

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6. December 2006, 08:58   #6
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06. Dezember 1946: Willard Frank Libby stellt erstmals die Atomuhr vor

Eine Atomuhr ist eine Uhr, deren Zeittakt (meist ein Mikrowellensignal) mit atomaren Schwingungszuständen abgeglichen wird. Da die Frequenz solcher Schwingungen konstant ist und sehr genau bestimmt werden kann, sind Atomuhren die bislang genauesten Uhren.

Aus den Messwerten von über 260 Atomuhren an über 60 weltweit verteilten Instituten legt das „Bureau International des Poids et Mesures“ (BIPM) in Paris (Frankreich) die „Internationale Atomzeit“ (TA) als Referenzzeit fest.

Funktionsweise einer Atomuhr
Um die Zeitmessung so weit wie möglich zu präzisieren, werden in Atomuhren die extrem feinen Energieunterschiede zwischen den Zuständen der Zeemann-Niveaus der Hyperfeinstruktur genutzt – herkömmlicherweise die Frequenz des Übergangs zwischen zwei speziellen Zuständen des 133Cäsium-Atomes. Dieser Übergang hat eine Frequenz von 9,192631770 GHz.

Über diesen Wert ist seit 1967 auch die Zeiteinheit Sekunde festgelegt (siehe Internationales Einheitensystem).

Hauptbestandteil einer Atomuhr ist ein Mikrowellenresonator, in dem die Übergänge zwischen zwei Hyperfeinstrukturkomponenten des Cäsium-Atoms induziert werden. Wenn die Frequenz des Mikrowellenresonators mit der Larmorfrequenz Δν = ΔE / h des Übergangs übereinstimmt, erhält man ein Signal-Maximum am Detektor. Abweichungen von der Frequenz werden über eine Änderung des Signals am Detektor detektiert und über einen Regelkreis eine Änderung der Mikrowellenfrequenz bewirkt. So ist der Aufbau selbstregulierend.

Der Gangunterschied einer herkömmlichen Atomuhr beträgt etwa 10−14 (eine Sekunde Abweichung in drei Millionen Jahren).

Einsatz von Atomuhren
In Deutschland sind mehrere Atomuhren bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig in Betrieb, darunter auch eine „Cäsium-Fontäne“ (s. unten) im Regelbetrieb.

In der Schweiz betreibt das Labor für Zeit und Frequenz der METAS mehrere Atomuhren, mit der die schweizerische Atomzeit TAI(CH) geführt und die schweizerische Weltzeit UTC(CH) errechnet wird. Diese Zeit können Funkuhren über den Zeitzeichensender HBG beziehungsweise Computer über das NTP (ntp.metas.ch) empfangen.

Ebenfalls werden Automuhren in den GPS Satelliten zur genauen Laufzeitmessung zum GPS Empfänger verwendet

Neuere Entwicklungen
Hochpräzise Atomuhren
In neueren Atomuhren arbeitet man mit langsameren Cäsium-Atomen, um die Genauigkeit zu erhöhen. In der „Cäsium-Fontäne“ werden Cäsiumatome zunächst stark abgekühlt, so dass sie nur noch etwa einen Zentimeter pro Sekunde schnell sind. Die langsamen Atome werden dann mit einem Laser nach oben beschleunigt und durchlaufen eine ballistische Flugbahn (deswegen der Ausdruck Cäsium-Fontäne), hierdurch kann die effektive Wechselwirkungsdauer der Atome mit den eingestrahlten Mikrowellen verlängert werden, was eine exaktere Frequenzbestimmung erlaubt. Der Gangunterschied einer Cäsium-Fontäne liegt bei etwa 1·10−15 (eine Sekunde Abweichung in 30 Millionen Jahren).

Neben Cäsium werden auch Rubidium, Wasserstoff und andere Atome oder Moleküle für Atomuhren verwendet. Um größere Genauigkeiten zu erreichen, was erstrebenswert ist, um physikalische Experimente genauer durchführen zu können, werden zur Zeit Experimente mit Elementen gemacht, die geeignete Übergänge bei optischen Wellenlängen haben. Hierdurch erreicht man Frequenzen von hunderten Terahertz an Stelle der herkömmlichen 9 GHz. In diesen Experimenten werden einzelne Ionen in einer Paul-Falle gespeichert und ein Laser wird auf einen schmalbandigen Übergang (meist ein Quadrupol- oder Oktupolübergang) stabilisiert. Die technische Herausforderung dabei ist es, die hochstabile Laserfrequenz auf elektronisch messbare Frequenzen herunter zu dividieren. Hierzu wurde am Max-Planck-Institut für Quantenoptik ein Verfahren entwickelt (Frequenzkamm).

Kleinformatige Atomuhren für die praktische Anwendung
Eine andere Entwicklungslinie neben den hochpräzisen Uhren verfolgt den Bau preiswerterer, kleinerer, leichterer und energiesparenderer Uhren, z. B. für den Einsatz in Satelliten, Raketen oder Drohnen. Satellitennavigationssysteme wie GPS, GLONASS oder (zukünftig) Galileo benutzen Atomuhren in ihren Satelliten, um durch ihre hochgenaue Zeit die Positionierungsgenauigkeit zu erhöhen. Im Jahr 2003 ist es gelungen, eine Rubidiumatomuhr zu bauen, die nur ein Volumen von 40 cm3 einnimmt und eine Leistung von einem Watt verbraucht. Dabei erreicht sie eine Gangunsicherheit von ca. 3·10−12. Das entspricht einer Abweichung von einer Sekunde in 10.000 Jahren, und damit ist die Uhr zwar deutlich ungenauer als die großen stationären Atomuhren, aber erheblich genauer als eine Quarzuhr. (Genaue Quarzuhren haben eine Abweichung von einer Sekunde in einem Monat, verglichen mit diesen ist diese kleine Atomuhr 120.000 mal genauer.)

Anwendungsgebiete
Atomuhren dienen zum Einen der exakten Zeitmessung von Abläufen, zum Anderen der genauen Zeitbestimmung und der Koordinierung verschiedener Zeitsysteme und -skalen. So entsteht etwa durch Abgleich der international bestimmten Atomzeit (TAI) mit der astronomischen Zeit (UT1) die Koordinierte Weltzeit (UTC). Verschiedenfach greifen Ampelschaltungen auf die Atomuhr als Zeitgeber zurück.

In Mitteleuropa erhalten Funkuhren über den in Deutschland stationierten Sender DCF77 oder den in der Schweiz stationierten Sender HBG ihr Signal. Das britische Pendant ist der Sender MSF60.

Im Internet werden die Zeitimpulse zahlreicher Atomuhren mittels Network Time Protocol (NTP) zur Verfügung gestellt.

Eine Rubidium-Atomuhr dient in Donebach als Oszillator zur Erzeugung der Trägerfrequenz des dort befindlichen Langwellenrundfunksenders.

Geschichte
1930er Isidor Isaac Rabi, Chemiker und Physiker forscht an der Columbia University, USA an den magnetischen Eigenschaften der Kristalle.
1944 I. I. Rabi bekommt den Nobelpreis für Physik „für die von ihm zur Aufzeichnung der magnetischen Eigenschaften von Atomkernen entdeckte Resonanzmethode“
1945 I. I. Rabi, mittlerweile Physikprofessor an der Columbia University, schlägt eine Uhr vor, die diese Resonanzmethode nutzt.
1946 Willard Frank Libby stellt eine Atomuhr auf der Basis von Cäsium-Atomen vor.
1949 Die erste Atomuhr wird mit Rabis Technik durch das National Institute of Standards and Technology, (NIST) in den USA gebaut und verwendet Ammoniak-Moleküle als Schwingungsquelle.
1955 Die erste Cäsium-basierte Atomuhr wird vom National Laboratorium in Teddington, England in Betrieb genommen.
1958 Die ersten kommerziellen Cäsium-Atomuhren kommen zum Preis von US$ 20.000 auf den Markt.
Oktober 1967 Die Sekunde wird international über das Cäsiumnormal durch die 13. Generalkonferenz für Maß und Gewicht (CGPM) definiert.
1969 An der PTB in Deutschland wird die erste Atomuhr, CS1 (Caesium-Eins), in Betrieb genommen.
Oktober 1971 Die Notwendigkeit der Definition einer „International Atomic Time“ TAI als Referenz wird durch die 14. Generalkonferenz für Maß und Gewicht festgestellt. Die TAI wird durch das BIPM in Paris verwaltet und tritt am 1. Januar 1972 in Kraft.
Juli 1974 Der erste Satellit hat eine Atomuhr an Bord, es ist der dritte Satellit des Timation (Time Navigation) Projektes des Naval Center for Space des Naval Research Laboratory, (NRL) in der USA und wird geleitet vom Roger Easton. Dies ist ein Vorläuferprojekt des GPS-Projektes.
22. Februar 1978 – Der erste Navstar/GPS-Satellit wird mit einer „Atlas F“-Rakete von der USA gestartet.
12. Oktober 1982 – Der erste GLONASS Satellit wird von der UdSSR gestartet.
1999 Eine Atomuhr der neuesten Generation (Cäsium-Fontäne) wird an der PTB in Betrieb genommen.

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7. December 2006, 09:41   #7
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07. Dezember 1906: Erika Fuchs wird geboren (Comic-Übersetzerin)

Erika Fuchs, geborene Petri, (* 7. Dezember 1906 in Rostock; † 22. April 2005 in München) war eine deutsche Übersetzerin. Über 40 Jahre lang übersetzte sie im Auftrag des Verlags Ehapa die amerikanischen Comic-Geschichten für das deutsche Micky Maus-Heft.

Kindheit
Erika Fuchs war das zweite der insgesamt sechs Kinder von Auguste (geborene Horn) und August Petri. Auguste Horn stammte aus München, war ausgebildete Sängerin, arbeitete als Volksschullehrerin und hatte in Augsburg unterrichtet. Sie lernte den aus dem Land Lippe-Detmold stammenden August Petri in einem Studentencorps kennen, wo man gegenüber der emanzipierten Auguste leichte Vorbehalte hatte. Bald nach Erikas Geburt zog die Familie in das damalige Reichenbach in Schlesien, von dort im Jahr 1912 nach Belgard (das heutige Białogard) an der Persante. August Petri hatte dort den Posten eines Direktors der Überlandwerke (vergleichbar den Elektrizitätswerken) für Hinterpommern, der heutigen Woiwodschaft Westpommern, inne. Sein Beruf erlaubte es der Familie, in einigem Wohlstand zu leben; so besaßen die Petris das einzige Auto im Ort und die Kinder wuchsen in einem großen Haus mit Dienstboten auf. Zum Personal der Familie gehörten nicht nur ein Kinder- und ein Stubenmädchen, auch eine Köchin und ein Gärtner arbeiteten im Haushalt.

Von ihrem Vater wurden die Kinder sehr streng erzogen; Erika Fuchs berichtet später: „Bei uns daheim wurde nicht argumentiert und nicht ausdiskutiert. Da wurde befohlen und gehorcht“; da die sechs Kinder aber altersmäßig nur neun Jahre auseinanderlagen, führten sie ein ziemlich eigenständiges und ungebundenes Leben, über das Frau Fuchs sagt: „Jedenfalls hatten wir einen ganz ungeheuren Auslauf."

Im Elternhaus spielte Musik eine wichtige Rolle, die Mutter hatte regelmäßig Gäste zu Besuch, die sie beim Gesang begleiteten, und auch bei der Haus- und Küchenarbeit wurde gern gesungen.

Übersetzertätigkeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Übersetzerin, zuerst für die deutsche Ausgabe von "Reader's Digest", bevor sie weitere Anstellungen zum Übersetzen bei anderen amerikanischen Zeitschriften führten. 1951 schließlich wurde sie Chefredakteurin der neu gegründeten deutschen Micky Maus, bei deren Gestaltung sie in den nachfolgenden Jahren viel Einfluss hatte. 1988 trat sie in den Ruhestand.

Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Übersetzungen der amerikanischen Disney-Comics, insbesondere der Geschichten von Carl Barks rund um die Familie Duck. Ihre Übersetzungen enthielten – anders als die englischen Vorlagen – zahllose versteckte Zitate und literarische Anspielungen. So war sie, als hervorragende Literaturkennerin, der festen Überzeugung, man könne als Übersetzerin von Comics nicht gebildet genug sein. Auch der fast immer als ihre Schöpfung bezeichnete Spruch: "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ ist keine eigene Erfindung, sondern eine Abwandlung der ersten Zeile des "Ingenieurlieds" von Heinrich Seidel (1842-1906), veröffentlicht 1889 im "Glockenspiel" (Dem Ingenieur ist nichts zu schwere ...). Von den auf den Wortstamm verkürzten Verben, mit denen nicht nur, wie zuvor bekannt, Geräusche (Onomatopoesie) beschrieben werden (z.B. „schluck“, „stöhn“, „knarr“, „klimper“), sondern auch lautlose (psychische) Vorgänge markiert werden (z.B. „grübel“, „staun“), rührt der Ausdruck Erikativ.

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8. December 2006, 08:32   #8
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08. Dezember 1941: Geburtstag Geoff Hurst

Sir Geoffrey Charles Hurst MBE (* 8. Dezember 1941 in Ashton-under-Lyne bei Manchester, Lancashire) ist ein ehemaliger englischer Fußballspieler.

In seiner aktiven Zeit spielte Geoff Hurst für den West Ham United Football Club, den Stoke City Football Club und den West Bromwich Albion Football Club.

Er bestritt 49 Länderspiele für England und erzielte 24 Tore. 1966 und 1970 nahm er für England an zwei Fußballweltmeisterschaften teil.

Der Höhepunkt seiner Karriere war der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1966 mit der englischen Nationalmannschaft. Hurst erzielte beim 4:2 Sieg gegen Deutschland drei Tore. Ferner schoss er auch das umstrittene 3:2 des gleichen Spiels. Dieses Tor ging in die Sportgeschichte als das so genannte Wembley-Tor ein. Hurst vertrat immer die Auffassung, dass es sich dabei um ein Tor gehandelt habe - nicht etwa, weil er das selbst so gesehen hatte, sondern weil sein Mannschaftskamerad Roger Hunt sofort zu jubeln begann. Er ist somit der bisher einzige Spieler, dem in einem WM-Finale 3 Tore anerkannt wurden.

Im Jahr 1998 wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen.

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9. December 2006, 14:20   #9
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09.. Dezember 1951: Geburtstag Angelika Milster

Angelika Milster (* 9. Dezember 1951 in Neustrelitz, Mecklenburg) ist eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. Sie singt sowohl Schlager, als auch Musical und klassische Werke. Berühmt wurde sie vor allem in der Rolle der "Grizabella" im Musical Cats.

Leben

Angelika Milster wuchs in Hamburg auf. Ihr Vater, von Beruf Zimmermann, setzte sich für regelmäßige Gesangsstunden seiner Tochter ein. Daher konnte Milster nach der Schule von 1968 bis 1971 in Hamburg auch die Schauspielschule von Margot Höpfner besuchen. Sie studierte dort Gesang, Schauspiel, Tanz und Pantomime. Kurz nach ihrem Abschluss erhielt sie am Hamburger Thalia Theater eine Rolle in "Godspell" und konnte im Fernsehen in "6 Tips für Hausfrauen" mitwirken. 1975 spielte sie in ihrem ersten Film, "Meine Sorgen möcht' ich haben" (Regie Wolf Gremm). Dafür erhielt sie den Ernst-Lubitsch-Preis. Dann trat sie am Düsseldorfer Kom(m)ödchen bei Kay und Lore Lorentz auf und 1982 spielte sie im Film "Eisenhans" unter der Regie von Tankred Dorst.

Ein Jahr später kam ihr endgültiger Durchbruch als Schauspielerin und Sängerin. Sie bekam 1983 die Rolle der "Grizabella" bei der deutschsprachigen Erstaufführung des Webber-Musicals Cats in Wien. Diese Rolle verkörperte sie bis 1987. Die Langspielplatte zur Erstaufführung erreichte Goldstatus und der Titel Erinnerung brachte ihr eine Goldene Europa ein. Milster war zum Star des deutschsprachigen Musicals avanciert. Daraufhin war sie in mehreren Fernsehsendungen zu sehen und zu hören und bekam 1985 sogar ihre erste eigene Fernsehsendung ("Mein Musicalhaus"). 1988 wurde Milster vom Komponisten Andrew Lloyd Webber für seine Europa-Tournee des Liederzyklus "Song & Dance" verpflichtet. Dann folgten Auftritte in Berlin, Paris und Washington, sowie mit der "Kurt-Weill-Revue", am Berliner Theater des Westens. An diesem Theater spielte sie auch in den folgenden Jahren verschiedene Rollen (unter anderem "Bombenstimmung" 1992, "Mein Name ist Marlene" 1992, "Blue Jeans" 1994, "Hello Dolly" 1995, "Gypsy" 1996 und "Let's Pop" 1997). 1994 übernahm Milster auch ihre erste klassische Rolle, in "Lysistrata", von Aristophanes.

Neben ihrer Bühnenkarriere machte sich Milster aber auch im Fernsehen einen Namen. Sie spielte eine Dauerrolle in der ZDF-Serie "Der Landarzt". Weitere Fernsehrollen waren "Der König von Dulsberg" 1994, "Club Las Piranjas" 1995 an der Seite von Hape Kerkeling, "Alles wegen Robert de Niro" 1996, "Salto Kommunale" 1997, "Zum Glück verrückt" 1999 und die Fernsehserie "Mama ist unmöglich" seit 1999. Darüberhinaus war sie in zahlreichen kleineren Rollen zu sehen, darunter "Adelheid und ihre Mörder", "Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben" und "Das Traumschiff".

Auf dem Schlagermarkt nahm Milster seit 1994 mehrere Alben auf bekam mehrere Auftritte bei nahezu allen Musiksendungen des Fernsehens, wie ZDF-Hitparade, "Melodien für Millionen", "Die Goldene Eins", ZDF-Sonntagskonzert, ZDF-Fernsehgarten.

Ab 1998 konzentrierte sich Milster auf ein weiteres Standbein ihrer Karriere. Sie gab mehrere Livekonzerte, anlässlich einer großen Deutschlandtournee. 2000 trat sie zweimal in der Berliner Philharmonie auf und gab ihr breites Repertoire zum Besten. Aber auch auf kleineren Bühnen gastierte sie mit Brecht-Songs und Chansons.

2001 kam dann wieder ein neues Musical. Bei der deutschen Premiere von "Mozart!" im Theater Neue Flora in Hamburg spielte sie die Baronin von Waldstätten ("Gold von den Sternen").

Anfang 2002 öffnete sich Milster für einen weiteren musikalischen Weg. Sie sang mehrere Kirchenkonzerte, bei welchen sie klassische und geistliche Lieder darbot. Zu diesen Konzerten erschien das neue Album MILSTER, das sich zu einem Verkaufsschlager entwickelte und später in erweiterter Auflage neu veröffentlicht wurde.

2003 konnte man Milster dann wieder im Fernsehen bewundern (Serie "Körner & Köter"). Schließlich setzte sie ihre Kirchenkonzerte fort, die bis heute durchgeführt werden. Inzwischen war Milster auch als Synchron-Sprecherin in dem Film "Shrek 2 - der tollkühne Held kehrt zurück", in der Rolle der guten Fee, zu hören. Angelika Milster gehört zu den vielseitigsten Künstlerinnen Deutschlands. Seit 2006 ist Angelika Milster in der RTL- Comedy Angie an der Seite von Mirja Boes, als deren Mutter zu sehen.

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10. December 2006, 10:52   #10
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10. Dezember 1851: Todestag Freiherr von Drais

Karl Frh. von Drais (* 29. April 1785 in Karlsruhe; † 10. Dezember 1851 in Karlsruhe), vollständig:Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, seit 1849 Bürger Karl Drais, war ein deutscher Forstmann und bedeutender Erfinder in der Goethezeit.

Leben und Wirken

Sein Vater war der badische Oberhofrichter Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais Freiherr von Sauerbronn. Seine Mutter war Margarete Ernestine von Kaltenthal. Markgraf Carl Friedrich von Baden übernahm die Patenschaft für Karl.

1803 bis 1805 studierte Drais Baukunst, Landwirtschaft und Physik an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

1810 wurde er badischer Forstmeister ohne Forstamt. Er wurde jedoch bereits 1811 vom Dienst freigestellt, um seiner Tätigkeit als Erfinder nachzugehen. 1818 wurde er von Großherzog Carl zum Professor für Mechanik ernannt und als Forstmeister pensioniert. Sein Gehalt wurde ihm weiter gezahlt — als eine Art Erfinderpension.

Zu seinen Erfindungen gehören ein Klavierrekorder, der Tastendrücke auf Papierband aufzeichnet; die erste Tastenschreibmaschine für 25 Buchstaben; eine Stenomaschine mit 16 Tasten sowie erstmals mit Lochstreifen, der Fleischwolf; und vor allem das Zweiradprinzip in Form der Laufmaschine oder Draisine, das erste Fahrzeug mit zwei Rädern auf einer Spur.

1813 entwickelte Drais einen Wagen mit vier Rädern, der zunächst über eine Tretmühle, dann über eine Kurbelwelle zwischen den Hinterrädern verfügte und den er Fahrmaschine nannte.

Die erste Fahrt mit seiner Laufmaschine, auch „Draisine“ oder „Veloziped“ genannt, von Mannheim zum Schwetzinger Relaishaus im heutigen Mannheimer Stadtteil Rheinau unternahm er am 12. Juni 1817. Seine zweite Zweiradfahrt unternahm er im Juli von Gernsbach nach Baden-Baden.

Um seine Erfindung bekanntzumachen, veranstaltete Drais öffentliche Fahrten. Gekrönt wurden diese Veranstaltungen durch eine Fernfahrt. Er fuhr die Strecke von Karlsruhe nach Kehl, rund 60 km, in etwa vier Stunden. Die Pferdepost brauchte damals mindestens doppelt so lange. Zudem veröffentlichte er Artikel in Zeitschriften.

Er erhielt am 12. Januar 1818 für seine Erfindung ein Großherzogliches Privileg, vergleichbar mit einem heutigen Patent (Baden hatte damals kein Patentgesetz). Von da an musste jede Draisine eine Drais-Lizenzmarke auf der Lenkstange haben.

Drais war überzeugter Demokrat und legte 1849 am Tag der Soldatenaufstände öffentlich seinen Adelstitel ab, nahm ihn jedoch drei Monate später wieder an.

Drais’ Verfolgung

Als freigestellter Beamter durfte Drais keine Nebentätigkeit als Unternehmer anfangen. Auch nach seiner Frühpensionierung, die Familienfeind und Minister von Reitzenstein oktroyiert hatte, wollte er wieder in den Forstdienst zurück. Die Wagner bauten überall Kopien der Laufmaschine, so dass eine Manufaktur für Laufmaschinen aussichtslos gewesen wäre. Das weltweite Verbot der Laufmaschinen auf den Bürgersteigen, wo allein man sie balancieren konnte, würgte diesen frühen Individualverkehr für fünfzig Jahre ab. Nach der Hinrichtung des Kotzebue-Mörders Karl Ludwig Sand begannen die Sand-Anhänger ihn in einer Art Sippenhaft für den Vater und Oberhofrichter systematisch zu mobben. Deshalb wanderte er für ein paar Jahre als Geometer nach Brasilien aus. Nach seiner Rückkehr und dem Tod des Vaters wollte man ihm seine Erfinderpension kürzen, wogegen er erfolgreich prozessierte. Darauf wurde er das Opfer von Privatrache des unterlegenen, gegnerischen Anwalts. Man inszenierte eine Kneipenschlägerei mit Konsequenzen. Daraufhin verlor er seinen Kammerherrenstatus, das heißt, er wurde bei Hofe nicht mehr vorgelassen. Nachdem er sich öffentlich als Demokrat geäußert hatte, entging er 1838 nur knapp einem Mordanschlag und zog nach Waldkatzenbach im Odenwald.

1842 hörte man von ihm, dass er in Karlsruhe mit Genehmigung der Staatseisenbahn eine vierrädrige Schienendraisine mit Fußantrieb erprobte. Das erste derartige Hilfsfahrzeug für Bahnbeamte war in Wien ein Zweirad auf nur einer Schiene gewesen - daher der Name „Draisine“.

Wieder nach Karlsruhe umgezogen, wurde Drais wegen seines Demokratentums und öffentlicher Niederlegung seiner Adelstitel nach Niederschlagung der Badischen Revolution von der preußischen Besatzung verfolgt und zu entmündigen versucht, was seine Geschwister verhindern konnten. Da seine Pension restlos zur Bezahlung der Revolutionskosten beschlagnahmt wurde, starb er mittellos.

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11. December 2006, 14:48   #11
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11. Dezember 1946: Geburtstag UNICEF

Der United Nations Children’s Fund (UNICEF) ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Dieses Spezialorgan der UN wurde am 11. Dezember 1946 gegründet.

Das Akronym UNICEF vom ursprünglichen Namen United Nations International Children's Emergency Fund stammt noch von der ursprünglichen Aufgabe, Kindern, die vom Zweiten Weltkrieg besonders betroffen waren, zu helfen. Inzwischen arbeitet die UNICEF vor allem in Entwicklungsländern und unterstützt in ca. 160 Staaten Kinder und Mütter in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung, Hygiene, Ernährung und Erziehung und leistet Soforthilfe in Notsituationen. Außerdem betreibt es auf internationaler politischer Ebene Lobbying gegen Kindersoldaten und für den Schutz von Flüchtlingen. Bekannt ist UNICEF auch für den Verkauf von Grußkarten.

UNICEF international
Sitz der internationalen Organisation von UNICEF ist in New York. 1965 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis. Der Preis wurde für die Organisation von dem amerikanischen Schauspieler Danny Kaye entgegengenommen. Aktuell hat UNICEF ca. 7.000 Mitarbeiter in rund 160 Ländern.

Anfang Mai 2005 wurde Ann Veneman für eine Amtszeit von fünf Jahren zur neuen Direktorin von UNICEF berufen. Ihre Vorgängerin war Carol Bellamy, die diesen Posten zehn Jahre lang innehatte.

UNICEF national
Als eigenständige nichtstaatliche Organisationen (NGOs) fungieren die so genannten „nationalen Komitees“ in den Industriestaaten. Diese sind vertraglich an die UNICEF gebunden und wurden von den jeweiligen Regierungen anerkannt.

UNICEF in Deutschland
Am 30. Juni 1953 wurde das deutsche UNICEF-Komitee mit Sitz in Köln gegründet. Schirmherrin ist die Frau des amtierenden Bundespräsidenten (zur Zeit Eva Köhler). Die Vorsitzende des Deutschen Komitees ist seit dem 1. Januar 2006 die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis.

UNICEF in Österreich
1962 wurde UNICEF Österreich als Österreichisches Komitee für UNICEF gegründet. Derzeitige Präsidentin ist Dr. Martha Kyrle, die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Adolf Schärf. UNICEF-Botschafter für Österreich sind Christiane Hörbiger und Thomas Brezina.

UNICEF in der Schweiz
1959 wurde UNICEF Schweiz als Schweizerisches Komitee für UNICEF mit Sitz in Zürich gegründet. Erster nationaler UNICEF Botschafter ist Kurt Aeschbacher. Als Special Representatives unterstützen außerdem die Triathletin Natascha Badmann und Sir James Galway die Arbeit von UNICEF Schweiz. Hauptaufgabe von UNICEF Schweiz ist es, Mittel für die weltweiten UNICEF Projekte zu sammeln, über die weltweite Situation der Kinder zu informieren und die Umsetzung der Konvention über die Rechte des Kindes zu begleiten. UNICEF wird ausschließlich durch freiwillige Spenden finanziert.

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12. December 2006, 08:40   #12
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12.12.1806: Geburtstag François Blanc (Erfinder der Zéro (Null) beim Roulette)

François Blanc (* 12. Dezember 1806 in Courthézon, Frankreich; † 27. Juli 1877) war ein französischer Mathematiker und Finanzier. Blanc entwickelte für einen Freund die Gewinnchancen und das Spielfeld des Roulette (die Erfindung des Roulette selbst wird Blaise Pascal zugeschrieben) und nahm die Zéro (Null) und Doppelzéro (Doppel-Null) als 37. und 38. Zahl in den Roulette-Kessel auf, um den Bankvorteil zu garantieren.

François war zunächst in Bordeaux gemeinsam mit mit seinem eineiigen Zwillingsbruder Louis (1806-1852) im Bankgeschäft tätig. Dabei verdienten sie Geld mit Insidergeschäften, indem sie durch Bestechung von Postbeamten die Kurse der Pariser Börse vorzeitig in Erfahrung brachten, die über optische Telegrafie übermittelt wurden.

Nachdem dies aufgeflogen war, betrieben die Brüder in Luxemburg ein kleines Casino. Nach Verhandlungen mit Landgraf Philipp von Hessen-Homburg gründeten sie 1841/42 die Spielbank in Bad Homburg. Auf Betreiben Louis' wurde in Bad Homburg die Doppelzéro beim Roulette wieder abgeschafft. Dadurch erhöhten sich die Gewinnchancen für die Spielenden, wodurch die Bedeutung der Spielbank von Bad Homburg wuchs. Andere Spielbanken mussten rasch nachziehen.

1863 erhielt Blanc eine 50jährige Konzession für den Betrieb einer Spielbank in Monte Carlo (Monaco). Er überredete auch die französischen Behörden zum Bau einer Küstenstraße entlang der französischen Riviera (Côte d'Azur).

Nach seinem Tod 1877 übernahm seine Witwe Marie Blanc seine Position als Generaldirektor der Casino-Gesellschaft von Monte Carlo.

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13. December 2006, 08:57   #13
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13. Dezember 2004: Todestag David Wheeler

David John Wheeler (* 9. Februar 1927 in Birmingham, England; † 13. Dezember 2004) war ein britischer Computerpionier.

Er gilt zusammen mit Maurice Wilkes und Stanley Gill als Entwickler der ersten Subroutine. Bekannt wurde er mit Arbeiten auf dem Gebiet der Datenkompression und der Kryptographie. So entwickelte er zusammen mit Michael Burrows die Burrows-Wheeler-Transformation, einen Algorithmus der u. a. im Kompressionsalgorithmus Bzip2 Verwendung findet. Mit Roger Needham entwickelte er den Tiny Encryption Algorithm, einen weit verbreiteten Blockchiffre. Er war u. a. der Doktorvater von Bjarne Stroustrup, dem Entwickler von C++.

Wheeler erhielt im Jahre 1945 ein Stipendium am Trinity College in Cambridge und studierte Mathematik und erhielt 1948 seinen Hochschulabschluss, 1951 promovierte er. Wheeler arbeitete am ersten speichergesteuerten Computer EDSAC 1.

Sein bekanntestes Zitat ist „Any problem in computer science can be solved with another layer of indirection. But that usually will create another problem.“ (Jedes Computerproblem kann auf einer höheren Abstraktionsebene gelöst werden. Aber das wird normalerweise ein neues Problem aufwerfen.); allerdings wird meistens nur der erste Satz zitiert und das Zitat so verfälscht.

Vor seinem Ruhestand war Wheeler Professor für Informatik an der Universität Cambridge. Er starb im Alter von 77 Jahren an Herzversagen.

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15. December 2006, 05:48   #14
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14. Dezember 1946: Geburtstag Jane Birkin

Jane Mallory Birkin (* 14. Dezember 1946 in London) ist eine britische Schauspielerin und Sängerin. Sie lebt seit Ende der 1960er Jahre in Frankreich (Bretagne, Nähe Saint Pabu).

Birkin ist die Tochter von Lieutenant-Commander David Birkin und der Schauspielerin Judy Campbell. Birkins Bruder ist der britische Regisseur und Drehbuchschreiber Andrew Birkin.

Birkin war die Ehefrau des Komponisten John Barry, des Sängers und Komponisten Serge Gainsbourg und Lebensgefährtin des Regisseurs Jacques Doillon, jeder von ihnen wurde Vater einer ihrer Töchter (Kate Barry, Charlotte Gainsbourg und Lou Doillon).

Leben und Werk

Den internationalen Durchbruch schaffte Birkin in einer Rolle als Fotomodell in Michelangelo Antonionis Kultfilm "Blow Up". Der Film erhielt die goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes. Als flachbrüstiges Sexsymbol im Zuge der Sexuellen Revolution Ende der 1960er konkurrierte sie mit der bis dato unangefochtenen Brigitte Bardot. Zusammen mit Serge Gainsbourg, den sie während eines Filmprojekts kennen lernte, veröffentlichte sie 1969 das ursprünglich mit Brigitte Bardot aufgenommene skandalträchtige Lied "Je t’aime… moi non plus", das in Dialogform den Beischlaf thematisierte und deshalb zeitweise auf dem Index stand und von einigen Radiosendern nicht gespielt wurde. Der Titel verkaufte sich innerhalb weniger Monate über eine Million mal, was das Paar schlagartig berühmt machte.

Serge und Jane produzieren anschließend zwölf Jahre lang solo und gemeinsam Musik; Jane spielte in zahlreichen Kinofilmen und erwarb sich dabei einen exzellenten Ruf als seriöse Schauspielerin, jedoch immer noch mit einem Hang zum Sexsymbol. 1981 verließ Jane ihren bisherigen Partner, sie blieb ihm innerlich jedoch sehr nahe.

Ihr neuer Partner, der Regisseur Jacques Doillon, verhalf ihr während der 1980er Jahre zu einigen wichtigen Rollen in bedeutenden Filmen, mit denen Sie ihre Glaubwürdigkeit als seriöse Schauspielerin endgültig unter Beweis stellte.

1990 widmete Serge ihr sein letztes Album "Amours Des Feintes". Ein Jahr darauf starb er, was Jane trotz der Trennung sehr traf. Sie beschloss, ihre musikalische Karriere zu beenden: "Ich werde nicht mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem eine Aufnahme zu machen." Seit 1998 veröffentlicht sie jedoch wieder eigene Musikaufnahmen, auch zusammen mit bedeutenden Künstlern wie dem Geiger Djamel Benyelles, Manu Chao, Brian Molko, Bryan Ferry und Beth Gibbons.

Birkin war Ehrengast der Viennale 2005. Ihr zu Ehren wurden während des Festivals einige ihrer Filme aufgeführt, so z.B. "Je t’aime moi non plus", "La Pirate" und "Daddy Nostalgie".

Im März 2006 erschien ihr aktuelles Album "Fictions", auf dem sie erneut mit bedeutenden zeitgenössischen Musikern wie u.a. Beth Gibbons, Johnny Marr oder Rufus Wainwright zusammengearbeitet hat. Außerdem finden sich auf dem Album Coverversionen von Tom Waits ("Alice"), Neil Young ("Harvest Moon") und Kate Bush ("Mother Stands For Comfort").

Die Birkin Bag

Das bekannte Pariser Modehaus Hermès benannte 1986 eine extra für Birkin entworfene Handtasche nach ihr. Zwei Jahre zuvor hatten sich Birkin und der damalige Vorstandsvorsitzende von Hermès, Jean Louis Dumas, während eines Fluges von New York nach Paris getroffen. Birkin, die an diesem Tag eine offene Basttasche trug, beschwerte sich bei Dumas, die klassische Kelly-Bag von Hermès sei zwar wunderschön aber viel zu klein. Noch während des Fluges begannen Dumas und Birkin, Handtaschenentwürfe auf eine Serviette zu kritzeln. Dumas gefielen Birkins Ideen und nach der Ankunft in Paris gab er seinen Designern die Order, das Modell zu entwickeln. Die erste Kollektion der "Birkin Bag" erschien 1986.

Die Birkin Bag ist - auch durch ihre Präsenz in Kultserien wie Sex and the City - einer der begehrtesten Modeartikel geworden. Eine Tasche kann - je nach Ausführung - 5.000 bis 50.000 US-Dollar kosten, die Wartezeit bei einer Neubestellung beträgt mehrere Jahre.

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15. December 2006, 05:51   #15
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15. Dezember 1901: Die elektrische Christbaumbeleuchtung ist auf dem Markt

New York im Dezember 1882. Schneeflocken tanzen über den Dächern der Stadt, ein eisiger Wind bläst durch die Häuserschluchten. Dick verpackte Kinder toben in ungestümer Vorfreude auf das Weihnachtsfest durch den Schnee. Der Zeitungsreporter William Croffut ist in der 36. Straße unterwegs, in der sich die Bewohner den Luxus elektrischer Beleuchtung gönnen. Croffut geht zu Edward Johnson, über dessen Erfindung er berichten will. Im Salon steht in der hinteren Ecke des Raums der Weihnachtsbaum. Johnson verschwindet hinter der Tanne, um an der Wand zu nesteln. Plötzlich beginnt sich der Baum wie von Geisterhand zu drehen. Und nicht nur das: Mit jeder Drehung geht ein Teil der wallnussgroßen roten, blauen und weißen Lichter an und aus. 80 Lämpchen, jedes einzelne von Hand verkabelt, spiegeln sich in den staunenden Augen des Reporters. Sein Bericht in der "Detroit Post" macht Johnsons Erfindung berühmt.

Johnson ist Teilhaber der Edison Lamp Company, der Lichtfabrik des berühmten Thomas Alva Edison. Bis zur Vermarktung seiner Christbaumlämpchen, die Johnson zunächst nur für das eigene Eigenheim produziert, ist es aber noch ein weiter Weg. Ein wichtiger Schritt hierzu findet 1895 in der Halle des Weißen Hauses in Washington statt. Hier lässt US-Präsident Grover Cleveland 100 elektrische Kerzen an seine Tanne installieren. Die Zeitungen sind voll von dieser Sensation, die später zu einer Tradition werden soll. 300 Dollar hat sich Cleveland den Spaß kosten lassen: zu dieser Zeit ein nahezu unerschwingliches Vermögen.

Erst am 15. Dezember 1901 bringt die General Electric Company die erste elektrische Lichterkette für den Christbaum auf den Markt - zunächst in Harrison, New Jersey. Man kann sie kaufen oder mieten. "Ungefährlich, rauchfrei, geruchlos" sei das Produkt, heißt es in einer frühen Anzeige im "Ladie's Home Journal": allerdings sei es "nur für Häuser mit elektrischem Strom geeignet". Von New Jersey aus startet die weihnachtliche Erleuchtung ihren Siegeszug um die Welt. Sie macht das zuvor von Kerzen erhellte Weihnachtsfest sicherer. Und sie nimmt ihm ein wenig von seinem romantischen Reiz.

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16. December 2006, 11:16   #16
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16. Dezember 1941: Uraufführung 'Quax, der Bruchpilot' in Hamburg

Quax, der Bruchpilot ist ein deutscher Spielfilm nach der gleichnamigen Erzählung von Hermann Grote. Die Uraufführung fand am 16. Dezember 1941 in Hamburg statt.

Handlung

Otto Groschenbügel, genannt Quax, kleiner Angestellter eines Verkehrsbüros, gewinnt in einem Preisausschreiben eine kostenlose Sportfliegerausbildung an der Fliegerschule Bergried. Eigentlich hatte er sich einen anderen Preis gewünscht, aber es kommt ihm auch gelegen, dass er durch den Hauptgewinn in seinem Heimatort Dünkelstätt über Nacht zur Berühmtheit wird. Obwohl er eigentlich ein Angsthase ist, muss er – um nach aller Angeberei nicht das Gesicht zu verlieren - den Kursus tatsächlich antreten. Da undisziplinierte Aufschneider wie Quax in der Fliegerschule nicht erwünscht sind, wird er hier aber bereits nach kurzer Zeit wieder hinausgeworfen.

In Dünkelstätt, wo man den Grund für seine schnelle Heimkehr nicht kennt, wird Quax indessen als Fliegerheld gefeiert. Um den Erwartungen gerecht zu werden und auch aus Enttäuschung darüber, dass seine Freundin Adelheid während seiner Abwesenheit untreu geworden ist, kehrt er nach Bergried zurück, um die Ausbildung fortzusetzen. Mit der Zeit wird er dort tatsächlich ein disziplinierter Flieger und erweist sich sogar als talentiert. Zur Belohnung hält das Schicksal für ihn auch eine neue Freundin bereit: die nette Marianne, die ihm schon mehrfach aus brenzligen Situationen herausgeholfen hat.

Bewertung

Turbulente Fliegerkomödie mit einem Schlager von Werner Bochmann („Heimat, deine Sterne“), viel Situationskomik und zahlreichen Flugszenen, die nicht zuletzt davon lebt, dass Heinz Rühmann auch im wirklichen Leben ein begeisterter Sportflieger war. In allen NS-Fliegerfilmen werden nationalsozialistische Werte wie Disziplin, Kameradschaft und freiwillige Unterwerfung gefeiert. In diesem ungewöhnlichen Propagandafilm wird darüber hinaus gezeigt, wie selbst aus einem offensichtlichen Versager ein deutscher Held zum Vorschein kommt - wenn man ein bisschen an der Oberfläche kratzt bzw. wenn man ihn nur streng genug erzieht.

Das Oberkommando der alliierten Besatzungsmächte stellte die Aufführung des Films 1945 unter Verbot. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde er von der FSK wieder freigegeben.

Weitere Informationen

Der Film erhielt von der Filmprüfstelle das Prädikat „künstlerisch wertvoll“ und spielte an den Kinokassen 5 Millionen Reichsmark ein. Gedreht wurde der Film u.a. im bayrischen Erding, wo auch die Landung auf dem Platz verfilmt wurde. Eine Fortsetzung mit dem Titel „Quax in Fahrt“ (Verleihtitel in der BRD: „Quax in Afrika“) entstand 1943-45 unter der Regie von Helmut Weiss.

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17. December 2006, 10:01   #17
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17. Dezember 1996: Kofi Annan wird zum UN-Generalsekretär gewählt

"Kofi" like "Sophie" and "Annan" like "cannon", hilft UN-Pressesprecher Juan Carlos Brandt fragenden Journalisten, den Namen richtig auszusprechen. Kofi Annan ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt, als er am 17. Dezember 1996 zum Nachfolger von Boutros Boutros-Ghali in das Amt des UN-Generalsekretärs gewählt wird. Annan ist ein Kompromiss-Kandidat, auf den sich die Mitglieder des Sicherheitsrates erst in letzter Minute geeinigt haben. Ein Afrikaner sollte es sein, weil die USA seinen ägyptischen Vorgänger vorzeitig los werden wollte.

Kofi ("Der Sohn, der am Freitag geboren wurde") Annan kommt am 8. April 1938 in Kumasi in der damaligen britischen Kolonie "Goldküste", dem späteren Ghana, zur Welt. Er studiert zunächst in seiner Heimat, dann in den USA und der Schweiz Wirtschaftswissenschaften und internationale Politik. Verheiratet ist er in zweiter Ehe mit Nane, einer Nichte des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, der in Ungarn tausende Juden vor dem Nazi-Terror gerettet hat. Schon vor seiner Wahl ist Annan für die Vereinten Nationen ständig unterwegs, zuletzt als UN-Beauftragter in Bosnien und Chef aller Blauhelme. Annan erklärt die Bekämpfung von Armut und Seuchen, mehr Bildung sowie die Überwindung der technologischen Kluft zwischen armen und reichen Ländern zu "Millenniumszielen".

"Werft die UNO aus dem Land"

Bereits sechs Monate vor dem Ablauf seines ersten Mandats sind sich Ende Juni 2001 Chinesen, Russen, Europäer und Amerikaner im Sicherheitsrat einig: Dieser Generalsekretär ist ein Glücksfall für die Vereinten Nationen. Wenig später ist Annan auf dem Zenit seiner Popularität: Er erhält im Oktober 2001 den Friedensnobelpreis - nicht nur stellvertretend für die UNO, sondern auch für seine Person. Doch kurz zuvor haben die Anschläge vom 11. September 2001 die Welt verändert. Die USA und ihre Verbündeten starten ihre Vergeltungsangriffe auf Afghanistan - in diesem Fall noch mit ausdrücklicher Billigung des Sicherheitsrates. Doch als 2003 Irak das nächste Kriegsziel der USA wird, verweigern selbst enge Verbündete die Gefolgschaft. Für US-Präsident George W. Bush werden die Vereinten Nationen "irrelevant". Seine Anhänger starten eine Kampagne gegen Annan und die Vereinten Nationen: "Werft die UNO aus dem Land", heißt es in einem Fernsehspot.


Für Annan ist es die Wende in seiner Amtszeit. Die Geschlossenheit im Sicherheitsrat zerbricht. 180 Staaten sprechen sich gegen den Irak-Krieg aus. Auch Annan nennt ihn einen Verstoß gegen das Völkerrecht - vergeblich. Um den Opfern zu helfen, wollen die Vereinten Nationen zum Wiederaufbau des Irak beitragen. Dabei werden sie selbst Ziel eines Anschlags. Annans Vertrauter Sergio de Mello und 22 weitere UN-Mitarbeiter werden getötet. Annan zieht alle UN-Mitarbeiter aus Irak ab. Das ärgert Washington erneut. Präsident Bush nutzt den so genannten "Oil-for-Food"-Skandal für massive Kritik an der UNO. Während der UN-Sanktionen gegen Irak konnten Lebensmittel und Medikamente nur über ein Treuhandkonto der Vereinten Nationen gegen Öl gehandelt werden. Rund die Hälfte aller beteiligten Firmen zahlten Schmiergelder an das Regime in Bagdad, um an lukrative Aufträge zu kommen. Auch UN-Kontrolleure wurden bestochen. Annan setzt eine unabhängige Untersuchungskommission ein. Er entzieht korrupten Mitarbeitern die Immunität. Ihm wird am Ende zwar ein unzureichendes Kontrollsystem angelastet, aber kein eigenes Fehlverhalten. Annan selbst ist rehabilitiert, aber sein Ansehen ist beschädigt. Sein Ziel einer umfassenden Erneuerung der Vereinten Nationen und des Sicherheitsrates scheitert auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs 2005. Annans Bilanz: "Wir haben nicht die fundamentale Reform erreicht, die ich und viele andere für nötig erachten. Scharfe Differenzen haben ihren Anteil daran, dass dies vereitelt wurde."

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18. December 2006, 08:53   #18
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8. Dezember 1986: Das erste Opferschutzgesetz wird verkündet

Überfallen, geschlagen, geprügelt, vergewaltigt - Opfer von Straftaten sind bis in die 80er Jahre vor allem eins: ein Beweismittel. In den Gerichtsverfahren geht es vorwiegend darum, den Täter angemessen zu verurteilen. Das Opfer ist wichtig, weil es Tatzeuge ist. Es ist Mittel zum Zweck, ein Urteil zu finden. Sein möglicherweise traumatisches Erlebnis und seine verletzte Persönlichkeit spielen nur eine Nebenrolle. Der Schutz der Opfer wird erst in den 70er Jahren ein Thema: 1976 gründet unter anderem der Fernsehjournalist Eduard Zimmermann den Weiße Ring, eine Hilfsorganisation für Verbrechensopfer. Im gleichen Jahr wird das Opferentschädigungsgesetz verabschiedet. 1983 beschäftigt sich der Juristentag mit dem Thema Opferschutz. Nach langen Debatten wird das erste Opferschutzgesetz am 18. Dezember 1986 verkündet.

Durch das "Gesetz zur Stärkung der Rechte des Verletzten im Strafprozess" erhalten Opfer mehr Rechte und Möglichkeiten, in das Geschehen einer Gerichtsverhandlung einzugreifen: Sie können als Nebenkläger auftreten, sie bekommen das Recht auf Akteneinsicht, sie können schon während der Hauptverhandlung Schadenersatzansprüche geltend machen und sie werden über den Prozessausgang benachrichtigt. Zudem kann die Öffentlichkeit bei intimen Details ausgeschlossen werden. Kritiker befürchteten, dass Opfer dadurch eine Machtposition gegenüber dem Angeklagten einnehmen könnten. Das Opfer sei nicht länger ein Informant, sondern auch Partei in einem Verfahren. Rache könne bei Prozesse wieder eine Rolle spielen.

Die Befürchtungen der Kritiker treten allerdings nicht ein. Nach dem ersten Opferschutzgesetz folgen weitere. Sie legen fest, dass Opfer oder Zeugen auch außerhalb des Gerichtssaales vernommen werden können und deren Aussagen auf Videokassetten als Beweismittel zugelassen sind. Auch die Möglichkeit des so genannten Täter-Opfer-Ausgleichs wird gesetzlich gestärkt. Am 19. Juli 2006 beschließt die Bundesregierung den Gesetzesentwurf zur Modernisierung der Justiz. Darin ist neu, dass die Wiedergutmachung Vorrang vor der Geldstrafe haben soll - also zuerst das Opfer und dann der Staat sein Geld bekommt. Im letzten Jahr wurden fast 250.000 Menschen Opfer einer Gewalttat.

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19. December 2006, 13:32   #19
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19. Dezember 1896: Geburtstag Enrico Rastelli

Manche Artisten können Menschen derart begeistern, dass ihr Name zum Inbegriff höchster Kunst wird. Harry Houdini, der Entfesselungskünstler, hat das geschafft, der große Clown Grock mit seinem "Nit möööglich", und auch der Jongleur Enrico Rastelli. Ob in New York, London, Paris oder Berlin - wo immer in den 20er Jahren große Leuchtbuchstaben Rastellis Auftritt ankündigen, stehen die Menschen Schlange. Obwohl der am 19. Dezember 1896 im russischen Samara geborene Sohn eines Zirkus-Direktors heute in fast keinem Lexikon mehr zu finden ist, gilt in der Zirkuswelt "à la Rastelli" immer noch als höchstes Lob.

Seit frühester Kindheit lässt Enrico Bälle, Keulen und Reifen durch die Luft wirbeln. Allerdings nur heimlich, denn Vater Alberto verachtetet solch "nutzloses Zeug". Sein Sohn soll Besseres werden, Trapezflieger, Reckartist oder Kunstreiter. Doch Enrico lässt sich nicht beirren, trainiert so unermüdlich, bis selbst das strenge Familienoberhaupt nur noch staunen und nachgeben kann. Das Bewegungs-Genie jongliert mit 13 Bällen gleichzeitig - und balanciert dabei auf einer Kugel. Mit 19 Jahren beginnt Rastelli seine Solo-Karriere; 1922 kann er Russland endlich verlassen und startet seinen unvergleichlichen Siegeszug. Nach seinem Debüt im New Yorker "Hippodrom" buchen ihn die größten Varietés rund um den Globus und "the Great Rastelli" kassiert Tagesgagen wie heutige Hollywood-Stars. In Berlin sieht ihn Grock, der Clown, und prägt für Rastelli den Ausdruck "Shakespeare der Jongleure".

Rastelli trainiert wie ein Hochleistungssportler, bereist 66 Städte in 48 Tagen, absolviert täglich zwei bis drei Vorstellungen und gastiert bei unzähligen Benefizveranstaltungen. Seine Kombination aus Jonglieren und Balancieren, aus Tempo und Show, alles in Bewegung und unter Einbeziehung des Publikums, ist schlicht revolutionär. Nur einen Monat im Jahr gönnt sich Rastelli Ruhe, zusammen mit Ehefrau Henriette und den drei Kindern auf seinem Stammsitz im italienischen Bergamo. Im Sommer 1931 dann, während einer Deutschland-Tournee, verletzt sich Rastelli mit einem Mund-Balancierstab am Zahnfleisch. Die kleine Wunde blutet tagelang, wird aber nicht weiter beachtet. Ein Arzt diagnostiert schließlich eine schwere Infektion und schickt Rastelli sofort heim nach Bergamo. Am 13. Dezember 1931, sechs Tage vor seinem 35. Geburtstag, stirbt der größte Jongleur der Welt. An einer zu spät erkannten Leukämie, sagen die einen; an giftigen Lacken auf seinen Mundstäbchen, die anderen.

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20. December 2006, 08:52   #20
Jules
 
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20. Dezember 1971: Zulfikar Ali Bhutto wird Staatspräsident Pakistans

Islam ist unser Glaube, Demokratie ist unsere Politik, Sozialismus ist unsere Wirtschaft, alle Macht dem Volke", lautet der Slogan der Pakistanischen Volkspartei (PPP), die Zulfikar Ali Bhutto 1967 gründet. Er stellt sich damit an die Spitze der landesweiten Demokratiebewegung. Doch hinter den Kulissen ist Bhutto ein skrupelloser Machtpolitiker: "Er hat die Partei als Instrument für seinen eigenen Aufstieg angesehen", sagt Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. "Es ging ihm nicht darum, eine demokratische Partei aufzubauen." Im Gegenteil: In den 70er Jahren lässt er Parteifreunde einschüchtern, verhaften und ermorden. Über 20 Jahre lang ist Bhutto eine prägende Figur der pakistanischen Politik, von seinem ersten Ministerposten 1958 bis zu seiner Hinrichtung 1979.

Der am 5. Januar 1928 geborene Bhutto stammt aus einer einflussreichen Dynastie von Großgrundbesitzern und Politikern in der südlichsten pakistanischen Provinz Sindh. Nach der Schulausbildung in Bombay geht der 19-Jährige in die USA. Er studiert Politikwissenschaften in Berkeley und Jura im britischen Oxford. 1951 heiratet er die persisch-stämmige Tochter eines Seifenfabrikbesitzers aus Bombay. Zwei Jahre später kommt das erste von vier Kinder zur Welt, Benazir Bhutto. 1957 beginnt die politische Karriere Bhuttos als Mitglied der pakistanischen UN-Delegation in New York. Ein Jahr später wird er Wirtschaftsminister im ersten Kabinett des Militärdiktators Ayub Khan. Als es 1965 mit Indien zum zweiten Krieg um die geteilte Kaschmir-Region kommt, ist Bhutto Außenminister. Da ihm das Friedensabkommen mit Indien missfällt, tritt Bhutto zurück und widmet sich dem Aufbau seiner PPP. 1971 kommt es nach einem Bürgerkrieg unter Beteiligung Indiens zur Abspaltung von Pakistans Osten, der unter dem Namen Bangladesh wenig später unabhängig wird. Bhutto profitiert von dieser militärischen Niederlage: Er wird am 20. Dezember 1971 in Islamabad als Staatspräsident Rest-Pakistans vereidigt.

In Verhandlungen gelingt es Bhutto, von Indien besetzte Gebiete zurück zu bekommen. Die über 90.000 pakistanischen Gefangenen kommen 1974 frei, ohne dass sich die Soldaten für die begangenen Kriegsverbrechen verantworten müssen. Das gegenseitige Misstrauen zwischen Indien und Pakistan bestimmt weiter das Verhältnis der beiden Staaten. Im Mai 1974 testet Indien zum ersten Mal Atombomben, was Bhutto zum Anlass nimmt, selbst ein Atomwaffenprogramm zu initiieren. Pakistan befindet sich in einer Dauerkrise. Bhutto regiert das Land wie ein Feudalherr. "Für ihn war es selbstverständlich, dass er sich den anderen überlegen fühlte und sie ihm zu gehorchen hatten", sagt SWP-Mitarbeiterin Maaß. Bhuttos Truppen unterdrücken die Autonomiebewegung in der Provinz Belutschistan. Es kommt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Bhuttos sozialistische Wirtschaftsreformen werden von der Oberschicht abgelehnt. Islamisten wollen das islamische Recht, die Scharia, installieren. 1977 putscht schließlich das Militär gegen Bhutto. General Zia ul-Haq lässt ihn verhaften. Zwei Jahre später wird Bhutto trotz internationaler Proteste gehängt. Elf Jahre lang herrscht Zia ul-Haq als Militärdiktator über Pakistan. Er islamisiert die Gesellschaft und führt Körperstrafen wie Handabhacken für Diebstahl und Straßenraub ein. Erst nach Zias Tod finden 1988 wieder Wahlen statt, die Bhuttos Tochter Benazir gewinnt. Sie wird die erste weibliche Regierungschefin eines islamischen Staates.

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21. December 2006, 12:59   #21
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20. Dezember1126: Geburtstag Mohammed ibn Rushd

In einem ägyptischen Spielfilm wird er jüngst zum Helden der Vernunft im Kampf gegen Fundamentalisten: Mohammed ibn Rushd muss als Oberrichter von Córdoba über eine Gruppe von Fanatikern urteilen, die einen Anschlag auf einen Dichter verübt haben. Statt zum Tode, wie üblich, verurteilt ibn Rushd die Täter zu fünf Jahren Gefängnis. Er will die Täter nicht zu Märtyrern machen. "Manche Erwachsene erheben ihre Unwissenheit zur Religion", lässt der Film den Richter sagen - eine deutliche Botschaft an das Publikum in Ägypten mit seinen starken islamistischen Kräften.

Ibn Rushd, im Jahr 1126 in Córdoba im damals muslimischen Spanien geboren, erlebt den Konflikt zwischen Religion und Rationalität auch selbst: Der Richter und Leibarzt des Kalifen wird 1195 aus seiner Heimat verbannt. Die unduldsamen Religionslehrer haben sich gegen den Juristen und Philosophen durchgesetzt, der die antike griechische Philosophie in den Islam integrieren möchte. So zieht der 70-Jährige ins Exil nach Marrakesch, wo er 1198 stirbt. Ibn Rushds Werk besteht zum größten Teil aus Kommentaren zu den Schriften des Aristoteles. Darin entwickelt ibn Rushd eine Lehre von den Stufen der Weisheit, die den Glaubenslehrern sicher nicht gefallen konnte: Über das bildhafte Wissen für die Allgemeinheit stellt er das theologische, darüber aber noch die Philosophie, in die nur Wenige eindringen. Mit Aristoteles lehrt er die Ewigkeit der Welt und eine über-individuelle Vernunft, die unsterblich sei - nicht der einzelne Mensch.

Ibn Rushds Aristotelismus hat auf den Islam schließlich einen geringeren Einfluss als auf Juden und Christen: Von seinen Büchern sind mehr in hebräischer und lateinischer Übersetzung als im arabischen Original erhalten. Jüdische Philosophen wie Maimonides und christliche Professoren wie Thomas von Aquin entdecken Aristoteles durch die Kommentare von ibn Rushd. Im christlichen Europa wird er Averroes genannt oder einfach und ehrenvoll "der Kommentator". Erstaunlich unvoreingenommen lernen vernunftorientierte Theologen mitten in der Zeit der Kreuzzüge über die Religionsgrenzen hinweg voneinander. Allerdings ist der christlich akzeptierte Averroes nicht der originale ibn Rushd. Als sich in Paris mehrere Gelehrte auf dessen Texte berufen, um die Ewigkeit der Welt und die Trennung von Vernunft und Glauben zu lehren, werden sie 1277 kirchlich verurteilt.

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22. December 2006, 08:12   #22
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22. Dezember 1981: Die Lebensmittelkennzeichnungs-Verordnung wird veröffentlicht

Immer mehr Menschen haben immer weniger Zeit oder Geduld, sich ihre Mahlzeiten aus natürlichen Zutaten zu kochen. Deshalb füllen Dosen-, Tiefkühl- und Fertiggerichte einen großen Teil der Supermarkt-Regale. Welche Produkte da genau in den Einkaufswagen wandern, verrät ein Blick auf das Packungsetikett. Was besteht beispielsweise aus "Zucker, Kakaobutter, Vollmilchpulver, Kakaomasse, Milchzucker, Magermilchpulver, Emulgator Sojalecithin, Gerstenmalzextrakt, Butterreinfett, Aroma"? Richtig: ein normaler Schokoladen-Weihnachtsmann.

Bis Mitte der 1960er Jahre werden Verbraucher völlig im Unklaren gelassen, welche Inhalte, Farbstoffe, Geschmacksverbesserer und Konservierungsmittel in Lebens- und Genussmitteln enthalten sind. SPD-Gesundheitsministerin Käthe Strobel legt 1967 erstmals den Entwurf einer Kennzeichnungsverordnung vor. Die Lobby der Nahrungsmittelindustrie verhindert jedoch, dass die Deutschen genau erfahren, was sich alles hinter den geschmackvollen Produktnamen verbirgt. Zehn Jahre später entwickelt die Europäische Gemeinschaft eine Kennzeichnungs-Richtlinie, die von der deutschen Regierung in nationales Recht umgesetzt und am 22. Dezember 1981 als "Lebensmittelkennzeichnungs-Verordnung" im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wird. Nach einer Übergangsfrist tritt sie Ende 1983 in Kraft.

Die Verpackung muss nun zwingend den Verkehrsnamen der Ware, den Hersteller und die Füllmenge benennen; außerdem alle Zutaten in der Reihenfolge ihres Mengenanteils am Gesamtprodukt. Mehr Sicherheit für Kunden bringt auch das Mindesthaltbarkeitsdatum, das jetzt jeder Packung aufgedruckt sein muss. Doch Verbraucherschützer monieren, dass auch die neue Verordnung vieles zu wünschen übrig lässt. Weitere Muss-Angaben werden deshalb im Laufe der Jahre hinzugefügt, worunter aber zunehmend die Verständlichkeit der Texte leidet. So können nur die Wenigsten richtig interpretieren, was etwa die Aufschrift "Fett i. Tr." (in der Trockenmasse) bedeutet. Auch die unterschiedlichen Bezeichnungen für Zucker wie Fructose, Glucose oder Saccharose verschleiern - vor allem für Diabetiker wichtig - welchen Brennwert das Nahrungsmittel hat. Mit dem Argument, zu komplexe Inhaltsangaben seien sowieso nur Lebensmittel-Chemikern verständlich, versuchen Hersteller inzwischen, ihre Etiketten wieder zu entrümpeln. Dabei sind nach Ansicht von Medizinern gerade dringend erforderliche Hinweise für Allergiker erst sehr lückenhaft geregelt.

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23. December 2006, 19:32   #23
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23. Dezember 1206: aus Temüdschin wird Dschingis Khan

Als Temüdschin neun Jahre alt ist, ermorden feindliche Tartaren seinen Vater Yisügei, einen Herrscher der Mongolen von Stamm der Bordschigid, der "Wildenten-Leute". Die Mongolen sind in viele Clans zerfallen, niemand kommt dem Stamm zur Hilfe. Nur mit Mühe kann seine Mutter Temüdschin und dessen vier jüngere Geschwister ernähren. Als der Erstgeborene die Familienführung übernimmt, zieht er weitreichende politische Konsequenzen aus seiner bitteren Kindheit: Er baut unter den Mongolen einen Zusammenhalt auf, der nicht mehr auf Verwandtschaft beruht. Er schart Gefolgsleute um sich, die nur ihm persönlich verpflichtet sind. Mit ihnen geht er auf erfolgreiche Kriegszüge. Die Beute gehört allein dem Anführer, der sie nach Gutdünken, aber auch nach Leistung verteilt.

Temüdschins Truppe kontrolliert bald alle mongolischen Stämme. Auf einer Reichsversammlung im Jahre 1206 erkennen sie seine Vorherrschaft an und geben ihm den Titel Dschingis Khan. Aber die Einigungskämpfe haben die zentralasiatischen Stämme auch verarmen lassen. Dschingis Khans Erfolg hängt deshalb an der Expansion. Er stellt ein Heer von 95 Tausendschaften auf und unterwirft die benachbarten Völker. Zugleich baut der Khan so etwas auf wie ein Staatswesen unter den Nomadenvölkern: Er betraut Fachleute mit der Verwaltung, führt die uigurische Schrift für die mongolische, bisher schriftlose, Sprache ein. Die mongolische Reiterei verstärkt er mit den Fußtruppen der Besiegten und deren Kriegsspezialisten, die auch befestigte Städte zu erobern lehren. 1217 hat er nach sieben Jahren Krieg das chinesische Reich der Jin besiegt, nur ein Jahr später das Reich der Charism im Westen, im Iran. In den besiegten Gebieten setzt er seine Gefolgsleute als Stadthalter ein, lässt aber die einheimische Verwaltung intakt. Denn der eigentliche Erfolg der Mongolen beruht nicht auf Krieg, sondern auf Handel zwischen den riesigen, nun befriedeten asiatischen Ländern.

1225 kehrt Dschingis Khan in seine Heimat zurück. Hier stirbt er 1227, vermutlich durch einen Sturz vom Pferd. Der Ort seines Grabes wird unkenntlich gemacht: einer Legende zufolge wurden sogar 1.000 Pferde über die Grabstätte getrieben. So sollte die Totenruhe für alle Zeiten gesichert werden. Seine Nachfolger setzen die Expansion fort. Dreißig Jahre nach dem Tod Dschingis Khans reicht das mongolische Imperium vom Pazifik bis fast zur Ostsee.

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24. December 2006, 00:27   #24
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24. Dezember 1816: "O du fröhliche" wird erstmals an Weihnachten gesungen

In einer Winternacht des Kriegsjahres 1813 stapft der 35-jährige Privatgelehrte und Schriftsteller Johannes Daniel Falk bei starkem Schneetreiben durch Weimar. So zumindest will es die Legende. Da kommt ihm eine Mutter entgegen, die mit ihrem neunjährigen Knaben hilflos herumirrt. Vor Falks Augen stürzt die Italienerin ohnmächtig zu Boden. Er bringt sie in ein nahegelegenes Spital, wo die erschöpfte Mutter stirbt. Den Jungen, Pietro mit Namen, nimmt der protestantische Dichter bei sich auf. Er ist Gründungsmitglied der "Gesellschaft der Freunde in der Not": Neben Pietro betreut er etwa 30 andere Kinder, die durch den Kampf gegen Napoleon zu Waisen geworden sind. Er gibt ihnen Brot, vermittelt sie an Pflegefamilien und unterrichtet sie in seiner Sonntagsschule.

Allmählich erfährt Falk, der 1813 vier seiner sechs eigenen Kinder verloren hat, Pietros Geschichte. Als Marketenderin ist seine Mutter mit ihm hinter den Truppen hergezogen, um ihrem Mann auf den Schlachtfeldern Europas und Russlands nahe zu sein. Der Soldat fällt in der Völkerschlacht bei Leipzig, die Mutter wünscht sich nichts sehnlicher, als nach Sizilien zurückzukehren. Immer, wenn sie das Heimweh übermannt, summt sie die Melodie eines alten sizilianischen Fischerlieds. Die Legende will, dass sich Falk auf die Suche nach dem Originallied macht, um Pietro eine Freude zu bereiten. Er findet es in Johann Gottfried Herders Sammlung "Stimmen der Völker in Liedern". Mit "O du heilige, hochgebenedeite, süße Mutter der Liebe, Trösterin der Leiden, Quelle der Freuden, Hilf du Maria" hat Herder die italienischen Zeilen übersetzt.

Der Text ist viel zu kompliziert für die Zöglinge in Falks Sonntagsschule. Um ihre Seele mit Musik heilen zu können, muss sich der Dichter etwas Leichteres einfallen lassen. Er schreibt einen Text, der sich in seinen Strophen mit unterschiedlichen christlichen Festen befasst und der von "seinen" Waisenkindern zur Erbauung auswendig gesungen werden muss. Nur die ersten, mit "O du fröhliche" beginnenden, Zeilen handeln von Weihnachten. Sie werden am 24. Dezember 1816 erstmals gesungen. Erst als die Beliebtheit des Liedes steigt, schreibt ein Zögling Falks alle drei Strophen ganz auf das Fest der Liebe um. Inzwischen ist "O du fröhliche" das wohl beliebteste deutsche Weihnachtslied.

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4. January 2007, 10:38   #25
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25. Dezember 1901: Erste Vorstellung des Zirkus Sarrasani

Chemie soll der Bengel studieren oder wenigstens Kaufmann werden! Mit dem Rohrstock versucht Glashüttenbesitzer Albert Stosch seinem Sohn die vorgeplante Karriere einzubläuen. Hans jedoch, am 2. April 1873 in Posen geboren, hat schon als Knabe nur Unfug im Sinn. Bei Nacht und Nebel nimmt der 15-jährige, hoch aufgeschossene Junge Reißaus und schließt sich einem Wanderzirkus an. Weihnachten 1890 steht er als Clown Sarrasani erstmals in der Manege und lässt einen dressierten Pudel Polka tanzen. Jahrelang tingelt er mit seiner Dressurnummer durch die Lande, hat Erfolg und spart jeden Pfennig Gage für das große Ziel: ein eigenes Unternehmen. Als 1897 der berühmte Zirkus Renz Pleite geht und etliche Spitzen-Artisten arbeitslos werden, ist die Gelegenheit da.

Stosch-Sarrasani engagiert sein eigenes Ensemble und entwickelt in Radebeul bei Dresden ein Programm, das einschlagen soll "wie etwas noch nie Dagewesenes". Für die Generalprobe mietet er über Weihnachten 1901 das Apollo-Theater in Brandenburg, wo am 25. Dezember die erste Vorstellung des Zirkus Sarrasani über die Bühne geht. Die umjubelte Weltpremiere als größter deutscher Zeltzirkus mit 3.600 Plätzen und elektrischer Fantasiebeleuchtung findet am 30. März 1902 in Meißen statt. Das Unternehmen wächst nun unaufhaltsam, denn Stosch-Sarrasani erweist sich als glänzender Prinzipal und Werbestratege. Schon 1906 gehören über 250 Tiere, darunter zehn Elefanten, zum Programm und der Zirkus geht, eine Sensation der damaligen Zeit, per Eisenbahn auf Europa-Tournee. Sarrasanis Konzept vom Zirkus als pralle Fantasy-Show statt einfacher Nummern-Abfolge wird stilbildend. 1912 entsteht in Dresden ein prunkvoller fester Sarrasani-Zirkusbau, ausgestattet wie eine orientalische Fata Morgana aus Tausendundeiner Nacht. Die Premiere in Anwesenheit der königlichen Familie Sachsens dirigiert Stosch, der Zirkuskönig, im Kostüm eines Märchen-Maharadschas. Im Jahr darauf sind bei Sarrasani echte Sioux-Indianer aus den USA die Sensation in Europa.

Mit dem ersten Weltkrieg beginnen dann düstere Jahre für den Zirkus. Um der Not in Deutschland auszuweichen, wagt Sarrasani 1923 ein wahnwitzige Unternehmen. Der ganze Zirkus wird nach Südamerika verschifft und tourt durch Brasilien, Uruguay und Argentinien. Zurück in Europa steht nach einer Brandkatastrophe in Antwerpen erneut die Zukunft von Sarrasani auf dem Spiel. Ein zweites Mal bietet ein Südamerika-Gastspiel den Ausweg aus der Krise. Doch Hans-Stosch-Sarrasani ist am Ende seiner Kräfte. Am 21. September 1934 erliegt er in Sao Paulo einem Herzleiden. Der Zirkus aber lebt weiter, übersteht auch den Zweiten Weltkrieg und wird heute vom Urenkel des Gründers, André Sarrasani, erfolgreich geführt.

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