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26. January 2003, 14:50   #1
Eyewitness
 
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Registriert seit: April 2001
Ort: Rheinland
Beiträge: 2.831
Wie weit geht die Freundschaft?

Nach Donald Rumsfelds kleinem verbalen "Ausrutscher" (der unter anderem von vielen Kommentatoren nicht als Ausrutscher gewertet wurde) demonstrierten Frankreich und Deutschland eine Freundschaft, die inniger nicht sein könnte. Da wurde von gemeinsamer Gesetzgebung geredet, gemeinsam tagende Kabinette, etc. Man rieb sich die Augen und fragte, wann kommt denn die deutsch-französische Staatenunion?

Aber geht die Freundschaft wirklich so weit? Demonstriert Frankreich nicht nur ein klares Nein zum Irakkrieg, weil es befürchtet, die bereits geschlossenen Ölförderungsverträge mit dem Irak zu verlieren?

Und Deutschland? Reitet Schröder nicht einfach nur so lange auf der Welle des "Nein" mit, bis er seinen Bürgern präsentieren kann, daß wir nicht mitkämpfen müssen und daß er leider gegen Bush nichts ausrichten konnte? Wartet er nicht einfach nur die Landtagswahlen ab, um dann seinen Kurs wieder zu ändern und zum alten Vasallentum zurück zu kehren, das das Verhältnis zu den USA so lange dominierte?
 
26. January 2003, 19:13   #2
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Naja, das "Vasallentum" früherer Zeiten war geprägt durch ein Grundgesetz, dass es von Hause aus verbot, die Bundeswehr ausserhalb Deutschlands einzusetzten. Insofern ist die Situation schwer zu vergleichen.

Die Franzosen stehen, wie wohl der überwiegende Rest (ausser den USA) der Welt, einem Krieg gegen den Irak auf der Grundlage der bisher bekannt gewordenen Informationen, skeptisch gegenüber. Chirac hat einfach die Gunst der Stunde genutzt, die Meinung seines Volkes zu verdeutlichen.

Ich sehe das übrigens bei Schröder ähnlich. Es ist nämlich Blödsinn, dass er durch sein Nein zum Irak-Krieg die Wahlen verloren hat. Denn nach den augenblicklichen Umfragen hat dieses Nein nicht sehr weit getragen.

Allerdings schlägt selbst Tony Blair inzwischen moderatere Töne an und meint, dass etwas mehr Zeit für die Inspektoren sinnvoll sei.
 
28. January 2003, 14:17   #3
mhritter
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: February 2002
Ort: Wien
Beiträge: 541
Irgendwie kannn ich mich des Verdachts nicht entziehen, dass einige Persönlichkeiten (oder besser Pseudopersönlichkeiten ?) in der EU krampfhaft versuchen geschichte zu schreiben.
Tony Blair als Napoleon am Schachtfeld und bester Freund der U.S.A.
Schröder und Chirac wohl als Mr. EU; keine Anderen wissens und könnens offensichtlich besser als die Beiden. Glauben Sie wirklich, sie werden der EU ihren Stempel aufdrücken können?
Fischer profilierungssüchtiger möchtegern EU-Rats Vorsitzender/Präsident.
Warum kümmern sich gerade jene Politiker so intensiv um die Geschicke der EU, die im eigenem Land die Probleme nicht in den Griff bekommen?
 
28. January 2003, 14:45   #4
Eyewitness
 
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Registriert seit: April 2001
Ort: Rheinland
Beiträge: 2.831
Bei Schröder kann ich dem zustimmen. Es ist normal, daß Politiker von Bereichen flüchten, in denen sie nur verlieren können. Und in der Innenpolitik kann Schröder derzeit nur verlieren, das bestätigen ja auch die neuesten Umfragen.

Aber ob für Chirac dasselbe gilt? Naja, sein Land steht nicht gerade zum besten, aber Frankreich ist weit von unseren Problemen entfernt und innenpolitisch kann Chirac regieren, wie er will. Ich denke eher, Chirac hat rein persönliche Gründe.

Andererseits, ich will das Engagement der beiden für Europa nicht verteufeln. Daß sie etwas für Europa, für eine europäische Einigkeit tun, ist mehr als nur zu befürworten! Die Motive sind natürlich wiederum etwas anderes.
 
19. February 2003, 15:30   #5
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Powell war doch bestürzt über den Antiamerikanismus, der sich im alten Europa langsam, aber sicher breit macht.
Wäre doch eigentlich ein neues Thema, eine Umfrage wert: Seid ihr genauso antiamerikanisch wie ich?
 
19. February 2003, 16:18   #6
Laicher
 
Registriert seit: December 2002
Beiträge: 127
Bei der Gelegenheit sollte man mal über den antieuropäismus sprechen, der seit vielen Jahren in den USA umhergeht ....
 
11. March 2003, 21:18   #7
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
HiDeHo,

Vielleicht passt es nicht direkt hier rein, aber ich zitiere trozdem mal einen Leserbrief aus dem Stern:

Zitat:
Zitat von dem Leserbriefschreiber vom Stern aus Atlanta, Georgia
"Ich habe früher viele Jahre lang in Deutschland gelebt, meine Frau ist Deutsche. Aber jetzt ist Deutschland ein Feindesland, ein Land der Drückeberger."
Zitat:
Zitat von einem anderen Leserbriefschreiber
"...die guten Beziehungen, die durch das Ende des 2. Weltkrieges gefestigt wurden, durch einen machtbesoffenen (!!) Schröder zerstört werden..."
Ohne Worte...
 
11. March 2003, 22:40   #8
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Geht mal auf www.germanystinks.com ... der Anti-Germanismus und die Frankophobie greift in den Staaten um sich. Boykottaufrufe gegen deutsche Geschäftsleute und der ganze Scheiß, Hetze gegen zwei Völker, eine funktionierende Propagandamaschine... das hatten wir vor 60 Jahren schonmal in Deutschland. Es ekelt mich an. Bis vor einiger Zeit hätte man mir Antiamerikanismus nicht vorwerfen können, aber so langsam geht mir nicht nur die Administration auf den Zeiger, sondern auch das Volk.
 
11. March 2003, 23:50   #9
Lucy
 
Beiträge: n/a
Ich bin nicht antiamerikanisch eingestellt. Warum sollte ich auch? Ich glaube nicht an _den_ Amerikaner, der zum Boykott aufruft. Ebensowenig wie es _den_ Deutschen gibt, der gegen den Krieg demonstriert. Das ist einfach Blödsinn. Um mich herum leben abertausende Amerikaner und ich konnte keinerlei Veränderungen in ihrem Verhalten feststellen. Sie sind genauso freundlich wie immer.

Kein Mensch kann für einen Krieg sein. Es mag Situationen geben, in denen ein solcher nicht zu vermeiden ist ebenso wie es Interessensgruppen geben kann, denen ein Krieg gegen den Irak in die eigenen Pläne passen würde. Dennoch kann ein Bush soviel trommeln wie er möchte. Solange es vernünftige Gründe gibt, diesen Krieg nicht zu führen, solange wird es keinen geben. Das ist meine Überzeugung.
 
12. March 2003, 03:58   #10
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Ich muß relativieren. Ich meinte natürlich nicht ALLE Amerikaner, um Himmels willen. Aber eben den so oft herbeizitierten John Doe.

Lucy,
Zitat:
Solange es vernünftige Gründe gibt, diesen Krieg nicht zu führen, solange wird es keinen geben. Das ist meine Überzeugung.
Gott gebe, daß der Mensch ein vernunftbegabtes und vernunftgesteuertes Wesen werde. Ich könnte ad hoc keinen Krieg nennen, der auf Vernunft und Logik basierte. Krieg ist Grauen, Krieg ist Greuel, ein Schlag in das Gesicht der Menschheit, Krieg ist widerwärtig und grausam. Krieg ist ungerecht. Immer. Das kann nur bedeuten, daß jeder der Kriege, die die Völker der Erde führten, seit sie aufrecht genug stehen konnten um eine Keule zu schwingen, KEINE vernünftige Begründung hatte. Es geht, wie du sagst, einzig und allein um eines: die Gier nach Macht und/oder Geld - die Triebfeder aller "Interessengruppen".
 
16. March 2003, 16:39   #11
binozap
 
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Registriert seit: January 2002
Beiträge: 562
Freundschaften - zwischen Menschen ja, Staaten haben wohl eher Beziehungen, Bündnisse und gemeinsame Interessen. Da die Interessen sich im Laufe der Geschichte ändern, ändern sich auch die Beziehungen der Staaten. Klingt trivial und plausibel. Während des kalten Krieges war es für den freien Teil Deutschlands von höchstem Interesse unter dem Nuklearschirm der USA blühende Landschaften aufzubauen. Das ist auch ganz gut gelungen, der kalte Krieg war schließlich gewonnen und alle waren happy einschließlich der (selbst-)befreiten Schwestern und Brüder in der DDR die erst nach Abzug der letzten Truppen Ihrer ungeliebten Besatzungsmacht gen Osten endgültig aufatmeten. Nichts verbindet mehr als ein gemeinsamer Feind. Der war nun besiegt und manche glaubten sogar, der ewige Friede sei ausgebrochen. Obwohl der erste Golfkrieg bereits die ersten Schatten einer neuen Periode warf. Der amerikanische Freund zog einen Teil seiner Schutzmacht aus Europa ab. Mitte der 90er Jahre fragte mich ein US-Amerikaner : "Where have you been during desert storm ?" Er meinte nicht mich persönlich, sondern deutsche Soldaten, Airforce and Panzer...??

Tja, ich sagte ihm, wir hätten in den letzten 50 Jahren nichts außerhalb D unternehmen dürfen und deshalb... Stimmte ja auch.

Dann kam 911 und der Traum vom Weltfrieden war erstmal wieder vorbei. Der BuKa kündigte die Freundschaft für seinen Wahlsieg und bewahrt dadurch die BW Soldaten vor der Teilnahme an dem wahrscheinlich nächste Woche beginnenden GW2 in seiner ersten Phase. Deutschland wird nicht aus "Freundschaft" zu den USA an einem Krieg teilnehmen sondern nur im "Bündnisfall".
 
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