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16. June 2006, 19:03   #1
Sacki
Dummschwätzer
 
Benutzerbild von Sacki
 
Registriert seit: February 2005
Beiträge: 3.365
Fußballgespräch mit Kevin

Als ich Kevin heute kennenlernte, befand er sich in einer schrecklichen Situation.
Kevin ist ein Berliner Steppke, 9 Jahre alt, totaler Fußballfan und begeisterter Kletterer.
Letzteres wurde ihm heute fast zum Verhängnis.

Im Rahmen einer Kletteraktion mit seinen Kumpels galt es heute, einen Baum zu erklimmen und sich an einem Ast hangelnd, einen Zaun zu überwinden. Hätte sich Kevin oder einer seiner Kumpels den Zaun mal näher angeschaut, wäre ihnen die Gefährlichkeit ihres Vorhabens sicher bewußt geworden. Der Zaun hatte oben nämlich sehr dünne Metallspitzen von der Stärke eines Schraubendrehers.
Der Leser wird sich denken können, was passierte und welches unglaubliche Glück der Kleine in seinem Unglück hatte...
Natürlich rutschte Kevin ab, fiel ca. 2 Meter nach unten. Dabei schlug er glücklicherweise "nur" mit dem Unterarm auf eine dieser Metallspitzen, die sich voll durch den Unterarm bohrte und somit ca. 10 cm hinausragte.
Als wir mit dem NAW die Situation sahen war uns sofort klar, daß dieser Spieß an Ort und Stelle nicht zu entfernen war. Es gab nur einen Weg: das verdammte Teil abflexen, den Rest im Arm zu belassen um ihm im Khs. dann operativ zu entfernen.
Der Junge durfte aufgrund seiner Lage keinesfalls narkotisiert werden, er erhielt lediglich intravenös Beruhigungs- u. Schmerzmittel, damit es zu keinem Schock kommt.
Während die Kollegen mit Tüchern alles abdeckten oblag es mir, den Jungen durch ein Gespräch ein wenig abzulenken und zu beruhigen.
Was soll man sich mit einem Jungen unterhalten, dessen Unterarm augespießt ist ?
Ein aktuelles Thema bot sich an: Fußball und die WM
Wir waren uns beide einig, daß Deutschland Weltmeister wird und das Odonkor der richtige Mann auf dem rechten Flügel ist.
Kontrovers ging es allerdings zu Sache, als das Gespräch auf Klinsmann kam: Kevin bekennender Klinsmann Fan, ich genau das Gegenteil. Natürlich ließ ich kein gutes Haar an dem Dauergrinser Klinsmann, logisch.
Kevin war so augebracht, daß er das laute Kreischen der Flex und den kurzen Ruck kaum mitbekommen hat.

Wie ich später erfuhr, dauerte die OP nur 40 Minuten und am Nachmittag lag Kevin schon auf der Station in der Klinik und schaute Fußball-WM.

Sonntag werde ich ihn besuchen gehen, um ihn weiter von der Unfähigkeit Klinsmanns zu überzeugen... oder mich überzeugen zu lassen.
 
16. June 2006, 19:47   #2
Glühwürmchen
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 4.319
je öfter ich Dich lese, desto mehr habe ich das Gefühl, dass das nicht Dein Beruf, sondern Deine Berufung ist.

Kinder auf die Welt holen, ihren Traum erfüllen und sie mit den richtigen Worten ablenken, wenn es darauf ankommt - Du wärst bestimmt ein ganz toller Papi

Ausnahmsweise war ja mal keine Traumfrau involviert. Ich hatte schon langsam das Gefühl, dass Berlin nur aus super tollen Schnitten besteht
Obwohl... wir wissen ja noch nicht, wie seine Mami aussieht, die Du sicher triffst, wenn Du ihn im KH besuchst.

Wie viel Glück er hatte, beim Sturz und bei Euren ersten Maßnahmen, wird er sicher erst in ferner Zukunft verstehen, aber den Unterschied zwischen einem Beckenbauer und einem Klinsmann wirst Du ihm bestimmt schon jetzt verständlich machen können.
 
16. June 2006, 20:13   #3
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... genau weil der Junge so klug ist und sich in Sachen Klinsmann nicht von gekauften Sport-Redakteuren eines bestimmten Großverlags beeinflussen läßt

BUMM BUMM BILD

hat der liebe Gott ihm einen Schutzengel geschickt, so daß der schlimme Unfall noch mal glimpflich für ihn ausging. Leider hatte der kleine Sohn von Romy Schneider dieses Glück nicht und erlag seinen Verletzungen, als er bei einem Sturz von einem ähnlichen Zaun aufgespießt wurde.

Gruß Ben
 
16. June 2006, 21:05   #4
Sacki
Dummschwätzer
 
Benutzerbild von Sacki
 
Registriert seit: February 2005
Beiträge: 3.365
Zitat:
Zitat von Glühwürmchen
je öfter ich Dich lese, desto mehr habe ich das Gefühl, dass das nicht Dein Beruf, sondern Deine Berufung ist.
Stimmt schon, ich gehe in diesem Beruf auf und ich freue mich über jedes Leid, das ich durch meine Mithilfe lindern kann und ich freue mich über jedes Leben, das wir retten.
Nur sieht es leider so aus, daß die traurigen Einsätze bei weitem überwiegen.
Keine Ahnung, woran es liegt. Aber die Einsätze wo es schrecklich abgeht, bleiben mir leider intensiver Erinnerung und beschäftigen mich sehr viel mehr, als die, wo alles gimpflich abgegangen ist.
Manche Ereignisse, die am Anfang meiner Zeit als Rettungsassistent lagen, beschäftigen mich noch heute.
Trotzdem habe ich mir ein "dickes Fell" wachsen lassen, sonst bekommst Du irgendwann einen Dachschaden und knallst durch.

@ Ben: Genau die schreckliche Geschichte von Romy Schneiders Sohn hat uns heute auch der Doc erzählt.
 
16. June 2006, 21:16   #5
Glühwürmchen
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 4.319
Den Unfall von David habe ich auch noch in Erinnerung und finde es allgemein unmöglich, dass es solche Zäune überhaupt noch gibt.
Unsere Nachbarn hatten, wegen der Katzen, Nägel mit den Spitzen nach oben, auf die Pfosten ihres Zauns befestigt. Katzen gehen nie über Pfosten, aber ich bin gestolpert und habe diese Nägel dadurch entdeckt, dass sie in meiner Hand waren, mit der ich mich auffangen wollte.
Mein Sohn war damals 3 Jahre und wenn der sich verletzt hätte, wäre es sicher nicht nur bei dieser harmlosen Anzeige geblieben.



Du freust Dich über jede Hilfe, mit der Du Leid lindern kannst - das glaub ich Dir ungesehen und es gehört dazu, dass einen die Schicksale bedrücken, denn Routine ist der Tot einer Berufung.
 
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