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20. June 2006, 08:06   #201
Jules
 
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19. Juni 1947: Geburtstag Salman Rushdie

Salman Rushdie (* 19. Juni 1947 in Bombay, Indien) ist ein indisch-britischer Schriftsteller. Er gehört zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen Literatur. Seine Erzählungen reichert er mit phantastischen Elementen aus der Märchenwelt an. Dieses Vermischen von Mythos und Phantasie mit dem realen Leben wird als magischer Realismus bezeichnet. Rushdie schreibt in englischer Sprache. Seit 2004 ist Rushdie in vierter Ehe mit dem indischen Model Padma Lakshmi verheiratet.

Leben
Salman Rushdie wuchs in Bombay (heute Mumbai) auf. Sein Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Dieser Tatsache verdankte er es, dass er im Alter von 14 Jahren nach England geschickt wurde und eine gute Ausbildung erhalten konnte. Im Anschluss an die Ausbildung studierte er Geschichte am King’s College der Universität Cambridge. Er arbeitete am Theater und als freier Journalist. 1964 wurde er britischer Staatsbürger.

Mit „Grimus“ veröffentlichte Salman Rushdie 1975 sein erstes Werk, das ihm aber nicht den erhofften Erfolg einbrachte. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 1981 mit dem Buch „Mitternachtskinder“, wofür er mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Sein drittes Buch „Scham und Schande“ erschien 1983.

Einen weiteren Erfolg verzeichnete er 1988 mit seinem Werk „Die satanischen Verse“. Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch erschwinglich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch „gegen den Islam, den Propheten und den Koran“ sei. Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von drei Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Salman Rushdie erklärte gegenüber der islamischen Glaubensgemeinschaft sein Bedauern über „die Besorgnis, die die Veröffentlichung aufrichtigen Anhängern des Islam bereitet hat“. Aber auch nach dem Tode Khomeinis am 3. Juni 1989 wurde das Todesurteil aufrecht erhalten. 1991 wurde das Kopfgeld sogar verdoppelt. Der Dichter lebte wegen der erhaltenen Morddrohungen in erzwungener Isolation an ständig wechselnden Wohnorten und unter Polizeischutz; Khomeini und Mittäter wurden nicht einmal symbolisch zur Fahndung ausgeschrieben, die diplomatischen Beziehungen nicht von Großbritannien, sondern vom Iran abgebrochen und die Botschafter des Westens nach vier Wochen wieder in den Iran zurückgeschickt. Die zahlreichen Drohungen und Anschläge gegen die Verlage und die Ermordung mehrerer Übersetzer verhinderten den Erfolg des Buches nicht. Es errang eine ungeheure Verbreitung über die ganze Welt.

Auf seiner Flucht verfasste Rushdie für seinen Sohn das Märchen „Harun und das Meer der Geschichten“, in dem ein Märchenerzähler die Fähigkeit verliert, Geschichten zu erzählen, weil ihm der „Geschichtenhahn“ abgedreht wird und er keinen Zugang mehr zum „Erzählwasser“ hat. Sein Sohn macht sich auf den Weg, seinen Vater zu retten. Diese Geschichte diente als Parabel auf Rushdies eigene Situation, im Untergrund und getrennt von der Familie. Rushdie erhielt unzählige renommierte Preise, der herausragendste ist der Aristeion-Literaturpreis der EU für sein Gesamtwerk.

Im Jahre 1998 distanzierte sich die Regierung Teherans in einer offiziellen Erklärung von dem Todesurteil. Fundamentalistische Kreise halten aber daran fest.

1999 entsteht das Werk „Der Boden unter ihren Füßen“ (und ein Lied von U2: „The ground beneath her feet“) und 2001 der Roman „Fury“. Eine Sammlung skurriler Erzählungen heißt „East, West“.

2005 veröffentlichte Rushdie den Roman „Shalimar the Clown“, 2006 unter dem Titel „Shalimar der Narr“ auf Deutsch erschienen.

Für sein Lebenswerk wurde Salman Rushdie 1999 von der Freien Universität Berlin mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Zitate
„Redefreiheit ist das Entscheidende, um sie dreht sich alles. Redefreiheit ist das Leben.“'
„Dort oben im Luftraum, jenem weichen, nicht wahrnehmbaren Bereich, den das Jahrhundert ermöglicht hatte und der daraufhin das Jahrhundert ermöglichte, der zu einer seiner bestimmenden Sphären geworden war, zum Ort des Strebens und des Krieges, zu einem Ort, der den Planeten schrumpfen ließ, einem Mächtevakuum, der unsichersten und unbeständigsten aller Sphären, trügerisch, ständig in Auflösung und Wallung begriffen – denn wenn man alles in die Luft wirft, wird alles möglich –, hochdortoben jedenfalls fanden Veränderungen in delirierenden Schauspielern statt, die das Herz des alten Herrn Lamarck höher schlagen lassen: unter extremem Außendruck werden charakteristische Merkmale erworben.“ (aus „Die satanischen Verse“)


Literatur
Peter Priskil: Salman Rushdie – Portrait eines Dichters. Ahriman. ISBN 3-922774-28-8
Gereon Vogel: Blasphemie – Die Affäre Rushdie in religionswissenschaftlicher Sicht. Peter Lang, ISBN 3-631-32892-3
Raphaël Aubert: L'Affaire Rushdie. Le Cerf, ISBN 2-204-04193-9

Sonstiges
Salman Rushdie stellte sich selbst in einer Gastrolle in dem Spielfilm „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ (2001) dar.

Werke
Grimus, Reinbek bei Hamburg 2001, ISBN 3-499-22916-1 (engl. Grimus 1975)
Mitternachtskinder, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-499-23832-2 (engl. Midnight’s Children 1981)
Scham und Schande, München 1990, ISBN 3-492-11148-3 (engl. Shame 1983)
Die satanischen Verse, München 1997, ISBN 3-426-60648-8 (engl. The Satanic Verses 1988)
Harun und das Meer der Geschichten, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-499-23936-1 (engl. Haroun and the Sea of Stories 1990)
Osten, Westen, München 1996, ISBN 3-426-60571-6 (engl. East, West 1994)
Des Mauren letzter Seufzer, München 1998, ISBN 3-426-60704-2 (engl. The Moor’s last sigh 1995)
Der Boden unter ihren Füßen, München 1999, ISBN 3-463-40302-1 (engl. The Ground Beneath her Feet 1999)
Wut, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-23312-6 (engl. Fury 2001)
Shalimar der Narr, Reinbek bei Hamburg 2006, ISBN 978-3-498-05774-9 (engl. Shalimar the Clown 2005
Der Zauberer von Oz (The wizard of Oz), Bellheim 1999, ISBN 3-924959-53-6
Heimatländer der Phantasie: Essays und Kritiken 1981–1991 (Imaginary homelands), ISBN 3-463-40155-X
Überschreiten Sie diese Grenze!: Schriften 1992–2002 (Step across this line), Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-498-05773-1

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20. June 2006, 08:10   #202
Jules
 
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20. Juni 1991: Der Bundestag beschließt die Verlegung des Regierungssitzes -> Berlin

Als Hauptstadtbeschluss wird der Beschluss des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 bezeichnet, zur „Vollendung der Deutschen Einheit“ seinen Sitz von Bonn nach Berlin zu verlegen. Der Begriff Hauptstadtbeschluss ist dabei irreführend, Berlin war bereits 1990 mit Inkrafttreten des Einigungsvertrages Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland geworden.

Mit 337 zu 320 Stimmen wurde außerdem beschlossen, dass neben dem

Bundeskanzleramt und dem
Bundespresseamt auch
das Auswärtige Amt,
das Innenministerium,
das Finanzministerium,
das Justizministerium,
das Wirtschaftsministerium,
das Arbeitsministerium,
das Verkehrsministerium,
das Familienministerium
nach Berlin verlegt werden, diese jedoch einen zweiten Dienstsitz in Bonn behalten.

Folgende Ministerien sollten in Bonn bleiben, jeweils mit einem zweiten Dienstsitz in Berlin.

Landwirtschaftsministerium
Verteidigungsministerium
Gesundheitsministerium
Umweltministerium
Bildungsministerium
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Ursprünglich sollten die Ministerien bereits 1995 nach Berlin umziehen, dieser Zeitplan konnte aber nicht eingehalten werden. Stattdessen erging ein Kabinettsbeschluss, in dem festgelegt wurde, dass der Umzug bis 2000 abgeschlossen sein soll und ein Budget von 20 Milliarden DM nicht überschritten werden darf.

In dieser Zeit fielen grundlegende Entscheidungen, u. a.:

Der Reichstag wird ständiger Sitz des Bundestages
Die Mehrheit der Bundesministerien zieht nach Berlin um
Die Mehrheit der ministieriellen Arbeitsplätze verbleibt in Bonn
Die Minister haben in Bonn bzw. Berlin einen Zweitsitz
Das Bundespräsidialamt hat seinen Sitz in Berlin
Seit Herbst 1999 nimmt Berlin seine Funktion als Parlaments- und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland wahr.

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21. June 2006, 07:42   #203
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21. Juni 1931: Weltrekordfahrt des Schienenzeppelins

Der Schienenzeppelin ist ein dem Zeppelin nachempfundener Eisenbahntriebwagen, der von Franz Kruckenberg 1929 konstruiert wurde. Der Antrieb erfolgte durch einen am Heck befindlichen Flugzeugpropeller. Vom Schienenzepplin, den Kruckenberg als Flugbahnwagen bezeichnete, wurde lediglich ein einziges Modell gebaut.

Geschichte

Gebaut wurde der Wagen Anfang 1930 im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Hannover-Leinhausen und im Herbst des gleichen Jahres fertig gestellt. Der zweiachsige Wagen war 25,85 m lang und hatte einen Achsabstand von 19,6 m. Die Vier-Blatt-Luftschraube aus Eschenholz wurde von einem im Heck sitzenden BMW-VI 12 Zylinder-Flugmotor mit einer Leistung von 600 PS angetrieben. Die Antriebswelle war um 7 Grad nach oben geneigt, um das Fahrzeug fester auf die Schienen zu drücken.

Am 10. Mai 1931 durchbricht der Zug zwischen Plockhorst und Lehrte erstmals die 200-km/h-Marke. Anschließend wird der Wagen werbewirksam in ganz Deutschland gezeigt. Am 21. Juni 1931 stellte er auf der Fahrt nach Berlin zwischen Ludwigslust und Wittenberge einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord von 230,2 km/h auf, der 24 Jahre lang Bestand hatte. Ermöglicht wurde dies auch durch sein geringes Gewicht, welches leer nur 18,6 t betrug.

Im Jahr 1932 wurde der Triebwagen für Kruckenbergs neuestes Projekt umgebaut: der Triebwagen wurde kurz hinter dem vorderen Laufwerk durchschnitten und bekam einen neuen, an den späteren Triebwagen 137 155 angelehnten, Kopf mit einem zweiachsigen Drehgestell – das hintere Laufrad blieb erhalten. Im November 1932 war der Umbau abgeschlossen. Der Flugmotor wurde weiterverwendet, die Kraftübertragung erfolgte jedoch hydraulisch durch je zwei Föttinger-Flüssigkeitsgetriebe für beide Fahrtrichtungen über das vordere Drehgestell, anstelle des Propellers wurde eine Spitze aufgesetzt. Anfang 1933 erreichte der Wagen 180km/h.

Zu Anfang des Jahres 1934 wurde der Wagen letztmals umgebaut und erhielt einen Motor vom Typ Maybach GO 5. Dies diente der Erprobung des Antriebs des sich in Vorbereitung befindlichen 137 155. Im Juli 1934 ist der Wagen letztmalig von Berlin nach Hamburg unterwegs, und wurde im November desselben Jahres für weitere Versuchsfahrten für 10.000 Reichsmark an die Reichsbahn verkauft. Diese Fahrten fanden jedoch nie statt und der Schienenzeppelin wurde im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Berlin-Tempelhof abgestellt. 1939 war er so verrottet, dass keine museale Erhaltung mehr in Frage kam und er wurde daher verschrottet.

Nachteile

Ein beträchtlicher Nachteil des Schienenzeppelins bestand darin, dass das Anhängen von zusätzlichen Waggons aufgrund seiner Konstruktion nicht möglich war. Darüber hinaus versagte der 600 PS starke BMW-Flugmotor an Steigungen, da der Luftstrom abriss. Auch konnte der Schienenzeppelin durch den Propeller nicht angefahren werden. Daher benötigte man für diese Fälle einen zusätzlichen Antrieb.


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22. June 2006, 14:00   #204
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22. Juni 1633: Wegen des heliozentrischen Weltbildes kommt es zum Schauprozess in Rom

Das heliozentrischen Weltbild ist die Anschauung, dass sich die Planeten um die Sonne drehen. Es steht im Gegensatz zum geozentrischen Weltbild, in dem die Erde als Zentrum des Universums betrachtet wird. Das Wort selbst wird aus dem Griechischen abgeleitet (helios, Sonne, und kentron, Zentrum).

Heliozentrische Theorien gab es schon in der Antike (600 v. Chr.) und wurden zum Beispiel von Aristarchos von Samos und Seleukos von Seleukia vertreten, allerdings setzte sich das geozentrische Weltbild durch, das auch Aristoteles vertrat und Ptolemäus sogar als Grundlage für eine wissenschaftliche Theorie – das heißt eine Theorie, mit der Aussagen über die Zukunft möglich sind – genommen hat.

Erst Nikolaus Kopernikus nahm wegen mathematischer Zweifel im 16. Jahrhundert wieder ein heliozentrisches Weltbild an, das Galileo Galilei physikalisch zu belegen versuchte. Beide gingen jedoch davon aus, die Planeten wanderten in einer Kreisbahn um die Sonne, was zu Ungereimtheiten zwischen Theorie und Beobachtung führte, die erst durch Johannes Keplers Idee, dass sich die Planeten nicht auf einer Kreisbahn um die Sonne, sondern auf elipsenartigen Laufbahnen um das Zentrum drehen, geklärt werden konnten.

Ein weiterer Vertreter dieses Weltbildes war Giordano Bruno.

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Galileo Galilei (* 15. Februar 1564 in Pisa; † 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz) war ein italienischer Mathematiker, Physiker und Astronom, der bahnbrechende Entdeckungen auf mehreren Gebieten der Naturwissenschaften machte.

Wissenschaftliche Leistungen
Methodisches
Galilei gehörte zu den ersten Wissenschaftlern, die die von Francis Bacon theoretisch eingeforderte experimentelle Methode befolgten (dies tat er jedoch, bevor Bacon seine Forderung veröffentlicht hatte); zugleich aber bestand Galilei auf einer streng mathematischen Beschreibung der Naturgesetze, wenn gleich er die uns heute geläufige algebraische Notation noch nicht verwendete. Galileis Überlegenheitsgefühl gegenüber Aristoteles gründete vielleicht primär darauf, dass er meinte, der bessere Mathematiker zu sein.

Kinematik
Die gleichmäßig beschleunigte Bewegung beschäftigte Galilei über vierzig Jahre lang. Seine experimentelle Innovation bestand in der Verwendung der schiefen Ebene, mit der er die Fallgesetze auf einer verlangsamten Zeitskala studieren und - über seinen Puls oder mit Wasseruhren - quantitativ überprüfen konnte.

In seinem frühen Manuskript De motu (1590, s.o.) vertrat er noch die Meinung, die Beschleunigung hänge von der Dichte ab. Später kam er dann zum Schluss, dass im Vakuum alle Körper die gleiche Beschleunigung erfahren. Im Zusammenhang mit dem Turmargument finden sich kinematische Überlegungen im Dialog über die zwei Weltsysteme; voll ausgearbeitet werden die Fallgesetze im dritten und vierten der vier Tage der Discorsi e Demonstrazioni von 1636/38.

Eng damit zusammen hängt das Relativitätsprinzip, das in der modernen Physik Galilei-Invarianz genannt wird und besagt, dass ein gleichmäßig bewegter Beobachter die gleichen physikalischen Gesetze wahrnimmt wie ein ortsfester. Galilei kam bei seinen Schlussfolgerungen dem ersten Bewegungsgesetz Isaac Newtons recht nahe, das zweite nahm er in gewisser Weise bereits vorweg (was Newton später selbst zugab).

Neuere wissenschaftsgeschichtliche Arbeiten betonen, dass Galilei mit seinen Forschungen zur Kinematik nicht alleine stand; mit dem Thema befassten sich unter anderem Alessandro Piccolomini, Niccolò Tartaglia, Giovan Battista Benedetti, Francesco Maurolico, Bernardino Baldi, Guidubaldo del Monte, Michael Varro (De motu, Genf 1584) und Francesco Buonamicida (De motu, Florenz 1591).

Christiaan Huygens entwickelte später seine Idee einer von einem Pendel gesteuerten Uhrmechanik zur Praxisreife.

Elastizitätstheorie
Wie aus dem Titel der discorsi hervor geht, veröffentlichte Galilei seine Ergebnisse über die Elastizität eines Balkens mit dem vollen Bewusstsein, damit eine neue Wissenschaft zu begründen. Die weitere Entwicklung hat ihm Recht gegeben; sein Beitrag kann tatsächlich als Begründung der Elastizitätstheorie gelten.

Galilei stellte fest, dass die Tragfähigkeit eines Balkens größer ist, wenn man ihn hochkant, nicht flachkant stellt. Er setzte als erster die äußere Belastung in Relation zu den inneren Spannungen. Eine quantitative Theorie konnte er allerdings noch nicht aufstellen. Die heute Neutralfläche genannte Menge aller Drehachsen ordnete er am unteren Rand des eingespannten Balkens statt in der Mitte des Balkenquerschnittes an. Korrekturen dieses Irrtums konnten sich im 17. und 18. Jahrhundert nicht durchsetzen; erst Anfang des 19. Jahrhundert sorgte Navier erfolgreich für eine Richtigstellung.

Astronomie
Galileis astronomische Entdeckungen sind im biografischen Teil bereits ausführlich gewürdigt worden.

Christiaan Huygens erkannte, dass hinter der „Dreigestalt“ des Planeten Saturn tatsächlich ein Ring steckt.

Galileis Versuche, mittels der Jupitermonde das Längenproblem zu lösen, setzte Ole Römer fort (auch er hier erfolglos), der dabei jedoch „nebenbei“ die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes (grob) ermittelte. Die erste präzise Messung der Lichtgeschwindigkeit auf der Erde gelang erst 1849 Fizeau.

Die von Galilei vorgeschlagene Methode zur Parallaxenbestimmung wurde 1837 von Friedrich Wilhelm Bessel genutzt, die Entfernung eines Fixsterns mit überzeugender Genauigkeit zu messen.

Vermischte Erfindungen
Mehrere von Galileis Erfindungen sind heute nur in seinen Aufzeichnungen und Skizzen erhalten. Er zeichnete unter anderem Skizzen von Geräten wie einer Kombination aus Kerze und Spiegel, um damit das Licht durchs ganze Haus leiten zu können, einen automatischen Tomatenpflücker, einen Taschenkamm, der auch als Besteck verwendet werden konnte und eine Art Vorläufer des Kugelschreibers. Der von ihm entwickelte Temperaturmesser wurde von Fahrenheit (1714) entscheidend verbessert.

Galilei als Schriftsteller
Revolutionär war nicht nur, dass Galilei von 1613 an in der Volkssprache Italienisch publizierte, sondern auch wie: Er schrieb ein vorbildlich schönes Italienisch, das stilbildend auf die wissenschaftliche Prosa gewirkt hat.

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23. June 2006, 07:33   #205
Jules
 
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23. Juni 1961: Der Antarktisvertrag tritt in Kraft

Der Antarktisvertrag ist eine internationale Übereinkunft, die festlegt, dass die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite ausschließlich friedlicher Nutzung, besonders der wissenschaftlichen Forschung, vorbehalten bleibt. Mit diesem Vertrag sollte an das Internationale Geophysikalische Jahr 1957/1958 angeknüpft werden. Während dieses Zeitraums hatten sich verschiedene Staaten auf gemeinsame Forschungen in der Antarktis verständigt.

Die erklärten Ziele des Vertrages besagen, dass in der Antarktis das ökologische Gleichgewicht zu wahren ist; jegliche militärische Operation ist untersagt. Auch der Bodenschatzabbau ist verboten, da die erforderlichen Häfen, Bergwerke etc. enorme Auswirkungen auf die Antarktis und folglich auf das globale Klima hätten. Ein weiterer Punkt besagt, dass die Informationen von Wissenschaftlern untereinander ausgetauscht werden müssen.

Verträge
Das Antarktische Vertragssystem (Antarctic Treaty System) ist ein Netzwerk von internationalen Vereinbarungen über die Angelegenheiten der Antarktis mit verschiedenen nachfolgenden Abkommen, die auf Basis des Grundvertrages abgeschlossen wurden.

Der Vertrag wurde am 1. Dezember 1959 in Washington, D.C. unterzeichnet und trat am 23. Juni 1961 in Kraft. Ziel des Abkommens ist es, die Antarktis für friedliche Zwecke zu nutzen, die internationale Kooperation zu fördern und die wissenschaftliche Erforschung zu unterstützen. Es soll keine Plattform für internationale Streitigkeiten bilden.

Folgeverträge des Abkommens von 1959:

CCAS Übereinkommen zur Erhaltung der Antarktischen Robben (Convention on the Conservation of Antarctic Seals) 1972
CCAMLR Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (Convention on the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) 1980
Umweltschutzprotokoll zum Antarktisvertrag (Protocol on Environmental Protection to the Antarctic Treaty) 1991

Völkerrecht
Im Antarktisvertrag einigen sich diejenigen Staaten, die Ansprüche oder Anspruchsvorbehalte in der Antarktis haben, ihre Territorialansprüche ruhen zu lassen und auf die wirtschaftliche Ausbeutung oder militärische Nutzung zu verzichten, um die Antarktis stattdessen gemeinsam wissenschaftlich zu erforschen. Die Initiative für diesen Vertrag ging vom Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957/58 aus.

Der Vertrag lädt alle Staaten der Welt ein, sich an der wissenschaftlichen Erforschung der Antarktis zu beteiligen. Konsultativmitglied mit Stimmrecht kann werden, wer dem Vertrag beigetreten ist und dauerhaft erhebliche Forschungen in der Antarktis betreibt.

1961 in Kraft getreten, endete er eigentlich 1991, wurde jedoch bis zum Jahr 2041 verlängert. Das Antarktische Vertragssystem umfasst mittlerweile drei weitere Zusatzprotokolle und -verträge. Es ist eins der größten internationalen Umweltschutzprojekte, das tatsächlich erfolgreich ist.

Im Völkerrecht der Antarktis überschneiden sich das im Antarktischen Vertragssystem begründete Recht mit dem internationalen Seerecht, den Konventionen zur Nutzung des Meeresbodens und des Weltraums, sowie den Konventionen zum Umweltschutz.

Verwaltung
Die „Verwaltung“ der Antarktis, die es auf Grund der völkerrechtlichen Situation eigentlich gar nicht gibt, wird im Wesentlichen durch zwei Organisationen besorgt. SCAR vereinigt weltweit alle wissenschaftlichen Institutionen mit einem Interesse an der Antarktis und koordiniert die wissenschaftliche Forschung. SCAR hat somit die Nachfolge des Internationalen Geophysikalischen Jahres übernommen.

COMNAP ist der Rat der Leiter der nationalen Antarktisprogramme und koordiniert die Tätigkeit der Behörden, die für die nationalen Antarktisprogramme zuständig sind.

Darüber hinaus wurde seit Mitte der 80 Jahre versucht ein Sekretariat für das Antarktische Vertragssystem einzurichten. Die Gastgeberländer der Treffen der Konsultativmitglieder des Antarktisvertrages (ATCM- Antarctic Treaty Consultative Meeting) haben seit den 90er Jahren Internetseiten betrieben, welche die Ergebnisse der Konsultativtreffen veröffentlichen. Seit September 2004 ist das Sekretariat des Antarktisvertrages ATS (Antarctic Treaty Secretariat) in Buenos Aires eingerichtet.

Mitgliedstaaten
Bei den Mitgliedern im Antarktischen System unterscheidet man zwischen Konsultativstaaten und normalen Mitgliedstaaten. Um Konsultativstaat zu werden, muss ein Staat erhebliche wissenschaftliche Forschungsarbeiten durchführen und eine wissenschaftliche Station in der Antarktis einrichten oder eine wissenschaftliche Expedition entsenden. Als Konsultativstaat ist man bei den Konsultativtagungen stimmberechtigt.

Die zwölf Staaten, welche den Antarktisvertrag am 1. Dezember 1959 unterschrieben, sind Konsultativstaaten. Dies sind Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland und Norwegen, welche Gebietsansprüche in der Antarktis erheben, und Belgien, Japan, die Sowjetunion (heute Russland), Südafrika und die USA, welche keine territorialen Ansprüche in der Antarktis erheben.

Seit 1961 haben weitere 33 weitere Staaten diesen Vertrag unterschrieben. 16 von diesen wurden später zu Konsultativstaaten. Zu den Konsultativstaaten zählen heute, neben den zwölf Staaten, die den Vertrag am 1. Dezember 1959 unterschrieben haben, Polen (Mitglied seit 1961/Konsultativstaat seit 1977), Deutschland (BRD 1979/1981, DDR 1974/1987), Brasilien (1975/1983), Indien (1983/1983), Volksrepublik China (1983/1985), Uruguay (1980/1985), Italien (1981/1987), Schweden (1984/1988), Spanien (1982/1988), Finnland (1984/1989), Peru (1981/1989), Südkorea (1986/1989), Ecuador (1987/1990), die Niederlande (1967/1990), Bulgarien (1978/1998) und die Ukraine (1992/2004).

Die Mitglieder, die seit 1961 dazukamen sind die Tschechoslowakei (1962-1993; heute die Tschechische Republik und die Slowakei), Dänemark (1965), Rumänien (1971), Papua-Neuguinea (1981), Ungarn (1984), Kuba (1984), Nordkorea (1987), Österreich (1987), Kanada (1988), Kolumbien (1989), die Schweiz (1990), Guatemala (1991), die Türkei (1995) und Venezuela (1999). Diese Staaten sind bei den Konsultativtagungen nicht stimmberechtigt.

Umweltschutz
Der Schutz der Antarktis mit ihren empfindlichen Ökosystemen hat für die Konsultativstaaten immer größere Bedeutung gewonnen. Dabei standen insbesondere die Auswirkungen von Bergbauaktivitäten im Mittelpunkt. Die Ausbeutung der Rohstoffe der Antarktis würden Bergwerke, Industrieanlagen sowie Häfen erfordern. Dies hätte negative Auswirkungen auf die antarktische Umwelt und somit für das globale Klima. Die geschätzten Vorkommen unter der durchschnittlich 1,7km dicken Eisschicht in der Antarktis sind 45 Mrd. Barrel Erdöl, 115 Billionen m³ Gas, Titan, Chrom, Eisen, Kupfer, Kohle sowie die Edelmetalle Platin und Gold.

Die 1981 nach jahrelangen Erörterungen mit der Auswirkung einer vertraglichen Regelung beauftragte IV. Sonderkonsultativtagung endete 1988 in Wellington, Neuseeland mit der Annahme des Textes für ein Ressourcenübereinkommen (CRAMRA). Dieses Übereinkommen ließ die Gewinnung mineralischer Rohstoffe unter strengen Umweltschutzvorschriften und Kontrollen in Einzelfällen, welche genehmigt werden mussten, zu. Da sich aber Frankreich und Australien 1989 überraschend von diesem Übereinkommen zurückzogen, konnte es nicht mehr in Kraft treten und es verstärkten sich die Stimmen, die für die Antarktis ein langfristiges Verbot von Bergbauaktivitäten forderten. Deutschland schloss sich diesen Stimmen an; es hatte die CRAMRA nicht unterzeichnet.

Somit wurde 1989 die XI. Sonderkonsultativtagung mit der Ausarbeitung eines umfassenden Umweltschutzsystems beauftragt. Sie endete mit der Annahme des Umweltschutzprotokolls (USP) zum Antarktisvertrag. Das USP hatte vier Anlagen: Umweltverträglichkeitsprüfungen, Schutz der antarktischen Flora und Fauna, Abfallbehandlung und Verhütung der Meeresverschmutzung. 1991 wurde auf der XVI. Konsultativtagung eine fünfte Anlage zu antarktischen Schutzgebieten beschlossen. Das USP trat am 14. Januar 1998 mit den Anlagen I, II, III und IV in Kraft, da die seinerzeitigen 26 Konsultativstaaten es alle ratifiziert hatten.

Das Protokoll von 1991 ergänzt den Antarktisvertrag und begründet ein umfassendes Umweltschutzsystem für den 6. Kontinent, das dem bisherigen Antarktisvertragswerk einen neuen Pfeiler zugefügt hat und für die internationale Zusammenarbeit beim Umweltschutz beispielhaft ist. Es umfasst materielle und Verfahrensregelungen für umweltgerechtes Verhalten und enthält ein Verbot von Bergbauaktivitäten. Die Bestimmungen können erst nach 50 Jahren auf einer Revisionskonferenz aufgehoben werden.

Neben dem Verbot von Bergbauaktivitäten enthält das Protokoll weitere Bestimmungen von maßgeblicher Bedeutung für den zukünftigen Umweltschutz in der Antarktis. Menschlichem Handeln werden durch die Umweltschutzgrundsätze nun Regeln vorgesetzt, die die überragende ökologische Bedeutung dieser Region für das Weltklima und die Umweltschutzinteressen der gesamten Menschheit hervorheben sollen. Starke Betonung wird auf die internationale Zusammenarbeit, die Durchführung rechtzeitiger und umfassender Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante Unternehmungen, die Verabschiedung innerstaatlicher Durchsetzungsnormen, internationale Inspektionen, Regelungen zur Schadensabwehr und Haftung für Umweltschäden in der Antarktis gelegt.

Rechtsexperten der Konsultativstaaten in einer Arbeitsgruppe unter deutschen Vorsitz berieten von 1993 bis 1998 über Haftungsregelungen zur Ergänzung des Protokolls. Die neunte Sitzung der Arbeitsgruppe endete mit einem Bericht an die XXII. Konsultativtagung vom 26. Mai bis 5. Juni 1998 in Tromsø, Norwegen.

Auf dieser Tagung wurde die Arbeitsgruppe aufgelöst, da deren Mandat als erfüllt angesehen wurde. Seit der XXIII. Konsultativtagung in Lima, Peru wird nun über den Haftungsanhang verhandelt.

Geschichte
Die intensive internationale Zusammenarbeit im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/1958 trug nicht nur wissenschaftliche Früchte – auch in der Politik wirkten sich die Erfahrungen der gemeinsamen Forschungsprojekte und die neu gewonnenen Erkenntnisse aus: Während bisher die in der Polarforschung aktivsten Staaten auch immer dafür sorgten, neue Gebiete in der Antarktis zu beanspruchen, sollte sich dies nun ändern.

Schon 1948 hatten die USA vorgeschlagen, die Antarktis entweder den Vereinten Nationen oder einer aus acht Staaten bestehenden Organisation zu unterstellen. Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits Gebietsansprüche von Neuseeland, Australien, Frankreich, Norwegen, Großbritannien, Chile und Argentinien. Weitere Ansprüche waren bereits absehbar. Um zu verhindern, dass die Antarktis in ein Mosaik aus Gebietsansprüchen und Kolonien zerfiel, wurden die Wissenschaftler aktiv.

Auf ihre Anregung hin entstand 1959 ein Internationales wissenschaftliches Komitee für Antarktisforschung (SCAR). In dieser regierungs-unabhängigen Organisation sollten Wissenschaftler aus mehr als zwanzig Ländern die Polarforschung auf internationaler Ebene organisieren und koordinieren.

Dieser Initiative folgte noch im gleichen Jahr ein Meilenstein der internationalen Politik und Wissenschaft: Am 1. Dezember 1959 unterzeichneten nun Regierungsvertreter von zwölf Nationen den Antarktisvertrag. Der Vertrag trat 1961, nach der Ratifizierung durch alle Unterzeichnerstaaten in Kraft und galt zunächst für 30 Jahre. Seit 1991 können Änderungen beschlossen werden, wenn ein Konsultativstaat darum ersucht. Der Antarktisvertrag endete 1991 jedoch nicht sondern wurde bis 2041 verlängert.

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25. June 2006, 21:29   #206
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24. Juni 1314: Die Schlacht von Bannockburn (Unabhängigkeitskampf Schottlands)

Die Schlacht von Bannockburn am 23. und 24. Juni 1314 war eine der entscheidenden Schlachten in den Schottischen Unabhängigkeitskriegen des späten 13. und des 14. Jahrhunderts. Im Sumpfland von Bannockburn in der Nähe von Stirling trat das ungefähr 9.000 Mann starke schottische Heer unter der Führung von Robert the Bruce der mit etwa 25.000 Soldaten fast dreimal so großen englischen Armee unter Eduard II. entgegen und rieb diese fast vollständig auf.

Vorgeschichte

Im Frühjahr 1314 wurde das seit 1304 unter englischer Oberherrschaft stehende Stirling Castle durch ein schottisches Heer belagert. Als die Lage für die englische Besatzung aussichtslos schien, entschloss sich der Kommandant Sir Philip Mowbray, die strategisch wichtige Festung dem schottischen Befehlshaber zu übergeben, falls bis Ende Juni kein englisches Entsatzheer eingetroffen wäre. Der englische König Eduard II. stellte eine Streitmacht zusammen, die sich zunächst bei Berwick-upon-Tweed sammelte, bevor sie die Grenze bei Coldstream überquerte und sich dann nach Stirling wandte.

Die Schlacht

Am Sonntag, dem 23. Juni 1314, hatte die englische Streitmacht die Furt bei Bannockburn einige Kilometer südlich von Stirling erreicht, an der das etwa 9.000 Mann starke schottische Heer unter dem Befehl von Robert Bruce Stellung bezogen hatte. In dieser Streitmacht befanden sich Mitglieder von 21 Clans, unter anderem der MacDonalds unter Angus Og, der sich trotz einer Clanstreitigkeit zwischen Robert Bruce und den MacDonalds von Islay dort eingefunden hatten. In Vertrauen auf die schottische Schiltron-Aufstellung (einer eigens gegen die englischen Ritter entwickelten kreisförmigen Formation, die nach außen hin mit Schilden und Langspeeren geschützt wurde) beabsichtigten die schottischen Soldaten einen Kampf auf kurze Distanz, um so die Überlegenheit der englischen schweren Reiterei zu verringern. Unter Historikern äußerst umstritten ist die These, dass auf Seiten Robert the Bruce' Ritter des Templerorderns gestanden hätten, welche aus Frankreich geflohen seien, um in Schottland Schutz zu suchen. Die Schlacht selbst fand in einem Gebiet von wenigen Kilometern Breite zwischen den Flüssen Bannock und Forth statt.

Die Schlacht dauerte zwei Tage, und obgleich die ersten Auseinandersetzungen im Vergleich zum Zusammentreffen der beiden Heere am zweiten Tag eher unbedeutend verliefen, stand das Ergebnis aufgrund der in strategischer Hinsicht außerordentlich ungünstigen Position der Stellungen der englischen Streitkräfte von Anfang an fest, die im sumpfigen Gebiet zwischen den beiden Flüssen Bannock und Pelstream und dem Ufer des Flusses Forth in ihrer Manövrierfähigkeit extrem eingeschränkt waren.

Zuerst trafen 500 englische Kavalleristen, die auf dem Weg nach Stirling waren, mit einem kleinen Teil der schottischen Infanterie-Streitmacht aufeinander. Die Schiltrons bewährten sich erneut und die englischen Angriffe wurden unter geringen Verlusten zurückgeschlagen, so daß sich die englische Kavallerie zum Rückzug gezwungen sah. Gleichzeitig gab es eine Reihe kleinerer Scharmützel rund um die Kernstreitmacht, als einige englische Soldaten den Bannock überquerten, um den schottischen Truppen entgegenzutreten. Überliefert ist hierbei der Kampf zwischen dem englischen Ritter Henry De Bohun (einem Neffen von Humphrey de Bohun, Earl of Hereford) und Robert Bruce: De Bohun hatte Bruce auf einem Pony vor der schottischen Schlachtreihe ausgemacht, legte seine Lanze an, und ritt auf den einzelnen Kämpfer zu. Im letzten Moment wich das Pony dem heranstürmenden Schlachtroß aus, wodurch es Bruce gelang, mit seiner Streitaxt einen Schlag gegen De Bohuns Helm zu führen. Als nach einigen weiteren unbedeutenden Geplänkeln der Abend dämmerte, zog sich das englische Heer zurück, um sein Lager zwischen Bannock und Pelstream aufzuschlagen.

Zur Hauptschlacht kam es am 24. Juni. Die englische Armee rückte über den Bannock vor, während das schottische Heer in Schiltrons aufgestellt wartete. Die erste englische Kavallerieattacke war ungeordnet und verlustreich, nur wenige Ritter schafften es, die Schiltrons zu durchbrechen und wurden sofort getötet. Die schottische Streitmacht rückte daraufhin vor und zwang die Kavallerie in die Reihen der englischen Infanterie zurück, die noch immer versuchte, zu der Kavallerie über den Bannock zu gelangen. Ein Angriff englischer Bogenschützen deckte Engländer und Schotten mit Pfeilen ein, doch bevor diese für die vorrückende schottische Infanterie eine Bedrohung darstellen konnten, trieb ein Ausfall der leichten Kavallerie die Bogenschützen wieder zurück. Die englische zahlenmäßige Überlegenheit machte jeden Versuch zunichte, die eigenen Truppen zu sammeln, während die schottischen Streitkräfte die Menschenmassen zum Fluss hin zurückdrängte. Eduard II. floh frühzeitig vom Schlachtfeld, und zog, als ihm der Eintritt in Stirling verwehrt worden war, über Winchburgh nach Dunbar und schließlich per Schiff zurück nach England.

Folgen

Nach diesem Sieg war Schottland zunächst vollständig unabhängig von England und wurde wieder ein eigenständiges Königreich unter der Herrschaft von Robert Bruce (Robert I.).

Heute gedenkt die schottische nationalistische Bewegung, allen voran die Scottish National Party, jährlich der Schlacht mit einem Marsch von Stirling Stadtzentrum zum Feld von Bannockburn, wo an der Statue von Robert Bruce ein Kranz niedergelegt wird, sowie mit einer Festveranstaltung.

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25. June 2006, 21:32   #207
Jules
 
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25. Juni 1876: Die Schlacht am Little Bighorn

In der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das siebte US-amerikanische Kavallerieregiment unter George A. Custer von Indianern der Lakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen.

Es war einer der ganz wenigen größeren indianischen Siege gegen die europäischen Eindringlinge. Die Niederlage ist laut heutiger Analysen maßgeblich der Selbstüberschätzung Custers zu verdanken, der nicht damit rechnete, auf ein gewaltiges Kriegslager der Indianer zu treffen und mit seinen aufgesplitterten Truppen auf verlorenem Posten stand.

Verlauf der Schlacht

Die amerikanischen Streitkräfte wurden letztlich aufgrund eines Berichts des Indianer-Inspektors E.C. Watkins vom 9. November 1875 entsandt, dem zufolge einige Hundert Sioux und Cheyenne-Indianer unter der Führung von Sitting Bull und Crazy Horse den Vereinigten Staaten feindlich gesinnt seien.

Dem vorausgegangen waren Versuche, die Sioux-Indianer zum Verkauf der Black Hills zu bewegen. Die Black Hills waren den Sioux wie auch den Cheyennes heilig und galten ihnen als Mittelpunkt der Welt. Eine vertragswidrige Militärexpedition unter General George Armstrong Custer hatte zwei Jahre zuvor von Goldfunden in den Black Hills berichtet, was zu einem Ansturm zigtausender Goldsucher geführt hatte. Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze der Großen Sioux-Reservation von 1868, gehörten jedoch zu einem riesigen Gebiet, in dem die Sioux ausschließliche Jagdrechte zugebilligt bekommen hatten, "solange die Büffelbestände die Jagd rechtfertigen". Nachdem die US-Armee einige halbherzige Versuche unternommen hatte, die Goldsucher aus den Black Hills zu vertreiben und einzelne Sioux-Trupps Jagd auf die Invasoren machten, begann die US-Regierung Kaufverhandlungen mit den Sioux-Indianern der Reservation. Die Reservationsindianer unter Red Cloud lehnten einen Verkauf jedoch ab. Bestimmte Gruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall hatten ohnehin nie den Vertrag von 1868 anerkannt und hielten sich außerhalb der Sioux-Reservation in den nicht abgetretenen Jagdgebieten auf. Im Dezember 1875 beschloss die US-Regierung, die Black Hills den Indianern mit Gewalt zu entreißen. Sie setzte den Indianern ein Ultimatum, mitten im Winter in die Reservation "zurückzukehren" und somit die Black Hills für die Weißen zu räumen. Abgesehen davon, dass viele Sioux und Northern Cheyennes aus gar keinen Reservationen stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen unmöglich gewesen, dem Ultimatum mitten im tiefsten Winter nachzukommen.

Als der Winter vorbei war, verließen tausende von Reservationsindianern heimlich die Reservation, um sich ihren freien Stammesgenossen im Gebiet der Black Hills und am Powder River anzuschließen.

Gleichzeitig schickte sich die US-Armee an, in einer dreigliedrigen Zangenoperation die Indianer am Powder River vernichtend zu schlagen und in die Reservation zu zwingen.

Brigadegeneral George Crook marschierte in nördlicher Richtung von Fort Fetterman in Wyoming zum Gebiet des Powder River. Colonel John Gibbons Infanterie und eine Batterie von Gatling-Kanonen marschierte ostwärts von Fort Ellis im westlichen Montana. Die dritte Marschsäule unter Brigadegeneral Alfred Terry, der auch Custers 7. Kavallerie unterstand, machte sich am 17. Mai von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium in Richtung Westen auf den Weg.

Crooks Streitmacht wurde am 16.06.1876 in der Schlacht am Rosebud River von einer etwa gleich großen Streitmacht von Sioux und Cheyennes überrascht und in ein stundenlanges Kavalleriegefecht verwickelt. Obwohl die beiderseitigen Verluste eher gering waren und die US-Armee vermutlich weniger Männer verlor als die Indianer, war Crook von der Schlagkraft der Indianer schockiert und zog sich zurück, um sich um die Verwundeten zu kümmern und Nachschub zu besorgen. Damit war der südliche Angriffskeil der US-Armee praktisch aus dem Feldzug ausgeschieden.

Terrys Truppe wußte hiervon nichts. Terry schickte Custer mit der 7. Kavallerie entlang des Rosebud-Tals in Richtung Bighorn-River, um die Indianer zu suchen. Seine Befehle an Custer waren sehr auslegungsfähig. Zum einen wurde von Custer erwartet, dass er nicht ohne die Hauptstreitmacht von Terry gegen die Indianer losschlagen sollte, zum anderen wurde ihm jedoch große Handlungsfreiheit gelassen.

Custers Truppe umfasste etwa 600 Mann. Wie groß die Streitmacht der Indianer war, wird sich nie genau feststellen lassen. Schätzungen in der Vergangenheit sind oft weit übertrieben gewesen und gingen bis zu 7000 Kriegern. Heute wird vielfach angenommen, dass das Indianerdorf in seiner anzunehmenden Ausdehnung nicht mehr als 950-1200 Krieger umfasste. Custer hatte strikten Befehl, die Indianer nicht direkt anzugreifen. Angebotene Verstärkungstruppen und bessere Waffen lehnte er ab. Dabei ist oft angenommen worden, dass er den Ruhm nicht teilen wollte. Zumindest bezüglich der angebotenen Gatling-Kanonen wird heute allgemein angenommen, dass Custers Einschätzung zutraf, dass diese Kanonen für die Unterstützung eines Kavallerieangriffs völlig ungeignet waren. In der Tat war das Terrain am Little Bighorn für solche Waffen in weiten Teilen unpassierbar. Bereits auf dem Marsch hatten sich die pferdegezogenen Kanonen überschlagen und gefährliche Unfälle verursacht.

Am Morgen des 25. Juni orteten Custers Späher das Indianerdorf im Tal des Little Bighorn River. Sie erstatteten Custer Bericht und informierten ihn über eine gewaltige Übermacht. Custer ignorierte ihre Warnungen und entschied sich zum Angriff. Eine wichtige Rolle spielte seine Befürchtung, dass seine Streitmacht bereits entdeckt war und der Überraschungseffekt drohte, verloren zu gehen. Einige Soldaten hatten kurz zuvor versucht, auf dem Weg verlorene Essensrationen wieder einzusammeln, als sie auf zwei Indianerjungen stießen, die sich bereits über den am Boden verstreuten Zwieback hermachten. Einen hatten sie erschossen, der andere war in Richtung Indianerdorf entkommen.

Gegen Nachmittag teilte Custer seine Truppen, um aus verschiedenen Richtungen vorzustoßen: Hauptmann Benteen erhielt drei Kompanien unterstellt und den Auftrag, die zur Linken gelegenen Badlands zu durchstreifen; Major Reno bekam ebenfalls drei Kompanien und den Befehl durch das Tal flussaufwärts zu marschieren und die Indianer von der anderen Seite des Flusses am Südende des Lagers zu attackieren. Custer selbst würde mit fünf Kompanien am Nordende des Lagers angreifen, wenn Renos Angriff begonnen hätte. Hauptmann McDougall blieb mit einer Kompanie zurück um den Versorgungszug zu schützen.

Um 15.05 Uhr griff Renos Trupp das südliche Ende des Indianerlagers an. Obwohl die Überraschung zunächst glückte, etwa zehn Frauen und Kinder erschossen wurden und viele Dorfbewohner in Panik die Flucht ergriffen, gelang es den Hunpapa-Sioux unter Führung von Gall schnell, Renos Angriff abzuwehren. Erst eröffneten sie frontal das Feuer auf Renos Männer, dann begannen sie, seine linke Flanke zu überflügeln und aufzurollen. Reno zog sich in einen nahen Pappelwald zurück. Als seine Männer auch dort von den Indianern angegriffen wurden, verwandelte sich der Rückzug der US-Soldaten schnell in eine panische Flucht. Einige von ihnen wurden auf der Flucht durch den Fluss niedergemetzelt, aber die meisten erreichten die rettenden Felsenklippen. Benteen hatte die Ereignisse beobachtet; er begab sich mit seinen Männern zu Renos Stellung. Kurz zuvor hatte er noch einen Befehl Custers erhalten, den er nicht ausführte: Er sollte Custer unterstützen, dessen Angriff ungefähr zur selben Zeit, um 16.15 begann. Später sagte er aus, es wäre seinen drei Kompanien unmöglich gewesen, Custer zu retten und diesen Einsatz zu überleben. Entscheidender ist hingegen, dass Benteen vom ranghöheren Reno den Befehl bekam, seine belagerten Männer vor Ort zu verstärken anstatt sich auf die Suche nach Custer zu machen. Reno war nach den Befehlsregeln berechtigt, den Befehl seines Vorgesetzten Custer an Benteen aufgrund der prekären Situation vor Ort durch seinen eigenen Befehl zur Unterstützung seiner Truppe außer Kraft zu setzen.

Custers Männer griffen den Hügel hinab an, doch sie wurden von einer großen Zahl Sioux unter Häuptling Gall zurückgedrängt. Weitere Krieger der Sioux unter Crazy Horse und der Cheyenne unter Two Moon umgingen Custers Stellung und schnitten ihm den Rückzugsweg ab. Wirbelnde Indianermassen überrannten eine Kompanie nach der anderen. Zunächst kämpften die US-Soldaten noch in Formation, doch bald zerfiel diese und die Truppen kämpften in immer kleineren ungeordneten Gruppen. Custer und ungefähr 60 seiner Männer waren die letzten, die getötet wurden, auf einer kleinen Anhöhe, die heute Custer Hill oder Last Stand Hill genannt wird. Gerüchte, die von Berichten der Cheyenne herrühren, sagen, dass Custer selbst als letzter fiel. Seine fünf Kompanien wurden restlos vernichtet. Außer Custer selbst wurden alle Leichen furchtbar verstümmelt und skalpiert, Custers Bruder Tom wurde das Herz herausgeschnitten. Um 17.30 Uhr war die eigentliche Schlacht vorbei.

Am Abend versuchten Reno und Benteen, den Ort des Geschehens zu erreichen, wurden aber von den Indianern wieder zu den Felsklippen gejagt und dort belagert. Die Indianer griffen die Stellung aber nicht an, sondern töteten nur einzelne Soldaten mit gezielten Schüssen aus der Entfernung. Am Nachmittag des 26. Juni zogen die Indianer nach Süden ab, am nächsten Morgen trafen die Truppen Terrys ein, auf die Custer eigentlich hätte warten sollen.

Die 7. Kavallerie hatte 281 Mann verloren, 59 wurden verwundet. Unglaublicherweise waren nur rund 40 Indianer auf dem Schlachtfeld gefallen, wie viele allerdings später ihren Verletzungen erlagen, ist unbekannt.

Reflexion als geschichtliches Ereignis

Auch mit Unterstützung Custers Witwe wurde die Niederlage in der US-Geschichte und zahlreichen Filmen als Kampf eines heldenhaften Generals gegen die Wilden verklärt. Nachdem die Behandlung der Indianer bei der Eroberung Amerikas mittlerweile als Unrecht begriffen wird, hat sich zum Ende des 20. Jahrhunderts das Bild der Schlacht am Little Bighorn und das des "Generals Custer" gewandelt; einen Brevet-Rang den er nur zeitweise während des amerikanischen Bürgerkriegs innehatte. Maßgeblich dafür sind auch Berichte von Zeitzeugen, die Custer als militärischen Karrieristen darstellen, dem - damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend - jedwedes Unrechtsbewußtsein im Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner fehlte.

Zwischen 1999 und 2003 wurden am Ort der Schlacht Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt. Am 127. Jahrestag der Schlacht im Jahr 2003 wurde die historische Stätte vom "Custer Battlefield National Monument" zum "Little Bighorn Battlefield National Monument" umbenannt.

Die Schlacht am Little Bighorn ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie ein Fanal in der sonst eher schleichend betriebenen und von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Vernichtung der nordamerikanischen Urbevölkerung darstellt. Für das Selbstbewußtsein der nordamerikanischen Prärieindianer ist der Sieg, der das langjährige Schicksal der Indianer als quasi Gefangene in ihrem eigenen Land nicht verhindern konnte, von großer Bedeutung.

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26. June 2006, 07:37   #208
Jules
 
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26. Juni 1976: In Toronto wird der CN Tower eröffnet

Der CN Tower, kurz für Canadian National Tower, ist der 553,33 Meter hohe Fernsehturm von Toronto (Kanada), der mit dieser Höhe das höchste freistehende Bauwerk der Welt ist. Deshalb wird er auch Kanadas Weltwunder genannt. Der Turm steht in der Nähe des Ontariosees etwas außerhalb des von Hochhäusern dominierten Stadtkerns. Er ist touristischer Anziehungspunkt und verzeichnet jährlich über 2 Millionen Besucher.

Der CN Tower wurde nach dreijähriger Bauzeit 1976 fertiggestellt und am 26. Juni für den Publikumsverkehr geöffnet. Der Turmschaft besteht anders als bei den meisten Fernsehtürmen aus einer hexagonalen Röhre (Y-förmiger Querschnitt), die von drei "Rippen" gestützt wird. Dieser Querschnitt ist zwar architektonisch interessant, hat aber den Nachteil, dass die Konstruktion eine große Windwiderstandsfläche hat. Dies führt zu einer drei- bis viermal größeren Windlast als bei einem runden Schaft. Trotzdem bewegt sich die Antennenpitze bei Wind von 120 mph (193 km/h) nur 1,07 m aus der Senkrechten.

Der runde Turmkorb misst im größten Durchmesser 36,5 m. Sein unterer Teil ist ein wulstartiger teflonbeschichteter Ring aus glasfaserverstärktem Kunststoff, hinter welchem sich die Antennen des Turms befinden. Der obere Teil des Korbs ist mit Edelstahl verkleidet und glänzt bei Sonnenschein.

Der CN Tower steht auf einem kreisförmigen ca. 6 m dicken Spannbetonfundament mit einen Durchmesser von 70 m. Zum Bau des Fundaments wurden 62.000 Tonnen Erde und Tonschiefer ausgehoben, das Gesamtgewicht des Turms beträgt über 130.000 Tonnen.

Zum Bau des CN Tower
Die Bezeichnung CN leitet sich von Canadian National Railways ab, der kanadischen Eisenbahngesellschaft, die den Turm zusammen mit der Canadian Broadcasting Company (CBC) zur Verbesserung des Fernsehempfangs durch ihre Tochtergesellschaft CN Tower Limited errichten ließ. Der Spatenstich erfolgte am 6. Februar 1973. Die Kosten beliefen sich auf 260 Millionen US-Dollar. Außerdem gab es später zusätzliche Kosten von 26 Millionen Dollar wegen Renovierung bzw. Erweiterung.

Der aus vorgespanntem Beton bestehende Schaft wurde mit einer Gleitschalung betoniert. Dabei wuchs der Turm um bis zu sechs Meter täglich. Besondere Maßnahmen mussten getroffen werden, damit der Turm lotrecht steht. Dafür hängte man einen über 100 kg schweren Stahlzylinder an einem Drahtseil im sechseckigen hohlen Kern des Schaftes auf. Mit optischen Instrumenten wurden alle zwei Stunden Messungen durchgeführt, um dabei die Senkrechte zu wahren. Das Ergebnis: der 553,33 m hohe Turm weicht nur 2,7 cm von der perfekten Senkrechten ab.

Der aus Stahl bestehende Sendemast wurde aus 39 Einzelteilen zusammengefügt und mit einem Transporthubschrauber des Typs Sikorsky S-64E auf die Spitze des Space-Deck befördert. Damit verkürzte man die Bauzeit für die Antenne auf dreieinhalb Wochen. Mit konventionellen Methoden hätte die Errichtung der Antenne ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Das letzte Teilstück wurde am 2. April 1975 montiert.

An einigen Stellen wurden Heizdrähte verlegt, um Vereisungen und die damit einhergehende Gefahr von herabfallenden Eisbrocken zu verhindern. An anderen Stellen überzog man die Oberfläche mit glattem, glasfaserverstärktem Kunststoff, um so das Festsetzen von Eis unmöglich zu machen.

Einrichtungen für den Publikumsverkehr
In den sechs Aufzug-Kabinen an seiner Außenwand kann man mit 365,75 Meter pro Minute zu den einzelnen Ebenen fahren. Durch eine Glaswand hat man während der Auffahrt den Blick nach draußen. Der Turm beherbergt auf 342 Meter Höhe das Outdoor Observation Deck und den Glas Floor, auf 346 Meter ein Café und den Look Out Level. 360, ein Restaurant, das sich alle 72 Minuten einmal um die eigene Achse dreht, ist auf einer Höhe von 351 Metern zu finden. Dieser Teil ist der Main Pod. Bis hierher führen auch Treppen mit 2570 Stufen. Diese sind für Besucher nicht zugänglich mit Ausnahme von zwei jährlich durchgeführten Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Auf 447 Meter Höhe befindet sich der Sky Pod, das höchste Aussichtsdeck der Welt. Bei klarem Wetter kann man von hier aus bis zu 120 km weit sehen, bei entsprechenden Wetterverhältnissen sogar die Gischt der Niagarafälle.

Eine besondere Attraktion ist der gläserne Boden im Glas Floor Deck. Ursprünglich war der gesamte freistehende Boden des untersten Aussichtsdeckes komplett mit 6,35 cm dicken Panzerglasplatten bedeckt, die insgesamt 38 Tonnen Gewicht tragen können. Da sich die Besucher aber nicht über diesen „Bodenbelag“ trauten, wurde ein großer Teil einfach mit Teppich belegt. Von unten kann man den Glasboden noch erkennen.

Am Fuße des Turmes gibt es ein interaktives Multimedia-Zentrum sowie eine Ausstellung über den Bau des CN Tower.

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27. June 2006, 07:25   #209
Jules
 
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27. Juni 1972: Atari wird gegründet

Die US-amerikanische Unterhaltungselektronikfirma Atari wurde am 27. Juni 1972 von Nolan Bushnell und Ted Dabney gegründet und gilt als technologische Keimzelle und Vorreiter vieler Entwicklungen der Kommunikationsbranche in der heutigen Zeit. Anfang bis Mitte der 1980er Jahre stieg die nun auch international operierende Firma Atari Corp. zum größten Entwickler und Hersteller von Videospielen für Spielhallenautomaten, Heimvideospielsysteme (z.B. Atari VCS 2600) und -computer (Atari 400/800/XL/XE) auf. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Videospielbranche im Jahre 1984 und nach dem Wechsel der Firmenführung verlagerte Atari erfolgreich den Schwerpunkt der Produkte durch Einführung der ST-Computerbaureihe auf den Heimanwenderbereich. Fehler in der Öffentlichkeitsarbeit und Fehlentscheidungen zur Ausrichtung der Produktpalette ließen ab Anfang der 1990er Jahre den Umsatz und die Gewinne drastisch einbrechen; 1996 wurden die letzten noch verbliebenen Abteilungen aufgelöst. Der Markenname Atari ging im Jahre 2001 an den französischen Konzern Infogrames über. 2005 machte Atari mit der Spielkonsole Atari Flashback wieder auf sich aufmerksam.

Geschichte

Die frühen Jahre
1972 gründeten Nolan Bushnell und Ted Dabney in Kalifornien (USA) die Firma Atari. Der Begriff "Atari" wurde dabei dem Wortschatz des Go-Spiels entlehnt; später wurde das Logo in Form des stilisierten japanischen Berges Fuji hinzugefügt. Die von Bushnell ursprünglich vorgesehene Firmenbezeichnung Syzygy war bereits anderweitig vergeben.

Inspiriert vom in Studentenkreisen beliebten Großrechner-Spiel Spacewar! entwickelten Bushnell und Dabney Anfang der 1970er Jahre ein Automatenspiel namens Computer Wars, wobei diesem Projekt aufgrund der umständlichen Steuerung kein kommerzieller Erfolg beschieden war. Der wirtschaftliche Durchbruch gelang schließlich mit einem Pong-Automaten und der Heimversion in Form eines am Fernseher anschließbaren portablen Gerätes. Diese Pong-Konsole markiert den Beginn der kommerziellen Videospieleära.

1975 arbeiteten Steve Jobs und Steve Wozniak, die späteren Mitgründer von Apple Computer, kurze Zeit für Atari. Unter ihrer Federführung entstanden u.a. eine verbesserte Pong-Heimkonsole (mit einem Minimum an Transistoren) und das Videospiel Breakout. Ab 1976 arbeiteten die Atari-Entwickler an der Fertigstellung des revolutionären Videospielsystems mit dem Codenamen Stella (später als Atari VCS 2600 vermarktet). Der Mangel an Eigenkapital zur Deckung der Entwicklungskosten resultierte im Verkauf von Atari an Warner Communications im Oktober 1976 für 28 Millionen US-Dollar.

Warner Communications und Atari
1978 verließ Nolan Bushnell Atari. In den nächsten beiden Jahren wurden zahlreiche Studien zu Heimcomputern und verschiedenen Videospielkonsolen angefertigt und entsprechende Prototypen teilweise bis zur Produktionsreife gebracht. 1979 startete die Produktion und der Verkauf der ersten Atari Heimcomputer sowie der Atari VCS 2600 Videospielkonsole, die sich bald zu Verkaufsschlagern entwickelten. In dieser Zeit entstanden zudem die ersten Spielhallenautomaten mit Vektorbildschirm (Lunar Lander, 1979) und mit Battlezone (1980) ein völlig neues Spielegenre: der sog. First-Person-Shooter.

1980 trennten sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit der Geschäftsleitung die Programmierer David Crane, Larry Kaplan, Alan Miller und Bob Whitehead von Atari, um am 25. April 1980 Activision zu gründen. Bald darauf (1981) kehrte auch der Chefentwickler der Heimcomputerabteilung Jay Miner Atari den Rücken und gründete die Firma Amiga, um eigene ambitionierte Projekte zu verfolgen, deren Verwirklichung ihm unter Ataris Federführung unmöglich schienen.

Ein Börsenskandal im Dezember 1982 zwang Raymond Kassar, am 7. Juli 1983 die Geschäftsführung aufzugeben. Unter der Leitung seines Nachfolgers James Morgan wurde die Zusammenarbeit mit Jay Miner und dessen Firma Amiga verstärkt, bis hin zur gemeinsamen Konzeption des sog. Lorraine-Projekts, eines auf der Motorola 68000-CPU basierten Heimcomputersystems.

Die Tramiel-Ära
Nach überragenden geschäftlichen Erfolgen im Videospielemarkt kam es bald zur ersten ernsthaften Krise - 1983 machte Atari einen operativen Verlust von 536 Millionen US-Dollar. Daraufhin suchte Warner Communications verlustträchtige Firmensektionen Ataris abzustoßen und fand am 2. Juli 1984 im kurz zuvor bei Commodore entlassenen Jack Tramiel einen Käufer für die kriselnde Heimcomputer-Sparte. Die Spielhallenautomaten-Abteilung verblieb bei Warner Communications, nun jedoch unter dem Namen Atari Games Corp. (existent bis 2003).

Unter Jack Tramiels Ägide wurde von Shiraz Shivji, dem "Vater" des Commodore 64, der Atari ST in einer Rekordzeit von nur fünf Monaten entwickelt und bereits auf der CES im Januar 1985 in Las Vegas in Form des Atari 130ST und 520ST der Öffentlichkeit vorgestellt. Im April erfolgte bereits die Auslieferung der ersten 520ST Computer, eines Modells, das in den nächsten Jahren zum Verkaufsschlager wurde und der sich insbesondere im Bereich der professionellen Musikproduktion großer Beliebtheit erfreute. Bis 1993 wurde die Palette um etliche ST-Modelle erweitert.

Das Ende
Im November 1993 startete Atari mit der Videospielkonsole Jaguar eine weitere Produktoffensive im Videospielesegment. Die Verkaufzahlen blieben jedoch weit hinter den Erwartungen und den Entwicklungskosten zurück und zehrten die letzten Rücklagen auf. Am 30. Juli 1996 übernahm die JTS Corporation, ein Hersteller von Festplatten, vermutlich als Werbeaktion, alle Aktien von Atari und läutete damit das Ende des Videospieleherstellers Atari ein.

Die Rechte an Atari gingen am 22. Februar 1998 von der inzwischen insolventen JTS Corporation für fünf Millionen US-Dollar an Hasbro Interactive über. Schließlich übernahm 2001 der französische Computerspielehersteller Infogrames von Hasbro die Markenrechte und firmiert seit dem zweiten Quartal 2003 selbst unter dem Namen Atari.

Weiteres - Konsolenauflistung etc.
 
28. June 2006, 07:49   #210
Jules
 
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28. Juni 1803: der VDI gründet das Deutsche Museum der Naturwissenschaften + Technik

Das Deutsche Museum in München ist mit ca. 28.000 ausgestellten Objekten aus rund 50 Bereichen der Naturwissenschaften und der Technik das größte naturwissenschaftlich-technische Museum der Welt. Der umfangreiche Bestand an wertvollen technischen und naturwissenschaftlichen Originalexponaten wird jährlich von ca. 1,5 Millionen Menschen besucht.

Geschichte des Deutschen Museums

Die Geschichte des Deutschen Museums läßt sich ungefähr in drei wesentliche Phasen gliedern:

In der Aufbauzeit von 1903 bis 1925 waren die Sammlungen in provisorischen Räumlichkeiten wie dem alten Gebäude des Bayrischen Nationalmuseums an der Maximilianstraße und der Schwere-Reiter-Kaserne an der Zweibrückenstraße gegenüber der Kohleninsel untergebracht. In diese Periode fällt der Neubau der Ausstellungsgebäude auf der Kohleninsel, die Einwerbung von Geld- und Sachspenden zur Finanzierung des Neubaus und dem Aufbau der Sammlungen sowie die Erarbeitung der Sammlungspolitik und die Organisation der Museumsverwaltung. Diese Aufbauzeit ist durch den Einfluß Oskar von Millers gekennzeichnet und wird durch den Ersten Weltkrieg und die Verwerfungen der Nachkriegszeit geprägt.
Nach der Eröffnung des Neubaus auf der Kohleninsel begann 1925 die zweite Periode. Die organisatorischen Strukturen wurden gefestigt, es ging in den politisch instabilen Jahren der späten Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus darum, die Selbstbestimmung der Museumsleitung zu erhalten. Der Vorstand um Oskar von Miller vertrat die Auffassung, das Deutsche Museum müsse unpolitisch bleiben, was bereits Mitte der 1920er Jahre zu Anfeindungen durch die Nationalsozialisten führte. Als besonderes Politikum erwies sich eine Bismarck-Statue, die für die Ehrenhalle des Museums gestiftet wurde, deren Aufstellung dort von Miller aber verweigerte. Auch die international ausgerichtete Sammlungspolitik wurde von rechtsnationalen Kreisen scharf kritisiert. Diese Vorbelastung führte nach 1933 dazu, dass das Verhältnis von Museumsleitung und politischer Führung angespannt war. Die konservativen Eliten im Vorstand konnten sich jedoch behaupten, lediglich mit Fritz Todt stieg 1934 eine Persönlichkeit der NSDAP in den Museumsvorstand auf. Durch Bombentreffer wurden 1944 etwa 80% des Sammlungsbestandes und ein großer Teil der Gebäude auf der Museumsinsel zerstört.
Der Wiederaufbau hatte noch während der nationalsozialistischen Herrschaft im Februar 1945 begonnen. Im Oktober 1947 wurde eine erste Sonderschau zum Dieselmotor gezeigt und am 7. Mai 1948 wurde das Museum offiziell wiedereröffnet. Erst im Jahr 1969 erreichte das Museum wieder die Ausstellungsfläche der Vorkriegszeit. Die Gebäude wurde in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut, währenddessen die Präsentation der Sammlungen neu gestaltet wurde.
Etwa seit 1970 befindet sich das Deutsche Museum erstmals in seiner Geschichte im „Normalbetrieb“. Mit der Berufung eines Generaldirektors (ebenfalls 1970) wurde die Museumsverwaltung professionalisiert. Um mit dem technischen Wandel mithalten zu können, wurden und werden regelmäßig neue Sammlungen oder Sonderausstellungen gezeigt. Die erste Außenstelle wurde 1992 mit der Flugwerft Schleißheim auf dem Gelände des alten Schleißheimer Flughafens eröffnet. Es folgten 1995 das Deutsche Museum in Bonn und 2003 das Verkehrzentrum auf der Münchner Theresienhöhe.

Ständige Ausstellungen auf der Museumsinsel in München

Agrar- und Lebensmitteltechnik
Altamira-Höhle
Amateurfunk
Astronomie
Bergbau
Brückenbau
Chemie
Drucktechnik
Eisenbahn und Bergbahnen
Energietechnik
In der Abteilung werden grundlegende Informationen aus dem Bereich der Energietechnik zum Energieverbrauch, zur Energieumwandlung und zur Energieverwendung gemacht. Die verschiedenen Primärenergien werden dargestellt und dann besonders auf die Nutzung der Sonnenenergie eingegangen. Die Möglichkeiten und Probleme der Energiespeicherung werden aufgezeigt. Im Themenkomplex Kernenergie werden die physikalischen Grundlagen der Kernspaltung, der grundsätzliche Aufbau von Kernkraftwerken und Konzepte zur Gefahrenabwehr vorgestellt. Die beim Betrieb von Kernkraftwerken entstehende künstliche Radioaktivität wird mit anderen Formen der künstlichen und der natürlichen Radioaktivität verglichen und die verschiedenen Arten der Lagerung von radioaktiven Abfällen aufgezeigt.
Erdöl und Erdgas
Foucaultsches Pendel
Geodäsie
In der Abteilung werden die Methoden der Geodäsie und deren Entwicklungen dargestellt, um die Erdoberfläche zu vermessen und die Gestalt der Erde zu bestimmen. Bei den Messmethoden sieht man Geräte, mit denen man Längen, Winkel und Höhen misst, um damit die Lage eines Ortes zu bestimmen. Auch Messungen mittels Astronomie oder Satelliten werden vorgestellt. Ein besonderer Bereich befasst sich mit dem Kataster, dem Grundbuch und der Flurkarte. Auch auf die Methoden der Ingenieurvermessung von Bauwerken, technischen Anlagen und sportlichen Leistungen wird eingegangen. Schließlich werden die unterschiedlichen Darstellungen der Erde mittels Globen und Landkarten an Beispielen gezeigt. In dem Bereich Orientierung mit Landkarte und Kompass kann man lernen, wie man sich damit in der Natur zurecht findet.
Glastechnik
Die Abteilung gliedert sich in die vier Bereiche Glas als Werkstoff, Hohlglas, Flachglas und Spezialglas. Im ersten Teil werden die Bestandteile, wichtige Eigenschaften des Glases und die geschichtliche Entwicklung der Glasherstellung in Modellen gezeigt. Die Herstellung von Hohlgläsern ist von der Glasmacherpfeife bis zur modernen Massenherstellung zu sehen. Die Herstellung von Flachglas kann man an Hand der alten Techniken zur Herstellung aus Hohlglas und die Massenfertigung, die erst im 20. Jh. erfunden wurde, kennen lernen. Die unterschiedlichen Grundstoffe und Eigenschaften von Spezialgläsern werden an Beispielen aus den Anwendungsbereichen Optik, Elektrotechnik, Chemie und Pharmazie verdeutlicht.
Informatik
In dieser Abteilung werden unter anderem ein Nachbau des Z3 sowie der originale Z4 des Computer-Pioniers Konrad Zuse präsentiert. Der Z3 gilt als erste vollständig programmierbare Rechenmaschine der Welt.
Keramik
Kutschen und Fahrräder
Kraftmaschinen
In der Abteilung sind Kraftmaschinen entsprechend der Art ihrer Energieumwandlung ausgestellt. Es beginnt mit den Muskelkraftmaschinen und den verschiedenen Wind- und Wasserrädern, die noch durch die Wasserturbinen ergänzt werden.
Bei den Dampfmaschinen sind besonders sehenswert der Nachbau einer doppelt wirkenden Wattschen Betriebsdampfmaschine von 1788 und die Ventildampfmaschine der Gebrüder Sulzer aus dem Jahr 1865. Die Dampfturbinen von Carl Gustav Patrik de Laval (1888) und Charles Parsons (1889) zeigen den Übergang von den Kolbendampfmaschinen zu den in der modernen Stromerzeugung dominierenden Dampfturbinen.
Bei den Verbrennungsmotoren sind der erste stationäre Viertakt-Otto-Motor von 1876 und die daraus abgeleiteten Fahrzeugmotoren von Gottlieb Daimler (1886/1889) zu sehen. An weiteren Verbrennungsmotoren sind der Dieselmotor von Rudolf Diesel (1897), Wankelmotoren und Strahltriebwerke ausgestellt.
Luftfahrt / Raumfahrt
Maschinenelemente
Maß und Gewicht
Mathematisches Kabinett
Metalle
Mikroelektronik
Musikinstrumente
Museumsgeschichte
Papier
Pharmazie
Mittelpunkt und raumbeherrschender Blickfang der Ausstellung ist das begehbare Modell einer menschlichen Zelle, die um den Faktor 350.000 vergrößert ist. Der Besucher erhält so einen Einblick in den Aufbau und in biochemische Prozesse der kleinsten Lebenseinheit. Die Ausstellung umfasst zehn Themengebiete, die von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionskrankheiten über Schmerzbekämpfung und Empfängnisverhütung bis zur Herstellung und Entwicklung von Arzneimitteln reichen. Den Abschluss bildet die Rekonstruktion der historischen Apotheke des Klosters St. Emmeram in Regensburg, die bereits seit 1925 im Deutschen Museum zu sehen ist.
Physik
Planetarium
Raumfahrt
Schifffahrt
Starkstromtechnik
Technisches Spielzeug
Telekommunikation
Textiltechnik
Tunnelbau
Umwelt
Wasserbau
Diese Abteilung befasst sich sowohl mit Bauten im Wasser, wie Schleusen, Staumauern und Flusslaufgestaltung als auch über das Wasser, nämlich Brücken. Es sind anschauliche Modelle von Flussbrücken, angefangen bei Cäsars Rheinbrücke bis hin zu modernen Autobahnbrücken ausgestellt. Durch den ganzen Ausstellungsraum führt eine Schrägseilbrücke, auf der die Besucher laufen können und auch die momentane Brückenschwankung angezeigt wird.
Werkzeugmaschinen
Wissenschaftliche Instrumente
Zeitmessung
Außerdem werden Sonderausstellungen zu aktuellen Themen angeboten.


Führungen
In zahlreichen Abteilungen werden zu bestimmten Tageszeiten Führungen angeboten, an denen jeder Besucher ohne Voranmeldung teilnehmen kann.

Führungen für Schulklassen, Fachführungen und Führungen in Fremdsprachen können auf Voranmeldung durchgeführt werden.

Das Kinderreich bietet Kindern in Begleitung Erwachsener spielenden Zugang zu technischen Fragestellungen.

Eine der bekanntesten Vorführungen ist die Hochspannungsanlage im Erdgeschoss, in der spektakuläre Experimente gezeigt werden wie z. B. die Vorführung eines Faradayschen Käfig, in dem ein Mensch Platz nimmt, oder Blitzeinschläge in ein Miniaturhaus.

Weiteres
 
29. June 2006, 13:50   #211
Jules
 
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29.06.1956: Eisenhower unterzeichnet das Gesetz zum Aufbau der Interstate Highways

Als Highway werden im US-amerikanischen Sprachgebrauch alle Hauptverkehrsstraßen bezeichnet, die dem Fernverkehr dienen.

Frühe Highways
Die ersten transkontinentalen Autostraßen entstanden nach 1913 und wurden als National Auto Trail bezeichnet. Sie wurden oft nach Präsidenten der USA benannt, zum Beispiel der Lincoln Highway von New York City nach San Francisco oder der Jefferson Highway von New Orleans nach Winnipeg in Kanada. Eine andere bekannte Autostraße war der Dixie Highway von Miami nach Sault Sainte Marie in Michigan. Diese alten Bezeichnungen werden manchmal immer noch verwendet.

Diese Highways wurden durch farbige Bänder an Telefon- und Telegrafenmasten markiert, auf denen farbige Buchstaben den Straßennamen symbolisierten. „L“ stand für Lincoln Highway; „JH“ zwischen zwei blauen Streifen stand für Jefferson Highway; „DH“ in weißen Buchstaben auf rotem Grund stand für Dixie Highway. Andere Straßen wurden nach der Beschilderung benannt: "Black Diamond Highway" oder "Red Arrow Highway", z.B.

United States Highway

Als United States Highway werden die amerikanischen Hauptverkehrsstraßen bezeichnet, die den deutschen Bundesstraßen entsprechen.

1924 planten Verkehrspolitiker die Einführung eines landesweiten Netzes mit durchgehenden Autostraßen, die als United States Highway bezeichnet wurden. Im folgenden Jahr 1925 wurde eine provisorische Liste der U.S. Highways veröffentlicht. Die endgültige Liste wurde am 11. November 1926 veröffentlicht. Im Jahre 1927 wurden die bisherigen Namensschilder durch Nummernschilder ersetzt, die jedoch in jedem Staat ein anderes Design haben konnten. Viele U.S. Highways führen als Ortsdurchfahrten durch Groß- und Kleinstädte. Die United States Highways werden ebenso wie die State Highways durch den jeweiligen Bundesstaat finanziert.

Die Nummerierung der US Highways wird nicht von der Bundesregierung, sondern von der American Association of State Highway and Transportation Officials (AASHTO) beschlossen.

Das Nummernschema kennt ein-, zwei- und dreistellige Nummern. Die U.S. Highways mit den Nummern 1 bis 101 sind transkontinentale Highways. Ungerade Nummern verlaufen in Nord-Süd-Richtung, gerade Nummern in Ost-West-Richtung. Wichtige Nord-Süd-Straßen enden mit der Ziffer 1, wichtige Ost-West-Straßen mit der Ziffer 0. Je weiter die Straße im Westen bzw. Süden gelegen ist, desto höher die Straßennummer. Im Gegensatz dazu verwenden die Interstate Highways ein umgekehrtes Nummernschema. Straßennummern über 101 sind Nebenstraßen, die von der Hauptroute abweichen; beispielsweise ist US Highway 331 die dritte Nebenstraße, die von der US-31 abzweigt.

Zusätze wie E und W (Ost und West), N und S (Nord und Süd) bezeichnen Teilstrecken; beispielsweise US-31E, US-31W, US-70N und US-70S.

Zusätzliche Schlenker werden als Alternate routes (A routes) oder als Bypass and Business Routes (B routes) bezeichnet. Als National Scenic Byway werden derzeit 125 Straßen bezeichnet, die sich durch eine herausragende archäologische, kulturelle oder historische Bedeutung beziehungsweise einen hohen Unterhaltungswert oder besonders sehenswerte Natur- und Umweltgegebenheiten auszeichnen.

Der ehemalige U.S. Highway 66 ist wahrscheinlich der bekannteste U.S. Highway.

Interstate Highway

Das amerikanische Gegenstück zur deutschen Autobahn (getrennte Fahrstreifen, kreuzungsfrei) sind die Interstate Highways. Nicht alle Interstate Highways überqueren Staatsgrenzen; so gibt es auch in Alaska, Hawaii und Puerto Rico Autobahnen, die aus Mitteln des Interstate Highway-Programms gebaut wurden, aber nur in Hawaii als Interstate Highway bezeichnet werden.

Die Interstate Highways wurden sowohl für zivilen als auch militärischen Gebrauch konzipiert. Beispielsweise ermöglicht das Interstate Highway System die rasche Evakuierung von Großstädten im Fall eines drohenden Atomkrieges oder einer drohenden Naturkatastrophe. Im Katastrophenfall werden alle Fahrspuren - auch die Gegenfahrbahn - zur Evakuierung der Bevölkerung freigegeben.

Auf Landkarten und Straßenschildern werden Interstate Highways durch ein blaues Wappenschild mit weißer Zahl und rotem Querstreifen über der Zahl gekennzeichnet. Früher wurde über der Straßennummer der jeweilige Bundesstaat aufgeführt. Innerstädtische Alternativstrecken zu den Autobahnen (sog. "Business Routes") verwenden ein Schild mit grüner Hintergrundfarbe, das oft mit einem Interstate-Schild verwechselt wird.

Geschichte
Regionale Autobahnnetze in den Bundesstaaten New York und Pennsylvania entstanden bereits in den 1920er und 1930er Jahren, ein landesweites Autobahnnetz gab es jedoch nicht. Der Bau des Bronx River Parkway im Bundesstaat New York begann 1907, 1924 wurde er als Autostraße eröffnet. An der Ostküste, zuerst im Großraum New York entstanden weitere Autobahnen:

etwa 1938 der Long Island Parkway
1938 der Merritt Parkway in Connecticut
1940 der Pennsylvania Turnpike in Pennsylvania
ab 1946 der New Jersey Turnpike

Das Interstate Highway System, das den deutschen Bundesautobahnen entspricht, entstand in den 1950er Jahren und wurde durch den Federal-Aid Highway Act begründet, den der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower am 29. Juni 1956 unterzeichnete. Er wollte ein Autobahnnetz nach deutschem Vorbild schaffen, das sich sowohl zivil als auch militärisch nutzen ließ. Die neugebauten Interstate Highways sollten das Netz der U.S. Highways ergänzen, nicht ersetzen.

Seit 1991 gilt der Bau des Interstate Highway Systems als abgeschlossen, obwohl immer noch neue Streckenabschnitte gebaut werden. Die ursprüngliche Kostenschätzung von 25 Milliarden US-Dollar innerhalb von 12 Jahren wurde weit übertroffen; in 35 Jahren wurden 114 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Im Jahre 2004 umfasste das Interstate Highway System 42.700 Meilen Streckenlänge.

Nummernsystem
Das Nummernschema der Interstate Highways wird ebenfalls von der American Association of State Highway and Transportation Officials (AASHTO) verwaltet. Wichtige Interstates erhalten ein- bis zweistellige Nummern. Gerade Nummern verlaufen in Ost-West-Richtung, ungerade Nummern in Nord-Süd-Richtung. (In einigen Fällen benutzen Interstates mit geraden und ungeraden Nummern den gleichen Streckenabschnitt.) Je nördlicher bzw. östlicher, desto höher die Straßennummer. Interstates, deren Nummer glatt durch 5 teilbar ist, sind die wichtigsten Routen, die über besonders lange Strecken führen.

Dreistellige Nummern bezeichnen Autobahnringe und Zubringer zu wichtigeren ein- und zweistelligen Interstate Highways, sie werden oft in mehreren Bundesstaaten gleichzeitig für unterschiedliche Strecken vergeben. Autobahnringe um größere Städte beginnen oft mit einer geraden Ziffer, Zubringerstrecken hingegen mit einer ungeraden Ziffer. Die Interstate 238 bei Oakland wurde nach dem kalifornischen State Highway 238 benannt, sie ist die einzige Interstate mit dreistelliger Nummer, zu der keine zweistellige "Mutterstrecke" (es gibt keine Interstate 38) existiert.

Höchstgeschwindigkeit
Die Höchstgeschwindigkeit wird von den Bundesstaaten geregelt. Für die Bundesstraßen und andere zweispurige Landstraßen galten in unterschiedlichen US-Bundesstaaten unterschiedlichen Regeln. Ursprünglich sollten die Interstate Highways auf ebener Strecke eine Reisegeschwindigkeit von 70 bis 80 mph (113 bis 129 km/h) ermöglichen. 1974 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 55 mph (89 km/h) abgesenkt, um nach der Ölkrise 1973 Benzin zu sparen. Nach dem Ende der Ölkrise wurde das Tempolimit zur Förderung der Verkehrssicherheit beibehalten ("Drive 55 and Stay Alive!"), was jedoch besonders in den bevölkerungsarmen Flächenstaaten abseits der Großstädte auf wenig Gegenliebe stieß. Zwar hatte der Bund keine Gesetzgebungskompetenz für diese Frage; Staaten, die abweichende Regelungen trafen, drohte jedoch die Einstellung von Bundesgeldern für den Straßenbau, so dass kein Staat ausscherte. 1987 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen außerhalb des städtischen Raums auf 65 mph (104 km/h) angehoben, sofern die Bundesstaaten dies erlaubten; im städtischen Raum sowie auf 2-spurigen Landstraßen wurde 55 mph beibehalten. (Ursprünglich sah die Regelung vor, dass Autobahnen, die keine Interstate-Nummer hatten (wie z.B. US 23 in Michigan), noch als Landstraßen behandelt wurden--dies führte zu einigen Umnummerierungen (so entstand in Illinois die Autobahnen I-39 und I-88, die früher noch als US 51 und IL 88 firmierten). Im Jahre 1995 wurde die Regelung der Höchstgeschwindigkeit vollständig den Bundesstaaten überlassen. Einige Bundesstaaten erhöhten das Tempolimit auf 70 oder 75 mph (112 bzw. 121 km/h). Der Bundesstaat Montana schaffte das Tempolimit auf Interstate Highways ab und forderte die Autofahrer zu "umsichtiger und vernünftiger" Fahrweise auf. Diese Regelung wurde wegen ihrer schwammigen Formulierung für verfassungswidrig erklärt und stattdessen ein Tempolimit von 75 mph eingeführt.

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30. June 2006, 07:53   #212
Jules
 
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30. Juni 1981: Die ARD beginnt mit der Ausstrahlung der Fernsehserie Dallas

Dallas ist eine US-amerikanische Fernsehserie (1978–1991), die in der gleichnamigen texanischen Stadt Dallas spielt und das Schicksal der fiktiven Familie Ewing darstellt. Sie zählt zum Genre der Seifenopern. Gedreht wurden insgesamt 356 Episoden. Die berühmte Titelmelodie schrieb Jerrold Immel.

Geschichte der Serie
Im April 1978 strahlte CBS die fünf Folgen der ursprünglichen Miniserie aus; im Herbst begann dann die Ausstrahlung der ersten Staffel. Dallas entwickelte sich zur weltweit erfolgreichsten Fernsehserie der 1980er Jahre. In Deutschland strahlte am 30. Juni 1981 das Erste Deutsche Fernsehen die erste Folge aus.

Zeitweise war Dallas ein „Straßenfeger“. So gehört Folge 58 zu den meistgesehenen Fernsehsendungen der USA: Die dritte Staffel war im März 1980 mit einem berühmt gewordenen Cliffhanger in die Sommerpause gegangen; in der letzten Szene der 54. Folge A House Divided (dt. Abrechnung) brach „J.R. Ewing“, Hauptfigur und Bösewicht der Serie, von Schüssen getroffen zusammen – ohne dass erkennbar war, wer von den vielen, die er sich im Laufe dieser Staffel zum Feind gemacht hatte, der Angreifer war. Die Frage „Wer schoss auf J.R.?“ wurde in den folgenden Monaten geradezu sprichwörtlich. So gab es T-Shirts u.a. mit der Aufschrift „I shot J.R.“ oder –im Zusammenhang mit dem US-Präsidentenwahlkampf zwischen Ronald Reagan und Amtsinhaber Jimmy Carter– wahlweise „Ein Republikaner/Demokrat schoss auf J.R.!“ Als die Ausstrahlung der Serie im November dann wieder aufgenommen wurde, stellte die am 21. November ausgestrahlte 58. Folge Who Done It? (dt. Wer hat auf J.R. geschossen?) mit einer Einschaltquote von 53.3% der Haushalte und einem Marktanteil von 76 % neue Zuschauerrekorde auf – lediglich die am 28. Februar 1983 ausgestrahlte letzte Folge der Serie M*A*S*H konnte diese Werte überbieten.

1991 wurde die Serie wegen sinkender Zuschauerzahlen und immer fragwürdigeren Drehbüchern eingestellt. 1996 und 1998 folgten noch zwei Dallas-Specials. Seit 2004 erscheint die Serie auf DVD.

Im deutschen Fernsehen wurden bis heute (2005) insgesamt sieben Episoden der Serie, die Das Erste bei der Erstausstrahlung nicht hatte synchronisieren lassen, nicht ausgestrahlt. Zudem wurden aus jeder Folge etwa drei Minuten herausgekürzt, um die im Original 46 Minuten dauernden Folgen dem damaligen ARD-Programmschema anzupassen, das eine Länge von 43 Minuten vorsah. Erst mit der Mitte Mai 2005 erschienenen Dallas-DVD-Collection (erste und zweite Staffel) erhielt auch der deutsche Zuschauer die Möglichkeit, auf einer Bonus-Disc fünf unausgestrahlte Episoden im englischen Original anzusehen.

Von 1979 bis 1993 entstand die Ablegerserie Knots Landing, die in Deutschland unter dem Titel „Unter der Sonne Kaliforniens“ ausgestrahlt wurde und die Ereignisse um den „verstoßenen“ Sohn Gary Ewing schilderte.

Inhalt
Die Geschichten von Dallas handeln von Geld, Macht, Intrigen und Öl. John Ross Ewing (genannt J.R.) ist der älteste Sohn und Firmenchef des Unternehmens Ewing Oil, das sein Vater Jock Ewing vor langer Zeit gegründet hat.

Die Ewings leben auf der Southfork-Ranch, einem großen Anwesen, nicht allzu weit entfernt von Dallas. Sie sind eine große Familie, aber nur ein Teil von ihr lebt auf der Ranch. Dazu gehören Jock und Eleanor, die von allen liebevoll Miss Ellie genannt wird. Sie sind die Eltern der drei Söhne, John Ross („J.R.“), Robert James („Bobby“) und Gary. Lucy, Garys Tochter, die mit ihren Eskapaden ihrer Familie manches Mal Kopfzerbrechen bereitet, ist bei ihren Großeltern auf der Ranch großgeworden. Sie hatte anfänglich eine heimliche Affäre mit dem Vorarbeiter Ray(mond) Krebbs.

Auch Bobby, der jüngste Sohn der Familie, hat erst ein sehr heimliches Verhältnis mit Pam(ela) Barnes, der Schwester von Cliff Barnes, dem größten Konkurrent und Erzfeind von J.R. Während Ray versucht Lucy loszuwerden, heiraten Bobby und Pam.

Wichtigste Figuren und ihre Darsteller
Einige Rollen wurden von verschiedenen Darstellern übernommen.

John Ross 'J.R.' Ewing Jr.: Larry Hagman
J.R. ist eine der zentralen Figuren in der Serie. Er ist der älteste Sohn von Jock Ewing und Miss Ellie. Als ältester Sohn leitet J.R die Firma Ewing Oil, es sei denn, er wird wieder einmal angeschossen. Die Firma leitet er allein oder in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Bobby. Zur Durchsetzung seiner Ziele, ob privat oder geschäftlich, schreckt J.R. vor keinem Trick zurück, sei er noch so schmutzig.

Eleanor Southworth 'Miss Ellie' Ewing: Barbara Bel Geddes (1978-1984, 1985-1990), Donna Reed (1984-1985)
Miss Ellie ist die Mutter von J.R., Gary und Bobby. Sie ist in erster Ehe mit Jock Ewing verheiratet. Nach dessen Tod heiratet sie Clayton Farlow. Ihr größtes Bestreben ist es, die Familie zusammenzuhalten. Dabei trifft sie auch unangenehme Entscheidungen.

Cliff Barnes: Ken Kercheval
Cliff Barnes ist der große Gegenspieler von John Ross 'J.R.'Ewing Jr. Der Sohn von Digger Barnes versucht im Verlauf der Handlung der gesamten Serie, die Ewings zu bekämpfen. Er tut dies, um das Unrecht, dass Jock Ewing seinem Vater angetan hat, zu rächen. In der Wahl seiner Mittel steht Cliff dabei J.R. in nichts nach. Am Ende der Serie ist er an seinem Ziel angelangt und sitzt im Chefbüro von Ewing-Oil. In dem Film „Dallas - J.R. kehrt zurück“ verkauft Cliff Ewing Oil an Bobby Ewing, um mit seiner früheren Freundin Afton Cooper wieder zusammen zu leben.

Bobby Ewing: Patrick Duffy (1978-1985, 1986-1991)
Bobby ist der dritte Sohn von Jock Ewing und Miss Ellie. Seine Ehe mit Pamela Barnes ist von Anfang an Anfeindungen ausgesetzt, in erster Linie durch J.R. und Cliff. Nach seiner Tätigkeit als Außenmitarbeiter von Ewing Oil wechselt er in die Führung der Firma. Er leitet sie eigenständig oder mit seinem Bruder zusammen. Bobby gilt als integrer Geschäftsmann, kann aber auch knallhart sein, wenn es der Durchsetzung seiner Ziele hilft.

Sue Ellen Ewing: Linda Gray (1978-1989)
Sue Ellen Ewing, geborene Shepard, war Schönheitskönigin in Texas. Ihre Ehe mit J.R. Ewing ist von Höhen und Tiefen geprägt. Sie ist Mutter eines Sohnes, John Ross Ewing III. Sue Ellens größter „Feind“ ist der Alkohol. Die Bekämpfung dieser Sucht verlangt ihr alle Kräfte ab. Sie wird öfter rückfällig, schafft es jedes mal wieder, die Sucht in den Griff zu bekommen.

Ray Krebbs: Steve Kanaly (1978-1988)
Ray ist der Vorarbeiter auf der Southfork Ranch. Er ist ebenfalls ein Sohn von Jock Ewing. Ray ist ein stolzer Mann, der die Probleme selbst lösen will und auf einer Eigenständigkeit besteht. Er wohnt nicht in dem Haupthaus der Ranch, sondern hat sich ein eigenes Haus gebaut. Ray versteht sich sehr gut mit Bobby. Zwischen ihm und J.R. gibt es öfter Spannungen.

Clayton Farlow: Howard Keel (1981-1991)
Clayton stammt ebenso wie Jock aus dem Ölgeschäft. Nach Jocks Tod heiratete er Miss Ellie. Clayton hat aus seiner ersten Ehe einen Sohn Steven, genannt Dusty.

Lucy Ewing Cooper: Charlene Tilton (1978-1985, 1988-1990)
Lucy ist die Tochter von Gary und damit die Enkelin von Jock und Miss Ellie. Auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens arbeitete sie als Fotomodell. Sie war mit Mitch Cooper verheiratet. Ihre Ehe wurde geschieden. Nach einer Vergewaltigung ließ sie ihr Kind abtreiben. Nach mehreren Enttäuschungen kehrt Lucy zu Mitch zurück, der inzwischen als Arzt in Atlanta arbeitet

Pamela Barnes Ewing: Victoria Principal (1978-1987)
Pamela ist die Ehefrau von Bobby. Vorher war sie mit Ray Krebbs zusammen. Da die Ehe mit Bobby kinderlos blieb, adoptierten sie ein Baby, Christopher. Pamela ist eine Frau mit hohen moralischen Wertvorstellungen. Sie gerät deshalb öfter mit J.R. aneinander. Pamela unterstützt Miss Ellie in dem Vorhaben, die Familie zusammenzuhalten.

Donna Culver Krebbs: Susan Howard (1979-1987)
Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns, Sam Culver, verliebte sich Donna in Ray und heiratete ihn. Sie ist eigenständig und scheut auch nicht vor Konflikten zurück. Dies bekommen sowohl J.R als auch Ray zu spüren.

Jenna Wade: Priscilla Presley (1983-1988)
Jenna war die Jugendliebe von Bobby. Kurz vor der Hochzeit verließ sie ihn und ging nach Italien. Dort heiratete Jenna Naldo Marchetta und ließ sich bald darauf wieder scheiden. Aus dieser Verbindung ging eine Tochter hervor, Charlie. Nach ihrer Rückkehr nach Dallas wollte sie Bobby heiraten. Aufgrund einer Intrige wurde sie wegen Totschlags an Naldo zu sieben Jahren Staatsgefängnis verurteilt. Nach erwiesener Unschuld und der Freilassung lebte sie wieder in Dallas.

April Stevens Ewing: Sheree J. Wilson (1986-91)
April ist die geschiedene Frau von Jack Ewing. Aufgrund der Vertrauensseligkeit von Jack und eines Tricks schaffte sie es, dass ihr der Richter bei der Scheidung für fünf Jahre die Hälfte von Jacks Einkünften zusprach. April kam nach Dallas, um mit Hilfe dieses Urteils soviel Geld wie möglich herauszuholen.

John Ross 'Jock' Ewing, Sr.: Jim Davis (1978-1981)
Jock Ewing war zusammen mit seinem Bruder Jason und Digger Barnes der Gründer der Firma Ewing Oil. Nachdem er die Anteile von Jason und Digger aufgekauft hatte (zur Zeit der Weltwirtschaftskrise), war Jock der Alleineigentümer der Firma. Er baute Ewing Oil zu einem profitablen Geschäft aus. Jock war zweimal verheiratet. Die erste Ehe blieb kinderlos. Aus der zweiten mit Eleanor Southworth gingen die Söhne J.R., Gary und Bobby hervor. Außerdem hatte er einen vierten Sohn, Ray Krebbs. Jock starb bei einem Hubschrauberabsturz in Südamerika.

Jack Ewing: Dack Rambo (1985-1987)
Jack Ewing ist der Sohn von Jason Ewing und damit ein Cousin von J.R. und Bobby. Er hat eine Schwester, Jamie. Für seine Hilfe in einem Gerichtsstreit zwischen Ewing Oil auf der einen und Cliff Barnes auf der anderen Seite bekam er 10% der Firma Ewing Oil.

Carter McKay: George Kennedy (1988-1991)
Cally Harper Ewing: Cathy Podewell (1988-1991)
Michelle Stevens Beaumont Barnes: Kimberly Foster (1989-1991)
James Richard Beaumont: Sasha Mitchell (1989-1991)
Elizabeth 'Liz' Adams: Barbara Stock (1990-1991)

Sonstiges
Die Szenen auf der „Southfork Ranch“ wurden auf einer Farm in Texas gedreht, die einem Joe R. Duncan (J.R.) gehörte. Nachdem die Serie weltweit bekannt wurde, nahm der Besucherstrom zur Farm derart überhand, dass er sich gezwungen sah, die Farm zu verkaufen. Sie ist heute als Museum für die Fernsehserie eingerichtet. Unter anderem wird die Pistole gezeigt, mit der auf „J.R. Ewing“ geschossen worden war.
Larry Hagman und Ken Kercheval sind die beiden einzigen Schauspieler, die während der ganzen Serie ununterbrochen mitspielten.
Barbara Bel Geddes („Miss Ellie“) war nur 9 Jahre älter als ihr „Sohn“ Larry Hagman („J.R. Ewing“). Hagman ist 18 Jahre älter als Patrick Duffy („Bobby Ewing“), dennoch sieht es in der Serie so aus, als wenn sie nur wenige Jahre auseinander wären.
Sieben Folgen der Serie wurden nicht in Deutschland gesendet. Die ARD lehnte das Senden dieser Folgen ab, da sie zu „langweilig“ seien. Tatsächlich enthielten diese Folgen jedoch Gewalt- und Sexszenen, die dem deutschen Publikum nicht zugemutet werden sollten. Die Episode "Royal Marriage" wurde nicht gezeigt, da ein Homosexueller darin vorkam. Das Publikum bemerkte die Kürzungen mitunter. So sitzt "Jock" in einer Folge im Rollstuhl und "J.R." geht an Krücken - beides ohne erkennbaren Grund. Die vorige Episode "The Dove Hunt", in der beide niedergeschossen werden, war gestrichen worden.
Für 2007 ist eine Neuverfilmung geplant. Mit John Travolta als J.R., Shirley MacLaine als Miss Ellie und Jennifer Lopez als Sue Ellen.

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2. July 2006, 15:46   #213
Jules
 
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01. Juli 2000; Die Öresundbrücke wird eröffnet

Die Öresundbrücke ist die längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr. Sie ist Teil der Öresundverbindung, welche die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit Malmö in Schweden verbindet und damit maßgeblich die Öresundregion geschaffen hat.

Die Gesamtlänge der Brücken beträgt 7.845 Meter. Die westliche Rampenbrücke mit einer Gesamtlänge von 3.014 Metern besteht aus 22 Brückenfeldern, von denen 18 eine Stützweite von 140 Metern haben. Die 3.739 Meter lange östliche Rampenbrücke besteht aus 28 Brückenfeldern, von denen 24 eine Stützweite von je 140 Metern und vier eine Länge von je 120 Metern haben.

Dazwischen liegt die 1.092 Meter lange Hochbrücke, die eigentliche Öresundbrücke, mit einer Feldspannweite von 490 Metern. Die Pylone bestehen aus Stahlbeton, sind 206 Meter hoch und haben unten die Abmessungen 9,4 x 12,6 Meter sowie oben 2,6 x 5,8 Meter. Der doppelstöckige Überbau hat eine Breite von 30 Metern. Er besteht aus einer oben liegenden Stahlbetondecke im Verbund mit dem darunterliegenden stählernen Fachwerkbalken. Auf dem Oberdeck ist die vierspurige Autobahn angeordnet, im Fachwerkträger liegen die zwei Eisenbahngleise. Eine Nutzung für Fahrradreisende ist nicht möglich. Die Hochbrücke hat bei normalem Wasserstand eine lichte Durchfahrtshöhe von 57 Metern.

Die Öresundbrücke wurde am 1. Juli 2000 dem Verkehr übergeben. Die Überfahrt mit einem normalen PKW kostet pro Richtung etwa 32 Euro.


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2. July 2006, 15:55   #214
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02. Juli 1865: William Booth gründet die Heilsarmee

Die Heilsarmee ist eine christliche Freikirche mit ausgeprägter sozialer Tätigkeit.

Geschichte

Der methodistische Pfarrer William Booth lebte im Londoner Eastend und war erschüttert über das Elend in den dortigen Slums der Frühindustrialisierung. Am 5. Juli 1865 gründete er mit Freiwilligen aus verschiedenen Kirchen die Ostlondoner Christliche Mission oder Ostlondoner Christliche Erweckungsgesellschaft (ab 1870 „Christliche Mission"), die sich mit dem bis heute gültigen Motto "Suppe, Seife, Seelenheil" daran machte zu helfen. Im Jahr 1878 wurde der bisherige Name fallen gelassen, und die Bewegung nannte sich offiziell "Die Heilsarmee" (engl. "The Salvation Army"). William Booth wurde ihr erster General. Der Kampf der Heilsarmee gegen das Elend und die Organisationsform wurde straff militärisch strukturiert, dazu gehörte die Einführung von diversen Rängen, Uniformen und Symbolen.

Die Entwicklung der Bewegung wurde wesentlich von Williams Frau Catherine Booth unterstützt. Sie war die intellektuelle Führung der Bewegung, sie vertrat ihren erkrankten Mann monatelang in der Leitung, sie organisierte Armenspeisungen, war als ausgezeichnete Predigerin bekannt und setzte sich für verbesserte Arbeitsbedingungen, besonders der Frauen, ein. Aufgrund ihrer Tätigkeit bestand die Heilsarmee schon im 19. Jahrhundert darauf, dass Frauen in allen intellektuellen und gesellschaftlichen Beziehungen Männern gleichgestellt sein sollten. Bis heute haben Frauen in der Heilsarmee den gleichen Status wie Männer.

Binnen zweier Jahren nach der Neubenennung der Bewegung breitete sie sich auch im Ausland aus. Seit 1882 ist sie in der Schweiz, seit 1886 in Deutschland tätig.

Auftrag

Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung.

Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist den eigenen Ansichten nach motiviert durch die Liebe Gottes. Sie sieht ihren Auftrag darin, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.

Organisation

Die oberste Leitung hat ein General, dem ein Beirat zur Seite steht. Das Internationale Hauptquartier (IHQ) befindet sich in London (GB). Das Werk ist in Territorien aufgeteilt, die jeweils ein nationales Hauptquartier haben. Das Hauptquartier für Deutschland & Litauen befindet sich in Köln. Dasjenige für die Schweiz, Österreich und Ungarn in Bern.

Heute arbeitet die Heilsarmee in 111 Ländern. Weltweit hat sie etwa 2 Millionen Mitglieder (2004) in über 15.000 Gemeinden. Sie betreibt weltweit etwa 1.900 Schulen, 3.600 Sozialinstitutionen und rund 460 Krankenhäuser.

Die uniformierten Mitglieder (Salutisten) werden entweder als Soldaten, oder die ausgebildeten Prediger als Offiziere bezeichnet. Daneben gibt es eine zunehmende Zahl von vollzeitlichen Mitarbeitern, die nicht Mitglieder der Heilsarmee sind. Seit 1985 wurden Heilsarmee-Offiziere aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Ungarn und der Schweiz in Basel in einem gemeinsamen Ausbildungszentrum ausgebildet. Seit Sommer 2005 steht die Schule neu unter der Leitung des Schweizer Territoriums. Sie strebt eine Validierung nach ECTS-Normen an. Der Ausbildungsgang ist weiterhin für ausländische Studenten offen.

Die Heilsarmee sieht sich als Teil der christlichen Kirche.

Generäle der Heilsarmee

Hier eine Auflistung aller Generäle der Heilsarmee, in Klammern hinter dem Namen jeweils die entsprechende Amtszeit.
William Booth (Evangelist, Gründer und 1. General der Heilsarmee/ 1865 - 1912)
Bramwell Booth (Ältester Sohn von William Booth/ 1912 - 1929)
Edward J. Higgins (1929 - 1934)
Evangeline C. Booth (Tochter von William Booth/ 1934 - 1939)
George C. Carpenter (1939 - 1946)
Albert W. T. Orsborn (1946 - 1954)
Wilfred Kitching (1954 - 1963)
Frederick Coutts (1963 - 1969)
Erik Wickberg (1969 - 1974)
Clarence Wiseman (1974 - 1977)
Arnold Brown (1977 - 1981)
Jarl Wahlström (1981 - 1986)
Eva E. Burrows (1986 - 1993)
Bramwell H. Tillsley (1993 - 1994)
Paul A. Rader (1994 - 1999)
John Gowans (1999 - 2002)
John Larsson (2002 - 2006)
Shaw Clifton (ab 1. April 2006)

Tätigkeit

Die Heilsarmee hat zwei Hauptarbeitszweige:
Evangelisation
Praktische soziale Tätigkeit. Diese umfasst unter anderem Obdachlosenfürsorge, Heime für Kinder, Alte, Behinderte, Aids-Prävention, Schulen, Spitäler, Katastrophenhilfe).

Kirchliches Leben

Neben der bekannteren sozialen und evangelistischen Tätigkeit gibt es in der Heilsarmee auch ein kirchliches Leben mit Sonntagsgottesdienst, Seelsorgedienst, kirchlichen Handlungen, Unterweisung (Konfirmandenunterricht), Bibelstudium und Gebetszusammenkünften. Die Heilsarmee bietet eine vielseitige Palette an Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.

Die Heilsarmee hat ein Glaubensbekenntnis auf evangelikaler Grundlage, ihre uniformierten Mitglieder, die Heilsarmee-Soldaten, verpflichten sich unter anderem dazu, nach christlichen Maßstäben zu leben, auf Alkohol, Tabak, und Pornographie zu verzichten und sich aktiv in der sozialen und evangelistischen Tätigkeit zu engagieren.

Die Heilsarmee tauft nicht und feiert auch kein Abendmahl. Die Kinder werden eingesegnet.

Ökumene

Die Heilsarmee ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen. Sie beteiligt sich auch an den Aktionen und Zusammenkünften der Evangelischen Allianz. Sie war Mitglied des Ökumenischen Rats der Kirchen, die Mitgliedschaft ruht aber seit 1978, da die Heilsarmee die Unterstützung der militanten Befreiungsbewegungen in Südafrika ablehnte. In vielen Gremien und Projekten des ÖRK arbeitet die Heilsarmee aber mit.

Derivative Bewegungen

Der Erfolg der Heilsarmee führte zur Gründung ähnlicher Bewegungen innerhalb anderer Konfessionen, die sich in der Regel durch die militärische Terminologie und Organisation, sowie durch "Graswurzel"-Sozialarbeit auszeichnen:
Church Army der Church of England, wurde bereits 1882 gegründet
Legio Mariae der katholischen Kirche, gegründet 1921

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3. July 2006, 07:47   #215
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03. Juli 1971: Jim Morrison wird tot in der Badewanne aufgefunden

James Douglas Jim Morrison (* 8. Dezember 1943 in Melbourne, Florida, USA; † 3. Juli 1971 in Paris, Frankreich) war ein US-amerikanischer Rock ’n’ Roll-Sänger und Lyriker.

Morrison wurde bekannt als Leadsänger der Musikgruppe The Doors, die in der Zeit von 1966 bis 1971 sechs Langspielplatten veröffentlichte. Nach dem Tod Morrisons konnte die Band nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen.

Lebenslauf
Jim Morrison wurde am 8. Dezember 1943 in Melbourne (Florida) als ältestes von drei Kindern geboren. Er erhielt eine strenge Erziehung durch seinen Vater, der als Admiral der Marine dem Generalstab angehörte.

Im Alter von vier Jahren wurde Jim Morrison für sein ganzes Leben stark traumatisiert: Er war mit seiner Familie im Auto unterwegs und sie passierten die Stelle eines schweren Autounfalls, in dessen Folge eine unbestimmte Anzahl an indianischen Arbeitern nach dem Zusammenprall mit einem Lastkraftwagen zu Tode gekommen war.

In vielen Interviews erklärte Morrison später, dass in diesem Moment der Schamane in ihm geboren worden sei. Er behauptete, dass die Seelen der toten Indianer in seinen Körper gewandert seien. Wegen dieses Vorfalls behauptete Morrison in der Öffentlichkeit später ebenso, dass seine Eltern bereits gestorben seien. In dem Titel „Peace Frog“, veröffentlicht auf der fünften Doors-LP „Morrison Hotel“, arbeitete Morrison die Vorfälle auf. Oliver Stone hat den Unfall in seinem Kinofilm The Doors filmisch umgesetzt.

Sieben Jahre nach Morrisons Tod veröffentlichten die restlichen Gruppenmitglieder das Album „An American Prayer“, auf dem sie Aufnahmen von Jim Morrisons Gedichten, von ihm selbst nur Monate vor seinem Tod auf Band gesprochen, nachträglich mit Musik und Geräuschen unterlegten. Das Album musste schon öfters für moderne Songs wie z. B. „Bird of Prey“ von Fatboy Slim herhalten.

Morrison ist auch Autor von zahlreichen Gedichtbänden wie The Lords, The New Creatures und An American Prayer. Nach seinem Tod wurden neben seinen Aufzeichnungen und Notizen noch Far Arden und Wilderness – The Lost Writings of Jim Morrison veröffentlicht. Morrison selbst sah sich Zeit seines Lebens als Poet. Sein vor allem auf der Bühne häufig exzessives Verhalten stand im Gegensatz zu seinem verletzbaren und unsicheren Innenleben.

Morrison war bekannt für seinen exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum, z. B. LSD und Amphetamine. Waren es zu Beginn seiner Karriere noch eher bewusstseinserweiternde Substanzen, denen er sich anschloss, gab er sich gegen Ende verstärkt dem Alkohol hin („Ich schätze Alkohol, überall bekommt man ihn. Es ist leicht an Alkohol 'ran zukommen. Eine Bar findet man überall“). Im Rausch soll er sich einmal während eines Konzerts in Miami 1969 entblößt haben; dieser Vorfall führte letztlich zu einem in den Medien völlig aufgebauschten Schauprozess und wirkte sich überdies schlecht auf die Plattenverkäufe der Band aus und führte zu zahlreichen Konzertabsagen seitens der Veranstalter. Der Vorfall in Miami war übrigens auch der Grund, weshalb die Doors nicht am Woodstock-Festival teilnehmen durften. Morrison war für sämtliche Veranstalter untragbar geworden. Es wurde jedoch nie bewiesen, dass Morrison sich wirklich entblößt hat. Morrison erhielt zwar eine Gefängnisstrafe, umging diese allerdings, indem er nach Paris flüchtete. Dort ließ er sich mit seiner langjährigen Freundin Pamela Courson im Stadtteil Marais in einer Wohnung in der Rue Beautreillis 17 nieder. Er verließ die Band vermutlich zum einen wegen interner Streitigkeiten und zum anderen, um von Alkohol und Drogen los zu kommen; dennoch verstarb Morrison nur kurze Zeit danach im Alter von 27 Jahren. Die offizielle Todesursache lautet auf „Herzversagen“, die genauen Umstände seines Todes wurden nie hinreichend geklärt. Nach verschiedenen Indizien und Theorien ist es möglich, dass Morrison eine Portion puren Heroins (zu jener Zeit in Paris war er kein Konsument harter Drogen) für Kokain hielt und durch den Konsum ein Kreislaufversagen herbeiführte. Drei Jahre später folgte ihm seine Lebensgefährtin Pamela Susan Courson (die bis zu ihrem Tod heroinabhängig war) durch bislang ebenfalls ungeklärte Umstände in den Tod.

Jim Morrison wurde in Paris auf dem Friedhof Cimetière du Père Lachaise in der 6. Division, zweite Reihe begraben (48° 51' 33,8" N, 2° 23' 37,2" O), welches auch heute noch Anziehungspunkt für viele Fans ist.

Anmerkungen
Auf dem Grab war zwischenzeitlich eine Büste von Jim Morrison zu sehen, die jedoch wiederholt gestohlen wurde. 1991 wurde das Grab umgestaltet. Seit dieser Zeit ziert es ein massiver und schlichter Grabstein. Manchmal legen Fans in alter Tradition nicht nur Blumen, sondern auch Joints und Whiskeyflaschen auf das Grab des Sängers; durch Graffiti wurden umliegende Grabmäler beschmiert. Die Besuchermassen haben mittlerweile etwas nachgelassen, trotz allem gehört es zu den meistbesuchten Gräbern auf dem Friedhof auf dem auch weitere bekannte Persönlichkeiten ruhen. Auch gibt es kaum noch Graffiti: Morrisons Grab und die umliegenden Gräber wurden größtenteils gereinigt, sind abgesperrt und werden teilweise bewacht.

Die griechische Inschrift auf Jim Morrisons Grabstein besagt: KATA TON DAIMONA EAYTOY. Eine mögliche Übersetzung bedeutet etwa „Zerstöre den Dämon in dir“ (engl. Burn your own demon) oder auch „Er schuf seine eigenen Dämonen“. Die Übersetzung ist allerdings nicht unstrittig, manche Experten meinen, in der griechischen Sprache sei das Wort 'daimona' mehr im Sinne von Geist zu verstehen und eine adäquatere Übersetzung demnach True to his own spirit (etwa "Seinem inneren Geiste treu").

Oliver Stone verfilmte 1991 die Geschichte der Band unter dem Titel „The Doors“. Der Film basiert hauptsächlich auf dem Buch „No One Here Gets Out Alive“ von Jerry Hopkins, sowie aus Stones Interpretationen der Gedichte Morrisons, besonders der Gedichte auf „An American Prayer“. Der Film ist aber umstritten, er stellt teilweise die Doors und insbesondere Jim Morrison übertrieben dar. Ray Manzarek sagte nach der Premiere des Filmes, dass es ein guter Film sei, der eine amerikanische Rock-Band zeigt, niemals aber die Doors und schon gar nicht Jim Morrison. Der Film endet mit Aufnahmen des Grabs auf dem Pariser Friedhof Cimetière du Père Lachaise.

Morrison war nach Brian Jones, Jimi Hendrix und Janis Joplin der letzte von vier großen Rock-Stars, die zwischen 1969 und 1971 mit 27 Jahren starben.

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4. July 2006, 07:38   #216
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04. Juli 2003: Todestag Barry White

Barry Eugene White (* 12. September 1944 in Galveston, Texas als Barry Eugene Carter; † 4. Juli 2003 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Soulsänger und Musikproduzent. Erst später nahm er mit White den Namen des Vaters an.

Leben
Seine Karriere begann als er mit elf Jahren Jesse Belvin am Klavier begleitete. Es entstand der Song "Goodnight My Love". Dies hatte er zum Teil seiner Mutter zu verdanken, die ihm tatkräftig als Klavierlehrerin zur Seite stand. Mit sechzehn Jahren wurde er verhaftet, als er Autoreifen klaute. Er ging für 5 Monate ins Gefängnis.

Anfang der 1960er Jahre wird er unter dem Namen "Berry Lee" bekannt und wird unter anderem Mitglied der Bands "The Upfronts", "The Majestics" und "The Atlantics". Größere Erfolge konnte er doch mit seiner selbst gegründeten weiblichen Gesanggruppe Love Unlimited verbuchen. Hier fungierte er zudem als Songschreiber. Eine der Sängerinnen, Glodean James, heiratete er später sogar. Der größte Erfolg der Gruppe war "Walkin' In The Rain With The One I Love". Auch der nachfolgende Song "From A Girl's Point Of View" war ein Erfolg. Er verkaufte sich über eine Million mal und brachte den Durchbruch für White und Love Unlimited.

1973 erschien das erste Barry White-Album "I've Got So Much To Give".

Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er in den 1970er Jahren. Er erhielt mehr als 100 Goldene Schallplatten und verkaufte weltweit mehr als 100 Millionen Platten. Im Jahr 2000 wurde er für sein Album "Staying Power" mit zwei Grammys ausgezeichnet.

Seine größten Hits waren unter anderem "I'm Gonna Love You Just a Little More Baby" (1973), "Never, Never Gonna Give You Up" (1973), "Can't Get Enough of Your Love, Babe" (1974), "You're the First, the Last, My Everything" (1974), "What Am I Gonna Do With You" (1975), "Let the Music Play" (1976), "Your Sweetness is My Weakness" (1978), "Change" (1982), "Sho' You Right" (1987), und "Practice What You Preach" (1994).

Einen weiteren Hit hatte er mit dem 1973 von ihm geschriebenen und produzierten Instrumentalsong Love's Theme, gespielt vom Love Unlimited Orchestra.

Ab 1997 erlebte Barry White eine Renaissance, als seine Songs in der Kultserie Ally McBeal vermehrt als tragendes Element von Spielszenen Verwendung fanden. In einer Episode trat der Sänger sogar als Gast auf. 1999 ging er auf eine wieder sehr erfolgreiche Welttour und sang u. a. in Paris und Frankfurt (Festhalle) vor ausverkauften Häusern.

Barry White hatte auch einige kleinere Rollen in den Fernsehserien Die Simpsons und Die Biber Brüder.

Barry White kämpfte sein Leben lang mit den Folgen seines hohen Blutdrucks und Diabetes, war Dialysepatient und erlitt Anfang Mai 2003 einen Schlaganfall, der sich nach Angaben seiner Tochter auf die Sprache und die rechte Körperhälfte des Sängers auswirkte. Am 4. Juli 2003 gegen 09.30 Uhr (Ortszeit) starb er im Alter von 58 Jahren im Krankenhaus Cedars-Sinai in Los Angeles an einem Nierenversagen, nachdem er monatelang vergeblich auf eine Spenderniere gewartet hatte.

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5. July 2006, 07:31   #217
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05. Juli 1946: Der moderne Bikini wird vorgestellt

Der Bikini ist eine zweiteilige Badebekleidung für Frauen, die vorwiegend zum Schwimmen und Sonnen getragen wird.

Der Bikini im Lauf der Zeit

Altertum
Dem heutigen Bikini ähnliche Zweiteiler gab es schon lange. Dies belegen antike Wandmalereien und ein antikes Mosaik aus dem 4. Jahrhundert nach Christus im sizilianischen Bergstädtchen Piazza Armerina. Neun von ursprünglich zehn dargestellten römischen Sportschönheiten trugen Bikinis.

20. Jahrhundert
Zwar begannen schon seit der Jahrhundertwende Modeschöpferinnen mit dem Büstenhalter und Hüfthalter das Zeitalter des Korsetts zu verabschieden, doch bis diese Dessous als „Dessus“ ihren gesellschaftlichen Durchbruch schafften, verging noch einige Zeit. Ein Modell trug bezeichnenderweise den Namen Taboo. Erst die nach dem Zweiten Weltkrieg verfeinerte Textiltechnik und die Lockerung der gesellschaftlichen Sitten ermöglichten den Durchbruch.

Als französische Kreation wurde er im Jahr 1946 gleichzeitig einerseits durch Jacques Heim und andererseits Bart Louis herausgebracht und ursprünglich „Atom“ genannt. Doch im Schatten von Hiroshima erwies sich dieser Name als ungeeignet. Er hatte inzwischen gewissermaßen seine „Unschuld“ verloren.

Am 1. Juli 1946 warf eine US-amerikanische B-29 über dem Bikini-Atoll die erste Atombombe der Nachkriegszeit ab und leitete damit eine Testserie ein. Vier Tage später schickte Louis Réard das Model Micheline Bernardi mit vier kleinen Stoffdreiecken bekleidet über den Laufsteg in Paris. Das Atoll gab schließlich den Ausschlag für die Namensgebung. Das „Tabu“ war gebrochen. Der brisante Name schlug ein wie eine Bombe. Die Wirkung, die dieser knapp geschnittene Badeanzug hervorrief, wurde mit der gleichen moralischen Entrüstung betrachtet wie die Atombombenversuche auf Bikini. Der Erfolg war garantiert.

"Als ich ein Kind war, ereignete sich die Zerstörung des Bikini-Atolls. Die nächste weltbewegende Nachricht war die von der Erfindung des Badeanzugs namens Bikini. Ich hatte die Idee: Zuerst gab es Bikini, davon blieb nichts übrig. Vorher gab es Badeanzüge, nun bestanden sie quasi aus nichts." Steve Reich auf die Frage, wieso er den Bikini in seiner Oper „Three tales“ zu einem Hauptergebnis menschlicher Fortschrittssucht stilisiere.

Beim ersten James-Bond-Film „James Bond jagt Dr. No“ entstieg 1962 Ursula Andress im cremefarbenen Baumwoll-Bikini dem Meer. Die Szene sorgte für eine sprunghafte Verbreitung des Textilstücks. In Anknüpfung an diese Szene entstieg Halle Berry 2003 im James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ ebenfalls unter den Blicken von James Bond, gespielt von Pierce Brosnan dem Meer. Noch im Jahr 1965 wurde eine Münchner Schülerin vor Gericht zu sechs Tagen Putzen im Altersheim verurteilt, weil sie mit nichts als einem Bikini bekleidet über den Viktualienmarkt spaziert war.

Da Bikinihosen ohne Beinansatz sind, kann seitliches Schamhaar sichtbar werden, was meist als unästhetisch empfunden wird. Aus diesem Grund praktizieren Frauen die so genannte „Bikinirasur“, eine Form der Intimrasur, bei der nur derjenige Teil des Schamhaars entfernt wird, der beim Tragen eines Bikinis sichtbar werden würde. In Europa und den USA stellen die bikinirasierten Frauen, verglichen mit den voll-intimrasierten und den nicht intimrasierten Frauen, die größte Gruppe dar (40 bis 60 % der Frauen zwischen 15 und 40 Jahren).

Monokini
1964 entwarf in Amerika der österreichische Modemacher Rudi Gernreich (1922–1985) eine weitere Steigerung von Bikini: den Monokini, in die Umgangssprache später auch als Oben ohne eingegangen. Sinngemäß wurde der folgende Verzicht auf jede Badebekleidung auch Nokini bezeichnet.

Trikini
Ein kurzlebiger Modegag der 1960er Jahre war der Trikini. Wie der Name suggeriert, handelte es sich dabei um einen Dreiteiler. Da dabei jede Brust einzeln von einem Teil ohne Bänder bedeckt wurde, gestaltete sich die Befestigung schwierig und war nur durch Adhäsion oder Klebstoff möglich. Obwohl optisch ansprechend, hat er - weil unpraktisch - das Experimentalstadium der Modefotografie wohl nie verlassen und sich nicht durchsetzen können.

Unter demselben Namen entwarf im 21.Jahrhundert ein Modedesigner aus Landshut einen Bikini mit zusätzlicher variabler Tasche.

Arten von Bikini

Bikini-Oberteil
Bügel-BH
Triangel-BH
Neckholder-BH
Push-up-BH
Bustier
Tankini
Bandeau-Top
Die Oberteile sind meist entweder auf dem Rücken und im Nacken oder normal, d. h. wie bei einem BH, zu binden.

Bikini-Hose
Hipster, Panty, Hot Pants bzw. Bade-Shorts
Tanga
String
Rock
Vordermieder-Slip
Die Hosen sind entweder „am Stück“ oder seitlich zu binden.
 
6. July 2006, 08:22   #218
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06. Juli 1988: Piper Alpha wird durch ein Feuer zerstört

Die Piper Alpha war eine große Bohrinsel in der Nordsee im Ölfeld Piper ca. 170 km nordöstlich von Aberdeen und gehörte den Firmen Occidental Petroleum (78%) und Texaco (22%).
Etwa 10 % der gesamten damaligen Öl- und Gasproduktion in der Nordsee wurden über die Piper Alpha an die Erdoberfläche befördert.
Die Plattform begann 1976 mit der Produktion, war als Ölplattform entworfen und gebaut worden und wurde später auf Gas umgerüstet.
Aufgrund eines Unfalls wurde die Piper Alpha am 6. Juli 1988 durch ein Feuer zerstört, wobei 167 Menschen ums Leben kamen.

Aufbau der Bohrinsel
Die Bohrinsel bestand aus vier Modulen, die durch Brandschutzwände voneinander getrennt waren. Entsprechend den Sicherheitserfordernissen waren die Module so angeordnet, dass die gefährlichsten Arbeiten möglichst weit weg von den Mannschaftsräumen durchgeführt wurden. Die Umrüstung von Öl auf Gas durchbrach jedoch dieses Konzept und hatte zur Folge, dass einige sensible Bereiche direkt nebeneinander angeordnet werden mussten, z.B. die Gaskompression neben dem Kontrollraum, was schließlich einen Unfall zur Folge hatte.

Der Brand
Entgegen der sonst verbreiten Darstellung wurde die Bohrinsel nicht durch eine einzelne Explosion zerstört. Das Unglück entwickelte sich stufenweise. Innerhalb der ersten Stunde gab es einige kritische Momente, in denen die richtigen Entscheidungen die Katastrophe verhindern oder zumindest in ihren Auswirkungen wesentlich hätten abmildern können.

Zum Zeitpunkt des Unglücks am 6. Juli 1988 befanden sich 226 (anderen Quellen zufolge 229) Männer an Bord, von denen 166 auf der Plattform starben, ein weiterer Arbeiter starb später im Krankenhaus. Diejenigen, die überlebten, waren entgegen den geltenden Vorschriften ins Meer gesprungen.

Das Management der Occidental Petroleum berief sich darauf, dass es sich um den ersten Unfall auf einer ihrer Plattformen in der Nordsee handelte. Dabei verschwiegen die Verantwortlichen, dass es bereits vier Jahre zuvor einen tödlichen Unfall auf der Piper Alpha gegeben hatte, bei dem ein Arbeiter starb. Occidental zerstörte die verbogenen Überreste der Plattform und gab innerhalb eines Jahres sämtliche Aktivitäten in der Nordsee auf. Schätzungen zufolge kostete die Katastrophe Occidental über 15 Milliarden Dollar.

Die Piper Alpha Katastrophe wurde ein Lehrbeispiel dafür, wie eine Kette aus Unfähigkeit, Missmanagement, Desorganisation, unglücklichen Zufällen und Fehlentscheidungen, in eine Katastrophe führte. Es war bislang der größte Unfall auf einer Bohrinsel. Durch Untersuchungen der Abläufe während des Desasters konnten später die geltenden Sicherheitsvorschriften auf Bohrinseln entscheidend verbessert werden.

Chronologie des Brandes
In den Wochen vor dem 6. Juli 1988 wurde eine neue Gasleitung gebaut. Diese Arbeiten führten zu Abweichungen von der gewohnten Routine, trotzdem wurde die Plattform wie gewohnt betrieben. Auch die Entdeckung einiger kleiner Gaslecks war normal und kein Grund zur Beunruhigung.

Auf der Plattform gab es zwei große Kompressoren, bezeichnet mit A und B. Diese Maschinen verdichteten das geförderte Gas, damit es zur Küste weitergeleitet werden konnte. Am Morgen des 6. Juli wurde bei Kompressor A das Überdruckventil zur Überholung entfernt. Außerdem war der Kompressor für eine vierzehntägige Generalüberholung vorgesehen, die jedoch noch nicht begonnen hatte. Die offene Röhre wurde mit einer Metallplatte provisorisch verschlossen. Weil die Arbeit bis 18:00 nicht fertiggestellt werden konnte, blieb die Metallplatte an Ort und Stelle. Der diensthabende Ingenieur füllte ein Formblatt aus, aus dem hervorging, dass der Kompressor nicht betriebsbereit war und keinesfalls eingeschaltet werden durfte.

18:00
Weil er den diensthabenden Aufseher beschäftigt fand, unterließ es der Ingenieur, ihn persönlich vom Zustand von Kompressor A zu unterrichten. Er legte bloß den Arbeitszettel im Kontrollzentrum ab und entfernte sich. Der Zettel verschwand und wurde nie mehr gefunden. Zufälligerweise gab es für Kompressor A einen zweiten Arbeitszettel, nämlich den für die Generalüberholung, die jedoch noch nicht begonnen hatte.

19:00
Auf der Piper Alpha wurden die Vorschriften ein weiteres Mal verletzt. Wie auch andere derartige Bohrinseln hatte die Piper Alpha ein automatisches Löschsystem. Mächtige Dieselpumpen saugten ausreichende Mengen Seewasser an, um jedes Feuer auf der Insel zu löschen. Diese Pumpen sollten sich im Brandfall vollautomatisch einschalten. Wenn Taucher auf der Piper Alpha arbeiteten, wurden die Pumpen auf Handbetrieb umgestellt und konnten nur von einem einzigen Punkt aus wieder eingeschaltet werden. Auf anderen Plattformen wurde nur dann auf Handbetrieb umgestellt, wenn sich die Taucher in der Nähe der Einlassstutzen befanden, um zu verhindern, dass sie mit dem Meerwasser angesaugt würden. Auf der Piper Alpha jedoch wurde grundsätzlich immer dann, wenn Taucher im Wasser waren, die automatische Löschanlage auf Handbetrieb umgestellt, unabhängig davon, wo sich die Taucher aufhielten. So konnte am Abend des 6. Juli 1988 die Löschanlage nur per Hand in Betrieb genommen werden.

21:45
Kompressor B stoppte plötzlich und ließ sich nicht mehr in Gang bringen.

Von diesem Kompressor hing die gesamte Energieversorgung der Bohrinsel ab. Wenn die Plattform stromlos würde, würde die Bohrung stecken bleiben, was enorme Kosten verursachen würde. Dem Manager der Bohrinsel blieben nur wenige Minuten, um den Kompressor wieder in Gang zu bringen, ansonsten würde die Energieversorgung komplett ausfallen. Hektisch wurde in den Unterlagen gesucht, um festzustellen, ob Kompressor A in Betrieb genommen werden konnte.

21:52
Das Arbeitsblatt über die Generalüberholung wurde gefunden, das andere Blatt, das über das fehlende Überdruckventil hätte informieren sollen, wurde nicht gefunden. Da sich das Ventil in einem anderem Bereich befand als der Kompressor wurden die Arbeitsblätter auch nicht zusammen aufbewahrt (die Ablage war nach Bereichen sortiert). Es war keinem der Anwesenden bewusst, dass ein lebenswichtiger Teil der Maschine ausgebaut worden war. Der Manager nahm aufgrund der vorhandenen Unterlagen an, dass es sicher sein würde, Kompressor A zu starten. Das fehlende Überdruckventil fiel niemandem auf, zumal sich die Metallplatte, die das Ventil ersetzte, in mehreren Metern Höhe befand und zusätzlich von Maschinenteilen verdeckt wurde.

21:57
Kompressor A wurde in Betrieb genommen. Das Gas strömte in den Kompressor und erzeugte aufgrund des fehlenden Ventils einen Druck, dem die Metallplatte nicht standhielt. Gas begann auszuströmen, entzündete sich und erzeugte eine Explosion, die vermutlich zwei Männer sofort tötete. Der Aufseher drückte den Not-Ausschaltknopf. Nun wurden die Ventile der riesigen Leitungen im Meer geschlossen, die Öl- und Gasproduktion sofort gestoppt. Theoretisch hätte damit die Bohrinsel vom Öl- und Gaszufluss isoliert sein müssen.

Da die Bohrinsel ursprünglich als Ölplattform gebaut war, waren die Feuerschutzwände nicht für die Hemmung von Explosionen ausgelegt. Das Feuer konnte sich entlang der Feuerschutzwände nach unten ausbreiten und zerstörte einige Ölleitungen.

22:04
Der Funkraum, von dem aus der Manager der Plattform die Notfallmaßnahmen koordinieren sollte, musste aufgegeben werden. Die Möglichkeit, dass der Funkraum ebenfalls beschädigt oder zerstört werden könnte, war in der Planung übersehen worden, auf der Piper Alpha brach die Organisation zusammen. Es gab keinen Versuch, das Lautsprechersystem zu nutzen oder die Bohrinsel zu evakuieren.

Die Männer waren im Training instruiert worden, die Rettungsbootstationen aufzusuchen und dort auf weitere Anweisungen zu warten. Wegen des Feuers konnten die Männer die vorgeschriebenen Stationen nicht mehr erreichen, sie versammelten sich im feuergeschützten Versorgungsblock direkt unter dem Hubschrauberdeck. Dort warteten sie auf Rettung aus der Luft. Weil der Wind aus einer ungünstigen Richtung wehte und Feuer und Rauch über den Hubschrauberlandplatz blies, konnte jedoch kein Hubschrauber landen. Die Männer erhielten keine weiteren Anweisungen, und der Versorgungsblock füllte sich langsam mit Rauch.

Zwei Männer unternahmen den Versuch, die abgeschaltete Löschanlage in Gang zu setzen. Offensichtlich hatten sie keinen Erfolg, und sie wurden nie wieder gesehen.

Das Ölfeuer hätte sich vermutlich in kurzer Zeit selbst verzehrt, wenn es nicht ständig neue Nahrung erhalten hätte. Zwar war die Ölförderung auf Piper Alpha abgeschaltet, doch die Plattform befand sich im Zentrum eines Netzwerkes von Plattformen. Zwei weitere Bohrinseln, die Tartan und die Claymore, pumpten gemeinsam mit Piper Alpha Öl in die Hauptleitung, die zur Küste führte. Das Öl von Tartan und Claymore erzeugte einen Staudruck in der Leitung von Piper, der bewirkte, dass weiterhin Öl aus den zerstörten Leitungen der Alpha nachfloss. Claymore und Tartan hätten daher ihre Ölverpumpung sofort einstellen müssen.

Tatsächlich pumpte Claymore bis zur zweiten Gasexplosion Öl durch die Leitung, weil der Manager vom Kontrollzentrum der Occidental nicht die Erlaubnis erhielt, die Bohrinsel abzuschalten. Auch Tartan pumpte weiter, deren Manager hatte diese Direktive von seinem Vorgesetzten erhalten. Die Ursache für diese Vorgangsweise lag in den exorbitanten Kosten begründet, mit denen eine Abschaltung einer Plattform verbunden ist. Es dauert mehrere Tage, die Produktion nach einem Stillstand wieder auf das Normalmaß zu bringen, mit erheblichen finanziellen Folgen. Daher konnte diese Entscheidung von den Managern der Plattformen nicht ohne weiters getroffen werden. Weil sie mit erheblichen Sanktionen ihres Dienstgebers hätten rechnen müssen, zogen sie es vor, sich bei Occidental rückzuversichern.

In der Nähe der Piper Alpha verliefen Gasleitungen mit mehreren Metern Durchmesser. Zwei Jahre zuvor hatte das Management von Occidental eine Studie in Auftrag gegeben, die vor den Gefahren warnte, die von diesen Gasleitungen ausging. Den darin enthaltenen Druck abzubauen würde wegen Länge und Durchmesser der Leitungen mehrere Stunden dauern, so dass ein Feuer auf diesen Leitungen praktisch unmöglich zu bekämpfen wäre. Obwohl dem Management die Gefahr einer verheerenden Gasexplosion bekannt war, wurden Claymore und Tartan nicht beim ersten Notruf abgeschaltet.

22:20
Die Gasleitung von der Tartan-Plattform schmolz und brach. Drei Tonnen Gas traten jede Sekunde aus und verbrannten. Auf einer Fläche von nur 75m² wurde der eineinhalbfache Gasverbrauch des gesamten U.K. abgefackelt. Von diesem Zeitpunkt an war die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.

Trotz der Gasexplosion war ein Großteil der Männer im Versorgungsblock noch am Leben, obwohl die Lage wegen des zunehmenden Rauches zunehmend verzweifelt wurde – so effizient war die feuerhemmende Verkleidung. Einige Männer begannen, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Obwohl sie gewarnt worden waren, dass es den sicheren Tod bedeute, suchten sie den Weg nach unten aus dem Versorgungsblock und riskierten den 30 Meter tiefen Sprung ins Meer.

22:30
Wie durch ein Wunder ankerte die Pharos, eine große Rettungsinsel, in unmittelbarer Nähe der Piper Alpha. Diese fahrbare Insel war von Occidental eigens für einen derartigen Notfall gebaut worden wie er jetzt eingetreten war. Doch auch hier versagte die Technik auf allen Linien. Zunächst fuhr die Pharos die Feuerwehrschläuche zu schnell aus. Das System schaltete sich ab, die Mannschaft der Insel verlor zehn kostbare Minuten, um es wieder in Gang zu bringen. Die ausfahrbare Gangway bewegte sich nur quälend langsam und benötigte über eine Stunde, um auf die volle Länge von 30 Metern auszufahren.

22:50
Die zweite Gasleitung barst und explodierte. Die Pharos wurde von der ungeheuren Hitze zurückgeworfen, die Mannschaft konnte nur mehr beobachten, wie die Plattform langsam schmolz und zusammenbrach. Nach dieser zweiten Explosion stellt Claymore endlich die Ölverpumpung ein.

23:50
Der Versorgungsblock rutschte ins Meer, der größte Teil der Plattform folgte ihm nach.

Folgen
Die Piper Alpha brannte noch drei Wochen, bevor sie von Red Adair und seiner Mannschaft gelöscht werden konnte. Der berühmte Feuerwehrmann brachte das Großfeuer unter Kontrolle, indem er Zement in die Bohrlöcher pumpte und sie dann kappte. Interessanterweise war ausgerechnet der Teil der Plattform, der als der gefährlichste angesehen worden war, stehen geblieben, nämlich ein Teil des Bohrdecks.

Von den Getöteten konnten später 135 (oder 137, die Quelle ist nicht einheitlich) geborgen werden, die restlichen Leichen blieben vermisst. Der Großteil der Opfer war an Rauchgasvergiftung gestorben, nur die wenigsten an Verbrennungen.

Ein einfaches Schild mit einem Warnhinweis an Kompressor A hätte wahrscheinlich die Tragödie vermieden. Es gab jedoch Stimmen, die behaupteten, eine Tragödie im Ausmaß der Piper Alpha hätte sich früher oder später aufgrund der mangelnden Sicherheitsmaßnahmen in der Nordsee auf jeden Fall ereignen müssen.

Die umfangreiche Untersuchung durch Lord Cullen deckte die Mängel im Management und in den Abläufen von Occidental auf. Cullen machte in seinem Bericht 106 Vorschläge, um die Sicherheit auf Bohrinseln zu verbessern. Diese Vorschläge wurden alle von der Ölindustrie akzeptiert. Die Vorschläge betrafen Verbesserungen bei der Dokumentation von Arbeiten an den Maschinen ("permit to work"), günstigere Platzierungen der Sicherheitsventile an den Leitungen, Wärmeisolierung von unterseeischen Leitungen, Verbesserungen der Evakuierungssysteme, Verringerung der Rauchgefahr sowie Einführung von Sicherheitsaudits.

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7. July 2006, 07:38   #219
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07. Juli 1946: Howard Hughes stürzt ab

Die Hughes XF-11 war ein zweimotoriges Langstrecken-Aufklärungsflugzeug mit zwei Pratt & Whitney R-4360-31 28-Zylinder-Sternmotoren mit jeweils ca. 3.000 PS Startleistung. Konstruiert wurde die Doppelrumpfmaschine, die Ähnlichkeiten mit der bekannten Lockheed P-38 Lightning aufwies, von dem US-amerikanischen Milliardär Howard Hughes. Die US-Air-Force orderte zunächst 98 Maschinen dieses Typs zur Verwendung als Bildaufklärer. Aufgrund des Endes des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Auftrag aber zurückgezogen, so dass lediglich zwei Prototypen gebaut wurden, wovon die erste am 15. April 1946 zu ihrem Jungfernflug startete, aber bereits am 7. Juli des gleichen Jahres abstürzte und ausbrannte. Hughes, der die Maschine persönlich steuerte, zog sich durch diesen Unfall erhebliche Verletzungen zu.


XF-11Am 5. April 1947, nach Hughes Genesung, startete der zweite Prototyp, diesmal mit konventionellen Vierblatt-Propellern, während die erste Ausführung mit zwei gegenläufigen Propellern pro Triebwerk versehen war. Da jedoch die Stabilität bei niedriger Geschwindigkeit zu wünschen übrig ließ und mit der Boeing RB-50 ein vergleichbares und günstigeres Flugzeug existierte, verzichtete die US-Luftwaffe aus Kostengründen auf die Weiterentwicklung der XF-11.

Aufbau
Die XF-11 war ein zweisitziger freitragender Hochdecker mit doppelten Leitwerksauslegern. Das Fahrwerk bestand aus je einem mit 2 Rädern ausgestatteten einziehbaren Fahrwerksbein pro Rumpfteil sowie einem ebenso ausgestatteten Bugfahrwerk. Die Spitze des mittleren Buges bestand aus Glas um eine Kamera zu beherbergen.

Hughes XF-11

Howard Robard Hughes (* 24. Dezember 1905 in Houston, Texas; † 5. April 1976 in einem Flugzeug über Texas) war ein US-amerikanischer Unternehmer. Er war der Haupterbe der einträglichen Hughes Tool Company, Filmproduzent und Luftfahrtpionier.

Hughes' Vater war der Glücksritter und Ölsucher Howard Robard „Bo“ Hughes, seine Mutter Allene Gano, eine reiche, neurotische Erbin aus Dallas. Howard kam mit einem angeborenen Hörleiden (Otosklerose) zur Welt. Er besuchte die exklusive Thacher School in Kalifornien, jedoch ohne Abschluss. Seine Mutter starb 1922, sein Vater, Howard R. Hughes sen., kurze Zeit später im Jahre 1924. Wegen des Todes seines Vaters verließ der junge Hughes das Rice Institute, welches er bis dahin besucht hatte, und übernahm die Hughes Tool Company, die dank ihres Monopols auf Erdöl-Bohrköpfe jährlich Millionen-Gewinne erwirtschaftete. "Mein erstes Ziel ist es, der beste Golfspieler der Welt zu werden. Zweitens der beste Flieger zu werden und drittens der berühmteste Filmproduzent. Und dann will ich, dass Sie mich zum reichsten Mann der Welt machen." sagte Howard Hughes zu seinem Generalbevollmächtigten Noah Dietrich, den er 1925 eingestellt hatte, und der bis 1957 blieb.

Mit einem Prototypen einer eigenen Flugzeugkonstruktion, der Hughes XF-11, hatte Hughes am 7. Juli 1946 einen schweren Unfall, als er mit dieser Maschine bei einem Testflug über Beverly Hills in unmittelbarer Nähe des Country Club Golfplatzes abstürzte und drei Häuser demolierte. Dabei ging das Flugzeug in Flammen auf und Hughes zog sich schwere bleibende Verletzungen an Kopf und Rücken zu. Von diesem Unfall erholte er sich nie. In der Folge wurde Hughes medikamenten- und codein-abhängig. Die Auswirkungen seiner Verletzungen und seiner Drogenabhängigkeit führten zu einer Persönlichkeitsveränderung mit paranoiden Wahnvorstellungen, so dass Hughes nur noch einen kleinen Stab von Personen (ausschließlich Mormonen) um sich duldete, von denen er die Einhaltung bizarrer Rituale forderte. So mussten beispielsweise sieben Mormonen jeden Gegenstand, den er anfasste, mit Papiertüchern abdecken.

Howard Hughes starb am 5. April 1976 in einem Flugzeug über Texas an Nierenversagen.

Howard Hughes
 
9. July 2006, 11:02   #220
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08. Juli 2003: Todestag Ladan und Laleh Bijani

Ladan und Laleh Bijani (* 17. Januar 1974 in Firuzabad, Iran; † 8. Juli 2003 in Singapur) waren ein am Kopf zusammengewachsenes, siamesisches Zwillingspaar. Sie starben bei dem Versuch, beide zu trennen.

Leben

Die Eltern von Ladan und Laleh lebten zum Zeitpunkt der Geburt im iranischen Ort Lohrasb mit ca. 300 Einwohnern und ohne fließendes Wasser und Strom.

Obwohl die Mutter sich vor der Geburt ärztlich untersuchen ließ, wurde die Fehlbildung der Zwillinge erst bei der Geburt im Krankenhaus von Firuzabad festgestellt. Von dort wurden sie sofort in das Namazi Hospital in Shiraz transportiert, damals eine renommierte Klinik unter amerikanischer Leitung. Dort lebten die Kinder jahrelang getrennt von ihren Eltern, welche sie nur gelegentlich besuchen konnten, bis sie 1977 ins Reza-Pahlavi-Hospital in Teheran verlegt wurden, die modernste Klinik Persiens. Diese Verlegung geschah ohne das Wissen der Eltern.

Hier lernte der Basarhändler Alireza Safaian die Schwestern kennen und nahm sich ihrer an. In der nahe Teheran gelegenen Millionenstadt Karaj wuchsen die beiden in einem Villenviertel auf.

Im Sommer 1977 wurden die Dreijährigen zum ersten Mal in einer deutschen Klinik vorgestellt, um eine mögliche Operation zu prüfen. Der Bruder des Ziehvaters war Chirurg in Erlangen und hatte so den Kontakt zur Uniklinik Bonn hergestellt. Doch die Ärzte dort lehnten den Eingriff als zu gefährlich ab.

Auf Anraten von Psychologen wurden die beiden Mädchen auf eine normale Schule geschickt – sie waren im Unterricht sehr gut und beliebt. Auch die Öffentlichkeit wurde auf die Mädchen aufmerksam und so erfuhr der Vater durch die Medien, wo sich seine Kinder aufhalten. Er versuchte das Sorgerecht zu bekommen, doch ein Gericht lehnte die Rückkehr zu den Eltern in die Provinz ab.

Es war der Wunsch der beiden zu studieren, doch Ladan wollte Juristin werden und Laleh Journalistin. Sie studierten schließlich sechs Jahr lang Jura an der Universität Teheran. Laleh hatte sich dem Wunsch ihrer Schwester gebeugt.

Die unterschiedlichen Lebenswünsche und Charaktere der beiden – Ladan redete viel und unternahm gerne etwas, Laleh war oft nachdenklich und manchmal sogar depressiv – machten ihnen das Leben zunehmend zur Qual. Es war der Herzenswunsch der beiden, getrennt zu werden.

Operation

Bei vielen Kliniken sprachen die beiden für eine Operation vor, so auch im Jahre 1988 in Hannover und 1997 in Heidelberg, doch keine Klinik war bereit, die hochkomplizierte Operation durchzuführen.

Hauptproblem war, dass Ladan und Laleh zwar über zwei eigenständige Gehirne aber nur über eine am Hinterkopf verlaufende Hauptvene verfügten. Diese Vene zu rekonstruieren stellte für die Mediziner eine scheinbar unüberwindbare Hürde dar.

2002 erfuhren die beiden von einer erfolgreichen Trennung eines Paares mit zusammengewachsenen Köpfen in Singapur, allerdings handelte es sich dabei um Babys. Sie ließen sich in der Raffles-Klinik in Singapur untersuchen und der Neurochirurgen Keith Goh und sein Ärzteteam waren schließlich bereit, die beiden zu operieren. Die Erfolgschancen wurden damals auf 50 % geschätzt.

Trennungen von siamesischen Zwillingen im Erwachsenenalter gelten als sehr risikoreich und wenig Erfolg versprechend. Das Team war dennoch zuversichtlich, denn es hatte sich mit Hilfe einer virtuellen „Brain-Bench“ auf die Operation vorbereitet. Diese „Brain Bench“, ein originalgetreues und dreidimensionales Modell des Hirns der Schwestern, an welchem die Mediziner alle Schnitte üben konnten, wurde von der Nationalen Universität von Singapur gemeinsam mit der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore entwickelt.

Die Operation begann am 6. Juli 2003 und wurde von einem 28-köpfigen Ärzte-Team durchgeführt. Alleine die Entfernung des Knochenbandes zwischen den Schädeldecken der beiden Zwillinge dauerte mehr als sechs Stunden.

Die gemeinsame Vene, welche am Hinterkopf der Bijani-Zwillinge verlief, sollte nach der Trennung der Gehirne Laleh erhalten. Ladan sollte mit Hilfe einer Vene aus ihrem Oberschenkel einen Bypass bekommen, durch welchen das Blut aus ihrem Gehirn abfließen sollte. Der Bypass, dessen Aufbau 13 Stunden gedauert hatte, erwies sich aber bereits am Montagabend als zu wenig durchlässig.

Während der Operation schwankte der Blutdruck der Schwestern bedrohlich und es bestand das Risiko von Hirnschwellungen. Es wurde auch erwogen, die Operation abzubrechen.

Letztendlich verloren die Zwillinge zu viel Blut, so dass ihr Zustand nicht mehr zu stabilisieren war. 53 Stunden nach Beginn der Operation starb Ladan Bijani, eineinhalb Stunden später auch ihre Schwester Laleh. Offizielle Todesursache war Kreislaufversagen durch Blutverlust.

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9. July 2006, 11:12   #221
Jules
 
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09. Juli 1956: Geburtstag Tom Hanks

Tom Hanks (* 9. Juli 1956 als Thomas Jeffrey Hanks in Concord, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur und Produzent.

Er gilt als einer der besten Charakterdarsteller und hat bereits zwei Oscars gewonnen.

Leben

Hanks ist mit der Schauspielerin Rita Wilson verheiratet. Er hat vier Kinder; Colin und Elizabeth aus der ersten und Chester und Truman Theodore aus der jetzigen Ehe. Nach eigenen Angaben kommt er aus „zerrütteten Familienverhältnissen“. Seine Eltern, Amos Hanks und Janet Turner, ließen sich früh scheiden und er wuchs zum Teil bei Stieffamilien auf. Tom Hanks übte sich früh in College-Theaterstücken, was er jedoch recht schnell wieder aufgab. Im Jahre 1978 machte er sich auf nach New York – zur Jobsuche. Dort traf er seine erste Frau Samantha Lewes und hier begann er auch seine Karriere. Von Samantha trennte er sich später im Jahre 1985 wieder.

Leistungen

Biografie

Nach mehreren Auftritten in verschiedenen TV-Serien, darunter u.a. Happy Days, bekam er 1984 seine erste Hauptrolle in einem Kinofilm in Splash – Eine Jungfrau am Haken.

Nachdem er zu Beginn seiner Karriere vorwiegend in Komödien wie Geschenkt ist noch zu teuer oder Scott & Huutch mitgespielt hat, folgten mit Fegefeuer der Eitelkeiten und Philadelphia zwei Filmdramen.

Gerade mit seiner Rolle des an Aids erkrankten Andrew Beckett in Philadelphia gelang ihm sowas wie ein Image-Wechsel. Er wurde ab diesem Film und dem Gewinn des Oscars als Charakterdarsteller ernst- und wahrgenommen. Diesen Ruf festigte er im darauffolgenden Jahr 1994 mit seiner Rolle in Forrest Gump und dem erneuten Gewinn des Oscars. Der Gewinn von zwei Oscars für die Kategorie "Bester Hauptdarsteller" (Best actor in a leading role) gelang vor ihm nur Spencer Tracy.

Es folgten weitere erfolgreiche Produktionen, in denen Hanks eine wichtige Rolle übernahm, so z. B. Apollo 13 oder Der Soldat James Ryan.

Hanks nimmt auch körperliche Strapazen auf sich, um seine Rolle möglichst glaubhaft spielen zu können. Für Cast Away musste er zunächst viele Kilo abnehmen, um einen Schiffbrüchigen darzustellen - hierfür wurde der Dreh mehrere Monate unterbrochen, nachdem zuvor die Szenen gedreht worden waren, in denen er als etwas untersetzter Manager von FedEx zu sehen ist.

Jedoch ist Hanks nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Drehbuchauthor und Produzent tätig. So schrieb er zum Beispiel für den Film That Thing You Do! das Skript und spielte darüberhinaus neben seinem Sohn Colin Hanks in dem Film mit. Hanks produzierte u.a. außerdem mit From the Earth to the Moon und Band of Brothers zwei Fernsehserien.

Im Juli 2004 berichtete das Fachblatt Variety, dass Tom Hanks und DreamWorks die Rechte für die Verfilmung der Lebensgeschichte des US-Rock-’n’-Roll-Musikers, Filmemachers und Schauspielers Dean Reed erworben hätten. Laut Variety wolle Hanks selbst die Hauptrolle und Produktion übernehmen und habe dafür Egon Krenz in Berlin interviewt. Reed hatte von 1972 bis zu seinem Tod 1986 in der DDR gelebt und wurde dort als „roter Elvis“ gefeiert.

Deutscher Synchronsprecher für Tom Hanks ist Arne Elsholtz.

Trivia
Tom Hanks hat mehrmals als Gastmoderator Saturday Night Live moderiert (insgesamt 8 Mal).
Er wurde im Jahr 1999 für seine Arbeit in Der Soldat James Ryan mit dem Distinguished Public Service Award geehrt. Das ist die höchste Auszeichnung der U.S. Navy für einen Zivilisten.
Entertainment Weekly hat Hanks als den einzigen Schauspieler ausgewählt, der seine 20 Million Dollar Gage auch wert ist.
Bei den Recherchen in Deutschland zu der von ihm mitproduzierten TV-Serie Band of Brothers hat er sich im Herbst 1999 die Schulter ausgekugelt, als er durch eine verrottende Decke stürzte
Er wurde 1997 in dem britischen Magazin Empire auf Platz 17 der "Größten 100 Film Stars aller Zeiten" (The Top 100 Movie Stars of All Time) gewählt
Wurde 1995 von den Lesern des US-Magazines zum besten Schauspieler gewählt.
Er ist der Bruder von Jim Hanks. Außerdem hat er noch einen zweiten Bruder, der Professor an der University of Illinois ist.
Seine Dankesrede bei den Oscars für seinen Preis als Bester Hauptdarsteller in Philadelphia bildete die Grundlage für den Film In & Out. In seiner Rede dankte Hanks einem schwulen Lehrer.
Laut Aussage von Patrick Stewart ist Tom Hanks ein großer Star Trek-Fan. Als die beiden sich das erste Mal trafen, wollte Hanks über nichts anderes reden. Ursprünglich war Hanks sogar für die Rolle des "Zefram Cochrane" in Star Trek: First Contact vorgesehen, musste dann aber aufgrund seiner Verpflichtungen für den Film That Thing You Do! absagen.
Außerdem ist er ein großer Fan der Cleveland Indians-Baseball Mannschaft und des englischen Premier League-Vereins Aston Villa
Tom Hanks ist weitläufig mit Abraham Lincoln, dem 16. Präsidenten der USA verwandt. Ihre gemeinsamen Vorfahren waren William und Sarah Hanks, die Ur-Ur-Ur-Großeltern des ehemaligen Präsidenten waren.

Filmographie (Auswahl)
1982 - Labyrinth der Monster
1984 – Splash – Eine Jungfrau am Haken (Splash)
1985 - Alles hört auf mein Kommando (Volunteers)
1985 – Der Verrückte mit dem Geigenkasten (The Man with One Red Shoe)
1986 – Geschenkt ist noch zu teuer (The Money Pit)
1987 – Schlappe Bullen beißen nicht (Dragnet)
1988 – Big
1989 – Meine teuflischen Nachbarn (The Burbs)
1989 – Scott und Huutsch (Turner & Hooch)
1990 – Fegefeuer der Eitelkeiten (The Bonfire of the Vanities)
1990 – Joe gegen den Vulkan (Joe Versus the Volcano)
1992 – Eine Klasse für sich (A League of Their Own)
1993 – Schlaflos in Seattle (Sleepless in Seattle)
1993 – Philadelphia
1994 – Forrest Gump
1995 – Apollo 13
1995 – Toy Story
1996 – That Thing You Do!
1998 – Der Soldat James Ryan (Saving Private Ryan)
1998 – E-Mail für Dich (You’ve Got Mail)
1999 – The Green Mile
1999 – Toy Story 2
2000 – Cast Away – Verschollen (Cast Away)
2001 – Band of Brothers
2002 – Road to Perdition
2002 – Catch Me If You Can
2004 – Ladykillers (The Ladykillers)
2004 – Terminal (The Terminal)
2004 – Der Polarexpress (Polar Express)
2006 – The Da Vinci Code – Sakrileg (The Da Vinci Code)

Auszeichnungen (Auswahl)

Oscar

Nominierungen
1988 – Bester Hauptdarsteller (Big)
1998 – Bester Hauptdarsteller (Der Soldat James Ryan)
2000 – Bester Hauptdarsteller (Cast Away)

Gewinne
1994 – Bester Hauptdarsteller (Philadelphia)
1995 – Bester Hauptdarsteller (Forrest Gump)

Golden Globe

Nominierungen
1994 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Comedy“ (Schlaflos in Seattle)
1999 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Drama“ (Der Soldat James Ryan)

Gewinne
1989 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Comedy“ (Big)
1994 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Drama“ (Philadelphia)
1995 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Drama“ (Forrest Gump)
2001 – Bester Hauptdarsteller in der Kategorie „Drama“ (Cast Away – Verschollen)

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10. July 2006, 07:54   #222
Jules
 
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10. Juli 1976: Der Unfall in Seveso entwickelt sich zur Umweltkatastrophe

Als Sevesounglück wird einer der schlimmsten Chemieunfälle des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Die Umweltkatastrophe ereignete sich am 10. Juli 1976 in der chemischen Fabrik Icmesa S.p.A in Meda bei Mailand. Dabei wurden große Mengen des hochgiftigen Dioxins TCDD (umgangssprachlich auch nur "Dioxin" genannt) frei.

Vorgeschichte des Unfalls
Bis Sommer 1976 wurde die Produktion von Trichlorphenol (TCP), einem Vorprodukt für Desinfektionsmittel gesteigert, obwohl einige Anwohner über Geruchsbelästigungen und gesundheitliche Beschwerden klagten. Die Modernisierung der Produktion wurde nicht umgesetzt.

Die Arbeitsbedingungen in der TCP-Produktion waren schlecht. Die Arbeiter waren hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt und verfügten über eine unzureichende Ausbildung. Ein Arbeiter berichtete später Folgendes: „Wenn eine Birne der Beleuchtungsanlage unserer Abteilung kaputt war, musste man erstmal Dampf unter Druck austreten lassen, um die giftigen Rauchwolken, die sich ständig unter dem Dach sammelten, zu entfernen, bevor einer von uns mit einer Leiter die Birne wechseln durfte.“ Außerdem musste die Belegschaft, die zum Zeitpunkt des Unglücks 163 Beschäftigte umfasste, ständig die Abteilungen wechseln und konnte sich nicht richtig einarbeiten und Erfahrungen sammeln.

Chronologie des Unfalls
Im Juli 1976 kam es zu einem fatalen menschlichen Versagen. Am Nachmittag des 9. Juli besprach der Produktionsleiter mit den Vorarbeitern der TCP-Produktion den Plan für die kommende Woche. Im Bau B auf dem Werksgelände sollte wie üblich Trichlorphenol produziert werden. Hierzu wurde um 16.00 Uhr des gleichen Tages mit der Beschickung und Beheizung des „Reaktionskessels 101“ begonnen. Gegen Abend begann der Reaktor zu arbeiten. Um 2.30 Uhr am 10. Juli war laut Temperaturdiagramm die Reaktion des Kesselinhalts beendet. Um 6.00 Uhr war die Nachtschicht beendet. Ein Operateur schaltete das Rührwerk des Autoklaven 101 ab. Die zu diesem Zeitpunkt gemessene Temperatur von 158 °C war zu hoch. Dadurch, dass der Kesselinhalt keine Umschichtung mehr erfuhr, kam es zu einem Wärmestau. Das Wartungs- und Reinigungspersonal im Gebäude B merkte von der sich anbahnenden Katastrophe nichts.

Die chemische Kettenreaktion begann gegen 12.30 Uhr zunächst langsam, dann mit schnellem Druck- und Temperaturanstieg, und endete schließlich in einer Explosion. Um 12.37 Uhr platzte die Berstscheibe eines Sicherheitsventils infolge von Überdruck, der Kessel 101 entlud sich über eine Abblasestation in die Umwelt. Ein Auffangreservoir gab es nicht.

Über eine halbe Stunde lang wurde abgeblasen. Dabei wurden ein bis zwei Kilogramm der hochgiftigen Substanz TCDD, zehntausendmal giftiger als Zyankali, in die Umgebung freigesetzt.

Die sich ausbreitende Giftwolke trieb in südöstliche Richtung und ging hauptsächlich über den Gemeinden Seveso, Meda, Desio und Cesano Maderno nieder.

Erst um 13.45 Uhr traf fachkundiges Personal ein und konnte den Reaktor auf eine unkritische Temperatur herunterfahren. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1 800 Hektar Land auf Jahre verseucht.

Die Folgen
In den folgenden Tagen warnte die Werksleitung Anwohner der Fabrik davor, Obst und Gemüse aus heimischen Gärten zu verzehren und informierte die zuständigen Behörden. Außerdem wurden Proben vom Werksgelände und der Umgebung gesammelt und untersucht. Den Chemikern gelang nach chemischen Analysen, TCDD in den Proben nachzuweisen und eine Karte über die Ausbreitung der Substanz zu erstellen.

Die Blätter von Bäumen und Sträuchern in der Umgebung welkten und verdorrten, zahlreiche Tierkadaver wurden aufgefunden und viele Menschen erkrankten an Chlorakne.

Dennoch reagierten die Behörden zu spät und schlossen die Fabrik erst zum 17. Juli. Und das auch nur, nachdem Arbeiter in einen wilden Streik getreten waren und der Druck seitens der Öffentlichkeit zunahm.

Am 26. Juli verließen zunächst 208 Bewohner das verseuchte Gebiet. Die Zwangsräumung wurde behördlich angeordnet und das gefährdete Gebiet militärisch abgesperrt. Bewaffnete Soldaten mit zum Teil schweren Schutzanzügen und Gasmasken patrouillierten in den Straßen. Weitere 500 Personen wurden am 2. August evakuiert, nachdem noch schockierendere Analysenergebnisse eingetroffen waren. Die Firma Roche rief ihren Krisenstab zusammen. Die Gesundheitsbehörden rieten Schwangeren zu einer Abtreibung.

Zusammen mit der Roche-Konzernleitung versuchte die italienische Regierung einen Dekontaminationsplan für das verseuchte Gebiet zu erarbeiten. Dies mündete jedoch in zum Teil absurden Vorschlägen. Roche verpflichtete sich, grundsätzlich für alle Schäden und Dekontaminationsarbeiten aufzukommen. Im Herbst 1976 begannen die ersten Entseuchungsarbeiten. Zunächst wurde verseuchtes Laub eingesammelt und Gebäude mit speziellen Seifenlösungen behandelt, sofern deren Entseuchung überhaupt möglich war. Genaue Bodenanalysen sollten klären, wie stark das Erdreich verseucht war und ob eventuell das Grundwasser gefährdet war. Bis zum Sommer 1977 waren die ersten Dekontaminations-Maßnahmen beendet. Einige Betriebe und Schulen waren wieder nutzbar. Viele Gebäude waren jedoch so stark verseucht, dass nur deren Abbruch in Frage kam. Die innere Zone um die Fabrik blieb gesperrt. Das Erdreich in dieser Zone musste teilweise entfernt werden. Bis Jahresende 1977 konnten insgesamt 511 Personen ihre Häuser wieder beziehen.

Im Juli 1978 wurden die letzten Chemikalien, außer denen im Gebäude B, entfernt.

Die Dekontaminations-Maßnahmen in der Kernzone begannen erst im Frühjahr 1980. Hierzu wurde eine Grube mit 85.000 Kubikmetern Fassungsvermögen bei der Fabrik ausgehoben. Diese Grube wurde mit dicken verschweißten Kunststoffbahnen ausgekleidet. Die Grube sollte verseuchte Erde, Bauschutt und Schrott sicher einschließen.

In der Fabrik selbst begannen die Demontage- und Abbrucharbeiten. Das Gebäude B mit dem Havariekessel wurde aus Sicherheitsgründen nicht angetastet. Die italienischen Behörden beauftragten Anfang 1982 die Firma Mannesmann Italiana mit der Entsorgung des Reaktorinhaltes. Eine weitere Grube mit 160.000 Kubikmetern Fassungsvermögen wurde im Mai 1982 ausgehoben, um den Schutt von abgerissenen Gebäuden und verseuchtes Erdreich zu entsorgen.

Im Sommer 1982, sechs Jahre nach dem Unglück, wurde der Raparto B geöffnet. Darin verbliebene Rohrleitungen, Behälter und Aggregate wurden demontiert. Die Arbeiter, allesamt Freiwillige, trugen dabei schwere Schutzanzüge. Schließlich wurde der Reaktorkessel 101 entleert und der hochgiftige Inhalt in 41 Stahlfässer gefüllt. Diese Stahlfässer erhielten zusätzlich eine Umverpackung. Die Entleerung geschah unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und Videoüberwachung. Die raumanzugähnlichen Monturen der Arbeiter wurden von außen mit Frischluft versorgt und die Arbeitszeiten am Reaktor waren genau reglementiert. Am 10. September 1982 wurden die Fässer mit dem Reaktorinhalt mit Lastkraftwagen abtransportiert. Die LKW fuhren Richtung Frankreich; ab St. Quentin verlor sich ihre Spur. Als die französische Presse vom „Verlust“ der Fässer erfuhr, kam es zum öffentlichen Skandal. Es begann eine verzweifelte Suche nach den Giftfässern. Die Fässer wurden an allen möglichen und unmöglichen Orten vermutet. Schließlich wandte sich das französische Umweltministerium an das deutsche Innenministerium, da dieses den Giftmüll in der Bundesrepublik Deutschland vermutete. Danach wurde in allen Deponien Westdeutschlands nach den Fässern gefahndet. Einige vermuteten die Fässer in der DDR.

Die deutsche Bundesregierung beauftragte nach erfolgloser Suche den Top-Agenten Werner Mauss mit der Recherche nach dem Verbleib der Fässer. Am 19. Mai 1983 wurden die Fässer schließlich in einem ehemaligen Schlachthof im nordfranzösischen Dorf Anquilcourt-le-Sart gefunden und in die französische Kaserne Sissone gebracht. Die Schweizer Regierung erteilte Roche die Erlaubnis, die Fässer in Basel zwischenzulagern, wo sie am 4. Juni eintrafen.

Am 24. September 1983 verurteilte ein Gericht in Monza fünf Mitarbeiter zu Freiheitsstrafen von zweieinhalb bis zu fünf Jahren. Alle Verurteilten gingen in Berufung.

Im April 1984 waren alle Dekontaminationsarbeiten in Seveso abgeschlossen. Man ließ einen Park und ein Sportgelände auf dem ehemaligen Areal der abgerissenen Icmesa anlegen. Über die Seveso-Katastrophe konnte erstes Gras wachsen. Nach zwei geglückten Testverbrennungen konnte der Reaktorinhalt vom 17. bis 21. Juni 1985 in Basel verbrannt werden.

Im Oktober 1993 wurde von einem deutschen Fernsehjournalisten behauptet, dass der Reaktorinhalt nicht verbrannt, sondern in der Deponie Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern endgelagert worden sei. Es wurde eine Untersuchungskommission gegründet, die aber nach erfolgloser Suche aufgelöst wurde.

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11. July 2006, 07:27   #223
Jules
 
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11. juli 1906: Geburtstag Herbert Wehner

Herbert Richard Wehner (* 11. Juli 1906 in Dresden; † 19. Januar 1990 in Bonn) war ein deutscher Politiker.

Er war von 1966 bis 1969 Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, anschließend bis 1983 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.

Leben
Wehner wurde als Sohn eines Schuhmachers geboren. Sein Vater war Soldat im Ersten Weltkrieg und trat danach in einen lockeren Zusammenschluss von sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Soldaten ein.

Frühe politische Betätigungen
Noch zu seiner Schulzeit war Wehner Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) geworden. 1923 trat er aus, um Mitglied der anarchosyndikalistischen Jugendgruppe Syndikalistisch-Anarchistische Jugend Deutschlands und später des Kreises um Erich Mühsam zu werden. Als Grund für seinen Entschluss, der Sozialdemokratie zunächst den Rücken zu kehren, gab er später an, die SPD habe den Einmarsch der Reichswehr in sein Heimatland Sachsen unterstützt und damit Verrat an der Einheitsfront begangen. Die Reichsregierung unter Gustav Stresemann hatte in diesem Jahr Truppen nach Sachsen geschickt, um die Koalition aus SPD und KPD in der sächsischen Landesregierung zu liquidieren. Der pazifistische Kurs von Mühsam war Wehner aber schnell zu uneffektiv. So verließ er diese anarchistische Gruppe und wendete sich sogar gegen Mühsam. Nach der Mittleren Reife 1924 begann Wehner eine kaufmännische Lehre in Dresden. Wegen seiner radikalen politischen Betätigung verlor er 1926 seine Anstellung, arbeitete anschließend als Journalist und engagierte sich in der Gewerkschaft.

1927 wurde Wehner Mitglied der KPD und noch im selben Jahr hauptamtlicher Sekretär der Roten Hilfe Deutschlands in Dresden. Es folgte ein schneller Aufstieg innerhalb der Parteiorganisation. Durch seinen Fleiß und die rhetorische Begabung, welche er im sächsischen Landtag unter Beweis gestellt hatte, wurde das Politbüro auf ihn aufmerksam. 1930 wurde er stellvertretender Sekretär der KPD in Sachsen. Ein Jahr später legte er sein Landtagsmandat nieder und ging nach Berlin, wo er für Walter Ulbricht arbeitete. 1932 wurde Wehner Technischer Sekretär des Politbüros.

Emigration in die UdSSR
Ab 1933 setzte er seine politische Arbeit für die inzwischen verbotene KPD in der Illegalität in Deutschland fort. 1935 emigrierte er als Mitglied des Zentralkomitees der KPD nach Moskau. Sein Deckname, unter dem er auch eine Reihe von Beiträgen in der in Moskau erscheinenden deutschsprachigen Parteizeitung Deutsche Zentral-Zeitung (DZZ) veröffentlichte, war Kurt Funk. Er wohnte im Emigranten-Hotel Lux. Wehner entging den Stalinschen Säuberungen, denen sehr viele deutsche Exil-Kommunisten zum Opfer fielen. Historische Forschungen haben ergeben, dass er seinerseits in Moskau sowjetischen Dienststellen Material über politische „Verfehlungen“ deutscher Kommunisten zur Verfügung gestellt hat, die dann Opfer der Stalinschen Repressionen geworden sind. Zu diesen Opfern zählte wohl auch der nach Moskau emigrierte junge jüdische Dresdner Schriftsteller Helmut Weiß, dessen Arbeit Wehner/Funk in einer Rezension in der DZZ scharf angriff.

1941 reiste Wehner mit Parteiauftrag ins damals neutrale Schweden. 1942 wurde er in Stockholm verhaftet und dann interniert. Hier vollzog sich nach eigenem Bekunden sein Bruch mit dem Kommunismus.

Rückkehr nach Deutschland
1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde sogleich Mitglied der SPD in Hamburg. Hier arbeitete er auch als Redakteur für die sozialdemokratische Zeitung Hamburger Echo. Er gehörte schon bald zum engsten Kreis um den SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher.

Politische Karriere in der Bundesrepublik
1948 wurde Wehner Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD in Hamburg. Von 1958 bis 1973 war er außerdem Stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD. 1949 wurde er in den Deutschen Bundestag als Abgeordneter für den Wahlbezirk Hamburg-Harburg gewählt und war von 1957 bis 1958 sowie von 1964 bis 1966 Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Von 1949 bis zu seiner Berufung zum Bundesminister im Jahre 1966 war Wehner Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Gesamdeutsche und Berliner Fragen, von Juni 1956 bis 1957 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Von 1953 bis 1966 saß Wehner dem Arbeitskreis für Außenpolitik und Gesamtdeutsche Fragen der SPD-Fraktion vor. Im Kabinett der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger wurde Wehner 1966 Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen; in diesem Amt hatte er erheblichen Anteil am Freikauf politischer Häftlinge aus der DDR. Wehner war zum erheblichen Teil die innerparteiliche Durchsetzung des Godesberger Programms zu verdanken, durch das sich die SPD 1959 endgültig auch programmatisch zur Volkspartei entwickelte. Mit seiner Grundsatzrede vor dem Bundestag am 30. Juni 1960 läutete er auch den außenpolitischen Kurswechsel der SPD, hin zur Westbindung, ein.

Vom 16. Juli 1952 bis zum 19. März 1958 gehörte Wehner auch dem Europaparlament an.

Innerhalb der SPD gehörte Wehner in den 1960er Jahren zu den vehementesten Verfechtern des Mehrheitswahlrechts. Er hoffte, dieses in der Großen Koalition umsetzen zu können. Das scheiterte aber an Widerständen innerhalb beider Volksparteien.

SPD-Fraktionsvorsitzender
Nach dem Ende der Großen Koalition 1969 und dem Antritt der Regierung Brandt wurde er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Hier erwarb er sich schnell den Ruf eines Zuchtmeisters, der die Fraktion an der Seite der von Bundeskanzler Willy Brandt geführten Regierung hielt.

Obwohl er großen Anteil daran hatte, dass Brandt trotz einer knappen und bröckelnden Parlamentsmehrheit sein Amt nicht verlor (so ist er einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass das Misstrauensvotum Rainer Barzels im April 1972 wider Erwarten scheiterte - er selbst äußerte sich 1980 so: „Die Sache war schmutzig; da gab es Dinge, die ein Kanzler nicht wissen muss, wohl aber ein Fraktionsvorsitzender.”), hatte er nach der fulminant gewonnenen Bundestagswahl 1972 auch großen Anteil an der Demontage Brandts (Zitat: „Der Kanzler badet gerne lau; so in einem Schaumbad“).

Auch war er es, der Brandt im Rahmen der Guillaume-Affäre, die letztendlich Brandts Sturz verursachte, indirekt den Rücktritt nahelegte.

1969 bis 1972 hatte Wehner auch den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes inne.

Am 30./31. Mai 1973 reiste Wehner zusammen mit Wolfgang Mischnick (FDP) zu einem geheimen Treffen mit Erich Honecker in die DDR. Auf Schloss Hubertusstock in der Schorfheide wurden humanitäre Fragen der deutsch-deutschen Beziehungen erörtert. In diesem Jahr hat Wehner auch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) initiiert, um den Interessen der Arbeitnehmer in der Volkspartei SPD wieder ein schärferes Profil zu verleihen.

Dem 1980 gewählten neunten Deutschen Bundestag gehörte er als Alterspräsident an. Wehner gehörte neben Ludwig Erhard, Hermann Götz, Gerhard Schröder (alle CDU), Richard Jaeger, Franz-Josef Strauß, Richard Stücklen (alle CSU), Erich Mende (FDP, später CDU), Erwin Lange und R. Martin Schmidt (beide SPD) zu den zehn Abgeordneten, die ununterbrochen während der 25 Jahre seit der ersten Bundestagswahl 1949 dem Parlament angehörten.

Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition am 17. September 1982 und der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler am 1. Oktober 1982 kam es im März 1983 zu Neuwahlen. Zu diesen Wahlen hat Wehner aus Altersgründen nicht mehr kandidiert. Als Grund gab er an: „Es reicht mir.”

Politikstil
In den 34 Jahren als Bundestagsabgeordneter hat er 78 Ordnungsrufe erhalten und wurde Rekordhalter auf diesem Gebiet. Den CDU-Abgeordneten Jürgen Wohlrabe titulierte er als Herr Übelkrähe, Jürgen Todenhöfer als Abgeordneten Hodentöter. Am 22. März 1950 wurde er von Bundestagspräsident Erich Köhler wegen unparlamentarischen Verhaltens für 10 Sitzungstage ausgeschlossen. Er wurde aber auch vor allem aus Kreisen der CDU/CSU heftig angegriffen (Zitat Wehner: „Ich bin es gewohnt, ausgepfiffen und niedergebrüllt und geschlagen zu werden. Dessen schäme ich mich nicht. Es werden sich andere einmal dafür schämen müssen.”). Wehners Parlamentsstil war eigenwillig und unverkennbar. Seine Reden waren durchzogen von langen verschachtelten Sätzen, die immer wieder durch eruptive Ausbrüche unterbrochen wurden. Als die CDU/CSU-Fraktion während einer Rede von ihm unter Protest den Plenarsaal verließ, wurde sein daraufhin getätigter Zuruf an die Fraktion zu einer vielzitierten Redensart: „Das ist der Nachteil derer, die hinausgehen, sie müssen wieder hereinkommen.”

Auch Journalisten wurden gelegentlich Opfer seiner beißenden Rhetorik: Den bekannten Politreporter der ARD Ernst-Dieter Lueg redete Wehner während eines Interviews am 3. Oktober 1976 ständig als Herr Lüg an. Der revanchierte sich am Ende mit den Worten: Vielen Dank, Herr Wöhner.

Privatleben
Wehner war dreimal verheiratet. 1927 heiratete er die Schauspielerin Lotte Loebinger (1905-1999). In zweiter Ehe, seit 1944, war er mit Charlotte Burmester, geborene Clausen, verheiratet. Nach deren Tod 1979 heiratete er 1983 ihre Tochter, also seine Stieftochter, Greta Burmester, um sie finanziell abzusichern. Burmester hatte schon Jahrzehnte ihrem Stiefvater als Sekretärin und Betreuerin gedient. Nach der Wende und Wehners Tod zog sie nach Dresden.

Wehner starb 1990, nachdem er lange Jahre an der Alzheimerschen Krankheit gelitten hatte. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Burgfriedhof in Bonn-Bad Godesberg.

Der frühere Chef der Auslandsspionage der DDR Markus Wolf berichtet in seinen Erinnerungen Spionagechef im geheimen Krieg (1997) über geheime Kontakte Wehners zur SED-Führung und dem DDR-Auslandsnachrichtendienst. Einiges davon relativierte der Historiker Hubertus Knabe in seinem Werk Die unterwanderte Republik. Stasi im Westen (1999).

Herbert Wehner ist Ehrenbürger der Stadt Hamburg.


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12. July 2006, 08:16   #224
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12. Juli 1679: Genehmigung der Habeas-Corpus-Akte durch Englands König Karl II.

Mit den Worten Habeas corpus … (lat. man kann den Körper / die Person haben) wurden in England seit dem Mittelalter die königlichen Haftbefehle eingeleitet, mit denen der König auf Grund seines Vorrechts beliebige Personen verhaften lassen konnte. Daher trägt auch das Gesetz aus dem Jahre 1679 zur Beschränkung dieses Vorrechts umgangssprachlich die Bezeichnung Habeas Corpus Act (dt. oft fehlerhaft: Habeas-Corpus-Akte).

Im modernen Sprachgebrauch – v. a. des angelsächsischen Rechtskreises – wird der Terminus als Kurzform für writ of habeas corpus benutzt, der richterlichen Anordnung der Haft bzw. Haftfortdauer, der in der Regel auf Antrag des Festgehaltenen eine Haftprüfung vorausgeht.

Geschichte
Im mittelalterlichen Europa wurden Haftbefehle mit den Formeln eingeleitet:

habeas corpus ad subjiciendum - man kann die Person festhalten, um Gegenstand (einer Befragung, einer Anklage ) zu werden
habeas corpus ad testificandum - man kann die Person festhalten, um Zeugnis abzugeben
Oft, jedoch unzutreffend wird der Habeas Corpus Act als die Schaffung einer Grundlage für die gerichtliche Überprüfung einer Festnahme zitiert (writ of habeas corpus), was jedoch bereits seit über 300 Jahren Praxis war, zumindest in England. Zutreffend ist, dass dadurch königliche Anordnungen nicht mehr privilegiert sein sollten und wie alle übrigen ebenfalls einer obligatorischen Überprüfung zu unterziehen waren. Der Habeas Corpus Act bildete den Endpunkt eines längeren Streits zwischen englischer Krone und Parlament im 17. Jahrhundert.:

Karl I. missbrauchte dieses mächtige Instrument, indem er von wohlhabenden Bürgern Zahlungen erpresste mit der Androhung, sie andernfalls einsperren zu lassen. Trotz der 1628 durch das Parlament gegen diese Praxis erlassenen Petition of Right verfiel Karl I. bald wieder darauf.

1641 musste Karl I., der wegen eines Aufstands von Schotten und Iren in Geldnot war, einem neuerlichen Erlass des Parlaments zustimmen, der Verhaftungen nur noch mit angemessener Begründung zuließ.

Nach dem englischen Bürgerkrieg (1642–1649), der in der Hinrichtung Karls I. gipfelte, und dem Commonwealth-Regime unter Oliver Cromwell (1649–1660) kam Karl II. an die Macht. Die Vorkriegsregelung wurde wieder hergestellt, und man kehrte auch bald wieder zu Missbrauch und Willkür zurück. Dies ging soweit, dass Karl II., um die Regelungen des Parlaments zu umgehen, Gegner aus England in Gebiete bringen ließ, in denen diese Regelungen nicht galten.

Im Parlament bemühte man sich fortwährend, schärfere Gesetze zu formulieren, konnte sich aber letztlich nie einig werden.

Im Frühjahr 1679 wurde jedoch nach Unruhen das Parlament aufgelöst; im anschließend neu gebildeten Parlament waren übermäßig viele Gegner des Königs vertreten. Kurz darauf sollten dann sowohl eine endlich gefundene Regelung für Verhaftungen zusammen mit einer Exclusion Bill verabschiedet werden, letztere ein Gesetz, das den zum katholischen Glauben übergetretenen Bruder Karls II., Herzog Jakob von York (der spätere Jakob II.), als Thronfolger ausschließen sollte. Um die Exclusion Bill zu verhindern, sah sich der König daher gezwungen, das Parlament aufzulösen.

Damit dies keine Unruhen im Volk nach sich zöge, unterschrieb er gleichzeitig den Habeas Corpus Amendment Act, einen Zusatz zur bisherigen, offensichtlich zu schwachen Regelung, der heute als Habeas Corpus Act bekannt ist. An wichtigen Neuerungen war darin enthalten, dass ein Inhaftierter innerhalb von 3 Tagen einem Richter vorgeführt werden musste, und dass er keinesfalls außer Landes verlegt werden durfte. Um dem Habeas Corpus Act größeres Gewicht zu verleihen, wurden Beamte für den Fall der Missachtung mit empfindlichen Geldstrafen bedroht.

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13. July 2006, 08:29   #225
Jules
 
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13. Juli 1985: Live Aid in London + Philadelphia

Live Aid ist der Name eines Benefizkonzerts, das am 13. Juli 1985 zu Gunsten Afrikas stattfand. Es wurde maßgeblich von dem Musiker Bob Geldof aus Anlass einer damals akuten Hungersnot in Äthiopien organisiert. Es war die Fortführung des Band-Aid-Projekts und der Konzerte für Bangladesh, die Geldof früher organisiert hatte. Darauf folgten noch Band-Aid-II (1989) und Band Aid 20 (2004).

Live Aid war das bis dahin größte Rockkonzert der Geschichte. Es fand parallel im Londoner Wembley-Stadion und im John-F.-Kennedy-Stadion in Philadelphia statt. Auf diesen zwei Bühnen traten abwechselnd für mehr als 16 Stunden die Topstars der damaligen Musikszene auf.

Dazu gehörten u.a. Queen, David Bowie, Elton John, Dire Straits, Mick Jagger, Bob Dylan, Santana, Madonna, Paul McCartney, Status Quo, The Who,Tina Turner Eric Clapton, Phil Collins (welcher sowohl in London, als auch in Philadelphia aufrat - nach seinem Auftritt in London flog er mit der Concorde nach New York), U2, Simple Minds, Duran Duran, Judas Priest und viele mehr. Das Konzert wurde weltweit übertragen und von ungefähr 1,5 Milliarden Menschen verfolgt.

Der Erlös der weltweiten Spendenaufrufe kam hungernden Menschen in Afrika zugute. Am 9. November 2004 wurde ein DVD-Set von diesem Konzert mit etwa 10 Stunden Spieldauer veröffentlicht. Die Erlöse daraus sollen ebenfalls in die Hunger-Hilfe für Afrika fließen.

Am 2. Juli 2005 veranstaltete Geldof anlässlich der Konferenz der G8 in Edinburgh eine Fortsetzung der „Live-Aid“-Konzerte unter dem neuen Namen Live 8. Diesmal wurden keine Spenden gesammelt, sondern Unterschriften, die die Entscheidungsträger der G-8-Staaten zur Erhöhung der Entwicklungshilfe und einem Schuldenerlass für Afrika veranlassen sollten.

Playlist von Live Aid
Intro : The Royal Salute (London - Wembley Stadion)
God Save The Queen
Status Quo
Rockin' All Over The World
Caroline
Don't Waste My Time
Style Council
You're the Best Thing
Big Boss Groove
Internationalists
Walls Come Tumbling Down
Boomtown Rats
I Don't Like Mondays
Drag Me Down
Rat Trap
Publikum - "For He's A Jolly Good Fellow"
Adam Ant

Vive Le Rock [03:26]
Einspielung aus Australien (Oz for Africa, Sydney Entertainment Center)
Ultravox

Reap The Wild Wind
Dancing With Tears In My Eyes
One Small Day
Vienna
Japanischer Beitrag
Loudness - Gotta Fight
Off Cause - Endless Night
Eikichi Yazawa - Take It Time
Motoharu Sano - Shame
Spandau Ballet
Only When You Leave
Virgin
True
Bernard Watson (Philadelphia - JFK Stadion)
All I Really Want To Do (unsure)
Interview (Bernard Watson personnal composition)
Joan Baez

Amazing Grace
We Are The World
Elvis Costello (London - Wembley Stadion)
All You Need Is Love
Österreichischer Beitrag
Austria For Afrika - Warum
The Hooters (Philadelphia - JFK Stadion)
And We Danced
All You Zombies
Nik Kershaw (London - Wembley Stadion)
Wide Boy
Don Quixote
The Riddle
Wouldn't It Be Good
The Four Tops (Philadelphia - JFK Stadion)
Shake Me, Wake Me (When It's Over)
Bernadette
Motown Medley
It's The Same Old Song
Reach Out I'll Be There
I Can't Help Myself (Sugar Pie, Honey Bunch)
Niederländischer Beitrag (live vom "JVC North Sea Jazz Festival")
B. B. King

Why I Sing The Blues
Don't Answer the Door
Rock Me Baby
Billy Ocean (Philadelphia - JFK Stadion)
Caribbean Queen
Loverboy
Sade (London - Wembley Stadion)
Why Can't We live together
Your Love Is King
Is It a Crime
Black Sabbath (Philadelphia - JFK Stadion)
Children Of The Grave
Iron Man
Paranoid
Jugoslawischer Beitrag
YU Rock Mission - For a Million Year
Run DMC (Philadelphia - JFK Stadion)
Jam-Master Jay
King of Rock
Sting + Phil Collins (London - Wembley Stadion)
Sting
Roxanne
Driven To Tears
Phil Collins
Against All Odds
Sting
Message In A Bottle
Phil Collins
In The Air Tonight
Sting + Phil Collins
Long Long Way To Go
Every Breath You Take
Rick Springfield (Philadelphia - JFK Stadion)
Love Somebody
State Of The Heart
Human Touch
REO Speedwagon
Can't Fight This Feeling
Roll With The Changes (Backgroundgesang: The Beach Boys)
Howard Jones (London - Wembley Stadion)
Hide And Seek
Russischer Beitrag
AVTOGRAF

Golovokruzhenie ("Vertigo")
Nam nuzhen nir ("We need peace")
Bryan Ferry (London - Wembley Stadion)
Sensation
Boys And Girls
Slave To Love
Jealous Guy
Crosby, Stills & Nash (Philadelphia - JFK Stadion)
Southern Cross
Teach Your Children
Suite: Judy Blue Eyes
Deutscher Beitrag (Live in Köln)
Band für Afrika

Nackt im Wind
Es geht voran
Judas Priest (Philadelphia - JFK Stadion)
Living After Midnight
The Green Manalishi
You've Got Another Thing Comin'
Paul Young (London - Wembley Stadion)
Do They Know It's Christmas? (Intro)
Come Back And Stay
That's The Way Love Is (mit Alison Moyet)
Every Time You Go Away
Bryan Adams (Philadelphia - JFK Stadion)
Kids Wanna Rock
Summer of 69
Tears Are Not Enough
Cuts Like A Knife
U2 (London - Wembley Stadion)
Sunday Bloody Sunday
Bad (inkl. Medley aus Satellite of love, Ruby Tuesday, Sympathy for the Devil und Walk On The Wild Side)
The Beach Boys (Philadelphia - JFK Stadion)
California Girls
Help Me, Rhonda
Wouldn't It Be Nice
Good Vibrations
Surfin' USA
Dire Straits (London - Wembley Stadion)
Money For Nothing (mit Sting)
Sultans Of Swing
George Thorogood & The Destroyers (Philadelphia - JFK Stadion)
Who do you love (mit Bo Diddley)
Tuning
The Sky Is Crying
Madison Blues (mit Albert Collins)
Queen (London - Wembley Stadion)
Bohemian Rhapsody
Radio Ga Ga
Hammer To Fall
Crazy Little Thing Called Love
We Will Rock You
We Are The Champions
Video-Einspielung: David Bowie & Mick Jagger
Dancing In The Street
Simple Minds (Philadelphia - JFK Stadion)
Ghost Dancing
Don't You (Forget About Me)
Promised You A Miracle
David Bowie (London - Wembley Stadion)
TVC15
Rebel Rebel
Modern Love
Heroes
The Pretenders (Philadelphia - JFK Stadion)
Time The Avenger
Message Of Love
Stop Your Sobbing
Back On The Chain Gang
Middle Of The Road
The Who (London - Wembley Stadion)
My Generation
Pinball Wizard
Love Reign O'er Me
Won't Get Fooled Again
Santana (Philadelphia - JFK Stadion)
Brotherhood
Primera Invasion
Open Invitation
By The Pool/Right Now (mit Pat Metheny)
Videoeinspielung aus Norwegen - All Of Us
Elton John
(London - Wembley Stadion)
I'm Still Standing
Bennie And The Jets
Rocket Man
Don't Go Breaking My Heart (mit Kiki Dee)
Don't Let The Sun Go Down On Me (mit Wham!)
Can I Get a Witness
Ashford & Simpson (Philadelphia - JFK Stadion)
Solid
Reach Out And Touch (Somebody's Hand) (mit Teddy Pendergrass)
Kool & The Gang (Videoaufnahme)
Stand up and Sing
Cherish
Madonna
Holiday
Into The Groove
Love Makes The World Go Round (mit den Thompson Twins)
Freddie Mercury & Brian May (London - Wembley Stadion)
Is This the World We Created?
Paul McCartney
Let It Be
Finale in London
Band Aid
- Do They Know It's Christmas?
Tom Petty & The Heartbreakers (Philadelphia - JFK Stadion)
American Girl
The Waiting
Rebels
Refugee
Kenny Loggins
Footloose
The Cars
You Might Think
Drive
Just What I Needed
Heartbeat City
Neil Young
Sugar Mountain
The Needle & the Damage Done
Helpless
Nothing Is Perfect
Powderfinger
Power Station
Murderess
Get It On
Thompson Twins
Hold Me Now
Revolution (mit Madonna)
Eric Clapton
White Room
She's Waiting
Layla
Phil Collins (mit der Concorde aus London hergeflogen)
Against All Odds
In The Air Tonight
Plant, Page and Jones (aka Led Zeppelin, mit Phil Collins am Schlagzeug)
Rock & Roll
Whole Lotta Love
Stairway To Heaven
Crosby, Stills, Nash and Young
Only Love Can Break your Heart
Tuning
Daylight Again
Duran Duran
A View to a Kill
Union Of The Snake
Save A Prayer
The Reflex
Patti LaBelle
New Attitude
Imagine
Forever Young
Stir It Up
Over The Rainbow
Why Can't I Get It Over
Hall & Oates
Out Of Touch
Maneater
Get Ready (mit Eddie Kendricks)
Ain't Too Proud To Beg (mit David Ruffin)
The Way You Do The Things You Do (Gesang Eddie Kendricks)
My Girl (Gesang David Ruffin)
Mick Jagger
Lonely At The Top
Just Another Night
Miss You
Mick Jagger & Tina Turner
State Of Shock
It's Only Rock & Roll
Bob Dylan, Ron Wood & Keith Richards
Ballad Of Hollis Brown
When The Ship Comes In
Blowin' In the Wind
Finale in Philadelphia
USA for Africa
- We Are the World

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