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1. May 2003, 18:08   #1
wildkatze012000
 
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Registriert seit: April 2003
Ort: HAMBURG
Beiträge: 102
NEW YORK

New York
City liegt im Bundesstaat New York und ist zu gleich die größte Stadt der USA. Die Einwohnerzahl liegt bei über 8 Millionen.
Die Stadt ist in fünf Boroughs (Stadtteile) gegliedert. Manhattan, mit seinen über 200 Wolkenkratzern, Brooklyn der Einwohnerreichste Stadtteil, Queens, Bezirk der Mittelschicht, die Bronx, mit der immer noch so verrufenen South Bronx
und schließlich das im Vergleich fast schon ländliche Staten Island.

Die Stadt nimmt eine Fläche von 889 qkm ein, auf welcher Menschen aus rund 171 Nationen leben. In New York sind alle Hautfarben und Religionen vertreten, was die Stadt zu einer vielfältigen Metropole macht. Hier werden einem die Gegensätze
zwischen Reichtum und Luxus auf der einen Seite und absoluter Armut, Ghettos und Gewalt auf der anderen, drastisch vor Augen geführt. Vom 01.09.01 bis zum 09.11.01 hatte ich die Gelegenheit im Rahmen meiner Ausbildung zum Kriminalkommissar ein Auslandspraktikum beim New York City Police Department zu absolvieren.

Zu 2:
Das New York City Police Department, kurz NYPD ist eines der größten Departments weltweit. Mit seinen rund 41000 Mitgliedern ist es mit Abstand das größte in den USA. Für die Polizei wurde die Stadt in 8 Direktionen gegliedert. Wobei jeder Borough (mit der Ausnahme von Staten Island und der Bronx) in eine Nord und eine Süd Hälfte geteilt wurde. Somit haben wir 8 Boroughs, die sich wiederum in 76 Abschnitte (sogenannte Precincts) unterteilen.

Die Ausbildung zum Polizisten ist im Unterschied zu Deutschland wesentlich kürzer und beträgt gerade einmal 7 Monate plus 2 Monate Praxis auf den Abschnitten. Das Einstiegsalter beträgt 21 Jahre, als Voraussetzung muss man 2 Jahre Militärerfahrung mitbringen, bzw. ca. 2 Jahre das College besucht haben. Jedes Jahr werden ungefähr 4000 Rekruten eingestellt. Diese Zahlen gehen jedoch zurück, da der Job für junge Leute zunehmend unattraktiv ist. Die Gehälter der New
Yorker Polizei sind wesentlich niedriger als in anderen Gegenden der USA. Aus diesem Grund haben auch viele Cops in NYC einen Zweitjob, da die Preise in der Stadt, insbesondere die Mieten extrem hoch sind. Nach 20 Jahren aktiven Dienst haben New Yorker Polizisten die Möglichkeit, in den Ruhestand zu gehen. Dieses Angebot nehmen auch die meisten aus finanziellen Gründen an, da sie ihre volle Rente erhalten und sich dann meist einen neuen Job suchen.

Jeder Polizist muss zunächst den Weg durch die Police Academy nehmen. Der Einstiegsdienstgrad ist der eines "Police Officers". Der gängige Weg, um zum Detective ernannt zu werden, ist zunächst einige Jahre Streifendienst zu absolvieren und anschließend Dienst in einer Ermittlungsgruppe zu verrichten, so zum Beispiel bei Narcotics (Rauschgift) oder Vice (Sitte)
etc. Nach 18 Monaten hat man dann die Möglichkeit, sein Detective shield zu bekommen. Jeder Detective (ca. 7000 in NY) behält aber seine Uniform und bei größeren Anlässen, sogenannten Details muss er diese gegebenenfalls wieder anziehen.
Um in den Rang eines Sergeants, Lieutanants, Captains usw. ernannt zu werden, muss man eine schriftliche Prüfung ablegen und ein Auswahlverfahren bestehen.

Im folgenden werde ich kurz die Struktur des NYPD erklären:

Ganz oben steht der Police Commissioner (Derzeit noch Bernard B. Kerik) und sein Stellvertreter. Ihm untergeordnet ist der Chief of Department, der Ranghöchste Uniformierte. Ihm wiederum sind sieben verschiedene Chiefs zur Seite gestellt, die jeweils eine "Säule des Departments repräsentieren".

So gibt es einen Chief of Patrol (zuständig für alle Abschnitte), einen Chief of Detectives, einen Chief of Organized Crime Control, einen Chief of Personnel (zuständig für alle Personalfragen und die Ausbildung), einen Chief of Internal Affairs (Interne Revision), einen Chief of Transit(zuständig u.a. für die Sicherheit in allen U-Bahnzügen/bahnhöfen), sowie
einen Chief of Housing (zuständig für die Sicherheit in den sogenannten Housing Projects, Sozialwohnungen etc.)
Jede einzelne Säule ist nochmals stark untergliedert. Hierauf werde ich jedoch nicht weiter eingehen, da ich lieber über meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke berichten möchte.

Zu 3:
Im folgenden möchte ich in chronologischer Reihenfolge insbesondere die Dienststellen vorstellen, die ich während meines Praktikums besucht habe sowie einige weitere ausgewählte. Hierbei blende ich zunächst die Ereignisse des 11. Septembers aus, da ich später noch an gesonderter Stelle darüber berichte.

Nach meiner Ankunft in New York hatte ich zunächst einige organisatorische Dinge im Police Headquarter zu erledigen, wo ich auch meine Ausrüstung erhalten habe. (Praxisplan,Schutzweste, Beeper, ID- card, etc.) In meiner ersten Woche besuchte ich die verschiedenen Ausbildungsstätten der New Yorker Polizei. In der Police Academy, werden wie eingangs schon erwähnt, die Rekruten ausgebildet. Sie tragen eine gesonderte Uniform und im Vergleich zu Deutschland ist die Ausbildung etwas militärischer. Der Unterricht gliedert sich grob in drei große Bereiche: Police Sciences, Behaviour Sciences und Police Law. Weiterhin müssen die Auszubildenden ein einwöchiges Fahrsicherheitstraining absolvieren sowie ein
zweiwöchiges Schiesstraining. In den kommenden Tagen hatte ich die Gelegenheit, auch diese beiden Stationen zu besuchen. Besonders beeindruckt hat mich hierbei die Schiessanlage, wo ich die Möglichkeit bekam, die unterschiedlichsten Waffen
zu gebrauchen, sowie an einem Simulationstraining und einem "Special Search Warrant Training" teilzunehmen. Die offiziellen Dienstwaffen in New York sind die GLOCK (15+1 Schuss, 9mm), die SMITH & WESSON (9mm) sowie die SIG SAUER 226. Einige ältere Kollegen tragen noch einen Revolver. Nahezu jeder Polizist trägt nach Feierabend eine kleinere Waffe, meistens einen Revolver.

Im Anschluss an die Police Academy besuchte ich für ca. 2 Wochen den 107. Abschnitt in Queens, wo ich dem dortigen Detectives Squad zugeteilt wurde. In jedem Abschnitt von New York gibt es einen Squad, der sich direkt im Abschnittsgebäude befindet. Die Detectives bearbeiten nahezu alle im Abschnittsgebiet anfallenden Kriminalfälle, vom Mord, Körperverletzung, Einbrüchen, über Betrug, bis hin zur Sachbeschädigung. Dennoch gibt es auch hier eine Fülle von Spezialdienststellen. So z.B. die Major Case Unit, die alle zeitaufwendigen Großverfahren führt, den Missing Person Squad, der sich um alle länger Vermissten Personen kümmert. Ferner gibt es noch den Robbery Squad, der Raubfälle in Serie bearbeitet oder den Special Victims Squad, der Sexualdelikte und Kindesmisshandlungen bearbeitet, um nur einige zu nennen. All diese Dienststellen sind dem Detective Bureau unterstellt und arbeiten im Unterschied zum Squad für den gesamten Borough. Passiert ein Mord, so wird der Fall in der Regel einem Detective aus dem jeweiligen Squad zugeordnet. Er erhält jedoch Unterstützung vom sogenannten Homicide Squad.

Während meiner Zeit im 107. Squad, besuchte ich auch das Gerichtsgebäude in Queens. Nach einer Verhaftung wird der Fall umgehend der Staatsanwaltschaft vorgelegt und der Beschuldigte innerhalb von 24 Stunden einem Richter vorgeführt. Dieser entscheidet dann über das Verbleiben im Gefängnis bzw. über die Freilassung nach Hinterlegung einer Kaution und bestimmt den Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung. Bei kleineren Fällen und einem Geständnis kann der Richter auch sofort ein Urteil fällen. Diese Gerichte haben rund um die Uhr geöffnet.


Im Anschluss an meine Zeit in Queens besuchte ich nun für eine Woche den 67. Abschnitt In Brooklyn (Flatbush), einer Gegend, in der ausschließlich Farbige wohnen. Hier verbrachte ich den Tag im Detectives Squad, wo ich mich mit aktuellen sowie älteren Fällen vertraut gemacht habe und mit den Detectives zu den verschiedensten Tatorten und Außenermittlungen
gefahren bin. Die Bandbreite der Delikte war, wie bereits beschrieben, sehr vielfältig. Zum Beispiel hatte der Squad einen interessanten Mordfall zu bearbeiten, bei dem ein 15 jähriges Mädchen nach einer Talentshow aus einem vorbeifahrenden Auto heraus erschossen wurde. Es stellte sich raus, daß sie Opfer einer Gangstreitigkeit war und nur aus versehen getroffen
wurde. Der Täter konnte nach drei Tagen überführt werden. Gangs sind in New York ein schwerwiegendes Problem. Es gibt bei den Afro- Amerikanern zwei große Jugendgangs. Die sogenannten Bloods und die Crips, deren Mitglieder alle einschlägig vorbestraft sind. Drogenhandel, illegaler Waffenbesitz, Körperverletzung und Raub sind die gängigsten Delikte. Aber auch bei den Hispanics gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Gangs, so z.B. die Latin Kings oder MS 13.

Nach Einbruch der Dunkelheit bin ich mit verschiedenen Zivileinheiten Streife gefahren, was jedes Mal sehr aufregend und lehrreich war. Der Dienst für Polizisten ist in einigen Abschnitten New Yorks sehr hart und mit einem hohen Gefährdungsgrad verbunden. Auf der Strasse gibt es eine Vielzahl illegaler Schusswaffen und Drogen und die Hemmschwelle der zumeist Jugendlichen Straftäter ist extrem niedrig. Die Aussagebereitschaft bei Zeugen und Geschädigten ist teilweise sehr gering, da sie sich entweder vor Rache fürchten oder die "Dinge" auf ihre Art regeln wollen.

In einer weiteren Woche besuchte ich die unterschiedlichsten Spezialdienststellen des NYPD. So z.B. "TARU", eine Einheit, die für allen technischen Belange zuständig ist. Die dort arbeitenden Detectives installieren beispielsweise Videokameras an
gefährlichen Orten, in Stadien, Wohnungen etc. In New York gibt es eine Vielzahl sogenannter Housing Projects, das sind große Wohnblöcke, in denen sozial schwächeren Menschen billiger Wohnraum zur Verfügung gestellt wird. Auf Grund der hohen Kriminalitätsrate werden einige dieser Projects durch Videokameras überwacht. So installierte TARU beispielsweise Kameras in den Eingängen, Fluren, Fahrstühlen oder Dächern. Die Polizei überwacht die Bildschirme dann 24 Stunden am Tag. Weiterhin installiert TARU Peilsender in Fahrzeugen oder zapft Telefonleitungen an, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Einheit verfügt auch über Undercover Agenten, die ausgestattet mit falschen Personalien sich Zugang zu verschiedenen Objekten verschaffen können, um ihre Arbeit zu erledigen.

Weiterhin besuchte ich für drei Tage die Crime Scene Unit. Ein Dienststelle, die für die Tatortarbeit bei Kapitaldelikten sowie bei Schiessereien, in denen Polizisten verwickelt sind, verantwortlich ist. An kleineren Tatorten, beispielsweise bei Einbrüchen, wird die Spurensuche und Sicherung von sogenannten Evidence Collection Units vorgenommen. Das heißt, daß
anders als in Berlin die Spurensuche in jedem Fall von einer Spezialdienststelle vorgenommen wird. Bei Crime Scene arbeiten ausschließlich Detectives, (insgesamt 120) die pro Jahr ungefähr 3000 Fälle zu bearbeiten haben. Bei Anruf entscheidet eine Checkliste, ob sie zur Tatortarbeit rausfahren oder nicht. Tag und Nacht gibt es rund 4 Teams (je zwei Detectives) die Stadtweit arbeiten.

Einen weiteren Tag ging ich auf "Bike Patrol" im Prospect Park in Brooklyn. Fahrradstreifen sind insbesondere in New Yorker Parks sehr verbreitet. Ferner besuchte ich noch das Ballistische Institut in Queens.

Im Anschluss an diese Woche verbrachte ich noch ein paar Tage auf einem weiteren Abschnitt in Brooklyn, dem 75. (East New York), wo ich mit den uniformierten Kollegen auf Streife ging. Der 75 Pct. gilt als einer der gefährlichsten Abschnitte New Yorks. Anfang der 90 iger Jahre gab es allein hier über 120 Morde im Jahr. Heute sind die Zahlen jedoch deutlich niedriger.

Die Funkwagen sind allesamt mit einem kleinem Laptop ausgestattet, über den sämtliche Abfragen getätigt werden können. Die Jobs werden über transportable Funkgeräte verteilt. Jeder Officer ist verpflichtet, im Dienst eine Schutzweste zu tragen. Die Festgenommenen werden zunächst auf den Abschnitt verbracht, wo sie jedes Mal erkennungsdienstlich behandelt werden. Hierzu verwendet NYPD ein Gerät, das die Abdrücke anhand der Talg- und Schweißspuren erkennt, einscannt und zu einem Zentralen Computer schickt. Nach ungefähr sechs Stunden erhält man als "Antwort" eine vereinfachte Kriminalakte des Beschuldigten. Im Grossen und Ganzen läuft die Arbeit auf den Abschnitten ähnlich wie in Deutschland. Auch in New Yorker Precincts wird eine Menge Papier produziert, größtenteils auf Schreibmaschinen geschrieben und die Abschnitte sind teilweise in einem schlechten Zustand.

Eine weitere Woche verbrachte ich im "Organized Crime Control Bureau" (OCCB), welches sich in fünf große Einheiten gliedert. Die Gang Investigation Division untersucht Gang Strukturen und ermittelt Straftäter aus diesem Bereich. Die Auto Crime Division beschäftigt sich mit dem organisierten Diebstahl von Fahrzeugen in New York. Die Organized Crime Investigation Division, ist größtenteils mit der Beschaffung von Informationen und der Betreuung von Vertraulichen Personen beauftragt. Dazu gibt es Ermittlungsgruppen für verschiedene Bevölkerungsgruppen, Finanzermittler, eine Schusswaffen Einheit usw. Hier werden auch intensive Kontakte zum FBI sowie zur DEA (Kolumbianischer Drogenhandel) unterhalten.
Ich persönlich verbrachte einige Tage mit einer Ermittlungsgruppe, die sich mit Russenkriminalität beschäftigt.

Weitere wichtige Einheiten des OCCB sind Vice sowie Narcotics. Vice ist eine Art Sittenpolizei, deren Hauptaufgabe es
ist, gegen Prostitution vorzugehen sowie illegales Glücksspiel zu unterbinden. Ferner kontrollieren die dort arbeitenden Polizisten auch die Einhaltung des Landesalkoholgesetzes (ab 21Jahren). Narcotics ist eine Einheit, die gegen den Handel und den Konsum von Drogen ankämpft. Beide Units bedienen sich dabei der Hilfe von Undercover Agenten. Bei Vice beispielsweise nimmt ein Undercover Kontakt zu einer Prostituierten auf, sei es in einem Club, auf der Strasse, übers Telefon oder Internet. Erhält er einen eindeutigen Prostitutionsnachweis, so wird die Frau vom Rest des Teams festgenommen.
Meistens kommen die Prostituierten jedoch nach Zahlung einer Geldstrafe wieder frei. Teilweise wird auch gegen die "Kunden" vorgegangen. Dabei verkleidet sich ein weiblicher Cop als Prostituierte und nimmt Kontakt zu Freiern auf. Mit Vice arbeitete ich in Manhattan South und Queens.

Bei Narcotics gestaltet sich die Arbeit etwas schwieriger und ist auch wesentlich gefährlicher. Der eigentlich Ablauf der Maßnahme ist jedoch ähnlich. Im folgenden möchte ich kurz die sogenannte "Buy and Bust Methode" (Kaufen und Festnehmen) beschreiben, welche jedoch nur einen Teil der Arbeit von Narcotics ausmacht. Ein Undercover, welcher ein verdecktes Mikrophon mit sich führt, nimmt Kontakt zu einem Dealer auf. Dabei wird er ständig zur Sicherheit von einem weiteren Kollegen beobachtet. Beide stehen im Funkkontakt mit dem Einsatzleiter, welcher sich in einem Tarnfahrzeug
in der Nähe befindet. In einem weiteren Fahrzeug sitzen mehrere Polizisten, welche dann später die Festnahme durchführen. Weiterhin gibt es noch einen Gefangenensammelbus, der mit dem Abtransport beauftragt ist. Der Undercover wird vorher mit
kopierten Geldscheinen ausgestattet und sobald das Geschäft abgeschlossen wurde, entfernt er sich vom Ort und gibt eine Beschreibung der Täter durch, welche dann festgenommen und abtransportiert werden. Mit Narcotics arbeitete ich in East Harlem und Washington Heights. In diesen Gegenden ist der Drogenhandel ein großes Problem und wird zumeist von
Hispanics kontrolliert. Während meiner Zeit bei Narcotics konnte ich sehr viel über Eigensicherung, Observationen sowie Durchsuchungen von Fahrzeugen und Personen lernen.

Eine weitere große Einheit des NYPD ist die Special Operation Division (SOD). Ihr gehören verschiedene Spezialeinheiten an. So z.B. die Harbor Unit, welche das gesamte Wassergebiet um New York City kontrolliert. Ihr stehen auch die Polizeitaucher, die sogenannte Scuba Unit zur Seite. Weiterhin gibt es eine Anti- Graffiti/ Vandalism Unit, eine Homeless Outreach Unit und eine Taxi Unit, die sich mit Delikten gegen Taxifahrer beschäftigt. Ferner gibt es noch Canine, die Polizeihunde, welche an den verschiedensten Tatorten, z.B. zur Tätersuche eingesetzt werden. Jeder Officer ist hierbei für die
Aus- und Fortbildung sowie die Pflege seines Hundes verantwortlich.

Eines der vielen Highlights meines New York Aufenthalts war sicherlich die Zeit bei der Aviation Unit, die Polizeihubschrauber. Das Department verfügt derzeit über zwei große Hubschrauber, die hauptsächlich für Rettungseinsätze gebraucht werden sowie über vier kleinere, die unter anderem für Streifenflüge genutzt werden. Alle Hubschrauber sind mit Infrarot Kameras, sowie Scheinwerfern ausgestattet, was bei der Suche nach einem flüchtigen Straftäter sehr hilfreich sein kann.

Ein Grossteil der am Hubschrauber anfallenden Reparaturen und Wartungsarbeiten wird von den dort arbeitenden Officern selbst durchgeführt.

Die wohl größte SOD Einheit ist jedoch die Emergency Service Unit (ESU), zuständig für kritische Notfallsituationen. Abgesehen von Löscharbeiten erledigen sie eine Vielzahl von Aufgaben, für die bei uns die Feuerwehr zuständig ist. Über die fünf New Yorker Boroughs verteilt gibt es zehn ESU Einheiten, wobei jede über mehrere kleine sowie einen großen Truck verfügt. Auf diesen Trucks befinden sich die unterschiedlichsten für den Notfall gedachten Geräte. Von Sauerstofflaschen, über Generatoren und Schweißbrennern bis hin zu Maschinengewehren. Über 200 verschiedenen Ausrüstungsgegenstände
insgesamt. Dementsprechend vielfältig sind auch die Einsätze: Brückenspringer, Geistig verwirrte, Kidnapper etc. Jeder ESU Mitarbeiter ist gleichzeitig auch als Scharfschütze ausgebildet, daher sind viele Einsätze auch mit denen unseres SEK vergleichbar. Aufgrund der Anthrax Attentate in den USA und den damit verbundenen Notrufen bildete ESU sogenannte
"HAMMER Teams". Sie bestehen aus zwei Emergency Service Mitarbeitern, einem Detective und einem Feuerwehrmann. In den Wochen nach dem 11. September hatten die HAMMMER Teams pro tag mehrere dutzende Einsätze, (allein im Oktober über 2000) welche sich jedoch fast immer als falscher Alarm herausstellten.

Meine letzten Tage in New York verbrachte ich mit der Street Crime Unit in Brooklyn South. Diese Einheit konzentriert sich ausschließlich darauf, gegen die vielen illegalen Waffen auf der Strasse vorzugehen, von denen es aufgrund des so unterschiedlichen Waffenrechts in den USA unzählige gibt. (z.B. kann man in Florida durch Vorlage eines Führerscheins eine
Schusswaffe erwerben)

Zu 4:
Der Vollständigkeit halber möchte ich nunmehr kurz die verschiedenen Ereignissorte vorstellen, die im Zusammenhang mit der World Trade Center Katastrophe stehen. Den interessierten Leser will ich an dieser Stelle jedoch auch auf meinen gesondert gefertigten und ausführlichen WTC Bericht hinweisen.

Am dritten Tag nach dem Anschlag bekam ich endlich die Möglichkeit, zu helfen und zusammen mit hundert anderen Cops und Feuerwehrleuten suchten wir nach Überlebenden und Beweismittel am größten Tatort der Welt. Unterstützt wurden wir dabei von Kräften aus einer Vielzahl von Bundesstaaten sowie von Spürhunden und technischem Gerät. Nach einigen Wochen wurde die ursprüngliche Search und Rescue Mission jedoch abgebrochen, da die Chance Überlebende zu finden, gen null tendierte. Als ich ende September zurückkehrte, waren die Aufräumarbeiten in vollem Gange. An die Stelle der unzähligen Polizisten und Feuerwehrleute rückten jetzt riesige Kräne und schwere Baufahrzeuge.

Die Überreste des World Trade Center werden auf Kähnen und Lastwagen nach Staten Island verbracht, wo sie auf einem großen Schrottplatz gelagert werden. Hunderte von Detectives in Schutzkleidung durchsuchen den Schrott mit Harken und Mistgabeln, welcher vorher von Baggern auf riesigen Feldern ausgebreitet wurde. Dabei wird nach allem gesucht, was zur Identifizierung eines Menschen behilflich sein könnte oder sonst in irgendeiner Art und Weise für die Ermittlungen von Relevanz ist. Diese Arbeit ist sehr anstrengend, dennoch wollte ich auch hier arbeiten, um einen umfassenden Eindruck zu erhalten und meinen Teil dabei beizutragen, mit der Katastrophe fertig zu werden.

Alle gefundenen Leichen- bzw. Körperteile werden in eine zentrale Leichenhalle verbracht, wo sie verschiedenen Stationen durchlaufen. Identifizierung des Körper/teils, Suche nach persönlichen Merkmalen, Entnahme einer DNA Probe oder Röntgen, Fingerabdrücke etc.

Das Family Assistance Center bildet einen zentralen Anlaufpunkt für Angehörige von Opfern sowie für alle die in irgendeiner Art und Weise von der Katastrophe betroffen sind. Im Center arbeiten die verschiedensten Organisationen zusammen. Die Angehörigen werden zunächst interviewt und müssen Fragebögen ausfüllen. Auch DNA Proben werden hier entgegengenommen. Die Betreuung der Hinterbliebenen erfolgt sehr professionell. So gibt es eine psychologische Betreuung, ein Massage Studio, Ruheräume, Internet & Telefon, Übersetzer, sowie ein kostenloses Restaurant. Bereits nach wenigen Tagen wird, sofern die Voraussetzungen vorliegen, ein finanzieller Zuschuss geleistet.

Unmittelbar nach dem Anschlag wurde ein zentrales Kontrollzentrum geschaffen, das sich mit allen Angelegenheiten rund ums WTC beschäftigt. Im "Mayors Office of Emergency Management" arbeiten Sicherheitsorganisationen und eine Vielzahl von
Firmen, die mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut sind, zusammen. Hier werden Anfragen aus der Bevölkerung beantwortet, Informationen gesammelt und die Lage beurteilt. Der Bürgermeister und der Police Commissioner geben von hier aus jeden Tag ein Statement zur aktuellen Situation. Eine ähnliche Institution gibt es auch im Police Headquarter. In einem großen Raum sitzen Vertreter unterschiedlichster Organisationen, die im direkten Kontakt mit ihren Vorgesetzten stehen, um so im Bedarfsfall schnell reagieren zu können.

Zu 5:
Während meiner Zeit in New York war ich einem Sergeant vom Chief of Personnel Office zugeteilt, der meinen Praktikumsplan aufgestellt hat und alle notwendigen Vorkehrungen traf. Rückblickend betrachtet war die Betreuung ausgezeichnet. So wurde ich größtenteils abgeholt und nach dem Dienst auch wieder nach Hause gefahren. Um meine Unterkünfte habe ich mich jedoch selbst gekümmert.

Die WTC Katastrophe hatte selbstverständlich einen großen Einfluss auf das NYPD und somit auch auf mein Praktikum. Der reguläre Schichtbetrieb wurde für Wochen von 8 ½ auf 12 Stunden umgestellt und für alle war die Zeit mit einer hohen physischen und psychischen Belastung verbunden. Dennoch hat man mich auf den Dienststellen ausnahmslos freundlich empfangen, geduldig meine zahlreichen Fragen beantwortet und mir die verschiedensten Bereiche gezeigt. NYPD hat mir während meines Aufenthaltes eine Menge ermöglicht, so konnte ich beispielsweise die US Open besuchen oder ein Yankee
Baseball Spiel. An einem Tag traf ich auch durch Zufall auf den einigen wahrscheinlich gut bekannten Captain Jimmy Albrecht von der IPA - USA. Er betreute gerade zwei Kollegen aus Leipzig, die anlässlich der Steuben Parade (Deutsch - Amerikanisches Volksfest) nach New York gekommen waren. Die Parade wurde aufgrund der Ereignisse des 11. Septembers nicht abgehalten. Dennoch kümmerte sich die amerikanische IPA hervorragend um die beiden und auch ich nahm an einem wunderschönen Ausflug teil.

Abschließend möchte ich mich nun noch einmal bei allen bedanken, die mir dieses Praktikum ermöglicht haben. Im besonderen beim Generalsekretär der IPA, Herrn Busch sowie dem Geschäftsführenden Bundesvorstand. Ohne das großzügige Stipendium hätte ich mein Praktikum nicht in dieser Form durchführen können.

Es bleibt zu hoffen, daß der Kontakt zwischen deutschen Polizeibehörden und dem New York City Police Department erhalten bleibt und so noch viele Praktikas dieser Art stattfinden können.







 
7. February 2007, 13:32   #2
sternchen
 
Registriert seit: February 2007
Beiträge: 1

Hallo!
Ich wollte nur mal fragen wie du an dieses Praktikum gekommen bist? Ich interessiere mich auch für so ein Praktikum, hab nur überhaupt gar keine Ahnung wie ich mir irgendwelche Infos holen kann.

MfG
 
Antwort

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