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21. March 2008, 18:36   #1
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Kein Gulasch am Karfreitag?

... sollte Fleisch am heutigen Gedenktag des Genagelten für "zivilisierte" Menschen wirklich tabu sein? Ich wundere mich immer wieder, wie viele konservative Spießer in Redaktionen herumhängen, die doch sonst immer so "cool" und "hip" sein wollen, was leider auch auf manche "Spiegel"-Schreiber zutrifft.

Just dort im Online-Angebot erklärt uns heute Ullrich Fichtner, das ist einer dieser Suppenkasper, die immer unterschwellig den Blödsinn behaupten, daß man angeblich für einen fairen Preis in Deutschland nichts Genießbares findet und somit für ein gutes Essen halb um die Welt fliegen muß, warum wir heute am Karfreitag kein Fleisch essen sollten. Na ja, "erklären" ist vielleicht das falsche Wort, denn auch ihm mag nicht wirklich etwas Gescheites zu diesem Thema einfallen.

Dabei habe ich überhaupt kein Problem damit, wenn religiöse Menschen am heutigen Tag auf Fleisch verzichten. Wer nach Gottes Wort leben will, soll das in Frieden tun. Wer aber sogar betont, nicht besonders religiös und auch nicht in einem besonders religiösen Elternhaus aufgewachsen zu sein, der sollte uns allerdings tunlichst mit dämlichen Erklärungsversuchen solcher Art verschonen:

Zitat:
Wer am Kreuzigungstag Gulasch oder Spanferkel mampft, kommt vielleicht nicht in die Hölle. Aber er verrät einen teuflischen Mangel an Kultur.

(...)

Unsere Mahlzeiten finden statt in einem dichten Gewebe aus Werten, Tabus, Pflichten und Verboten, ganz gleich, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Wer deshalb einfach so die Frage stellt: Warum denn bloß kein Fleisch an Karfreitag?, der sollte auch Antworten suchen auf ein paar andere Fragen: Warum nicht Hunde essen? Warum Christstollen backen? Warum einen Oster-Brunch veranstalten? Warum am Aschermittwoch Fisch essen?
Tja, warum nur? Das kann uns Herr Fichtner leider auch nicht sagen. Und trotzdem ist er felsenfest der Überzeugung, daß das gut so ist. Weil Deutsche eben zum Beispiel keine Hunde essen. Keine Ahnung, warum solche Spinner meinen, daß schon deshalb nur unsere deutsche "Kultur" den Segen Gottes vedient und nicht etwa das kulinarische Banausentum irgendwelcher minderwertiger Untermenschen in Fernost. Er geht, vielleicht ohne es zu ahnen, sogar noch weiter und spricht indirekt anderen Völkern das Recht ab, sich als "zivilisiert" zu bezeichnen:

Zitat:
Im Essen und seinen vielen ungeschriebenen Regeln ist, wenn man genau hinschaut, der Prozess unserer Zivilisation aufgehoben. Manche Vorschriften sind sehr lebendig geblieben, so selbstverständlich, dass wir sie gar nicht hinterfragen. Andere verblassen, wollen langsam verblühen. Aber so oder so ist unser Essen ein wesentliches Abbild von Kultur, ein komplexes Sammelsurium. Und so kommt es mir so vor, nicht nur am Karfreitag, als hätten Feiertage zumindest den Mehrwert, uns daran ab und an zu erinnern.
Daß er damit Milliarden Menschen diskreditiert, in deren Ländern es schon Hochkulturen gab, als wir Germanen noch furzend alles aus der Hand fraßen, kommt solchen reaktionären Topf-Schreibern anscheinend nicht in den Sinn. Nur gut, daß sie eben auch nur für Soßen-Gelaber und nicht für Politik zuständig sind.

In diesem Sinne wünsche ich Euch noch schöne Ostertage. Und daß ich heute mittag zufällig tatsächlich Gulasch gegessen habe, und zwar ohne groß darüber nachzudenken, mögen mir alle Fichtners und sonstigen Bewahrer irgendwelcher "unerklärlichen" Traditionen hoffentlich verzeihen ;-)

Gruß Ben

Fichtners Tellergericht: Oh du teuflische, sündige Fleischeslust
 
21. March 2008, 20:29   #2
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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Beiträge: 7.669
Bei uns gab es übrigens Fisch mit Kartoffelsalat, aber nicht wegen mir, sondern meine Holde, die röm. katholisch ist hat so entschieden. Da ich das aber gerne esse, war ich damit sehr zufrieden.
Mir geht das ganze gequatschte warum man was machen /nicht machen darf gehörig auf den Senkel. Das soll doch gefälligst jeder für sich selbst entscheiden.

P.S. Ich habe heute übrigens einen Kuchen gebacken.
 
21. March 2008, 21:01   #3
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... jeder so wie er will. Das meinte ich, und so sollte es auch sein. Kein Wunder, daß Fichtners anmaßendes Geschwafel von einem angeblichen Zusammenhang zwischen religiös motiviertem Fleisch-Verzicht und "Kultur" oder gar "Zivilisation" auch bei seinen Lesern bisher nur Hohn und Spott hervorgerufen hat. Am besten gefielen mir von den Kommentaren bisher: "Ein Jammer dass ich nicht nur Atheist sondern auch Vegetarier bin. Heute würde ich Fleisch essen. Mit Genuß" und "Herr Fichtner, Sie sind jetzt kein Kind mehr!". Hehe, das hat er nun davon *g*:

SPIEGEL ONLINE Forum - Fichtners Tellergericht: Teuflische, sündige Fleischeslust

Gruß Ben



[edit]

Hatte vorhin aus Versehen nur die erste Kommentar-Seite wahrgenommen. Inzwischen sind es bereits 14 (!) - kein Wunder bei dem Stuß, den dieser Küchen-"Prediger" abgelassen hat. Also hier noch eine "kleine" Auswahl weiterer Reaktionen:

"Am Anfang hab ich ja fast gedacht es sei Ironie", "Meinen "teuflischen Mangel an Kultur" habe ich erst beim Lesen dieses Artikels bemerkt", "Von den lieben Gläubigen wird "Kultur" in letzter Zeit arg oft als Kampfbegriff gegen den Atheismus verwendet", "super! sagt selbst er hat keine argumente, warum leute, die nicht an den gleichen kram glauben wie er, sich an regeln SEINES glaubens halten sollen. sie sollen es aber trotzdem. hauptsache zur sicherheit mal missionieren", "An diesem Artikel sieht man das Resultat der jahrtausende währenden Arbeit aller Kirchen in Deutschland", "Sie sagen nichts anderes, als daß Sie sich noch immer nicht von den Folgen einer frühkindlichen Indoktrination freimachen konnten", "Heidenspaß statt Höllenqual!", "Wer derartige Kolumnen schreibt, kommt vielleicht nicht in die Hölle. Aber er verrät einen teuflischen Mangel an Kultur", "Wie kann man denn so verwegen sein, religiös inspirierte Tradition mit Kultur zu verwechseln?", "Wir könnten auch alle mal am Ramadan erst nach Sonnenuntergang essen. Begründung: Ist halt so", "Das Einzige was daran Tradition ist, ist die Arroganz, mit der die christliche Kirche die Feiertagshoheit beansprucht".
 
22. March 2008, 10:50   #4
Boomer
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Registriert seit: January 2001
Beiträge: 2.007
In diesem Zusammenhang fällt mir folgender Spruch ein:

Wer glaubt, Christ zu sein, weil er in die Kirche geht, irrt.
Schließlich ist man ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
 
22. March 2008, 11:41   #5
Ben-99
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Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... der Freizeitprediger sollte lieber über Themen schreiben, wovon er als Koch-Kolumnist auch etwas versteht und zum Beispiel mal der Frage nachgehen, ob es auch ein Zeichen von "Kultur" in unserer ach so tollen christlichen Gesellschaft ist, wenn angeblich "zivilisierte" Menschen in vornehmen Restaurants viel Geld dafür bezahlen, um sich Produkte aus Gänsestopfleber schmecken zu lassen, obwohl sie genau wissen, daß es sich um ein künstlich krank gemachtes Organ handelt und die Tiere dabei entsetzlich leiden mußten.

Ansonsten: Ist ja schön, wenn die SpOn-Software bei vielen Leser-Reaktionen auf einen Artikel automatisch eine Art Best-Of-Rankingliste erzeugt. Doch wenn 90 Prozent der Kommentatoren den Beitrag als dümmlich und anmaßend kritisieren, kann man das wohl kaum als Leser-"Empfehlung" werten ;-)

Gruß Ben
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22. March 2008, 13:43   #6
Sacki
Dummschwätzer
 
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Beiträge: 3.365
Wenn das Bodenpersonal künftig ihr Verbot von Kondomen, der Pille und der Abtreibung aufheben, esse ich im Gegensatz dazu Freitags nur noch Fisch.

Na, ist das kein Angebot ?
 
Antwort

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karfreitag, fleisch, verzicht




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