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25. August 2002, 19:24   #1
peet
 
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Registriert seit: August 2001
Ort: Niederlande
Beiträge: 1.528
Fernsehdebatte

Wie oftmals zu hoeren wird wohl heute eine Debatte zwischen den Herren Schroeder und Stoiber statt finden..

Seit ihr geinteressiert und guckt und was erwartet ihr davon?
 
25. August 2002, 22:09   #2
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
@peet, ich stell mal das öffentliche Fazit ins Forum
______________________

Fernsehen


Nach dem ersten TV-Duell
Blitzumfrage: Schröder war besser

Nach einer Blitzumfrage des Meinungsforschungs-Instituts Forsa hat
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) das erste Fernsehduell mit seinem
Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) für sich entschieden. In der Frage nach
der Sympathie sprachen sich 57 für Schröder und 35 für Stoiber aus. 48
Prozent beurteilten Schröder als kompetenter als Stoiber (41 Prozent). 51
Prozent sahen Schröder als glaubwürdiger als Stoiber (39 Prozent).



Thema Arbeitslosigkeit
Bei dem Duell, das auf RTL und Sat1 ausgestrahlt wurde, haben sich der
Bundeskanzler und sein Herausforderer einen offenen Schlagabtausch geliefert.
Trotz seines Versprechens beim Amtsantritt habe Schröder es nicht vermocht,
die Arbeitslosigkeit auf 3,5 Millionen zu senken, sagte Stoiber. Schröder
erklärte, es sei Unsinn, wenn Stoiber behaupte, den Menschen gehe es
schlechter als vor vier Jahren.

"Eine gravierende Ausrede"
Stoiber nennt es einen Fehler, dass die Regierung bei der Steuerreform den
Mittelstand ausgelassen habe. Es sei "eine gravierende Ausrede" des Kanzlers,
die Schuld für die hohe Arbeitslosigkeit bei anderen zu suchen. Schröder
machte für die hohe Arbeitslosigkeit "weltweite Verwerfungen" verantwortlich,
"die nicht hausgemacht sind". Kein anderes Land in Europa sei wirtschaftlich
mit den USA so verflochten wie Deutschland.

Schröder: Kritik teilweise berechtigt
Schröder räumte ein, die Kritik, die Hartz-Kommission sei zu spät eingesetzt
worden, sei "teilweise berechtigt". Es sei eine Erfahrung in der Politik, dass es
manchmal notwendig sei, "Schneisen durch den Dschungel der Interessen in
Deutschland zu schlagen". Dazu brauche es aber erst Fehlentwicklungen, die
den Menschen deutlich machten, dass es neue Wege brauche. Stoiber
bezeichnete die Einsetzung der Hartz-Kommission als Wahlkampfmanöver.
Ohne Entlastung des Mittelstandes werde das Problem der Arbeitslosigkeit
nicht gelöst.

Streit um Verschiebung der Steuerreform
Stoiber nannte es einen "verhängnisvollen Fehler", die Hochwasserhilfe über
Steuererhöhungen finanzieren zu wollen. Schröder verteidigte die Verschiebung
der zweiten Steuerreformstufe dagegen als gerecht und dem
Solidaritätsgedanken entsprechend. Die Mittel von knapp zehn Milliarden Euro
würden zu 100 Prozent für Investitionen ausgegeben und würden daher nicht
der Konjunktur schaden, betonte Schröder. Die von der Union vorgeschlagene
Verwendung der Bundesbankgewinne würde dagegen zu einer weiteren
Verschuldung führen. "Das wäre der weitere Marsch in den Schuldenstaat",
betonte der SPD-Chef.

"Desaströse Lage"
Stoiber sagte dagegen, Steuererhöhungen seien angesichts der "desaströsen
konjunkturellen Lage" ein "schwerwiegender Fehler". "Der Bundeskanzler neigt
dazu, bei Krisen sofort die Steuer zu erhöhen«, betonte der bayerische
Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende So sei das schon bei der Finanzierung
der Anti-Terror-Maßnahmen nach dem 11. September gewesen. Stoiber zollte
der Bundesregierung allerdings auch Respekt für ihre Arbeit bei der
Bewältigung der Flutkrise. Angesichts der "nationalen Katastrophe" gelte es
zusammenzustehen. Im Ziel seien sich Regierung und Opposition bei der
Beseitigung der Flutschäden einig, "auch wenn wir unterschiedliche Wege
haben".

Genau festgelegte Regeln
Das 75-minütige Fernsehduell zwischen Schröder und Stoiber bei RTL und
Sat1 war das erste zwischen Spitzenkandidaten von SPD und Union vor einer
Bundestagswahl. Am 8. September treffen die beiden Kontrahenten bei ARD
und ZDF zur zweiten Runde zusammen. Für das Duell waren in monatelangen
Verhandlungen zwischen Sendern und Wahlkampfmanagern genaue Regeln
festgelegt worden. Zu jedem der sieben bis acht Themen durften die
Kandidaten ein Statement von 90 Sekunden abgeben. Anschließend waren
jeweils zwei Nachfragen an die Kandidaten mit einer Antwortzeit von 60
Sekunden erlaubt.
_______________________________

ganz seltdam, dass die Umfrageergebnisse bei Christiansen und RTL komplett in den wichtigen Aussagen konträr waren. Kommt das evtl. daher, dass die ehemalige Flugbegleiterin auf einem CDU - Ticket unterwegs ist?

mfg
 
25. August 2002, 22:38   #3
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
hmm...

egal wo ich hingezappt habe, Schröder lag in allen Belangen vorn.

Allerdings hat Stoiber wohl nícht so schlecht abgeschnitten, wie ihm prognostiziert wurde.

Mal sehen, was das nächst "Duell" bringt.
 
25. August 2002, 22:43   #4
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
jupp, die letzte bei Christiansen, da hatte in Fragen der Kompetenz, Wirtschaft und Arbeitslosigkeit Stoiber dick geführt. 5 min später bei RTL gleiche Fragestellung lag Schröder vorne und das fand ich seltsam.

mfg
 
25. August 2002, 22:47   #5
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
hehe, auf jeden Fall fühlt sich einer als Verlierer:

Zitat:
Westerwelle klagt wegen TV-Duell in Karlsruhe

Über eine mögliche Teilnahme von FDP-Chefs Guido Westerwelle am TV-Duell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber bei ARD und ZDF muss jetzt das Bundesverfassungsgericht entscheiden. Ein Gerichtssprecher in Karlsruhe bestätigte, dass eine entsprechende Verfassungsbeschwerde Westerwelles in Karlsruhe eingegangen ist.

Westerwelle will erreiche, dass er beim zweiten TV-Duell mit eingeladen wird. Das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen in Münster hatte zunächst entschieden, dass Westerwelle keinen Anspruch auf eine Teilnahme an dem Fernsehduell am 8. September hat. Das Oberverwaltungsgericht sah dadurch keine Verletzung des Gebots der Chancengleichheit politischer Parteien (AZ: 8 B 1444/02). Westerwelle rügt in Karlsruhe unter anderem eine Verletzung der Chancengleichheit der Parteien.
Und dabei wurde der Westerwelle doch eine ganze Sendung im Zdf vorher gewidmet.
 
26. August 2002, 03:14   #6
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
ich denk, der sollte ' Frauen in die Politik ' moderieren

mfg
 
26. August 2002, 06:33   #7
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Nach einer halben Stunde des Einschaltquotenschlagers vom gestrigen Abend überkam den Moderator dieses Forums endlose Langeweile. Links (!) Edmund Stoiber, rechts (!) Gerhard Schröder, der Amtsinhaber - und irgendwie redeten sie, dank der unfähigen Fragesteller, einfach aneinander vorbei.

Da ist eigentlich selbst Christiansen spannender. Vor blauem Hintergrund krallten sich die Konkurrenten selbstgerecht an ihren Redner-Pulten fest, wußten schwarzbeanzugt alles besser - und sagten inhaltlich nichts. Und sie fetzten sich auch nicht einmal unsachlich, sondern schienen beide mit der "Schere im Kopf" sich selbst zurückhalten zu wollen, um ja nicht als negativer Heißsporn wahrgenommen zu werden.

*Gähn*.

Ich bin indes zwar kein Anhänger des bayerischen Ministerpräsidenten, der auch nur wenig überzeugend wirkte, doch am dämlichsten wirkte auf mich der Genosse der Bosse und Verfechter des "deutschen Weges", Gerhard Schröder, an dem die beiden Privat-TV-Fragesteller scheiterten und sich damit disqualifizierten.

Eher belustigend fand ich Gerhard Schröder, als er meinte, "Wir haben auf Wind und Sonne gesetzt", die Wasserkraft, die "Bündnis 90/Die Grünen" ja auch gern feiern, aber glatt vergaß - dabei hatte er am Nachmittag in Dresden doch noch anschauen können, wozu Wasserkraft in der Lage ist, sofern sie gebändigt werden kann.

Sehr interessant fand ich auch das Schrödersche Herumreiten darauf, daß die Kosten für den Wiederaufbau der Katastrophengebiete - eine "nationale Aufgabe" - nicht auf künftige Generationen abgewälzt werden sollen - etwa in Gestalt von Schulden. Das hatte am Freitag Klaus Wowereit beim Wahlkampfauftakt der SPD in Berlin verkündet, sein Kanzler wiederholte es am Sonntagabend. Ich verwandelte mich in einen böse grinsenden Smiley, die unfähigen Fragesteller indes versagten. War es nicht gerade die Berliner SPD, die zusammen mit der CDU erstens die Berliner Bankgesellschaft ruinierte und dann noch in trauter Gaunerschaft mit der PDS die zukünftig anfallenden Verpflichtungen (=Schulden) dieser Pleite-Bankgesellschaft künftigen Generationen aufbürdete? Traurig, daß das keinen der beiden Fragesteller interessierte.

Und dann auch noch Schröder zum Afghanistankrieg, zum dem man zunächst einmal stehen kann, wie man will. Schröder sagte einerseits, es hätte gegolten, einem angegriffenen Freund beizustehen. Das mag stimmen. Aber zu Afghanistan fällt dem deutschen Bundeskanzler nur "die Taliban" ein, doch die haben, bei all ihrer religiösen Verbohrtheit, niemals die USA, die NATO oder sonstiges Ausland angegriffen. Doch Schröder kämpfte verbal noch immer gegen "die Taliban" - doch das ist eben keine "Verteidigung", schon gar kein "Bündnisfall", sondern nur dumpfe Volksverarschung, die den Amtsinhaber auch vor dem Hintergrund eines von ihm seit kurzem herbeidelirierten möglichen Irak-Krieges entlarvte, wollte Schröder doch noch im April 2002 die Bundeswehr nach Jerusalem schicken.

Gerhard Schröder steht solidarisch an der Seite des Juden- und Israelhassers Saddam Hussein, der ihn ja neulich auch wegen der "erfolgreichen" Behandlung "amerikanischer und israelischer Söldner" (!) über den Klee lobte. (Man möge mir dies durchgehen lassen, als bekennender Antideutscher, dem der Staat Israel heiliger ist, empfinde ich das so und stehe auch gern dazu.)

Insgesamt war dieses "Highlight" politischer Auseinandersetzung gnadenlos langweilig, was vielleicht auch am Format liegt, das mit seltsamen Regeln und wenig kompetenten Fragestellern eine wirkliche Diskussion gar nicht ermöglichte - auf Widersprüche in der Argumentation des einen oder anderen Kandidaten gingen die Befrager gar nicht ein.

"Das Duell" war kein Duell, es war eine Enttäuschung, und es außerdem sowieso noch eine Riesentäuschung, denn das deutsche Wahlrecht sieht gar nicht vor, daß das deutsche Wahlvolk einen Kanzler direkt wählen darf.

Peinlicher war dann nach dem "Duell" noch die Diskussion bei der ewig unfähigen Christiansen, die mal eben in einem Nebensatz unterschlug, daß mit Petra Pau eine PDS-Vertreterin neben der Krokodilsträne Claudia Roth (auch eine bekennende Saddam Hussein-Freundin) ebenfalls in der Sendung anwesend war.

Wenn diese Dilettantin namens Christiansen in zwei Wochen die nächste Duellanten-Runde moderierend begleiten sollte, dann kann schon heute gesagt werden, daß sie eine noch schlimmere Fehlbesetzung ist als Schröder und/oder Stoiber - die Verfassungsrichter mögen wenigstens die Westerwelle ins öffentlich-rechtliche TV spülen, vielleicht gibt es dann doch noch etwas amüsante Rhetorik.

*GÄÄÄHHHNNNN*

MfG
tw_24

P.S.: "Er sah optisch sehr gut aus." attestierte bei Christiansen eine Bunte-Chefredakteurin dem Edmund Stoiber. Bei solchen Nullsätzen ist PISA wahrlich nicht überraschend - kann man "optisch" etwa nicht "aussehen"?
 
26. August 2002, 23:38   #8
quentin
 
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Beiträge: 1.693
die Zusammensetzung der gesamten Christiansen - Runde war sehr seltsam und typisch CDU ausgerichtet. Eppler auszugraben, der besser in seiner Gruft geblieben wäre, ist schon eine Zumutung. Von Bartzel ist bekannt, dass er nie ein Straus und damit Stoiber Fan war und Bönisch, spielt den souveränen Medienfachmann.
Die Publikumsgäste, Bunte - Chefredakteurin und den schwulen Friseur, der komischer Weise auch der Friseur von der Christiansen ist, waren wirklich eine Bereicherung;-)
PISA, tw ist ein Totschlaginstrument , damit noch mehr faule nichtskönnende Lehrer beamtet werden. Jeder redet davon und keiner hat es verstanden.
Wenn Frankreich Schüler von Eliteschulen hinschickt, Deutschland aber im Sinne Rot - Grüner Multi - Kulti - Politik Schüler aus Dortmunds Norden mit einem Ausländeranteil von 80% hinschickt, so kann man einmal sagen, muss von Frau Rot kommen, zum Anderen wollten einige Politiker eine Selbstgeisselung betreiben, natürlich gut bezahlt, denn das Ergebnis hat im Ausland eingeschlagen wie eine Bombe.
Frage, wer hatte was davon? Nein, diesmal nicht unsere jüdischen Mitbürger mit israelischem Pass, oder?

mfg

mfg
 
27. August 2002, 03:42   #9
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
Ergänzung
______________

Neue Regeln gegen die Langeweile?

Das TV-Duell der Kanzlerkandidaten war den
Genossen wohl zu langweilig: Für die zweite
Redeschlacht jedenfalls hätte die SPD gerne
weniger starre Regeln. Die Union sowie ARD und
ZDF lehnen eine Regeländerung für die nächste
Runde am 8. September aber kategorisch ab.
Geteilte Meinungen auch beim Abschneiden der
Duellanten: Beide Parteien feiern ihren Kandidaten als klaren Sieger der ersten
Runde.
_________________________________

wenn man einen Müntefering zum Manager des Wahlkampfes macht, muss man sich über ein derartiges Debakel nicht wundern.

mfg
 
27. August 2002, 06:41   #10
peet
 
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Beiträge: 1.528
Im niederlaendische Fernsehen war's zu hoeren..

Die Debatte der politischen *Giganten** ging unentschieden aus.
Jedoch haette sich das Publik merh davon versprochen und hoffe nun auf eine bessere und spannendere Debatte in 2 Wochen.

Neues Gebet der FDP
Wir sind klein..
und duerfen nicht dabei sein
 
27. August 2002, 07:33   #11
jupp11
 
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Beiträge: 4.013
Hmm...

...soso...."Politische Giganten !" ....ächtz....staun...


Wer ist denn damit gemeint? Und wo haben politische Giganten diskutiert?
 
29. August 2002, 08:36   #12
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Ach ja, mein Freund Wiglaf Droste hat sich das "Duell" wohl auch angesehen. Das meint er dazu:

Zitat:
Zitat von Wiglaf Droste
"Kleine Geister ganz groß"
von Wiglaf Droste
SAT 1 und RTL sind neben BILD die traditionell zuständigen deutschen Medien für die rückstandslose Vollbanalisierung aller Lebensbereiche. So war das boxchampionhaft reißerisch angekündigte TV-Duell Schröder gegen Stoiber auch entsprechend hoffnungslos unterfordernd für ein Publikum mit einem IQ-Durchschnitt von 100 aufwärts. Aber so ganz trauten sich die Fernsehboulevard-Fittis dann noch nicht über den eigenen Weg und simulierten eine Art journalistische Kammgarnseriosität. So wurde man um die einzige Freude gebracht, die das Ganze hätte haben können: einen leicht abgeschmackten Schadenfrohsinn.

Zu erleben war stattdessen eine lahmende, zähe Angelegenheit, die 75 Minuten zur Streckfolter dehnten. Nicht einmal der Tatort mit der zuverlässig grauenhaft herummenschelnden Ulrike Folkerts hätte einschläfernder sein können.

Edmund Stoiber möchte Kanzler werden an Stelle des Kanzlers. Das ist als solches nicht sehr interessant, und Stoiber versteht es nicht, die simple Tatsache zum Gegenstand des Interesses zu machen. Der bayrische Jurist wirkt pennälerhaft, penibel bebrillt, zwanghaft und wie seine eigene Briefmarke: zackig und flach. Sein angeknipstes Lächeln erscheint anorganisch, um Zuneigung bettelnd. Verkniff er sich diese Anstrengung, spürte man immerhin nicht den Schweiß, den sie ihn kostet.

Stoibers Versuche, mit seinem Lieblingswort Kompetenz zu glänzen - er sprach sogar schon von der Kompetenz-Kompetenz, also der Kompetenz zur Kompetenz -, sind bemüht. "Ich bemühe mich", sagt er, "und ich habe mich engagiert". Das sind die bösesten Vokabeln, die Arbeitgeber ihrem Angestellten in Zeugnissen hinterher werfen können: Er hat sich stets bemüht. Er war immer engagiert. Damit gibt man Verlierern einen Tritt. Auch so gesehen ist Stoibers Satz "Was ich für Bayern getan habe, möchte ich für ganz Deutschland tun" eine echte Drohung, aber eben doch keine wirklich bedrohliche, denn er möchte ja nur, der zart-schüchtern klemmige Edmund Stoiber.

Im Direktvergleich mit seinem Herausforderer wirkt Gerhard Schröder wie er, als singuläre Erscheinung betrachtet, nicht ist: souverän, relativ souverän. Gegen Stoibers Klassenstreberlächeln gewinnt Schröders breites "Macher"-Grienen leicht. Hier spricht in fettgedruckten Versalien, in Versace-Versalien quasi: DER KANZLER. Und da diese Wahl ganz auf das autoritäre Charakterpotential der Deutschen zugeschnitten ist, verliert der aktenmappige Stoiber hier erdrutschhaft an Boden.

Stoiber sieht aus wie einer, der Rapport erstattet, wie ein Duckmäuser, und wenn er spricht, denkt man: Na ja, sein Chef kommt wohl erst noch.

Unangenehm ähnlich sind sich beide im Loben des deutschen gemeinsinnigen Zusammenstehens in der - wie es geschichtslos unisono hieß - "größten Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg." Wenn Deutsche zusammenhalten, fragen sich distanziertere Beobachter zuallererst: Gegen wen denn diesmal wieder?

Doch auch hier war Stoibers Ausflug in die Gefilde der Geistverlassenheit noch niederschmetternder. Stoiber wörtlich: "Deutschland ist ein großartiges Land, und die deutsche Bevölkerung ist eine großartige Bevölkerung". Wer das Licht in seinem Kopf noch nicht vollständig gelöscht hat, will sich diese Lektion der Anbiederei nicht gefallen lassen, von niemandem.

Um diesen Trost für einen verbrachten Abend rund zu machen, bedurfte es nur Sabine Christiansens, deren Anstrengungen, ihre deformation professionelle zu verbergen, immer verzweifelter werden. Die Kopf-Schiefhalterin lud sich die senilen Herren Brüderle, Barzel und Eppler ein, dazu ihren Friseur Udo Waltz, und zwei selbst ihr ungefährliche Frauen: Claudia Roth und Petra Pau von der PDS, die mit der Parole wirbt: Heute popp ich, morgen kiff ich, übermorgen wähl ich PDS. Womit man beim geistigen Zuschnitt des Mannes angelangt wäre, der sich in diesen Fernsehabend auch noch hineinklagen wollte, was ein freundlicher Gott oder wer immer allerdings verhinderte: Guido Westerwelle, womit wir dann wieder nahe am Wasser wären.

(Quelle: http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-fazit/784.html)
MfG
tw_24
 
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