7. February 2003, 11:30 | #1 |
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amerikanische Propaganda
wisst ihr noch, 1991, Kuwait.... Irak überfällt den Kuwait ....
in der amerikanischen Öffentlichkeit gab es damals keine Mehrheit für ein Eingreifen/Krieg der USA in Kuwait. Bis plötzlich eine kuwaitische Frau in einer Pressekonferenz berichtete, sie sei eine Krankenschwester und sie habe miterleben müssen, wie irakische Soldaten in ihrem Krankenhaus Kinder aus den Brutkästen und Bettchen gerissen und aus dem Fenster geworfen hätten und schlurzte und weinte wie ein Schlosshund. Daraufhin hatte der damalige Präsident Bush senior plötzlich eine Mehrheit in der Bevölkerung und auch bei den Demokraten. Später stellte sich heraus, die Dame ist keine Krankenschwester, sondern die Tochter eines kuwaitischen Botschafters und die Irakis haben auch nie Babys getötet oder geschändet. wisst ihr noch .... für den Angriff auf Grenada 1983 reichte der Anlaß, daß ein Flugplatz gebaut wurde, der später militärisch genutzt werden könne. Abgesehen davon, daß Grenada ein militärischer Flughafen genauso zusteht, wie den Amerikanern, gab es nie Beweise, daß überhaupt gepant war, jenen militärisch zu nutzen. wisst ihr noch ..... für den Angriff auf Vietnam vor vielen Jahren mußte ein angeblicher Torpedoangriff der vietnamesischen Armee herhalten, für den es nie Beweise gab, daß er je statt fand! Und was lassen sie sich diesmal einfallen ? |
7. February 2003, 11:45 | #2 |
Ungültige E-Mail Angabe
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also das frag ich mich auch - und ich denke das wir es bald erfahren werden -> leider...
gruß pam |
7. February 2003, 11:57 | #3 |
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Sie haben sich doch was einfallen lassen, nur leider funktioniert es diesmal nicht. Der Trick mit den Massenvernichtungswaffen ging nach hinten los, der Versuch, das irakische Regime als totalitäre Diktatur hinzustellen, klappte bisher auch nicht. Und wenn man versuchen würde, wieder solche Massaker zu fälschen wie vor 12 Jahren, würde die Öffentlichkeit wahrscheinlich viel vorsichtiger reagieren.
Ich denke, Bush wird einfach walzen, besonders, da er ja jetzt laut Umfragen eine Mehrheit in der Bevölkerung für den Krieg hat. |
7. February 2003, 11:59 | #4 |
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Es ist vollkommen egal, was sich die U.S.A. einfallen lassen, solange es Leute gibt,
die diese Propaganda ohne sie zu hinterfragen schlucken. Leider gehören dazu auch sehr viele europäische Politiker, die sich wirtschaftliche Vorteile für ihr eigenes Land versprechen. Daß die U.S.A. den alten englischen Spruch "right or wrong - my country" bis zum Exzeß ausleben, wird dabei ignoriert - und die Bevölkerung eines angegriffenen Landes war noch nie Gegenstand des Nachdenkens für einen Angreifer und dessen Helfer. |
7. February 2003, 12:10 | #5 |
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Na immerhin, die USA haben bereits der UNO Geld für die Zeit nach dem Krieg gespendet. Sicherstes Anzeichen dafür, daß es den Angriff geben wird. Man sorgt sich jetzt schon um die Zivilbevölkerung.
Und es hat nicht besonders viel mit Propaganda ohne zu hinterfragen zu tun. Wenn Du eine bestimmte Nachricht nur oft genug immer und immer wieder im Fernsehen oder in der Zeitung liest, dann wirst Du sie auch irgendwann glauben. Du mußt ja dran denken, in den USA wird 24/7 über den Irak gesendet. Jedes Mal, wenn die dort Nachrichten schauen, wird denen eingetrichtert, daß der Irak schlecht ist. Du kannst Dich da nur noch durch das Ignorieren der Medien wehren. Das ist leider eine Schwäche des menschlichen Geists. |
7. February 2003, 12:38 | #6 | |
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Zitat:
"Es tut mir leid wegen des kleinen Krieges, aber mit Geld läßt sich alles ausgleichen, hallelujah" oder "Ich hab' doch in Afghanistan Prothesen abgeworfen für die, denen meine Bomben ein Bein abgerissen haben"? Schöne Grüße von den glücklichen strahlenverseuchten Japanern und den jubelnden vergifteten Vietnamesen.... |
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7. February 2003, 12:48 | #7 |
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Ich würde es anders interpretieren, zugegebenermaßen war mein Ausdruck auch unpassend.
Durch vorsorgende humanitäre Maßnahmen sollen TV-Bilder verhindert werden, die ein mögliches Elend der Zivilbevölkerung und damit die negative Seite des Krieges zeigen könnten, verhindert werden. Reiner Selbstschutz. |
7. February 2003, 13:01 | #8 |
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Das Bild das inzwischen versucht wird zu vermitteln ist doch, daß Kriege - durch die USA geführt - eher wie ein chirurgischer Eingriff zur Gesundung des Patienten zu verstehen sind.
Vollkommener Mumpitz, allein wenn ich an die Massaker in Afghanistan denke, die dort passiert sind, nachdem die Amis das Oberkommando dort hatten. Es ist wirklich erschreckend, wie sehr sich die sogenannten GUTEN Methoden bedienen müssen, die sie ihren Gegnern vorhalten. |
7. February 2003, 13:31 | #9 |
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Die Gegner Amerikas werden immer als Bestien dargestellt, sei es Libyen, Irak, Iran, Vietnam, Russland, ja auch wir waren Bestien (besser unsere Vorfahren)
In Amerika zwaifelt niemand ernsthaft an der moralischen Überlegenhait - und genau das ist das Problem. Den Amerikanern mangelt es an wirklichen Intellektuellen, an Querdenker. Dieses Zwei-Parteien-System erinnert mich ein wenig an DDR oder Sowjetunion, allerdings auf demokratischem Fundament. Die politische Medienvielfalt, wie bei uns, gibt es dort nicht. Somit ist der Focus auch kleiner. Aber woher soll der auch groß sein, ohne eine ernsthafte intellektuelle Schicht ? Kennt ihr einen bekannten politischen amerikanischen Intellektuellen ? Ich nicht ! Was mir die Tage noch auf fällt, man hört so wenig von Gott ! Ich erinnere an die Scheinheiligkeit, als die Türme fielen und alle von Gott und blabla sprachen. Nun sind die Kirchen ja nicht so kriegsfreundlich eingestellt, traditionell, wo ist der amerikanische Gott geblieben ? nach dem 11.9. erwähnte ihn Bush in jeder Rede .... |
7. February 2003, 13:38 | #10 |
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Was ich von der Politik der U.S.A. halte: Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich möchte...
Sorry für den Smiley..... |
7. February 2003, 14:53 | #11 | |
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Ein posting dazu aus Österreich:
Zitat:
http://derstandard.at/ Forum Politik / Meinung / Europa in der Defensive |
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11. February 2003, 14:48 | #12 |
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Aus Spiegel-Online, Theologe Drewermann
SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie allen Ernstes behaupten, Bushs Irak-Politik sei eine Synthese aus Vaterkomplex und religiösem Fundamentalismus? Drewermann: Die religiöse Komponente kann sich mit der Beendigung seiner Alkoholismus-Probleme verbunden haben. Alkoholiker kompensieren schwere Minderwertigkeitskomplexe - Bush galt über Jahre als der Versager der Familie - durch die Droge und durch Loyalität und Jovialität. Trocken geworden, als Bekehrte sozusagen, strengen sie sich dann an, die verinnerlichten Maßstäbe ihres Über-Ichs perfekt zu erfüllen. Für George W. verschmelzen Gott und sein Vater zu dem Auftrag, einen noch größeren und noch besseren Krieg zu führen als der eigene Vater - mit dem Beistand des Vaters im Himmel. Das alles ist eine Verzahnung aus individueller Neurose und sozialpsychologischem Wahn: ein Überbietungssyndrom und eine Weltbeglückungskomponente. |
11. February 2003, 14:57 | #13 |
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Noch eine Meinung dazu - und für mich der beste Artikel, den ich bis jetzt gelesen habe:
USA-Irak: Wie Amerika uns den Krieg erklärt Zur Fragwürdigkeit der politischen, medialen und intellektuellen Manöver im Vorfeld eines angeblich unvermeidlichen Militärschlags - ein Kommentar der anderen von Konrad Paul Liessmann ist Kulturphilosoph und Essayist in Wien und hat zuletzt unter anderem die Biografie "Günther Anders" (Beck Verlag) veröffentlicht. Spuren einer Verwüstung des Denkens: " ... am Ende wird man noch hören, dass der Krieg geführt werden musste, weil man mit einem irakischen Wissenschafter nicht ungestört reden konnte". - Zur Fragwürdigkeit der politischen, medialen und intellektuellen Manöver im Vorfeld eines angeblich unvermeidlichen Militärschlags. Dass die USA gegen den Irak Krieg führen wollen, ist nicht weiter erstaunlich. Abgesehen davon, dass der Präsident eine Familienangelegenheit zu Ende bringen will, abgesehen von Öl und geostrategischen Überlegungen, abgesehen von einer neuen Phase der Durchsetzung amerikanischer Interessen nach dem 11. September, stellt der Irak einen denkbar angenehmen Gegner dar. Das Land ist flach, einen Krieg hat man schon überlegen gewonnen, seit damals ist der Irak praktisch gedrittelt, steht unter ständiger Aufsicht, leidet unter einem Embargo, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit weder einsatzfähige Massenvernichtungswaffen noch eine besonders starke konventionelle Armee, hat keine Verbündeten, auch nicht in der islamischen Welt, und wird zudem von einem Diktator beherrscht, der nicht nur Tausende von Menschenleben auf dem Gewissen hat, sondern auch seit Jahren mit der UNO und ihren Inspektoren Katz und Maus spielt und sich immer wieder demonstrativ freut, wenn den USA etwas zustößt. Aus der Perspektive der hegemonialen Supermacht wäre es geradezu fahrlässig, diese günstige Gelegenheit zur Beseitigung eines Widerlings und zum Ausprobieren einer überlegenen Waffentechnik sowie die Möglichkeit, die eigene Präsenz in dieser sensiblen Region nachhaltig zu verstärken, ungenutzt verstreichen zu lassen. Was an der ganzen Sache erstaunt, ist die Art und Weise, wie diese Kriegsvorbereitungen politisch, medial und intellektuell kommuniziert werden. Gründe unerheblich Alle Welt tut so, als ginge es darum, plausible Gründe für einen Angriff auf den Irak zu finden. Was zu diesem Thema in den letzten Monaten produziert worden ist, bis hin zur Powell-Rede, um die Gefährlichkeit des Irak zu beweisen, würde vor jedem Zivilgericht zur sofortigen Enthaftung des Angeklagten führen. Einmal ist es die behauptete Existenz von Massenvernichtungswaffen, die das Fass zum überlaufen bringen soll, dann der bloße Hinweis darauf, dass Saddam Hussein solche Waffen wohl gerne hätte, einmal ist es der Verstoß gegen UNO-Resolutionen, die den Krieg rechtfertigen sollen, dann wieder, dass man nun lange genug beim Versteckspielen der Iraker zugeschaut hätte, einmal sind es vage Verbindungen zu Terrorgruppen, dann wieder die Gefahr für die Menschheit, die der Diktator angeblich darstellt, und wenn alles nichts fruchtet, müssen die westlichen Werte verteidigt werden. Am Ende wird man noch hören, dass der Krieg geführt werden musste, weil man mit einem irakischen Wissenschaftler nicht ungestört sprechen konnte. Weil es gar nicht darum geht, Gründe zu finden, kann alles zu einem Grund werden. Ein Imperium braucht keine plausiblen Gründe, um Kriege zu führen, sein Wille genügt. Als Kaiser Trajan beschloss, das reiche Mesopotamien dem Römischen Reich einzuverleiben, fragte er weder die störrischen Gallier und schon gar nicht seine germanischen Vasallen um deren Zustimmung. Dass letztere später dem Imperium zum Verhängnis wurden, ist eine andere Geschichte. Die tribunalartige Show des amerikanischen Außenministers vor der UNO diente einzig und allein dazu, den anderen Staaten Gründe zu liefern, mit denen sie ohne Gewissensnöte dem Diktat der amerikanischen Politik folgen können. Wenn der Krieg unausweichlich ist, weil er geführt werden soll, stellt sich in der Tat die Frage, warum Nato-Staaten und andere Verbündete der USA sich dem sperren sollten, anstatt auf den fahrenden Zug aufzuspringen und sich so wenigstens kleine Vorteile zu sichern - uch wenn diese nur im fortgesetzten Wohlwollen des Hegemons und in der Erlaubnis, den Wiederaufbau zu koordinieren, bestünden. Warum sollte zum Beispiel Europa nicht, wie es Lord Dahrendorf ("USA der Chef, Europa die Putztruppe"?, STANDARD, 9. 2.) mit einem unsäglichen und ziemlich dummen Vergleich fordert, der zumindest an der sprachlichen Sensibilität des Paradeliberalen zweifeln lässt, aus dem Ei, das die USA aufschlagen, ein Omelett braten? Immerhin: Den tapferen osteuropäischen Staaten hat diese Haltung schon den Ehrentitel "neues Europa" eingebracht, während das renitente Deutschland sich plötzlich auf einer Stufe mit Kuba und jenem Libyen wiederfindet, das einmal eine mindestens so große Gefahr für die Menschheit darstellte wie der Irak heute. Rhetorische Kosmetik Während für die Verbündeten und Nato-Partner so vorerst einmal ganz im Stile eines Weltschulmeisters Zensuren verteilt werden, können Staaten wie Russland oder China für ihr augenzwinkerndesEinverständnis wenigstens über veritable Gegenleistungen verhandeln. Die Kriegsvorbereitungen gegenüber dem Irak führen so in erster Linie zu einer klaren Sicht der Verhältnisse. Sie zeigen, in welchem Maße das Völkerrecht und die UN-Institutionen mittlerweile erodiert sind. Sie zeigen auch, dass die Rhetorik einer neuen Weltinnenpolitik nichts anderes war als die Verbrämung einer ziemlich konventionellen, nationalstaatlich dominierten, hegemonialen Interessenpolitik; sie zeigen, dass es offenbar kein Widerspruch ist, wenn das Land, das die meisten Massenvernichtungswaffen dieser Erde besitzt, den Einsatz dieser Waffen androht, um die Welt angeblich vor diesen Waffen zu schützen; sie zeigen, dass der lange geächtete Präventivkrieg legitimiert ist, sofern dadurch die Interessen der USA geschützt werden; sie zeigen auch, dass ein Wort eines amerikanischen Ministers genügt, und das mit viel Pathos vereinte Europa ist auch schon wieder gespalten. Gäbe es so etwas wie Ehrlichkeit in dieser Welt, wäre die einzig angemessene Reaktion auf den Solidaritätsbrief der acht europäischen Staaten die Auflösung des EU-Konvents und die Umbenennung der EU in "Europäische Freihandelszone". Mehr wird Europa auf absehbare Zeit nicht sein. Im Ernstfall wird England immer die transatlantischen Bindungen höher stellen als die europäischen Interessen, und für manche der neuen Beitrittsländer ist die EU offenbar nur ein Zwischenschritt zum Anschluss an die amerikanische Zivilisation - was übrigens durchaus plausibel ist. Natürlich sind etwa für Polen die USA ein wesentlich attraktiverer Partner als die unmittelbaren Nachbarn Deutschland und Russland, unter denen es wahrlich genug zu leiden hatte. Aber allein dies zeigt, dass mit Europa als einem politischen Subjekt noch lange nicht zu rechnen sein wird. Aufschlussreich vor allem ist aber die publizistische Begleitmusik zu den Kriegsvorbereitungen. Sie demonstriert, wie leicht es ist, auch intelligente Menschen mit rhetorischen Nebelschwaden, die vergessen lassen, dass es so etwas wie Aufklärung einmal gegeben hat, für einen Krieg zu begeistern. Damit keine Missverständnisse aufkommen: es geht nicht darum, einen plakativen Pazifismus zu predigen. Aber auch derjenige, der den Krieg als Ultima Ratio der Politik nicht ablehnt, wird in den nun vorgebrachten Kriegspredigten keine zwingenden Argumente erkennen können. Dass aber die anachronistische manichäische Rhetorik des US-Präsidenten verständnisvoll nachvollzogen wird, dass liberale Kommentatoren allen Ernstes mit Genugtuung darauf reagieren, dass wieder einmal jemand eine klare Vorstellung davon hat, wo das Böse wohnt, dass umstandslos Propaganda für bare Münze genommen wird, dass Fakten wenig zählen, Logik nichts, Vermutungen aber alles, zeigt eine Verwüstung des Denkens, wie sie für Zeiten der Kriegseuphorien allerdings nicht untypisch ist. Erpressungsstrategie In Zukunft sollte man wenigstens über die Kriegsbegeisterungen und die ach so verwerflichen Blindheiten des vergangenen Jahrhunderts ein wenig vorsichtiger urteilen. Wenn überhaupt argumentiert wird, dann in den einfachsten Kategorien. So, als hätte Günther Anders seine Analyse der Massenvernichtungswaffen nie geschrieben, wird getan, als wären nicht diese monströsen Arsenale selbst das Übel, sondern nur jene Menschen, die damit nicht richtig umgehen können. Man kann sich offenbar glücklich schätzen, dass in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien, in Frankreich und in China, in Russland und in der Ukraine, in Indien, Pakistan und Israel die Atombomben in den Händen guter Menschen sind. Einzig mit Nordkorea muss noch ein wenig diplomatisch verhandelt werden. Aber der Irak, der vielleicht solche Waffen gerne hätte, aber offenbar nicht hat, bedroht die Menschheit. Dass dieser Krieg aus Sorge um Massenvernichtungswaffen geführt wird, wie uns von nahezu allen Kommentatoren eingeredet wird, ist blanker Unsinn. Diejenigen, die diesen Krieg führen wollen, haben vor der Technologie der massenhaften Menschenvernichtung nicht nur keine Angst, diese selbst ist integraler Bestandteil ihrer Strategie. Und auch den nun befragten irakischen Wissenschaftlern, die angeblich oder wirklich an der Entwicklung solcher Waffen arbeiteten, wird kein Vorwurf, sondern, falls sie qualifiziert genug sind, sicher ein unwiderstehliches Angebot gemacht werden. Besonders infam aber ist, dass jede Kritik an diesen durchsichtigen propagandistischen Manövern sofort mit Argumenten zurückgewiesen wird, die man nur noch erpresserisch nennen kann: durch den Vorwurf des Antiamerikanismus und durch das Einfordern von Dankbarkeit gegenüber den USA für die Befreiung vom Faschismus. Das erste Argument stellt eine billige Immunisierungsstrategie dar - einmal ausgesprochen, braucht nicht mehr über den Inhalt der Kritik gesprochen werden, sondern der Kritiker muss sich verteidigen und so lange beteuern, dass er nichts gegen Amerika habe, bis sein Argument vergessen ist. Selektive Erinnerung Und was die Dankbarkeit betrifft: Wäre dieses Argument triftig - wo war dann unsere Solidarität mit der UdSSR in Afghanistan oder angesichts ihres Zerfalls? Haben wir so schnell vergessen, was die Rote Armee zu unserer Befreiung vom Faschismus beigetragen hat? Noch einmal: Der Krieg gegen den Irak wird wohl kein größeres Problem darstellen. Die USA wollen ihn - mit oder ohne UNO - führen, sie werden ihn rasch gewinnen, niemand wird Saddam Hussein eine Träne nachweinen, es wird leichte Schwankungen der Börsenkurse und des Ölpreises und einige Hunderttausend tote Iraker geben. Die gab es auch 1991 und haben uns, da CNN keine Bilder lieferte, wenig erschüttert. Die weiteren Kollateralschäden dieses Krieges, seine Bedeutung für den Nahen und Mittleren Osten, für das internationale Recht, die globale Politik und die europäischen Interessen werden uns allerdings noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2003) |
11. February 2003, 15:25 | #14 |
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sehr interessant !
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11. February 2003, 16:17 | #15 |
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jo,
am interessantesten finde ich die Passagen zu Europa - ein "Vereingtes Europa" hat es noch nie gegeben, und ich denke, daß es auch nie eines geben wird... |
11. February 2003, 16:35 | #16 |
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ich denke, zumindest wird es noch sehr lange dauern. Und durch die Aufnahme zusätzlicher Staaten in die EU wird das alles noch schwieriger
Aber auch die Vereinigten Staaten haben lange gebraucht, um ene Einheit zu werden ... wobei sich hier die Frage stellt, ob eine Einheit nach dem Vorbild der Amerikaner erstrebenswert ist, oder ob die Vielfalt in Europa nicht doch mehr Vorteile für die Bürger hat |
11. February 2003, 16:49 | #17 |
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Im Unterschied zu Europa wurden die U.S.A. nach dem Bürgerkrieg und der fast völligen Ausrottung der Indianer immer zentral von Washington D.C. aus regiert -
und deshalb gibt es zwar Rivalitäten zwischen Bundesstaaten und einzelnen Volksgruppen, aber nach außen hin sind das alles "Amerikaner" - und Patrioten. Die Ehefrau eines meiner Freunde stammt aus NewYork - sie ist schon über 20 Jahre verheiratet und lebt hier, ist aber immer noch U.S.-Bürgerin und weigert sich, die Doppel-Staatsbürgerschaft anzunehmen. Die Verfassung der U.S.A. ist theoretisch die beste der Welt - was daraus gemacht wurde (wird), sieht man ja.... |
11. February 2003, 17:45 | #18 |
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hmm, langsam wird die Sache bedenklich.
Die USA instrumentalisieren nämlich nicht mehr NUR die UNO sondern zunehmend auch noch die Nato. Dadurch, dass sie dem IRAK mit Krieg drohen provozieren sie auf der anderen Seite den Bündnisfall, der den Schutz der Türkei nach sich zieht. Nette Strategie. Sie zeigt zumindest, dass dieser amerikanischen Regierung kein Mittel zu schmutzig ist, ihre Ziele durchzusetzten, so fragwürdig sie auch sein mögen. Nicht umsonst haben sich etliche Nobelpreisträger und zuletzt auch Schauspieler wie Dustin Hoffmann zu Wort gemeldet. Aber dass Propagandaparolen oft den Blick aufs Wesentliche verklären, wissen wir ja auch nicht erst seit gestern. Und viele Amerikaner machen in ihrer Empfänglichkeit und Gutgläubigkeit ihrer Regierung gegenüber leider keine Ausnahme. |
15. February 2003, 01:23 | #19 |
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Jo, man sehe sich nur an , wie sie auf allen Kanälen im
TV mit Tape ihre Fenster zukleben. Wie Stolz sie ihre Wasservorräte zeigen und brav anstehen um die Gasmasken ihren Köpfen anzupassen. So und nicht anders kriegt man die Mannschaft auf den vom Chef gewollten Kurs. cu orwell-84 |
15. February 2003, 09:21 | #20 |
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Orwell, willkommen erstmal auf dem Skats
Ich schätze, dir brauch ich nicht zu erzählen, wie dein Namensgeber einst in 1984 beschrieb, wie man ein ganzes Volk glauben macht, was man es glauben lassen will. Besonders interessant fand ich den Aspekt, der irgendwann mal angeschnitten wird - was, wenn es diesen Krieg zwischen Ozeanien etc. gar nicht gibt? Ich habe mal eine X-Files-Folge gesehen, in denen ein CIA-Mann sagt: Saddam ist nur ein Agent von uns, der ab und zu mit dem Säbel rasselt, wenn der Präsident will, daß alle mal wegschauen. Saddam Hussein ist längst tot. Natürlich ist es nicht so. Daß Saddam ein Diktator ist, dessen Gewaltherrschaft lieber gestern als heute gestürzt werden sollte, ist bestimmt die Meinung der meisten außer ihm selbst. Nur, wie le Carré im Spiegel schrieb: hätte Saddam kein Öl, könnte er seine Bevölkerung nach Herzenslust foltern und ermorden. Das ist keine Rechtfertigung des Tuns Saddams, sondern eine Hinterfragung der Argumentation Washingtons. Während sie mit Nordkorea, welches ungleich gefährlicher ist, auf Kuschelkurs gehen, und das menschenverachtende Foltern und Morden in anderen Staaten weitesgehend ignoriert wird, ziehen sie hunderttausende um den Irak zusammen, um einen "Enthauptungsschlag" durchzuführen - am besten in zwei Nächten durchgezogen und am zweiten Tag hält ein heroischer General Saddams Kopf in die Kamera, grinst sich eine und paßt dabei auf, daß ihm die Fat Lady nicht aus dem Mund fällt. |
15. February 2003, 17:01 | #21 |
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@ Akareyon,
danke für's willkommen. Deinem Post kann ich nur in vollem Umfang zustimmen. Dem bleibt nicht mehr viel hinzuzufügen, ausser vielleicht lassen sie dies zitat am besten in zwei Nächten durchgezogen und am zweiten Tag hält ein heroischer General Saddams Kopf in die Kamera, grinst sich eine und paßt dabei auf, daß ihm die Fat Lady nicht aus dem Mund fällt. zitat ende schweren Herzens,aus Gründen der Pietät, ausfallen. bye orwell |
15. February 2003, 23:26 | #22 |
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Die Szene sehen wir dafür in Hot Shots ]I[...
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17. February 2003, 12:06 | #23 |
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Abwarten, Tee trinken. Das ist mittlerweile mein Motto geworden bei der ganzen Sache. Seit Wochen zanken sich die USA mit dem halben Rest der Welt darum, wann es denn endlich losgehen könnte. Ich habe schon von zig schweren Verstößen gegen die UN-Resolution gehört und trotzdem ist nichts passiert. Und auch in diesem Monat wird es wohl immer noch nicht losgehen, weil man sich ja auf einen neuen Bericht Anfang März geeinigt hat. Daher ist alles, was in den nächsten zwei Wochen passiert, wohl zuerst einmal nur diplomatisches Taktieren....
Aber dann....ja dann könnte es vielleicht losgehen. Dann ist Deutschland nicht mehr im Vorsitz des UNO-Sicherheitsrats und ab dann wird es auch langsam für die amerikanische Regierung schwierig, genug Rechtfertigungen zu finden, nachdem man schon bei den Hitlervergleichen vor einigen Wochen angekommen war und die Argumente so langsam ausgehen. Ob die Amerikaner noch losschlagen? Keine Ahnung, so langsam steht es auf der Kippe, denn mit jedem Tag, der verstreicht, verkleinert sich das Zeitfenster für eine erfolgreiche Operation im Golfgebiet. Und es wächst der Druck auf die amerikanische Regierung. Entweder man präsentiert endlich den rauchenden Colt und hat die einwandfreie Rechtfertigung, bei der es dann auch einstimmig im Sicherheitsrat Zustimmung geben wird oder.... oder 1.) man schlägt ohne Zustimmung zu, entzieht der UNO mal eben die Existenzgrundlage und führt uns wieder in eine Ära zurück, in der ein Krieg lediglich ein diplomatischer Handlungsschritt war. oder 2.) Bush gibt sich geschlagen, wird nicht noch mal gewählt und viele amerikanische Ölfirmen konzentrieren sich doch wieder mehr auf den Kaukasus. So oder so ähnlich könnt's aussehen.... |
17. February 2003, 13:03 | #24 |
Registriert seit: December 2002
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Ich kann mir nicht vorstellen, daß dieser Krieg noch verhindert werden kann.
Bush muß den Krieg führen, sonst steht er als Weichei da. Hier geht es nicht mehr um die Tatsache, ob Saddam die Welt bedroht, sondern wie es die USA schaffen, ohne als 'Kriegstreiber' dazustehen und die UN zu unterlaufen den Krieg zu führen, denn sie wollen ja die irakischen Ölvorkommen kontrollieren. Deswegen wäre ein Abdanken von Saddam das Schlimmste, was den Amis passieren könnte, denn dann könnte sie nicht grundlos einmaschieren und diese Situation wäre wirklich sehr amüsant |
18. February 2003, 08:35 | #25 |
Beiträge: n/a
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Wenn eine 'Normale' Firma so neue (alte) Geschäfts-Partner gewinnen wollte, wären die Aussichten auf Erfolg garantiert nicht so hoch.
Das alte Motto: Geld stinkt nicht. |