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19. September 2004, 12:26   #1
Glühwürmchen
 
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Beiträge: 4.319
"Blue Chip"

Mal gucken, vielleicht findet mein Beitrag von woanders hier mehr Anklang?
Die Quellen der Zitate weiß ich nicht mehr, aber ich glaub auch nicht, dass das relevant ist

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"Blue Chip", der sogenannte "Geheimplan" der Deutschen DB AG, im März 2006 an die Börse zu gehen.

Wieder einmal versucht sich ein Konzern über die Börse zu sanieren. Tja, was Telekom konnte, das kann die Bahn schon lange!
Natürlich muss dem eifrigen Geldanleger vorgegaukelt werden, dass man in ein lohnendes Projekt investiert und das geht nur, wenn man schwarze Zahlen schreibt.
Wer ist dafür besser geeignet, als unser Herr Mehdorn? In seinem Alter muss man zusehen, dass man - egal wie - eine tolle Sache leistet, dafür eine Riesenabfindung bekommt um dann endlich, aber möglichst schnell, in den wohlverdienten Millionärsruhestand zu gehen.

Um uns die Aktien so schmackhaft wie möglich zu machen, kommen dann folgende Schlagzeilen auf den Tisch:

Zitat:
Bahn kommt nur langsam aus den roten Zahlen - Personenzüge im Plus
Das Ergebnis der Gesamtsparte wird wesentlich vom Nahverkehr getragen. Die Regionalzüge und S-Bahnen fuhren nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag) gut 200 Millionen Euro Gewinn ein und damit doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.
Bahnchef Hartmut Mehdorn hat wiederholt in Aussicht gestellt, dass der Konzern in diesem Jahr die Gewinnzone erreichen wird. Dies ist Voraussetzung für eine baldige Entscheidung des Bundes als Eigentümer über einen Börsengang, den Mehdorn bereits für 2006 anstrebt
Es wird mit Erfolgen gelockt, indem sich die Bahn mit fremden Federn schmückt.
Mit dem Nahverkehr hat die Bahn überhaupt kein Problem, da verkauft sie ihre Dienstleistung nämlich an die Länder, Kreise und Städte, bzw die von denen getragenen Verkehrsverbünde die dafür, dass es den Nahverkehr überhaupt gibt, die Differenz zwischen dem Erlös aus den Fahrkarten und dem was die Bahn behauptet was die Aufrechterhaltung des Betriebes kostet, bezahlen müssen. Da ist mangels Konkurrenz nicht mal der Antrieb zu wirtschaftlichem handeln vorhanden. Deswegen ist Mehdorn ja der eigentliche Verkehrsminister in diesem Land, der Schröder immer wieder damit droht das Handtuch zu werfen wenn er seine Vorstellungen nicht durchsetzen kann. Da bekommt Konkurrenz kaum eine Chance und "die blöden Nutzer" zahlen doppelt und dreifach!

Wenn Sie als Stadt wollen das der RE, der durchfährt, ab dem nächsten Fahrplanwechsel am Bahnhof halten soll, dann kostet das mal eben einen mindestens 5-stelligen € Betrag Ergo - man zahlt 1. direkt, 2. als Steuerzahler und 3. als Bürger über städtische Abgaben zum dritten mal

Dazu werden dann der Streckenerhalt sowie Neubaustrecken obendrein hoch subventioniert.

Tja, unser lieber Herr Schröder, der laut schreiend durch die Lande zieht, dass der Arbeitsmarkt verbessert werden muss und die Arbeitslosen für Fehlplanung zu büßen haben - akzeptiert gleichzeitig, dass von 600.000 Arbeitsplätzen schon jetzt 120.000 abgebaut wurden, damit Herr Mehdorn schwarz sehen kann.

Zitat:
Bahn will flexible Arbeitszeit
Personalvorstand: "35 bis 42 Stunden pro Woche"

"Wichtig ist uns", hob Bensel hervor: "Die Mitarbeiter sollen künftig nicht weniger im Portemonnaie haben."
Derzeit sind bei der Deutschen Bahn bis zum Jahresende 2004 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen
Die Mitarbeiter, die das Glück haben, noch dazu zu gehören, haben nicht weniger Geld, dafür aber weniger Kollegen.
Betriebsbedingte Kündigungen ist ein feiner Begriff, zu dem natürlich nicht die Empfehlung an die "alten Beamten" gehört,sich doch lieber jetzt aus dem Staub zu machen, dafür eine Abfindung zu kassieren, als nächstes Jahr leer auszugehen. Beamte sind unrentabel, da man sie nicht einfach loswird. Bis zum Jahresende liegt also der vorzeitige Ruhestand im Vordergrund und dann kann man so richtig toll neu mischen

Zitat:
An guten Tagen, also wenn es keine technischen Probleme oder Störungen von außen gibt, erreichen rund 90 Prozent der Züge die Bahnhöfe pünktlich. Darauf bauen wir auf und wollen uns weiter verbessern.
Wann hat die Bahn denn mal keine "technischen Probleme"?

Aber stimmt, der Zug Köln-Berlin kommt häufig pünktlich am Zielort an. Wie es aber bei den Zwischenstationen aussieht, das erwähnt man lieber nicht. Bis Hannover sind gut und gern 30 Minuten Verspätung einzurechnen. Anschlusszüge sind somit nicht mehr erreichbar (weil die nur 20 Minuten Verspätung hatten)
Danach folgt die Schnellstrecke, die für 300km/h ausgelegt ist, aber nur 200km/h berechnet werden. Fährt der Zug nun 250km/h, ist die Verspätung in Berlin nicht mehr relevant.

Zitat:
Milliardenauftrag für Bahn

Konzern sichert sich Stellung im NRW-Nahverkehr

Berlin - Die Bahn hat ihre beherrschende Position im deutschen Personennahverkehr gefestigt. Der Konzern unterzeichnete am Montag einen Vertrag mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dem größten in Deutschland, und dem Nahverkehrs-Zweckverband Niederrhein (NVN). Das Geschäftsvolumen für die nächsten 15 Jahre betrage sechs Milliarden Euro, teilte der VRR mit. An Konkurrenten der Bahn würden zunächst nur Verträge über etwa 600 Millionen Euro vergeben.
Wenn die Bahn, wie bisher, diese Milliardenaufträge an Baufirmen verteilt, dafür aber nicht zahlt, werden die schwarzen Zahlen für 2006 garantiert.
Was macht es schon, wenn eine Baufirma Ausstände von 1,2 Mio € hat? Geht sie eben kaputt und das Geld bleibt für neue Projekte erhalten.


Der sogenannte "Geheimplan" mit Bezeichnung "Blue Chip", der von dem Investmenthaus Morgan Stanley erarbeitet wurde und der einen Börsengang der Deutschen Bahn AG für März 2006 anvisiert, kommt einem Desaster für den Schienenverkehr gleich.

Weiterer Netzabbau = fortgesetzter Rückzug aus der Fläche: Das Netz soll um weitere 4.000 km abgebaut werden, nachdem es seit Beginn der Bahnreform (1994 bis 2002) bereits von 41.300 auf 35.200 km reduziert wurde. Insgesamt ergibt dies einen Netzabbau von einem Viertel in rund 12 Jahren. Gleichzeitig soll es einen massiven Abbau von Personal im Service geben; mehr als 100 Reisezentren werden geschlossen.

Die Börsenbahn ist immer weniger eine Bürgerbahn, eine Bahn für alle. Sie wird in der Fläche schlicht nicht präsent sein.
Falsche Konzentration auf Fernverkehr und Hochgeschwindigkeit: Das Fahrgastaufkommen im Fernverkehr hat sich 2003 bereits um 10,6 Prozent reduziert. Schuld daran ist auch das neue Preissystem, aber ebenso die falsche Konzentration auf Hochgeschwindigkeit bei gleichzeitiger Aufgabe regionaler Verbindungen (Wegfall des Interregios).

Die negativen Ergebnisse der Neubaustrecke Köln - Frankfurt/M. belegen diese Fehlorientierung. Im Blue Chip-Plan sind Aus- und Neubauinvestitionen in Höhe von 2,5 Mrd. Euro jährlich vorgesehen - u.a. in die absurde Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt. Damit wird ein falscher Trend verstärkt - die Schiene muss weitere Marktanteile verlieren.

Der Stanley-Morgan-Plan sieht staatlich garantierte Zahlungen des Bundes von 2,5 Mrd. Euro pro Jahr für einen Zeitraum von zehn Jahren vor - zuzüglich zu den Ausgaben für Neu- und Ausbau und zuzüglich zu den bereits garantierten Regionalisierungs-Geldern für den Nahverkehr. Damit finanziert der Bund die zu erwartenden Verluste im Schienenverkehr und die Gewinne der neuen privaten Eigner.
Das Netz als Verschiebebahnhof für Steuermilliarden: Indem Netz und Betriebsgesellschaften (Regio, Reise&Touristik, Railion/Ex-Cargo) gemeinsam an die Börse gehen sollen, wird die DB Netz im Wortsinne wie ein Verschiebebahnhof für Steuermilliarden wirken.
Die staatlich garantierten Gelder fließen formal an das Netz. Inwieweit sie für dessen Unterhalt eingesetzt werden, ist nicht kontrollierbar. Faktisch findet darüber eine Privatisierung von Steuermilliarden statt.
Vergleichbares wird mit den Regionalisierungsmitteln für den Nahverkehr (über DB Regio und erneut DB Netz) erfolgen. Wenn im "Blue Chip-Plan" festgelegt wird, dass das Netz, wenn es sich als unwirtschaftlich erweisen sollte, an den Bund rückübereignet werden kann, so erinnert das nachdrücklich an das britische "Modell": Dort stellte die Regierung nach zehn Jahren Bahnprivatisierung fest, dass der Netzbetrieb Railtrack zwar Milliarden einnahm, diese jedoch überwiegend privatisierte und wenig investierte. 2003 wurde das Netz wieder verstaatlicht.
Die britische Regierung steht nun vor dem kaum lösbaren Problem, dass 50 Milliarden Pfund investiert werden müssten, um das völlig heruntergekommene Netz wieder instand zu setzen.

Politischer Zeitpunkt Frühjahr 2006: Der Geheimplan "Blue Chip" orientiert bewusst auf das Frühjahr 2006. Damit soll der verantwortungslose Börsengang vor der Bundestagswahl durchgezogen und eine neue Bundesregierung "entlastet" werden. Gleichzeitig wird gegenüber der EU-Kommission das Haushaltsdefizit 2004 geschönt und (möglicherweise) erreicht, dass die Bundesrepublik 2006 nicht das vierte Mal das 3-Prozent-Maastricht-Kriterium verletzt. Der nun im Detail skizzierte Gang der Bahn an die Börse bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen. Mit ihm werden Steuermilliarden privaten Großaktionären zugeschoben und gleichzeitig der Schienenverkehr auf das Abstellgleis abgeschoben.

Wer also in Eisenbahn investieren will sollte Märklin kaufen, die ist wenigstens wertbeständig
 
Antwort

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